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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zum Ermitteln eines Anhängergewichts eines an ein Kraftfahrzeug angekoppelten Anhängers sowie ein Kraftfahrzeug mit einem derartigen System.
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Die zulässige Anhängelast von Kraftfahrzeugen unterliegt sowohl technischen als auch gesetzlichen Vorgaben. Die Einhaltung der Anhängelast ist insofern bezüglich Fahrkomfort und Haltbarkeit des Fahrzeugs sinnvoll. Des Weiteren wird eine Verletzung gesetzlicher Vorgaben bezüglich der zulässigen Anhängelast teilweise stark sanktioniert. Oftmals ist es üblich, eine Sensorik in einem Anhänger zu verbauen, um die zulässige Anhängelast bestimmen zu können. In solchen Fällen ist es also nicht möglich, über eine Ausstattung des Zugfahrzeugs das Gewicht beliebiger Anhänger zu schätzen.
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Die
DE 10 2017 107 921 A1 zeigt ein intelligentes Anhängerklassifizierungssystem. Ein Controller kann die Steigung der Fahrbahn, auf der ein Fahrzeug fährt, in Echtzeit basierend auf einer geschätzten Reibkraft schätzen. Eine geschätzte Echtzeit-Fahrbahnsteigung wird dann mit einer fremdbezogenen Fahrbahnsteigungsschätzung, z.B. über ein Navigationssystem des Fahrzeugs abgerufenen, verglichen. Die basierend auf Radkräften geschätzte Echtzeit-Fahrbahnsteigung kann durch das Gewicht eines Anhängers beeinflusst werden. Basierend auf einem Unterschied zwischen der durch Echtzeitschätzung erhaltenen Fahrbahnsteigung und der fremdbezogenen Fahrbahnsteigung kann der Controller feststellen, ob ein Anhänger vom Fahrzeug gezogen wird und weiterhin Anhängereigenschaften, wie beispielsweise ein Anhängergewicht ermitteln.
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Die
US 2015/0298706 A1 zeigt ein Verfahren zum Bestimmen eines Anhängergewichts. Unter anderem werden Beschleunigungen eines Zugfahrzeugs bestimmt, um basierend darauf das Anhängergewicht zu ermitteln.
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Die
DE 10 2015 221 833 A1 beschreibt ein Fahrzeuglastinformationssystem zur Bestimmung einer Straßenneigung und einer Last bei am Fahrzeug angefügtem Anhänger. Die Fahrzeuglast wird auf Basis von Lastinformationen bestimmt, die in Abhängigkeit von Daten einer Luftfederung, Längs- und/oder Querbeschleunigungen und einer Gierrate ermittelt wird.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Lösung bereitzustellen, mittels welcher mittels eines Kraftfahrzeugs das Gewicht eines mittels des Kraftfahrzeugs gezogenen Anhängers ermittelt werden kann.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren und durch ein System zum Ermitteln eines Anhängergewichts mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst. Weitere mögliche Ausgestaltungen der Erfindung sind insbesondere in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Ermitteln eines Anhängergewichts eines an ein Kraftfahrzeug angekoppelten Anhängers wird eine Anweisung zum manuellen Durchführen eines vorgegeben Fahrmanövers bei angekoppeltem Anhänger an einen Fahrer des Kraftfahrzeugs ausgegeben. Alternativ wird das vorgegebene Fahrmanöver autonom mittels des Kraftfahrzeugs bei angekoppeltem Anhänger durchgeführt. Es wird ein Berechnungsmodell zum Ermitteln des Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs in Abhängigkeit des Fahrwiderstands bereitgestellt. Das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs charakterisierende Daten werden während der Durchführung des Fahrmanövers mittels des Kraftfahrzeugs bei angekoppeltem Anhänger ermittelt. Das Anhängergewicht wird ermittelt, indem die ermittelten Daten in das bereitgestellte Berechnungsmodell eingesetzt werden und mittels es Berechnungsmodells wird das Anhängergewicht abgeschätzt.
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Zur Ermittlung des Fahrwiderstands des Kraftfahrzeugs werden, abgesehen vom zu ermittelnden Anhängergewicht, erforderliche Parameter bereitgestellt, insbesondere zur Ermittlung des Rollwiderstands, des Steigungswiderstands und des Beschleunigungswiderstands. Insbesondere kann das erfindungsgemäße Verfahren alleine mittels im Kraftfahrzeug verbauter Mittel durchgeführt werden. Es ist alleine über die Ausstattung des als Zugfahrzeugs dienenden Kraftfahrzeugs also möglich, das Gewicht beliebiger Anhänger zu schätzen bzw. zu ermitteln. Die Erfindung besteht insbesondere darin, dass über die Veränderung des Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs auf das Gewicht des Anhängers geschlossen wird.
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Die Fahrwiderstände eines Fahrzeugs setzen sich aus einer Vielzahl von Einflussfaktoren bzw. Parametern zusammen, welche sich abhängig von Geschwindigkeit, Steigung, Fahrbahnbeschaffenheit unterschiedlich verhalten. So hat zum Beispiel das Fahrzeuggewicht nur einen geringen Einfluss auf die Fahrwiderstände bei unbeschleunigter Fahrt in der Ebene, der Luftwiderstand nur einen geringen Einfluss auf die Beschleunigung bei niedrigen Geschwindigkeiten.
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Bei dem Berechnungsmodell handelt es sich mit anderen Worten um ein rechnergestütztes Modell zur Ermittlung des Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs. Aus einer Veränderung des Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs bei angekoppeltem Anhänger kann mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens also auf das Gewicht des angekoppelten Anhängers geschlossen werden. Der Erfindung liegt dabei die Erkenntnis zugrunde, dass sich das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs bei angekoppeltem Anhänger von dem Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs ohne angekoppelten Anhänger unterscheidet. Auf Basis von Veränderungen des Fahrverhaltens bei angekoppeltem Anhänger kann auf Veränderungen der Parameter geschlossen werden, welche den Fahrwiderstand des Kraftfahrzeugs beeinflussen.
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In Kenntnis des Gewichts des Kraftfahrzeugs kann unter Berücksichtigung der Veränderung des Fahrverhaltens bei angekoppeltem Anhänger auf das Gewicht des Anhängers geschlossen werden. Das Gewicht des Anhängers kann also mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens geschätzt und beispielsweise einem Fahrer des Kraftfahrzeugs mitgeteilt werden. Durch die Kenntnis des zulässigen Gewichts des Anhängers kann der Fahrer somit eine eventuelle Überladung feststellen und Abhilfe schaffen. Die Ableitung des Gewichts des Anhängers erfolgt also basierend auf dem Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs, welches während der Durchführung des vorgegebenen Fahrmanövers ermittelt wird.
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Dadurch, dass entweder dem Fahrer konkrete Anweisungen zum manuellen Durchführen des vorgegebenen Fahrmanövers gegeben werden, oder alternativ das vorgegebene Fahrmanöver autonom durch das Kraftfahrzeug bei angekoppeltem Anhänger vorgenommen wird, lässt sich das Anhängergewicht besonders exakt abschätzen. So verändert sich beispielsweise der Rollwiderstand des Kraftfahrzeugs bei angekoppeltem Anhänger, da das Gewicht bzw. die Masse des angekoppelten Anhängers in den Rollwiderstand miteinfließt. Ein Rollwiderstandskoeffizient kann dafür im Zuge des Verfahrens bereitgestellt werden, ebenso ein Steigungswinkel der gerade befahrenen Fahrbahn.
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Auch kann ein sich bei angehängtem Anhänger verändernder Steigungswiderstand berücksichtigt werden, welcher durch die Masse des angekoppelten Anhängers beeinflusst wird. Zudem kann auch ein sich verändernder Beschleunigungswiderstand bei angekoppeltem Anhänger berücksichtigt werden, wobei da die Masse des Anhängers eine erhebliche Rolle spielen kann. Ein Massenfaktor, der die Trägheitsmomente der beschleunigten, rotierenden Massen im Antriebsstrang des Kraftfahrzeugs berücksichtigt, kann dabei bereitgestellt werden.
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Ebenso kann die Beschleunigung des Fahrzeugs beim Durchführen des vorgegebenen Fahrmanövers gemessen bzw. ermittelt werden. Darüber hinaus ist es auch möglich, den Luftwiderstand bei angehängtem Anhänger zu berücksichtigen. Ein Strömungswiderstandskoeffizient bzw. sogenannter Luftwiderstandsbeiwert des Kraftfahrzeugs kann bereitgestellt werden, ebenso eine projizierte Stirnfläche des Kraftfahrzeugs. Bei angehängtem Anhänger übt dieser ebenfalls einen Strömungswiderstand aus. Durch die Veränderung des Luftwiderstands bei angehängtem Anhänger unter Hinzuziehen des bereitgestellten Berechnungsmodells ist es möglich, das Gewicht des angekoppelten Anhängers abzuschätzen. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es also möglich, insbesondere mittels ausschließlich im Kraftfahrzeug verbauter Mittel das Gewicht des angekoppelten Anhängers zu bestimmen.
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Es kann vorgesehen sein, dass beim Ausgeben der Anweisung Informationen im Kraftfahrzeug ausgegeben werden, wie stark und/oder wie lange der Fahrer bremsen, beschleunigen und/oder lenken soll. Beispielsweise können Anweisungen ausgegeben werden, wie stark der Fahrer für eine bestimmte Zeit zum Beispiel das Gaspedal voll durchtreten soll. Ebenso können Anweisungen ausgegeben werden, wie stark der Fahrer beispielsweise bremsen oder die Lenkung einschlagen soll. Ebenso ist es möglich, beispielsweise über ein Head-up-Display eine abzufahrende Trajektorie anzuzeigen, um das vorgegebene Fahrmanöver manuell durchzuführen. So erhält der Fahrer ganz konkrete Anweisungen, wie er das Kraftfahrzeug bewegen soll, um das vorgegebene Fahrmanöver möglichst exakt durchzuführen. Die möglichst exakte Durchführung des vorgegebenen Fahrmanövers trägt dazu bei, das Anhängergewicht besonders exakt abschätzen zu können. Alternativ ist es wie bereits erwähnt auch möglich, das vorgegebene Fahrmanöver autonom durch das Kraftfahrzeug durchführen zu lassen. In dem Fall kann auf besonders zuverlässige Weise sichergestellt werden, dass das vorgegebene Fahrmanöver auch ganz exakt autonom durch das Kraftfahrzeug durchgeführt wird, wodurch das Gewicht des angekoppelten Anhängers besonders exakt bestimmt werden kann.
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Eine weitere mögliche Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass zum Ermitteln des Anhängergewichts ein Gewicht des Kraftfahrzeugs in das Berechnungsmodell eingegeben wird, wobei basierend darauf ein Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs ohne Anhänger für das Fahrmanöver ermittelt und mit den das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs charakterisierenden Daten bei angekoppeltem Anhänger verglichen wird. Auf diese Weise ist es möglich, durch Vergleich des tatsächlichen Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs bei angekoppeltem Anhänger mit dem Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs ohne angekoppelten Anhänger das Anhängergewicht zu ermitteln. Denn in den tatsächlichen Fahrwiderstand des Kraftfahrzeugs bei angehängtem Anhänger fließt auch die Masse des angekoppelten Anhängers mit ein. Durch den Vergleich kann so auf besonders exakte Weise das Anhängergewicht abgeschätzt werden.
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Gemäß einer weiteren möglichen Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass mittels einer Luftfederung des Kraftfahrzeugs das Gewicht des Kraftfahrzeugs ermittelt wird. Darüber kann ein Beladungszustand des Kraftfahrzeugs auf besonders zuverlässige Weise ermittelt werden. Das Leergewicht des Kraftfahrzeugs kann zusätzlich bereitgestellt werden, sodass auf diese Weise das Gewicht des Kraftfahrzeugs besonders exakt ermittelt werden kann, welches in die Abschätzung bzw. Ermittlung des Anhängergewichts beim Verfahren miteinfließt.
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In weiterer möglicher Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass die das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs charakterisierenden Daten Beschleunigungen um die Längsachse, Querachse und/oder Hochachse des Kraftfahrzeugs charakterisieren. In Kenntnis der tatsächlich auftretenden Beschleunigung des Kraftfahrzeugs bei der Durchführung des vorgegebenen Fahrmanövers ist es auf besonders exakte Weise möglich, das Gewicht des Anhängers zu ermitteln.
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Eine weitere mögliche Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass während der Durchführung des Fahrmanövers Daten von einem Motor, einer Bremsanlage und/oder einer Lenkung des Kraftfahrzeugs erfasst und bei der Ermittlung des Anhängergewichts mittels des Berechnungsmodells berücksichtigt werden. Anhand von Motordaten kann beispielsweise eine aktuelle Motorlast bzw. Motorleistung berücksichtigt werden. Durch Vergleich mit Beschleunigungswerten des Kraftfahrzeugs kann darüber ermittelt werden, wie schwer der angehängte Anhänger ist. In Kenntnis einer Bremsleistung des Kraftfahrzeugs bei der Durchführung des Fahrmanövers bei angehängtem Anhänger kann ebenfalls ermittelt werden, wie schwer der angehängte Anhänger ist. Liegen Daten von der Lenkung des Kraftfahrzeugs vor, so kann ermittelt werden, wie stark das Kraftfahrzeug bei Durchführung des vorgegebenen Fahrmanövers gelenkt wird, wobei ermittelt werden kann, wie das Kraftfahrzeug bei angehängtem Anhänger den Lenkbewegungen folgt. Darüber kann ebenfalls besonders gut abgeschätzt werden, wie schwer der angehängte Anhänger ist.
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Eine weitere mögliche Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass mittels einer Kraftsensorik an einer Anhängerkupplung des Kraftfahrzeugs eine mittels des Kraftfahrzeugs auf den Anhänger ausgeübte Zugkraft ermittelt und bei der Ermittlung des Anhängergewichts berücksichtigt wird. Dies kann dazu beitragen, die Ermittlung des Anhängergewichts noch exakter durchführen zu können. Die Kraftsensorik kann beispielsweise einen Dehnungsmessstreifen umfassen, mittels welchem die Zugkraft ermittelt wird. Andere Sensoren sind aber ebenfalls möglich, wie beispielsweise Kraftsensoren oder dergleichen. Darüber hinaus kann beispielsweise eine Entfernungssensorik und/oder eine Kamera am Heck des Fahrzeugs vorgesehen sein, sodass auf die Größe des Anhängers und dessen Form geschlossen werden kann. Basierend darauf ist eine grobe Abschätzung über den zu erwartenden Luftwiderstand möglich, was die Güte des Verfahrens erhöhen kann, da der Luftwiderstand nicht mehr über das Fahrverhalten bestimmt werden muss. Da in den Rollwiderstand, den Steigungswiderstand und den Beschleunigungswiderstand überall die Masse des Anhängers einfließt, ist es auf diese Weise auf besonders exakte Weise möglich, das Gewicht des angehängten Anhängers abzuschätzen. Zudem ist es auch möglich, eine Sensorik des Anhängers in die Ermittlung des Anhängergewichts mit zu integrieren. Von der Sensorik stammende Daten können dem Kraftfahrzeug beispielsweise über eine Funkverbindung mitgeteilt werden. Ebenfalls denkbar wäre auch eine Übermittlung über den generell vorhandenen Stecker zum Betrieb der Beleuchtung des Anhängers, über welchen Daten der Sensoren an das Kraftfahrzeug übertragen werden können. Ein solches Verfahren wird zum Beispiel im Bereich von Heimnetzwerken angewandt, bei dem ein Signal über Stromleitungen übermittelt wird.
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Das erfindungsgemäße System ist dazu eingerichtet und ausgelegt, das erfindungsgemäße Verfahren oder eine der möglichen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen. Mögliche Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind als mögliche Ausgestaltungen des Systems anzusehen, wobei das System insbesondere Mittel zur Durchführung der Verfahrensschritte aufweist.
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Das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug umfasst das erfindungsgemäße Verfahren oder mögliche Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Systems.
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Weitere mögliche Ausgestaltungen der Erfindung sind in der nachfolgenden Figurenbeschreibung angegeben. Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie die nachfolgend in der Figurenbeschreibung und/oder in der Figur alleine gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
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Die Zeichnung zeigt in der einzigen Figur eine schematische Darstellung eines Gespanns, welches ein Kraftfahrzeug mit angehängtem Anhänger umfasst, wobei das Kraftfahrzeug ein System zum Ermitteln eines Anhängergewichts des Anhängers aufweist.
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Ein Gespann 10, umfassend ein Kraftfahrzeug 12 mit einem angehängten Anhänger 14 ist in einer schematischen Darstellung in der einzigen Figur gezeigt. Das Kraftfahrzeug 12 umfasst ein System 16, welches dazu ausgelegt ist, ein Anhängergewicht des angekoppelten Anhängers 14 zu ermitteln.
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Zur Ermittlung des Anhängergewichts kann eine Anweisung zum manuellen Durchführen eines vorgegebenen Fahrmanövers bei angekoppeltem Anhänger an einen Fahrer des Kraftfahrzeugs ausgegeben werden. Die Anweisung kann beispielsweise Informationen umfassen, wie stark und/oder wie lange der Fahrer bremsen, beschleunigen und/oder lenken soll. Die Anweisung bzw. die Anweisungen betreffend das vorgegebene Fahrmanöver können beispielsweise optisch und/oder akustisch im Fahrzeuginnenraum des Kraftfahrzeugs 12 über Displays und/oder Lautsprecher ausgegeben werden. Zudem ist es beispielsweise auch möglich, mittels eines Head-up-Displays des Kraftfahrzeugs 12 eine Trajektorie einzublenden, welche zur Durchführung des vorgegebenen Fahrmanövers abgefahren werden soll.
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Alternativ ist es auch möglich, dass das Kraftfahrzeug 12 dazu ausgelegt ist, das vorgegebene Fahrmanöver autonom bei angekoppeltem Anhänger 14 durchzuführen. Es wird ein Berechnungsmodell zum Ermitteln des Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs 12 in Abhängigkeit des Fahrwiderstands bereitgestellt. Bei dem Berechnungsmodell handelt es sich um ein rechnergestütztes Modell zur Ermittlung des Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs 12. Das Berechnungsmodell kann in das System 16 eingebettet bzw. auf einer entsprechenden Datenverarbeitungseinrichtung des Systems 16 installiert sein.
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Während der Durchführung des Fahrmanövers mittels des Kraftfahrzeugs 12 bei angehängtem Anhänger 14 werden verschiedenste das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs 12 charakterisierende Daten ermittelt. Das Anhängergewicht wird mittels des Systems 16 ermittelt, indem die ermittelten, das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs 12 während der Durchführung des Fahrmanövers charakterisierenden Daten in das bereitgestellte Berechnungsmodell eingesetzt werden. Mittels des Berechnungsmodells wird dann das Anhängergewicht abgeschätzt.
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Zum Ermitteln des Anhängergewichts kann ein Gewicht des Kraftfahrzeugs 12 in das Berechnungsmodell eingegeben werden, wobei basierend darauf ein Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs 12 ohne den Anhänger 14 für das vorgegebenen Fahrmanöver ermittelt und mit den das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs 12 charakterisierenden Daten bei angekoppeltem Anhänger 14 verglichen wird. Aufgrund des anhängten Anhängers 14 wird sich das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs 12 und somit des gesamten Gespanns 10 gegenüber einer Fahrt alleine mit dem Kraftfahrzeug 12 verändern. Durch Ermittlung der entsprechenden Abweichungen im Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs 12 mit und ohne angehängtem Anhänger 14 ist es möglich, auf das Gewicht des Anhängers 14 zu schließen. Im Berechnungsmodell können beispielsweise Daten zum Leergewicht des Kraftfahrzeugs 12 hinterlegt sein. Zudem kann das Kraftfahrzeug 12 beispielsweise über eine Luftfederung verfügen, mittels welcher das Gewicht bzw. die Zuladung des Kraftfahrzeugs 12 ermittelt wird. In Kenntnis der Zuladung des Kraftfahrzeugs 12 ist es auf besonders exakte Weise möglich, unter Zuhilfenahme des Berechnungsmodells in der bereits beschriebenen Weise auf das Gewicht des Anhängers 14 zu schließen.
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Die das Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs 12 charakterisierenden Daten können Beschleunigungen um die Längsachse, Querachse und/oder Hochachse des Kraftfahrzeugs 12 charakterisieren. Das Beschleunigungsverhalten des Kraftfahrzeugs 12 um die besagten Achsen wird sich bei angehängtem Anhänger 14 davon unterscheiden, wie sich das Kraftfahrzeug 12 ohne angehängten Anhänger 14 verhalten wird. In Kenntnis dieser Beschleunigungsdaten ist es auf besonders exakte Weise möglich, das Gewicht des Anhängers 14 abzuschätzen.
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Während der Durchführung des vorgegebenen Fahrmanövers können auch Daten von einem Motor, einer Bremsanlage und/oder einer Lenkung des Kraftfahrzeugs 12 erfasst und bei der Ermittlung des Anhängergewichts mittels des Berechnungsmodells berücksichtigt werden. Ist beispielsweise über eine entsprechende Sensorik des Kraftfahrzeugs 12 oder beispielsweise bei Navigationsdaten eine aktuelle Steigung einer befahrenen Fahrbahn bekannt, so ist es beim Beschleunigen des Kraftfahrzeugs 12 mit angehängtem Anhänger 14 erforderlich, dass eine größere Motorleistung abgerufen wird, im Vergleich dazu, wenn der Anhänger 14 nicht angehängt wäre. Ebenso verhält sich das beim Bremsen des Kraftfahrzeugs 12 mit angehängtem und nicht angehängtem Anhänger 14. Die Trägheit des gesamten Gespanns 10 bei Kurvenfahrten bzw. Lenkmanövern ist höher als ohne angehängten Anhänger 14. In Kenntnis der Daten vom Motor, der Bremsanlage und/oder der Lenkung des Kraftfahrzeugs und der Erfassung des Fahrverhaltens des gesamten Gespanns 10 ist es somit möglich, auf besonders exakte Weise auf das Gewicht des angehängten Anhängers 14 zu schließen.
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Zudem ist es möglich, mittels einer Kraftsensorik 18 an einer hier nicht näher bezeichneten Anhängerkupplung des Kraftfahrzeugs 12 eine mittels des Kraftfahrzeugs 12 auf den Anhänger 14 ausgeübte Zugkraft zu ermitteln und bei der Ermittlung des Anhängergewichts zu berücksichtigen. Die Kraftsensorik 18 kann beispielsweise einen Dehnungsmessstreifen umfassen, mittels welchem die Zugkraft ermittelt wird. Andere Sensoren, wie beispielsweise Kraftsensoren oder dergleichen sind ebenfalls möglich. Durch Überwachung der mittels des Kraftfahrzeugs 12 auf den Anhänger 14 ausgeübten Zugkraft während der Durchführung des vorgegebenen Fahrmanövers ist es möglich, das Anhängergewicht besonders exakt abzuschätzen.
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Wenn das Kraftfahrzeug 12 also mit angehängtem Anhänger 14 fährt, so verändert sich da Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs 12. Damit kann auch auf eine Veränderung der Parameter geschlossen werden, welche die Fahrwiderstände beeinflussen, nämlich Parameter, die durch den Anhänger beeinflusst werden, insbesondere durch dessen Masse und aber auch im Hinblick eines durch den Anhänger 14 zusätzlich generierten Luftwiderstand. Über eine hier nicht näher gekennzeichnete Entfernungssensorik und/oder Kameras am Heck des Kraftfahrzeugs 12 kann zudem auf die Größe des Anhängers 14 sowie auf dessen Form geschlossen werden. Hieraus lässt sich eine grobe Abschätzung über den zu erwartenden zusätzlichen Luftwiderstand aufgrund des angehängten Anhängers 14 treffen, welche die Güte zur Ermittlung des Anhängergewichts erhöht, da die Veränderung des Luftwiderstands bei angehängtem Anhänger 14 nicht mehr über das Fahrverhalten des Gespanns 10 ermittelt werden muss.
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Zudem ist es möglich, über einen definierten Prüfzyklus, durch den der Fahrer des Kraftfahrzeugs 12 über eine geeignete Schnittstelle geführt wird, die Güte des Verfahrens zu erhöhen. So kann es hilfreich sein, wenn der Fahrer keine Veränderung am Gewicht des Kraftfahrzeugs 12 vornimmt, bevor das Gewicht des Anhängers 14 in der beschriebenen Weise bestimmt wird. Dies kann beispielsweise über eine geeignete Mensch-Maschine-Schnittstelle im Kraftfahrzeug 12 dem Fahrer angezeigt werden, wenn er den Anhänger 14 angehängt hat.
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Es ist auch möglich, eine Sensorik am Anhänger 14 vorzusehen. Daten dieser Sensorik können dem Kraftfahrzeug 12 und insbesondere dem im Kraftfahrzeug 12 verbauten System 16 beispielsweise über eine Funkverbindung übermittelt werden. Eine Übertragung der Daten von der Sensorik des Anhängers 14 auf das Kraftfahrzeug 12 ist aber auch auf beliebige andere Arten, sei es kabelgebunden oder drahtlos, möglich. Sofern der Anhänger 14 über eine entsprechende Sensorik verfügt, mittels welcher das Gewicht des Anhängers 14 zumindest abgeschätzt werden kann, kann das beschriebene Verfahren nochmals verbessert werden. Sollte der Anhänger 14 über gar keine derartige Sensorik verfügen, ist es jedoch in der bereits beschriebenen Weise alleine mittels der im Kraftfahrzeug 12 verbauten Mittel, insbesondere mittels des Systems 16, möglich, das Gewicht des Anhängers 14 besonders exakt abzuschätzen.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Gespann
- 12
- Kraftfahrzeug
- 14
- Anhänger
- 16
- System
- 18
- Kraftsensorik
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102017107921 A1 [0003]
- US 2015/0298706 A1 [0004]
- DE 102015221833 A1 [0005]