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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abgleich von individuellen Passungsdaten mit Kleidungsdaten und eine Anordnung, die zur Durchführung des Verfahrens eingerichtet ist.
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Stand der Technik
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Kleidung wird bislang vornehmlich in Verkaufsläden anprobiert und gekauft. Allerdings ist bereits seit einiger Zeit ein Trend zu verzeichnen, dass Kleidung zunehmend über Online-Bestellungen gekauft wird. Dies erscheint vielen Kunden einfacher und weniger zeitaufwändig. Wenn online bestellte Kleider jedoch nicht passen, da eine Anprobe bei einem Online-Kauf nicht stattfinden kann, erfolgt üblicherweise eine Rücksendung der Ware und ggf. eine Bestellung der Kleidung in einer anderen Größe. Dies führt auf beiden Seiten zu einem erhöhten Aufwand, der sich wiederum in den Kosten widerspiegelt. Der Kunde orientiert sich bei der Bestellung bislang an verfügbaren Konfektionsgrößen sowie an zusätzlichen Angaben zum Schnitt der Kleidung.
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Um den wachsenden Anteil am Online-Verkauf von Kleidung effizient für Kunden und Verkäufer zu gestalten, sollte bereits im ersten Versuch, d. h. bei der ersten Bestellung, ein passendes Kleidungsstück, d. h. ein Kleidungsstück, das den Vorstellungen des Kunden entspricht, gefunden werden. Dadurch werden der Transportaufwand für den Anbieter und damit die Kosten reduziert. Zudem wird die Kundenzufriedenheit erhöht.
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Die derzeit zur Kleidung verfügbaren Angaben sind in vielen Fällen nicht ausreichend, um eine gute Passung sicherzustellen. Hinzu kommt, dass auch relevant ist, die Passung bei verschiedenen Bewegungen sicherzustellen, d. h., dass die Kleidung auch in unterschiedlichen Situationen passt.
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Die Druckschrift
US 2018/0010902 A1 beschreibt ein Kleidungsstück, das ein Sensormodul aufweist. Dieses Sensormodul ist dehnbar und stellt elektrische Daten bereit. Die bereitgestellten elektrischen Daten wiederum repräsentieren Informationen zu Bekleidungsgrößen oder Körperabmessungen, insbesondere für Maßanfertigungen.
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Offenbarung der Erfindung
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Vor diesem Hintergrund werden ein Verfahren nach Anspruch 1 und eine Anordnung nach Anspruch 8 vorgestellt. Ausführungsformen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen und aus der Beschreibung.
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Das vorgestellte Verfahren dient zum Abgleich von individuellen Passungsdaten mit Kleidungsdaten, so dass das den Kleidungsdaten zugeordnete Kleidungsstück dem Käufer, der durch die Passungsdaten beschrieben wird, zumindest möglichst gut passt und ggf. auch individuelle Vorlieben des Käufers berücksichtigt sind.
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Das Verfahren dient somit dazu festzustellen, ob ein angebotenes Kleidungsstück der Person, dem dieses angeboten wird, passt. Dass ein Kleidungsstück passt bedeutet, dass es in Abhängigkeit von den Vorstellungen der Person weder zu klein, zu groß, zu eng oder zu weit ist. Weiterhin können persönliche Vorlieben der Person berücksichtigt werden. So kann diese wünschen, dass das Kleidungsstück in bestimmten Bereichen bestimmte Eigenschaften bspw. hinsichtlich Festigkeit, Oberflächenbeschaffenheit usw. aufweist.
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Die individuellen Passungsdaten sind Daten, die einer Person zugeordnet sind und diese typischerweise in ihrem Äußeren mit Merkmalen beschreiben, die für das Passen einer Kleidung relevant sind. Merkmale können sein Größe, Umfang in unterschiedlichen Bereichen, Armlänge, Beinlänge, Veränderung der Größen, bspw. Umfang, bei verschiedenen Bewegungen usw. Diese Merkmale bzw. die Passungsdaten, die Informationen zu diesen Merkmalen liefern, können bspw. mit einer geeigneten dreidimensionalen Messsensorik, auf die nachstehend noch eingegangen wird, erfasst werden.
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Kleidungsdaten sind Daten, die einem Kleidungsstück zugeordnet sind und dieses mit Merkmalen beschreiben, die dafür relevant sind, dass diese Kleidung einer Person passt. Die Merkmale korrespondieren zu den vorstehend genannten Merkmalen. Diese Merkmale können bereits bei der Fertigung des Kleidungsstücks vorgegeben sein oder nachträglich mit einer geeigneten Messeinrichtung erfasst werden.
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Beim Abgleich werden diese Daten verglichen, wobei gewisse Bereiche vorgegeben werden können, die die Daten voneinander abweichen können, um noch ein Passen der Kleidung für die Person festzustellen.
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Bei der Erfassung der individuellen Passungsdaten mit der Messsensorik in verschiedenen Bewegungszuständen werden neben den geometrischen Merkmalen auch Spannungsdaten erfasst und ein Komfortbereich ermittelt, der beim Abgleich die zulässige Abweichung der Datensätze beschreibt.
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Der Komfortbereich der individuellen Passungsdaten kann nach Erfahrungen mit Kleidungsdaten iterativ angepasst werden.
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Bei dem beschriebenen Verfahren ist somit vorgesehen, mit einer Messsensorik, die den Spannungs- bzw. Dehnungszustand der Kleidung in drei Dimensionen erfassen kann, bspw. auf Basis elektroaktiver Polymere, magnetostriktiver oder piezokeramischer Werkstoffe oder MEMS (microelectromechanical system), für individuelle Kleidungsdaten von Kleidung umfassende Informationen zu erfassen.
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Über die einfache Angabe von Konfektionsgrößen, ein statisches Abtasten mit einer Webcam oder einer einfachen Erfassung von Abmessungen ist hinaus ein individueller Datensatz des Kunden möglich, der auch bei verschiedenen Bewegungen in drei Dimensionen Druck bzw. Spannung und umfassende und damit dreidimensionale Daten liefert.
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In Ausgestaltung lassen sich über Form und Abmessung hinaus auch Aussagen über die Konsistenz bzw. Festigkeit von Körperbereichen bei bestimmten Bewegungen ermitteln, die eine bessere Vorhersage zum Tragekomfort von Kleidungsstücken erlauben. Über den umfassenden dreidimensionalen Datensatz kann ein Datenmodell mit statischen und aus der Bewegung gewonnenen dynamischen Daten zur umfassenden Beschreibung und Prognose des Tragekomforts gewonnen werden. Dies ermöglicht eine gezielte Auswahl von Kleidungsstücken, ohne dass eine Anprobe erforderlich ist.
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Mit der beschriebenen Messsensorik, die den Spannungs- bzw. Dehnungszustand in drei Dimensionen erfassen kann, kann somit, bspw. auf Basis elektroaktiver Polymere, magnetostriktiver oder piezokeramischer Werkstoffe, ein Datenmodell mit statischen und aus der Bewegung gewonnenen dynamischen sowie lokalen Konsistenz- bzw. Festigkeitsdaten zur vollumfänglichen Beschreibung und Prognose des Tragekomforts eines Kleidungsstücks gewonnen werden.
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Weitere Vorteile und Ausgestaltung der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung und den beigefügten Zeichnungen.
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Es versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Kurze Bezeichnung der Zeichnungen
- 1 zeigt ein Kleidungsstück mit einer Ausführung der beschriebenen Messsensorik.
- 2 zeigt in einem Flussdiagramm eine mögliche Ausführung des vorgestellten Verfahrens.
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Ausführungsformen der Erfindung
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Die Erfindung ist anhand von Ausführungsformen in den Zeichnungen schematisch dargestellt und wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnungen ausführlich beschrieben.
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1 zeigt ein Kleidungsstück 10, das mit einer Messsensorik 12 ausgestattet ist, die dazu eingerichtet ist, dreidimensionale Daten zu erfassen. Die Messsensorik 12 umfasst ein erstes Sensorelement 14 im Halsbereich, ein zweites Sensorelement 16 im Hüftbereich und ein drittes Sensorelement 18 im Armbereich. Diese Sensorelemente 14, 16, 18 bilden zusammen die dreidimensionale Messsensorik 12. Die Sensorelemente 14, 16, 18 können dabei fest mit dem Kleidungsstück 10 verbunden sein. Alternativ können die Sensorelemente 14, 16, 18 auch unabhängig von dem gezeigten Kleidungsstück 10 verwendet werden. Diese bilden dann eine Messsensorik, die flexibel einsetzbar ist und eigenständig vertrieben werden kann.
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Basis der dreidimensionalen Sensorik kann ebenso eine Manschette oder ein versetzbarer Sensorstreifen sein, mit denen sukzessive Körperdaten erfasst werden oder eine Textilie, wie bspw. Overall, Pullover und Hose, mit integrierter Sensorik. Durch den erfassten dreidimensionalen Datensatz können über die eigentliche optimale Kleiderform hinaus individuelle Vorlieben einbezogen werden. Diese können bspw. den Wunsch des Kunden wiedergeben, Kleidung in bestimmten Bereichen weiter oder enger zu tragen.
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Die dreidimenionale Sensorik kann als Smartphonezubehör zur eigenständigen Vermessung der eigenen Daten durch den Endkunden vertrieben werden. Die Passung von Kleidung kann durch ein Maschinenlernen unterstützt anhand der heute schon online verfügbaren Angaben zu Konfektionsgrößen prognostiziert werden. Aus dem Datensatz können auch maßgeschneiderte Kleidungsstücke für den Kunden abgeleitet werden.
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Zu Kleidungsstücken können vom Anbieter mit einem reziproken dreidimensionalen Sensorsystem Passungsdaten gewonnen werden, die mit den Kundendaten abgeglichen werden können, um so den Online-Verkauf zu verbessern bzw. zu ermöglichen.
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Aus beiden dreidimensionalen Datensätzen, nämlich Kundendaten bzw. Passungsdaten und Kleidungsstück bzw. Kleidungsdaten, kann dann ein Bild generiert werden, wie ein Kleidungsstück am Körper wirkt und sich bei Bewegung verhält, was den Online-Verkauf unterstützt.
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Bei den online vertriebenen Textilien herrscht ein starker Wettbewerb. Eine Differenzierungsmöglichkeit für Anbieter ist auch, genauere Kleidungsdaten zu Ihrer Kleidung bereitstellen zu können. Eine Anpassung zwischen Daten des Kleidungsherstellers und Kunde führt zu hoher Treffgenauigkeit bei der Kleidungsauswahl.
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Die dreidimensionale Sensorik wird bspw. auf Basis elektoaktiver Polymere, magnetostriktiver oder piezokeramischer Werkstoffe oder MEMS realisiert. Das reziproke System zur Erfassung von Kleiderdaten kann vergleichbare Elemente auf einem Testkörper verwenden.
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2 zeigt eine mögliche Ausführung des beschriebenen Verfahrens in einem Flussdiagramm. In einem ersten Schritt 50 erfasst der Kunde seine individuellen Passungsdaten mittels einer dreidimensionalen Messsensorik. Dieses Erfassen kann auch über einen Zeitraum oder bei verschiedenen Bewegungen sukzessive erfolgen. Insbesondere kann dieser Vorgang in zeitlichen Abständen erfolgen, um Änderungen der Passungsdaten zu erfassen.
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In einem zweiten Schritt 52 sendet der Kunde die Passungsdaten zu einem Händler, insbesondere einem Online-Händler, typischerweise zusammen mit Angaben zu dem gewünschten Kleidungsstück. Der Händler vergleicht in einem Schritt 54 die Passungsdaten mit Kleidungsdaten 56, die den Kleidungsstücken zugeordnet sind, und findet so das passende Kleidungsstück. Dieses kann dann in einem abschließenden Schritt 58 zu dem Kunden gesendet werden.
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Der Abgleich, hier in Schritt 54, kann auch an anderem Ort stattfinden. So kann der Kunde bspw. Kleidungsdaten von dem Hersteller abfragen und direkt das passende Kleidungsstück finden und dann lediglich dem Händler die genaue Kennung dieses Kleidungsstücks mitteilen, der dieses daraufhin versendet. So kann sichergestellt werden, dass ein Kunde ein Kleidungsstück bestellt, das auch tatsächlich verfügbar ist.
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Der Abgleich kann grundsätzlich auch an einem dritten Ort, also weder bei dem Kunden noch bei dem Händler, erfolgen. In diesem Fall wird das Abgleichen als Dienstleistung von einem Dritten angeboten.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2018/0010902 A1 [0005]