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Die Erfindung betrifft ein Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Gassackmodul nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und ein Verfahren zum Betrieb eines Fahrzeuginsassenschutzsystems nach dem Oberbegriff des Anspruchs 12.
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Stand der Technik
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Fahrzeuginsassenschutzsysteme mit einem oder mehreren Gassackmodulen dienen allgemein ausgedrückt zum Schutz von Fahrzeuginsassen bei einem Unfall. Die Gassäcke der Gassackmodule verhindern dabei einen Aufprall der Fahrzeuginsassen auf Lenkrad oder Armaturen und halten den Fahrzeuginsassen zurück.
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Verschiedene Arten solcher Fahrzeuginsassenschutzsysteme sind aus dem Stand der Technik bekannt. Beispielsweise ist bei solchen Fahrzeuginsassenschutzsystemen ein Gassackmodul am Lenkrad angeordnet und/oder in der Instrumententafel bzw. dem Armaturenbrett angeordnet. Weitere Gassäcke können beispielsweise im Bereich eines Dachrahmens oder bei Cabriolets beispielsweise in der A-Säule oder der Türbrüstung angeordnet sein. Weiterhin sind verschiedene Gassackmodule bekannt, die in den Fahrzeugsitzen oder in einer Mittelkonsole angeordnet sind.
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Die Fahrzeuginsassenschutzsysteme können so ausgelegt sein, dass abhängig von der Rückhalte- bzw. Unfallsituation oder einer Sitzbelegung, welche durch Sensoren detektiert werden können, nur bestimmte Gassackmodule aktiviert werden, sodass die Gassäcke der Gassackmodule beispielsweise durch einen pyrotechnischen Generator mit einem Gas befüllt und aufgeblasen werden.
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Insbesondere bei Gassackmodulen, deren Gassack eine Bewegung eines Fahrzeuginsassen quer zur Fahrzeuglängsrichtung begrenzen und/oder abbremsen sollen, kann es dabei vorkommen, dass der Gassack beim Auftreffen des Fahrzeuginsassen aufgrund fehlender Stützwirkung ausweicht oder „wegknickt“. Dies kann beispielsweise bei Seitengassäcken in Cabrios vorkommen, die in der Regel keinen Dachrahmen und keine B-Säule besitzen. Um diese Gefahr zu minimieren, können Gassäcke aus dem Stand der Technik beispielsweise spezielle Nähte/Nahtmuster oder in den Gassack integrierte Bänder aufweisen.
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Weiterhin sind Gassäcke bekannt, bei denen ein Teil der Hauptkammer zur Abstützung auf einer Fahrzeugtüraußenseite genutzt wird. Beispielsweise zeigt die
DE 10 2005 050 574 A1 ein Seitengassackmodul, bei dem der Gassack durch längliche Einschnitte in mehrere miteinander verbundene Abschnitte unterteilt und derart gefaltet ist, dass sich bei einem Entfalten zumindest ein Teil der Abschnitte auf der Türaußenseite zum Liegen kommen.
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Aufgabe der Erfindung
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Gassackmodul, insbesondere ein in einer Fahrzeugtür angeordnetes Seitengassackmodul in einem Cabrio und/oder ein in einem Fahrzeugsitz oder einer Mittelkonsole angeordnetes Mittelgassackmodul zur Verfügung zu stellen, das einen höheren Pendelschutz aufweist. Weiterhin ist es Aufgabe der Erfindung, ein Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Gassackmodul der zuvor genannten Art zur Verfügung zu stellen, bei dem die Gefahr eines „Wegknickens“ des Gassacks beseitigt oder zumindest verringert wird. Auch ist es Aufgabe der Erfindung, dass der Fahrzeuginsassenschutz bei einem schrägen Frontal- oder Seitenaufprall und/oder einem Überschlag verbessert wird. Zudem ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Betrieb eines solchen Fahrzeuginsassenschutzsystems zur Verfügung zu stellen.
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Lösung der Aufgabe
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Zur Lösung der Aufgabe führen die Merkmale nach dem Anspruch 1 und dem Anspruch 12. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
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Ein erfindungsgemäßes Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Gassack umfasst zumindest einem Gassack und einen Gasgenerator. Erfindungsgemäß handelt es sich bei dem Gassackmodul insbesondere um ein Seitengassackmodul oder um ein Mittelgassackmodul. Das erfindungsgemäße Seitengassackmodul ist vorzugsweise in einer Fahrzeugtüre angeordnet. Derartige Seitengassäcke sind dabei insbesondere bei Cabrios in der Fahrzeugtüre angeordnet, da diese Fahrzeuge in der Regel keinen Dachrahmen aufweisen, in dem der Seitengassack untergebracht werden kann. Das erfindungsgemäße Mittelgassackmodul ist vorzugsweise in einem Fahrzeugsitz und/oder in der Mittelkonsole des Fahrzeugs angeordnet. Durch das Mittelgassackmodul kann einerseits ein Aufeinandertreffen von Fahrzeuginsassen verhindert oder zumindest die Intensität des Aufeinandertreffens reduziert werden und andererseits kann eine seitliche Bewegung des Fahrzeuginsassen minimiert und dadurch auf den Körper wirkende Beschleunigungen verringert werden. Weiterhin kann der Seitengassack und/oder der Mittelgassack bei einem frontalen Schrägaufprall beispielsweise dazu genutzt werden, den Fahrzeuginsassen ergänzend zu seinem Frontairbag zu schützen bzw. die Rückhaltewirkung des Frontgassacks zu verbessern.
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Das Gassackmodul des erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassenschutzsystems weist zumindest eine Hauptkammer auf, auf die der Fahrzeuginsasse in einem Rückhaltefall auftritt. Weiterhin umfasst das Gassackmodul neben der Hauptkammer zumindest eine im Wesentlichen von der Hauptkammer getrennt ausgebildete Stützkammer. Die Stützkammer des Gassackmoduls ist erfindungsgemäß auf einer dem Fahrzeuginsassen abgewandten Seite der Hauptkammer angeordnet, sodass durch die Stützkammer auf die Hauptkammer eine Stützkraft ausgeübt werden kann und die Hauptkammer dadurch hin zu dem Fahrzeuginsassen gedrückt werden kann.
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Somit kann durch die Stützkammer auch bei einer geöffneten oder durch ein Schadensereignis zerstörten Seitenscheibe eine ausreichende Stützkraft erzeugt werden, sodass der Fahrzeuginsasse beispielsweise bei einem frontalen Schrägaufprall an der Hauptkammer entlang gleitet und den Frontgassack in dessen Wirkbereich trifft. Zudem kann durch die Hauptkammer des Seitengassackmoduls ein Auftreffen des Fahrzeuginsassen auf die Türbrüstung verhindert werden. Dasselbe gilt dabei ebenfalls für ein Mittelgassackmodul, dass den Fahrzeuginsassen einerseits ebenfalls zu einem Frontgassack leiten kann und andererseits ein Aufeinandertreffen von nebeneinandersitzenden Fahrzeuginsassen verhindern bzw. zumindest die Intensität des Aufeinandertreffens vermindern kann.
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Die Länge der Stützkammer entspricht vorzugsweise im Wesentlichen der Länge (jeweils in Fahrzeuglängsrichtung) der Hauptkammer, sodass sich die Stützkammer im Wesentlichen über die gesamte Länge der Hauptkammer erstreckt und diese abstützt. Weiterhin kann die Stützkammer auch eine geringere Länge als die Hauptkammer aufweisen und somit die Hauptkammer nur in einem Teilbereich hin zu dem Fahrzeuginsassen abstützen.
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Die im Wesentlichen von der Hauptkammer getrennt ausgebildete Stützkammer ist hierfür über zumindest ein Halteelement an einem Anbindepunkt oder an einem Anbindebereich befestigt. Bei dem Halteelement kann es sich insbesondere um einen Gewebestreifen oder ein Gewebeband handeln.
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Der Anbindepunkt bzw. der Anbindebereich befindet sich vorzugsweise nicht an der Hauptkammer des Gassackmoduls, sondern ist an dem Gassackmodul derart angeordnet, dass das Halteelement in einem im Fahrzeug eingebauten Zustand des Gassackmoduls direkt oder indirekt an dem Fahrzeug befestigt ist. Somit ist die Stützkammer über das Halteelement fahrzeugfest verankert und kann dadurch Kräfte über das Halteelement und das bzw. die Befestigungsmittel am Anbindepunkt bzw. im Anbindebereich in die Fahrzeugstruktur leiten. Dadurch kann ein sicheres Abstützen der Hauptkammer des Gassackmoduls erreicht werden, wodurch ein Pendelschutz entsteht, der ein Bewegung des Gassack weg von dem Fahrzeuginsassen verhindert oder zumindest stark verringert. In einem Ausführungsbeispiel kann der Anbindepunkt bzw. der Anbindeberich der Stützkammer dem Anbindepunkt bzw. Anbindebereich der Hauptkammer des Gassackmoduls entsprechen. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass für die Stützkammer keine separaten Befestigungselemente in dem Gassackmodul bzw. an dem Fahrzeug benötigt werden und somit kein erhöhter Montageaufwand entsteht.
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Um die Stützkraft zu erhöhen und/oder die Hauptkammer des Gassackmoduls stärker hin zu dem Fahrzeuginsassen zu drücken, kann das Gassackmodul des Fahrzeuginsassenschutzsystems zwei oder mehrere Stützkammern umfassen. Die einzelnen Stützkammern sind vorzugsweise als im Wesentlichen separate Kammern ausgebildet. Die einzelnen Stützkammern sind dabei jeweils über ein der Stützkammer zugeordnetes Halteelement mit dem Anbindepunkt bzw. Anbindebereich verbunden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass die Halteelemente von verschiedenen Stützkammern an verschiedenen Anbindepunkten bzw. Anbindebereichen befestigbar sind.
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Sofern das Fahrzeuginsassenschutzsystem mehrere Stützkammern umfasst, sind diese in einer Fahrzeughochrichtung vorzugsweise übereinander angeordnet. Dadurch kann beispielsweise die Hauptkammer des Gassackmoduls stärker zu dem Fahrzeuginsassen hingedrückt werden. Weiterhin kann dadurch der Pendelschutz verbessert und erhöht werden. Somit kann dadurch die Gefahr weiter minimiert werden, dass der Seitengassack eines erfindungsgemäßen Gassackmoduls auf Grund einer geöffneten oder zerstörten Seitenscheibe aus dem Fahrzeuginnern austritt.
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Die Größe der Stützkraft, die durch die Stützkammer auf die Hauptkammer ausgeübt wird, kann über verschiedene Merkmale variiert bzw. gesteuert werden. Insbesondere kann die Größe der Stützkraft sowohl über eine Größe und/oder Form der Stützkammer gesteuert werden als auch über eine Länge des Halteelements.
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In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel weist die Stützkammer bzw. weisen die Stützkammern einem im Wesentlichen kreisrunden Querschnitt auf. Folglich sind die Stützkammern in einem solchen Ausführungsbeispiel über einen wesentlichen Teil Ihrer Länge als kreisrunde Zylinder ausgebildet. Eine Zylinderform mit im Wesentlichen kreisrunden Querschnitt hat den Vorteil, dass ein Zylinder um seine Längsachse im Wesentlichen knickstabil ist, wodurch die Stützkammer im Vergleich zu einer anderen Querschnittsform, wie bspw. einem Oval, eine höhere Stützkraft auf die Hauptkammer ausüben kann, ohne selbst nachzugeben.
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Die Längsachse des Zylinders der Stützkammern ist in einem aufgeblasenen Zustand der Kammern der Gassäcke bei einem Seitengassackmodul weitestgehend parallel zu der Fahrzeuglängsachse ausgerichtet. Bei einem Mittelgassackmodul kann die Längsachse des Zylinders der Stützkammern in einem aufgeblasenen Zustand der Kammern der Gassäcke auch parallel zu der Sitzfläche des Fahrzeugsitzes ausgerichtet sein. Dabei können die Längsachse der Stützkammer und die Fahrzeuglängsachse, insbesondere bei Fahrzeugsitzen die um eine Hochachse verdrehbar im Fahrzeug angeordnet sind, um einen Winkel ungleich 0° zueinander verdreht sein. Bei solchen um die Hochachse verdrehbaren Fahrzeugsitzen kann weiterhin beidseitig in dem Sitz ein erfindungsgemäßes Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Gassackmodul vorgesehen sein. Somit kann abhängig von einer Position des Sitzes im Schadensfall durch Aktivieren von einem oder beiden Gassackmodulen der Fahrzeuginsassenschutz verbessert werden.
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In bevorzugten Ausführungsformen stützt sich bei einem Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Seitengassackmodul zumindest eine Stützkammer des Seitengassacks auf der Türbrüstung und/oder auf der Außenseite der Fahrzeugtür ab. Bei einem Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Mittelgassackmodul stützt sich zumindest eine Stützkammer des Mittelgassacks an einem Fahrzeugsitz oder einem Element der Mittelkonsole ab. Weiterhin kann ein solches Mittelgassackmodul auch beidseits der Hauptkammer zumindest eine Stützkammer umfassen, sodass ein beidseitiger Pendelschutz erzielt werden kann oder zumindest, dass eine Pendelbewegung der Hauptkammer beim Auftreffen der Fahrzeuginsassen minimiert wird.
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Die zumindest eine Stützkammer und die Hauptkammer des Gassackmoduls können sowohl in Strömungsverbindung zueinanderstehen, als auch als komplett separate Gassackkammern ausgebildet sein. Sofern die Hauptkammer und die Stützkammer als separate Gassackkammern ausgebildet sind, können diese von demselben oder von separaten Gasgeneratoren befüllt werden.
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Sofern die Gassackkammern von demselben Gasgenerator befüllt werden, werden in der Regel sowohl die Hauptkammer als auch die Stützkammer vollständig von dem Generator befüllt. Sofern die Gassackkammern von separaten Gasgeneratoren befüllt werden, kann beispielsweise auch ermöglicht werden, dass die Befüllung der Stützkammer situationsabhängig nur dann erfolgt, wenn die Scheibe geöffnet und in unterer Stellung ist oder durch den Eintritt des Schadensereignisses zerstört wurde. Hierfür sollte ein Auslösemechanismus des Gassackmoduls beispielsweise mit Sensorelementen zur Detektion des Zustands bzw. der Stellung der Seitenscheibe verbunden sein. Weiterhin kann auch ein mehrstufiger Gasgenerator zur Befüllung der Hauptkammer und der Stützkammer genutzt werden. In einem solchen Ausführungsform kann eine zweite Stufe beispielsweise erst dann gezündet werden, wenn durch Sensorelemente festgestellt wird, dass eine Seitenscheibe durch das Schadensereignis zerstört wurde.
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In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassenschutzsystems kann weiterhin vorgesehen sein, dass eine Standzeit der Stützkammer größer oder gleich der Standzeit der Hauptkammer ist. Dadurch kann erreicht werden, dass auf die Hauptkammer durch die Stützkammer über die gesamte Standzeit der Hauptkammer eine ausreichende Stützkraft ausgeübt wird. Dadurch kann beispielsweise während der Dauer eines Überschlags durch die Stützkammer auf die Hauptkammer eine ausreichende Stützkraft hin zu dem Fahrzeuginsassen ausgeübt werden. Somit kann beispielsweise bei einem solchen Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Seitengassackmodul (etwa in einem Cabrio) über die gesamte Dauer eines Überschlags der Fahrzeuginsassenschutz verbessert werden, wobei die Gefahr eines Austritts bzw. einer Pendelbewegung der Hauptkammer aus dem Fahrzeug verhindert oder zumindest deutlich verringert werden kann. Auch ist denkbar, dass wie oben beschrieben die Stützkammer durch einen separaten Gasgenerator bei einem Überschlag erst befüllt wird, sobald über geeignete Sensorelemente festgestellt wird, dass die Seitenscheibe zerstört wurde. In einem solchen Ausführungsbeispiel stützt sich die Hauptkammer des Seitengassackmoduls zunächst an der Seitenscheibe ab. Wird diese nun durch das Schadensereignis, wie beispielsweise den Überschlag zerstört, wird auch die Stützkammer durch einen Gasgenerator befüllt, sodass diese im Folgenden die Stützkraft auf die Hauptkammer ausüben kann.
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Weiterhin wird durch die Erfindung auch ein Verfahren zum Betrieb eines erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassenschutzsystems mitumfasst.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt im Falle eines Schadensereignisses die Aktivierung des Gassackmoduls. Die Feststellung des Schadensereignisses wird dabei durch Sensoren und oder Messwerte des Fahrzeugs festgestellt und ist aus dem Stand der Technik bekannt. Über Sensorelemente wird zudem detektiert, ob sich die Seitenscheibe in einem geschlossenen oder geöffneten Zustand befindet und/oder ob die Seitenscheibe in einem intakten Zustand ist. Die Detektion des allgemeinen Zustands bzw. des Öffnungszustands der Seitenscheibe kann dabei über ein einzelnes oder über mehrere Sensorelemente erfolgen. Zudem kann die Detektion des Zustands der Seitenscheibe erst bei Feststellung eines Schadensereignisses bzw. der Aktivierung des Gassackmoduls erfolgen, oder aber bereits zuvor.
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Sofern detektiert wird, dass die Seitenscheibe geöffnet oder zerstört ist, wird außer der Hauptkammer auch die Stützkammer des Gassackmoduls des Fahrzeuginsassenschutzsystems mit Gas befüllt. Vorzugsweise weist das Fahrzeuginsassenschutzsystem in einem solchen Ausführungsbeispiel für die Hauptkammer und die zumindest eine Stützkammer zwei getrennte Gasgeneratoren auf. Auch weisen die Hauptkammer und die Stützkammer in einem solchen Ausführungsbeispiel vorzugsweise keine Strömungsverbindung zueinander auf. Sofern detektiert wird, dass die Seitenscheibe geschlossen oder intakt ist, wird der Gasgenerator zum Befüllen der Stützkammer nicht aktiviert und somit lediglich die Hauptkammer des Gassackmoduls mit Gas befüllt.
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In einem Ausführungsbeispiel kann die Stützkammer weiterhin innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters nach einer Aktivierung des Gassackmoduls und der Befüllung der Hauptkammer durch den ihr zugeordneten Gasgenerator gefüllt werden. Dieser Zeitraum wird vorzugsweise durch eine Standzeit der Hauptkammer beschränkt. Dadurch kann die Stützkammer beispielsweise bei einem Überschlag auch erst befüllt werden, nachdem die Hauptkammer bereits befüllt wurde.
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In einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel kann ein Verfahren zum Betrieb des Fahrzeuginsassenschutzsystems angewandt werden, bei dem die Stützkammer unabhängig von einem Zustand der Seitenscheibe durch die Aktivierung des Gassackmoduls gleichzeitig mit der Hauptkammer befüllt wird. Die Befüllung kann dabei über denselben oder einen separaten Gasgenerator erfolgen.
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Weiterhin kann auch ein Verfahren zum Betrieb des Fahrzeuginsassenschutzsystems angewandt werden, bei dem die Stützkammer und die Hauptkammer in Strömungsverbindung stehen und von einem mehrstufigen Gasgenerator befüllt werden. Ein Zünden der zweiten Gasgeneratorstufe kann in einem solchen Ausführungsbeispiel beispielsweise nur bzw. erst dann erfolgen, wenn durch Sensorelemente ein geöffneter oder zerstörter Zustand der Seitenscheibe festgestellt wird.
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Figurenliste
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnungen. Diese zeigen in
- - 1 eine schematische Seitenansicht auf ein erfindungsgemäßes Fahrzeuginsassenschutzsystem mit einem Seitengassackmodul von einer Fahrzeuginnenseite;
- - 2 eine schematische Vorderansicht auf ein Seitengassackmodul aus dem Stand der Technik;
- - 3 eine schematische Vorderansicht auf ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassenschutzsystems mit einem Seitengassackmodul;
- - 4 eine schematische Vorderansicht auf ein zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassenschutzsystems mit einem Seitengassackmodul;
- - 5 eine Detailansicht auf einen Anbindebereich der Gassackkammern des Seitengassackmoduls nach 4; und
- - 6 eine schematische Seitenansicht von einer Fahrzeugaußenseite auf eine Fahrzeugtür mit dem Seitengassackmodul nach 4.
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1 zeigt eine schematische Seitenansicht auf ein Fahrzeuginsassenschutzsystem 1 mit einem Seitengassackmodul 2. Das Seitengassackmodul 2 ist in dem dargestellten Ausführungsbeispiel in einer Fahrzeugtür 10 eines Cabrios untergebracht. Ein solches Seitengassackmodul 2 ist bei Cabrios beispielsweise in der Fahrzeugtür 10 angebracht, da diese keinen Dachrahmen aufweisen, der sich von der A-Säule 6 nach hinten erstreckt, in dem „Curtain-Airbags“ in der Regel untergebracht sind.
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Das Seitengassackmodul 2 weist eine Hauptkammer 4 auf, die in einem Anbindebereich 14 über Befestigungselemente 16 mit der Fahrzeugtür 10 verbunden ist und sich in einem entfalteten Zustand von einer Türbrüstung 18 (bspw. 5) nach oben in Richtung einer Fahrzeughochrichtung 34 erstreckt. Bei einer geschlossenen und intakten Seitenscheibe 26 erstreckt sich die Hauptkammer von der Türbrüstung 18 zwischen dem Fahrzeuginsassen auf dem Fahrzeugsitz 12 und der Seitenscheibe 26 nach oben. Die Hauptkammer 4 kann durch ein im Inneren befindliches X-Tether-System 30 und/oder durch Nähte 32 in mehrere innere Kammern 28, die zueinander offen ausgebildet sind, unterteilt sein. Durch das X-Tether-System 30 bzw. die Nähte 32 ist die Form der Hauptkammer 4 im aufgeblasenen Zustand definierbar.
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Ein Seitengassackmodul aus dem Stand der Technik ist in 2 dargestellt. Die Hauptkammer 4 dieses Seitengassackmoduls hat im entfalteten Zustand nur einen geringen Kontakt mit der Türbrüstung 18 der Fahrzeugtür 10. Dadurch besteht beispielsweise bei einem frontalen Schrägaufprall die Gefahr, dass die Hauptkammer 4 beim Auftreffen des Fahrzeuginsassen nach außen pendeln und um den Bereich der Türbrüstung abknicken kann.
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Um ein solches Auspendeln zu verhindern oder zumindest zu minimieren umfasst das erfindungsgemäße Seitengassackmodul neben der Hauptkammer 4 zumindest eine im Wesentlichen von der Hauptkammer 4 getrennte Stützkammer 20 (siehe 3 bis 6). Die Stützkammer 20 kann abhängig von der Ausführungsform mit der Hauptkammer 4 in Strömungsverbindung stehen oder als separate Gassackkammer ohne Strömungsverbindung ausgebildet sein.
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In 3 ist weiterhin dargestellt, dass das Seitengassackmodul 2 unter einer Türverkleidung der Fahrzeugtür 10 angeordnet ist. Bei einer Aktivierung des Seitengassackmoduls 2 wird eine Abdeckung 22 in der Türverkleidung durch das Entfalten der Gassackkammern 4, 20 des Seitengassackmoduls 2 weggedrückt, sodass sich die Gassackkammern 4, 20 entfalten können.
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Die Stützkammer 20 ist über ein Halteelement 24 an einem Anbindepunkt/- bereich 14 befestigt. Im Nachfolgenden wird zur Vereinfachung jeweils ein Anbindebereich 14 genannt, dies kann ohne weiteres auch ein Anbindepunkt sein. Bei dem Halteelement 24 kann es sich beispielsweise um einen Gewebestreifen oder ein Gewebeband handeln. Der Anbindebereich 14 des Halteelements 24 der Stützkammer 20 kann dabei einem Anbindebereich 14 der Hauptkammer 4 entsprechen. In einem solchen Ausführungsbeispiel wird das Halteelement 24 vorzugsweise über dieselben Befestigungselemente 16 wie die Hauptkammer 4 an der Fahrzeugtür 10 bzw. an dem des Seitengassackmoduls 2 befestigt. In einem weiteren Ausführungsbeispiel kann das Halteelement auch an einem Gehäuse des Seitengassackmoduls 2 befestigt werden. Wesentlich bei der Befestigung des Halteelements 14 ist, dass diese nicht an der Hauptkammer 4, sondern fahrzeugfest an der Fahrzeugtür 10 bzw. an dem Gehäuse des Seitengassackmoduls 2 erfolgt, welches wiederum selbst fahrzeugfest an der Fahrzeugtür 10 angebunden ist.
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Durch die fahrzeugfeste Anbindung der Stützkammer 20 über das Halteelement 24 liegt diese auf der Fahrzeuginsassenabgewandten Seite der Hauptkammer 4 auf der Türbrüstung 18 der Fahrzeugtür 10 auf und übt dadurch eine Stützkraft auf die Hauptkammer 4 aus. Durch diese Stützkraft wird die Hauptkammer 4 hin zu dem Fahrzeuginsassen gedrückt, wodurch dieser beispielsweise bei einem frontalen Schrägaufprall durch die Hauptkammer 4 derart zu einem Frontgassack geleitet werden kann, dass er den Frontgassack in einem optimalen Wirkbereich trifft. Weiterhin kann über die Stützkraft verhindert werden, dass die Hauptkammer 4 nach außen pendelt oder es kann zumindest das Risiko eines solchen Auspendelns und nach außen Wegknickens der Hauptkammer 4 verringert werden.
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In den 4 bis 6 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassenschutzsystems 1 dargestellt. Im Vergleich zu dem Fahrzeuginsassenschutzsystem 1 nach 3 weist dieses eine weitere Stützkammer 21 auf. Die weitere Stützkammer 21 ist in einer Fahrzeughochrichtung 34 oberhalb der Stützkammer 20 angeordnet, die auf der Türbrüstung 18 aufliegt und sich auf dieser abstützt.
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Die weitere Stützkammer 21 ist über ein weiteres Halteelement 25 ebenfalls fahrzeugfest an einem Anbindebereich 14 der Fahrzeugtür 10 befestigt. In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel entspricht der Anbindebereich 14 des Halteelements 25 der weiteren Stützkammer 21 dem Anbindebereich 14 des Halteelements 24 der Stützkammer 20.
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Über die Länge des Halteelements bzw. der Halteelemente 24, 25 kann eine Größe der Stützkraft, die durch die Stützkammer/n 20, 21 auf die Hauptkammer 4 ausgeübt wird, gesteuert bzw. eingestellt werden. Weiterhin kann die Größe der Stützkraft auch durch die Größe und/oder Form der Stützkammer/n 20, 21 variiert werden. Insbesondere kann die Größe der Stützkraft über die Länge der Stützkammer/n 20, 21 in einer Fahrzeuglängsrichtung 36, die Form, insbesondere die Querschnittsform der Stützkammer/n 20, 21 und/oder einen Durchmesser 38 der Stützkammer/n 20, 21 gesteuert und variiert werden.
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Wie in den Ausführungsbeispielen der 3 bis 5 dargestellt, weist die Stützkammer 20 bzw. weisen die Stützkammern 20, 21 einem im Wesentlichen kreisrunden Querschnitt auf. Dadurch kann ein im Wesentlichen störungsfreier Kraftfluss über die Stützkammern zwischen der Türbrüstung 18 und der Hauptkammer 4 erreicht werden, da die Stützkammer/n 20, 21 aufgrund der Zylinderform mit im Wesentlichen kreisrunden Querschnitt weitestgehend knickstabil um ihre Längsachse 40 (siehe 6) sind. In dem hier dargestellten Ausführungsbeispiel ist die Längsachse 40 der Stützkammer/n 20, 21 im Wesentlichen parallel zu der Fahrzeuglängsachse ausgebildet.
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Weiterhin ist auch die weitere Stützkammer 21 getrennt von der Hauptkammer 4 ausgebildet. Zudem ist die weitere Stützkammer 21 auch von der Stützkammer 20 getrennt ausgebildet. In einem abgewandelten Ausführungsbeispiel stehen die beiden Stützkammern 20, 21 dennoch in einem Strömungsverhältnis zueinander, sodass diese durch denselben (in den Figuren nicht dargestellten) Gasgenerator befüllt werden können. Abhängig von der Ausführungsform des Fahrzeuginsassenschutzsystems 1 können die Hauptkammer 4 und die Stützkammer/n 20, 21 von denselben oder von separaten Gasgeneratoren befüllt werden.
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Bei separaten Gasgeneratoren kann dadurch ermöglicht werden, dass die Stützkammer/n 20, 21 situationsabhängig nur dann mit Gas befüllt wird/werden, wenn die Hauptkammer 4 sich nicht an der Seitenscheibe 26 abstützen kann. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn sich die Seitenscheibe in einem geöffneten Zustand befindet oder durch ein Schadensereignis zerstört wurde. Weiterhin besteht auch die Möglichkeit, dass die Stützkammer/n 20, 21 innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne, beispielsweise der Standzeit der Hauptkammer 4, situationsabhängig befüllt werden kann/können. In einem solchen Ausführungsbeispiel kann die Befüllung beispielsweise bei einem Überschlag des Fahrzeugs erst dann erfolgen, wenn die Seitenscheibe 26 zerstört wurde.
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Sofern die Stützkammer/n 20, 21 und die Hauptkammer 4 in Strömungsverbindung zueinanderstehen, erfolgt eine Befüllung sämtlicher Gassackkammern vorzugsweise unabhängig von dem Zustand der Seitenscheibe gleichzeitig.
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Die zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiele sind in gleicher Weise ebenfalls bei Fahrzeuginsassensystemen mit einem Mittelgassackmodul einsetz- und anwendbar, wobei eine Abstützung der Stützkammer in diesem Fall insbesondere an der Mittelkonsole und/oder einem Fahrzeugsitz erfolgt und das Halteelement ebenfalls fahrzeugfest befestigt ist.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102005050574 A1 [0006]