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Die Erfindung betrifft eine modulare Sattelunterlage, welche dafür vorgesehen ist, unter dem Reit-oder Lastensattel eines Tieres angeordnet zu werden, wobei sie sich auf zwei Seiten des Reittieres erstreckt. Dabei weist sie eine Basislage und eine Decklage auf, zwischen denen Fülllagen anordenbar sind.
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Sattelunterlagen werden verwendet, um den Rücken eines Reittieres, beispielsweise eines Pferdes, zu schonen. Wenn Sättel nicht optimal an die Anatomie eines Pferdes angepasst sind, treten Druckstellen und Scheuerstellen auf. Manche Pferde sind so empfindlich, dass ein Reiten mit Sattel dann kaum möglich ist.
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Eine einfache Lösung, die sich in der Kavallerie bewährt hat, besteht darin, eine mehrfach gefaltete Decke (Woilach) zwischen Pferderücken und Sattel zu legen. Dabei besteht jedoch ein Problem, dass ein Pferderücken nicht gerade ist, sodass sich Falten bilden können, was wiederum zu Druck- und Scheuerstellen führt.
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Und dieses Problem zu beseitigen, ist es beispielsweise aus der
DE 10133751 A1 bekannt, eine formstabile Zwischenlage aus Kunststoff zwischen einem Pferderücken und einem Sattel anzuordnen, wobei das Kunststoffteil aus einem aushärbaren Kunststoffmaterial besteht und so sehr gut an die Anatomie des Pferdes angepasst werden kann.
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Eine weitere Schwierigkeit besteht jedoch darin, dass sich die Anatomie eines Pferderückens mit dem Alter, aber auch je nach Jahreszeit (Futterzustand), verändert.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Sattelunterlage anzugeben, welche eine optimierte Druckverteilung gewährleistet und zudem ein Scheuern verhindert.
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Diese Aufgabe wird durch eine Sattelunterlage der eingangs genannten Art gelöst, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass mindestens eine öffenbare Kammer zwischen der Decklage und der Basislager vorgesehen und zur Aufnahme von Fülllagen ausgebildet ist, wobei sich die Kammer im aufgelegten Zustand der Sattelunterlage auf beide Seiten des Reittieres erstreckt.
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Bei der erfindungsgemäßen Sattelunterlage handelt es sich um ein modulares System, welches durch Anzahl und Art der Fülllagen an die Anatomie eines Pferdes anpassbar ist. Aufgrund der Aufnahme in einer Kammer ist keine zusätzliche Befestigung der Fülllagen erforderlich. Auf diese Weise können sich die Fülllagen gegeneinander, aber auch gegenüber der Basislage und der Decklage bewegen, insbesondere gegeneinander verrutschen. Reibung findet daher nicht primär zwischen Rücken und Sattelunterlage oder Sattelunterlage und Sattel statt, sondern zusätzlich innerhalb der Sattelunterlage zwischen den Fülllagen bzw. einer Fülllage und der Basislage oder einer Fülllage und der Decklage.Je mehr Fülllagen verwendet werden, desto geringer wird der prozentuale Anteil der Reibung zwischen Pferderücken und Sattelunterlage.
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Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Fülllagen entnommen werden können und der Rest der Sattelunterlage oder auch nur die Basislage gewaschen oder bei Bedarf ausgetauscht werden können.
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Dadurch, dass sich die Reibung auf viele Stellen verteilt, wird die Materialbeanspruchung reduziert. Auf diese Weise ist es möglich, auch reine Naturmaterialien einzusetzen, welche nicht die gleiche Widerstandsfähigkeit wie Mischgewebe aus einem Natur- und einem Kunstfasermaterial aufweisen.
Der Vorteil vom Naturmaterial in mehreren Lagen ist auch, dass es viel Schweiß aufnehmen kann und so unter Belastung der Hitzestau unter dem Sattel weniger ist als bei Verwendung von Kunstfaser.
Besonders vorteilhaft ist, wenn die Sattelunterlage zur Bildung der Kammer einen Einlegerand aufweist, der zwischen der Basislager und der Decklage angeordnet und mit diesen verbunden ist, wobei zumindest eine der Verbindungen eine lösbare Verbindung ist. Der Einlegerand kann stabiler gestaltet werden als die Basislage, um so die erforderliche mechanische Festigkeit zu gewährleisten. Gleichzeitig kann die Basislage so weich ausgestaltet werden, dass ein hoher Tragekomfort entsteht.
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Es ist weiterhin vorteilhaft, wenn die Fülllagen anatomisch geformt sind, beispielsweise indem zwei Teile in der Mitte miteinander vernäht sind, so dass eine die Krümmung des Pferderückens in Längsrichtung berücksichtigende Form entsteht.
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Weiterhin ist vorteilhaft, wenn die Fülllagen eine unterschiedliche Größe aufweisen. Dadurch liegen die Kanten nicht übereinander und es ergibt sich eine bessere Druckverteilung. Besonders vorteilhaft ist dabei, dass somit seitlich eine gute Verbindung zwischen dem Bein eines Reiters und der Seite eines Pferdes ermöglicht wird, während auf der Oberseite des Pferderückens eine bessere Polsterung geschaffen wird, was wegen des dort auftretenden größeren Druckes sinnvoll ist.
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Eine weiter verbesserte Anpassbarkeit ist gegeben, wenn Korrekturlagen vorgesehen sind, welche sich nur in einem Teilbereich zwischen zwei Fülllagen oder einer Fülllage und der Decklage oder einer Fülllage und der Basislager erstrecken.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von beispielhaften Figuren näher erläutert. Es zeigt:
- 1 eine Ausführungsbeispiel mit einem Querschnitt durch ein Pferd mit einer aufgelegten Sattelunterlage,
- 2 die Komponenten einer modularen Sattelunterlage mit mehreren Fülllagen und
- 3 weitere Komponenten eines modularen Systems zur Bildung einer verbesserten, anatomisch anpassbaren Sattelunterlage.
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In der 1 ist eine Sattelunterlage 1 dargestellt, welche auf den Rücken eines Pferdes 2 aufgelegt ist. Die Erfindung ist jedoch nicht auf die Verwendung mit einem Pferd beschränkt, sondern kann auch auf andere Reittiere angewandt werden.
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Die Erfindung kann auch auf Sitzunterlagen für Menschen angewendet werden in Nutzungsbereichen, in denen Reibung entsteht, die für den Sitzkomfort unerwünscht ist, z.B. als Auflage für Traktorsitze.
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Die Sattelunterlage 1 weist einen mehrschichtigen Aufbau auf. Zwischen einer Basislager 3 und einer Decklage 4 ist eine Kammer 6 gebildet, welche an ihren Seiten von einem Einlegerand 5 begrenzt ist. In die so gebildete Kammer 6 sind Fülllagen 7 aufgenommen. In der Darstellung von 1 kommen fünf Fülllagen 7 zum Einsatz, welche sich auf beide Seiten des Pferdes 2 erstrecken. Die unterste Fülllage 7 ist dabei so groß, dass sie die Kammer 6 ausfüllt. Die darüber liegenden Fülllagen 7 sind kleiner geschnitten und ziegelartig übereinandergelegt.
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In der 1 ist zu erkennen ist, ist die Sattelunterlage im seitlichen Bereich wesentlich dünner ist als im oberen Bereich. Dadurch besteht ein guter Kontakt zwischen Reiter und Reittier, was für die Gabe von Hilfen von Vorteil ist.
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Die Fülllagen 7 sind nicht miteinander verbunden, so dass sie im gesamten Bereich gegeneinander beweglich sind. Bewegungen des Pferdes gegenüber einem auf die Sattelunterlage 1 aufgelegten, in der 1 nicht dargestellten Sattel verteilen sich auf viele Übergänge zwischen jeweils zwei Lagen, so das Scheuerstellen am Rücken des Pferdes 2 vermieden werden. Wie in späteren Figuren dargestellt ist, sind die Fülllagen 7 anatomisch angepasst. Dies führt auch dazu, dass die Fülllagen 7 seitlich nicht verrutschen, obwohl sie nicht mechanisch miteinander durch beispielsweise eine Naht verbunden sind.
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In einem abweichenden Ausführungsbeispiel könnten die Fülllagen auch miteinander mit einer lockeren Naht verbunden werden. Dies würde aber Einschränkungen des modularen Aufbaus bewirken, da dann nicht einfach Lagen ergänzt oder weggenommen werden können oder diese zum Waschen entfernt werden können.
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Der Einlegerand 5 ist über einen Klettverschluss 8 mit der Decklage 4 verbunden. Aufgrund dieses Ausbaus kann die Decklage 4 einfach von dem Einlegerand 5 getrennt werden, sodass die Entnahme der Fülllagen 7 sehr einfach ist.
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Aus der Darstellung von 2 ist die anatomische Formgebung der einzelnen Lagen gut erkennbar, welche dabei in einer Seitenansicht gezeigt sind. Der Einlegerand 5 ist, wenn man die Komponenten des modularen Systems zusammenfügt, mit der Basislager 3 vernäht. Beim Zusammenstellen einer für ein bestimmtes Pferd passenden Sattelunterlage 1 werden bedarfsentsprechend Fülllagen 7 übereinandergelegt. In der Regel werden mindestens drei Fülllagen benötigt. Die unterste Fülllage sollte dabei so groß sein, dass sie die Kammer 6 ausfüllt. Die darüber liegenden Fülllagen 7 sollten kleiner sein, damit es zu der zielartigen Schichtung kommt. Aufgrund der anatomischen Formung der Fülllagen 7 verrutschen diese nicht gegeneinander in dem Sinne, dass sie sich auf eine Seite verschieben und sich dort stauen. Kleine Bewegungen zwischen den Fülllagen 7 sind jedoch ausdrücklich erwünscht und werden durch die anatomische Formgebung nicht behindert.
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Wenn ausreichend Fülllagen 7 in die Kammer 6 eingebracht sind, wird die Kammer 6 durch Auflegen der Decklage 4 verschlossen, wobei diese an mehreren Punkten am Einlegerand 5 beispielsweise mit einem Klettverschluss verbunden sind.
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Das modulare System, wie es in 2 gezeigt ist, kann durch Korrekturlagen weiter verbessert werden. So können vordere Korrekturlagen 9, hintere Korrekturlagen 10 und mittlere Korrekturlagen 11 eingesetzt werden. Die Korrekturlagen sind dabei mit einer darunter oder darüber liegenden Fülllage 7 fest verbunden. Hierbei ist es von Vorteil, wenn die Korrekturlage 9, 10 oder 11 mit der Fülllage 7 vernäht ist, um so ein Verrutschen nach vorne oder hinten zu vermeiden. Die Korrekturlagen 9, 10 oder 11 sind vorzugsweise aus dem gleichen Material wie die Fülllagen 7, sodass es für das Bewegungsverhalten der Fülllagen 7 gegeneinander keine Nachteile gibt.
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Eine weitere Verbesserungsmöglichkeit besteht darin, eine Antirutsch-Lage 12 zu verwenden. Diese weist in ihrem vorderen Bereich einen Wulst 13 auf. Dieser stellt einen Anschlag für einen aufgelegten Sattel dar. Somit kann verhindert werden, dass ein Sattel nach vorne rutscht, was bei manchen Pferden aufgrund des Bewegungsverhaltens oder anatomiebedingt vorkommt.
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Eine zusätzliche Verbesserungsmöglichkeit besteht darin, im vorderen mittleren Bereich der Decklage oder der Fülllagen eine Aussparung 14 vorzusehen, was bei Pferden mit einem besonders hervorstehenden Widerrist den Druck in diesem Bereich reduziert. Für die Wirbelsäule selber ist in der Regel keiner besondere Anpassung erforderlich, da Sättel in diesem Bereich ohnehin einen Hohlraum aufweisen. Die erfindungsgemäße Sattelunterlage passt sich aufgrund der weichen Ausgestaltung an die Form der Wirbelsäule an und erzeugt keinen problematisch hohen Druck auf die Wirbelsäule in diesem Bereich.Die beiden Teile der Decklage werden auf Abstand mit einem dünneren Material verbunden, so dass diese Lage im Wirbelsäulenbereich etwas dünner ist als im Auflagebereich des Sattels.
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Als Material eignen sich Naturmaterialien, wobei selbstverständlich auch Kunstfaser-verstärkte Materialien eingesetzt werden können. Wenn man im Bereich der Naturmaterialien bleibt, so eignet sich für die Basislage 3 ein Webpelz, ein Wolltuch oder ein Baumwoll-Molton, denn die Basislage sollte weich und eher dünn sein, damit der Pferderücken geschont wird. Als Material für die Decklage 4 eignet sich ein Wollfilz oder andere stabilere Materialien. Bei dieser Lage kommt es darauf an, eine ausreichende Strapazierfähigkeit und ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild zu erreichen, da es sich um die Sichtseite der Sattelunterlage handelt. Wie oben bereits genannt, kann die Decklage 4 mittels eines Klettverschlusses oder auch durch gesteckter Bänder auf dem Einlegerand 5 fixiert werden.
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Für den Einlegerand 5, welche mit der Basislage 3 vernäht ist, eignet sich ein fester Baumwollstoff oder ein Wolltuch. Er bildet die umlaufende Kante der Hülle, auf der die Decklage 4 fixiert wird und der die Fülllagen 7 zusammenhält.
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Die Fülllagen 7 bestehen bevorzugt aus einem Wollfilz.
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Eine typische Dicke für die Fülllagen 7 beträgt 2 mm, wobei die unterste Fülllage 7 etwas dicker sein sollte, beispielsweise 3 mm. Die Decklage 4, welche besonders strapazierfähig und steifer sein soll, ist vorzugsweise ca. 5 mm dick. Diese kann optional mit Riemen an einem Sattel befestigt werden, damit es nicht zu einem Verrutschen des Sattels gegenüber der Sattelunterlage 1 kommt.
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Weitere Variationen bezüglich der Materialien und Materialdicken sind möglich und von der Erfindung umfasst, auch wenn sich hier nicht explizit genannt sind.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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