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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Betrieb insbesondere einer seillosen Aufzugsanlage mit vertikal und horizontal fahrenden Aufzugskabinen, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Das von der Anmelderin entwickelte, seillos angetriebene „MULTI‟™-Aufzugsystem kann gegenüber konventionellen Aufzugsanlagen die jeweiligen Aufzugskabinen nicht nur vertikal, sondern auch horizontal verfahren. Dabei ist es möglich, dass Aufzugskabinen auch Haltestellen in horizontaler Richtung anfahren.
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Bei konventionellen Aufzugsanlagen werden sowohl in einem Aufzugsschacht an einer vertikalen Haltestelle angeordnete Schachttüren als auch an einer Aufzugskabine angeordnete Kabinentüren in einem Sicherheitsbereich nahe der jeweiligen Haltestelle entriegelt, bevor sich die Türen öffnen können. Dadurch ist gewährleistet, dass insbesondere die Schachttüren erst bei Vorliegen einer korrekten und sicheren Halteposition der Aufzugskabine öffnen können.
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Gemäß der europäischen Norm „EN 81-20‟ beträgt der genannte Sicherheitsbereich bis zu +/-200 bzw. +/-350 mm bezüglich der Entfernung einer Fahrkabinenschwelle zu einer Schachttürschwelle, und zwar in vertikaler Richtung. In diesem Sicherheitsbereich ist ein Einfahren der Aufzugskabine mit öffnenden Türen möglich, um Sicherheitsgefahren für Personen und Sachen wirksam zu verhindern und um insbesondere auch die effektiven Zykluszeiten zum Öffnen und Schließen von Aufzugstüren zu minimieren. Zudem ermöglicht der Sicherheitsbereich eine manuelle Selbstbefreiung von Personen aus einer Aufzugskabine im Falle einer Störung, z.B. bei einem Stromausfall.
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Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, dass aus den genannten Sicherheitsgründen im Horizontalbetrieb insbesondere eines genannten „MULTI‟™-Systems, wobei Haltestellen von Aufzugskabinen horizontal angefahren werden, auch für die horizontale Fahrtrichtung einer jeweiligen Aufzugskabine ein entsprechender Entriegelungsbereich für die Aufzugstüren definiert werden sollte.
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Zudem liegt bei der Erfindung die Erkenntnis zugrunde, dass bei Aufzugstüren im Horizontalbetrieb einer Aufzugskabine, gegenüber dem Vertikalbetrieb, ggf. andere oder zusätzliche Sicherheitsrisiken für Personen oder Gegenstände bestehen. So besteht im Betrieb einer solchen Aufzugsanlage ein erhöhtes Risiko für das mögliche Herein- bzw. Herunterfallen von Gegenständen oder Personen in den Aufzugsschacht. Zusätzlich besteht die Gefahr des Abscherens von Personen oder Gegenständen in horizontaler Richtung.
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Daher wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, den eingangs genannten Entriegelungsbereich in horizontaler Richtung geringer zu definieren als in vertikaler Richtung. Die entsprechend vorgeschlagene Vorrichtung beruht auf dem bei im Bauwesen eingesetzten Schrägaufzügen und bei Bergliften an sich bekannten Ansatz der „optischen Kopplung“. Dabei werden Kabinentüren und/oder Schachttüren erst dann entriegelt, wenn eine unterbrechungsfreie Sichtlinie zwischen einer an dem Schacht angeordneten ersten Kopplungseinheit und einer an der Aufzugskabine angeordneten zweiten Kopplungseinheit besteht.
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Bei den Kopplungseinheiten bzw. entsprechenden Kopplungselementen handelt es sich bevorzugt um einen Infrarotsender und einen Infrarotempfänger. Die optische Übertragungsstrecke wird dabei z.B. mittels kreisförmiger Sichtfenster, hinter denen der Sender und Empfänger angeordnet sind, seitlich begrenzt. Beim Einsatz solcher im Stand der Technik bekannten Kopplungseinheiten würden sich bei einer hier betroffenen, sowohl vertikal als auch horizontal betriebenen Aufzugsanlage in vertikaler und in horizontaler Richtung übereinstimmende Entriegelungsbereiche ergeben.
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Die vorgeschlagene Vorrichtung umfasst zwei modifizierte Kopplungseinheiten, bei denen die optische Übertragungsstrecke in vertikaler und in horizontaler (Fahrt-)Richtung unterschiedlich begrenzt ausgebildet ist. Im Falle einer optischen Kopplung kann ein genanntes Sichtfenster in vertikaler Richtung länger ausgebildet sein als in horizontaler Richtung. Dadurch ergeben sich für horizontal fahrende Aufzugskabinen entsprechend kleinere Entriegelungsbereiche als in vertikaler Fahrtrichtung.
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Im Falle einer optischen Kopplung erfolgt die vorrichtungsgemäße Modifikation der Kopplungseinheiten bevorzugt mittels geeigneter Blenden, deren Öffnungen für den Lichtaustritt bzw. Lichteintritt in vertikaler Richtung größere Abmessungen als in horizontaler Richtung aufweisen. Dadurch wird bei den Kopplungseinheiten in vertikaler Richtung ein größerer Versatzbereich bezüglich der Sichtverbindung für die Sender- und Empfänger als in horizontaler Richtung ermöglicht.
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Es ist anzumerken, dass die Kopplungseinheiten auch durch alternative, berührungslose Kopplungs- bzw. Kommunikationsansätze realisiert werden können, z.B. mittels elektrischer oder magnetischer Kopplung. Auch dabei kann die genannte Asymmetrie zwischen dem vertikalen und dem horizontalen Entriegelungsbereich z.B. durch entsprechende räumliche Anordnung von Kopplungs- bzw. Kommunikationskomponenten oder mittels geeigneter elektrischer und/oder magnetischer Abschirmungen, Blenden, oder dergleichen, realisiert werden.
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Gemäß einem Aspekt der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Vorrichtung kann vorgesehen sein, dass wenigstens eine der beiden Kopplungseinheiten eine im Wesentlichen rechteckförmig ausgebildete, in vertikaler (Fahrt-)Richtung sich weiter erstreckende Blende aufweist.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der vorgeschlagenen Vorrichtung kann vorgesehen sein, dass die beiden Kopplungseinheiten im Wesentlichen übereinstimmende, in vertikaler Richtung gestreckte Blenden aufweisen.
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Gemäß einem noch weiteren Aspekt der vorgeschlagenen Vorrichtung kann vorgesehen sein, dass die erste Kopplungseinheit an der Innenseite der Schachtwand im Fußbereich einer jeweiligen Schachttür und die zweite Kopplungseinheit an der dieser Schachtwand zugewandten Außenseite der Aufzugskabine im Fußbereich der jeweiligen Kabinentür angeordnet sind.
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Die Erfindung kann insbesondere in einer hier betroffenen, seillosen Aufzugsanlage zur Anwendung kommen, jedoch prinzipiell auch in seilgebundenen Aufzugsanlagen, in denen Aufzugskabinen sowohl horizontal als auch vertikal verfahren werden.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und den beiliegenden Zeichnungen. In den Zeichnungen sind identische oder funktional gleichwirkende Elemente bzw. Merkmale mit übereinstimmenden Bezugszeichen versehen.
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Es versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweiligen angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Figurenliste
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- 1a - c zeigen eine hier betroffene Vorrichtung zum Entriegelungsbetrieb von Kabinen- und Schachttüren einer herkömmlichen Aufzugsanlage, gemäß dem Stand der Technik.
- 2a, b zeigen ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Entriegelungsbetrieb von Kabinen- und Schachttüren bei einer hier betroffenen Aufzugsanlage.
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Beschreibung von Ausführungsbeispielen
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Die 1a - 1c zeigen eine hier betroffene, im Stand der Technik bekannte Entriegelungsvorrichtung einer herkömmlichen Aufzugsanlage.
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Die in 1a in einer schematischen Seitenansicht dargestellte Aufzugsanlage umfasst einen Aufzugsschacht 100 mit einer hinteren Schachtwand 105 sowie einer gegenüber der hinteren Schachtwand 105 angeordneten vorderen Schachtwand, an der einzelne Etagen eines hier angenommenen Gebäudes über herkömmliche Aufzugstüren zugänglich sind. Die vordere Schachtwand umfasst in der vorliegenden Darstellung einen Zugangsbereich zu einer exemplarisch gezeigten Etage 110. Die vordere Schachtwand weist entsprechende Schachtwandteile 115, 120 auf, welche sich vorliegend zu jeweils benachbarten Etagen hin erstrecken.
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In der gezeigten Betriebssituation befindet sich eine in der Papierebene in Pfeilrichtung 127 verfahrbare Aufzugskabine 125 bereits im Türbereich der vorliegenden Etage 110. Der Zutritt zur Aufzugskabine 125 erfolgt in üblicher Weise mittels einer an der vorderen Schachtwand angeordneten Schachttür 130 sowie einer an der Aufzugskabine 125 angeordneten Kabinentür 135.
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Im unteren Bereich der Schachttür 130 sowie im unteren Bereich der Aufzugskabine 125 sind eine erste Kopplungseinheit 140 und eine zweite Kopplungseinheit 145 angeordnet. Die beiden Kopplungseinheiten 140, 145 weisen jeweils Kopplungselemente 150, 155 zum Aufbau einer drahtlosen Kommunikationsverbindung zwischen diesen, auf.
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In den nachfolgenden 1 b und 1c sowie 2a und 2b sind die erste Kopplungseinheit 140 und die zweite Kopplungseinheit 145 jeweils auf der linken Seite der Darstellungen in Blickrichtung von der vorderen Schachtwand auf die hintere Schachtwand 105 gezeigt. Dagegen sind die beiden Kopplungseinheiten 140, 145 auf der rechten Seite der Darstellungen jeweils in der in 1a gezeigten Blickrichtung gezeigt.
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Wie aus 1b zu ersehen, sind die Kopplungselemente 150, 155 in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel durch jeweils flächenmäßige Anordnungen (Arrays) von IR-Sender (LEDs) 150 und IR-Empfänger (LEDs) 155 gebildet. Es ist hierbei anzumerken, dass es nicht darauf ankommt, welche der beiden LED-Anordnungen als Sender und welche als Empfänger ausgebildet ist. So kann alternativ die Anordnung 150 als Empfänger und die Anordnung 155 als Sender ausgebildet sein. Die Kommunikation kann auch bidirektional erfolgen, d.h. in beiden Kommunikationsrichtungen stattfinden. In diesem Fall sind sowohl am Sender wie auch am Empfänger LED-Arrays und Fotodioden angeordnet. Es versteht sich zudem, dass die Kopplungselemente 150, 155 auch durch andere drahtlose Kopplungstechnologien, z.B. durch elektromagnetische, magnetische, induktive oder akustische (z.B. Ultraschall) Signalkopplung oder durch übliche Fotozellen, realisiert werden können.
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Die Kopplungseinheiten 140, 145 weisen zudem jeweils übereinstimmende, vorliegend kreisrunde optische Blenden bzw. entsprechende Lichtaustritts- und Lichteintrittsöffnungen 146, 147 für das erzeugte bzw. über eine Lichtübertragungsstrecke 158 übertragene LED-Licht auf. Dabei versteht sich auch, dass anstelle der gezeigten Blenden auch strahlformende optische oder elektromagnetische, z.B. optische oder magnetische Linsen, vorgesehen sein können.
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Wie aus 1c zu ersehen, beruht der hier betroffene Entriegelungsbetrieb auf einem zur Entriegelung der Schachttür 130 und der Kabinentür 135 notwendigen, minimalen seitlichen Überlappungsbereich 160 bezüglich der Kopplungs- bzw. Lichtübertragungsstrecke 158 zwischen den beiden Kopplungselementen 150, 155. Eine solche, wirksame Überlappung entspricht dabei einem erfolgreichen Zustandekommen einer Kommunikationsverbindung zwischen den beiden Kopplungselementen 150, 155. Der für die Entriegelung ausreichende Überlappungsbereich 160 kann z.B. mittels eines empirisch vorgebbaren Schwellenwerts für die Signalstärke des übertragenen LED-Lichts vorgegeben werden.
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Die an der vorderen Schachtwand des Schachts 100 angeordnete erste Kopplungseinheit 140 ist im Betrieb der Aufzugsanlage stets ortsfest. Dagegen bewege sich in der gezeigten Betriebssituation der Aufzugsanlage die an der Aufzugskabine 125 angeordnete zweite Kopplungseinheit 145 in dem Schacht 100 gemeinsam mit der Aufzugskabine 125 in der Pfeilrichtung 152.
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Die 2a und 2b zeigen ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Entriegelungsvorrichtung.
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In der linken Hälfte der 2a sind wiederum zwei in Blickrichtung von der vorderen Schachtwand auf die hintere Schachtwand 105 dargestellte Kopplungseinheiten 200, 205 mit entsprechenden Kopplungselementen 210, 215 schematisch gezeigt. Die Lichtübertragungsstrecke 225 zwischen den beiden Kopplungselementen 210, 215 wird in diesem Ausführungsbeispiel ebenfalls jeweils durch Blenden 220, 220' bzw. 222, 222' in der gezeigten Blickrichtung seitlich begrenzt, wobei allerdings die vertikale Kantenlänge ,v0' 220 der beiden Blenden größer ist als ihre jeweilige horizontale Kantenlänge ,h0' 222.
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In der rechts in 2a gezeigten, seitlichen Ansicht auf die beiden Kopplungseinheiten 200, 205 sind die unteren bzw. oberen relativ kurzen Kanten 222, 222' der beiden Blenden zu ersehen. Wiederum im jeweils rückwärtigen Bereich der beiden Blenden bzw. der entsprechenden Aussparungen sind die beiden Kopplungselemente 210, 215 angeordnet. Auch in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel sind die beiden Kopplungselemente 210, 215 jeweils durch flächenmäßige Anordnungen (Arrays) von LED-Arrays gebildet. Dadurch ergibt sich eine Lichtübertragungsstrecke 225 mit relativ gleichmäßiger Ausleuchtung in seitlicher Richtung bezüglich der im linken Teil der 2a gezeigten Ansicht.
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In der 2b ist eine typische Betriebssituation einer hier betroffenen Aufzugsanlage wiederum in der genannten Weise dargestellt. Die beiden Kopplungseinheiten 200, 205 sind dabei in der links dargestellten Ansicht bzw. Blickrichtung nicht mehr fluchtend hintereinander angeordnet. Die Kopplungseinheiten 200, 205 weisen wiederum geometrisch übereinstimmende, rechteckförmige optische Blenden mit einer relativ langen vertikalen Begrenzungslinie bzw. Kante 220 bzw. 220' und einer relativ kuren horizontalen Begrenzungslinie bzw. Kante 222 bzw. 222' auf.
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In der in 2b gezeigten Betriebssituation wird angenommen, dass sich eine in der 1a gezeigte Aufzugskabine 125 von unten her in Richtung einer Etage 110 entsprechend der Pfeilrichtung 207 verfahren wird. In dieser Betriebssituation sind die beiden Kopplungseinheiten 200, 205 in der in 2b links gezeigten Blickrichtung noch nicht fluchtend angeordnet. Jedoch liegt in dem durch den Pfeil 230 angedeuteten Überlappungsbereich bereits eine seitliche Überlappung zwischen den Lichtübertragungsstrecken der beiden Kopplungselemente 210, 215, d.h. der beiden durch die Kanten 220, 222 bzw. 220', 222` jeweils gebildeten Rechtecke, vor.
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Die bereits erfolgte Überlappung 230 bewirkt, dass auf Seiten der Kopplungseinheit des jeweiligen Empfängers des LED-Lichts ein Signal erfasst wird. Die Signalstärke dieses erfassten Signals hängt im Wesentlichen ab von der Größe der Überlappungsfläche 230. Daher werden in dem vorliegenden Ausführungsbeispiel die Türen 130, 135 aus Sicherheitsgründen erst dann zur Freigabe der Türöffnung entriegelt, wenn die Signalstärke einen empirisch vorgebbaren Schwellenwert übersteigt.
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Es ist hierbei anzumerken, dass - insbesondere bei einer MULTI™-Aufzugsanlage - aufgrund der gezeigten rechteckförmigen Ausgestaltung der optischen Blenden, die Messempfindlichkeit der Kopplungseinheiten in horizontaler Fahrtrichtung der Aufzugskabine 125 erheblich höher ist als in vertikaler Fahrtrichtung. Denn bei einer rein horizontalen Überlappung (siehe Bezugszeichen 230) steigt die genannte Signalstärke aufgrund der größeren Kantenlänge der optischen Blenden bei eintretender Überlappung erheblich schneller an, als bei einer rein vertikalen Überlappung. Somit ist auch der mögliche räumliche Versatzbereich der Aufzugskabine 125 beim Anhalten der Aufzugskabine im Bereich einer Schachttür und bei erfolgender Türentriegelung in horizontaler Fahrtrichtung erheblich geringer als in vertikaler Fahrtrichtung.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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