-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgeräts sowie ein solches Hörgerät.
-
Ein Hörgerät dient üblicherweise der Versorgung eines gehörgeschädigten oder gehörbeeinträchtigten Nutzers, um diesem ein verbessertes Hören zu ermöglichen. Der Nutzer eines Hörgeräts trägt dieses regelmäßig im oder am Ohr. Das Hörgerät nimmt Geräusche, d.h. alle Arten von Schall oder Schallsignalen, aus der Umgebung auf, verstärkt diese und gibt diese als verstärkte Audiosignale an den Nutzer aus. Zusätzlich oder alternativ zur Verstärkung erfolgt häufig eine Bearbeitung, z.B. eine Filterung. Allgemein weist das Hörgerät somit eine Anzahl von Betriebsparametern auf, welche für den Nutzer üblicherweise individuell eingestellt sind, um ein aufgenommenes Geräusch geeignet zu modifizieren.
-
An verschiedenen Orten herrschen oft auch unterschiedliche Geräuschkulissen, weshalb eine Änderung der Betriebsparameter in Abhängigkeit der momentanen Geräuschsituation zweckmäßig ist.
-
In der
US 2015/0003652 A1 wird beispielsweise ein Hörgerät beschrieben, welches automatisch eine Geräuschsituation erkennt und die Betriebsparameter in Abhängigkeit der erkannten Geräuschsituation einstellt. Dabei wird die geographische Position des Nutzers, d.h. der Ort, an welchem dieser sich befindet, mit in die Erkennung der Geräuschsituation einbezogen. Dabei wird ausgenutzt, dass die Geräuschsituation an einem bestimmten Ort über längere Zeit dieselbe bleibt. Zur Bestimmung des Orts wird z.B. ein GPS-System verwendet. Falls der Ort auf diese Weise nicht direkt ermittelt werden kann, werden hilfsweise andere Informationen ausgewertet, z.B. ein Kalender des Nutzers, welchem dann entnommen wird, wo sich der Nutzer vermutlich aufhält.
-
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 sowie durch ein Hörgerät mit den Merkmalen gemäß Anspruch 11.Vorteilhafte Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Varianten sind Gegenstand der Unteransprüche. Dabei gelten die Ausführungen im Zusammenhang mit dem Verfahren sinngemäß auch für das Hörgerät und umgekehrt.
-
Das Verfahren dient zum Betrieb eines Hörgeräts und wird vorzugsweise auch hierfür verwendet. Das Hörgerät kann von einem Nutzer getragen werden. Insbesondere wird das Verfahren dann ausgeführt, wenn das Hörgerät auch vom Nutzer getragen wird. Der Nutzer ist regelmäßig eine Person mit beeinträchtigtem Hörvermögen. Das Hörgerät weist eine Anzahl von Programmen auf, welche jeweils einer Geräuschsituation oder Geräuschumgebung zugeordnet sind. Die Programme sind dabei jeweils insbesondere eine Sammlung von bestimmten Einstellungen für eine Anzahl von Betriebsparametern des Hörgeräts. Ein Betriebsparameter ist beispielsweise die Verstärkung. Zudem weist das Hörgerät insbesondere wenigstens ein Mikrofon auf, zur Aufnahme von Geräuschen, sowie einen Hörer, zur Ausgabe von modifizierten Geräuschen. Unter „Geräusch“ wird allgemein „Schall“ oder „Schallsignal“ verstanden. Das Hörgerät weist zudem eine Steuereinheit auf, welche die Programme einstellt. Das Hörgerät weist regelmäßig ein oder zwei Hörgeräteinheiten auf und ist in letzterer Variante insbesondere ein binaurales Hörgerät.
-
Das Hörgerät ist zwischen verschiedenen Programmen umschaltbar, um eine optimale Einstellung der Betriebsparameter des Hörgeräts in unterschiedlichen Geräuschsituationen zu gewährleisten. Eine jeweilige Geräuschsituation ist charakterisiert durch eine Anzahl an Situationsparametern, üblicherweise zumindest einen Lautstärkepegel. Jedes Programm trägt zumindest einer bestimmten Geräuschsituation Rechnung, um in der jeweiligen Geräuschsituation eine optimale Kompensation der Gehörbeeinträchtigung des Nutzers sicherzustellen. Dazu weist ein Programm bestimmte Vorgaben für die Betriebsparameter auf, sodass beim Aktivieren, d.h. Einstellen eines entsprechenden Programms die Betriebsparameter entsprechend eingestellt werden.
-
Bei dem Verfahren wird eine aktuelle Geräuschsituation sowohl ortsabhängig als auch zeitabhängig erkannt und dasjenige der Programme ausgewählt und eingestellt, welches der aktuellen Geräuschsituation zugeordnet ist. Mit anderen Worten: die Geräuschsituation wird dadurch ermittelt, dass sowohl Ort als auch Zeit ermittelt werden, welche zwei Parameter darstellen, anhand derer erkannt wird, welche Geräuschsituation vorliegt. Es wird als eine Ortbestimmung und eine Zeitbestimmung durchgeführt und anhand des Ergebnisses eine bestimmte Geräuschsituation angenommen. Das für diese Geräuschsituation optimale Programm wird dann ausgewählt und eingestellt. Das Auswählen und insbesondere auch das Einstellen erfolgen vorzugsweise automatisch. Der Ort ist beispielsweise ein Restaurant, eine Wohnung, eine Straße oder ein Arbeitsplatz. Die Zeit ist beispielsweise die Tageszeit, beispielsweise charakterisiert durch die aktuelle Stunde oder zusätzlich noch durch die aktuelle Minute, der aktuelle Wochentag, der aktuelle Monat oder ein Datum, beispielsweise durch Tag und Monat charakterisiert oder zusätzlich noch durch das aktuelle Jahr.
-
Ein Vorteil der Erfindung besteht insbesondere darin, dass an einem bestimmten Ort sofort das optimale Programm ausgewählt und eingestellt wird, ohne zuvor eine unter Umständen zeitaufwändige Analyse durchführen zu müssen. Grundsätzlich ist es nämlich denkbar, eine Geräuschsituation durch Analyse der vorhandenen Geräusche, d.h. Schallsignale, zu erkennen. Eine solche Analyse bedingt jedoch zunächst das Aufnehmen von Geräuschen und eine anschließende Verarbeitung. Dies ist entsprechend zeitaufwändig. Demgegenüber werden vorliegend Ort und Zeit ermittelt, um auf die aktuelle Geräuschsituation zu schließen.
-
Ein weiterer Vorteil ist insbesondere, dass das Auswählen und Einstellen nicht lediglich ortsabhängig erfolgt, sondern gerade auch zeitabhängig. Denn vorliegend wurde erkannt, dass die Geräuschsituation an einem bestimmten Ort nicht zwangsläufig gleichbleibend ist und eine allein ortsabhängige Einstellung des Hörgeräts nicht immer zielführend ist, sondern dass die Geräuschsituation an einem Ort sich häufig auch über die Zeit verändert. Beispielsweise wird ein Restaurant zu unterschiedlichen Tageszeiten auch unterschiedlich stark besucht, sodass der Lautstärkepegel an diesem Ort zeitabhängig variiert. Ähnliches gilt für eine Straße, welche zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich stark befahren und somit unterschiedlich laut ist. Ein Programm, welches beispielsweise zur Mittagszeit einen hohen Geräuschpegel berücksichtigt, ist dann beispielsweise am Nachmittag, wenn es ruhiger ist, ungeeignet. Allgemein führt also die zusätzliche Zeitabhängigkeit der Geräuschsituation am gleichen Ort unter Umständen zu ungünstigen Einstellungen. Dies wird vorliegend durch die zusätzlich zeitabhängige Erkennung der Geräuschsituation vermieden.
-
Bevorzugterweise wird die aktuelle Geräuschsituation ortsabhängig erkannt, indem ermittelt wird, an welchem Ort sich der Nutzer aktuell aufhält, vorzugsweise mittels eines GPS-Systems. Dadurch wird genau diejenige Geräuschsituation erkannt, welche für den Nutzer hinsichtlich dessen Aufenthaltsorts relevant ist. Dazu wird ein Ortssensor verwendet, vorzugsweise ein GPS-System. Dieser ist beispielsweise in das Hörgerät integriert. Alternativ ist der Ortssensor in ein externes Gerät integriert, welches der Nutzer zweckmäßigerweise ebenfalls bei sich trägt, geeigneterweise ein Smartphone. Das externe Gerät ist dann mit dem Hörgerät beispielsweise drahtlos verbunden, um den Ort, d.h. die Ortsinformation, zu übermitteln. Alternativ oder zusätzlich ist an dem Ort ein Sender aufgestellt, welcher den aktuellen Ort übermittelt.
-
In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung wird die aktuelle Geräuschsituation orts- und zeitabhängig mittels eines Geräuschkennfelds ermittelt. Dieses wird auch als Sound Map bezeichnet. Das Geräuschkennfeld enthält die Geräuschsituation an einem bestimmten Ort als Funktion der Zeit und ist somit insbesondere ein Datensatz. Unter „Funktion“ wird vorliegend auch eine tabellarische Zuordnung verstanden. Durch das Geräuschkennfeld ist an dem entsprechenden Ort die Geräuschsituation zu verschiedenen, insbesondere zu jeder Zeit gespeichert und somit vorbekannt. Die Geräuschsituation kann dann in Kenntnis der aktuellen Zeit aus dem Geräuschkennfeld ermittelt werden. Dazu werden vorzugsweise zuvor gesammelte Erfahrungen verwertet, d.h. die Kenntnis, zu welcher Zeit an welchem Ort welche Geräuschsituation vorliegt. Diese Kenntnis ermöglicht dann eine sofortige optimale Programmwahl, insbesondere auch dann, wenn der Nutzer einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit noch nie zuvor betreten hat.
-
Besonders geeignet, insbesondere in Kombination mit der vorhergehenden Ausgestaltung, ist eine Weiterbildung, bei welcher dem Geräuschkennfeld ein Ort zugeordnet ist und bei welcher ebendieses Geräuschkennfeld zur Erkennung der Geräuschsituation verwendet wird, wenn der Nutzer sich an demjenigen Ort aufhält, welcher dem Geräuschkennfeld zugeordnet ist. Mit anderen Worten: für jeden Ort ist ein eigenes Geräuschkennfeld hinterlegt, welches dann verwendet wird, wenn der Nutzer den entsprechenden Ort betritt. Bei dem Verfahren wird dann zunächst der Ort ermittelt und daraufhin in Abhängigkeit des Ortes das entsprechende Geräuschkennfeld ausgewählt. Zusätzlich wird die Zeit ermittelt und dann in dem ausgewählten Geräuschkennfeld die Geräuschsituation ermittelt, welche der ermittelten Zeit zugeordnet ist, d.h. welche für die ermittelte Zeit gespeichert ist.
-
Vorzugsweise wird das Geräuschkennfeld von einem externen Gerät bereitgestellt. Mit anderen Worten: das Geräuschkennfeld ist außerhalb des Hörgeräts und auf einem externen Gerät gespeichert. Das externe Gerät ist vorzugsweise ein Server oder ein Smartphone. Ein externes Gerät weist insbesondere den Vorteil auf, dass dieses deutlich mehr Speicherplatz aufweist als das Hörgerät und zudem auch eine höhere Rechenkapazität und außerdem über eine umfangreichere Energieversorgung verfügt. Dadurch wird das Hörgerät hinsichtlich Speicherplatz und Energieverbrauch vorteilhaft entlastet. In einer ersten Variante dient das externe Gerät lediglich als Speicher für ein oder mehrere Geräuschkennfelder und überträgt dieses/diese dann an das Hörgerät. Die Übertragung erfolgt insbesondere bei Bedarf, beispielsweise beim Betreten desjenigen Orts, dessen Geräuschkennfeld daraufhin übertragen wird. Beispielsweise hält ein Restaurant ein Geräuschkennfeld auf einem eigenen Server bereit und übermittelt dies an Nutzer, sobald diese das Restaurant betreten. Auch eine Cloud-Lösung mit einem zentralisierten Server, welcher dann Geräuschkennfelder für mehrere Orte gespeichert hält, ist geeignet. Von diesem Server können dann insbesondere mehrere Nutzer je nach Bedarf die jeweils benötigten Geräuschkennfelder abfragen. Dazu ist das Hörgerät beispielsweise über das Internet unmittelbar mit dem Server verbunden oder mittelbar z.B. über ein Smartphone. Auf diese Weise ist es für den Nutzer zudem vorteilhaft möglich, unter Rückgriff auf die Geräuschkennfelder im Voraus solche Orte zu ermitteln, welche besonders ruhig sind oder andere nutzerspezifische Anforderungen erfüllen.
-
Geeigneterweise wird zum Ermitteln des Ortes, zum Ermitteln der Zeit und/oder zum Erkennen der aktuellen Geräuschsituation ein externes Gerät verwendet, welches mit dem Hörgerät zum Datenaustausch verbunden ist. Das externe Gerät ist insbesondere das vorgehend beschriebenen externe Gerät. Zur Ermittlung der Geräuschsituation anhand eines Geräuschkennfelds, welches auf einem externen Gerät hinterlegt, gespeichert oder bereitgestellt ist, wird geeigneterweise entweder das Geräuschkennfeld an das Hörgerät übermittelt oder Zeit und Ort werden an das externe Gerät übermittelt und dieses ermittelt dann die aktuelle Geräuschsituation und übermittelt diese an das Hörgerät. Das externe Gerät ist wie oben bereits erwähnt insbesondere ein Smartphone, besonders zur Ortsermittlung. Alternativ oder zusätzlich ist das externe Gerät ein Server. Ein solcher eignet sich besonders zur Zeitermittlung und zur Erkennung der Geräuschsituation.
-
Das Geräuschkennfeld ist insbesondere im Voraus ermittelt worden, beispielsweise durch den Nutzer selbst, indem dieser mit seinem Hörgerät regelmäßig die Geräuschsituation ermittelt, beispielsweise über eine Geräuschanalyse wie oben erwähnt, und dann diese Geräuschsituation mit einem Ortsstempel und mit einem Zeitstempel versieht und abspeichert. Zweckmäßigerweise erfolgt dies automatisch durch das Hörgerät. Mehrere solcher Messungen werden dann zu einem Geräuschkennfeld zusammengefügt und stehen für einen späteren Abruf zur Verfügung.
-
In einer geeigneten Ausgestaltung ist in dem Geräuschkennfeld ein Situationsparameter, vorzugsweise Lautstärkepegel, als Funktion der Zeit gespeichert. Das Geräuschkennfeld enthält somit einen spezifischen Parameter, welcher zur Auswahl des optimalen Programms relevant ist. Dieser Parameter ist vorzugsweise der Lautstärkepegel, kurz die Lautstärke. Das Geräuschkennfeld zeigt somit den zeitabhängigen Lautstärkepegel an einem bestimmten Ort. Die orts- und zeitabhängige Ermittlung der Geräuschsituation entspricht dann einer Ermittlung der Lautstärke an einem gegebenen Ort zu einer gegebenen Zeit. In Abhängigkeit des erkannten Lautstärkepegels wird dann ein geeignetes Programm für das Hörgerät ausgewählt und eingestellt.
-
Vorzugsweise ist der Situationsparameter zweidimensional als Funktion der Tageszeit und des Wochentags gespeichert. Das Geräuschkennfeld bildet dann eine Karte mit zwei Zeitachsen und mit dem Situationsparameter auf einer dritten Achse. Insgesamt ergibt sich ein Höhenprofil, in welchem sich auf vorteilhafte Weise auch schon rein visuell durch den Nutzer ruhige Zeiträume von lauten Zeiträumen unterscheiden lassen. Die zweidimensionale Ausgestaltung trägt insbesondere der Überlegung Rechnung, dass selbst eine tageszeitabhängige Erkennung der Geräuschsituation noch potentiell fehlerhaft sein kann. Durch eine separate Berücksichtigung von Tageszeit und Wochentag ist die Erkennung der Geräuschsituation dann deutlich verbessert. Beispielsweise wird dadurch vorteilhaft berücksichtigt, dass an bestimmten Orten an Wochenenden andere Geräuschsituationen herrschen als an Werktagen.
-
Geeigneterweise misst das Hörgerät einen Situationsparameter, wodurch ein Messwert erzeugt wird, und dieser Messwert wird mit einem Ortsstempel und einem Zeitstempel versehen und in einem Geräuschkennfeld gespeichert. Auf diese Weise werden Geräuschkennfelder für eine spätere Nutzung erzeugt. Wie oben erwähnt, ist der Situationsparameter vorzugsweise der Lautstärkepegel. Dieser wird insbesondere mit einem Mikrofon gemessen. Das Mikrofon ist zweckmäßigerweise ein Mikrofon des Hörgeräts, sodass also das Geräuschkennfeld direkt mittels des Hörgeräts mit Daten bestückt wird. Der Nutzer trägt also insbesondere fortlaufend zur Verbesserung des Geräuschkennfelds an denjenigen Orten bei, welche er möglichst regelmäßig besucht. Dabei werden der Zeitstempel und der Ortsstempel jeweils ebenfalls vom Hörgerät erzeugt und/oder von einem externen Gerät.
-
Besonders zweckmäßig ist es, alternativ oder zusätzlich zum Hörgerät andere Quellen zur Messung und zur Bestückung des Geräuschkennfelds heranzuziehen. In einer geeigneten Ausgestaltung ist das Geräuschkennfeld aus mehreren Messwerten zusammengesetzt, welche von anderen Hörgeräten, d.h. insbesondere Hörgeräten anderer Nutzer, und/oder von sonstigen Quellen gemessen wurden. Dabei werden vorteilhaft auch andere Quellen genutzt als das Hörgerät des Nutzers und somit die Datenmenge im Geräuschkennfeld deutlich erhöht. Andere Quellen sind allgemein insbesondere Geräte mit einem Mikrofon, beispielsweise Geldautomaten oder Verkehrsampeln, und speziell Smartphones und Überwachungskameras. Ziel ist dabei allgemein eine möglichst umfangreiche Sammlung von Messwerten des Situationsparameters, um ein möglichst genaues Geräuschkennfeld für einen gegebenen Ort zu erhalten.
-
Ein erfindungsgemäßes Hörgerät ist mittels eines der oben beschriebenen Verfahren betreibbar und wird vorzugsweise auch mit einem solchen Verfahren betrieben. Das Hörgerät, insbesondere wie ebenfalls oben bereits beschrieben, weist eine Steuereinheit auf, welche derart ausgebildet ist, dass eine aktuelle Geräuschsituation sowohl ortsabhängig als auch zeitabhängig erkannt wird, und dasjenige der Programme ausgewählt und eingestellt wird, welches der aktuellen Geräuschsituation zugeordnet ist.
-
Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen jeweils schematisch:
- 1 ein Hörgerät und externe Geräte,
- 2 ein Geräuschkennfeld für einen bestimmten Ort, und
- 3 ein Verfahren zum Betrieb des Hörgeräts.
-
In 1 ist ein Hörgerät 2 gezeigt, welches von einem nicht dargestellten Nutzer getragen wird und welches mit externen Geräten 4, 6 verbunden zum Datenaustausch verbunden ist, nämlich mit einem Smartphone 4 und einem Server 6. Die hier gezeigte Anordnung und Verbindung der Geräte untereinander ist lediglich ein Beispiel. Das Hörgerät 2 und das Smartphone 4 weisen jeweils ein Mikrofon 8 auf.
-
Das Hörgerät 2 weist zudem eine Steuereinheit 10 auf, welche das Hörgerät automatisch zwischen verschiedenen Programmen umschaltet. Dabei wird zunächst eine aktuelle Geräuschsituation erkannt und dann ein geeignetes Programm ausgewählt und eingestellt.
-
Die Geräuschsituation wird zeit- und ortsabhängig anhand eines Geräuschkennfelds 12 ermittelt. Ein beispielhaftes Geräuschkennfeld 12 ist in 2 gezeigt. Dieses enthält für einen bestimmten Ort einen Situationsparameter S, hier den Lautstärkepegel an diesem Ort, als Funktion der Zeit Z1, Z2. In 2 ist die Zeit Z1, Z2 zweidimensional dargestellt, nämlich als Tageszeit Z1 und als Wochentag Z2. Aus dem Geräuschkennfeld 12 lässt sich somit ermitteln, zu welcher Tageszeit Z1 und an welchem Wochentag Z2 es an dem entsprechenden Ort wie laut ist. Dadurch ist auch die Geräuschsituation gegeben, nämlich z.B. als laut oder leise. Hinsichtlich dieser Geräuschsituation wird dann ein geeignetes Programm ausgewählt und eigestellt, um eine optimale Versorgung des Nutzers in der spezifischen Geräuschsituation zu gewährleisten.
-
In 3 ist schematisch der Verlauf eines Verfahrens zum Betrieb des Hörgeräts 2 dargestellt. Zunächst erfolgt eine Ortsbestimmung S1, bei welcher ermittelt wird, an welchem Ort sich der Nutzer aufhält. Basierend auf dem Ort, d.h. ortsabhängig, wird in einem Auswahlschritt S3 ein Geräuschkennfeld 12 ausgewählt, welches dem Ort zugeordnet ist und dessen Geräuschsituation zu unterschiedlichen Zeiten Z1, Z2 enthält. Zusätzlich erfolgt eine Zeitbestimmung S2, bei welcher die aktuelle Zeit Z1, Z2 ermittelt wird, z.B. als Tageszeit Z1 und Wochentag Z2. Anhand der ermittelten Zeit Z1, Z2 erfolgt wird in einem Erkennungsschritt S4 aus dem Geräuschkennfeld 12 der Situationsparameter S zur gegebenen Zeit Z1, Z2 ermittelt und damit die aktuelle Geräuschsituation erkannt. Anhand dieser wird anschließend in einem Einstellschritt S5 ein geeignetes Programm ausgewählt und eingestellt.
-
Ein jeweiliges Geräuschkennfeld 12 wird erzeugt, indem der Situationsparameter S wiederholt gemessen wird und mit einem Orts- sowie Zeitstempel versehen und gespeichert wird. Ein Geräuschkennfeld 12 wird beispielsweise durch den Nutzer selbst erzeugt, indem dieser mit seinem Hörgerät 2 regelmäßig die Geräuschsituation ermittelt, beispielsweise über eine Geräuschanalyse, und dann diese Geräuschsituation mit einem Ortsstempel und mit einem Zeitstempel versieht und abspeichert. Mehrere solcher Messungen werden dann zu einem Geräuschkennfeld 12 zusammengefügt und stehen dann für einen späteren Abruf zur Verfügung. Das Geräuschkennfeld wird beispielsweise auf dem Hörgerät 2 und/oder auf einem externen Gerät 4, 6 gespeichert.
-
Auf diese Weise werden Geräuschkennfelder 12 für eine spätere Nutzung erzeugt. Im gezeigten Beispiel ist der Situationsparameter S der Lautstärkepegel. Dieser wird mit einem Mikrofon 8 gemessen, welches ein Mikrofon 8 z.B. des Hörgeräts 2 oder des Smartphones 4 oder eines anderen Geräts ist. Bei der Verwendung des Mikrofons 8 des Hörgeräts 2 trägt der Nutzer selbst fortlaufend zur Verbesserung des Geräuschkennfelds 12 an denjenigen Orten bei, welche er regelmäßig besucht. Dabei werden der Zeitstempel und der Ortsstempel jeweils ebenfalls vom Hörgerät 2 erzeugt und/oder von einem externen Gerät 4, 6. Bei der Verwendung des Mikrofons 8 des Smartphones 4 oder allgemein einer anderen Quelle zur Messung und zur Bestückung des Geräuschkennfelds 12 werden andere Quellen genutzt als das Hörgerät 2 des Nutzers und somit die Datenmenge im Geräuschkennfeld 12 deutlich erhöht. Alternativ oder zusätzlich zum Smartphone 4 sind andere Quellen beispielsweise Geldautomaten, Verkehrsampeln oder Überwachungskameras. Ziel ist dabei allgemein eine möglichst umfangreiche Sammlung von Messwerten des Situationsparameters S, um ein möglichst genaues Geräuschkennfeld 12 für einen gegebenen Ort zu erhalten.
-
Bezugszeichenliste
-
- 2
- Hörgerät
- 4
- Smartphone
- 6
- Server
- 8
- Mikrofon
- 10
- Steuereinheit
- 12
- Geräuschkennfeld
- S
- Situationsparameter
- S1
- Ortsbestimmung
- S2
- Zeitbestimmung
- S3
- Auswahlschritt
- S4
- Erkennungsschritt
- S5
- Einstellschritt
- Z1
- Tageszeit
- Z2
- Wochentag
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- US 2015/0003652 A1 [0004]