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Die Erfindung betrifft eine Steuerungsvorrichtung für ein Motorrad gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 sowie ein Verfahren zu deren Betrieb und ein entsprechend ausgestattetes Motorrad.
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Fahrerassistenzsysteme finden in zunehmendem Maße Einzug in Kraftfahrzeuge aller Art, um den Fahrer in verschiedensten Fahrsituationen zu unterstützen, beispielsweise beim Lenken und Abbremsen des Fahrzeugs. Hierzu greifen Fahrerassistenzsysteme teilautonom oder autonom in einen Antrieb oder eine Lenkungssteuerung des Fahrzeuges ein. Insbesondere kritische Fahrsituationen können auf diese Weise vermieden oder zumindest entschärft werden. Ebenso können optische oder akustische Warnhinweise dem Fahrer in den entsprechenden Situationen unterstützend zur Verfügung gestellt werden.
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Speziell bei Motorrädern gewinnen Fahrassistenzsysteme eine ebenfalls immer größer werdende Bedeutung. Hier tritt jedoch die Besonderheit auf, dass der Körper des Fahrers (einschließlich eventueller weiterer Passagiere) oder dessen Bewegung einen erheblich größeren Einfluss auf die Fahrdynamik des Motorrades haben als bei klassischen vierrädrigen Kraftfahrzeugen. Je nach Fahrsituation kann der Fahrer sehr unterschiedliche Positionen auf dem Motorrad annehmen, die nicht nur eine Schwerpunktlage des Fahrers sondern eine damit einhergehende, signifikante Veränderung eines Gesamtschwerpunktes des Motorrades zur Folge haben können.
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Ein anschauliches Beispiel stellt eine Kurvenfahrt dar, bei der der Körper des Fahrers aus einer fahrzeugmittigen Position seitlich in Richtung einer Fahrzeugseite verlagert wird, wodurch der Gesamtschwerpunkt entsprechend in Fahrzeugquerrichtung verschoben wird. Ein anderes Beispiel ist aus dem Motorsport als sogenannter „Hanging off“ bekannt.
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Erfolgt eine Querverlagerung dieser Masse, so neigt sich das Motorrad zur Seite und es entsteht eine Rollbewegung und Querbeschleunigung. Anstelle der Massenverlagerung kann aber auch eine Kraft, die der Fahrer auf die Fußraste oder den Lenker ausübt, den gleichen Effekt bewirken. Doch auch eine Längsverlagerung des Fahrers kann die Radlastverteilung verändern und sich entsprechend auf das Längsdynamikverhalten auswirken.
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Da die bewegliche Maße des Fahrers je nach dessen Statur und der Masse des Motorrads beispielsweise ca. 30-35% der Gesamtmasse des Motorrads entspricht, wird sofort deutlich, dass eine Positionsänderung des Fahrers und damit des Fahrerschwerpunktes erhebliche Auswirkungen auf die Fahrdynamik des Gesamtsystems haben kann.
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Fährt der Fahrer selbst, also ohne Unterstützung eines Assistenzsystems, so kompensiert er diese Auswirkungen, indem er sein Fahrverhalten, beispielsweise Lenkverhalten und Bremszeitpunkt, entweder intuitiv an die gegebene Massenverteilung anpasst oder er ändert seine Masseverteilung gemäß dem gewünschten Fahrmanöver, indem er sich beispielsweise in die Kurve lehnt.
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Diese intuitive Abstimmung zwischen Fahrer und Motorrad ist bei Einsatz eines Fahrerassistenzsystems dagegen nicht sichergestellt. Hier kennt der Fahrer die beabsichtigten Eingriffe des Fahrerassistenzsystems nicht und kann sich selbst und das Motorrad somit nicht rechtzeitig darauf vorbereiten.
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Während bei gewöhnlichen Personenkraftwagen („PKWs“) diese Aspekte der aktuellen Fahrerposition für die Auslegung der Fahrerassistenzsysteme in der Regel vernachlässigbar sind, können daher bei einem Motorrad vor diesem Hintergrund bestimmte Fahrerassistenzsysteme nicht oder nur eingeschränkt eingesetzt werden, um den Fahrer nicht zu gefährden.
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Eine Aufgabe der Erfindung ist es somit, ein Motorrad bereitzustellen, welches den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen erleichtert und eine Sicherheit für den Fahrer erhöht.
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Diese Aufgabe wird gelöst mit einer Steuerungsvorrichtung für ein Motorrad gemäß dem Gegenstand des Patentanspruchs 1 sowie einem Verfahren gemäß Anspruch 10 und einem Motorrad gemäß dem Gegenstand des Patentanspruchs 12.
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Demnach wird eine Steuerungsvorrichtung für ein Motorrad bereitgestellt, mit
- a. einem Fahrerassistenzsystem, welches zum regelnden Eingreifen in ein Antriebssystem und/oder ein Lenksystem des Motorrades ausgebildet ist, und
- b. einer Sensorvorrichtung, welche zum Austausch von Informationen direkt oder indirekt mit dem Fahrerassistenzsystem verbunden ist,
wobei das Fahrerassistenzsystem zur Durchführung des regelnden Eingreifens in Abhängigkeit von den ausgetauschten Informationen ausgebildet ist. Außerdem ist die Sensorvorrichtung zum Erfassen einer Relativposition des Fahrers bezüglich des Motorrades ausgebildet.
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Das Motorrad umfasst also das beschriebene Fahrerassistenzsystem, welches in ein Fahrverhalten des Motorrades eingreifen kann. Hierzu kann das Fahrerassistenzsystem das Antriebssystem des Motorrades beeinflussen, also beispielsweise eine Verzögerung oder eine Beschleunigung durch entsprechende Steuerung oder Regelung bewirken. Alternativ oder zusätzlich kann das Fahrerassistenzsystem in das Lenksystem des Motorrades eingreifen, um damit eine Beeinflussung eines Lenkwinkels beziehungsweise einer Fahrtrichtung zu bewirken. Dies bedeutet, dass Lenkeingriffe durch das Fahrerassistenzsystem erfolgen können.
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In jedem Fall können die regelnden Eingriffe des Fahrerassistenzsystems zur Unterstützung des Fahrers vorgesehen sein, um diesen im Bedarfsfall bei der Bewältigung oder Beherrschung der aktuellen Fahrsituation zu unterstützen. Hierzu kann das Fahrerassistenzsystem zum Beispiel ein Steuergerät umfassen, auf dem ein Algorithmus zur Durchführung des regelnden Eingriffs ausgeführt werden kann.
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Optional kann das Fahrerassistenzsystem neben der Sensorvorrichtung mit einer Vielzahl von weiteren verschiedenen Sensoren verbunden sein, um verschiedene Fahr-Zustandsgrößen des Motorrades zu ermitteln. Diese können zur Ermittlung eines Umfangs des Eingriffs und für dessen Durchführung berücksichtigt werden.
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In jedem Fall ist jedoch die beschriebene Sensorvorrichtung mit dem Fahrerassistenzsystem wirkgekoppelt, um die Relativposition des Fahrers relativ zu dem Motorrad zu erfassen und hierauf basierende Informationen an das Fahrerassistenzsystem zu senden. Wie dargelegt, hat die Relativposition des Fahrers einen erheblichen Einfluss auf die Fahrdynamik und ein Fahrverhalten des gesamten Motorrades und kann mittels der Steuerungsvorrichtung in die Regelung des Fahrerassistenzsystems einfließen.
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Die Sensorvorrichtung kann selbst lediglich aus einem oder mehreren der nachfolgend beschriebenen Sensoren bestehen, die (jeweils) mit dem Fahrerassistenzsystem gekoppelt sind. Alternativ kann die Sensorvorrichtung aber auch zumindest ein Steuergerät sowie einen oder mehrere der nachfolgen beschriebenen Sensoren umfassen, die mit dem Steuergerät gekoppelt sind.
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Die Sensorvorrichtung kann unmittelbar informationsübertragend, also beispielsweise mittels einer Kabelverbindung oder mittels einer drahtlosen Kommunikationsverbindung, mit dem Fahrerassistenzsystem gekoppelt sein. Die Sensorvorrichtung kann beispielsweise Sensordaten unverändert als Informationen an das Fahrerassistenzsystem weiterleiten. Alternativ oder zusätzlich kann aber auch innerhalb der Sensorvorrichtung bereits eine Verarbeitung der Sensordaten und eine Erzeugung von Informationen erfolgen, die auf den Sensordaten basieren, um diese an das Fahrerassistenzsystem weiterzuleiten.
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Die informationsübertragende Verbindung kann alternativ mittelbar, über ein oder mehrere zwischengeschaltete Vorrichtungen erfolgen, die jeweils zu einer Informationserfassung, einer Informationsverarbeitung und/oder einer Informationsversendung ausgebildet sein können.
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In jedem Fall werden dem Fahrerassistenzsystem Informationen bereitgestellt, welche auf Sensordaten der Sensorvorrichtung basieren und Rückschlüsse auf die Relativposition des Fahrers ermöglichen. Auf diese Weise kann eine individuelle Position des Fahrers bei der Ausführung des Eingriffs des Fahrerassistenzsystems berücksichtigt werden.
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Für die Erfassung der Relativposition ist insbesondere die Position des Oberkörpers des Fahrers in Höhenrichtung, aber auch in einer Fahrzeugquerrichtung von Bedeutung.
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Beispielsweise kann somit ermittelt werden, ob sich der Fahrer in einer optimalen Position auf dem Motorrad befindet und eine Ausführung des regelnden Eingriffs in vollem Umfang, in lediglich teilweisem Umfang erfolgen kann oder der Eingriff nicht möglich ist, um die Sicherheit des Fahrers zu gewährleisten.
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Insbesondere kann anhand der ermittelten aktuellen Position des Fahrers dessen derzeitig Schwerpunktlage abgeschätzt werden. Basierend hierauf kann anschließend die aktuelle Schwerpunktlage des Gesamtsystems aus Motorrad und Fahrer bestimmt und bei der Ausführung des Eingriffs des Fahrerassistenzsystems berücksichtigt werden. Dies bietet die Möglichkeit einen Einfluss der aktuellen Relativposition des Fahrers auf den aktuellen Fahrzustand zu ermitteln.
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Basierend auf dieser Information kann nun ein Umfang des regelnden Eingriffs des Fahrerassistenzsystems angepasst werden. Dies kann beispielsweise wie folgt erfolgen: Ist eine Relativposition optimal, so kann der Eingriff in vollem Umfang erfolgen. Liegt die Relativposition innerhalb eines für den aktuellen Fahrzustand definierten Toleranzbereichs, so ist eine entsprechende Abstufung möglich. Unterhalb eines definierten Schwellwertes kann der Eingriff dagegen unterbleiben. Dies kann sinnvoll sein, wenn die Relativposition zu stark von einer optimalen Position abweicht und sich eine hieraus resultierende Gefahr für den Fahrer ergeben würde, falls das Fahrerassistenzsystem den regelnden Eingriff ausführen würde.
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Mit Hilfe der beschriebenen Steuerungsvorrichtung kann also eine Fahrerposition in die Regelung des Fahrerassistenzsystems mit einfließen und somit eine Sicherheit für den Fahrer positiv beeinflusst werden.
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Unter der Bezeichnung „Motorrad“ sind im Rahmen dieser Beschreibung nicht nur Motorräder als solche sondern ebenso motorradähnliche Fahrzeuge zu verstehen. Als motorradähnliches Fahrzeug sind insbesondere umfasst: ein Motorroller, zum Beispiel ein zweirädriger, dreirädriger oder vierrädriger Motorroller, ein Scooter, ein Trike, ein Quad oder dergleichen.
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Des Weiteren kann die Sensorvorrichtung außerdem zum Erfassen einer Relativbewegung des Fahrers bezüglich des Motorrades ausgebildet sein. Dies ermöglicht nicht nur die Relativposition sondern zusätzlich eine eventuelle aktuelle Bewegung des Fahrers bezüglich des Motorrades zu ermitteln. Hieraus kann bereits eine Veränderung der aktuellen Relativposition für die nähere Zukunft abgeschätzt werden. Beispielsweise kann somit eine bevorstehende Schwerpunktverschiebung „vorhergesehen“ werden und die Ausführung des Fahrerassistenzsystems sowie dessen Eingreifen entsprechend rechtzeitig abgestimmt werden.
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Zum Beispiel kann die Sensorvorrichtung mindestens einen optischen Sensor, insbesondere einen als Kamera ausgebildeten Sensor, umfassen. Dieser kann dem Fahrer zugewandt am Motorrad angeordnet sein, um dessen Relativposition und/oder Relativbewegung zu erfassen. Zum Beispiel kann der optische Sensor beziehungsweise die Kamera vor dem Fahrer, insbesondere im Bereich eines Lenkers oder der Fahrzeuginstrumente angeordnet sein. Ebenfalls beispielsweise kann der jeweilige Sensor aber auch hinter oder unterhalb des Fahrers angeordnet sein, um dessen Relativposition zum Motorrad zu erfassen.
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In der gegebenen Beschreibung wird stets auf die Relativposition beziehungsweise Relativgeschwindigkeit des Fahrers abgestellt. Selbstverständlich soll hiervon ebenso eine Relativposition beziehungsweise eine Relativgeschwindigkeit eines eventuellen Beifahrers (Sozius) mitumfasst sein. Die Erfassung der Relativposition beziehungsweise der Relativgeschwindigkeit des Fahrers ist demnach als Erfassung der Relativposition beziehungsweise der Relativgeschwindigkeit beider Personen zu verstehen.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform können mindestens zwei oder mehr Sensoren vorgesehen sind, welche jeweils als Kamera ausgebildet sind. Auch diese sind vorzugsweise aus verschiedenen Richtungen auf den Fahrer gerichtet. Aufgrund der Anzahl von mindestens zwei oder mehr Sensoren kann (bei entsprechender Anordnung) eine räumliche Erfassung der Relativposition beziehungsweise Relativgeschwindigkeit bezüglich des Motorrades ermöglicht werden. Dies erhöht eine Abschätzung eines Schwerpunktes des Fahrers gegenüber eines einzelnen Sensors in besonderer Weise. Entsprechend kann ein Gesamtschwerpunkt des Motorrades inklusive Fahrer (und eines eventuellen Sozius) ermittelt und bei der Ausführung des Fahrerassistenzsystems berücksichtigt werden.
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Insbesondere können zumindest zwei der Sensoren derart zueinander angeordnet werden, dass ein Stereo-Bild erzeugt werden kann. Beispielsweise können die beiden Sensoren spiegelsymmetrisch zu einer Längsachse des Motorrades, links und rechts zu dieser, positioniert werden.
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Alternativ oder zusätzlich kann die Sensorvorrichtung mindestens einen Sensor umfassen, der jeweils als ein Kraftsensor ausgebildet ist. Der Sensor oder die mehreren Sensoren sind beispielsweise derart angeordnet, dass die Masse des Körpers des Fahrers eine Kraft auf den jeweiligen Sensor bewirkt. Durch eine Veränderung der Relativposition verändert sich der entsprechende Wert der ermittelten Kraft, so dass aus dieser im Umkehrschluss auf die Relativposition des Fahrers geschlossen werden kann. Gleiches gilt für die Geschwindigkeit der Veränderung der Kraft, welche Rückschlüsse auf die Relativgeschwindigkeit ermöglicht.
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Hierzu kann der jeweilige Kraftsensor beispielsweise einer Fußraste, eines Tanks und/oder eines Lenkers des Motorrades zugeordnet sein beziehungsweise werden. So kann mithilfe derartiger Kraftsensoren im verbauten Zustand in den Fußrasten, am Tank und am Lenker gemessen werden, wie stark der Fahrer auf diese tritt, drückt oder zieht, um daraus auf eine wahrscheinliche Lage des Schwerpunktes des Fahrers zu schließen.
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Des Weiteren kann das Fahrerassistenzsystem ein Antiblockiersystem, ein System zur Traktionskontrolle, ein Beschleunigungsassistenzsystem (sog. „Launch Control“), ein elektronisches Bremsassistenzsystem, ein Notbremssystem, ein Nothaltesystem, eine Servolenkung (elektromechanisch angetrieben Servolenkung), ein System zur elektronischen Stabilitätskontrolle und/oder eine Geschwindigkeitsregelanlage umfassen. Diesen Systemen ist gemein, dass das Fahrerassistenzsystem zur Durchführung der jeweiligen Funktionalität regelnd in das Antriebssystem und/oder das Lenksystem des Motorrades eingreift und hierfür eine Lage des Gesamtschwerpunktes von Motorrad und Fahrer von entscheidender physikalischer Bedeutung ist.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann die Steuerungsvorrichtung außerdem ein Signalausgabemittel aufweisen, das zur Signalausgabe an den Fahrer ausgebildet und direkt oder indirekt mit der Sensorvorrichtung und/oder dem Fahrerassistenzsystem wirkgekoppelt ist, wobei ein auszugebendes Signal in Abhängigkeit von der Relativposition des Fahrers erzeugt wird.
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Wird also mittels der Sensorvorrichtung eine Relativposition oder Relativbewegung erkannt, so kann in Reaktion hierauf das auszugebende Signal erzeugt werden. Dies kann beispielsweise dem Fahrer den Hinweis zu einer Veränderung der Relativposition geben. Auf diese Weise kann eine nicht-optimale Relativposition des Fahrers die Erzeugung eines entsprechenden Signals bewirken, welches dem Fahrer signalisiert, dass er seine Position entsprechend ändern soll. Vorzugsweise kann das Signal außerdem vermitteln, auf welche Art und/oder in welchem Umfang die Position verändert werden soll. So kann eine eventuell nachteilige Relativposition korrigiert werden, um den Eingriff des Fahrerassistenzsystems zu verbessern oder gegebenenfalls erst zu ermöglichen, ohne die Sicherheit des Fahrers zu beeinträchtigen. Vorzugsweise liefert das auszugebende Signal der Signalvorrichtung also eine Hilfestellung für den Fahrer, seine Masse der Fahrsituation entsprechend besser bezüglich des Motorrades zu verteilen.
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Das Signal kann akustisch oder optisch, beispielsweise über ein Display des Motorrades oder ein Display im Helm des Fahrers, ausgegeben werden und somit dem Fahrer eine Hilfestellung geben. Zum Beispiel kann er dazu aufgefordert werden, seine Blickrichtung oder Körperhaltung zu verlagern oder an einer Seite des Lenkers zu ziehen oder auf eine Fußraste zu drücken.
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Zusätzlich kann die Steuerungsvorrichtung ein optionales Eye-Tracking-System umfassen, welches beispielsweise in einer Helmkamera und/oder einer helmfesten Kamera angeordnet ist. Mit Hilfe dieses Systems ist es möglich einen Fahrerwunsch beziehungsweise sein Verhalten anhand einer Bewegung seiner Augen zu antizipieren. Hierzu ist das Fahrerassistenzsystem mit dem Eye-Tracking-System zum Informationsaustausch wirkgekoppelt.
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Des Weiteren wird ein Verfahren zum Betrieb einer Steuerungsvorrichtung, welche gemäß dieser Beschreibung ausgebildet ist, mit mindestens den folgenden Schritten bereitgestellt:
- a. Erfassen einer Relativposition eines Fahrers mittels einer Sensorvorrichtung,
- b. Übermitteln von Informationen zu der erfassten Relativposition von der Sensorvorrichtung zu einem Fahrerassistenzsystem,
- c. Betätigen des Fahrerassistenzsystems in Abhängigkeit von der erfassten Relativposition.
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Optional kann das Verfahren außerdem den folgenden Schritt umfasst:
- - Erzeugen einer Signalausgabe an den Fahrer mit einem Hinweis zum Verändern der Position des Fahrers aus einer aktuellen Position in eine vordefinierte Position, wobei ein auszugebendes Signal in Abhängigkeit von der ermittelten Relativposition des Fahrers erzeugt wird.
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Dieser zusätzliche Schritt kann beispielsweise nachfolgend zu Schritt a. und außerdem zeitlich vor, während oder ebenfalls nachfolgend zu dem vorherigen Schritt b des Übermittels der Informationen erfolgen. Vorzugsweise erfolgt der zusätzliche Schritt jedoch vor dem Schritt c des Betätigens des Fahrerassistenzsystems.
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Außerdem wird ein Motorrad vorgeschlagen, wobei das Motorrad eine Steuerungsvorrichtung umfasst, die gemäß dieser Beschreibung ausgebildet ist.
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Die beschriebene Steuerungsvorrichtung umfasst also ein Fahrerassistenzsystem, bei dem die Fahrerposition (die Relativposition) und/oder die Relativgeschwindigkeit des Fahrers zu dem Motorrad in die Regelung mit einfließt, um dort Berücksichtigung beim regelnden Eingriff in die Fahrzeugsteuerung zu finden. Es kann auf diese Weise die Sicherheit des Fahrers deutlich erhöht werden, indem der erhebliche Einfluss der Fahrerposition auf eine Fahrdynamik und ein Fahrverhalten des Motorrades berücksichtig wird.
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Mithilfe der erfassten und bereitgestellten Informationen und Sensordaten wird es ermöglicht ein Gesamtbild über die Bewegung, die Position und das Verhalten des Fahrers zu bestimmen. Dieses kann in vorteilhafter Weise in die modellbasierte Regelung des Fahrerassistenzsystems einfließen und dessen Funktionsweise zum Vorteil des Fahrers verbessern, indem das Fahrerassistenzsystem und das konkrete Fahrverhalten des Fahrers aufeinander abgestimmt werden. Zudem erhöht sich eine Genauigkeit des Eingriffs des Fahrerassistenzsystems, da ein Gesamtschwerpunkt des durch das Motorrad und den Fahrer gebildeten Gesamtsystems besser abgeschätzt werden kann.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert.
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Die Figur zeigt in lediglich schematischer Darstellung ein Motorrad 1 mit einer Steuerungsvorrichtung 10 gemäß der Beschreibung. Die Steuerungsvorrichtung 10 umfasst ein Fahrerassistenzsystem 11, welches zum regelnden Eingreifen in eine Antriebssystem und/oder ein Lenksystem des Motorrades 1 ausgebildet ist, und eine Sensorvorrichtung 12, welche zum Austausch von Informationen direkt mit dem Fahrerassistenzsystem 11 verbunden ist. Das Fahrerassistenzsystem 11 ist zur Durchführung des regelnden Eingreifens in Abhängigkeit von den ausgetauschten Informationen ausgebildet. Die Sensorvorrichtung 12 ist zum Erfassen einer Relativposition des Fahrers bezüglich des Motorrades 1 ausgebildet, kann darüber hinaus auch zusätzlich zum Erfassen einer Relativbewegung des Fahrers bezüglich des Motorrades konfiguriert sein.
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Hierzu umfasst die Sensorvorrichtung 12 mehrere optische Sensoren 13,14,15, die jeweils als Kameras ausgeführt sind. Dargestellt sind beispielhaft die drei Sensoren 13,14,15, wobei der Sensor 13 in einer Fahrtrichtung F vor dem Fahrer beziehungsweise dem Fahrersitz, und somit im vorderen Bereich des Motorrades 1, angeordnet ist. Vorzugsweise ist zu dem Sensor 13 spiegelsymmetrisch (bezüglich einer in Längsrichtung erstreckten Mittelachse des Motorrads 1) ein zweiter Sensor angeordnet. Dieser ist aufgrund seiner Lage auf einer von der Bildebene abgewandten, rechten Fahrzeugseite des Motorrades angeordnet. Dies ermöglicht ein Stereo-Bild des Fahrers zu erzeugen und somit eine räumliche Auswertung mit besonders hoher Genauigkeit einer aktuellen Schwerpunktlage zu erzielen.
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Dargestellt ist die Sensorvorrichtung 12 rein beispielhaft mit einer zentralen Steuereinheit, mit der die einzelnen Sensoren zentral verbunden sind. Alternativ kann die Sensorvorrichtung 12 lediglich einen oder mehrere dieser Sensoren umfassen, welche jeweils einzeln mit dem Fahrerassistenzsystem 11 verbunden sind.
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Des Weiteren umfasst die Sensorvorrichtung 12 in der dargestellten Ausführungsform weitere Sensoren 16,17,18, die jeweils als Kraftsensor ausgebildet und im Bereich einer Fußraste (Sensor 16), eines Tanks (Sensor 17) und eines Lenkers (Sensor 18) angeordnet sind. So kann mithilfe derartiger Kraftsensoren in den Fußrasten, am Tank und am Lenker gemessen werden, wie stark der Fahrer auf diese tritt bzw. drückt oder zieht, um daraus auf eine wahrscheinliche Lage des Schwerpunktes des Fahrers zu schließen.
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Zum Beispiel kann das Fahrerassistenzsystem 11 ein Antiblockiersystem, ein System zur Traktionskontrolle, ein Beschleunigungsassistenzsystem (Launch Control), ein elektronisches Bremsassistenzsystem, ein Notbremssystem, ein Nothaltesystem, eine Servolenkung (elektromechanisch angetrieben Servolenkung), ein System zur elektronischen Stabilitätskontrolle und/oder eine Geschwindigkeitsregelanlage umfassen. Das Fahrerassistenzsystem 11 kann mithilfe der Wirkkopplung mit der Sensorvorrichtung 12 seine regelnden Eingriffe auf die Sensordaten oder hierauf basierende Informationen abstimmen und somit seine Funktionsweise verbessern.
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Außerdem weist das Motorrad 1 ein Signalausgabemittel 19,19' auf, das zur Signalausgabe an den Fahrer ausgebildet und direkt oder indirekt mit der Sensorvorrichtung 12 und/oder dem Fahrerassistenzsystem 11 wirkgekoppelt ist, wobei ein auszugebendes Signal in Abhängigkeit von der Relativposition des Fahrers erzeugt wird. Optional kann das Signalausgabemittel 19,19' teilweise oder vollständig einem Helm 20 des Fahrers zugeordnet sein.
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Ein Verfahren zum Betrieb der Steuerungsvorrichtung 10 umfasst beispielsweise die folgenden Schritte:
- - Erfassen einer Relativposition eines Fahrers mittels einer Sensorvorrichtung 12,
- - Übermitteln von Informationen zu der erfassten Relativposition von der Sensorvorrichtung 12 zu dem Fahrerassistenzsystem 11,
- - Betätigen des Fahrerassistenzsystems 11 in Abhängigkeit von der erfassten Relativposition.
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Zusätzlich kann das Verfahren außerdem den folgenden, rein optionalen Schritt umfassen:
- - Erzeugen einer Signalausgabe an den Fahrer mit einem Hinweis zum Verändern der Position des Fahrers aus einer aktuellen Position in eine vordefinierte Position, wobei ein auszugebendes Signal in Abhängigkeit von der ermittelten Relativposition des Fahrers erzeugt wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102007061114 A1 [0010]
- DE 102011082413 A1 [0010]