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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Radhaus eines Kraftfahrzeugs, insbesondere eines Elektrofahrzeugs, bei dem Wasser- und Schmutzeintrag in den Aggregateraum des Kraftfahrzeugs reduziert sind.
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Der Motor- bzw. Aggregateraum heutiger Kraftfahrzeuge ist feucht bzw. nass ausgelegt. Wasser kann beispielsweise über die Radhäuser oder über Fahrwerksdurchbrüche im Unterboden in den Motor- bzw. Aggregateraum eindringen.
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Bei konventionellen Fahrzeugen sind die Öffnungen des Aggregateraums, durch welche auch Wasser eindringen kann, vorgesehen, um beispielsweise eine Durchlüftung des Aggregateraums zu Kühlungszwecken zu realisieren. Durch diese Öffnungen können erhebliche Mengen an Wasser (Regenfahrt, Wasserdurchfahrt, Gischt etc.), an Staub, Schmutz und Streusalz eindringen. Dies kann zur Schädigung von Bauteilen führen, z.B. zu Korrosion und Undichtigkeiten von Komponenten. Um dies zu unterbinden, ist ein aufwändiger Korrosions- und Wasserschutz für Bauteile im Aggregateraum erforderlich.
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Durch die Öffnungen können auch Schädlinge, z.B. Marder, in den Aggregateraum gelangen. Marderschäden sind die häufigste Ursache für Liegenbleiber oder Werkstattbesuche für den Kunden und es gibt derzeit keine 100%ig wirksame technische Abwehrmaßnahme. Insbesondere bei Elektrofahrzeugen nimmt die Marderabwehr einen immer größeren Stellenwert ein, da bei Beschädigung von HV-Kabeln ein HV-Sicherheitsrisiko entsteht (z.B. Funkenschlag, Brandgefahr, Liegenbleiber).
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Da durch die Öffnungen auch Schall, beispielsweise Reifenabrollgeräusche, in den Aggregateraum gelangt und in den Fahrgastraum weitergeleitet wird, sind erhöhte Akustikmaßnahmen im Bereich der Stirnwand erforderlich, z.B. Dämmmatten bzw. Dämmvliese, eine Verkleidung mit Bitumen oder Schaum, oder eine Akustikverglasung. Diese Akustikmaßnahmen verursachen zusätzlichen Aufwand und Kosten und erhöhen das Fahrzeuggewicht.
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Aus der
DE 20 2008 010 553 U1 ist ein Radaufhängung eines Kraftfahrzeugs bekannt, mit einer Schraubendruckfeder, die als Tragfeder dient und sich an einem Karosserieblech abstützt, welches eine Trennung zwischen einem Nassraum im Radkasten und einem Trockenraum bildet. Ein Verstellantrieb für die Schraubendruckfeder ist im Trockenraum angeordnet und wirkt durch eine Öffnung im Karosserieblech hindurch verstellend auf die Schraubendruckfeder, wobei der Verstellantrieb die Öffnung im Karosserieblech einschließlich eines Randbereichs trockenraumseitig vollständig überdeckt, so dass die Öffnung gegen Spritzwassereintritt vom Nassraum in den Trockenraum abgedichtet ist.
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Die
DE 196 20 404 C1 offenbart ein Verkleidungsteil aus nachgiebigem Werkstoff für einen Endbereich eines Fahrzeuges. Das Verkleidungsteil bildet abschnittsweise die Karosserieaußenhaut und ist mit seitlich außenliegenden, längs gerichteten Abschnitten an angrenzende Radhäuser des Aufbaus herangeführt. An jeder Längsseite des Fahrzeuges ist benachbart dem Radhaus ein aus Kunststoff hergestellter, aufbauseitig befestigter Halter vorgesehen, der gleichzeitig zur Befestigung des oberen Randbereiches und des unteren Randbereiches der längs gerichteten Abschnitte des Verkleidungsteiles herangezogen wird. Der Halter bildet außerdem eine Teilradhausschale.
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Vor diesem Hintergrund hat sich die Erfindung die Aufgabe gestellt, eine Vorrichtung zur Verfügung zu stellen, die es ermöglicht, den für Wasser- und Korrosionsschutz von Bauteilen und die akustische Dämmung im Aggregateraum erforderlichen Aufwand zu verringern und den Wasser- und Schmutzeintrag in den Aggregateraum zu reduzieren.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung und den Abbildungen.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Radhaus eines Kraftfahrzeugs, insbesondere eines Elektrofahrzeugs, mit einer Radlaufschale, die mindestens einen Durchbruch aufweist, durch welchen mindestens ein Fahrwerksteil des Kraftfahrzeugs in das Radhaus geführt ist. Erfindungsgemäß ist der mindestens eine Durchbruch durch ein Abdichtelement wasserdicht verschlossen, das formschlüssig an einem festen Anbindungspunkt des mindestens einen Fahrwerksteils angeordnet ist.
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Die Radlaufschale ist im Bereich des Fahrwerksdurchbruchs ausgeschnitten, um genügend Freigang für die beweglichen Teile des Antriebs bzw. Fahrwerks einzustellen. Es erfolgt eine gezielte Abdichtung des durch die Radlaufschale freigeschnittenen Bereichs an einem festen Anbindungspunkt des mindestens einen beweglichen Fahrwerksteils. Insbesondere erfolgt eine Abdichtung eines Fahrwerksdurchbruchs zum Aggregateraum des Kraftfahrzeugs hin, so dass kein Wasser durch den Fahrwerksdurchbruch in den Aggregateraum treten kann. Dies ist insbesondere für Elektrofahrzeuge wichtig.
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In einer Ausführungsform ist der feste Anbindungspunkt der Punkt der Aufhängung des mindestens einen beweglichen Fahrwerksteils. In einer weiteren Ausführungsform ist das mindestens eine bewegliche Fahrwerksteil an einem (Fahrwerks-)Hilfsrahmen des Kraftfahrzeugs aufgehängt. Das Abdichtelement kann an Tragstrukturen ankoppeln, z.B. an einem Hilfsträger oder einem Längsträger. Das Abdichtelement generiert Einzugsebenen zwischen festen Fahrwerks- bzw. Getriebeaufhängungspunkten bzw. der Karosseriestruktur und der Radlaufschale.
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In einer Ausführungsform umfasst das mindestens eine bewegliche Fahrwerksteil, das in das Radhaus ragt, einen Stabilisator. In einer weiteren Ausführungsform umfasst das Fahrwerksteil eine Antriebswelle oder eine Gelenkwelle. In einer weiteren Ausführungsform umfasst das Fahrwerksteil mindestens einen Lenker. In einer Ausführungsform ist der mindestens eine Lenker ein Führungs-, Trag-, oder Querlenker. In einer Ausführungsform ist das Fahrwerksteil eine Mehrlenkerachse. In einer weiteren Ausführungsform umfasst das Fahrwerksteil einen Stoßdämpfer.
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Erfindungsgemäß ist der mindestens eine Durchbruch in der Radlaufschale durch ein Abdichtelement wasserdicht verschlossen, das formschlüssig an einem festen Anbindungspunkt des mindestens einen Fahrwerksteils angeordnet ist. Das Abdichtelement dichtet natürlich auch den Rand des Durchbruchs in der Radlaufschale ab. In einer Ausführungsform ist das Abdichtelement einteilig mit der Radlaufschale ausgeführt, d. h., es stellt eine Erweiterung der Radlaufschale im Bereich des Durchbruchs dar.
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In einer Ausführungsform ist die Radlaufschale so erweitert, dass Wasser nur an die beweglichen Fahrwerks-/Antriebsteile gelangt, jedoch nicht hinter den Bereich der festen Anbindungspunkte bzw. der Lagerungspunkte der beweglichen Fahrwerksteile. In einer anderen Ausführungsform ist die Radlaufschale so ausgeführt, dass sie hinter den festen Anbindungspunkten bzw. Lagerungspunkten verläuft und fest angeordnete, also unbewegliche Fahrwerksteile bereichsweise nass werden. Wesentlich ist jedoch, dass Wasser nicht tief in den Aggregateraum eintritt. Dies wird dadurch realisiert, dass die Radlaufschale bis zu den jeweiligen festen Anbindungspunkten (oder weiter in Richtung Aggregateraum) erweitert und dort angebunden wird.
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In einer anderen Ausführungsform ist das Abdichtelement nicht einteilig mit der Radlaufschale ausgeführt, d. h., es umfasst ein oder mehrere separate Bauteile, die mit der Radlaufschale verbunden sind, beispielsweise durch Verschraubung, Verschweißung, oder Verklebung zur Sicherstellung der Dichtheit.
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In einer Ausführungsform besteht das Abdichtelement aus Metall, beispielsweise Stahlblech. In einer weiteren Ausführungsform handelt es sich bei dem Abdichtelement um ein Einzugsblech bzw. eine metallische Einzugsebene.
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In einer anderen Ausführungsform besteht das Abdichtelement aus Kunststoff. In einer weiteren Ausführungsform ist der Kunststoff ein Elastomer. In einer speziellen Ausführungsform ist der Kunststoff gummielastisch.
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In einer weiteren Ausführungsform weist das Abdichtelement zusätzliche Abdichtmittel auf, beispielsweise eine Gummidichtung, Verklebung, dichte Verschraubung, etc., um die Radlaufschale besser gegenüber anderen Bauteilen bzw. der Karosseriestruktur (Längsträger, Kotflügel, Unterboden-Verkleidung) abzudichten.
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Zu den Vorteilen der erfindungsgemäßen Lösung zählen ein geringerer Schmutzeintrag in den Aggregateraum und damit eine bessere Optik, geringere Korrosion und verbesserter Marderschutz. Es kann der Aufwand für den Korrosionsschutz und Wasserschutz (IP-Schutzklassen) der Bauteile im Aggregateraum reduziert werden. Es wird die Schalldurchdringung des Reifenabrollgeräusches in den Motorraum verringert und es können Akustikmaßnahmen (Dämmung) im Bereich der Stirnwand eingespart werden. Zudem wird der Einsatz korrosionsanfälliger Materialien (z.B. Magnesiumlegierungen) im Aggregateraum möglich, was für Leichtbau und damit Gewichtsersparnis und in der Folge eine erhöhte Reichweite des Fahrzeugs genutzt werden kann. Durch verschlossene Radhäuser und Kühlluftführungen wird auch der cw-Wert des Fahrzeugs verringert, was ebenfalls die Reichweite des Fahrzeugs erhöht.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und den beiliegenden Zeichnungen.
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Es versteht sich, dass die vor anstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Die Erfindung ist anhand von Ausführungsformen in den Zeichnungen schematisch dargestellt und wird unter Bezugnahme auf die Zeichnungen weiter beschrieben. Es zeigt:
- 1 eine schematische Darstellung einer Radlaufschale des Standes der Technik;
- 2 eine Ansicht von oben eines horizontalen Schnitts durch ein Kraftfahrzeug mit einem erfindungsgemäßen Radhaus;
- 3 eine Ansicht von unten eines horizontalen Schnitts durch ein Kraftfahrzeug mit einem erfindungsgemäßen Radhaus;
- 4 eine perspektivische Ansicht eines weiteren erfindungsgemäßen Radhauses.
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1 zeigt eine schematische Darstellung einer Radlaufschale 2 des Standes der Technik mit Durchbrüchen 3, durch die Fahrwerksteile (nicht gezeigt) in das Radhaus (nicht gezeigt) ragen, in dem die Radlaufschale 2 angeordnet ist. Die Durchbrüche 3 sind großzügig gestaltet, so dass bewegliche Fahrzeugteile auch bei ihrer Bewegung nicht an die Radlaufschale 2 anstoßen. Durch die großzügige Gestaltung der Durchbrüche 3 kann viel Wasser in einen Motor- /Aggregateraum eindringen.
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2 zeigt eine Ansicht von oben eines Teils eines horizontalen Schnittes durch ein Kraftfahrzeug mit einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Radhauses 1.
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Im Radhaus 1 befinden sich eine Radlaufschale 2 und ein Rad 4. Ein Stabilisator 5, eine Antriebswelle 6, ein erster Lenker 7 und ein zweiter Lenker 8 sind durch einen Durchbruch 3 der Radlaufschale 2 aus dem Aggregateraum des Kraftfahrzeugs in das Radhaus 1 geführt. Ein Abdichtelement 9 dichtet den Durchbruch 3 ab, so dass kein Wasser aus dem Radhaus 1 in den Aggregateraum gelangen kann. Das Abdichtelement 9 ist formschlüssig an den Rändern des Durchbruchs 3 und formschlüssig an festen Anbindungspunkten 10, 11, 12 der beweglichen Fahrwerksteile 5, 6, 7, 8 angeordnet. Die Abdichtung 11 des Stabilisators 5 erfolgt im Bereich einer Stabilisatorschelle, mit der der Stabilisator 5 an einem Hilfsrahmen 15 des Kraftfahrzeugs befestigt ist. Die Abdichtung 10 des zweiten Lenkers 8 erfolgt im Bereich des Lenkgetriebegehäuses. Die Abdichtung 12 der Antriebswelle 6 erfolgt im Bereich des fest gelagerten Getriebes.
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3 zeigt eine Ansicht von unten eines Teils eines horizontalen Schnittes durch ein Kraftfahrzeug mit einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Radhauses 1.
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Im Radhaus 1 befinden sich eine Radlaufschale 2 und ein Rad 4. Ein Stabilisator 5, eine Antriebswelle 6, ein erster Lenker 7, ein zweiter Lenker 8 und ein dritter Lenker 16 sind durch einen Durchbruch 3 der Radlaufschale 2 aus dem Aggregateraum des Kraftfahrzeugs in das Radhaus 1 geführt. Ein Abdichtelement 9 dichtet den Durchbruch 3 ab, so dass kein Wasser aus dem Radhaus 1 in den Aggregateraum gelangen kann. Das Abdichtelement 9 ist formschlüssig an den Rändern des Durchbruchs 3 und formschlüssig an festen Anbindungspunkten 10, 13, 14 der beweglichen Fahrwerksteile 5, 7, 8, 16 angeordnet. Die Abdichtung 11 des Stabilisators 5 erfolgt im Bereich einer Stabilisatorschelle, mit der der Stabilisator 5 an einem Hilfsrahmen 15 des Kraftfahrzeugs befestigt ist. Die Abdichtung 10 des zweiten Lenkers 8 erfolgt im Bereich des Lenkgetriebegehäuses. Die Abdichtung 13 des ersten Lenkers 7 erfolgt im Bereich der Aufhängung des ersten Lenkers 7 an einem Hilfsrahmen 15. Die Abdichtung 14 des dritten Lenkers 16 erfolgt im Bereich der Aufhängung des dritten Lenkers 16 an einem Hilfsrahmen 15. Eine Dichtlinie verläuft von der Radlaufschale 2 zum festen Anbindungspunkt 13, weiter zum festen Anbindungspunkt 10 und dann zum festen Anbindungspunkt 14, und von dort wieder zur Radlaufschale 2.
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4 zeigt eine perspektivische Ansicht einer weiteren Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Radhauses 1. Dargestellt ist der Blick in Richtung der Antriebswelle 6. Das Rad ist in der Darstellung weggelassen. Der Stabilisator 5, die Antriebswelle 6, ein erster Lenker 7, ein zweiter Lenker 8, ein vierter Lenker 17 und ein Stoßdämpfer 18 sind durch Durchbrüche 3 in der Radlaufschale 2 aus dem Aggregateraum in das Radhaus 1 geführt. In der Zeichnung gut erkennbar ist die Abdichtung des Durchbruchs 3 für den vierten Lenker 17 und den Stoßdämpfer 18 in der Kuppel der Radlaufschale 2 durch ein am Längsträger des Kraftfahrzeugs befestigtes Abdichtelement 19 (z.B. Einzugsblech oder Kunststoffteil). Es ist vorgesehen, dass das Abdichtelement 19 formschlüssig an festen Anbindungspunkten des vierten Lenkers 17 und des Stoßdämpfers 18 befestigt ist. Das Abdichtelement 19 ist in einer Ausführungsform einteilig mit der Radlaufschale 2 ausgeführt. In einer anderen Ausführungsform sind Radlaufschale 2 und Abdichtelement 19 separate Bauteile. Diese werden dann beispielsweise über Steckverbindungen, Schraubverbindungen oder dergleichen miteinander verbunden, insbesondere verrastet oder verschraubt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Radhaus
- 2
- Radlaufschale
- 3
- Durchbruch
- 4
- Rad
- 5
- Stabilisator
- 6
- Antriebswelle
- 7
- erster Lenker
- 8
- zweiter Lenker
- 9
- Abdichtelement
- 10
- Anbindung an Lenkgetriebegehäuse
- 11
- Anbindung an Stabilisatorschelle
- 12
- Anbindung an Getriebe
- 13
- Anbindung an Hilfsrahmen
- 14
- Anbindung an Hilfsrahmen
- 15
- Hilfsrahmen
- 16
- dritter Lenker
- 17
- vierter Lenker
- 18
- Stoßdämpfer
- 19
- Abdichtelement
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 202008010553 U1 [0006]
- DE 19620404 C1 [0007]