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Die Erfindung betrifft eine Druckmaschine mit einer zentralen Steuerung und einer Bedientafel mit einer berührungsempfindlichen Bedienoberfläche zur Anzeige von Statusinformationen und zur Erfassung von Wischgesten sowie mit mehreren Druck- und/oder Lackwerken, die jeweils eine dezentrale Steuerung aufweisen.
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Druckmaschinen mit mehreren Werken sind zumeist mit einem zentralen Leitstand ausgebildet, über den die Aggregate der Druckmaschine wie zum Beispiel die Oberbautürme, der Anleger und die Auslage steuerbar sind. An den einzelnen Aggregaten können Bedientafeln angeordnet sein, die mehrere Hardwaretasten aufweisen und mit denen sich die Funktionen der Aggregate, denen sie zugeordnet sind, steuern lassen. Eine auf einer derartigen Bedientafel befindliche Hardwaretaste wird durch Drücken des Bedieners ausgelöst und die dafür programmierte Funktion wird an dem Aggregat ausgeführt. Eine Änderung oder das Hinzufügen einer Funktion bedingt das Ändern der Bedientafel. Zudem sind die Anzahl an Hardwaretasten und somit auch die Funktionen einer Bedientafel beschränkt.
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Aus der
DE 10 2016 208 496 A1 ist ein Verfahren zur Verwendung von Gesten für die Bedienung einer Maschine bekannt, wobei ein Eingabemedium berührungssensitive Bewegungseingaben eines Anwenders in Eingangssignale umwandelt.
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Die
DE 10 2012 022 882 A1 offenbart eine Vorrichtung zum Steuern einer Maschine in der grafischen Industrie, deren Steuerstand einen Bildschirm zur Darstellung von Maschineninformationen aufweist. Der Steuerstand ist mit mehreren Sensoren ausgestattet, welche die Gesten einer Bedienperson erfassen. Auf diese Art und Weise kann eine Bedienperson die Maschine mit Gesten steuern. Die Sensoren sind dabei vorzugsweise als Kameras ausgebildet, welche die Gesten der Bedienperson erfassen. Zusätzlich können auch Bewegungen der Augen der Bedienperson erfasst werden, um die Blickrichtung der Bedienperson bei der Anzeige von Maschineninformationen auf dem Bildschirm zu berücksichtigen.
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Aus der
EP 2756953 A1 geht ein Leitstand für die Steuerung von Maschineneinstellungen einer Druckmaschine als bekannt hervor. Der Leitstand weist eine Auflagefläche zur Auflage eines Druckexemplars, ferner eine Bilderfassungseinheit zum Erfassen von Umgebungsbilddaten von Gesten eines in einer Umgebung auf der Auflagefläche im oder auf dem Druckexemplar gestikulierenden menschlichen Operators, sowie eine Prozessoreinheit zum Auswerten der Umgebungsbilddaten zwecks Identifizierens der Gesten auf.
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Gemäß der
DE 10 2016 208 575 A1 ist vorgesehen eine Maschine mithilfe einer Erfassung von wenigstens 1- Finger- und 2-Finger-Wischgesten zu steuern. Zur Erfassung der Wischgesten eines Bedieners ist ein Sensor vorgesehen, der die Wischgesten erfasst und in Steuerungssignale der Maschine umwandelt.
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Bei den bekannten Druckmaschinen besteht das Problem, dass der Aufwand zur Realisierung von Eingaben einer Bedienperson, die sich nicht am Leitstand der Druckmaschine befindet vergleichsweise groß ist.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Druckmaschine mit mehreren Druck- und/oder Lackwerken zu schaffen, bei der die Eingabe von Steuerbefehlen durch eine Bedienperson an den Druck- und/oder Lackwerken erleichtert wird.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Druckmaschine mit mehreren Druck- und/oder Lackwerken, die nach den Merkmalen des Anspruches 1 ausgebildet ist, gelöst.
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Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, dass eine Bedienperson an den Druck- und/oder Lackwerken der Druckmaschine Steuerbefehle eingeben kann. ohne dass ein Blickkontakt zur Bedienoberfläche bestehen muss. Die Bedienperson kann sich auch während der Eingabe von Steuerbefehlen auf die zu steuernden Elemente der Druckmaschine konzentrieren.
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Nach einer Ausführungsform können die Wischgesten durch bestimmte Muster verkörpert sein, die die Bedienperson auf die Bedienoberfläche zeichnet. Ebenso kann ermöglicht werden, dass die Bedienperson eine Funktion der Druckmaschine mit mehreren Fingern aufruft.
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Die Wischgesten können die an sich bekannten Steuerfunktionen der Druck- und/oder Lackwerke oder des Anlegers oder der Auslage ergänzen oder komplett ersetzen.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden im Folgenden näher beschrieben.
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Es zeigt:
- 1 eine schematische Darstellung der Druckmaschine mit mehreren Druck- und/oder Lackwerken
- 2 ein erstes Beispiel einer Wischgeste;
- 3 ein zweites Beispiel einer Wischgeste.
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Die Druckmaschine ist vorzugsweise als bogenverarbeitende Druckmaschine, insbesondere Bogenoffsetdruckmaschine ausgebildet und weist mehrere Druck- und/oder Lackwerke 5, 6 auf. Den Druckwerken 5 ist vorzugsweise ein Anleger 1 vorgeordnet, der zu bedruckende Bogen von einem Stapel vereinzelt und einem Anlegtisch 2 zuführt, der die Bogen vorzugsweise als Schuppenstrom transportiert. Dem Anlegtisch 2 ist eine Anlage 3 nachgeordnet, die die Bogen auf Maschinengeschwindigkeit beschleunigt und dem ersten Druckwerk 5 zuführt. An das letzte Druckwerk 5 oder Lackwerk 6 schließt sich eine Auslage 4 an, die die bedruckten und vorzugsweise auch getrockneten Bogen zu einem Stapel ablegt.
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Die Druckmaschine umfasst eine zentrale Steuerung. Die zentrale Steuerung steht vorzugsweise mit einem Leitstand und den Druck- und/oder Lackwerken 5, 6 sowie vorzugsweise auch mit dem Anleger 1 und der Auslage 4 in Signalverbindung. Jedes der Druck- und/oder Lackwerke 5, 6 weist eine eigenständige dezentrale Steuerung auf, mit der die Maschinenelemente, insbesondere diverse Antriebe und Aktoren des jeweiligen Druck- und/oder Lackwerks 5, 6 steuerbar sind. Mindestens zwei Druck- und/oder Lackwerke 5, 6 weisen eine Bedientafel 7 mit berührungsempfindlicher Bedienoberfläche zur Anzeige von Statusinformationen und zur Erfassung von Wischgesten und jeweils einen Rechner auf. Vorzugsweise umfassen alle Druck- und/oder Lackwerke 5, 6, sowie der Anleger 1 und die Auslage 4 jeweils eine Bedientafel 7 mit berührungsempfindlicher Bedienoberfläche zur Anzeige von Statusinformationen und zur Erfassung von Wischgesten und jeweils einen Rechner. Die Bedienoberflächen der Bedientafeln 7 sind zur Erfassung der Wischgesten am jeweiligen Druck- und/oder Lackwerk 5, 6 oder weiter bevorzugt an dem Anleger 1 und/oder der Auslage 4 ausgebildet. Die Rechner sind von den Rechnern der anderen Druck- und/oder Lackwerke 5, 6 sowie den Rechnern des Anlegers 1 und/oder der Auslage 4 unabhängig und zum Umrechnen der am jeweiligen Druck- und/oder Lackwerk 5,6 beziehungsweise am Anleger 1 und/oder an der Auslage 4 erfassten Wischgesten in Steuerbefehle ausgebildet. Jeder Rechner eines Druck- und/oder Lackwerks 5, 6 steht mit der jeweiligen dezentralen Steuerung desselben Druck- und/oder Lackwerks 5, 6 in Verbindung. Vorzugsweise stehen die Rechner auch mit der zentralen Steuerung in Verbindung. Über diese Verbindung leiten die Rechner die von ihnen durch Umrechnung von Wischgesten erzeugten Steuerbefehle der dezentralen Steuerung und/oder der zentralen Steuerung oder allen dezentralen Steuerungen zur Umsetzung zu. Die Bedientafeln 7 der Druck- und/oder Lackwerke 5, 6 und/oder die Bedientafeln 7 von Anleger 1 und/oder Auslage 4 bilden gemeinsam mit den jeweils zugehörigen Rechnern vorzugsweise autarke Geräte. Jedes dieser autarken Gerät für sich nimmt die Bewegungsgesten, insbesondere Wischgesten des Bedieners auf und schickt den oder die daraus errechneten Steuerbefehle entweder direkt zur dezentralen Steuerung desselben Druck- und/oder Lackwerks 5, 6, die als SPS ausgebildet sein kann, oder leitet sie der zentralen Steuerung, zum Beispiel dem Leitstand, zu.
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Die berührungsempfindliche Bedienoberfläche oder alle berührungsempfindlichen Bedienoberflächen können als Touchpad ausgebildet sein oder ein Touchpad umfassen. Die Druckmaschine umfasst vorzugsweise mindestens ein Speichermedium, in dem Wischgesten und Steuerbefehle gespeichert sind. Auf dem Speichermedium kann auch die Zuordnung von Wischgesten zu Steuerbefehlen gespeichert sein.
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So kann zum Beispiel das Bewegen eines Finger auf der berührungsempfindlichen Bedienoberfläche im Uhrzeigersinn, wie in 2 dargestellt, eine Wischgeste sein, der der Steuerbefehl zum Vorwärtsdrehen der Druckmaschine zugeordnet ist.
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Ebenso kann zum Beispiel das Bewegen eines Fingers auf der berührungsempfindlichen Bedienoberfläche gegen den Uhrzeigersinn eine Wischgeste sein, der der Steuerbefehl zum Rückwärtsdrehen der Druckmaschine zugeordnet ist.
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Die Bewegung mit 2 Fingern von unten nach oben, wie in 3 dargestellt, kann als Wischgeste gespeichert sein, der der Steuerbefehl zum Öffnen des Schutzgitters eines jeweiligen Druck- und/oder Lackwerkes 5, 6 zugeordnet ist. Die Bewegung mit 2 Fingern von oben nach unten kann als Wischgeste dem Steuerbefehl zum Schließen des Schutzgitters eines jeweiligen Druck- und/oder Lackwerkes 5, 6 zugeordnet sein.
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Die berührungsempfindliche Bedienoberfläche kann auch zur Erfassung von 3-Finger und/oder 4-Finger und/oder 5-Finger -Wischgesten ausgebildet sein.
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Vorzugsweise ist mindestens ein Rechner oder die zentrale Steuerung zur Erzeugung einer Eingabemaske auf mindestens einer Bedienoberfläche ausgebildet, mit der neue insbesondere nicht gespeicherte Wischgesten erfasst werden oder erfassbar sind. Der jeweilige Rechner kann die erfassten oder erfassbaren Wischgesten auf einem Speichermedium abspeichern oder zur Speicherung der erfassten Wischgesten auf einem Speichermedium ausgebildet sein.
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Weiter bevorzugt ist mindestens ein Rechner oder die zentrale Steuerung zur Erzeugung einer Eingabemaske auf mindestens einer Bedienoberfläche ausgebildet, in der eine Zuordnung von Wischgesten zu Steuerbefehlen zur Speicherung in einem Speichermedium eingebbar ist. In der Eingabemaske können fest gespeicherte oder erfasste Wischgesten erstmalig Steuerbefehlen zugeordnet oder eine bestehende Zuordnung von Wischgesten zu Steuerbefehlen geändert werden. Die Eingabemaske zur Erfassung von Wischgesten und die Eingabemaske in der eine Zuordnung von Wischgesten zu Steuerbefehlen vorgenommen werden kann, sind vorzugsweise Bestandteil einer Softwareoberfläche zur Inbetriebnahme der Druckmaschine. Weiter bevorzugt wird mindestens eine der Eingabemasken oder werden beide Eingabemasken auf einer einem Leitstand der Druckmaschine zugeordneten zentralen Bedienoberfläche angezeigt. Vorzugsweise ist die zentrale Steuerung zur Erzeugung der Eingabemasken auf einer einem Leitstand der Druckmaschine zugeordneten zentralen Bedienoberfläche ausgebildet.
Die zentrale Steuerung kann sowohl zur Umsetzung der Steuerbefehle an den Druck- und/oder Lackwerken 5, 6 als auch am Anleger 1 und/oder der Auslage 4 ausgebildet sein.
Neben der Zuordnung von Wischgesten zu Steuerbefehlen kann auch die Zuordnung von Wischgesten zu einer jeweiligen Bedienperson oder zu mehreren Bedienpersonen in einem Speichermedium hinterlegt sein. In diesem Fall ist mindestens eine dezentrale Steuerung oder die zentrale Steuerung zur Erzeugung einer Eingabemaske auf mindestens einer Bedienoberfläche ausgebildet, wobei in der Eingabemaske eine Zuordnung von Wischgesten zu einer jeweiligen Bedienperson oder zu mehreren Bedienpersonen zur Speicherung in einem Speichermedium eingebbar ist. Die Wischgesten könnten von der Bedienperson über den Leitstand selbst belegt werden. Die Zuordnung der Wischgesten zu Steuerbefehlen kann für mehrere Bedienpersonen auch jeweils separat hinterlegt werden. In diesem Fall kann mit der Auswahl der jeweils aktiven Bedienperson die entsprechende Belegung aktiv werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Anleger
- 2
- Anlegtisch
- 3
- Anlage
- 4
- Auslage
- 5
- Druckwerk
- 6
- Lackwerk
- 7
- Bedientafel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102016208496 A1 [0003]
- DE 102012022882 A1 [0004]
- EP 2756953 A1 [0005]
- DE 102016208575 A1 [0006]