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Die Erfindung betrifft eine Panzerung von militärischen Landfahrzeugen.
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Moderne Schutzsysteme für militärische Landfahrzeuge bieten Schutz gegen unterschiedlichste Bedrohungen, insbesondere kinetisch wirkende Penetratoren und pyrotechnisch wirkende Hohlladungen.
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Aus der österreichischen Patentschrift
AT 203 908 B ist eine gegen Durchbrennen gesicherte Panzerplatte bekannt, dadurch gekennzeichnet, dass auf der eigentlichen Panzerplatte Sprengsätze aufgebracht sind, durch welche ein das Durchbrennen verursachender Körper, beispielsweise eine Hohlladung, vor dem Durchschmelzen der Panzerplatte entfernt wird.
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Diese aktiven Systeme haben jedoch den Nachteil, dass die Schutzwirkung der gepanzerten Fahrzeuge mit zunehmender Anzahl der Treffer abnimmt.
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Zur Lösung dieses Problems offenbart die deutsche Patentschrift
DE 36 36 945 B3 eine aktive bzw. reaktive Panzerung mit einer Panzerplatte und einer diese auf der Bedrohungsseite abdeckenden, ein Hohlladungs- und/oder Wuchtgeschoß aufhaltenden, aktiv auf dieses ansprechenden und diesem entgegenwirkenden, nach einer Geschoßwirkung örtlich mindestens zeitweise unwirksamen Schutzeinrichtung, dadurch gekennzeichnet, dass der Schutzeinrichtung eine im Wesentlichen gleichartige zweite Schutzeinrichtung vorgelagert ist und das zwischen den Schutzeinrichtungen eine Abdämmung angeordnet ist, die bei Reaktion der zweiten Schutzeinrichtung infolge einer Geschoßwirkung die Auslösung der Reaktion der ersten Schutzeinrichtung verhindert, solange diese nicht ihrerseits einer Geschoßwirkung ausgesetzt ist.
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Abschließend ist aus der Offenlegungsschrift
DE 1 464 915 A1 eine Minenschutzanordnung, bestehend aus einem Schichtaufbau mehrerer Schichten, zum Schutz eines Objekts gegen eine Bedrohung durch Minen, die an einer der Bedrohung zugewandten Wandung des Objekts angebracht ist bzw. anbringbar ist, gekennzeichnet durch eine der Bedrohung zugewandte erste Funktionsschicht aus einem Panzerstahlblech oder einer hochfesten Metall-Legierung mit einer Dicke von mindestens der stahläquivalenten Dicke der Einlage der projektilbildenden Mine, eine mittlere zweite Funktionsschicht aus einem Material, das unter dynamischer Belastung plastisch fließfähig bzw. mechanisch erosionsfähig bleibt und eine nachfolgende dritte Funktionsschicht aus einem Panzerstahlblech oder einer stahläquivalenten Anordnung aus verschiedenen Materialen einer solchen Dicke, dass die dritte Funktionsschicht zusammen mit der Wandung des Objekts eine stahläquivalente Dicke von mindestens 25 mm besitzt.
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Der Nachteil der nicht explosiven Reaktivpanzerung (Non Explosiv Reaktion Armour NERA) z. B. aus Elastomeren besteht darin, dass sie anfliegenden oder anhaftenden Geschossen nur eingeschränkt entgegenwirken.
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Der Nachteil der explosiven Reaktivpanzerung (Explosiv Reaktion Armour ERA) besteht darin, dass die Schutzreinrichtung als Munition behandelt werden muss, die Fahrzeuge im ausgerüsteten Zustand entsprechend gesichert und gehandhabt werden müssen und das Risiko ungewollter Umsetzung ansteigt.
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Demgegenüber ist es nicht in jeder Situation notwendig Fahrzeuge mit dem höchstmöglichen Schutz auszurüsten. Allgemein reicht ein angemessenes Schutzniveau mit entsprechend niedrigen Risiken und Kosten.
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Die Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Fahrzeugpanzerung mit angepasstem Schutzniveau und angepassten Risiken und Kosten vorzustellen.
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Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Hauptanspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
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Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass durch die winklig, vorteilhaft rechtwinklig, zur Fahrzeuggrundstruktur angeordneten Stege in Verbindung mit einer ersten und einer zweiten Beulblechlage Kammern entstehen. Die Kammern sind vorteilhaft rechteckig oder trapezförmig, was den Austausch von Einlagen in die Kammern vereinfacht. Besonders vorteilhaft sind die Kammern derart gleich groß, dass die Einlagen mit einem Einheitsmaß erstellt werden und in alle Kammern einsteckbar sind. Der Austausch von ERA und NERA Einlagen ist so vorteilhaft beliebig oft möglich.
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Vorteilhaft ist ebenfalls, das die erste Beulblechlage bereits von der Fahrzeuggrundstruktur beabstandet ist. Ausgerüstet als „Non Explosiv Reaktion Armour NERA“ wird die Geschossenergie in Verformungsenergie der Einlage und der Kammer umgewandelt. Der Raum zwischen Fahrzeuggrundstruktur und erster Beulblechlage wird dabei durch sich verformende Kammer und NERA-Einlage ausgefüllt, ohne die Fahrzeuggrundstruktur zu beeinflussen.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die Kammern wasserdicht verklebt, verschraubt oder verschweißt sind. Sofern die Kammern geneigt sind, befindet sich eine verschließbare Öffnung besonders vorteilhaft an der Unterseite, sodass trotzdem eindringende Flüssigkeit von selbst abfließt. Selbstverständlich sollen auch weitere Fügeverfahren zum Erzeugen einer flüssigkeitsdichten Kammer von dem Schutzbereich umfasst sein.
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Eine scharnierte Klappe oder ein abnehmbarer Deckel schließt die Öffnung zum Einschieben und Ausziehen der Einlage. Durch den Verschluss wird die Kammer vollständig wasserdicht und damit die Einlage vor äußeren Einflüssen geschützt. Diese vorteilhafte Ausgestaltungsform ist in Unteranspruch 2 beschrieben.
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Unteranspruch 3 offenbart eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung. Eine inerte Schicht ist beispielsweise, aber nicht abschließend, eine mehrere Zentimeter, vorteilhaft 2-8 cm, dicke Schicht aus Kautschuk oder Silikonen. Eine Sprengstofffolie besteht jedoch nur aus wenigen Millimeter (2-12 mm) dicken Schichten von Sprengstoff, beispielsweise C4 Sprengstoff. Um eine undefinierte Bewegung in der Kammer zu vermeiden, ist einerseits die Dicke der inerten Schicht so gewählt, dass sie formschlüssig mit der Kammerinnenseite korrespondiert und andererseits die Sprengstofffolie zu einer entsprechenden Dicke ummantelt. Alternativ kann der Raum in der Kammer auch mit mehreren Lagen von inerten Schichten ausgefüllt sein. Der Tausch der Einlagen erfolgt dann nur von einer Lage einer inerten Schicht gegen eine Sprengfolie. Die Dicke der Lage der inerten Schicht entspricht dann der Dicke der Sprengstofffolie. Selbstverständlich kann auch die Sprengfolie derart ummantelt sein, dass sie der Dicke einer Lage einer inerten Schicht entspricht.
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Bei der Umsetzung der Sprengstoffeinlagen aufgrund eines Beschusses ist es vorteilhaft nur kleine Segmente der Panzerung dem Geschoss entgegenzuschleudern und weite Teile der ursprünglichen Panzerung zu erhalten. Es ist also vorteilhaft die zweite Beulblechlage in Segmente zu teilen um nicht die gesamte Lage abzusprengen. Erfindungsgemäß folgt die Kontur der Segmente der Anordnung der Stege. Einerseits ist es so einfach eine wasserdichte Kammer zu erzeugen und andererseits wirkt die umgesetzte Sprengstofffolie nur auf einen Bereich der zweiten Beulblechlage, die ihrer Kontur entspricht. Diese vorteilhafte Ausgestaltung ist in Unteranspruch 4 beschrieben.
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Der Anspruch 5 beschreibt ein Fahrzeug auf dessen Fahrzeuggrundstruktur winklig, vorteilhaft rechtwinklig, Stege angeordnet sind, die in Verbindung mit einer ersten und zweiten Beulblechlage Kammern bilden. Die Kammern sind wasserdicht, weisen eine verschließbare Öffnung auf und sind von der Fahrzeuggrundstruktur beabstandet angeordnet. Das Innere der Kammern ist mit entnehmbaren Elementen ausgefüllt. Die entnehmbaren Elemente können, je nach Anforderungen aufgrund der Bedrohungslage, eine inerte Schicht elastischen Materials oder eine ummantelte Sprengstofffolie sein. Für eine optimale Wirkung einer sich umsetzenden Sprengstofffolie ist die zweite Beulblechlage, entlang der Stege, segmentiert.
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Es zeigt 1 ein gepanzertes militärisches Fahrzeug in dreidimensionaler Darstellung. Es zeigt 2 eine Anzahl erfindungsgemäßer Kammern in dreidimensionaler Darstellung.
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Es zeigt 1 ein gepanzertes militärisches Fahrzeug 1. Im Frontbereich 2 des gepanzerten militärischen Fahrzeugs 1 sind die erfindungsgemäßen Kammern 3 angeordnet. Eine der Kammern 3.1 weist eine teilweise eingeschobene, ummantelte Sprengstofffolie 4 auf. Die ummantelte Sprengstofffolie 4 ist durch eine Öffnung 5 an der Unterseite 6 der Kammer 3 eingeschoben. Eine zweite Kammer 3.2 weist eine ebenfalls durch eine Öffnung 5 an der Unterseite 6 eingeschobene Gummieinlage 7 auf. Zur verbesserten Handhabung weist die Gummieinlage 7 beweglich verbundene Greifhilfen 8 auf.
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Es zeigt 2 eine Fahrzeuggrundstruktur 9 auf die winklig Stege 10 aufgebracht sind. Eine erste Beulblechlage 11 ist beabstandet von der Fahrzeuggrundstruktur 9 angebracht und bildet mit der zweiten Beulblechlage 12 und den Stegen 10 eine Kammer 3, die zur Unterseite 6 geöffnet ist. Die zweite Beulblechlage 12 ist in Segmente 13 unterteilt, die in ihrer Kontur den Stegen folgen. Die Öffnungen 5 sind im einsatzfähigen Zustand mit einem Deckel 14 wasserdicht verschlossen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- gepanzertes militärisches Fahrzeug
- 2
- Frontbereich
- 3
- Kammern
- 4
- Sprengstofffolie
- 5
- Öffnung
- 6
- Unterseite
- 7
- Gummieinlage
- 8
- Greifhilfe
- 9
- Fahrzeuggrundstruktur
- 10
- Steg
- 11
- Erste Beulblechlage
- 12
- Zweite Beulblechlage
- 13
- Segment
- 14
- Deckel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- AT 203908 B [0003]
- DE 3636945 B3 [0005]
- DE 1464915 A1 [0006]