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Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Farbstoffgemisch zur Bestimmung der Belegreife von Spachtelmassen, sowie eine Aufbringungsvorrichtung, die ein derartiges Farbstoffgemisch umfasst. Die vorliegende Erfindung betrifft darüber hinaus die Verwendung des Farbstoffgemisches zur Bestimmung der Belegreife von Spachtelmassen.
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Technischer Hintergrund
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Die Verlegung von Bodenbelägen wie beispielsweise PVC-, Kautschuk-, Textilbelägen oder Parkett stellt besondere Anforderungen an den Untergrund. Zum Ausgleichen von Boden- bzw. Rohbodenunebenheiten werden Ausgleichs-/Spachtelmassen eingesetzt. Diese sorgen unter anderem für eine Nivellierung oder für eine konstante Saugfähigkeit des Untergrunds. Die Saugfähigkeit ist insbesondere für die nachfolgende Verklebung von Bodenbelägen mit wässrigen Klebstoffsystemen (z.B. Dispersionsklebstoffen) von großer Bedeutung.
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Spachtel- und Ausgleichsmassen werden häufig als werkseitig gemischte Trockenmörtel angeboten. Werkseitig formulierte Trockenmörtelsysteme sind formulierte Pulverprodukte, die vor der Applikation mit Wasser angemischt werden und dadurch eine verarbeitbare Konsistenz erhalten.
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Als Bindemittel werden in Spachtel-/Ausgleichsmassen überwiegend mineralische Stoffe eingesetzt. Diese reagieren durch in Kontakt bringen mit Wasser in Lösungs- und Kristallisationsprozessen zu so genannten Hydratationsprodukten welche für die Festigkeit von Baustoffen verantwortlich sind. Als Bindemittel in Spachtelmassen werden u.a. zementäre Bindemittel (z.B. Portlandzement, Kompositzemente, Tonerdeschmelzzemente), Kalke oder Gips (Calciumsulfat-Bindemittel) in verschiedenen Modifikationen eingesetzt (z.B. Anhydrit, Halb-Hydrat). In Spachtelmassen kommen häufig Kombinationen verschiedener mineralischer Bindemittel zum Einsatz. Neben den mineralischen Bindemitteln enthalten die beschriebenen Spachtelmassen Füllstoffe (z.B. Sand, Kalksteinmehl), Polymere (z.B. redispergierbare Dispersionspulver), sowie organische und anorganische Additive zur Steuerung der verarbeitungstechnischen und produkttechnischen Eigenschaften.
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Die Sicherstellung eines schnellen Baufortschritts ist eine Hauptanforderung an Spachtel-/ Ausgleichsmassen. Eine funktionale, schadensfreie Verlegung von Bodenbelägen auf den oben genannten Bauprodukten ist essentiell. Für eine funktionale, schadensfreie Verlegung von Bodenbelägen muss der Untergrund eine ausreichend geringe Restfeuchte aufweisen. Dies gilt insbesondere bei der Verlegung von dampfdichten Belägen (z.B. PVC, Kautschuk). Nach der Verlegung solcher Beläge kann chemisch und/oder physikalisch ungebundenes Wasser aus dem Untergrund nur extrem langsam entweichen und bei fortdauernder Einwirkung zur Schädigung des Untergrunds und zur Reduktion der technischen Funktionalität bis hin zum vollständigen Versagen der Verklebung führen (z.B. Blasenbildung, Ablösungen). Die Belegreife einer Spachtelmasse entspricht dem Zeitraum zwischen Applikation derselben und dem Zeitpunkt, ab dem eine funktionale Verklebung von Bodenbelägen möglich ist. Bei Erreichung der Belegreife ist eine ausreichend geringe Restfeuchte im System vorhanden, die durch die Spachtelmasse als solches kompensiert werden kann, so dass keine Schädigung der Klebeverbindung eintritt.
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Um die Verarbeitungskonsistenz zu erreichen, werden Trockenmörtelsysteme mit Anmachwasser im Überschuss angemischt. Dies bedeutet, dass mehr Wasser zur Verfügung steht, als das Bindemittelsystem zum Abbinden und zur Bildung der Hydratationsprodukte benötigt. Überschüssiges Wasser muss also über die Oberfläche durch Verdunstung an die Umgebung abgegeben werden und/oder vom Untergrund aufgenommen werden.
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Zementäre Produkte unterscheiden sich in ihrer Trockenzeit, sprich der Zeit bis zur Belegreife, deutlich von gipsbasierten Produkten, aber auch innerhalb der Gruppe der zementären und innerhalb der Gruppe der gipsbasierten Bindemittelsysteme gibt es Unterschiede je nach Bindemittelanteil und -Zusammensetzung; so existieren z.B. zementäre Schnellprodukte, die nach 1 Stunde belegreif sind (z.B. Uzin NC 172 BiTurbo, Uzin Utz AG, Ulm, Deutschland), aber auch zementäre und gipsbasierte Produkte, die erst nach 24 Stunden belegreif sind.
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Daher ist es für den Verleger nicht einfach zu erkennen, wann eine Spachtelmasse trocken genug für die weiteren Verlegearbeiten ist. Dies hängt wesentlich von der Art und Zusammensetzung des Bindemittels ab.
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Um daher die Belegreife von Ausgleichs-/Spachtelmassen genau anzuzeigen, wäre ein System wünschenswert, das die Belegreife einfach und ohne aufwändige Analysesysteme anzeigt. Üblicherweise verläßt sich der Fachmann auf die technischen Produktdatenblätter der Hersteller, wobei die angegebenen Zeiten in der Regel lediglich auf Standardbedingungen (z.B. 20°C, 65% rel. Luftfeuchtigkeit) bezogen sind, so dass sich in der praktischen Anwendung bei abweichenden klimatischen Bedingungen Unterschiede ergeben können.
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Es gibt bereits beispielsweise ein Produkt auf zementärer Basis, das mit einer gewissen Farbveränderung bei Belegreife wirbt, die Haftschlämme Ardex A 18 (Ardex GmbH, Witten, Deutschland). Allerdings ist diese Haftschlämme mit Pigment versehen und verändert sich nach der Trocknung lediglich von dunkelgrün nach hellgrün.
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Weiter ist in
WO 2008/003672 A1 ein Putz bzw. eine Pulverbeschichtung beschrieben, in dem durch Phenolphthalein und/oder Thymolphthalein ein Farbumschlag bei vollständiger Trocknung generiert wird. In diesem System wechselt die Farbe von rosaviolett im nassen Zustand zu weiß bei vollständiger Trocknung.
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Daher liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde ein Farbstoffgemisch und eine Aufbringungsvorrichtung für dieselbe bereitzustellen, die zur einfachen und zuverlässigen Bestimmung der Belegreife von Spachtelmassen verwendet werden können.
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Beschreibung der Erfindung
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Farbstoffgemisch zur Bestimmung der Belegreife von Spachtelmassen gelöst, das wenigstens einen schwer wasserlöslichen und wenigstens einen leicht wasserlöslichen Farbstoff umfasst.
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Durch chromatografische Trennung mindestens zweier Farbstoffe nach Aufbringung auf die Spachtelmassen wird erfindungsgemäß sichtbar gemacht, ob sich freies, schädliches Wasser im zu testenden Spachtelmassengefüge befindet. Das Farbstoffgemisch wird über eine Aufbringungsvorrichtung, beispielsweise einen Stift, auf der zu testenden Spachtelmasse aufgetragen. Die im Farbstoffgemisch enthaltenen Farbstoffe werden durch die Restfeuchte der Spachtelmasse chromatografisch aufgetrennt.
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Unter Chromatografie wird ein Verfahren verstanden, in welchem Stoffgemische durch unterschiedlich starke Wechselwirkungen einzelner Bestandteile gegenüber einer stationären und einer mobilen Phase aufgetrennt werden. Je stärker die Wechselwirkung zwischen einer Substanz und der mobilen Phase, desto schneller bzw. weiter wird die Substanz durch die stationäre Phase transportiert. Im vorliegenden Fall dient etwaiges freies Wasser in der Spachtelmasse als mobile Phase und das poröse Gefüge der ausgehärteten Spachtelmasse als stationäre Phase.
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Durch die Wasserverdunstung im oberen Bereich einer applizierten Spachtelmasse entsteht ein Feuchtegradient über deren Querschnitt. Um diesem Gradienten entgegenzuwirken wird über Kapillarkräfte freies Wasser aus den unteren Bereichen der Spachtelmasse in Richtung Oberfläche transportiert, wo sich das Wasser weiter verteilt und dann wieder verdunstet. Dieser Effekt hält so lange an, bis sich über den vollen Querschnitt und auch zu der Umgebung (der Raumluft) ein Gleichgewicht des Feuchtegehalts eingestellt hat, die sogenannte Ausgleichsfeuchte.
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Wird nun ein Farbstoffgemisch umfassend wenigstens einen schwer wasserlöslichen Farbstoff und wenigstens einen leicht wasserlöslichen Farbstoff auf die noch nicht belegreife Spachtelmasse aufgebracht, wird durch den kapillaren Transport des freien Wassers (der mobilen Phase) an der Oberfläche der leicht wasserlösliche von dem schwer wasserlöslichen Farbstoff getrennt. Befindet sich nur noch sehr wenig freies Wasser bis kein freies Wasser in der Spachtelmasse, ist der Fluss der mobilen Phase zu gering, um für eine stoffliche Trennung der Substanzen zu sorgen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Spachtelmasse belegreif ist.
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Die vorliegende Erfindung gibt dem Verleger ein einfaches Werkzeug zur Hand, welches in Baustellen die Belegreife einer Spachtelmasse sichtbar macht. In dünnen Schichten (kleiner 5 mm) liegt der Vorteil besonders in einer einfachen, schnellen und zerstörungsfreien Anwendung. Bei höheren Schichten kann durch Einritzen der Oberfläche zudem sichergestellt werden, dass der gesamte Querschnitt erfasst wird. Es kann sogar spezifisch der untere Bereich einer dickeren Schicht betrachtet werden, falls dies notwendig ist. Die geringfügige Beschädigung der Spachtelmassenoberfläche kann vor den weiteren Verlegearbeiten mittels einer standfesten Spachtelmasse beseitigt werden.
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Gemäß einem ersten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung insofern ein Farbstoffgemisch zur Bestimmung der Belegreife von Spachtelmassen, umfassend wenigstens einen schwer wasserlöslichen Farbstoff und wenigstens einen leicht wasserlöslichen Farbstoff.
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Die Belegreife eines Untergrunds entspricht dem Zeitraum zwischen Applikation der Spachtelmasse und dem Zeitpunkt, ab dem eine funktionale Verklebung von Belägen, vorzugsweisen Bodenbelägen, möglich ist. Im Allgemeinen sind für eine funktionale, schadensfreie Beklebung Schälwerte größer als 0,6 N/mm nach 24 Stunden nach der Verklebung notwendig. Des Weiteren sollten sich diese Werte kontinuierlich erhöhen und vorzugsweise mindestens 1 N/mm (nach 4 Tagen nach der Verklebung) betragen.
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Definitionsgemäß ist die Belegreife der Spachtelmasse also erreicht, wenn 24 h nach der Verklebung ein Schälwert von mindestens 0,6 N/mm (z.B. 0,7 N/mm, 0,8 N/mm, oder 0,9 N/mm) und nach 96 h nach der Verklebung ein Schälwert von mindestens 1 N/mm (z.B. 1,1 N/mm, oder 1,2 N/mm) erzielt wird. Wird der Klebstoff vor der Belegreife der Spachtelmasse appliziert, werden die vorgenannten Werte nicht erreicht.
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Zur Beurteilung der Belegreife werden die Spachtelmassen in einer Schichtstärke von beispielsweise 3 mm appliziert. Hierbei kann beispielsweise folgendes Vorgehen gewählt werden: Als Untergrund wird ein Betonuntergrund gewählt, welcher mit einer wasserdampfbremsenden 1-komponentigen Schnellgrundierung (z.B. UZIN PE 414 Turbo) und einem dispersionsbasierten Haftvermittler (z.B. Uzin PE 280) für die nachfolgende Spachtelung vorbehandelt wurde. Beispielsweise wird eine Betonplatte (z.B. 40 cm x 40 cm) vorgelegt. Dabei kann die Grundierung in folgenden Schritten erfolgen: die Platte wird zunächst mit z.B. 250 - 350 g/m2 der 1-komponentigen wasserdampfbremsenden Schnellgrundierung vorgestrichen. Das Grundieren kann in zwei Schichten im Kreuzgang erfolgen, wobei die Trocknungszeit jeweils 2 Stunden betragen kann. Darauf kann eine Dispersionsgrundierung (z.B. Uzin PE 280), die als Haftvermittlung für die nachfolgende Spachtelung dient, aufgebracht werden. Die Trocknungszeit kann ca. 1 Stunde betragen.
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Daraufhin wird auf der wie oben beschriebenen vorbehandelten Betonplatte die mit Wasser angemischte Spachtelmasse in einer Schichtdicke von ca. 2 - 4 mm, vorzugsweise 2,5 mm oder 3 mm, appliziert. Die Trocknungszeit der Spachtelmasse kann zwischen 1 bis 48 Stunden variieren.
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Anschließend erfolgt die Beklebung mit relativ dampfdichten Bodenbelägen. Zur Verklebung von PVC (z.B. Armstrong DLW Royal) wird beispielsweise ein dispersionsbasierter Haftklebstoff (z.B. UZIN KE 2000 S) in einer Menge von ca. 300 g/m2, z.B. mit einem Spachtel aufgetragen. Kautschuk-Beläge (z.B. Nora Noraplan Mega) werden beispielsweise mit einem Nassbett-Dispersionsklebstoff (z.B. UZIN KE 66) verklebt.
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Daraufhin werden zu verschiedenen Zeiten nach der Verklebung Belagsstreifen (Breite: 5 x 25 cm) mittels einer Federwaage vom Untergrund abgeschält und so die Schälwerte (in N/mm) ermittelt.
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Die Bestimmung des Schälwerts erfolgt in Anlehnung an die Norm EN1372:2015 „Prüfverfahren für Klebstoffe für Boden- und Wandbeläge - Schälversuch“. Zur Vereinfachung des Verfahrens wird anstelle der in der Norm vorgesehenen Rollenschereinrichtung (automatisierte Prüfmaschine) eine Federwaage manuell verwendet, um die Bodenbeläge manuell abzuschälen.
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Die Beurteilung der Schälkraft erfolgt nun zu unterschiedlichen Zeitpunkten, z.B. 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 20, 24, oder 26 bis zu 96 h Stunden nach der Verklebung. Dabei werden zum jeweiligen Messpunkt ein oder mehrere Belagsstreifen mit einem Kraftmesser (z.B. einer Federwaage)abgezogen.
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Wird beispielsweise auf dem Betonuntergrund die Spachtelmasse nach einer Trocknungszeit von z.B. 4 h mit Belagsstreifen beklebt und nach 24 h ein Schälwert von 0,5 N/mm erreicht, würde dies bedeuten, dass die Belegreife zum Zeitpunkt der Beklebung noch nicht gegeben war.
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Das erfindungsgemäße Farbstoffgemisch soll nun dazu dienen, die oben geschilderte Belegreife einfach und zuverlässig zu bestimmen.
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In diesem Farbstoffgemisch soll der Begriff „schwer wasserlöslicher Farbstoff“ in einer bevorzugten Ausführungsform bedeuten, dass der Farbstoff eine Wasserlöslichkeit von < 10 g/l, besonders bevorzugt < 1 g/l aufweist. Die Wasserlöslichkeit eines Farbstoffes wird üblicherweise bei 15-25 °C und bei gegebenem pH-Wert gemessen.
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Der Begriff „leicht wasserlöslicher Farbstoff“ bedeutet in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform, dass der Farbstoff eine Wasserlöslichkeit von > 30 g/l, besonders bevorzugt > 50-100 g/l aufweist. Auch hier wird die Wasserlöslichkeit eines Farbstoffes üblicherweise bei 15-25 °C und bei gegebenem pH-Wert gemessen.
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Die Wasserlöslichkeit eines Farbstoffes kann sich abhängig vom pH-Wert verändern. Zur Bestimmung eines Farbstoffes mit einer geeigneten Wasserlöslichkeit ist also auf einen speziellen pH-Wert oder pH-Wert-Bereich abzustellen. Dieser pH-Wert oder pH-Wert-Bereich hängt von der konkreten Spachtelmasse ab, für die die Belegreife bestimmt werden soll. Im Allgemeinen wird dieser pH-Wert in einem Bereich von pH 7 bis 14 liegen, bevorzugt in einem Bereich von 8 bis 13, beispielsweise pH 10 oder 11.
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Der pH-Wert der Spachtelmasse kann z.B. bestimmt werden, indem auf die Oberfläche der Spachtelmasse ein Wassertropfen aufgebracht wird und nach einer Einwirkzeit von ca. 60 Sek. ein handelsüblicher pH-Messstreifen in den Wassertropfen eingetaucht wird.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Farbstoffe sind davon abgesehen in ihrer Art nicht beschränkt. Für das Funktionieren der Erfindung ist es vollkommen ausreichend, wenn der wenigstens eine schwer wasserlösliche, und der wenigstens eine leicht wasserlösliche Farbstoff einen ausreichend großen Unterschied in der Wasserlöslichkeit aufweisen (siehe oben). Idealerweise unterscheiden sich die beiden Farbstoffe auch farblich, sodass die chromatografische Auftrennung der beiden Farbstoffe optisch gut verifiziert werden kann.
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Erfindungsgemäß finden insbesondere chromophore oder auxochrome Farbstoffe Anwendung. Chromophore Farbstoffe weisen Grundstrukturen auf, die delokalisierbare Elektronen enthalten. Die Art der Chromophore beeinflusst dabei über deren Absorptionsmaximum den Farbton des Farbstoffes, während die Häufigkeit der Chromophore die Farbtiefe beeinflusst. Eine weitere Anhebung der Farbwirkung kann mit funktionellen Gruppen erreicht werden, die als Elektronendonatoren bzw. Elektronenakzeptoren wirken und die Mesomerie im Molekül erhöhen, indem sie Elektronen zur chromophoren Gruppe hin oder von ihr weg verschieben.
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Nach ihrem chemischen Aufbau können die erfindungsgemäß verwendeten Farbstoffe auch eingeteilt werden in Nitro-, Nitroso-, Azo-, Di- und Triarylmethan-, Acridin-, Xanthen-, Chinonimin-, Azin-, Oxazin-, Methin-, Aza[18]annulen-, Carbonylfarbstoffe, Stilben- und Schwefelfarbstoffe.
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Ein erfindungsgemäßes Farbstoffgemisch kann beispielsweise wenigstens einen schwer wasserlöslichen Farbstoff aus der Gruppe der Xanthen-Farbstoffe oder Azo-Farbstoffe enthalten, und/oder wenigstens einen leicht wasserlöslichen Farbstoff aus Monoazo-Farbstoffen oder Xanthen-Farbstoffen. Das Farbstoffgemisch kann weiterhin in trockener Form (Pulverform) vorliegen und gegebenenfalls kurz vor Anwendung mit einem geeigneten Lösungsmittel aufgeschlämmt/gelöst werden. Tabelle 1 zeigt chemische Eigenschaften verschiedener beispielhafter Farbsubstanzen:
In einer weiteren Ausführungsform können auch zwei oder mehr Farbpigmente verwendet werden, die aufgrund ihrer Teilchengröße und ihrer chemischen und/oder physikalischen Eigenschaften nach Aufbringung auf die Spachtelmasse aufgetrennt werden können.
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Das Farbstoffgemisch kann weiterhin ein Lösungsmittel enthalten, in dem die Farbstoffe aufgeschlämmt/gelöst sind. Dieses Lösungsmittel ist vorzugsweise aus Wasser, Alkohol, insbesondere Ethanol, oder Gemischen hiervon ausgewählt. Wasser ist besonders bevorzugt.
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In einem zweiten Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung eine Aufbringungsvorrichtung enthaltend ein Farbstoffgemisch wie oben beschrieben. Diese Aufbringungsvorrichtung kann einen konventionellen Aufbau aufweisen, beispielsweise in Form eines Stiftes, eines Pinsel oder einer Pipette vorliegen, worin das Farbstoffgemisch gebrauchsfertig enthalten ist oder aus einem geeigneten Behälter aufgenommen wird. Beispielsweise kann im Fall eines Pinsel oder einer Pipette Beides bereits integriert in einem Behälter vorliegen, der das erfindungsgemäße Farbstoffgemisch und gegebenenfalls ein geeignetes Lösungsmittel enthält.
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Die erfindungsgemäße Aufbringungsvorrichtung kann weiterhin beispielsweise in Form eines Filzstiftes vorliegen. Die Mine des Filzstifts ist mit einer Hülle umgeben, die mit einer Kappe zum Schutz gegen Austrocknung ausgestattet ist. Die Spitze des Filzstifts transportiert das Farbstoffgemisch aus dem Reservoir der Mine auf die auf ihre Belegreife hin zu überprüfende Oberfläche einer Spachtelmasse. Die Spitze des Filzstifts kann aus Filz oder aus Kunststoff mit definierten Kapillaren hergestellt sein.
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In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung des wie oben beschriebenen Farbstoffgemisches zur Bestimmung der Belegreife von Spachtelmassen sowie und ein entsprechendes Anwendungsverfahren.
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Ein derartiges Verfahren zur Bestimmung der Belegreife von Spachtelmassen umfasst die folgenden Schritte:
- a) Bereitstellen eines erfindungsgemäßen Farbstoffgemisches oder einer erfindungsgemäßen Aufbringungsvorrichtung,
- b) Aufbringen des Farbstoffgemisches auf eine Spachtelmasse und Einwirkenlassen desselben für eine definierte Zeitspanne, und
- c) Feststellen, ob eine Auftrennung der im Farbstoffgemisch enthaltenen Farbstoffe stattgefunden hat.
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Eine Auftrennung der im Farbstoffgemisch enthaltenen Farbstoffe weist darauf hin, dass die Belegreife der Spachtelmasse nicht gegeben ist, eine Nicht-Auftrennung der im Farbstoffgemisch enthaltenen Farbstoffe hingegen weist darauf hin, dass die Belegreife der Spachtelmasse gegeben ist.
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Die Einwirkzeit beträgt in der Regel 1-60 min., vorzugsweise 2-30 min.
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Die folgenden Figuren und die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterungen der Erfindung.
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Figurenliste
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- zeigt die chromatografische Trennung von Farbstoffgemischen auf restfeuchter Spachtelmasse.
- : Farbstoffgemisch zum Zeitpunkt der 1. Verklebung (Belegreife nicht erreicht).
- : Farbstoffgemisch zum Zeitpunkt der 2. Verklebung (Belegreife erreicht).
- : Farbstoffgemisch zum Zeitpunkt der 3. Verklebung (Belegreife erreicht).
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Beispiele
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Es wurde eine beispielhafte Farbstoffmischung aus den beiden Farbsubstanzen Basacid Rot 495 FI und Sepisol Fast Black CN gemischt und in einen leeren Kugelschreiber gefüllt. Die Zusammensetzung des Farbstoffgemisches war wie folgt: 81,9 Gew.% Basacid Rot 495 fl / 16,4 Gew.% EtOH 96%/ 1,7 Gew.% Sepisol fast Black CN.
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Die Funktionalität auf chromatografische Trennung bei Anwesenheit von Restfeuchte in einer Spachtelmasse wurde über mehrere, etwa 3 cm dicke, Proben der Gipsspachtelmasse UZIN NC 110 NEU überprüft. Die in Plastikbecher gegossenen Proben wurden nach 1 Tag, nach 5 Tagen und nach 10 Tagen aus den Bechern entnommen und in der Mitte halbiert. Der Stift wurde anschließend über den kompletten Querschnitt der Masse aufgetragen.
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zeigt die Ergebnisse der 3 Proben, wobei die oberste Probe nach einem Tag, die mittlere Probe nach 5 Tagen und die untere Probe nach 10 Tagen entschalt wurde. Die linke, blaue Linie wurde mit einem handelsüblichen Stift aufgetragen und dient als Referenz. Die beschriebene Indikatorsubstanz wurde jeweils als zweites aufgetragen und ist somit direkt rechts neben der blauen Substanz zu finden. Die dritte Linie, welche sich nur auf dem ersten Probekörper befindet ist eine Mischung aus Basacid Blau 762 fl. und Basacid Rot 495 fl. (Mischung 50/50 nach Gewicht).
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Nach 1 Tag Trocknung ist noch viel Restfeuchte im System enthalten. -> Deutliche Trennung über den gesamten Querschnitt.
Nach 5 Tagen befindet sich deutlich weniger Restfeuchte im System. -> leichte Trennung findet nur noch im unteren Bereich der Spachtelmasse statt.
Nach 10 Tagen ist keine Trennung mehr sichtbar. -> Das System ist belegreif.
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Mit dem beschriebenen Farbstoffgemisch ist es möglich, schädliche Restfeuchte in einem Spachtelmassensystem sichtbar zu machen und damit die Belegreife festzustellen.
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Beispiel 2:
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Im nachfolgenden Beispiel wird anhand einer gipsbasierten, selbstverlaufenden Spachtelmasse die Belegreife mittels eines erfindungsgemäßen Farbstoffgemischs ermittelt.
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Zur Beurteilung der Belegreife wurde das folgende Vorgehen gewählt:
- Spachtel/Ausgleichsmassen wurden in einer Schichtstärke von ca. 3 mm appliziert. Als Untergrund wurde ein Betonuntergrund gewählt, welcher mit einer wasserdampfbremsenden 1-komponentigen Schnellgrundierung (UZIN PE 414 Turbo) und einem dispersionsbasierten Haftvermittler (Uzin PE 280) vorbehandelt wurde.
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In den folgenden Tabellen wird die Belegreife, bestimmt mit einem Stift enthaltend ein Farbstoffgemisch zur chromatografischen Trennung, der nach dem oben beschriebenen Verfahren ermittelten Belegreife gegenübergestellt. Das im Stift enthaltene Farbstoffgemisch umfasst einen schwer wasserlöslichen Farbstoff und einen leicht wasserlöslichen Farbstoff. Die Prüfung erfolgte vor der erwarteten Belegreife (
1. Verklebung), bei Erreichen der Belegreife (
2. Verklebung) und zu einem späteren Zeitpunkt nach der Belegreife (
3. Verklebung, Positivprobe).
Tabelle 2
Stift mit Farbstoffgemisch | Schälwert nach 24 h | Schälwert nach 72 h |
Chromatografische Trennung der Farbstoffe vollflächig sichtbar. ( ) | 0,0 N/mm2 | 0,1 N/mm2 |
→ Belegreife noch nicht gegeben | | |
Tabelle 3
Stift mit Farbstoffgemisch | Schälwert nach 24 h | Schälwert nach 72 h |
Chromatografische Trennung der Farbstoffe findet nicht mehr statt. ( ) | 0,8 N/mm2 | 1,2 N/mm2 |
→ Belegreife gegeben | | |
Tabelle 4
Stift mit Farbstoffgemisch | Schälwert nach 24 h | Schälwert nach 72 h |
Chromatografische Trennung der Substanzen findet nicht mehr statt. ( ) | 1,1 N/mm2 | 1,4 N/mm2 |
→ Belegreife gegeben | | |
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Die Versuchsreihe zeigt, dass die Belegreife der Spachtelmasse mit dem vorgeschlagenen Stift angezeigt werden kann. Es wird sichtbar, dass sich im Spachtelmassengefüge zunächst eine große Menge an freiem Wasser befindet (Zeitpunkt 1: ). Die unzureichende Schälwertentwicklung bei der experimentellen Bestimmung der Belegreife beweist, dass die Belegreife tatsächlich noch nicht gegeben war.
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Zum 2. Zeitpunkt ( ), sowie zum Zeitpunkt 3. ( ) zeigt sich, dass sich kein bzw. nur noch geringfügig freies Wasser im Gefüge befindet.
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Die Testverklebungen beweisen durch eine Schälwertentwicklung (Siehe Tabelle 3 und 4), welche für eine funktionale und schadensfreie Verklebung notwendig ist, die Funktionalität der Verklebung und bestätigen somit die Belegreife.
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Die 3. Verklebung erfolgte zu einem Zeitpunkt nach der bestimmten Belegreife (Positivprobe), d.h. die Spachtelmasse kann in jedem Fall funktional und schadensfrei mit einem Bodenbelag belegt werden. Durch das Farbstoffgemisch wird zu diesem Zeitpunkt die Belegreife angezeigt (keine chromatografische Trennung). Ebenso zeigt die Schälwertentwicklung, dass die Belegreife der Spachtelmasse gegeben war.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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