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Anwendungsbereich der Erfindung
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Brustwarzen können durch operative Eingriffe, Verletzungen, Piercing, Reibung beim Sport, gutartige Veränderungen, Wachstum der Brust, Schwangerschaft oder vor allem beim Stillen von Säuglingen wund, druckempfindlich und schmerzhaft werden. Eine Linderung der Schmerzen und schnellere Heilung wird durch Formteile erreicht, die auf die Brustwarzen aufgelegt werden und einen Abstand zu Kleidung oder bedeckende Textilien herstellen. Bestehende Lösungen weisen alle erhebliche Nachteile auf.
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Hintergrund der Erfindung
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Eine große Anzahl von schalenförmigen oder kappenartigen Formteilen wird zu diesem Zweck angeboten. Unter den Markennamen Medela, Purifyou, Philips Avent, iQ-med, My Sunshine, NUK u.v.a.m. sind entsprechende Produkte aus Hart- oder Weich-Materialien käuflich zu erwerben. Auch wenn flexible Materialien etwas mehr Tragekomfort bieten, ist allen schalenförmigen oder kappenartigen Formteilen gemein, dass diese eine große Auflagefläche aufweisen und damit viel Haut bedeckt und schlecht belüftet ist. Gebrauchsanweisungen weisen darauf hin, die Formteile nicht nachts zu tragen. Feuchtigkeitsansammlung und schlechte Belüftung können Haut-Irritationen und Keimbildung zur Folge haben. Weiterhin können Büstenhalter, Kleidung oder bedeckende Textilien dazu führen, dass die Schalen oder Kappen auf die schmerzempfindliche Brustwarze drücken und den Schmerz noch verstärken.
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Um diese Nachteile auszugleichen, gibt es Formteile, die keine Abdeckung der Brustwarze erzeugen. Ein führendes Produkt sind Brustringe der Marke Elanee®, hergestellt von Grünsprecht Naturprodukte GmbH in 85123 Karlkron. Diese Formteile sind aus PolyurethanSchaum, die direkt auf der Brust im BH platziert werden. Die Brustringe bilden eine Barriere zwischen Brust und Stoff. Die Ringe sollten nach Gebrauch bis maximal 24 Stunden entsorgt werden. Auch wenn die Belüftung etwas besser ist, als bei den schalenförmigen oder kappenartigen Formteilen, so wird auch hier von Nutzung über Nacht abgeraten. Weiterhin sind die Produkte nicht nachhaltig, da ein Paar nach maximal 24h Nutzung entsorgt werden muss (Einmalprodukt). Dazu entstehen für den Konsumenten hohe Kosten. Es gibt weitere Formteile, die die Brustwarze umschliessen und nach oben offen sind, z.B. unter der Bezeichnung MamaBlume, aber hier ist die Auflagefläche deutlich größer und dicht. Diese stellen damit keinen Vorteil gegenüber den schalenförmigen oder kappenartigen Formteilen dar.
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Die
EP3054913B1 (
2018-03-28, Markus Pöltenstein, A-1130 Wien) beschreibt eine Brustwarzenschutzvorrichtung aus einen elastischen, im Wesentlichen ringförmigen Grundkörper mit einer durchgehenden Öffnung zur Aufnahme einer Brustwarze, dadurch gekennzeichnet, dass die Brustwarzenschutzvorrichtung einen Überzug aus Gewebe umfasst. Die Brustwarzenschutzvorrichtung weist einen elastischen Grundkörper aus Schaumstoff in Form eines Hohlzylinders auf. Mit dieser Schutzvorrichtung soll vor allem die Bildung von Nässe und Keimen vermieden werden. Dagegen aber spricht die textile Ummantelung, die ja Feuchtigkeit gerade bindet. Auch bildet ein Hohlzylinder immer noch ein relativ große Auflagefläche.
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Die
DE10033891 (
2002-01-24, Thomas Michaelis, 22339 Hamburg) beschreibt einen Brustwarzenschutz mit einer Innenaussparung in der Mitte auf der der Brustwarze zugewandten Seite und einer die Brustwarze überdeckenden Außenfläche auf der gegenüberliegenden Seite zum Anhaften an der Haut, dadurch gekennzeichnet, dass eine Klebeschicht zum Befestigen des Brustwarzenschutzes auf der Haut vorgesehen ist. Dieses Formteil entspricht den nachteiligen schalenförmigen oder kappenartigen Vorrichtungen noch dazu mit einer Kleberschicht versehen, die Schrift offenbart aber geschlossen-porigen Schaumstoff als geeignetes Basismaterial.
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Eine führende Vorrichtung zum Brustwarzenschutz wird von Medela GmbH, 85386 Dietersheim, angeboten. Auch hier ist das schalenförmige oder kappenartige Formteil mit allen genannten Nachteilen versehen und darf ebenfalls nicht nachts getragen werden. Erwähnenswert ist das Formteil, weil Medela als Grundmaterial Silikon verwendet.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Um die genannten Nachteile zu vermeiden, soll ein Formteil zum Schutz von Brustwarzen ein Produktdesign mit möglichst geringer Auflagefläche aufweisen, um beste Belüftung und damit auf Tragemöglichkeit über Nacht zu ermöglichen. Weiterhin soll das Material nicht ungewollt Flüssigkeit aufnehmen und geringe Keimbildungsneigung aufweisen. Das Material soll eine hohe Gleitreibung zur Hautoberfläche aufweisen, um sicher platziert werden zu können. In der gewünschten Position verbleibt es durch Tragen von Büstenhalter oder vergleichbar abdeckenden Textilien. Auf eine Hautkleberschicht soll verzichtet werden, weil das durch traumatisches Ablösen den Nutzungskomfort und auch die beliebige Wiederverwendbarkeit einschränkt. Weiterhin soll das Grundmaterial weich und elastisch sein, ohne bei wiederkehrender Nutzung und Reinigung in Waschmaschine oder Geschirrspülmaschine die Form zu verlieren. Eine nachhaltige und kostengünstige Lösung erfordert leichte Sterilisierbarkeit durch Auskochen und damit beliebige Wiederverwendbarkeit.
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Die Geometrie des erfindungsgemäßen Formteils, die eine möglichst geringe Auflagefläche erzeugt, ist ein Torus (siehe ). Die Auflagefläche ist in der Abbildung heller dargestellt. Ein Torus ist eine Rotationsfläche, die durch Rotation eines Kreises um eine in der Kreisebene liegende und den Kreis nicht schneidende Rotationsachse erzeugt wird. Die Abmessungen sind so bemessen, dass der Torus-Innendurchmesser die Brustwarze und gegebenfalls den Warzenhof berührungslos umschließt und die Torus-Höhe Büstenhalter, Kleidung oder bedeckende Textilien von der Berührung der Brustwarze abhält (siehe ). Mit Innendurchmesser und Höhe ist die Geometrie des Torus bestimmt. Die nutzende Person kann gemäß den eigenen Körpermerkmalen und Abmessungen aus verschiedenen Größen die passende Größe wählen.
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Das Grundmaterial des erfindungsgemäßen Formteils ist Silikonschaum. Silikonschaum ist ein geschlossenzelliger Werkstoff. Silikonschaum besitzt besondere Eigenschaften. Er lässt sich leicht verformen und ist beständig gegen UV-Strahlen, Feuchtigkeit, Alterung, Ozon und Temperaturen von -50 °C bis +200°C. Darüber hinaus verhält er sich allergieneutral, bakteriell indifferent und fungizid. Gegenüber massivem Silikon liegt die Dichte deutlich niedriger. Während massives Silikon eine Dichte von 1,0 bis 1,2 g/cm3 aufweist, kann diese bei Siliconschaum bis auf unter 0,25 g/cm3 reduziert werden.
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Das verwendete Silikon ist zugelassen für Medizin- und Lebensmittelanwendungen.
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Dem Silikon können auch Additive zugesetzt werden, die dessen Eigenschaften modifizieren und für die Anwendung noch geeigneter machen. So kann zum Beispiel die Oberflächenenergie durch Zusatz hydrophiler Substanzen gesenkt und damit der Kontaktwinkel zu Wasser gesenkt werden. Das ergibt eine bessere Benetzung und einen besseren Tragekomfort bei Auftreten von Feuchtigkeit. Oder es können antimikrobielle Additive zugesetzt werden, die eine Verkeimung unterbinden. Oder es können wasserbindende Additive zugesetzt werden, die eine Wasserfilmbildung an der Kontaktfläche zur Haut und damit Hautirritationen vermeiden.
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Da es anzuraten ist, während einer Tragezeit vor der nächsten Reinigung und Sterilisation die Formteile nur an der gleichen Brust einzusetzen um Quer-Kontamination von einer Brust zu der anderen Brust zu vermeiden, können die Formteile farblich oder mit Buchstaben gekennzeichnet werden (siehe ).
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Die wirtschaftliche Nutzung der Erfindung setzt voraus, dass die Formteile auch industriell kostengünstig in hohen Stückzahlen gefertigt werden können. Das bevorzugte Herstellungsverfahren für große Stückzahlen ist der Spritzguss. Prinzipiell sind auch drucklose Gießverfahren oder das Fügen aus Silikonschaum-Rundschnur möglich, vor allem für kleinere Stückzahlen. Beim Fügen aus Rundschnur wird ein zylindrischer Abschnitt zu einem Torus geformt und an der Nahtstelle durch Kleben oder Vulkanisation dauerhaft verbunden.
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Das bevorzugte Fertigungsverfahren erfolgt durch Spritzguss mit Zwei-Komponenten-Silikon. Dieses wird von den Materiallieferanten in getrennten Gebinden mit der A-Komponente und der B-Komponente gebrauchsfertig zur Verfügung gestellt. Die beiden additionsvernetzenden Komponenten werden mit einer Mehrkomponenten-Misch- und Dosieranlage unter Druck einem Mischblock zugeführt. Das bis dahin getrennt geförderte Material wird in dieser Einheit homogen gemischt. Zur Farbgestaltung beziehungsweise zur Änderung bestimmter Material- oder Produkteigenschaften können auch Farben und Additive zugemischt werden. Durch einen Statik-Mischer im Mischblock wird das reaktive Materialgemisch unter Druck dem LSR-Zylinder zugeführt. Um eine frühzeitige Vulkanisation im Zylinder zu verhindern, wird die spezielle LSR-Schneckeneinheit gekühlt. Vom Zylinder gelangt das LSR über einen Kaltkanal in das Werkzeug. Das Werkzeug wird auf 170 °C bis 220 °C beheizt. Durch die hohen Temperaturen vernetzt das Silikon sehr schnell, typisch sind Sekunden. Fertigung ohne Anguss führt zu Kostenersparnis und verringerten Zykluszeiten, da das Entformen des Angusses entfällt. Zum Entformen der weichen Artikel können entweder Handhabungsgeräte oder Entnahmeroboter eingesetzt werden.
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Auch Silikonschaumteile lassen sich direkt im geschlossenen Werkzeug herstellen, wobei physikalisch geschäumt wird. Das Treibmittel wird dem unvulkanisierten Flüssigsilikonkautschuk hinzugegeben. Im Prinzip ist jedes Flüssigsilikon für den Schäum-Prozess geeignet. Ein Beispiel für ein Treibmittel ist Stickstoff, welcher unter Druck zugeführt wird. Im Werkzeug entspannt das unter Druck gelöste Gas und bildet die Poren des Silikonschaums aus.
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Beschreibung der Ausführungsbeispiele
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Beispiel 1
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Die Brustwarze einer Anwenderin hatte nach einem Stillvorgang einen Durchmesser von 15 mm und eine Höhe von 14 mm. Der Durchmesser des Brustwarzenhofs betrug 53 mm. Es wurde ein Torus mit Innendurchmesser 25 mm und Höhe 15 mm mit der Brustwarze mittig im Innendurchmesser aufgelegt und durch Anlegen eines Büstenhalters in der Position fixiert. Die Brustwarze war nun vor Kontakt abgeschirmt und lag frei. Der Torus wurde aus einem zylindrischen Abschnitt der Länge 126 mm einer Silikonrundschnur mit Durchmesser 15 mm und einer Dichte von 0,25 g/cm3 durch Verklebung mit einem Silikon-Klebstoff an den beiden zusammengefügten Schnittflächen gefertigt. Der Außendurchmesser des Torus betrug 55 mm.
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Beispiel 2
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Die Brustwarze einer Anwenderin hatte nach einem Stillvorgang einen Durchmesser von 20 mm und eine Höhe von 18 mm. Der Durchmesser des Brustwarzenhofs betrug 70 mm. Es wurde ein Torus mit Innendurchmesser 30 mm und Höhe 20 mm mit der Brustwarze mittig im Innendurchmesser aufgelegt und durch Anlegen eines Büstenhalters in der Position fixiert. Die Brustwarze war nun vor Kontakt abgeschirmt und lag frei. Der Torus wurde aus einem zylindrischen Abschnitt der Länge 157 mm einer Silikonrundschnur mit Durchmesser 20 mm und einer Dichte von 0,25 g/cm3 durch Verklebung mit einem Silikon-Klebstoff an den beiden zusammengefügten Schnittflächen gefertigt. Der Außendurchmesser des Torus betrug 70 mm.
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Beispiel 3
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Die Brustwarze einer Anwenderin hatte nach einem Stillvorgang einen Durchmesser von 25 mm und eine Höhe von 23 mm. Der Durchmesser des Brustwarzenhofs betrug 88 mm. Es wurde ein Torus mit Innendurchmesser 35 mm und Höhe 25 mm mit der Brustwarze mittig im Innendurchmesser aufgelegt und durch Anlagen eines Büstenhalters in der Position fixiert. Die Brustwarze war nun vor Kontakt abgeschirmt und lag frei. Der Torus wurde aus einem zylindrischen Abschnitt der Länge 188 mm einer Silikonrundschnur mit Durchmesser 25 mm und einer Dichte von 0,25 g/cm3 durch Verklebung mit einem Silikon-Klebstoff an den beiden zusammengefügten Schnittflächen gefertigt. Der Außendurchmesser des Torus betrug 85 mm.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 3054913 B1 [0004]
- DE 10033891 [0005]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- 2018-03-28, Markus Pöltenstein, A-1130 Wien [0004]
- 2002-01-24, Thomas Michaelis, 22339 Hamburg [0005]