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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Lagern und/oder Entnehmen eines Lagerguts in oder aus einem Lagersystem, insbesondere Lager- und Entnahmesystem, mit einem Regallager mit mehreren voneinander beabstandeten Lagerregalen, wobei die Lagerregale in mehreren übereinanderliegenden Regalebenen einen oder mehrere Stellplätze für ein Lagergut aufweisen und wobei zwischen benachbarten Lagerregalen jeweils eine Regalgasse gebildet ist, und mehreren vorzugsweise bidirektionalen Shuttle zum Transport von Lagergut oder Behältern für das Lagergut von oder zu einem Stellplatz, wobei die Shuttle zum Fahren auf in den Regalgassen, vorzugsweise durch Führungsschienen, jeweils gebildeten Gassenstrecken in einer Regalebene ausgebildet sind.
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Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung ein entsprechendes Lagersystem, vorzugsweise zur Durchführung des obigen Verfahrens.
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Lagersysteme und Verfahren zum Lagern und/oder Entnehmen eines Lagerguts in oder aus einem Lagersystem sind aus der Praxis bekannt und existieren in unterschiedlichen Ausführungsformen. Dabei unterscheidet man bei automatischen, shuttle-basierten Lagersystemen grundsätzlich zwischen Roaming- und Captive-Varianten. Bei Roaming-Varianten unterscheidet man grundsätzlich zwischen horizontalem - Shuttle wechseln die Regalgassen und damit Gassenstrecken unterschiedlicher Regalgassen - und vertikalem Roaming - Shuttle wechseln die Regalebenen und damit auch übereinanderliegende Gassenstrecken innerhalb einer Regalgasse. Daher werden bei Roaming-Varianten weniger Shuttle benötigt, als Regalgassen bzw. Regalebenen vorhanden sind, wodurch Roaming-Varianten kostengünstiger sind als Captive-Varianten, bei denen in jeder Regalebene und jeder Regalgasse - im Idealfall auf jeder Gassenstrecke - jeweils ein Shuttle realisiert ist.
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Der Nachteil der Roaming-Varianten ist in aller Regel eine geringere Durchsatzleistung als bei Captive-Varianten, da die Shuttle ein Teil der produktiven Zeit aufwenden, um die Regalebene - mittels Ebenenwechseleinrichtungen wie beispielsweise Shuttlehebern, Stellen, an denen Shuttle klettern können, oder Stellen, an denen Shuttle hoch- und/oder runterfahren können, beispielsweise durch Fahrbahnen wie in einem Parkhaus realisierte Stellen - oder Regalgasse zu wechseln.
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Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Lagern und/oder Entnehmen eines Lagerguts in oder aus einem Lagersystem sowie ein entsprechendes Lagersystem anzugeben, wonach ein flexibler Betrieb mit hoher Leistung bei günstigen Kosten mit konstruktiv einfachen Mitteln ermöglicht ist.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch ein Lagersystem mit den Merkmalen des Anspruchs 15 gelöst.
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Danach ist das Verfahren gemäß Anspruch 1 derart ausgestaltet und weitergebildet, dass - zur Bildung mindestens einer Captive-Gassenstrecke oder mindestens einer Captive-Regalebene - ein oder mehrere Shuttle jeweils einer einzelnen Gassenstrecke oder einer einzelnen Regalebene zugeordnet wird oder werden und dass - zur Bildung mindestens eines Roaming-Bereichs - ein oder mehrere Shuttle jeweils mehreren Gassenstrecken oder mehreren Regalebenen zugeordnet wird oder werden.
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Des Weiteren ist das Lagersystem gemäß Anspruch 15 derart ausgestaltet und weitergebildet, dass - zur Bildung mindestens einer Captive-Gassenstrecke oder mindestens einer Captive-Regalebene - ein oder mehrere Shuttle jeweils einer einzelnen Gassenstrecke oder einer einzelnen Regalebene zugeordnet ist oder sind und dass - zur Bildung mindestens eines Roaming-Bereichs - ein oder mehrere Shuttle jeweils mehreren Gassenstrecken oder mehreren Regalebenen zugeordnet ist oder sind.
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In erfindungsgemäßer Weise ist zunächst erkannt worden, dass durch geschickte Zuordnung eines oder mehrerer Shuttle zu Gassenstrecken oder Regalebenen die voranstehende Aufgabe auf überraschend einfache Weise gelöst wird. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und dem erfindungsgemäßen Lagersystem werden in konkreter Weise sowohl mindestens eine Captive-Gassenstrecke oder Captive-Regalebene als auch mindestens ein Roaming-Bereich erzeugt, sodass je nach individueller Anforderung die Vorteile von Captive-Varianten und Roaming-Varianten miteinander kombiniert werden. Dabei bringt der mindestens eine Roaming-Bereich einen Kostenvorteil aufgrund der Einsparung mindestens eines Shuttle und die Captive-Gassenstrecke oder Captive-Regalebene den Vorteil sehr hoher Leistung.
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Captive-Gassenstrecken oder Captive-Regalebenen werden fest mit Shuttle bestückt, während andere Gassenstrecken oder Ebenen in einem Roaming-Bereich mit weniger Shuttle als in dem Roaming-Bereich vorhandene Gassenstrecken oder Ebenen bedient werden. Das erfindungsgemäße Verfahren und das erfindungsgemäßen Lagersystem bieten die Möglichkeit, einzelne Gassenstrecken in einzelnen Regalebenen individuell als Captive-Gassenstrecke zu definieren. Dabei ist es unerheblich, ob diese einzelnen Gassenstrecken in derselben Regalgasse oder in verschiedenen Regalgassen des Regallagers vorliegen.
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So kann beispielsweise das Verfahren im Sinne eines vertikalen Roamings bezüglich einer einzelnen Regalgasse und bezüglich mehrerer Regalebenen angewendet werden, wobei übereinanderliegende Gassenstrecken innerhalb dieser Regalgasse zum einen Teil als Captive-Gassenstrecke oder Captive-Gassenstrecken und zum anderen Teil in einen oder mehrere Roaming-Bereiche als sogenannte Roaming-Gassenstrecken mit weniger Shuttle als Roaming-Gassenstrecken pro Roaming-Bereich definiert werden können. Diese Aufteilung kann in Abhängigkeit von individuellen Anforderungen definiert und bei sich verändernden individuellen Anforderungen gewechselt werden.
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Alternativ hierzu kann in besonders flexibler Weise das Verfahren bezüglich mehrerer Regalgassen innerhalb einer oder mehrerer Regalebenen angewendet werden. Es können also die als Captive-Gassenstrecken oder Roaming-Gassenstrecken zu definierenden Gassenstrecken entweder innerhalb einer Regalebene auf mehrere Regalgassen verteilt oder innerhalb mehrerer Regalebenen auf mehrere Regalgassen verteilt vorliegen, wobei in beiden Fällen die individuelle Definition der Gassenstrecken als Captive-Gassenstrecken oder Roaming-Gassenstrecken beliebig innerhalb der Regalebenen und Regalgassen vorgenommen werden kann. Insoweit liegt hierbei entweder ein horizontales Roaming oder ein kombiniertes horizontales und vertikales Roaming vor.
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Folglich sind mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und dem erfindungsgemäßen Lagersystem ein Verfahren und ein Lagersystem bereitgestellt, wonach ein flexibler Betrieb mit hoher Leistung bei günstigen Kosten mit konstruktiv einfachen Mitteln ermöglicht ist.
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Im Hinblick auf ein einfaches und sicheres Bewegen von Shuttle insbesondere in Roaming-Bereichen kann ein vertikales Bewegen des oder der jeweils mehreren Gassenstrecken oder mehreren Regalebenen zugeordneten Shuttle - für ein Bedienen dieser mehreren Gassenstrecken oder mehreren Regalebenen - mittels mindestens einer Ebenenwechseleinrichtung erfolgen. Derartige Ebenenwechseleinrichtungen existieren in unterschiedlichen Ausführungsformen und können für individuelle Anwendungen und Einsatzsituationen, beispielsweise im Hinblick auf die Anzahl zu überwindender Regalebenen, individuell angepasst werden. Beispielsweise kann eine Ebenenwechseleinrichtung in Form eines Shuttlehebers, in Form einer Stelle eines Lagersystems, an der Shuttle klettern können, oder in Form einer Stelle eines Lagersystems, an der Shuttle hoch- und/oder runterfahren können. Die letztgenannte Stelle kann beispielsweise durch eine Fahrbahn wie in einem Parkhaus realisiert werden.
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Hinsichtlich eines zeitsparenden und sicheren Bewegens der Shuttle von einer Gassenstrecke zur anderen Gassenstrecke kann die mindestens eine Ebenenwechseleinrichtung an eine Gassenstrecke, an eine Regalgasse oder an eine Gassenstrecken verbindende Verbindungsstrecke angrenzend angeordnet werden.
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Zur Gewährleistung einer besonders hohen Flexibilität des Verfahrens oder des Lagersystems kann die mindestens eine Ebenenwechseleinrichtung zum vertikalen Bewegen individuell definierter oder sämtlicher Shuttle ausgebildet sein. Dabei kann eine Ebenenwechseleinrichtung in spezifischer Weise für lediglich die einem einzelnen Roaming-Bereich zugeordneten Shuttle oder auch für die Shuttle mehrerer Roaming-Bereiche zuständig sein. Insbesondere für das vertikale Bewegen von Shuttle innerhalb einer Regalgasse kann die mindestens eine Ebenenwechseleinrichtung für sämtliche dieser Regalgasse zugeordnete Shuttle zuständig sein
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Im Hinblick auf ein einfaches und sicheres horizontales Bewegen von Shuttle kann ein horizontales Bewegen der Shuttle zwischen verschiedenen Gassenstrecken innerhalb einer Regalebene über eine oder mehrere Gassenstrecken verbindende Verbindungsstrecken erfolgen. Derartige Verbindungsstrecken ermöglichen den Übergang von einer Regalgasse zu einer vorzugsweise benachbarten Regalgasse und damit von einer Gassenstrecke einer Regalgasse zu einer Gassenstrecke einer anderen Regalgasse. Derartige Verbindungsstrecken können vorzugsweise durch Führungsschienen oder durch eine befahrbare Oberfläche für die Shuttle gebildet sein, die sich vorzugsweise direkt an eine Gassenstrecke einer Regalgasse anschließen und vorzugsweise direkt zu einer Gassenstrecke einer anderen Regalgasse führen. Insbesondere im letztgenannten Fall kann auf einfache Weise mindestens eine Verbindungsstrecke an eine Gassenstrecke oder Regalgasse angrenzend angeordnet werden.
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Im Hinblick auf eine besonders hohe Flexibilität und besonders gute Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichste Anwendungssituationen können nicht nur einzelnen Roaming-Bereichen unterschiedlich viele Shuttle zugeordnet werden, was bei mehr Shuttle zu höheren Kosten aber auch zu höherer Leistungsfähigkeit und bei weniger Shuttle zu geringeren Kosten aber auch geringerer Leistungsfähigkeit führt, sondern es können auch innerhalb mindestens eines Roaming-Bereichs mehrere unterschiedliche Roaming-Zonen erzeugt werden, wobei vorzugsweise in mindestens zwei unterschiedlichen Roaming-Zonen unterschiedliche Verhältnisse von Gassenstrecken oder Regalgassen zu Shuttle vorliegen können. Durch ein derartiges Zonieren können unterschiedliche Verhältnisse von Kosten zu Leistung in den einzelnen Roaming-Zonen definiert werden.
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Es können jedoch auch zwei oder mehrere Roaming-Zonen mit gleichen Verhältnissen von Gassenstrecken oder Regalgassen zu Shuttle realisiert werden. Dies ist insoweit interessant, als ein mittlerer Abstand einer der so realisierten Roaming-Zonen zu einer bestimmten weiteren Ebene kleiner ist als der mittlere Abstand einer anderen der so realisierten Roaming-Zonen zu dieser weiteren Ebene. Insoweit kann ein kleinerer mittlerer Abstand für einen Ebenenwechsel eines Shuttle in effizienter Weise eine kürzere Wegstrecke und damit eine Zeitersparnis für die Bewegung des Shuttle bedeuten.
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Grundsätzlich kann mit der Erzeugung unterschiedlicher Roaming-Zonen innerhalb mindestens eines Roaming-Bereichs - egal ob mit unterschiedlichen oder gleichen Verhältnissen von Gassenstrecken oder Regalgassen zu Shuttle - eine Vorbereitung von Roaming-Bereichen oder Roaming-Zonen erfolgen, um zu einem späteren Zeitpunkt eine Leistung mindestens eines bestimmten definierbaren Roaming-Bereichs oder mindestens einer bestimmten definierbaren Roaming-Zone gezielt erhöhen zu können, beispielsweise durch eine Shuttle-Nachrüstung.
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In besonders effektiver Weise und zur Bereitstellung einer besonders hohen Leistung kann oder können eine oder mehrere Captive-Gassenstrecken oder eine oder mehrere Captive-Regalebenen auf oder in der Nähe einer Regalebene erzeugt werden, wo eine Auslagerebene, vorzugsweise zu einer Vorzone, positioniert ist. Dabei ergeben sich für Senkrechtförderer im System kurze Hubzeiten und damit eine hohe Förderleistung. Leerfahrten lassen sich reduzieren.
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Weiterhin im Hinblick auf eine besonders hohe Flexibilität kann mindestens ein Behälterheber oder mindestens ein Ein- und Auslagerlift für Behälter oder Lagergut und/oder mindestens ein Behälterübergabeplatz an mindestens einem Lagerregal realisiert werden. Unterschiedlichste Ausgestaltungen des Verfahrens und des Lagersystems sind hierdurch in flexibler Weise ermöglicht.
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In besonders einfacher und effektiver Weise kann ein Lagerverwaltungssystem und/oder ein Materialflussrechner und/oder eine Steuerung steuern oder regeln, welches Lagergut welcher Regalgasse und/oder welcher Gassenstrecke und/oder welcher Regalebene und/oder welchem Stellplatz zugeordnet wird. Vor einer derartigen Zuordnung erfolgt üblicherweise eine entsprechende Klassifizierung des Lagerguts durch das Lagerverwaltungssystem und/oder den Materialflussrechner und/oder die Steuerung, sodass geeignete Stellplätze in entsprechenden Bereichen des Lagersystems ausgesucht werden können.
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Ebenfalls im Hinblick auf eine besonders hohe Flexibilität kann das Regallager vertikal und/oder horizontal zoniert werden. In einem solchen Fall können beispielsweise besonders wichtige, sogenannte A-Artikel näher an dem oder den Behälterübergabeplätzen positioniert werden als weniger wichtige, sogenannte B- oder C-Artikel, die weiter hinten im Lagerregal angeordnet werden können.
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Im Hinblick auf eine hohe Leistungsfähigkeit und Flexibilität kann, vorzugsweise außerhalb eines üblichen Lagerbetriebs, zu vorgebbaren Zeitpunkten und/oder nach vorgebbaren Zeitdauern ein Umschichten von Lagergut innerhalb von Gassenstrecken und/oder Regalgassen und/oder Regalebenen und/oder Stellplätzen zur Anpassung an aktuelle Erfordernisse und/oder Klassifizierungen hinsichtlich des Lagerguts erfolgen. Hierdurch kann in vorteilhafter Weise immer wieder eine Aktualisierung der Anordnung von Lagergut im Regallager vorgenommen werden.
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Ein derartiges Umschichten oder ein Reorganisieren des Regallagers kann in weiter vorteilhafter Weise durch ein Lagerverwaltungssystem und/oder einen Materialflussrechner und/oder eine Steuerung automatisch oder auf einen Benutzerbefehl hin durchgeführt werden, wobei vorzugsweise das Umschichten oder Reorganisieren des Regallagers auf Basis künstlicher Intelligenz erfolgen kann. Die Komponenten Lagerverwaltungssystem, Materialflussrechner oder Steuerung können eine automatische Durchführung beispielsweise zu vorgebbaren Zeitpunkten und/oder nach vorgebbaren Zeitdauern veranlassen.
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Hinsichtlich einer Kosteneinsparung können die Shuttle teilweise über Stromschienen oder Schleifleitungen des Regallagers mit Energie versorgt werden und teilweise jeweils eigene Energiespeicher für insbesondere deren Antrieb aufweisen. Dabei können die in Captive-Gassenstrecken oder Captive-Regalebenen eingesetzten Shuttle über dort vorgesehene Stromschienen oder Schleifleitungen mit Energie versorgt werden. Derartige Shuttle sind üblicherweise kostengünstiger als Shuttle mit eigenen Energiespeichern. Alternativ hierzu können jedoch auch ein oder mehrere Shuttle in Captive-Gassenstrecken oder Captive-Regalebenen eigene Energiespeicher für deren vollständige Energieversorgung aufweisen. Derartige Shuttle sind also nicht auf eine dauerhafte externe Stromversorgung über beispielsweise Stromschienen oder Schleifleitungen angewiesen, wobei deren Energiespeicher über Ladestationen aufgeladen werden können. Eine solche Ladestation kann ein Ladepunkt sein, der auch ein kurzes Stück Schleifleitung sein kann. Weiter alternativ können sämtliche Shuttle jeweils eigene Energiespeicher aufweisen. Dies bringt eine besonders hohe Flexibilität mit sich, da hierbei ein vorhandenes Regallager oder Lagersystem in einer besonderen Betriebsweise als komplette Roaming-Variante mit sämtlichen vorhandenen Shuttle betrieben werden kann.
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Bei einem konkreten Ausführungsbeispiel eines Regallagers oder Lagersystems kann ein oder können mehrere Lagerregale mehrere Stellplätze in einer Regalebene sowohl in Richtung eines benachbarten Lagerregals als auch in Richtung einer Regalgasse aufweisen, wobei vorzugsweise diese beiden Richtungen im Wesentlichen senkrecht zueinander verlaufen. Hierdurch können zweidimensionale Areale von Stellplätzen innerhalb eines Lagerregals realisiert werden.
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Bei einer weiteren konkreten Ausführung können ein vertikales Roaming mit einer eingeschränkten Captive-Variante kombiniert werden. Dabei können eine oder mehrere Regalebenen fest mit jeweils einem Shuttle bestückt werden, während andere Regalebenen im Rahmen einer Roaming-Variante oder im Rahmen von Roaming-Varianten bedient werden. In den fest bestückten Regalebenen können nun Artikel oder Lagergut mit einer hohen Zugriffswahrscheinlichkeit - sogenannte A-Artikel - gelagert werden. Für diese Regalebenen ergibt sich der Vorteil der Captive-Variante, während in anderen Regalebenen des Lagerregals die Kostenvorteile der Roaming-Variante erzielt werden können.
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In dem oder den Roaming-Bereichen wird oder werden die Leistung ebenfalls erhöht, da die Zeit zum Wechsel der Regalebenen grundsätzlich kürzer wird, da der oder die Roaming-Bereiche durch die Captive-Gassenstrecken oder Captive-Regalebenen ja kleiner sind als sie es ohne die Captive-Gassenstrecken oder Captive-Regalebenen wären.
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Im Rahmen einer Zonierung von Roaming-Bereichen können beispielsweise B-Artikel auf zehn Regalebenen mit fünf Shuttle verteilt werden, woraus sich ein Verhältnis von Regalebenen zu Shuttle von 2:1 ergibt. C-Artikel können hingegen beispielsweise auf fünfzehn Regalebenen mit fünf Shuttle verteilt werden, woraus sich ein Verhältnis von Regalebenen zu Shuttle von 3:1 ergibt. Es können jedoch auch sämtliche für ein Roaming definierte oder zur Verfügung stehende Shuttle - ohne Rücksicht auf eine Zonierung - sämtliche Roaming-Regalebenen bedienen. Die jeweiligen Verhältnisse von Regalebenen zu Anzahl von Shuttle können je nach Anwendungsfall individuell definiert werden.
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Des Weiteren können im Rahmen weiterer Ausführungsbeispiele eine oder mehrere Captive-Regalgassen mit einer oder mehreren Roaming-Regalgassen kombiniert werden. Dabei wirkt das Verfahren quasi gassenübergreifend.
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Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die nachgeordneten Ansprüche und andererseits auf die nachfolgende Erläuterung bevorzugter Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens sowie des erfindungsgemäßen Lagersystems anhand der Zeichnung zu verweisen. In Verbindung mit der Erläuterung der bevorzugten Ausführungsbeispiele anhand der Zeichnung werden auch im Allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Lehre erläutert. In der Zeichnung zeigen
- 1 in einer Seitenansicht, schematisch, ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Lagersystems und
- 2 in einer perspektivischen Darstellung, schematisch und teilweise, ein weiteres Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Lagersystems.
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1 zeigt in einer schematischen Seitenansicht ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Lagersystems mit - der Einfachheit halber - hier nur drei Lagerregalen 1. Üblicherweise weisen derartige Lagersysteme Regallager 2 mit deutlich mehr als drei Lagerregalen 1 auf. Mit dem erfindungsgemäßen Lagersystem lässt sich das erfindungsgemäße Verfahren zum Lagern und/oder Entnehmen eines Lagerguts 3 in oder aus einem Lagersystem durchführen. Für ein Lagergut 3 sind in den Lagerregalen 1 Stellplätze 4 vorgesehen.
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Zwischen den Lagerregalen 1, die sich üblicherweise über eine erhebliche Länge - hier in die Zeichenebene der 1 hinein - erstrecken, erstrecken sich im Wesentlichen parallel zu den Lagerregalen 1 Regalgassen 5, in denen sich mehrere Shuttle 6 bewegen können, um Lagergut 3 oder Behälter 7 für Lagergut 3 von oder zu einem Stellplatz 4 zu transportieren. Die Shuttle 6 bewegen sich dabei auf durch vorzugsweise Führungsschienen gebildeten Gassenstrecken 8 in den Regalgassen 5. Solche Gassenstrecken 8 erstrecken sich in horizontaler Richtung zwischen den Lagerregalen 1, wobei mehrere Gassenstrecken 8 übereinander angeordnet sind und von einem Ende einer Regalgasse 5 zu einem anderen Ende der Regalgasse 5 führen. An einem solchen Ende sind Verbindungsstrecken 9 ausgebildet, um eine Gassenstrecke 8 einer Regalgasse 5 mit einer Gassenstrecke 8 einer anderen, vorzugsweise benachbarten Regalgasse 5 auf einer Regalebene 10 zu verbinden.
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Gassenstrecken 8 und Verbindungsstrecken 9 sind auf jeder Regalebene 10 angeordnet, um es einem Shuttle 6 zu ermöglichen, Regalgassen 5 innerhalb einer Regalebene 10 zu wechseln. Dabei bewegt sich das Shuttle 6 über die Verbindungsstrecke 9 von einer Regalgasse 5 zur anderen Regalgasse 5.
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In 1 sind der Übersichtlichkeit halber lediglich zwei Verbindungsstrecken 9 eingezeichnet, die an einem Ende der Regalgassen 5 benachbarte Regalgassen 5 oder Lagerregale 1 miteinander verbinden, wobei dies hier an einem hinteren Ende der Regalgassen 5 erfolgt. Verbindungsstrecken 9 können je nach Erfordernis auf jeder Regalebene 10 und zwischen sämtlichen benachbarten Lagerregalen 1 oder auch nur auf bestimmten Regalebenen 10 bzw. zwischen bestimmten benachbarten Lagerregalen 1 ausgebildet sein.
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Zwischen dem in 1 linken und mittleren Lagerregal 1 ist im vorderen Bereich der Lagerregale 1 schematisch ein Shuttleheber 11 dargestellt, der Shuttle 6 innerhalb von Roaming-Bereichen bewegen kann, die im unteren und mittleren Bereich der in 1 linken Regalgasse 5 dargestellt sind. Es sind hier also zwei Roaming-Bereiche gebildet, die sich über die unteren drei Regalebenen 10 und die drei darüberliegenden Regalebenen 10 mit jeweils drei Gassenstrecken 8 erstrecken. In diesen beiden Roaming-Bereichen ist jeweils ein Shuttle 6 angeordnet. Diese beiden Shuttle 6 können mittels des Shuttlehebers 11 zwischen den unteren drei bzw. den mittleren drei Regalebenen 10 bewegt werden. Diese Beweglichkeit der Shuttle 6 ist durch jeweils einen Pfeil angedeutet.
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Die beiden oberen Regalebenen 10 sind sogenannte Captive-Regalebenen 10, die jeweils über ein eigenes Shuttle 6 verfügen, das nicht zwischen den Regalebenen 10 wechselt. In diesen beiden oberen Regalebenen 10 ist also ein besonders schneller Zugriff auf Lagergut 3, vorzugsweise A-Artikel, möglich. Es bietet sich daher an, im Bereich dieser beiden oberen Regalebenen 10 eine Auslagerung zu ermöglichen und damit eine Auslagerebene zu der Vorzone zu haben.
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2 zeigt in einer perspektivischen und schematischen Darstellung einen Teil eines weiteren Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Lagersystems. Bei diesem Regallager 2 ist eine Regalgasse 5 gezeigt, in der mehrere Shuttle 6 auf übereinander angeordneten Gassenstrecken 8 auf Regalebenen 10 angeordnet sind.
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Im vorderen Bereich der 2 ist mittig und am vorderen Ende der Regalgasse 5, stirnseitig zur Regalgasse 5, ein Shuttleheber 11 angeordnet. Ebenfalls in diesem vorderen Bereich ist auf beiden Seiten der Regalgasse 5 an deren vorderem Ende ein Ein- und Auslagerlift 12 oder Behälterlift für Behälter 7 angeordnet. Im Bereich der untersten Regalebene 10 ist ebenfalls in diesem vorderen Bereich Fördertechnik 13 realisiert. Behälterübergabeplätze 14 oder Pufferplätze sind angrenzend an die Ein- und Auslagerlifte 12 oder Behälterlifte und seitlich an die Regalgasse 5 angrenzend angeordnet.
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Bei dem hier gezeigten Ausführungsbeispiel sind ebenfalls Captive-Gassenstrecken 8 oder Captive-Regalebenen 10 sowie ein oder mehrere Roaming-Bereiche definierbar oder realisierbar.
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Sämtliche Shuttle 6 können grundsätzlich in vorteilhafter Weise die Möglichkeit haben, Regalebenen 10 zu wechseln, um beispielsweise bei Vorliegen eines Fehlers eines einzelnen Shuttles 6 dieses Shuttle 6 zu ersetzen und damit eine gewünschte Shuttle/Regallager-Konfiguration wieder herzustellen. Des Weiteren können grundsätzlich sämtliche Regalebenen 10 und/oder Regalgassen 5 ohne irgendeine Priorisierung gleich sein.
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Captive-Regalebenen 10 oder Captive-Gassenstrecken 8 können vorzugsweise auf oder in der Nähe von Regalebenen 10 positioniert werden, wo auch eine Auslagerebene zu einer Vorzone positioniert ist. Hieraus ergeben sich für Senkrechtförderer oder Behälterlifte im System kurze Hubzeiten und damit eine hohe Förderleistung. Leerfahrten lassen sich reduzieren.
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Eine vertikale Zonierung in beispielsweise A-, B- und C-Bereiche ist möglich, wobei diese Bereiche nicht zwingend in einer beispielsweise alphabetischen Reihenfolge angeordnet sein müssen. Vielmehr können hier ein optimaler Betrieb der Senkrechtförderer und/oder die vorliegende Position der Vorzone bei der Bestimmung der Reihenfolge der Bereiche berücksichtigt werden.
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Vorteilhaft ist auch eine horizontale Zonierung, d. h. A-Artikel können näher an den Behälterübergabeplätzen 14 angeordnet werden als C-Artikel, die weit hinten in einem eventuell benachbarten Lagerregal 1 angeordnet werden sollten.
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Eine vorzugsweise regelmäßige Umschichtung von Artikeln in die jeweiligen Lagerbereiche bzw. zu den jeweiligen Stellplätzen 4 oder Reorganisation des Regallagers 2 ist vorteilhaft, falls sich die ABC-Klassifizierung der Artikel ändert oder geändert hat. Dies kann beispielsweise einmal im Monat oder einmal pro Woche oder auch zu anderen vorgebbaren Zeitpunkten oder nach anderen vorgebbaren Zeitdauern - je nach Bedarf - erfolgen. Eine derartige Umschichtung oder Reorganisation sollte vorzugsweise außerhalb des normalen Lagerbetriebs erfolgen, damit der normale Arbeitsablauf nicht behindert wird. Bei einem 1-Schicht-Betrieb könnte dies beispielsweise im Anschluss an diesem Betrieb erfolgen. In besonders vorteilhafter Weise kann diese Umschichtung oder Reorganisation auf Basis einer Software erfolgen, die die Notwendigkeit dieser Umschichtung oder Reorganisation erkennt und/oder umsetzt.
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Falls eine Auftragssituation bezüglich des Regallagers 2 lange im Voraus bekannt ist, können im Wesentlichen alle benötigten Artikel in den A-Bereich umgelagert werden, um dann im Lagerbetrieb schnell auf die benötigten Artikel zugreifen zu können.
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Hinsichtlich weiterer vorteilhafter Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sowie des erfindungsgemäßen Lagersystems wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf den allgemeinen Teil der Beschreibung sowie auf die beigefügten Ansprüche verwiesen.
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Schließlich sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die voranstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele lediglich zur Erörterung der beanspruchten Lehre dienen, diese jedoch nicht auf die Ausführungsbeispiele einschränken.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Lagerregal
- 2
- Regallager
- 3
- Lagergut
- 4
- Stellplatz
- 5
- Regalgasse
- 6
- Shuttle
- 7
- Behälter
- 8
- Gassenstrecke
- 9
- Verbindungsstrecke
- 10
- Regalebene
- 11
- Shuttleheber
- 12
- Ein- und Auslagerlift
- 13
- Fördertechnik
- 14
- Behälterübergabeplatz