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Die Erfindung betrifft eine Fliesenklebematte zum Ankleben einer Fliese an eine Wand, eine Flieseneinheit und einen Wandaufbau mit einer derartigen Fliesenklebematte, sowie ein Verfahren zur Anbringung einer Fliese an eine Wand.
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Fliesen werden an den Wänden von Innenräumen, auf Böden oder im Außenbereich herkömmlicherweise im „Nassbettverfahren“ verlegt. Dabei wird zunächst ein so genannter Fliesenkleber auf mineralischer Basis oder Kunststoffbasis angesetzt, welcher dann im dickflüssigen Zustand zwischen Fliese und Wand angebracht wird und nach einer Zeit des Aushärtens die Fliese an der Wand hält. Im Sanitärbereich, insbesondere in Nasszellen wie beispielsweise einem Badezimmer, wird in der Regel zusätzlich eine Wasserdampfsperre zwischen den Fliesen und der Wand vorgesehen. Diesbezüglich ist es aus der
EP 2 584 113 A2 bekannt, eine Dichtbahn mit einer wasserundurchlässigen Kunststoffträgerschicht vollflächig mit der Wand zu verkleben, wobei die Dichtbahn raumseitig ein Vlies trägt, an dem ein herkömmlicher Fliesenkleber anhaften kann.
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Vor diesem Hintergrund war es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Mittel zur alternativen bzw. einfacheren Verarbeitung von Fliesen bereitzustellen.
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Diese Aufgabe wird durch eine Fliesenklebematte nach Anspruch 1, durch eine Flieseneinheit nach Anspruch 5, durch einen Wandaufbau nach Anspruch 8 sowie durch ein Verfahren nach Anspruch 10 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen enthalten.
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Gemäß einem ersten Aspekt betrifft die Erfindung demnach eine Fliesenklebematte zum Ankleben einer Fliese an eine Wand, welche die folgenden Komponenten enthält:
- - Eine fliesenseitige erste Klebeschicht zur stoffschlüssigen Verbindung der Fliesenklebematte mit der Wandseite der Fliese.
- - Eine wandseitige Klebeschicht zum Ankleben an die Wand.
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Wie der Begriff „Matte“ andeutet, ist die Fliesenklebematte typischerweise ein flächiges, flexibles Gebilde, welches die Form von (quadratischen bzw. rechteckigen) Platten oder (langgestreckten) Bahnen annehmen kann. Des Weiteren bezeichnet der Ausdruck „Wand“ insbesondere eine vertikale Gebäudewand im engeren Sinne. Die Fliesenklebematte muss also geeignet sein, das Gewicht von Fliesen an einer solchen vertikalen Wand dauerhaft und ohne Bewegungen halten zu können. Darüber hinaus steht der Begriff „Wand“ vorliegend jedoch auch verallgemeinert für alle Untergründe, an denen Fliesen befestigt werden sollen, d.h. auch Böden oder dergleichen.
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Die erwähnten Klebeschichten sind typischerweise zwar elastisch und flexibel, jedoch physikalisch gesehen im Aggregatzustand „fest“, zeigen also in den relevanten Zeiträumen von einigen Jahrzehnten keine erkennbaren Fließeigenschaften. Ferner sind die Klebeschichten typischerweise dauerklebend, d.h. die Klebefähigkeit ist nicht auf einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum beschränkt, in welchem chemische Reaktionen stattfinden (Vernetzung) und die Verarbeitung stattfinden muss. Wartezeiten für ein Abbinden der Klebeschichten entstehen daher bei der Verarbeitung der Fliesenklebematte in der Regel nicht. Die fliesenseitige Klebeschicht kann optional durch besondere Verfahren wie beispielsweise Vulkanisieren stoffschlüssig mit der Fliese verbunden werden. Solche Verfahren werden dann vorzugsweise werksseitig bei der Herstellung der Fliese ausgeführt.
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Die erfindungsgemäße Fliesenklebematte hat den Vorteil, dass sie eine „trockene“ Verarbeitung von Fliesen ermöglicht. Das heißt, dass an einer Baustelle keine Schmutz verursachenden und gegebenenfalls gesundheitsschädlichen Chemikalien gemischt und aufwändig verarbeitet werden müssen. Stattdessen reduziert sich das Verfliesen eines Raumes auf einen sauberen, trockenen Klebevorgang.
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Die beschriebene Fliesenklebematte kann auf verschiedene Weisen weitergebildet werden. So kann sie beispielsweise eine Trägerschicht enthalten, welche zwischen der fliesenseitigen die der wandseitigen Klebeschicht angeordnet ist. Eine solche Trägerschicht kann beispielsweise eine erforderliche mechanische Stabilität bereitstellen und/oder eine gewünschte Dicke der Fliesenklebematte gewährleisten. Vorzugsweise kann die Trägerschicht auch wasserundurchlässig sein, um etwa im Bereich von Nasszellen die Funktion einer Wasserdampfsperre zu erfüllen.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung enthält die vorgenannte Trägerschicht einen Schaumkunststoff oder besteht hieraus. In diesem Falle kann eine gute Verarbeitbarkeit durch die Flexibilität des Schaumkunststoffes erreicht werden, sodass sich die Fliesenklebematte beispielsweise Unebenheiten im Untergrund hervorragend anpassen kann. Bei dem Schaumkunststoff kann es sich insbesondere um einen solchen handeln, wie er in der
WO 2016/128170 A1 beschrieben wird. Der Schaumkunststoff kann insbesondere geschlossenzellig sein und/oder physikalisch vernetzt sein und/oder Polyolefin, Polyethylen, Polypropylen, Polyurethan, Silikon, Zellkautschuk, Acrylic Foam, und/oder Butyl enthalten und/oder eine Bruchdehnung von über 300 % aufweisen.
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Die fliesenseitige und/oder die wandseitige Klebeschicht sind passend zu den Untergründen auszuwählen, auf denen sie kleben sollen. Optional bestehen beide Klebeschichten aus demselben Kleber. Die Klebeschichten können insbesondere mindestens eines der folgenden Materialien enthalten oder hieraus bestehen: Butyl, Synthesekautschuk, Acrylicfoam, Hotmelt, vernetztes oder unvernetztes Acrylat, UV-vernetzten Acrylatkleber und/oder eine Kleberdispersion.
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Mindestens eine der Klebeschichten der Fliesenklebematte ist vorzugsweise mit einer abziehbaren Schutzfolie bedeckt, sodass sie vor ihrer Verarbeitung nicht ungewollt mit anderen Gegenständen verklebt.
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Gemäß einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung eine Flieseneinheit, welche eine Fliese sowie eine wandseitig an der Fliese angeordnete Fliesenklebematte gemäß einer der oben beschriebenen Ausführungsformen enthält. Eine solche Flieseneinheit wird typischerweise bereits werksseitig, d.h. im Herstellungsbetrieb der Fliese fertiggestellt. An der Baustelle muss daher nur noch die Flieseneinheit mit der wandseitigen Klebeschicht an einer zu verfliesenden Wand befestigt werden.
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Vorteilhaft bei der Flieseneinheit ist zudem, dass die Fliesenklebematten beim Transport der Flieseneinheiten Zwischenpuffer bilden, welche Beschädigungen der bruchanfälligen Fliesen verhindern können.
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Damit die an der Fliese haftende Fliesenklebematte möglichst vollflächig mit einer Wand in Kontakt kommt und somit eine maximale Klebewirkung entsteht, sollte die Fliese möglichst eben sein. Vorzugsweise beträgt daher die Abweichung der Wandseite der Fliese von einer exakt ebenen Fläche weniger als zehn Prozent, weniger als fünf Prozent, weniger als drei Prozent, weniger als zwei Prozent, oder besonders bevorzugt weniger als ein Prozent der Fliesendicke. Bei einer typischen Fliesendicke von acht Millimeter liegt die absolute Abweichung somit vorzugsweise bei weniger als 800 µm bis weniger als 80 µm.
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Die Fliesenklebematte kann die Wandseite der Fliese nur teilweise bedecken, beispielsweise in einem Randbereich. Vorzugsweise bedeckt die Fliesenklebematte die Wandseite der Fliese jedoch vollflächig.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform hat die Fliesenklebematte an mindestens einem Rand der Fliese einen Überstand. Ein solcher Überstand kann dazu benutzt werden, Verbindungen zu angrenzenden Objekten, in der Regel zu Nachbarfliesen, herzustellen. Wenn die Fliesenklebematte beispielsweise die Funktion einer Wasserdampfsperre bereitstellt, dann kann durch eine überlappende Verklebung von Fliesenklebematten benachbarter Flieseneinheiten eine Wasserdampfsperre für eine gesamte Wand gewährleistet werden. Um hierbei keine Überlappungslücken auftreten zu lassen, sind die Überstände der Fliesenklebematten geeignet zu formen, sodass bei Anordnung mehrerer Flieseneinheiten in einem Raster ein vollflächiger Überlapp der Fliesenklebematten ohne linienförmige und/oder punktförmige Stöße entsteht.
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Optional können die Fliesenklebematten in den Bereichen, in denen sie mit angrenzenden Fliesenklebematten bei der beschriebenen Verarbeitung überlappen, eine geringere Dicke aufweisen. Insbesondere kann ihre Dicke so gewählt sein, dass die Überlappzone in etwa dieselbe Gesamtdicke hat wie die einfache Fliesenklebematte im nicht überlappenden Bereich. Auf diese Weise können Unebenheiten durch eine Materialverdopplung oder -verdreifachung vermieden werden.
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Gemäß einem dritten Aspekt betrifft die Erfindung einen Wandaufbau, welcher die folgenden Komponenten enthält:
- - Eine Wand, wobei dieser Begriff wie erläutert nicht nur vertikale Wände, sondern Untergründe im Allgemeinen umfassen sollen.
- - Eine Fliesenklebematte gemäß einer der oben beschriebenen Ausführungsformen.
- - Eine Fliese.
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Während die Fliese bei dem Wandaufbau in der Regel unmittelbar auf der fliesenseitigen Klebeschicht der Fliesenklebematte angeordnet ist, können sich zwischen Wand und Fliesenklebematte optional weitere Komponenten befinden. Beispielsweise kann zwischen Wand und Fliesenklebematte eine Dichtbahn aus einem wasserundurchlässigen Material angeordnet sein. Beispiele für derartige Dichtbahnen finden sich in der
EP 2 584 113 A2 und der
WO 2016/128170 A1 , welche vollumfänglich in die vorliegende Anmeldung aufgenommen werden. Bei Einsatz einer derartigen Dichtbahn ist es nicht mehr erforderlich, dass die Fliesenklebematte ihrerseits wasserundurchlässig ist bzw. eine Wasserdampfsperre bildet.
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Gemäß einem vierten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Anbringung einer Fliese an einer Wand, welches durch die folgenden Schritte gekennzeichnet ist:
- - Anbringung einer Fliesenklebematte gemäß einer der oben beschriebenen Ausführungsformen auf einer Fliese oder auf der Wand.
- - Ankleben der Fliese an die Wand.
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Gemäß dem Verfahren kann eine Fliesenklebematte somit zunächst an der Wand befestigt werden, woraufhin dann auf die fliesenseitige Klebeschicht der Matte die Fliesen angeklebt werden. Alternativ kann die Fliesenklebematte auch zunächst an der Fliese befestigt werden, was bereits werksseitig geschehen kamen, und die so ausgerüstete Fliese wird dann an die Wand geklebt.
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Um die Positionierung und das Ausrichten der Fliesen beim Ankleben an die Wand zu erleichtern, kann optional ein temporäres Trennmittel zwischen der aktiven Klebeschicht und der Wand bzw. der Fliese eingesetzt werden, beispielsweise durch eine Befeuchtung mit Wasser. Die volle Haftkraft des Klebers tritt dann erst ein, wenn das Trennmittel durch Manipulationen, durch Verdampfen, durch Diffusion, oder durch Zersetzung verschwunden ist.
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Im Folgenden wird die Erfindung mit Hilfe der beigefügten Figuren anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert. Dabei zeigt:
- 1 einen schematischen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Flieseneinheit mit einer Fliese und einer Fliesenklebematte;
- 2 einen möglichen Aufbau der Fliesenklebematte von 1;
- 3 einen möglichen Wandaufbau bei Verwendung der Flieseneinheit von 1 und einer Dichtbahn;
- 4 eine Aufsicht auf eine Flieseneinheit mit einem allseitigen Überstand der Fliesenklebematte;
- 5 eine Aufsicht auf eine alternative Flieseneinheit mit einem nur an zwei Seiten befindlichen Überstand;
- 6 die Anordnung von mehreren Flieseneinheiten gemäß 5 in einem Raster mit lückenloser Überlappung der Fliesenklebematten.
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In 1 ist in einem schematischen, nicht maßstäblichen Querschnitt eine Flieseneinheit 100 dargestellt (allgemein auch mit dem Buchstabenzeichen „FE“ gekennzeichnet). Die Flieseneinheit 100 besteht aus einer herkömmlichen, zum Beispiel keramischen Fliese 150 („F“), sowie aus einer Fliesenklebematte 110 („FKM“), welche mit der Wandseite der Fliese stoffschlüssig verbunden ist. Eine solche Verbindung kann bereits werksseitig nach der Herstellung der Fliese erfolgen. Optional kann die Fliesenklebematte jedoch auch zunächst als selbstständige Einheit hergestellt und dann später mit der Fliese verklebt werden, beispielsweise vor Ort auf der Baustelle. Wichtig ist, dass die Fliesenklebematte FKM auf der Wandseite (links in 1) eine Klebeschicht trägt, mit welcher die Flieseneinheit FE an einer vertikalen Wand angeklebt werden kann. Somit ist eine besonders einfache und saubere Verarbeitung der Flieseneinheiten möglich.
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Des Weiteren ist in der Figur angedeutet, dass die wandseitige Oberfläche der Fliese F von einer geometrisch exakten Ebenheit um ein maximales Maß Δ abweichen kann. Vorliegend soll diese Abweichung jedoch weniger als ca. 5% der Fliesendicke d betragen, d.h. (Δ/d) ≤ 0.05 (oder noch weniger). In diesem Fall ist gewährleistet, dass die Fliesenklebematte möglichst vollflächig eine Wand kontaktieren kann.
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2 zeigt in einem ebenfalls schematischen, nicht maßstäblichen Querschnitt einen möglichen Aufbau einer Fliesenklebematte
FKM, beispielsweise der in
1 verwendeten Fliesenklebematte
110. Die Fliesenklebematte
FKM enthält als essenzielle Komponenten eine fliesenseitige Klebeschicht
120 sowie eine wandseitige Klebeschicht
130. Im dargestellten Ausführungsbeispiel befinden sich diese beiden Klebeschichten auf den gegenüberliegenden Oberflächen einer Schaumkunststoffschicht
140. Hierbei kann sich insbesondere um einen Schaumkunststoff gemäß der
WO 2016/128170 A1 handeln.
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3 zeigt in einem schematischen Querschnitt einen Wandaufbau, wie er durch Anbringung der Flieseneinheit
FE von
1 an einer Wand
W entsteht. Die Flieseneinheit mit der Fliese
F und der Fliesenklebematte
FKM ist dabei nicht direkt auf die Wand
W (d.h. typischerweise den Innenputz) geklebt, was auch möglich wäre, sondern auf eine Dichtbahn DB. Hierbei kann sich beispielsweise um eine Dichtbahn gemäß der
EP 2 584 113 A2 oder
WO 2016/128170 A1 handeln, welche eine wasserundurchlässige Trägerschicht
TS sowie eine wandseitige Kleberschicht
KL aufweist. Mit der wandseitigen Kleberschicht
KL ist die Dichtbahn
DB an der Wand festgeklebt, während sie zum Raum hin eine Oberfläche bietet, an welcher wiederum die Klebeschicht der Fliesenklebematte
FKM haften kann.
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4 zeigt eine Aufsicht auf die Raumseite einer möglichen Ausführungsform einer Flieseneinheit 200. Diese enthält eine rechteckige Fliese F und eine ebenfalls rechteckige Fliesenklebematte FKM, welche an allen vier Rändern der Fliese einen Überstand hat. Auf den Überstand können benachbarte Fliesen bzw. Flieseneinheiten geklebt werden. Um das Aufliegen von Fliesenklebematte auf der Oberseite einer Fliese zu vermeiden, können dabei die entsprechenden überstehenden Ränder z.B. weggeklappt oder weggeschnitten werden.
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5 zeigt eine alternative Ausführungsform einer Flieseneinheit 100, bei der ein solches Wegschneiden von Überständen bereits werksseitig an zwei benachbarten Rändern der Fliesen erfolgt ist.
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6 zeigt diesbezüglich, wie mehrere derartige Flieseneinheiten 100 in einem Raster angeordnet werden können, wobei sich die Fliesenklebematten FKM überall überlappen. Es entstehen somit keine Stoßlinien oder Stoßpunkte, an welchen Wasser durchdringen könnte. Zu beachten ist dabei auch die Bereitstellung eines kleinen Überstandes X an einer Fliesenecke, durch welchen ein punktförmiger Durchlass ohne Abdeckung durch Fliesenklebematte vermieden wird.
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Um in den in 6 erkennbaren Zonen einer Materialverdopplung oder gar -verdreifachung übermäßige Dicken zu verhindern, können die Fliesenklebematten in diesen Bereichen entsprechend dünner ausgebildet werden, sodass die Gesamtdicke immer etwa überall den gleichen Wert hat.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 2584113 A2 [0002, 0020, 0028]
- WO 2016/128170 A1 [0010, 0020, 0027, 0028]