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Die Erfindung betrifft ein Elektrochirurgisches System, umfassend: einen elektrochirurgischen Generator, und wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator; wobei der wenigstens eine elektrochirurgische Applikator einen langgestreckten Schaft aufweist, entlang dessen wenigstens eine elektrochirurgische Elektrode angeordnet ist, und der elektrochirurgische Applikator ferner einen Griffkörper aufweist, welcher sich proximal an den langgestreckten Schaft anschließt; und wobei der elektrochirurgische Generator mit dem wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator verbunden oder verbindbar ist, um ein elektrochirurgisches Therapiesignal an den wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator abzugeben; wobei ferner der elektrochirurgische Generator eingerichtet ist, ein erstes elektrochirurgisches Therapiesignal mit einer ersten Wellenform und ein zweites elektrochirurgisches Signal mit einer zweiten Wellenform an den wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator abzugeben.
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Weiterhin betrifft die Erfindung einen elektrochirurgischen Applikator sowie einen elektrochirurgischen Generator.
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Elektrochirurgische Systeme werden seit langem in der Medizin eingesetzt, um unterschiedliche Gewebeeffekte zu erzielen. Dabei wird ein elektrochirurgisches Therapiesignal, zumeist ein hochfrequenter Wechselstrom, über Elektroden in das zu behandelnde Gewebe geleitet. Das Gewebe kann dabei in Abhängigkeit von der Ausgestaltung des Stromflusses koaguliert, verödet, verdampft oder verbrannt werden.
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Eine mögliche Anwendung elektrochirurgischer Systeme liegt in der Koagulation krankhaft veränderten Gewebes. Dazu werden ein oder mehrere elektrochirurgische Applikatoren in das zu koagulierende Gewebe eingebracht. Die Applikatoren weisen jeweils einen langgestreckten Schaft auf, entlang dessen eine oder mehrere Elektroden angeordnet sind. An einem proximalen Ende der Applikatoren ist jeweils ein Griffkörper angebracht, mittels dem die Applikatoren in das zu behandelnde Gewebe eingeführt und nach der Behandlung wieder entnommen werden können. Die Spitze des Schafts ist zumeist als Stichspitze ausgeführt, so dass die Applikatoren ohne weitere Hilfsinstrumente in das Gewebe eingestochen werden können.
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Nach der Platzierung eines oder mehrerer Applikatoren in dem zu behandelnden Gewebe werden diese mit einem elektrochirurgischen Generator verbunden, welcher eingerichtet ist, ein erstes Therapiesignal mit einer ersten Wellenform und ein zweites Therapiesignal mit einer zweiten Wellenform abzugeben.
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Die Begriffe „Therapiesignal“ und „Wellenform“ sind dabei so zu verstehen, dass sie sowohl einfache als auch komplexe Aktivierungsmuster von mehreren Elektroden der Applikatoren umfassen. So kann bei einer relativ kleinen Zielregion des zu behandelnden Gewebes ein einziger Applikator mit zwei Elektroden vorgesehen ein, und das erste Therapiesignal kann ein amplitudengesteuerter Wechselstrom sein, welcher zwischen den beiden Elektroden verläuft. Dabei kann die Amplitude des ersten Therapiesignals so gesteuert werden, dass eine vorzeitige Austrocknung von Gewebe in unmittelbarer Umgebung des Applikators verhindert wird. Lösungen hierfür sind beispielsweise in der
US 2009/0234351 A1 beschrieben. Bei größeren Zielregionen können auch mehrere Applikatoren eingesetzt werden, die beispielsweise parallel zueinander in das Zielgewebe eingestochen werden. In diesem Fall kann das erste Therapiesignal komplexer ausgeführt sein und beispielsweise Wechselströme umfassen, die abwechselnd zwischen unterschiedlichen Elektroden benachbarter Applikatoren fließen. Lösungen hierfür sind beispielsweise in der
US 2006/015095 A1 beschrieben. Auch hier kann eine Amplitudensteuerung vorgesehen sein, um eine vorzeitige Austrocknung des Gewebes zu verhindern.
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Nach Abschluss der vorgesehenen Behandlung wird der elektrochirurgische Generator deaktiviert, und die Applikatoren werden aus dem Gewebe entnommen. Hierbei tritt das Problem auf, dass durch die Bewegung der Applikatoren Tumorzellen, welche beim Einstechen der Applikatoren auf deren Oberfläche anhaften können, entlang des Stichkanals verschleppt werden können. Einblutungen in den Stichkanal, welche z.T. nach dem Wegfall des Gegendrucks des Applikators auftreten, können diese Verschleppung begünstigen.
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Um dem entgegenzuwirken, wird bei der Entnahme der Applikatoren ein zweites Therapiesignal an diese abgegeben. Das zweite Therapiesignal ist dabei so ausgelegt, dass Gewebe in unmittelbarer Nähe des Stichkanals möglichst schnell vollständig verödet wird. Daher weist das zweite Therapiesignal eine andere Wellenform als das erste Therapiesignal auf. Durch das zweite Therapiesignal wird das Gewebe um den Stichkanal verödet, so dass verschleppte Tumorzellen mit abgetötet werden. Durch die vollständige Verödung des umliegenden Gewebes können selbst ausnahmsweise überlebende Tumorzellen nicht anwachsen. Das entsprechende Verfahren wird als Stichkanalverödung oder „Track Ablation“ bezeichnet.
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Die Aktivierung des zweiten Therapiesignals erfolgt zumeist über eine Benutzerschnittstelle des elektrochirurgischen Generators. Dies ist bei Anwendungen mit nur einem elektrochirurgischen Applikator relativ unkompliziert. Werden jedoch mehrere elektrochirurgische Applikatoren verwendet, so muss sichergestellt sein, dass das zweite Therapiesignal immer an den Applikator abgegeben wird, der tatsächlich gerade aus dem Gewebe entnommen wird. Um hier Verwechslungen vorzubeugen werden vielfach vor der Aktivierung des zweiten Therapiesignals alle Applikatoren bis auf einen von dem Generator getrennt, so dass jeweils nur ein Applikator mit dem zweiten Therapiesignal beaufschlagt wird, während er aus dem Gewebe entnommen wird. So werden nacheinander alle Applikatoren jeweils einzeln mit dem zweiten Therapiesignal beaufschlagt und aus dem Gewebe entnommen.
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Dieses Prozedere ist aufwendig und langwierig. Gleichzeitig bietet das Verfahren keine absolute Sicherheit gegen eine Verwechslung der Applikatoren während der Entnahme aus dem Gewebe.
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Es besteht daher die Aufgabe der Erfindung darin, ein elektrochirurgisches System, einen elektrochirurgischen Applikator, und einen elektrochirurgischen Generator bereitzustellen, welche hinsichtlich der beschriebenen Problematik verbessert sind.
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Diese Aufgabe wird gemäß eines Aspekts der Erfindung gelöst durch ein elektrochirurgisches System, umfassend: einen elektrochirurgischen Generator, und wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator; wobei der wenigstens eine elektrochirurgische Applikator einen langgestreckten Schaft aufweist, entlang dessen wenigstens eine elektrochirurgische Elektrode angeordnet ist, und der elektrochirurgische Applikator ferner einen Griffkörper aufweist, welcher sich proximal an den langgestreckten Schaft anschließt; und wobei der elektrochirurgische Generator mit dem wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator verbunden oder verbindbar ist, um ein elektrochirurgisches Therapiesignal an den wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator abzugeben; wobei ferner der elektrochirurgische Generator eingerichtet ist, ein erstes elektrochirurgisches Therapiesignal mit einer ersten Wellenform und ein zweites elektrochirurgisches Signal mit einer zweiten Wellenform an den wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator abzugeben; welches dadurch weitergebildet ist, dass der wenigstens eine elektrochirurgische Applikator ein Betätigungselement umfasst, und dass der elektrochirurgische Generator eingerichtet ist, bei Betätigung des Betätigungselements das zweite elektrochirurgische Therapiesignal an den wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator abzugeben.
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Durch ein entsprechend ausgeführtes elektrochirurgisches System kann die Entnahme der Applikatoren aus dem Gewebe deutlich vereinfacht und gleichzeitig sicherer gestaltet werden, da das zweite Therapiesignal automatisch an den Applikator abgegeben wird, wenn das Betätigungselement betätigt wird.
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In einer Weiterbildung eines elektrochirurgischen Systems gemäß der Erfindung kann der elektrochirurgische Generator eingerichtet sein, bei Beendigung der Betätigung das Betätigungselements die Abgabe des zweiten elektrochirurgischen Therapiesignals an den wenigstens einen elektrochirurgischen Applikator zu beenden. Auf diese Weise wird die Bedienung des elektrochirurgischen Systems weiter vereinfacht.
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In einer bevorzugten Ausführung kann ein elektrochirurgisches System gemäß der Erfindung mehrere elektrochirurgische Applikatoren umfassen, welche gleichzeitig mit dem elektrochirurgischen Generator verbunden oder verbindbar sind. Dabei kann der elektrochirurgische Generator eingerichtet sein, das erste elektrochirurgische Therapiesignal gleichzeitig an mehrere oder alle der elektrochirurgischen Applikatoren abzugeben.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung eines elektrochirurgischen Systems kann der elektrochirurgische Generator eingerichtet ist, bei Betätigung des Betätigungselements an einem der elektrochirurgischen Applikatoren das zweite elektrochirurgische Therapiesignal nur an den elektrochirurgischen Applikator abzugeben, dessen Betätigungselement betätigt wird. Hierdurch ist sichergestellt, dass das zweite Therapiesignal nicht versehentlich an einen falschen Applikator abgegeben wird.
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Der elektrochirurgische Generator kann ferner eingerichtet sein, bei Betätigung des Betätigungselements eines weiteren elektrochirurgischen Applikators das zweite elektrochirurgische Therapiesignal auch oder nur an den weiteren elektrochirurgischen Applikator abzugeben. Auf diese Weise können mehrere Applikatoren, bevorzugt nacheinander, aus dem Gewebe entnommen werden, wobei jeweils der gerade zu entnehmende Applikator mit dem zweiten Therapiesignal beaufschlagt wird.
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In einer besonderen Weiterbildung eines elektrochirurgischen Systems gemäß der Erfindung kann der elektrochirurgische Generator eingerichtet sein, bei Betätigung wenigstens eines der Betätigungselemente des wenigstens einen elektrochirurgischen Applikators die Abgabe des ersten elektrochirurgischen Therapiesignals an alle elektrochirurgischen Applikatoren zu beenden. Auf diese Weise kann durch die Betätigung des Betätigungselement an einem der Applikatoren das elektrochirurgische System zwischen einem ersten Betriebszustand, in welchem das erste elektrochirurgische Therapiesignal an einen oder mehrere Applikatoren abgegeben wird, in einen zweiten Betriebszustand umgeschaltet werden, in welchem das zweite Therapiesignal nur an einen Applikator abgegeben wird. Die Bedienung des elektrochirurgischen Systems wird hierdurch noch weiter vereinfacht.
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Gemäß eines weiteren Aspekts der Erfindung wird die Aufgabe gelöst durch einen elektrochirurgischen Applikator eines elektrochirurgischen Systems nach den obigen Ausführungen. Bezüglich der hierdurch erreichbaren Vorteile und Wirkungen wird auf das oben gesagte explizit verwiesen.
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In einer bevorzugten Ausführung eines elektrochirurgischen Applikators gemäß der Erfindung kann das Betätigungselement am Griffkörper des elektrochirurgischen Applikators angeordnet sein. Das Betätigungselement kann dann unkompliziert betätigt werden, wenn der Applikator zur Entnahme aus dem Gewebe gegriffen wird.
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Das Betätigungselement kann einen Tastschalter umfassen. Tastschalter sind zuverlässig in der Funktion und einfach zu integrieren.
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Das Betätigungselement kann einen kapazitiven Sensor umfassen. Kapazitive Sensoren sind besonders einfach in der Anwendung. Insbesondere kann das Betätigungselement als kapazitiver Sensor so in den Griffkörper des Applikators integriert werden, dass die Betätigung des Betätigungselements unabhängig von der Griffposition eines Anwenders immer dann erfolgt, wenn der Applikator gegriffen wird.
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Gemäß eines weiteren Aspekts der Erfindung wird die Aufgabe gelöst durch einen elektrochirurgischen Generator eines elektrochirurgischen Systems nach den obigen Ausführungen. Bezüglich der hierdurch erreichbaren Vorteile und Wirkungen wird auf das oben gesagte explizit verwiesen.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand einiger beispielhafter Darstellungen näher erläutert. Hierbei sollen die dargestellten Ausführungsbeispiele lediglich zum besseren Verständnis der Erfindung beitragen, ohne diese einzuschränken.
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Es zeigen:
- 1: ein elektrochirurgisches System,
- 2: mehrere elektrochirurgische Applikatoren, die in Gewebe eingestochen sind,
- 3: einen Abschnitt eines elektrochirurgischen Applikators,
- 4: einen Abschnitt eines weiteren elektrochirurgischen Applikators,
- 5: den Aufbau eines elektrochirurgischen Generators.
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In 1 ist ein elektrochirurgisches System 1 dargestellt. Es umfasst einen elektrochirurgischen Generator 10 sowie mehrere elektrochirurgische Applikatoren 20a, 20b, 20c. Während im dargestellten Beispiel drei Applikatoren 20a, 20b, 20c vorgesehen sind, kann ein elektrochirurgisches System auch eine kleinere oder größere Anzahl von Applikatoren umfassen.
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Die elektrochirurgischen Applikatoren 20a, 20b, 20c umfassen jeweils einen langgestreckten Schaft 21, entlang dessen eine oder mehrere Elektroden 22, 23 angeordnet sind. Der Schaft 21 weist vorzugswiese eine Stichspitze 24 auf. Proximal schließt sich an den Schaft 21 ein Griffkörper 25 an, welcher ein Betätigungselement 26 umfasst.
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Die Applikatoren 20a, 20b, 20c sind über ein Kabelsystem 30 mit dem Generator 10 verbunden. Das Kabelsystem 30 umfasst mehrere, im Einzelnen nicht dargestellte, Leitungen, welche die Elektroden 22, 23 sowie die Betätigungselemente 26 der Applikatoren 20a, 20b, 20c mit dem Generator 10 verbinden. Das Kabelsystem 30 ist dabei so ausgelegt, dass die Applikatoren 20a, 20b, 20c unabhängig voneinander bewegt werden können, um diese nacheinander in ein Zielgewebe einzuführen bzw. aus dem Zielgewebe zu entnehmen.
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Die Applikatoren 20a, 20b, 20c sind vereinfacht dargestellt. Sie können weitere Komponenten enthalten, wie beispielsweise Temperatur- und/oder Impedanzsensoren. Weiterhin können die Applikatoren 20a, 20b, 20c mit einem geschlossenen Kühlsystem ausgerüstet sein. Entsprechende Kühlsysteme sind dem Fachmann bekannt.
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In 2 ist schematisch dargestellt, wie die Applikatoren 20a, 20b, 20c in ein Zielgewebe 50 eingebracht sind. Bei dem Zielgewebe 50 kann es sich beispielsweise um einen Tumor handeln, der mittels eines über die Applikatoren 20a, 20b, 20c eingebrachten ersten Therapiesignals koaguliert werden soll.
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Um in das Zielgewebe 50 eingebracht zu werden, müssen die Applikatoren 20a, 20b, 20c ggf. durch gesundes Gewebe 51 gestochen werden, hierbei entstehen Stichkanäle, welche zunächst durch die Applikatoren 20a, 20b, 20c verschlossen sind, so dass in der Regel keine problematischen Blutungen auftreten. Größere Blutgefäße werden dabei vorab im Rahmen der Eingriffsplanung lokalisiert und die Stichkanäle werden so gelegt, dass keine größeren Blutgefäße verletzt werden. Die Anordnung der Applikatoren 20a, 20b, 20c kann durch eine nicht dargestellte Schablone vorgegeben sein, welche auf der Körperoberfläche 52 über dem Zielgewebe 50 fixiert sein kann. Die korrekte Einstichtiefe der Applikatoren wird vorzugsweise über nicht dargestellte Markierungen auf den Schäften 21 der Applikatoren 20a, 20b, 20c kontrolliert. Ggf. können auch bildgebende Verfahren wie Sonografie oder Fluoroskopie eingesetzt werden, um die Applikatoren 20a, 20b, 20c korrekt zu platzieren.
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Um bei der Behandlung des Zielgewebes 50 ein möglichst großes Volumen vollständig zu koagulieren ist es erforderlich, ein vorschnelles Austrocknen des Gewebes 50 in der Nähe der Applikatoren 20a, 20b, 20c zu verhindern. Das erste Therapiesignal und die erste Wellenform können dazu speziell so ausgeführt sein, wie es in der
US 2009/0234351 A1 beschrieben ist. Dabei sind die Begriffe „Therapiesignal“ und „Wellenform“ insbesondere so zu verstehen, dass Sie auch ein spezifisches Regelverhalten der abgegebenen Signalamplitude und/oder Signalleistung in Abhängigkeit von der Gewebeimpedanz, der Gewebetemperatur, und/oder weiterer Gewebeparameter umfassen. Geeignete Wellenformen sind dem Fachmann bekannt.
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Die Dauer der Behandlung wird in Abhängigkeit von Art und Volumen des Zielgewebes 50 entweder fest vorgegeben oder anhand von Parametern wie Gewebeimpedanz und/oder Gewebetemperatur dynamisch bestimmt. Es ist auch bekannt, die Menge der während der Behandlung abzugebende elektrische Energie vorzugeben.
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Am Ende der Behandlung wird das erste Therapiesignal deaktiviert und die Applikatoren 20a, 20b, 20c werden aus dem Zielgewebe 50 und dem umgebenden gesunden Gewebe 51 entnommen.
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Um Blutungen und die Verschleppung von Tumorzellen bei der Entnahme der Applikatoren 20a, 20b, 20c zu verhindern, wird während der Entnahme ein zweites Therapiesignal mit einer zweiten Wellenform an den Applikator 20a, 20b, 20c abgegeben, welcher gerade aus dem Zielgewebe 50 entnommen wird. Das zweite Therapiesignal ist dabei dafür optimiert, Gewebe in einem kleinen Radius des jeweiligen Applikators möglichst schnell vollständig zu koagulieren. Auch solche Wellenformen sind dem Fachmann bekannt. Hierdurch werden zum einen Blutungen gestillt, welche durch den Wegfall des Gegendrucks des Applikators im Stichkanal entstehen können. Zum anderen wird verhindert, dass verschleppte Tumorzellen sich in lebendem Gewebe ansiedeln können. Das entsprechende Verfahren wird als Stichkanalverödung bezeichnet.
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Zur Aktivierung der Stichkanalverödung sind die Applikatoren 20a, 20b, 20c jeweils mit einem Betätigungselement 26 ausgestattet, welches am oder im Griffkörper 25 der Applikatoren 20a, 20b, 20c angeordnet ist.
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Wenn der Griffkörper 25 eines der Applikatoren 20a, 20b, 20c, beispielsweise des Applikators 20a, gegriffen wird, kann gleichzeitig das Betätigungselement 26 des entsprechenden Applikators 20a betätigt werden. Der Generator 10 erkennt, dass der Applikator 20a aus dem Zielgewebe 50 entnommen werden soll, und aktiviert für den Applikator 20a das zweite Therapiesignal.
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Wenn zum Zeitpunkt der Betätigung des Betätigungselements 26 noch das erste Therapiesignal aktiviert ist, so kann dies vor der Aktivierung des zweiten Therapiesignals durch den Generator 10 automatisch deaktiviert werden.
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Der Applikator 20a kann nun aus dem Zielgewebe herausgezogen werden, wobei der Stichkanal des Applikators 20a verödet wird.
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Wenn der Applikator 20a komplett aus dem Zielgewebe 50 und dem umgebenden Gewebe 51 herausgezogen wird, kann er abgelegt werden. Dabei wird die Betätigung des Betätigungselement 26 beendet und der Generator 10 erkennt, dass das zweite Therapiesignal deaktiviert werden kann.
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Nach der Entnahme des Applikators 20a werden nacheinander die Applikatoren 20b und 20c auf entsprechende Weise entnommen.
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3 zeigt einen griffseitigen Abschnitt eines Applikators 120. Der Applikator 120 entspricht im Aufbau in etwa den Applikatoren 20a, 20b, 20c, und umfasst einen nur teilweise dargestellten Schaft 121 und einen Griffkörper 125. Am Griffkörper 125 ist ein Betätigungselement in Form eines Tastschalters 126 angeordnet. Der Tastschalter 126 besteht aus einem im Inneren des Griffkörpers 125 angeordneten Mikroschalter 140, welcher mit einer flexiblem Abdeckung 141 versehen ist. Die flexible Abdeckung 141 kann beispielsweise aus Silikon oder EPDM bestehen und dient dazu, den Mikroschalter 140 vor dem Eindringen von Flüssigkeiten zu schützen.
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Der Tastschalter 126 kann unkompliziert betätigt werden, wenn der Griffkörper 125 umfasst wird, um den Applikator 120 aus dem Zielgewebe herauszuziehen.
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4 zeigt einen griffseitigen Abschnitt eines weiteren Applikators 220. Anders als der Applikator 120 ist in dem Griffkörper 225 des Applikators 220 ein kapazitiver Näherungssensor 226 als Betätigungselement vorgesehen. Der Näherungssensor 226 kann unter einer undurchbrochenen Hülle des Griffkörpers 225 angeordnet sein und registriert die Annäherung eines Dielektrikums, beispielsweise einer Hand, an den Griffkörper 225.
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Der Näherungssensor 226 wird daher automatisch betätigt, wenn der Griffkörper 225 umfasst wird, um den Applikator 220 aus dem Zielgewebe herauszuziehen.
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In 5 ist der Aufbau des elektrochirurgischen Generators 10 schematisch dargestellt. Der Generator 10 umfasst eine Steuerung 60 und eine Generatorbaugruppe 65. Die Generatorbaugruppe 65 ist eingerichtet, das erste und das zweite elektrochirurgische Therapiesignal zu erzeugen und über eine Trennbaugruppe 66, beispielsweise einen Transformator, and eine Applikatorschnittstelle 67 auszugeben.
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Die Applikatorschnittstelle 67 kann eine oder mehrere Steckbuchsen umfassen, über welche Applikatoren 20a, 20b, 20c an den Generator 10 angeschlossen werden können.
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Der Generator 10 umfasst weiterhin eine Benutzerschnittstelle 80. Über die Benutzerschnittstelle kann ein Benutzer verschiedene Betriebsarten des Generators 10 auswählen und/oder Parameter einstellen, welche dann von der Steuerung 60 aufbereitet und an die Generatorbaugruppe 65 geleitet werden. Weiterhin empfängt die Steuerung 60 von der Generatorbaugruppe 65 Betriebs- und/oder Zustandsdaten, welche nach eine Vorverarbeitung über die Benutzerschnittstelle 80 ausgegeben werden können.
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Die Steuerung 60 kann als Computer ausgeführt sein und einen Prozessor 61, einen Programmspeicher 62, und einen Arbeitsspeicher 63 umfassen. Datenleitungen 81, 82 können die Steuerung 60 mit der Benutzerschnittstelle 80 und der Generatorbaugruppe 65 verbinden.
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Eine weitere Datenleitung 83 kann die Steuerung 60 mit der Applikatorschnittstelle 67 verbinden. Anstelle der Datenleitung 83, die die Steuerung 60 direkt mit der Applikatorschnittstelle verbindet, kann eine gestrichelt dargestellte Datenleitung 83' die Steuerung über die Trennbaugruppe 66 mit der Applikatorschnittstelle 67 verbinden. Die Datenleitung 83 bzw. 83' dient dazu, Signale der Betätigungselemente 26, 126, 226 an die Steuerung 60 zu übermitteln.
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Der Programmspeicher 62 der Steuerung 60 enthält Programminstruktionen, die bei Ausführung durch den Prozessor 61 das elektrochirurgische System 1 dazu veranlassen, folgende Verfahrensschritte durchzuführen:
- a. Empfang einer Benutzeranweisung über die Benutzerschnittstelle 80, eine Gewebekoagulation mit anschließender Stichkanalverödung durchzuführen;
- b. Ermittlung einer geeigneten ersten Wellenform für das erste Therapiesignal in Abhängigkeit von über die Benutzerschnittstelle 80 empfangener Behandlungsparameter;
- c. Ermittlung einer geeigneten zweiten Wellenform für das erste Therapiesignal in Abhängigkeit von über die Benutzerschnittstelle 80 empfangener Behandlungsparameter;
- d. Abgabe des ersten Therapiesignals an einen oder mehrere der Applikatoren 20a, 20b, 20c nach Erhalt einer Benutzerfreigabe über die Benutzerschnittstelle,
- e. Beenden der Abgabe des ersten Therapiesignals nach
- ◯ einer vorgegebenen Behandlungsdauer,
- ◯ Abgabe einer vorgegebenen Gesamtenergiemenge, oder
- ◯ Empfang eines Betätigungssignals von einem der angeschlossenen Applikatoren;
- f. Abgabe des zweiten Therapiesignals nach Empfang eines Betätigungssignals an den Applikator, von dem das Betätigungssignal empfangen wurde;
- g. Beenden der Abgabe des zweiten Therapiesignals bei Beendigung des Empfangs des Betätigungssignals; und
- h. Wiederholen der Schritte f. und g. bis diese Schritte für alle der Applikatoren 20a, 20b, 20c durchgeführt wurden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2009/0234351 A1 [0006, 0032]
- US 2006015095 A1 [0006]