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Stand der Technik
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen eines Insassen in einem Fahrzeug nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und ein System gemäß Anspruch 9.
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Während einer Fahrt mit einem Fahrzeug, wie beispielsweise einem Kraftfahrzeug und/oder einem Wasserfahrzeug, wird es vielen Menschen übel. Dies wird nochmals deutlich verstärkt, wenn während der Fahrt an einem Laptop gearbeitet oder ähnliches getan wird. Derartige Symptome sind als Reisekrankheit, fachsprachlich auch Kinetose genannt, bekannt. Ursache ist ein nicht zusammenpassen der visuellen Wahrnehmung der Augen und der vestibulären Wahrnehmung also dem Gleichgewichtsorgan.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht insbesondere darin, ein Verfahren bereitzustellen, welches kinetosebedingte Symptome eines Insassen in einem Fahrzeug lindert. Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1 sowie die Merkmale des Anspruchs 9 gelöst, während vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung den Unteransprüchen entnommen werden können.
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Offenbarung der Erfindung
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Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen eines Insassen in einem Fahrzeug, insbesondere einem Kraftfahrzeug, wobei wenigstens eine aktuelle Bewegungskenngröße des Fahrzeugs ermittelt wird.
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Es wird vorgeschlagen, dass zur Reduktion der kinetosebedingten Symptome, insbesondere mittels einer Recheneinheit, wenigstens eine mittels einer Anzeigeeinheit angezeigte Anzeigeinformation in Abhängigkeit von der Bewegungskenngröße dynamisch verändert wird und insbesondere an einen aktuellen Fahrzustand angepasst wird, insbesondere derart, dass sich die Anzeigeinformation entsprechend dem aktuellen Fahrzustand verändert. Die aktuelle Bewegungskenngröße wird dabei insbesondere mittels einer Sensoreinheit erfasst und/oder aus einem Fahrzeugsteuergerät oder Fahrzeug-Bus-System abgerufen. Durch diese Ausgestaltung kann insbesondere ein Verfahren bereitgestellt werden, welches kinetosebedingte Symptome eines Insassen in einem Fahrzeug lindert.
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Unter einer „aktuellen Bewegungskenngröße eines Fahrzeugs“ soll in diesem Zusammenhang insbesondere eine Kenngröße verstanden werden, welche mit einer aktuellen Bewegung, insbesondere einer Geschwindigkeit und/oder vorteilhaft einer Beschleunigung des Fahrzeugs, und vorzugsweise einem aktuellen Fahrzustand des Fahrzeugs, wie beispielsweise einer Geradeausfahrt, einer Kurvenfahrt, einem Beschleunigungsvorgang und/oder einem Abbremsvorgang, korreliert ist. Insbesondere kann wenigstens anhand der Bewegungskenngröße auf eine aktuelle Bewegung und/oder auf einen aktuellen Fahrzustand geschlossen und/oder eine aktuelle Bewegung und/oder ein aktueller Fahrzustand bestimmt werden. Bevorzugt umfasst die Bewegungskenngröße dabei zumindest eine translatorische und/oder eine rotatorische Beschleunigung des Fahrzeugs, insbesondere in zumindest einer Raumrichtung, vorzugsweise in zumindest zwei Raumrichtungen und besonders bevorzugt in drei Raumrichtungen. Ferner soll unter einer „Sensoreinheit“ insbesondere eine, insbesondere mit der Recheneinheit in Wirkverbindung stehende, Einheit verstanden werden, welche zumindest zu einer kontaktbehafteten und/oder kontaktlosen Erfassung der aktuellen Bewegungskenngröße des Fahrzeugs vorgesehen ist. Insbesondere umfasst die Sensoreinheit dazu wenigstens ein Sensorelement, welches vorteilhaft als passiver und/oder aktiver Sensor ausgebildet sein kann. Vorteilhaft kann die Sensoreinheit jedoch auch mehrere Sensorelemente umfassen, welche bevorzugt zu einer Erfassung der Bewegungskenngröße zusammenwirken können. Darüber hinaus ist die Sensoreinheit insbesondere dazu vorgesehen, die aktuelle Bewegungskenngröße und/oder ein mit der aktuellen Bewegungskenngröße korreliertes Erfassungssignal bereitzustellen und insbesondere drahtlos und/oder voreilhaft leitungsgebunden an die Recheneinheit weiterzuleiten. Unter „vorgesehen“ soll insbesondere speziell programmiert, ausgelegt und/oder ausgestattet verstanden werden. Darunter, dass ein Objekt zu einer bestimmten Funktion vorgesehen ist, soll insbesondere verstanden werden, dass das Objekt diese bestimmte Funktion in zumindest einem Anwendungs- und/oder Betriebszustand erfüllt und/oder ausführt.
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Darüber hinaus soll unter einer „Recheneinheit“ insbesondere eine elektronische Einheit verstanden werden, welche einen Informationseingang, eine Informationsverarbeitung und eine Informationsausgabe aufweist. Vorteilhaft weist die Recheneinheit ferner zumindest einen Prozessor, zumindest einen Speicher, zumindest ein Ein- und/oder Ausgabemittel, zumindest ein Betriebsprogramm, zumindest eine Steuerroutine, zumindest eine Regelroutine, zumindest eine Berechnungsroutine, zumindest eine Auswerteroutine und/oder zumindest eine Anpassungsroutine, insbesondere zur Veränderung der Anzeigeinformation, auf. Des Weiteren soll unter einer „Anzeigeeinheit“ insbesondere eine, insbesondere an und/oder in dem Fahrzeug angeordnete, Einheit verstanden werden, welche zu einer optischen Anzeige wenigstens einer Anzeigeinformation, wie beispielsweise einem Bild, einem Video und/oder Text, vorgesehen ist. Die Anzeigeeinheit kann dabei insbesondere als beliebige festinstallierte Anzeigeeinheit, wie beispielsweise als Fahrzeugbildschirm, oder mobile Anzeigeeinheit, wie beispielsweise als Smartphone, Tablet und/oder Laptop, ausgebildet sein.
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Ferner wird vorgeschlagen, dass in zumindest einem Fahrzustand, in welchem die Bewegungskenngröße eine translatorische Beschleunigung umfasst, die Anzeigeinformation, vorzugsweise in einer linearen Bewegung, in eine mit der translatorischen Beschleunigung korrelierte Richtung verschoben wird. Insbesondere ist die Recheneinheit in dem Fahrzustand, in welchem die Bewegungskenngröße eine translatorische Beschleunigung umfasst, zumindest zu einer, vorzugsweise linearen, Verschiebung der Anzeigeinformation in eine mit der translatorischen Beschleunigung korrelierte Richtung vorgesehen. Hierdurch können vorteilhaft durch lineare Beschleunigungen bewirkte kinetosebedingten Symptome eines Insassen reduziert werden.
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Darüber hinaus wird vorgeschlagen, dass in zumindest einem weiteren Fahrzustand, in welchem die Bewegungskenngröße eine rotatorische Beschleunigung umfasst, die Anzeigeinformation in eine mit der rotatorischen Beschleunigung korrelierte Richtung gedreht wird. Insbesondere ist die Recheneinheit in dem weiteren Fahrzustand, in welchem die Bewegungskenngröße eine rotatorische Beschleunigung umfasst, zumindest zu einer Drehung der Anzeigeinformation in eine mit der rotatorischen Beschleunigung korrelierte Richtung vorgesehen. Hierdurch können vorteilhaft durch rotatorische Beschleunigungen bewirkte kinetosebedingten Symptome eines Insassen reduziert werden.
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Beispielsweise könnten zur Veränderung der Anzeigeinformation in Abhängigkeit von der Bewegungskenngröße lineare Beschleunigungen und/oder rotatorische Beschleunigungen des Fahrzeugs lediglich in einer Raumrichtung berücksichtigt werden. Vorteilhaft wird jedoch vorgeschlagen, dass zur Veränderung der Anzeigeinformation in Abhängigkeit von der Bewegungskenngröße lineare Beschleunigungen und/oder rotatorische Beschleunigungen des Fahrzeugs in zumindest zwei Raumrichtungen und besonders bevorzugt in drei Raumrichtungen berücksichtigt werden. Hierdurch können vorteilhaft Bewegungen des Fahrzeugs in mehrere Raumrichtungen bei einer Reduktion von kinetosebedingten Symptomen berücksichtigt werden.
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Gemäß einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass eine Änderungsrate der Bewegungskenngröße, wie beispielsweise eine Änderung einer Geschwindigkeit des Fahrzeugs und/oder vorzugsweise eine Änderung einer, insbesondere linearen und/oder rotatorischen, Beschleunigung des Fahrzeugs, ermittelt und bei der Veränderung der Anzeigeinformation berücksichtigt wird. Insbesondere ist die Recheneinheit dazu vorgesehen, eine Änderungsrate der Bewegungskenngröße zu ermitteln und bei der Veränderung der Anzeigeinformation zu berücksichtigen. Vorteilhaft ist die Sensoreinheit dabei zur Erfassung der Änderungsrate der Bewegungskenngröße vorgesehen. Durch diese Ausgestaltung kann vorteilhaft eine Stärke einer Veränderung einer Bewegung des Fahrzeugs bei einer Veränderung der Anzeigeinformation berücksichtigt werden. Zudem kann eine Veränderung der Anzeigeinformation vorteilhaft an Dimensionen und/oder Erstreckungen der Anzeigeeinheit angepasst werden.
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Des Weiteren wird vorgeschlagen, dass die Anzeigeinformation in zumindest einem Betriebszustand, in welchem die Änderungsrate der Bewegungskenngröße oberhalb eines Grenzwerts liegt, derart verändert wird, dass eine Änderungsrate der Anzeigeinformation zumindest im Wesentlichen proportional und/oder zumindest im Wesentlichen gleichförmig zur Änderungsrate der Bewegungskenngröße ist. Insbesondere ist die Recheneinheit dazu vorgesehen, die Anzeigeinformation in dem Betriebszustand, in welchem die Änderungsrate der Bewegungskenngröße oberhalb des Grenzwerts liegt, derart zu verändern, dass die Änderungsrate der Anzeigeinformation zumindest im Wesentlichen proportional und/oder zumindest im Wesentlichen gleichförmig zur Änderungsrate der Bewegungskenngröße ist. Unter der Wendung „zumindest im Wesentlichen proportional und/oder zumindest im Wesentlichen gleichförmig“ soll dabei insbesondere im Rahmen festgelegter Toleranzen und/oder im Rahmen steuerungstechnischer Möglichkeiten proportional und/oder gleichförmig verstanden werden. Hierdurch kann insbesondere erreicht werden, dass starke Veränderungen der Bewegung des Fahrzeugs zu einer starken Veränderung der Anzeigeinformation führen, wodurch kinetosebedingte Symptome besonders wirkungsvoll reduziert werden können.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass in zumindest einem weiteren Betriebszustand, in welchem die Änderungsrate der Bewegungskenngröße unterhalb eines weiteren Grenzwerts liegt, eine Veränderung der Anzeigeinformation zumindest teilweise gehemmt und/oder zumindest teilweise zurückgenommen wird. Insbesondere ist die Recheneinheit dazu vorgesehen, in dem weiteren Betriebszustand, in welchem die Änderungsrate der Bewegungskenngröße unterhalb des weiteren Grenzwerts liegt, eine Veränderung der Anzeigeinformation zumindest teilweise zu hemmen und/oder zumindest teilweise zurückzunehmen. Der Grenzwert und der weitere Grenzwert können dabei miteinander identisch sein oder voneinander abweichen, beispielsweise zur Realisierung eines Übergangbereichs. In letzterem Fall ist der weitere Grenzwert vorteilhaft um zumindest 1 %, vorzugsweise um zumindest 5 % und besonders bevorzugt um zumindest 10 % kleiner als der Grenzwert. Hierdurch kann insbesondere erreicht werden, dass nur starke Veränderungen der Bewegung des Fahrzeugs zu einer Veränderung der Anzeigeinformation führen, während schwache Veränderungen der Bewegung des Fahrzeugs, wie beispielsweise konstante Werte für eine Querbeschleunigung und/oder eine Gierrate, die Anzeigeinformation unverändert belassen. Durch eine derartige Ausgestaltung kann eine vorteilhaft hohe Benutzerfreundlichkeit erreicht werden, insbesondere da beispielsweise für konstante Kurvenfahrten trotz einer hohen Querbeschleunigung und Gierrate, eine unveränderte Anzeigeinformation, wie beispielsweise ein unverzerrtes Bild, bereitgestellt werden kann.
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Bevorzugt wird ferner vorgeschlagen, dass die Bewegungskenngröße anhand aktueller Sensorwerte des Fahrzeugs und/oder eines, vorzugsweise mobilen, elektronischen Geräts, wie beispielsweise eines Tablets, eines Smartphones und/oder eines gleichwertigen elektronischen Geräts, innerhalb des Fahrzeugs, insbesondere innerhalb einer Fahrzeugkabine, ermittelt wird. Insbesondere können zur Ermittlung der aktuellen Bewegungskenngröße des Fahrzeugs dabei auch aktuelle Sensorwerte des Fahrzeugs und eines, vorzugsweise mobilen, elektronischen Geräts miteinander kombiniert werden, wodurch insbesondere eine vorteilhafte Redundanz und/oder Plausibilisierung erreicht werden kann. Zudem kann insbesondere ein vorteilhaft kosteneffizientes Verfahren bereitgestellt werden, welches vorteilhaft zur Ermittlung der aktuellen Bewegungskenngröße des Fahrzeugs auf vorhandene und/oder verfügbare Werte zurückgreift.
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Zudem betrifft die Erfindung ein System mit einem Fahrzeug, insbesondere einem Kraftfahrzeug, mit zumindest einer an und/oder in dem Fahrzeug angeordneten Anzeigeeinheit, welche zur Anzeige wenigstens einer Anzeigeinformation vorgesehen ist, und mit einer Recheneinheit, welche zumindest dazu vorgesehen ist, wenigstens eine aktuelle Bewegungskenngröße des Fahrzeugs zu ermitteln und zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen, insbesondere eines Insassen in dem Fahrzeug, die Anzeigeinformation in Abhängigkeit von der aktuellen Bewegungskenngröße dynamisch zu verändern und insbesondere an einen aktuellen Fahrzustand anzupassen. Vorzugsweise umfasst das System ferner eine Sensoreinheit, welche zumindest zur Erfassung der aktuellen Bewegungskenngröße des Fahrzeugs vorgesehen ist. Darüber hinaus ist die Anzeigeeinheit vorzugsweise als festinstallierte Anzeigeeinheit oder als mobile Anzeigeeinheit ausgebildet. Hierdurch können insbesondere kinetosebedingte Symptome eines Insassen in einem Fahrzeug vorteilhaft gelindert werden.
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Das Verfahren zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen und das System sollen hierbei nicht auf die oben beschriebene Anwendung und Ausführungsform beschränkt sein. Insbesondere können das Verfahren zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen und das System zu einer Erfüllung einer hierin beschriebenen Funktionsweise eine von einer hierin genannten Anzahl von einzelnen Elementen, Bauteilen und Einheiten abweichende Anzahl aufweisen.
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Figurenliste
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Weitere Vorteile ergeben sich aus der folgenden Zeichnungsbeschreibung. In den Zeichnungen ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Die Zeichnung, die Beschreibung und die Ansprüche enthalten zahlreiche Merkmale in Kombination. Der Fachmann wird die Merkmale zweckmäßigerweise auch einzeln betrachten und zu sinnvollen weiteren Kombinationen zusammenfassen.
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Es zeigen:
- 1a-b ein beispielhaftes System mit einem als Kraftfahrzeug ausgebildeten Fahrzeug und einer Anzeigeeinheit zur Anzeige wenigstens einer dynamisch veränderlichen Anzeigeinformation,
- 2 ein beispielhaftes erstes Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen eines Insassen in dem Fahrzeug und
- 3 ein beispielhaftes zweites Ablaufdiagramm des Verfahrens zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen eines Insassen in dem Fahrzeug.
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Beschreibung des Ausführungsbeispiels
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Die 1a und 1b zeigen ein beispielhaftes System 18 mit einem als Kraftfahrzeug ausgebildeten Fahrzeug 10 in einer vereinfachten Darstellung. Das Fahrzeug 10 ist als Personenkraftfahrzeug ausgebildet. Das Fahrzeug 10 umfasst beispielhaft zumindest zwei unterschiedliche Fahrmodi, insbesondere einen konventionellen und/oder manuellen Fahrmodus und einen autonomen und/oder teilautonomen Fahrmodus. Prinzipiell könnte ein Fahrzeug jedoch auch als Nutzfahrzeug, als Luftfahrzeug und/oder als Wasserfahrzeug ausgebildet sein. Zudem könnte ein Fahrzeug genau einen Fahrmodus, insbesondere einen konventionellen und/oder manuellen Fahrmodus oder einen autonomen und/oder teilautonomen Fahrmodus aufweisen.
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Das System 18 umfasst ferner eine Anzeigeeinheit 12 (vgl. insbesondere 1b). Die Anzeigeeinheit 12 ist in einem Innenraum des Fahrzeugs 10 angeordnet. Die Anzeigeeinheit 12 ist beispielhaft an einem Deckenbereich des Fahrzeugs 10 angeordnet, insbesondere befestigt. Die Anzeigeeinheit 12 ist als optische Anzeigeeinheit ausgebildet. Die Anzeigeeinheit 12 ist als festinstallierte Anzeigeeinheit ausgebildet. Im vorliegenden Fall ist die Anzeigeeinheit 12 beispielhaft als Fahrzeugbildschirm ausgebildet. Die Anzeigeeinheit 12 ist zur Anzeige einer Anzeigeinformation 14, wie beispielsweise eines Bildes, eines Videos und/oder von Text, vorgesehen. Alternativ könnte eine Anzeigeeinheit jedoch auch in einem von einem Deckenbereich abweichenden Bereich eines Fahrzeugs angeordnet sein. Zudem könnte eine Anzeigeeinheit als mobile Anzeigeeinheit ausgebildet sein, wie beispielsweise als Smartphone, als Tablet und/oder als Laptop oder dergleichen, und insbesondere von einem Insassen des Fahrzeugs verwendet und/oder mitgeführt werden.
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Darüber hinaus umfasst das System 18 eine Sensoreinheit 22. Die Sensoreinheit 22 ist zu einer Erfassung einer aktuellen Bewegungskenngröße des Fahrzeugs 10 vorgesehen. Zudem ist die Sensoreinheit 22 zu einer Erfassung einer Änderungsrate der Bewegungskenngröße vorgesehen. Die Bewegungskenngröße entspricht einer Größe, welche mit einer aktuellen Bewegung, insbesondere einer Beschleunigung des Fahrzeugs 10, und somit einem aktuellen Fahrzustand des Fahrzeugs 10, wie beispielsweise einer Geradeausfahrt, einer Kurvenfahrt, einem Beschleunigungsvorgang und/oder einem Abbremsvorgang, korreliert ist.
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Dazu umfasst die Sensoreinheit 22 mehrere, im vorliegenden Fall beispielhaft vier, Sensorelemente 24, 26, 28, 30. Die Sensorelemente 24, 26, 28, 30 sind über das Fahrzeug 10 verteilt, wobei auf jeder Fahrzeugseite zumindest eines der Sensorelemente 24, 26, 28, 30, im vorliegenden Fall insbesondere jeweils zwei der Sensorelemente 24, 26, 28, 30, angeordnet sind. Die Sensorelemente 24, 26, 28, 30 sind als Beschleunigungssensoren ausgebildet und können beispielsweise Teil eines ESC („Electronic Stability Control“)-Systems sein. Die Sensorelemente 24, 26, 28, 30 sind dazu vorgesehen, zur Erfassung der aktuellen Bewegungskenngröße des Fahrzeugs 10 zusammenzuwirken. Zudem sind die Sensorelemente 24, 26, 28, 30 dazu vorgesehen, zur Erfassung der Änderungsrate der Bewegungskenngröße zusammenzuwirken. Ferner können die Sensorelemente 24, 26, 28, 30 mit elektronischen Geräten des Systems 18, wie beispielsweise einem Smartphone eines Insassen oder dergleichen, zur Erfassung der aktuellen Bewegungskenngröße und/oder zur Erfassung der Änderungsrate der Bewegungskenngröße zusammenwirken. Alternativ könnte eine Sensoreinheit jedoch auch eine andere Anzahl an Sensorelementen aufweisen, wie beispielsweise genau ein Sensorelement oder zwei Sensorelemente. Zudem könnte prinzipiell auf eine Sensoreinheit auch vollständig verzichtet werden. In diesem Fall ist beispielsweise denkbar, eine Erfassung einer Bewegungskenngröße und/oder einer Änderungsrate einer Bewegungskenngröße ausschließlich mittels mobiler elektronischer Geräte, wie beispielsweise eines Smartphones eines Insassen oder dergleichen, vorzunehmen.
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Des Weiteren weist das System 18 eine Recheneinheit 20 auf, welche vorteilhaft in ein Steuergerät des Fahrzeugs 10 integriert sein kann. Die Recheneinheit 20 ist elektronisch ausgebildet. Die Recheneinheit 20 umfasst zumindest einen Prozessor (nicht dargestellt), beispielsweise in Form eines Mikroprozessors, und zumindest einen Speicher (nicht dargestellt). Zudem umfasst die Recheneinheit 20 zumindest ein im Speicher hinterlegtes Betriebsprogramm mit zumindest einer Berechnungsroutine, zumindest einer Steuerroutine, zumindest einer Auswerteroutine und zumindest einer Anpassungsroutine.
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Die Recheneinheit 20 weist eine Wirkverbindung mit der Sensoreinheit 22 auf. Im vorliegenden Fall ist die Recheneinheit 20 elektrisch mit jedem der Sensorelemente 24, 26, 28, 30 verbunden, beispielsweise mittels einer Datenverbindung und/oder einem Bussystem. Die Recheneinheit 20 ist dabei zumindest zu einem Empfang der Bewegungskenngröße und/oder eines mit der Bewegungskenngröße korrelierten Erfassungssignals der Sensoreinheit 22 vorgesehen. Zudem ist die Recheneinheit 20 im vorliegenden Fall zu einem Empfang der Änderungsrate der Bewegungskenngröße und/oder eines mit der Änderungsrate der Bewegungskenngröße korrelierten weiteren Erfassungssignals der Sensoreinheit 22 vorgesehen.
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Die Recheneinheit 20 weist ferner eine Wirkverbindung mit der Anzeigeeinheit 12 auf. Im vorliegenden Fall ist die Recheneinheit 20 elektrisch mit der Anzeigeeinheit 12 verbunden, beispielsweise mittels einer Datenverbindung und/oder einem Bussystem. Die Recheneinheit 20 ist dabei zumindest zu einer Ansteuerung der Anzeigeeinheit 12 und dabei insbesondere zu einer Veränderung der Anzeigeinformation 14 vorgesehen. Prinzipiell könnte eine Recheneinheit jedoch auch drahtlos mit einer Sensoreinheit und/oder einer Anzeigeeinheit verbunden sein.
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Im vorliegenden Fall ist die Recheneinheit 20 ferner dazu vorgesehen, insbesondere mittels der Anpassungsroutine, ein Verfahren zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen eines Insassen in dem Fahrzeug 10 durchzuführen und weist dazu insbesondere ein Computerprogramm mit entsprechenden Programmcodemitteln auf.
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2 zeigt ein beispielhaftes erstes Ablaufdiagramm eines derartigen Verfahrens zur Reduktion der kinetosebedingten Symptome.
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In einem Verfahrensschritt 40 wird die aktuelle Bewegungskenngröße des Fahrzeugs 10 ermittelt. Die Bewegungskenngröße wird dabei zumindest mittels der Sensoreinheit 22 anhand aktueller Sensorwerte des Fahrzeugs 10 ermittelt. Zusätzlich können elektronische Geräte des Systems 18, wie beispielsweise ein Smartphone eines Insassen oder dergleichen, zur Erfassung der aktuellen Bewegungskenngröße beitragen. Alternativ könnte jedoch auch auf eine Erfassung einer Bewegungskenngröße mittels einer Sensoreinheit verzichtet werden. In diesem Fall ist denkbar, die Bewegungskenngröße ausschließlich mittels elektronischer Geräte, wie beispielsweise einem Smartphone eines Insassen oder dergleichen, zu erfassen.
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In einem Verfahrensschritt 42 wird die Bewegungskenngröße ausgewertet. Dabei wird ermittelt, ob die Bewegungskenngröße eine translatorische Beschleunigung und/oder eine rotatorische Beschleunigung umfasst. Im vorliegenden Fall werden lineare Beschleunigungen und/oder rotatorische Beschleunigungen des Fahrzeugs 10 in allen drei Raumrichtungen berücksichtigt.
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In einem Verfahrensschritt 44 wird zur Reduktion der kinetosebedingten Symptome die mittels der Anzeigeeinheit 12 angezeigte Anzeigeinformation 14 in Abhängigkeit von der Bewegungskenngröße dynamisch verändert und insbesondere an einen aktuellen Fahrzustand angepasst, insbesondere derart, dass sich die Anzeigeinformation 14 entsprechend dem aktuellen Fahrzustand verändert. Dabei wird die Anzeigeinformation 14 derart angepasst, dass sich der Eindruck einer sich entsprechend dem Fahrzustand bewegenden Anzeigeinformation 14 einstellt.
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In einem Fahrzustand, in welchem die Bewegungskenngröße eine translatorische Beschleunigung umfasst, wird die Anzeigeinformation 14 in eine mit der translatorischen Beschleunigung korrelierte Richtung verschoben.
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Dabei wird die Anzeigeinformation 14 bei einer translatorischen Beschleunigung in eine positive Längsrichtung des Fahrzeugs 10 vergrößert. Bei einer translatorischen Beschleunigung in eine negative Längsrichtung des Fahrzeugs 10 wird die Anzeigeinformation 14 verkleinert.
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Bei einer translatorischen Beschleunigung in eine, insbesondere zu der Längsrichtung des Fahrzeugs 10 senkrecht angeordnete, erste Querrichtung des Fahrzeugs 10, insbesondere nach links, wird die Anzeigeinformation 14 in eine, insbesondere zu der Längsrichtung des Fahrzeugs 10 senkrecht angeordnete und zu der ersten Querrichtung des Fahrzeugs 10 entgegengesetzte, zweite Querrichtung des Fahrzeugs 10, insbesondere nach rechts, verschoben. Bei einer translatorischen Beschleunigung in die zweite Querrichtung des Fahrzeugs 10, insbesondere nach rechts, wird die Anzeigeinformation 14 in die erste Querrichtung des Fahrzeug 10, insbesondere nach links, verschoben.
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Ferner wird die Anzeigeinformation 14 bei einer translatorischen Beschleunigung in eine, insbesondere zu der Längsrichtung des Fahrzeugs 10 senkrecht angeordnete, erste Hochrichtung des Fahrzeugs 10, insbesondere nach oben, in eine, insbesondere zu der Längsrichtung des Fahrzeugs 10 senkrecht angeordnete und zu der ersten Hochrichtung des Fahrzeugs 10 entgegengesetzte, zweite Hochrichtung des Fahrzeugs 10, insbesondere nach unten, verschoben. Bei einer translatorischen Beschleunigung in die zweite Hochrichtung, insbesondere nach unten, des Fahrzeugs 10 wird die Anzeigeinformation 14 in die erste Hochrichtung des Fahrzeug 10, insbesondere nach oben, verschoben.
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Darüber hinaus wird in einem Fahrzustand, in welchem die Bewegungskenngröße eine rotatorische Beschleunigung umfasst, die Anzeigeinformation 14 in eine mit der rotatorischen Beschleunigung korrelierte Richtung gedreht.
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Dabei wird die Anzeigeinformation 14 bei einer rotatorischen Beschleunigung in eine erste Richtung, insbesondere im Uhrzeigersinn, um eine Längsachse des Fahrzeugs 10 in eine, insbesondere zu der ersten Richtung entgegengesetzte, zweite Richtung, insbesondere gegen den Uhrzeigersinn, um die Längsachse des Fahrzeugs 10 gedreht. Bei einer rotatorischen Beschleunigung in die zweite Richtung, insbesondere gegen den Uhrzeigersinn, um die Längsachse des Fahrzeugs 10 wird die Anzeigeinformation 14 in die erste Richtung, insbesondere im Uhrzeigersinn, um die Längsachse des Fahrzeugs 10 gedreht.
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Ferner wird die Anzeigeinformation 14 bei einer rotatorischen Beschleunigung in eine dritte Richtung, insbesondere im Uhrzeigersinn, um eine Querachse des Fahrzeugs 10 in eine, insbesondere zu der dritten Richtung entgegengesetzte, vierte Richtung, insbesondere gegen den Uhrzeigersinn, um die Querachse des Fahrzeugs 10 gedreht. Bei einer rotatorischen Beschleunigung in die vierte Richtung, insbesondere gegen den Uhrzeigersinn, um die Querachse des Fahrzeugs 10 wird die Anzeigeinformation 14 in die dritte Richtung, insbesondere im Uhrzeigersinn, um die Querachse des Fahrzeugs 10 gedreht.
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Zudem wird die Anzeigeinformation 14 bei einer rotatorischen Beschleunigung in eine fünfte Richtung, insbesondere im Uhrzeigersinn, um eine Hochachse des Fahrzeugs 10 in eine, insbesondere zu der fünften Richtung entgegengesetzte, sechste Richtung, insbesondere gegen den Uhrzeigersinn, um die Hochachse des Fahrzeugs 10 gedreht. Bei einer rotatorischen Beschleunigung in die sechste Richtung, insbesondere gegen den Uhrzeigersinn, um die Hochachse des Fahrzeugs 10 wird die Anzeigeinformation 14 in die fünfte Richtung, insbesondere im Uhrzeigersinn, um die Hochachse des Fahrzeugs 10 gedreht.
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Natürlich sind auch beliebige Kombinationen zwischen translatorischen Beschleunigungen und rotatorischen Beschleunigungen mit einer entsprechenden Veränderung der Anzeigeinformation 14 möglich.
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Darüber hinaus wird im vorliegenden Fall eine Änderungsrate der Bewegungskenngröße bei der Veränderung der Anzeigeinformation 14 berücksichtigt. 3 zeigt ein entsprechendes beispielhaftes zweites Ablaufdiagramm.
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In einem Verfahrensschritt 50 wird die Änderungsrate der Bewegungskenngröße des Fahrzeugs 10 ermittelt. Die Änderungsrate der Bewegungskenngröße wird dabei zumindest mittels der Sensoreinheit 22 anhand aktueller Sensorwerte des Fahrzeugs 10 ermittelt. Zusätzlich können elektronische Geräte des Systems 18, wie beispielsweise ein Smartphone eines Insassen oder dergleichen, zur Erfassung der Änderungsrate der Bewegungskenngröße beitragen. Alternativ könnte jedoch auch auf eine Erfassung einer Änderungsrate einer Bewegungskenngröße mittels einer Sensoreinheit verzichtet werden. In diesem Fall ist denkbar, die Änderungsrate der Bewegungskenngröße ausschließlich mittels elektronischer Geräte, wie beispielsweise einem Smartphone eines Insassen oder dergleichen, zu erfassen.
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In einem Verfahrensschritt 52 wird geprüft, ob die Änderungsrate der Bewegungskenngröße oberhalb eines festgelegten Grenzwerts liegt. Liegt die Änderungsrate der Bewegungskenngröße unterhalb des Grenzwerts folgt wiederum der Verfahrensschritt 50. Liegt die Änderungsrate der Bewegungskenngröße oberhalb des Grenzwerts folgt ein Verfahrensschritt 54.
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In dem Verfahrensschritt 54 wird die Anzeigeinformation 14 derart verändert, dass eine Änderungsrate der Anzeigeinformation 14 zumindest im Wesentlichen proportional und/oder zumindest im Wesentlichen gleichförmig zur Änderungsrate der Bewegungskenngröße ist. Hierdurch wird erreicht, dass starke Veränderungen der Bewegung des Fahrzeugs 10 zu einer starken Veränderung der Anzeigeinformation 14 führen, wodurch kinetosebedingte Symptome besonders wirkungsvoll reduziert werden können.
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Ein darauffolgender Verfahrensschritt 56 entspricht dem Verfahrensschritt 50. Demnach wird im Verfahrensschritt 56 die Änderungsrate der Bewegungskenngröße des Fahrzeugs 10 ermittelt.
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In einem Verfahrensschritt 58 wird geprüft, ob die Änderungsrate der Bewegungskenngröße unterhalb eines festgelegten weiteren Grenzwerts, welcher insbesondere kleiner oder gleich dem Grenzwert ist, liegt. Der weitere Grenzwert und der Grenzwert können dabei miteinander identisch sein oder voneinander abweichen, beispielsweise zur Realisierung eines Übergangbereichs. Liegt die Änderungsrate der Bewegungskenngröße oberhalb des weiteren Grenzwerts folgt wiederum der Verfahrensschritt 54. Liegt die Änderungsrate der Bewegungskenngröße unterhalb des weiteren Grenzwerts folgt ein Verfahrensschritt 60.
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In dem Verfahrensschritt 60 wird die Anzeigeinformation 14 derart verändert, dass eine Veränderung der Anzeigeinformation 14 zumindest teilweise gehemmt und/oder zumindest teilweise zurückgenommen wird. Hierdurch wird erreicht, dass nur starke Veränderungen der Bewegung des Fahrzeugs 10 zu einer Veränderung der Anzeigeinformation 14 führen, während schwache Veränderungen der Bewegung des Fahrzeugs 10, wie beispielsweise konstante Werte für eine Querbeschleunigung und/oder eine Gierrate, die Anzeigeinformation 14 unverändert belassen, wodurch vorteilhaft eine Benutzerfreundlichkeit erhöht werden kann, da beispielsweise für konstante Kurvenfahrten trotz einer hohen Querbeschleunigung und Gierrate, eine unveränderte Anzeigeinformation 14 und somit beispielsweise ein unverzerrtes Bild bereitgestellt werden kann.
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Die beispielhaften Ablaufdiagramme in den 2 und 3 sollen dabei insbesondere lediglich beispielhaft ein Verfahren zur Reduktion von kinetosebedingten Symptomen eines Insassen in dem Fahrzeug 10 beschreiben, wobei insbesondere einzelne Verfahrensschritte und/oder eine Abfolge der Verfahrensschritte variieren kann.