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Die Erfindung betrifft eine Sitzplatzanordnung, insbesondere für ein Fahrzeug, aufweisend mindestens einen Sitz, welcher mit Hilfe einer manuellen Steuerung innerhalb eines ersten Verstellbereichs durch einen Passagier und/oder Fahrer einstellbar ist. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Fahrzeug mit einer derartigen Sitzplatzanordnung.
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In eine Vielzahl von Fahrzeugen werden manuell oder elektrisch verstellbare Sitze verbaut. Dabei kann ein Fahrer oder ein Passagier eine Sitzposition, eine Sitzneigung und eine Rückenlehnen-Neigung in Fahrzeuglängsrichtung bzw. in Fahrtrichtung des Fahrzeugs individuell einstellen. Darüber hinaus kann je nach Fahrzeug eine Sitzhöhe eingestellt werden.
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Des Weiteren kann die Möglichkeit, einen Sitz zu verstellen, auch zum Bereitstellen eines komfortablen Ein- und Ausstiegs eines Fahrers des Fahrzeugs eingesetzt werden. Hierbei kann der Sitz üblicherweise entgegen der Fahrtrichtung zurückgeschoben werden, um den Einstieg zu erleichtern. Eine derartige Funktion ist auch als EasyEntry (angemeldete und zurückgewiesene Unionsmarke Nr. 000581918) bekannt.
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Während einer autonomen Fahrt benötigt der Fahrer das Lenkrad und die Pedale zum Steuern des Fahrzeugs nicht. Da das Fahrzeug selbstständig die Steuerung übernimmt, kann dem Fahrer mehr Platz zur Verfügung gestellt werden, um fahrfremde Tätigkeiten auszuführen.
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Hat der Fahrer den Sitz in einer regulären Position nahe der EasyEntry Position eingestellt, kann er nicht bzw. nur geringfügig von der EasyEntry Funktion profitieren. Die Vergrößerung des verfügbaren Raumes hängt somit von der zuvor eingestellten Sitzposition ab, da dasselbe Verstellfeld des Sitzes genutzt wird. In einem Extremfall, beispielsweise wenn der Sitz des Fahrers bereits seinen maximalen Verstellweg entgegen der Fahrtrichtung erreicht hat, kann der Raum gar nicht mehr vergrößert werden, um die EasyEntry Funktion zu ermöglichen.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Sitzplatzanordnung bereitzustellen, durch welche die EasyEntry Funktion eines Fahrzeugs verbessert wird.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch eine Sitzplatzanordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und eine Fahrzeuganordnung mit den Merkmalen des Anspruchs 8 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Die erfindungsgemäße Sitzplatzanordnung ist insbesondere dazu eingerichtet, um in einem Fahrzeug eingesetzt zu werden. Die Sitzplatzanordnung weist mindestens einen Sitz auf, welcher mit Hilfe einer manuellen Steuerung innerhalb eines ersten Verstellbereichs durch einen Passagier und/oder Fahrer einstellbar ist. Erfindungsgemäß ist der mindestens eine Sitz durch eine Steuereinheit automatisiert in einen zweiten Verstellbereich verfahrbar, welcher durch die manuelle Steuerung nicht verwendbar ist.
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Der mindestens eine Sitz kann hierbei ein Fahrersitz, ein Beifahrersitz und/oder ein Rücksitz sein. Durch die Bereitstellung des zweiten Verstellbereichs kann ein Verstellbereich des Sitzes, welcher manuell angesteuert werden kann erweitert werden. Der zweite Verstellbereich des Sitzes kann nicht vom Fahrer bzw. einem Passagier zur Einstellung seiner Fahrposition genutzt werden.
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Der zusätzliche Bereich bzw. der zweite Verstellbereich ist derart bemessen, dass allen Fahrern bzw. Passagieren eine Vergrößerung des Raumes für. eine EasyEntry Position angeboten werden kann, relativ zu der individuell eingestellten Fahrposition. Hierdurch können auch große Passagiere, welche den ersten Verstellbereich maximal ausnutzen und den Sitz an einer gegenüber der Fahrtrichtung des Fahrzeugs hintersten Position einstellen, von der EasyEntry Funktion profitieren.
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Der zweite Verstellbereich des Sitzes wird hierbei bspw. automatisiert basierend auf Steuerbefehlen eine Steuereinheit verwendet. Hierzu veranlasst die Steuereinheit ein Bewegen des Sitzes von dem ersten Verstellbereich in den zweiten Verstellbereich und innerhalb des zweiten Verstellbereichs. Die jeweiligen Parameter dieser Ansteuerung des Sitzes durch die Steuereinheit können im Vorfeld definiert und optional nachträglich verändert werden, um eine optimierte EasyEntry Position bereitstellen zu können.
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Das Sitzverstellfeld bzw. der erste Verstellbereich wird erweitert, um einen Bereich, der nicht vom Fahrer bzw. Passagier zur Einstellung seiner Fahrposition genutzt werden kann. Diese Erweiterung besteht darin, dass der erste Verstellbereich erweitert wird um den zweiten Verstellbereich, welchen der Fahrer nicht zum Einstellen des Sitzes innerhalb der Fahrposition nutzen kann. Der zweite Verstellbereich wird beispielsweise mithilfe der Steuereinheit angesteuert, um dem Fahrer eine Komfortsitzposition während einer autonomen Fahrer oder zum Ermöglichen der EasyEntry Funktion anzubieten.
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Zum Realisieren des zweiten Verstellbereichs ragen Verstellschienen des Sitzes entgegen der Fahrtrichtung des Fahrzeugs beispielsweise in einen Fußraum der Rücksitzbank oder in einen Fußraum einer dritten Sitzreihe bzw. in einen Kofferraum hinein. Zum Einnehmen des zweiten Verstellbereichs durch den Sitz werden dahinterliegende Sitze bspw. ebenfalls analog hierzu entgegen der Fahrtrichtung verschoben bzw. verstellt.
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Gemäß einem Ausführungsbeispiel ist der mindestens eine Sitz zum Vereinfachen eines Einstiegs oder eines Ausstiegs aus dem Fahrzeug und/oder zum Einstellen einer Sitzposition bei einem automatisierten Betriebsmodus des Fahrzeugs durch die Steuereinheit in den zweiten Verstellbereich verfahrbar. Hierdurch kann eine EasyEntry Funktion unabhängig von einer voreingestellten Position innerhalb des ersten Verstellbereichs bereitgestellt werden. Somit können Passagiere bzw. Fahrer auch bei maximaler Ausnutzung des ersten Verstellbereichs von der EasyEntry Funktion profitieren. Darüber hinaus kann der zweite Verstellbereich für den automatisierten Betriebsmodus des Fahrzeugs genutzt werden, um dem Fahrer oder einem Passagier beispielsweise eine größere Beinfreiheit zu ermöglichen. Der automatisierte Betriebsmodus ist vorzugsweise als ein hochautomatisierter Betriebsmodus, bei welchem das Fahrzeug selbstständig und fahrerlos die Steuerung vollführt.
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Nach einer weiteren Ausführungsform ist der mindestens eine Sitz zum Vereinfachen des Einstiegs oder des Ausstiegs aus dem Fahrzeug um eine Differenzstrecke entgegen einer Fahrtrichtung des Fahrzeugs durch die Steuereinheit verschiebbar, wobei die Differenzstrecke ausgehend von einer mit Hilfe der manuellen Steuerung eingestellten Position des mindestens einen Sitzes konstant ist. Hierdurch kann das zusätzliche Verstellfeld bzw. der zweite Verstellbereich des Sitzes derart dimensioniert sein, dass unabhängig von einer eingestellten Position des Sitzes innerhalb des ersten Verstellbereichs eine gleiche Differenzstrecke verwendbar ist. Somit kann die Differenzstrecke unabhängig von der manuell eingestellten Position des Sitzes innerhalb des ersten Verstellbereichs konstant bleiben.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist die Differenzstrecke und/oder eine automatisiert durch die Steuereinheit einzustellende Endposition des mindestens einen Sitzes im Vorfeld durch den Passagier definierbar. Durch diese Maßnahme kann der Fahrer bzw. ein Passagier des Fahrzeugs die relative EasyEntry Position bzw. relative Position für das autonome Fahren vor Fahrtantritt oder während der autonomen Fahrt individuell vor einstellen.
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Eine Ansteuerung der jeweiligen Position innerhalb des zweiten Verstellbereichs erfolgt anschließend entsprechend einem weiteren Ausführungsbeispiel durch die Steuereinheit, wenn das Fahrzeug in einem autonomen Fahrtmodus betrieben oder eine Fahrzeugtür geöffnet wird. Hierbei kann die im Vorfeld konfigurierte Endposition, in welche der Sitz automatisiert bewegt werden soll, mithilfe von Aktuatoren angesteuert werden. Die Endposition befindet sich dabei innerhalb des zweiten Verstellbereichs.
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Der zweite Verstellbereich kann hierbei als ein Abschnitt entlang von Verstellschienen des Sitzes ausgestaltet sein. Je nach Ausgestaltung der Sitzplatzanordnung kann der gesamte Sitz oder eine hintere Kante des Sitzes sich in dem zweiten Verstellbereich befinden, wenn eine entsprechende Endposition durch die Steuereinheit angesteuert wird.
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Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel ist der zweite Verstellbereich in Fahrtrichtung des Fahrzeugs hinter dem ersten Verstellbereich angeordnet. Hierdurch kann einem Fahrer oder einem Beifahrer ein größeres Platzangebot gegenüber einem Armaturenbrett des Fahrzeugs bereitgestellt werden.
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Nach einer weiteren Ausführungsform sind der erste Verstellbereich und der zweite Verstellbereich in Form eines ersten Schienenabschnitts und eines zweiten Schienenabschnitts und/oder in Form eines ersten Verstellvolumens und eines zweiten Verstellvolumens im Fahrzeug ausgestaltet. Hierdurch können der erste Verstellbereich und/oder der zweite Verstellbereich eindimensional oder mehrdimensionalen ausgestaltet sein. Durch diese Maßnahme kann eine besonders flexible Einstellung der Sitzplatzposition bei unterschiedlichen Fahrmodi des Fahrzeugs realisiert werden.
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Die Vergrößerung bzw. Erweiterung des ersten Verstellbereichs erfolgt durch Schaffung eines zusätzlichen mechanischen Freiheitsgrades in der Sitzmechanik bzw. der Sitzverstellungsmechanik. Die vom Fahrer initiierte Verstellung zur Einstellung der Sitzposition innerhalb des ersten Verstellbereichs wird über die vorhandene elektrische oder manuelle Sitzverstellungsmechanik bzw. manuelle Steuerung eingestellt. Der zusätzliche Freiheitsgrad kann ausschließlich automatisiert während einer autonomen Fahrt oder zum Erleichtern eines Einstiegs bzw. Ausstiegs durch die Steuereinheit verwendet werden.
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Alternativ wird der vorhandene Verstellweg des Sitzes innerhalb des ersten Verstellbereichs um den zweiten Verstellbereich verlängert. Das Steuergerät kann hierbei eine Begrenzung des ersten Verstellbereichs ermöglichen, welche aufgehoben wird, wenn das Fahrzeug in einen autonomen Betriebsmodus gesteuert wird, oder wenn eine Fahrzeugtür geöffnet wird.
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Gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel unterscheidet sich eine Verstellgeschwindigkeit des mindestens einen Sitzes innerhalb des ersten Verstellbereichs von einer Verstellgeschwindigkeit des mindestens einen Sitzes innerhalb des zweiten Verstellbereichs. Darüber hinaus kann eine Verstellgeschwindigkeit des Sitzes bei einem Wechsel des Verstellbereichs von dem ersten Verstellbereich in den zweiten Verstellbereich gegenüber einer Verstellgeschwindigkeit des Sitzes innerhalb des ersten Verstellbereichs größer ausgestaltet sein.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Fahrzeug bereitgestellt, welches mindestens eine erfindungsgemäße Sitzplatzanordnung aufweist.
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Hierdurch kann das Fahrzeug unabhängig von einer Größe eines Passagiers oder eines Fahrers und der hieraus resultierenden Einstellung des Sitzes innerhalb des ersten Verstellbereichs eine optimierte EasyEntry Funktion bereitgestellt werden. Des Weiteren kann ein vergrößerter Raum für Aufgaben und Aktivitäten des Fahrers bzw. Passagiers während einer autonomen Fahrt ermöglicht werden.
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Die Erfindung ist anhand von Ausführungsformen in den Zeichnungen schematisch dargestellt und wird unter Bezugnahme auf die Zeichnungen weiter beschrieben. Es zeigt:
- 1 eine Seitenansicht auf eine Sitzplatzanordnung in einem Fahrzeug gemäß einer erfindungsgemäßen Ausführungsform, und
- 2 eine Draufsicht auf ein Fahrzeug mit einer Sitzplatzanordnung gemäß der erfindungsgemäßen Ausführungsform.
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1 zeigt eine Seitenansicht auf eine Sitzplatzanordnung 1 in einem Fahrzeug 2 gemäß einer erfindungsgemäßen Ausführungsform. Das Sitzplatzanordnung 1 weist im dargestellten Ausführungsbeispiel zwei Sitze 4, 6 auf. Dabei ist ein erster Sitz 4 als ein Fahrersitz ein zweiter Sitz 6 als ein Beifahrersitz des Fahrzeugs 2 ausgestaltet.
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Zum veranschaulichen der Sitzplatzanordnung 1 wird beispielhaft auf den ersten Sitz 4 bzw. den Fahrersitz Bezug genommen. Der Sitz 4 weist eine manuelle Steuerung 8 auf welche von einen Passagier oder einem, in 2 gezeigten, Fahrer 18 des Fahrzeugs 2 steuerbar ist. Hierdurch kann der Fahrer 18 bzw. der Passagier den Sitz 4 innerhalb eines ersten Verstellbereichs 10 verstellen. In Fahrtrichtung F hinter dem ersten Verstellbereich 10 ist ein zweiter Verstellbereich 12 angeordnet, welcher mithilfe der manuellen Steuerung 8 nicht nutzbar ist.
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Die manuelle Steuerung 8 kann hierbei eine mechanische Steuerung des Sitzes 4 mit Hilfe von Hebeln oder Drehreglern umfassen. Darüber hinaus kann die manuelle Steuerung 8 in Form von einer elektrischen Steuerung von Aktuatoren zum Verstellen des Sitzes 4 ausgestaltet sein. Ein Fahrer oder Passagier muss bei der manuellen Steuerung 8 aktiv eingreifen, d. h. bspw. auch die Aktuatoren der elektrischen Steuerung bedienen, um eine Sitzposition zu steuern.
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Der zweite Verstellbereich 12 kann durch eine Steuereinheit 14 des Fahrzeugs 2 automatisiert genutzt werden. Hierzu kann der Sitz 4 mithilfe eines Aktuators 16, welcher durch die Steuereinheit 14 angesteuert wird, von dem ersten Verstellbereich 10 in den zweiten Verstellbereich 12 bewegt werden. Hierbei legt der Sitz 4 eine Differenzstrecke D zurück. Dies kann beispielsweise erfolgen, wenn das Fahrzeug 2 in einen autonomen Betriebszustand ohne eine manuelle Steuerung durch den Fahrer 18 überführt wird. Hierzu kann die Steuereinheit 14 datenleitend mit einem fahrzeugseitigen Steuergerät 22 kommunizieren, welches der Steuereinheit 14 den Betriebsmodus des Fahrzeugs 2 mitteilen kann. Das fahrzeugseitige Steuergerät 22 ist bspw. für die Steuerung des Fahrzeugs während des autonomen Betriebs zuständig.
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Eine Endposition 20 des Sitzes 4 innerhalb des zweiten Verstellbereichs 12 kann durch optional den Fahrer 18 im Vorfeld definiert werden.
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In der 2 ist eine Draufsicht auf ein Fahrzeug 2 mit einer Sitzplatzanordnung 1 gemäß der erfindungsgemäßen Ausführungsform dargestellt. Hierbei ist die Anordnung des ersten Verstellbereichs 10 und des zweiten Verstellbereichs 12 veranschaulicht. Insbesondere ist sichtbar, dass der zweite Verstellbereich 12 sich in Fahrtrichtung F hinter dem ersten Verstellbereich 10 befindet. Hierdurch können ein oder mehrere Sitze 4, 6 durch die Steuereinheit 14 zurückgeschoben werden, um ein größeres Platzangebot für Passagiere bzw. Fahrer 18 bereitzustellen.
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Die Steuereinheit 14 kann darüber hinaus auch bei einem Öffnen einer Fahrzeugtür 24 mindestens einen Sitz 4, 6 von dem ersten Verstellbereich 10 in den zweiten Verstellbereich 12 überführen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sitzplatzanordnung
- 2
- Fahrzeug
- 4
- erster Sitz / Fahrersitz
- 6
- zweiter Sitz / Beifahrersitz
- 8
- manuelle Steuerung
- 10
- erster Verstellbereich
- 12
- zweiter Verstellbereich
- 14
- Steuereinheit
- 16
- Aktuator zum Verstellen eines Sitzes
- 18
- Fahrer
- 20
- Endposition des Sitzes
- 22
- fahrzeugseitiges Steuergerät
- 24
- Fahrzeugtür
- D
- Differenzstrecke
- F
- Fahrtrichtung