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Technisches Gebiet:
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Die Erfindung betrifft eine Luftkammeranordnung zur sitzdynamikbildenden Integration in einen Fahrzeugsitz und einen Fahrzeugsitz mit der Luftkammeranordnung. Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Betrieb einer Luftkammeranordnung.
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Hintergrund:
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Dämpfungseinrichtungen für Fahrzeugsitze zur Erhöhung eines Sitzkomforts sind aus dem Stand der Technik bereits bekannt.
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Beispielsweise beschreibt die Druckschrift zu
WO 00/21417 A1 eine Dämpfungsvorrichtung für einen Sitz mit einem ersten verformbaren Hohlkörper, der mit einer federelastischen Füllung gefüllt ist und mit einem zweiten Hohlkörper, der mit dem ersten Hohlkörper über mindestens ein Ventil verbunden ist. Das Ventil öffnet in Abhängigkeit eines Überdrucks in dem ersten Hohlkörper.
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Beschreibung:
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine langlebige und kostengünstige Luftkammeranordnung bereitzustellen, welche zur Bildung einer Sitzdynamik in einem Fahrzeugsitz integrierbar ist. Diese Aufgabe wird durch eine Luftkammeranordnung zur sitzdynamikbildenden Integration in einen Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Anspruchs 1, durch einen Fahrzeugsitz mit der Luftkammeranordnung gemäß dem Anspruch 6 und durch ein Verfahren zum Betrieb einer Luftkammeranordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 14 gelöst. Bevorzugte oder vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, der nachfolgenden Beschreibung und/oder den beigefügten Figuren.
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Es wird eine Luftkammeranordnung vorgeschlagen, welche dazu ausgebildet ist, in einen Fahrzeugsitz integriert zu werden und eine Sitzdynamik für einen Insassen auf dem Fahrzeugsitz zu bilden. Die Luftkammeranordnung umfasst eine erste Kammer und eine zweite Kammer. Vorzugsweise sind die Kammern mit luftdichten Hüllen umgeben. Die beiden Kammern sind zumindest teilweise mit einem Fluid, insbesondere mit Luft, gefüllt. Insbesondere herrscht in den beiden Kammern ein ursprünglicher Luftdruck.
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Die beiden Kammern sind benachbart nebeneinander angeordnet und strömungstechnisch miteinander verbunden. Beispielsweise können die Kammern angrenzend und/oder kontaktierend nebeneinander angeordnet sein. Alternativ kann ein Abstand zwischen der ersten Kammer und der daneben angeordneten zweiten Kammer bestehen.
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Die Luftkammeranordnung umfasst ein passiv pneumatisches Einwegeventil, welches dazu ausgebildet ist, Außenluft in zumindest eine der beiden Kammern einzulassen. Vorzugsweise ist das Einwegeventil nicht aktiv von außen, zum Beispiel durch einen Aktor, aktivierbar und/oder betätigbar, insbesondere zu öffnen. Vielmehr ist das Einwegeventil passiv, insbesondere durch sich verändernde Druckverhältnisse in den beiden Kammern, aktivierbar und/oder betätigbar.
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Bevorzugt ist das Einwegeventil über eine Luftzuleitung mit der ersten Kammer und/oder mit der zweiten Kammer verbunden. Die Außenluft kann optional mittels der Luftzuleitung in eine der beiden Kammern oder zugleich in beide Kammern eingelassen werden. Die bei geöffneten Einwegeventil eingelassene Außenluft kann mittels der Strömungsverbindung von der einen Kammer in die andere Kammer strömen.
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Vorteilhaft ist, dass mittels der in dem Fahrzeugsitz integrierten Luftkammeranordnung eine gewisse Instabilität beim Sitzen eines Insassen auf dem Fahrzeugsitz und dadurch insbesondere eine neuartige Bewegungsanregung für den Insassen auf dem Fahrzeugsitz bereitgestellt werden kann. Insbesondere ist die Bewegungsanregung auf dem Fahrzeugsitz ähnlich oder vergleichbar mit einem Wirkprinzip von Gymnastikbällen, welche als eigenständige Sitzmöbel genutzt werden. Wenn die Luftkammeranordnung in dem Fahrzeugsitz, insbesondere in einem Sitzkissen des Fahrzeugsitzes integriert ist, führen viele Bewegungen des Insassen auf dem Fahrzeugsitz zu einem Verkippen des Beckens des Insassen. Bei den Bewegungen kann es sich zum Beispiel um selbstständig von diesem ausgeführte oder durch Fahrzustände des Fahrzeugs, wie zum Beispiel Kurvenfahrten, Beschleunigung, Abbremsen, angeregte Bewegungen handeln. Vorzugsweise ist die Luftkammeranordnung dazu ausgebildet, das Verkippen des Beckens in einem verhältnismäßig geringen Umfang auszulösen, sodass der Insasse dieses nicht bewusst wahrnimmt und es insbesondere als nicht störend empfindet. Jedoch ist die Luftkammeranordnung insbesondere dazu ausgebildet, ein ausreichend starkes Verkippen auszulösen, um den gewünschten Dynamisierungseffekt zu erreichen. Vorzugsweise geht mit dem Dynamisierungseffekt eine verringerte Ermüdung des Insassen während der Fahrt einher, sodass insbesondere bei einem Fahrer des Fahrzeugs eine Konzentration bei längeren Fahrten verbessert und daraus resultierende Unfälle reduziert oder vermieden werden können.
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In einer möglichen Ausführungsform der Erfindung ist jede der beiden Kammern mit einem Schaumeinleger aus einem elastischen Schaummaterial gefüllt. Vorzugsweise füllt der Schaumeinleger die jeweilige Kammer zumindest teilweise aus. Vorzugsweise ist das Schaummaterial unter Belastung reversibel verformbar. Bevorzugt ist der Schaumeinleger ausgehend von seiner ursprünglichen Form zusammendrückbar, sodass sich sein ursprüngliches Volumen verringert. Insbesondere ist der Schaumeinleger in einem belasteten Zustand der beiden Kammern, insbesondere wenn der Insasse auf dem Fahrzeugsitz sitzt, in seinem Volumen verkleinert. Im Speziellen herrscht in dem belasteten Zustand ein Überdruck in den beiden Kammern vor. Wenn die Belastung nicht mehr vorhanden ist, der Insasse insbesondere nicht mehr auf dem Fahrzeugsitz sitzt, nimmt der Schaumeinleger seine ursprüngliche Form und sein ursprüngliches Volumen bevorzugt wieder ein. Insbesondere weist der Schaumeinleger in einem entlasteten Zustand der beiden Kammern ein ursprüngliches Volumen auf. Bevorzugt sinkt der Überdruck bei einem Übergang von dem belasteten Zustand in den entlasteten Zustand in den beiden Kammern bis der ursprüngliche Luftdruck wieder erreicht ist.
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In einer weiteren möglichen Ausführungsform der Erfindung ist bei einer Änderung von dem belasteten Zustand der beiden Kammern in den unbelasteten Zustand ein Sog zur Aktivierung des Einwegeventils erzeugbar. Bevorzugt ist das Einwegeventil mittels der Volumenänderung des Schaumeinlegers und der damit einhergehenden Änderung des Luftdrucks in den beiden Kammern passiv pneumatisch aktivierbar. Vorzugsweise wird eine anzusaugende Luftmenge über die physische Größe der Schaumeinleger in den beiden Kammern bestimmt.
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Optional ist in den Schaumeinleger mindestens ein Luftkanal eingebracht. Durch den mindestens einen Luftkanal kann der Schaumeinleger in dem belasteten Zustand noch stärker in seinem Volumen reduziert werden und bei dem Übergang zu dem unbelasteten Zustand einen noch stärkeren Sog erzeugen.
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Das selbständige Ansaugen der Umgebungsluft und die damit einhergehende selbstständige Füllung der Kammern hat den Vorteil, dass ein möglicher Luftverlust durch natürliche Undichtigkeiten der Hüllen der Kammern und ein damit einhergehender Unterdruck in den Kammern ohne Eingriff von außen ausgeglichen werden kann. Somit kann eine dauerhafte Bildung der Sitzdynamik durch die mit ausreichend Luft gefüllten Kammern erzielt werden. Eine Reduzierung des Sitzkomforts des Insassen auf dem Fahrzeugsitz und der Sitzdynamikbildung durch den natürlichen Luftverlust in den Kammern über einen langen Nutzungszeitraum kann somit in vorteilhafter Weise verhindert werden.
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Vorteilhaft ist weiterhin, dass eine Betätigung und Ansteuerung des Einwegeventils durch den Insassen nicht notwendig ist. Zusätzliche Bauteile, z.B. eine Betätigungseinrichtung und/oder eine Steuerungseinrichtung werden nicht benötigt, sodass Bauraum, Gewicht und Kosten reduziert werden können. Es ist außerdem von Vorteil, dass Schwierigkeiten, die mit der manuellen Bedienung des Ventils auftreten können, verhindert werden können. So kann z.B. vermieden werden, dass der Insasse zu viel Luft aus den Kissen entweichen lässt, was eine unkomfortable und nachteilige Sitzposition zur Folge haben kann.
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In einer möglichen konstruktiven Umsetzung der Erfindung sind die beiden Kammern durch mindestens einen Luftdurchlass, vorzugsweise durch mehrere luftdurchlässig, der Luftkammeranordnung strömungstechnisch miteinander verbunden. Der mindestens eine Luftdurchlass kann als ein Schlauch oder Rohr ausgebildet sein. Er ist zum Beispiel zwischen den nebeneinander angeordneten Kammern angeordnet. Vorzugsweise erstreckt er sich von der ersten Kammer zu der zweiten Kammer, sodass ein Luftaustausch zwischen den beiden Kammern ermöglicht ist.
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Einen weiteren Gegenstand der Erfindung bildet ein Fahrzeugsitz für ein Fahrzeug, zum Beispiel für einen Pkw oder für ein Nutzfahrzeug. Die Luftkammeranordnung nach der bisherigen Beschreibung und/oder nach einem der Ansprüche 1 bis 5 ist in dem Fahrzeugsitz integriert. Der Fahrzeugsitz kann als ein Sitz einer vorderen Sitzreihe, insbesondere als ein Fahrersitz oder Beifahrersitz, oder als ein Sitz einer hinteren Sitzreihe des Fahrzeugs ausgebildet sein. Optional weist der Fahrzeugsitz eine Rückenlehne und ein Sitzkissen auf, wobei die Rückenlehne und/oder das Sitzkissen eine Polsterung aus einem Polsterschaum umfasst. Beispielsweise bildet die Polsterung des Sitzkissens eine Sitzfläche und weist eine der Sitzfläche gegenüberliegende Unterseite auf. Insbesondere bildet die Polsterung der Rückenlehne eine Anlehnfläche und weist eine der Anlehnfläche gegenüberliegende Rückseite auf.
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In einer möglichen Realisierung der Erfindung ist die Luftkammeranordnung in dem Sitzkissen integriert. Alternativ oder optional ergänzend kann die Luftkammeranordnung auch in der Rückenlehne integriert sein.
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In einer möglichen konstruktiven Ausgestaltung der Erfindung weist die Polsterung eine erste Kavität, eine zweite Kavität und weitere Kavitäten auf. Vorzugsweise sind die erste Kammer in die erste Kavität und die zweite Kammer in die zweite Kavität eingesetzt. Das Einwegeventil, die Luftzuleitung und/oder der mindestens eine Luftdurchlass in die weiteren Kavitäten eingesetzt. Insbesondere kann die Luftkammeranordnung in das bereitgestellte Polster eingesetzt werden. Dies hat den Vorteil, dass die Luftkammeranordnung zum Beispiel bei einem Defekt einfach ausgetauscht werden kann.
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In einer alternativen möglichen konstruktiven Ausgestaltung der Erfindung ist die Luftkammeranordnung vollständig oder nahezu vollständig mit dem Polsterschaum umschäumt. Insbesondere ist die Luftkammeranordnung in dem Polster stoffschlüssig integriert. Dies hat den Vorteil, dass die beiden Kammern positions- und verliersicher in dem Polster integriert sind und insbesondere kein zusätzlicher Montageschritt zum Einsetzen der Luftkammeranordnung in die Polsterung notwendig ist.
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Eine mögliche Realisierung der Erfindung sieht vor, dass das Sitzkissen eine Drahtfedermatte aufweist. Vorzugsweise ist die Drahtfedermatte beabstandet von der Sitzfläche in der Polsterung integriert. Insbesondere verläuft die Drahtfedermatte gleichgerichtet mit der Unterseite, wobei sie näher an der Unterseite als an der Sitzfläche angeordnet ist. Im Speziellen ist die Drahtfedermatte benachbart oder nahe oberhalb der Unterseite in der Polsterung integriert.
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Es kann im Rahmen der Erfindung vorgesehen sein, dass die beiden Luftkammern unmittelbar oder nahe oberhalb der Drahtfedermatte in der Polsterung angeordnet sind. Alternativ kann es im Rahmen der Erfindung vorgesehen sein, dass die beiden Kammern beabstandet von der Drahtfedermatte zwischen der Sitzfläche und der Drahtfedermatte in der Polsterung integriert sind. Bevorzugt können die beiden Luftkammern in entsprechender Weise in der Polsterung der Rückenlehne integriert sein.
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Eine mögliche konstruktive Umsetzung der Erfindung sieht vor, dass die beiden Kammern gemeinsam eine Gesamtoberfläche aufweisen. Vorzugsweise entspricht die Gesamtoberfläche in Ihrem Abmaß der Sitzfläche oder sie entspricht dieser im Wesentlichen. Insbesondere können die beiden Kammern somit eine Sitzdynamikfunktion für die gesamte oder nahezu gesamte Sitzfläche bereitstellen.
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In einer alternativen möglichen konstruktiven Umsetzung der Erfindung entspricht die Gesamtoberfläche der beiden Kammern in Ihrem Abmaß einem Teilbereich der Sitzfläche. Beispielsweise kann der Teilbereich dazu vorgesehen sein, Sitzbeinhöcker des Beckens des Insassen abzustützen, wenn dieser auf dem Fahrzeugsitz sitzt. Vorzugsweise können die beiden Kammern in diesem Fall die Sitzdynamikfunktion gezielt in dem Teilbereich bereitstellen. Insbesondere sind die beiden Kammern dort in der Polsterung angeordnet, wo die Sitzbeinhöcker beim Sitzen des Insassen auf dem Fahrzeugsitz Druck auf die Polsterung ausüben. Insbesondere kann das Becken des Insassen dadurch noch gezielter während der Fahrt im Fahrzeug mobilisiert werden.
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Einen weiteren Gegenstand der Erfindung bildet ein Verfahren zum Betrieb einer Luftkammeranordnung nach der bisherigen Beschreibung und/oder nach einem der Ansprüche 1 bis 5. Die Luftkammeranordnung ist zur Sitzdynamikbildung in einem Fahrzeugsitz integriert. Im Rahmen des Verfahrens ist es vorgesehen, dass das Einwegeventil passiv luftgesteuert wird, um die Außenluft in zumindest eine der beiden Kammern einzulassen.
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In einem möglichen Verfahrensschritt werden die Schaumeinleger in den Kammern während und/oder durch die Belastung des Sitzkissens, insbesondere wenn der Insasse auf dem Fahrzeugsitz sitzt, ein Stück zusammengedrückt. Vorzugsweise dienen sich die Schaumeinleger bei und/oder durch die Entlastung des Sitzkissens, insbesondere wenn der Insasse den Fahrzeugsitz verlässt, wieder aus. Ein möglicher Verfahrensschritt sieht vor, dass während des Ausdehnens, insbesondere aufgrund einer Druckveränderung in den Kammern, ein Sog in den Kammern erzeugt wird. Bevorzugt wird die Außenluft durch den Sog durch das Einwegeventil angesaugt und in zumindest eine der beiden Kammern eingelassen wird. Auf eine Aktivierung des Einwegeventils von außen, zum Beispiel durch manuelle Betätigung einer Betätigungseinrichtung und/oder durch Ansteuerung eines Aktors durch eine Steuerungseinrichtung, kann dadurch verzichtet werden.
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Weitere Merkmale, Vorteile und Wirkungen der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung. Dabei zeigen:
- 1 eine Draufsicht von oben auf ein Sitzkissen eines Fahrzeugsitzes, in welchen eine Luftkammeranordnung mit Kammern mit einer ersten Gesamtfläche angeordnet ist;
- 2 eine Draufsicht von oben auf das Sitzkissen, in welcher die Luftkammeranordnung mit Kammern in einer zweiten Gesamtfläche angeordnet ist;
- 3 eine Draufsicht von vorne auf das Sitzkissen mit der alternativen Luftkammeranordnung;
- 4 eine Draufsicht von der Seite auf das Sitzkissen mit der Luftkammeranordnung aus der 3 in einer ersten Höhenpositionierung;
- 5 eine Draufsicht von der Seite auf das Sitzkissen mit der Luftkammeranordnung aus der 3 in einer zweiten Höhenpositionierung.
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Einander entsprechende oder gleiche Teile sind in den Figuren jeweils mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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In den 1 und 2 ist eine Draufsicht von oben auf ein Sitzkissen 20 eines Fahrzeugsitzes, zum Beispiel eines Sitzes einer vorderen Sitzreihe eines Fahrzeugs oder eines Sitzes einer hinteren Sitzreihe des Fahrzeugs, insbesondere eines Pkws oder eines Nutzfahrzeugs, gezeigt. Das Sitzkissen 20 weist eine Polsterung 21 aus einem Polsterschaum, eine Sitzfläche 22 und eine der Sitzfläche gegenüberliegende Unterseite 23 auf.
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Die 3 zeigt eine Draufsicht von vorne auf das Sitzkissen 20. Das Sitzkissen weist 2 Seitenwange 23a, 23b auf, welche die Sitzfläche 22 seitlich begrenzen. Insbesondere ist die Sitzfläche 22 zwischen den beiden Seitenwangen 23a, 23b angeordnet. Das Sitzkissen 20 umfasst eine Drahtfedermatte 24, welche in der Polsterung 21 integriert ist und gleichgerichtet und/oder im Wesentlichen parallel zu der Unterseite 23 verläuft. Die Drahtfedermatte 24 ist zwischen der Sitzfläche 22 und der Unterseite 23 angeordnet, wobei sie näher an der Unterseite 23 angeordnet ist als an der Sitzfläche 22. Beispielsweise verläuft die Drahtfedermatte 24 in einem ersten Abstand 27 von bis zu 200 Millimeter, vorzugsweise von bis zu 150 Millimeter, insbesondere von bis zur 100 Millimeter und/oder von mindestens 10 Millimeter oberhalb der Unterseite 23.
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Auf der Sitzfläche 22 kann ein Insasse des Fahrzeugs mit seinem Gesäß Platz nehmen, wenn er auf dem Fahrzeugsitz sitzt. In einem belasteten Zustand der Sitzfläche 22, insbesondere wenn der Insasse auf dem Fahrzeugsitz Platz nimmt und auf dem Sitzkissen 20 sitzt, wird die Polsterung im Bereich der Sitzfläche 22 ein Stück eingedrückt, sodass die Sitzfläche 22 in Richtung der Unterseite 23 nach unten versetzt wird und sich eine Abstützebene 26 in der Polsterung 21 ergibt. Die Abstützebene 26 ist durch eine gestrichelte Linie 26 dargestellt. In dem belasteten Zustand stimmen die Sitzfläche 22 und die Abstützebene 26 überein oder die Sitzfläche 22 ist an die Abstützebene 26 angenähert. Die Sitzbeinhöcker 25 des Beckens 30 sinken, wie aus den 4 und 5 zu entnehmen, in Abhängigkeit eines Körpergewichts des Insassen in etwa bis zu der Abstützebene 26 in die Polsterung 21 ein, wenn der Insasse auf dem Sitzkissen 20 sitzt.
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Wie aus den 1 und 2 zu entnehmen, weist der Fahrzeugsitz eine Luftkammeranordnung 1 zur Sitzdynamikbildung und Mobilisation eines Beckens 30 (siehe 4 und 5) des Insassen auf. Die Luftkammeranordnung 1 ist in dem Sitzkissen 20 integriert. Die Luftkammeranordnung 1 umfasst eine erste Kammer 2 und eine zweite Kammer 3, welche eine luftdichte Hülle aufweisen und mit Luft befüllt sind. Die erste Kammer 2 ist benachbart neben der zweiten Kammer 3 angeordnet, wobei zwischen beiden ein geringer Abstand ist. Die beiden Kammern 2, 3 sind mittels mindestens eines Luftdurchlasses 4, bevorzugt mittels mehrerer Luftdurchlässe, strömungstechnisch miteinander verbunden. Die Luftdurchlässe 4 sind als Rohre oder Schläuche ausgebildet. Sie sind in dem Abstand zwischen den beiden Kammern angeordnet und erstrecken sich von der ersten Kammer 2 zu der zweiten Kammer 3. Dadurch ist ein Luftaustausch zwischen beiden Kammern 2, 3 möglich und es herrscht in beiden Kammern 2, 3 ein übereinstimmender ursprünglicher Luftdruck vor.
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Die Luftkammeranordnung 1 umfasst ein erstes Schaumteil 5 und ein zweites Schaumteil 6, welche aus einem reversibel elastisch verformbaren Schaumstoff gebildet sein. In jedem Schaumteil 5, 6 ist mindestens ein Luftkanal, bevorzugt mehrere Luftkanäle, angeordnet, welche das jeweilige Schaumteil durchlaufen. Das erste Schaumteil 5 ist in der ersten Kammer 2 angeordnet und füllt diese zumindest teilweise aus. Das zweie Schaumteil 6 ist in der zweiten Kammer 3 angeordnet und füllt diese zumindest teilweise aus.
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Die Luftkammeranordnung 1 weist ein Einwegeventil 7 auf, welches über eine Luftzuleitung 8 mit der ersten Kammer 2 strömungstechnisch verbunden ist und über eine weitere Luftzuleitung 9 strömungstechnisch an die Umgebungsluft angebunden ist. Das Einwegeventil 7 ist passiv pneumatisch aktivierbar, insbesondere wird keine externe Aktivierung des Einwegeventils 7 benötigt. Bei aktiviertem Einwegeventil 7, insbesondere wenn dieses geöffnet ist, lässt das Einwegeventil 7 Außenluft in die erste Kammer 2. Die eingelassene Außenluft kann von dort aus über die Luftkanäle 4 in die zweite Kammer 3 strömen.
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Die Luftkammeranordnung 1 ist in der Polsterung 21 aufgenommen. Hierzu ist sie mit dem Polsterschaum der Polsterung 21 stoffschlüssig verbunden, insbesondere mit dem Polsterschaum umschäumt. Dies hat den Vorteil, dass die Luftkammeranordnung 1 und deren Bestandteile verliersicher in der Polsterung 21 aufgenommen sind und zusätzliche Montageschritte zur Anordnung der Luftkammeranordnung 1 in der Polsterung entfallen.
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Die Polsterung 21 kann in einem alternativen Ausführungsbeispiel mit Kavitäten versehen sein, in die die beiden Kammern 2, 3, die Luftkanäle 4, das Einwegeventil 7 und die Luftzuleitung 8 eingesetzt sind. Diese Art der Integration der Luftkammeranordnung 1 in die Polsterung 21 hat den Vorteil, dass die Luftkammeranordnung 1 oder deren Bestandteile für den Fall eines Defekts einfach aus der Polsterung entnommen werden kann und ersetzt werden kann.
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Gemäß der 1 weisen die beiden Kammern 2, 3 eine erste Gesamtoberfläche auf, die in Ihrem Abmaß einem Teilbereich der Sitzfläche 22 entspricht. Die erste Gesamtoberfläche beträgt vorzugsweise bis zu 60 Prozent, vorzugsweise bis zu 50 Prozent, insbesondere bis zu 40 Prozent und/oder mindestens 20 Prozent der Sitzfläche 22. Der Teilbereich der Sitzfläche 22 ist dort angeordnet, wo Sitzbeinhöcker 25 des Beckens 30 des Insassens (siehe 4 und 5) beim Sitzen auf dem Fahrzeugsitz in der Regel positioniert sind. Die Kammern 2,3 er sind so positioniert, dass sie unterhalb der Sitzbeinhöcker 25 in der Polsterung angeordnet sind, wobei jeweils eine der Kammern 2,3 genau einem Sitzbeinhöcker zugeordnet ist. Somit können die Kammern 2, 3 die Sitzdynamikfunktion gezielt für den Teilbereich der Sitzfläche 22 bereitstellen.
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Die 2 zeigt die Luftkammeranordnung 1 mit einer zweiten, größeren Gesamtoberfläche, welche in Ihrem Abmaß nahezu der gesamten Sitzfläche 22 entspricht. Die zwei Gesamtoberfläche beträgt vorzugsweise mindestens 60 Prozent, vorzugsweise mindestens 70 Prozent, insbesondere mindestens 80 Prozent und/oder maximal 100 Prozent der Sitzfläche 22. Die zweite Gesamtoberfläche ist in dieser Größe dort angeordnet, wo die Oberschenkel und das Gesäß beziehungsweise das Becken 30 mit den Sitzbeinhöckern 25 des Insassen beim Sitzen auf dem Fahrzeugsitz angeordnet sind. Dadurch können die Kammern 2, 3 die Sitzdynamikfunktion für nahezu die gesamte Sitzfläche 22 bereitstellten.
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Die Luftkammeranordnung 1 kann in unterschiedlichen Höhenpositionen in dem Sitzkissen 22 integriert sein, so wie es in den 4 und 5, welche eine seitliche Draufsicht auf das Sitzkissen 20 zeigen, dargestellt ist.
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Gemäß der 4 ist die Luftkammeranordnung 1, insbesondere die beiden Kammern 2, 3 unmittelbar und/oder nahe oberhalb der Drahtfedermatte 24 angeordnet. Die Kammern 2, 3 sind in dem belasteten Zustand der Sitzfläche 22 in einem zweiten Abstand 28 von der Abstützebene 26 angeordnet. Der zweite Abstand 28 beträgt vorzugsweise mindestens 80 Millimeter, insbesondere mindestens 100 Millimeter, im Speziellen mindestens 120 Millimeter und/oder maximal bis zu 200 Millimeter.
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Gemäß der 5 ist die Luftkammeranordnung 1, insbesondere die beiden Kammern 2, 3 unmittelbar oder nahe unterhalb der Abstützebene 26 angeordnet. Die Kammern 2, 3 sind in einem dritten Abstand 29 beabstandet zu der Drahtfedermatte 24 und oberhalb dieser angeordnet. Der dritte Abstand 29 beträgt vorzugsweise mindestens 80 Millimeter, insbesondere mindestens 100 Millimeter, im Speziellen mindestens 120 Millimeter und/oder maximal bis zu 200 Millimeter.
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Die Luftkammeranordnung 1 ist dazu ausgebildet, das Becken 30 des Insassen zu mobilisieren und/oder zu dynamisieren, wenn der Insasse auf dem Fahrzeugsitz Platz nimmt und auf dem Sitzkissen 20 sitzt. Die Kammern 2, 3 bewirken eine gewisse Instabilität beim Sitzen und regen dadurch eine Bewegung des Beckens 30, z.B. ein leichtes Verkippen, an, so wie aus den 4 und 5 zu entnehmen ist. Die Dynamisierung kann dazu beitragen eine Ermüdung des Insassen während längerer Fahrten zu vermindern und eine Aufmerksamkeit zu steigern.
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Mit der Zeit kann es zu einem natürlichen Entweichen von Luft aus den beiden Kammern 2, 3, z.B. durch Nähte an der Hülle, kommen, was zu zunehmenden Erschlaffung der Kammern 2, 3 und zu einem Unterdruck in den Kammern 2, 3 führen kann. Dieser Effekt wird durch das passiv pneumatisch aktivierbare Einwegeventil 7 ausgeglichen, indem es Umgebungsluft in die erste Kammer 2 einlässt, wenn es geöffnet ist. Von dort aus kann sich die Umgebungsluft in den beiden Kammern 2, 3 gleichmäßig verteilen, wobei der ursprüngliche Luftdruck wiederherstellt wird. Ein Ausströmen der Luft aus den Kammern 2, 3 wird durch das Einwegeventil 7 verhindert.
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Die Aktivierung und Öffnung des Einwegeventils 7 erfolgt passiv luftgesteuert, insbesondere durch die Schaumeinleger 5, 6 in den Kammern 2, 3. Im belasteten Zustand der Sitzfläche 22 werden die Kammern 2, 3 ein Stück zusammengedrückt, die darin angeordneten Schaumeinleger 5, 6 (siehe 1 und 2) verformt und in ihrem Volumen reduziert. Der Luftdruck in den Kammern 2,3 steigt, es herrscht Überdruck vor.
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Wenn die Sitzfläche 22 nicht mehr belastet ist, dehnen sich die Schaumeinleger 5, 6 wieder aus und nehmen ihre ursprüngliche Form wieder ein. Während sich die Schaumeinleger 5, 6 ausdehnen, entsteht ein Sog in den beiden Kammern 2, 3, durch den das Einwegeventil 7 aktiviert und geöffnet wird und die Umgebungsluft angesaugt wird. Durch das Einwegeventil 7 kann die Umgebungsluft in die beiden Kammern 2, 3 strömen.
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Sobald die Schaumeinleger 5, 6 ihre ursprüngliche Form wieder eingenommen haben, der ursprüngliche Druck in den beiden Kammern 2,3 vorherrscht und/oder kein Sog mehr gebildet ist, wird das Einwegeventil 7 geschlossen. Somit wird kein Aktor, keine Steuerungseinrichtung und keine Betätigungseinrichtung zur Aktivierung und Öffnung und zur Deaktivierung und zum Verschluss des Einwegeventils 7 benötigt. Die Luftmenge in den beiden Kammern 2, 3 stellt sich selbstständig wie zuvor beschrieben ein. Dadurch kann in vorteilhafter Weise, insbesondere über eine gesamte Lebensdauer der Luftkammeranordnung 1, die ausreichende Luftfüllung der beiden Kammern gewährleistet werden.
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Während vorstehend mindestens ein Ausführungsbeispiel detailliert offenbart wurde, ist es anzuerkennen, dass eine Vielzahl von erfindungsgemäßen Variationen existieren. Es ist ebenfalls anzuerkennen, dass das mindestens eine Ausführungsbeispiel nur beispielhaften Charakter hat und keine Begrenzung des Schutzumfangs, der Anwendungsgebiete oder der Konfiguration darstellt. Vielmehr soll die vorliegende Offenbarung einen angenehmen Fahrplan zur Umsetzung mindestens eines Ausführungsbeispiels sein. Somit sollte es anzuerkennen sein, dass verschiedene Variationen der Funktion oder der Anordnung der Elemente des mindestens einen Ausführungsbeispiels umgesetzt werden können, ohne den Umfang zu verlassen, der durch die Ansprüche und deren rechtmäßigen Äquivalente vorgegeben ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Luftkammeranordnung
- 2
- erste Kammer
- 3
- zweite Kammer
- 4
- Luftdurchlass
- 5
- erster Schaumeinleger
- 6
- zweiter Schaumeinleger
- 7
- Einwegeventil
- 8
- Luftzuleitung
- 9
- weitere Luftzuleitung
- 20
- Sitzkissen
- 21
- Polsterung
- 22
- Sitzfläche
- 23a, b
- Seitenwangen
- 24
- Drahtfedermatte
- 25
- Sitzbeinhöcker
- 26
- Abstützebene
- 27
- erster Abstand
- 28
- zweiter Abstand
- 29
- dritter Abstand
- 30
- Becken
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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