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Stand der Technik
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Die Erfindung geht aus von einem Bandagesystem mit Entstauungsfunktion zur Behandlung von Störungen des Lymph- und/oder Venensystems des menschlichen Körpers nach der Gattung des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
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Bandagesysteme, auch Orthesen genannt, sind in unterschiedlichsten Ausführungen und zu verschiedensten Anwendungen bekannt. Sie werden bei Venenerkrankungen und/oder Störungen des Lymphsystems, sog. Ödemen, sowie als Prophylaxe von Störungen des Venen- und/oder Lymphsystems bei ruhendem Körper sowie bei Gliedmaßen in inaktiv liegender Stellung, beispielsweise als begleitende Therapie nach Operationen, angewendet.
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Bekannt ist beispielsweise ein therapeutischer Strumpf, der einen Pressdruck gegen die Beine mit einem Druckprofil ausübt, das vom Knöchel bis zum oberen Oberschenkel abnimmt (
DE 39 16 447 A1 ).
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Bekannt ist ferner eine kompressive Orthese, insbesondere ein Kompressionsstrumpf, der wenigstens einen schlauchartigen Basisköper aus einem elastisch nachgebenden Grundmaterial aufweist, das elastisch isotrop mit durchgängig in Längsrichtung verlaufenden Einschnürungen ausgebildet ist. Zwischen den Einschnürungen verlaufen Längsrippen und ggf. Querrippen (
DE 20 2006 006 884 U1 ).
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Bei einem anderen Beinstrumpf zur Kompressionstherapie besteht das Gewebe aus einem aufgenoppten Flachstrick, der eine kombinierte Kompressions-Massagewirkung erzeugt (
DE 20 2008 017 054 U1 ).
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Bekannt ist auch eine Kompressionsmanschette zur humanmedizinischen Behandlung des Variocosesymptomkomplexes der menschlichen Beine, die aus einem Streifen aus einem verhältnismäßig dünnen hochelastischen Material besteht. An seiner Stoß- bzw. Überlappungsstelle wird der Streifen durch verstellbare Verschlüsse, beispielsweise Klettbänder, variabel verschlossen, wodurch der Kompressionsdruck der individuellen Anatomie des menschlichen Beines und den Bedürfnissen der individuell ausgeprägten Krankheitspartien anpassbar ist (
DE 42 40 165 A1 ).
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Die Wirkung all dieser therapeutischen Strümpfe basiert darauf, dass das verwendete Gewebe eine Kompressionskraft auf den Körper bzw. die Gliedmaßen ausübt. Die Ausübung von Kompressionskräften ist jedoch nicht optimal wirksam zur Verhinderung und/oder Verringerung der Ödembildung. Ein weiterer Nachteil dieser Orthesen besteht in der geringen Akzeptanz durch die Patienten. Die Ursachen liegen sowohl in der aufwändigen Prozedur des Anlegens als auch in der hohen körperlichen Belastung und dem unbequemen Tragekomfort. Da das verwendete Material eine bestimmte Eigenelastizität aufweisen muss, werden in der Regel elastische Fasern mit einem hohen Anteil an synthetischen Fasern verwendet, die bei Personen mit empfindlicher Haut zu Unannehmlichkeiten führen können und bei Personen mit einer totalen Hautunverträglichkeit bei synthetischen Geweben gar nicht angewendet werden können.
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Zur Erleichterung des Anziehens einer schlauchförmigen Bandage, ohne dass bei nach dem Anlegen deren therapeutische Wirkung verlorengeht, ist es bekannt, die Bandage aus elastischen und wesentlich weniger elastischen Teilen herzustellen. In einer ersten Ausführung ist die im Wesentlichen aus einem weniger elastischen Teil bestehende Bandage mit einem Längsstreifen aus einem Material mit höherer Elastizität versehen, der mittels in Längsrichtung unelastischer und an dem unelastischen Teil befestigter Bänder so überbrückt wird, dass dessen Elastizität zumindest eingeschränkt werden kann. Das freie Ende der unelastischen Bänder ist durch eine auf der gegenüberliegenden Seite an dem unelastischen Teil befestigten Schlaufe gezogen und ist beispielsweise mittels eines Klettverschlusses mit sich selbst arretierbar.
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Dadurch kann die wirksame Breite des elastischen Streifens verändert werden. Der elastische Längsstreifen kann in das Teil mit der geringeren Elastizität eingewebt oder eingewirkt sein.
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In einer zweiten Ausführung sind jeweils paarweise ein Teil mit geringer Elastizität und ein Teil mit hoher Elastizität über die Länge der Bandage abwechselnd einander gegenüberliegend angeordnet. Jeweils die Teile mit der hohen Elastizität sind mit unelastischen Bändern überbrückt, die in gleicher Weise wie bei der o. g. ersten Variante an dem Teil mit der geringeren Elastizität befestigt sind (
EP 0762 858 B1 ). Diese Bandage ist lediglich zur Stützung von Gelenken vorgesehen. Eine Anwendung zur Prophylaxe oder Behandlung von Störungen des Venen- und/oder Lymphsystems durch Entstauung ist nicht vorgesehen. Im Fall einer Anwendung dieser Bandage für eine derartige Behandlung würden die gleichen Nachteile wie bei den oben beschriebenen Bandagesystemen auftreten, da sie eine undifferenzierte Kompressionskraft auf den Körper oder die Gliedmaßen ausübt.
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Bekannt sind ferner eine Vielzahl von Kompressionsbekleidungen, Funktionsstrümpfen, Kompressionsorthesen und Kompressionshilfen, die Zonen mit unterschiedlicher Dehnbarkeit und/oder Druckgradienten aufweisen. Diese Zonen unterschiedlicher Dehnbarkeit und/oder Druckgradienten erstrecken sich in Umfangsrichtung der Gliedmaßen und umschließen diese vollumfänglich (
WO 2017213792 A1 ,
AU 2013237693 B2 ,
EP 1885310 B1 ,
EP 2348902 B1 ,
EP 0 927 014 B1 ). In Einzelfällen sind sie in Längsrichtung der Gliedmaßen geteilt ausgeführt und mit einstellbaren Verschlüssen versehen (
AU 2013237693 B2 ). Die Wirkung dieser Orthesen besteht ebenfalls in der Ausübung von Kompressionskraft zur Entstauung der Ödeme bzw. zur Verhinderung der Ödembildung, die jedoch die gewünschte Entstauung in der Regel nicht, zumindest aber nicht vollständig erbringen, durch die hohe körperliche Belastung eine Einschränkung in der Beweglichkeit zu Folge haben und aufwändig im Anlegen und Abnehmen sind.
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Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Bandagensystem zu entwickeln, dessen Entstauungsfunktion eine hohe Wirksamkeit sowohl im Hinblick auf eine Verringerung vorhandener Ödeme als auch hinsichtlich der Prophylaxe, also der vorbeugenden Verhinderung von Störungen des Venen- und/oder Lymphsystems, besitzt.
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Außerdem soll das Bandagesystem einen hohen Tragekomfort aufweisen und einfach handhabbar sein.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
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Die Erfindung und ihre Vorteile
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Das erfindungsgemäße Bandagesystem ermöglicht eine hoch wirksame Entstauungsfunktion, ohne dass dazu das Gewebe des Bandagesystems eine Kompressionskraft auf den menschlichen Körper oder die Gliedmaßen aufbringen muss. Diese kompressionslose Entstauung wird dadurch erreicht, dass die Dehnungsrichtung der Gewebebereiche relativer Dehnbarkeit längs zur Arbeitsrichtung der Muskulatur des Körpers oder der Gliedmaße und somit quer zum Spaltlinienverlauf der Haut verläuft. Dadurch arbeitet das Bandagesystem richtungsorientiert.
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Demgegenüber verlaufen die nicht dehnbaren Gewebebereiche in etwa in Richtung der Spaltlinien der Haut, d. h. quer zur Längsrichtung der Extremität bzw. Arbeitsrichtung der Muskulatur. Die Gewebebereiche mit und ohne Dehnbarkeit sind in Arbeitsrichtung der Muskulatur des Körpers oder der Gliedmaßen nacheinander abwechselnd angeordnet, so dass über die Länge des Bandagesystems eine bestimmte Anzahl von streifenförmigen Gewebebereichen abwechselnd mit und ohne Dehnbarkeit angeordnet sind. Die Breite der nicht dehnbaren Gewebebereiche wird individuell an den Patienten angepasst. Sie richtet sich nach den Schwellungen des Körperteils. Je größer die Schwellung ist, umso breiter wird der nicht dehnbare Gewebebereich ausgelegt.
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Wie oben bereits erwähnt, geht von dem Gewebe des erfindungsgemäßen Bandagesystems keine Kompressionskraft auf die Haut des Körpers oder der Gliedmaßen aus. Das Bandagesystem erfüllt dabei die Aufgabe der bekannten Kompressionsstrümpfe, nämlich das venöse System zu stützen, um ein Verbleiben von Gewebewasser zu minimieren, jedoch erfüllt es diese Aufgabe, ohne dabei das Arbeiten des oberflächigen lymphatischen Systems zu beinträchtigen. Das Gewebe des erfindungsgemäßen Bandagesystems ersetzt dadurch die biomechanischen Eigenschaften der Haut, deren Dehnung in den beiden senkrecht zueinander verlaufenden Richtungen ebenfalls unterschiedlich ist. In Richtung ihrer Spaltlinie, also quer zur Längsrichtung der Extremitäten und damit zur Arbeitsrichtung der Muskulatur, ist die Haut wesentlich weniger dehnbar und hat somit in dieser Richtung eine höhere Spannung als in Arbeitsrichtung der Muskulatur, in der wiederum die Spannung wegen der größeren Dehnfähigkeit deutlich geringer ist.
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Diese medizinisch-anatomisch wirkenden Vorteile erbringen aber auch wesentliche Vorteile bezüglich des Tragekomforts des neuen Bandagesystems. Wie oben bereits erläutert, übt das Gewebe des Bandagesystems durch die kompressionslose Entstauung keine, zumindest aber keine spürbaren Kompressionskräfte auf den menschlichen Körper oder die Gliedmaßen aus. Durch die damit verbundene deutlich reduzierte körperliche Belastung und geringere Einschränkung der Beweglichkeit der vom Bandagesystem umhüllten Körperbereiche und Gliedmaßen erhöht sich der Tragekomfort des Bandagesystems erheblich. Da die Erzeugung der Dehnbarkeit nicht an bestimmte synthetische Materialien gebunden ist, ist bei Verwendung natürlicher Fasern für die Herstellung der Gewebe, wie Wolle, Leinen u. a., auch eine bessere Hautverträglichkeit gegeben. Zudem ist die Herstellung der Gewebe aus derartigen Materialien für das erfindungsgemäße Bandagesystem kostengünstiger, da die Fasern keine Eigenelastizität besitzen müssen, so dass an die für die Herstellung der Gewebe eingesetzten Maschinen keine besonderen Anforderungen gestellt werden müssen, wie das beispielsweise bei der Verarbeitung von elastischen synthetischen Fasern der Fall ist. Seine relative Dehnbarkeit, die allein der vollständigen Anlage des Bandagesystems am Körper und/oder den Gliedmaßen dient, erhält das Gewebe durch die Verarbeitung des selbst keine oder keine wesentliche Eigenelastizität aufweisenden Fadens durch den Web-, Wirk- oder Strickvorgang. Infolge all dieser positiven Eigenschaften des Gewebes kann auch davon ausgegangen werden, dass das erfindungsgemäße Bandagesystem von den Patienten besser angenommen werden wird als herkömmliche Bandagesysteme.
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Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die Breite der nicht dehnbaren Gewebebereiche des Gewebes größer als die Breite der Gewebebereiche mit relativer Dehnbarkeit. Dadurch wird eine verbesserte äußere Stützung der umschlossenen Körperbereiche quasi als Ersatz der in diesen Körperbereichen zeitweise oder unwiederbringlich verloren gegangenen Stützkraft der Haut erreicht. Außerdem werden Einschnürungen an den von den nicht dehnbaren Gewebebereichen berührten Körperbereichen verhindert.
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Bei einer zusätzlichen vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung gehen im Bereich von Gelenken die nicht dehnbaren Gewebebereiche strahlenförmig von der Gelenkachse und die Gewebebereiche mit relativer Dehnbarkeit von den um die Gelenkachse herum angeordneten Achspunkten aus. Die Gewebebereiche mit relativer Dehnbarkeit füllen die keilförmigen Zwischenräume zwischen den nicht dehnbaren Gewebebereichen aus. Dadurch wird im Bereich von Gelenken eine sichere Anlage des Bandagesystems an dem Gelenk erreicht und eine freie, bequeme Beweglichkeit der Gliedmaßen ohne Verrutschen des Bandagesystems gewährleistet.
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In einer ebenfalls vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist im Bereich außerhalb der Gelenke die Innenseite der nicht dehnbaren Gewebebereiche mit kleinen, zueinander beabstandeten Erhöhungen aus demselben Gewebe versehen. Dadurch wird dem Abfluss der Lymphe eine zusätzliche Unterstützung gegeben.
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In einer diesbezüglich besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung verlaufen diese Erhöhungen in Abflussrichtung der Territorialgebiete des Lymphsystems über die gesamte Breite der nicht dehnbaren Gewebebereiche. Dadurch wird dem Abfluss der Lymphe gleich die natürliche Richtung gegeben.
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Zur Anpassung des Bandagesystems an unterschiedliche Dicken von Körpern und/oder Gliedmaßen sowie an zurückgehende Ödeme ist das Bandagesystem in seinem Umfang einstellbar. Dies wird dadurch erreicht, dass die nicht dehnbaren, ringförmig verlaufenden Gewebebereiche des Bandagesystems nicht durchgehend geschlossen sind, den Körper oder die Extremität also nicht vollumfänglich umlaufen. Die Unterbrechung der nicht dehnbaren Gewebebereiche befindet sich bei Bandagesystemen für Extremitäten vorteilhafterweise an deren Innenseite und bei Bandagesystemen für den Rumpf an dessen Vorderseite. In diesen unterbrochenen Gewebebereichen ist zur Gewährleistung der festen Anlage des Bandagesystems am Körper bzw. Körperteil ein einstellbares und/oder nachstellbares Verschlusssystem, z. B. ein Klettverschluss vorgesehen. Dadurch kann das Bandagesystem bei sich zurückbildenden Ödemen nachgezogen und so an die veränderte Körperform angepasst werden. Das dehnbare Gewebe kann jedoch in diesem Bereich durchaus eine geschlossene Hülle bilden, so dass der einstellbare Bereich also mit dem gleichen, in Arbeitsrichtung der Muskulatur des Körpers oder der Gliedmaße dehnbaren Gewebe versehen sein kann. Die dehnbaren Gewebebereiche des Bandagesystems bilden in dem Fall also insgesamt eine geschlossene Umhüllung des Körpers oder der Extremität.
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Die Gewebebereiche unterschiedlicher Dehnbarkeit können beispielsweise durch unterschiedliche Webtechniken oder die Verwendung unterschiedlich dehnbarer Materialien innerhalb eines Arbeitsganges erreicht werden. So ist es in einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung beispielsweise möglich, die nicht dehnbaren Gewebebereiche aus in das dehnbare Gewebe eingearbeiteten durch Muskelkraft nicht dehnbaren, jedoch biegsamen Materialien herzustellen. Andererseits ist es aber auch möglich, die nicht dehnbaren Gewebebereiche durch das Einarbeiten von durch Muskelkraft nicht dehnbarer Fäden über die vorgesehene Breite dieser Gewebebereiche in das dehnbare Gewebe zu erzeugen. Dies kann vorteilhafterweise während der Herstellung des dehnbaren Gewebes erfolgen. Bei diesem Herstellungsprozess entsteht somit das fertige Gewebe des Bandagesystems quasi in einem Arbeitsgang. Es ist aber auch möglich, in ein fertiges dehnbares Gewebe nachträglich durch Einarbeiten von durch Muskelkraft nicht dehnbaren Fäden die nicht dehnbaren Gewebebereiche in der erforderlichen Breite an den gewünschten Positionen zu erzeugen.
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Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung, den Ansprüchen und den Zeichnungen entnehmbar.
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Figurenliste
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Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Bandagesystems ist in Form eines Entstauungsstrumpfes in den Zeichnungen dargestellt und wird im Folgenden näher erläutert. Es zeigen
- 1 eine prinzipmäßige Darstellung eines an ein Bein angelegten erfindungsgemäßes Entstauungsstrumpfes,
- 2 einen vergrößerten Ausschnitt aus dem Entstauungsstrumpf im Bereich seines oberen Endes,
- 3 einen vergrößerten Ausschnitt des Entstauungsstrumpfes im Bereich des Knies,
- 4 einen vergrößerten Ausschnitt des Entstauungsstrumpfes im Bereich oberhalb des Sprunggelenks des Beins,
- 5 einen vergrößerten Ausschnitt des Entstauungsstrumpfes im Bereich des Knies bei angewinkeltem Knie,
- 6 eine spezielle Ausführung der nicht dehnbaren Gewebebereiche des Entstauungsstrumpfes und
- 7 einen vergrößerten Ausschnitt des Entstauungsstrumpfes im Bereich seines Verschlusses.
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Beschreibung der Ausführungsbeispiele
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1 zeigt einen an ein rechtes Bein 1 angelegten erfindungsgemäßen Entstauungsstrumpf 2, der von dem Zehengrundgelenk 3 des Fußes über dessen Sprunggelenk 4, das Kniegelenk 5 bis unterhalb des Endes des Oberschenkelstumpfes 6 reicht. Die 2 bis 4 zeigen vergrößerte Ausschnitte an verschiedenen Stellen des Entstauungstrumpfes 2. An seiner Innenseite weist der Entstauungsstrumpf 2 eine vom Zehengrundgelenk 3 bis zu dem Oberschenkelstumpf 6 reichende verschließbare Naht 7 auf. Im Bereich des Oberschenkelstumpfes 6 sind Spaltlinien 8 der Haut angedeutet, die quer zur Längsrichtung bzw. Arbeitsrichtung der Muskulatur, also im Wesentlichen in Umfangsrichtung des Beines 1 verlaufen. Die Arbeitsrichtung der Muskulatur ist im Bereich des Oberschenkelstumpfes 6 durch einen Doppelpfeil angedeutet. 2 zeigt dazu eine vergrößerte Darstellung aus dem Bereich des Überganges vom Entstauungsstrumpf 2 zum Oberschenkelstumpf 6. Die von außerhalb des Entstauungstrumpfes 2 schräg nach oben in Richtung des Oberschenkelstumpfes weisenden gekrümmten Pfeile deuten die Abflussrichtung der Lymphflüssigkeit in dem Unterschenkel des Beines 1 an.
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Der Entstauungsstrumpf 2 besteht aus einem das Bein 1 umhüllenden Gewebe, das abwechselnd dehnbare Gewebebereiche 9 und nicht dehnbare Gewebebereiche 10 aufweist, wobei die weiß dargestellten, nicht dehnbaren Gewebebereiche 10 deutlich breiter sind als die als dicke Volllinien gezeichneten dehnbaren Gewebebereiche 9.
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Beide Gewebebereiche 9, 10 verlaufen in Richtung der Spaltlinien 8 der Haut. In dem in 4 dargestellten Detailausschnitt oberhalb des Sprunggelenkes 4 ist die Richtung der Dehnbarkeit der dehnbaren Gewebebereiche 9 durch einen Doppelpfeil angedeutet.
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Zur Gewährleistung einer bequemen Beweglichkeit im Bereich der Gelenke, nämlich des Kniegelenks 5 und des Sprunggelenks 4, sowie einer sicheren Anlage des Bandagesystems im Bereich der Gelenke und um dadurch ein Verrutschen des Bandagesystems zu verhindern, sind zwischen den nicht dehnbaren Gewebebereiche 10 des Gewebes der Gelenke 4, 5 zusätzliche keilförmig ausgebildete dehnbare Gewebebereiche 11 vorgesehen. Diese weisen eine an die Funktion der Gelenke angepasste Ausrichtung derart auf, dass ihre zum Verschluss 7 hinweisenden Spitzen nicht von der zentralen Achse der Gelenke 4, 5, sondern von um diese herum verlaufenden Achspunkten 12 ausgehen, wie aus den 3 und 5 zu erkennen ist.
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6 zeigt einen vergrößerten Ausschnitt des erfindungsgemäßen Entstauungsstrumpfes 2 im Bereich der Wade des Beins mit einer seine therapeutische Wirkung verstärkenden Besonderheit an der Innenseite seiner nicht dehnbaren Gewebebereiche. Auf die Innenseite der nicht dehnbaren Gewebebereiche sind Erhöhungen 13 aus demselben Gewebe aufgebracht, die winklig zu den Gewebebereichen 9, 10 verlaufen und in den Territorialgebieten in Abflussrichtung der Lymphe wirksam werden. Auch in dieser Darstellung ist die Abflussrichtung der Lymphe durch die gekrümmten Pfeile angedeutet.
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Anhand des in 7 gezeigten vergrößerten Ausschnitts des erfindungsgemäßen Entstauungsstrumpfes im Bereich des Zehengrundgelenkes 3 ist der Verschluss der Naht 7 beispielhaft mittels Klettverschlüssen 14 dargestellt. Es versteht sich von selbst, dass der Verschluss der Naht 7 über die gesamte Länge des Entstauungsstrumpfes 2 erfolgen muss.
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Alle hier dargestellten Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination miteinander erfindungswesentlich sein.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bein
- 2
- Entstauungsstrumpf
- 3
- Zehengrundgelenk
- 4
- Sprunggelenk
- 5
- Kniegelenk
- 6
- Oberschenkelstumpf
- 7
- Naht
- 8
- Spaltlinie
- 9
- Dehnbarer Gewebebereich
- 10
- Nicht dehnbarer Gewebebereich
- 11
- keilförmiger dehnbarer Gewebebereich
- 12
- Achspunkt
- 13
- Erhöhungen
- 14
- Klettverschluss
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 3916447 A1 [0003]
- DE 202006006884 U1 [0004]
- DE 202008017054 U1 [0005]
- DE 4240165 A1 [0006]
- EP 0762858 B1 [0010]
- WO 2017213792 A1 [0011]
- AU 2013237693 B2 [0011]
- EP 1885310 B1 [0011]
- EP 2348902 B1 [0011]
- EP 0927014 B1 [0011]