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Die Erfindung betrifft eine Türschloss-Entriegelungsvorrichtung für eine Kraftfahrzeugtür umfassend einen Türgriff, der einen elektrischen Entriegelungsstrang, umfassend einen Auslöseschalter, mit dem bei der Türgriffbetätigung ein Servomotor für ein Türschloss aktivierbar ist, sowie einen mechanischen Entriegelungsstrang, bei dem eine direkte mechanische Entriegelung des Türschlosses durch die Türgriffbetätigung erfolgt, umfasst. Die Erfindung betrifft ferner eine damit versehene Kraftfahrzeugtür sowie ein mit einer solchen Kraftfahrzeugtür versehenes Kraftfahrzeug.
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Eine derartige Türschloss-Entriegelungsvorrichtung ist aus der
DE 2015 011 468 A1 bekannt, bei der die beiden Entriegelungsstränge funktionell in Reihe geschaltet sind, also bei einer manuellen Bewegung des Türgriffs aus einer Bereitschaftsstellung in eine elektrische Betätigungsstellung wird der elektrische Entriegelungsstrang aktiviert, wobei der Servomotor das Türschloss öffnet. Bei einer Bewegung des Türgriffs über die elektrische Betätigungsstellung hinaus in eine manuelle Betätigungsstellung wird der mechanische Entriegelungsstrang aktiviert. Damit der früher auslösende elektrische Entriegelungsstrang nicht aktiviert wird, ist eine Sensorik vorgesehen, welche die Absicht des Benutzers im Hinblick auf eine gewünschte elektrische oder mechanische Schlossauslösung erfasst.
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Aus der
DE 10 2015 209841 A1 ist ein Türschloss mit einer elektrischen Entriegelungsvorrichtung bekannt.
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Eine elektrische Schlossauslösung ist physikalisch notwendigerweise mit einem gewissen Zeitverzug im Bereich von 100 bis 300 msec verbunden, was bei einer normalen (normal schnellen) Türbetätigung keine Auswirkungen hat. Wird jedoch der Türgriff schnell betätigt, also der Türgriff „durchgerissen“, so wirkt sich diese Zeitverzögerung als eine Art „Hakeln“ beim Öffnen der Tür aus, weil der Bewegungshub des Türgriffs zu Ende ist, bevor das Schloss entriegelt ist.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein derartiges Verhalten bei der Öffnung einer Fahrzeugtür zu vermeiden und eine Türschloss-Entriegelungsvorrichtung bereitzustellen, die sich ohne Verzögerung auch bei schnellen Öffnungsvorgängen öffnen lässt.
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Die Erfindung ergibt sich aus den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Die Aufgabe wird bei einer gattungsgemäßen Türschloss-Entriegelungsvorrichtung dadurch gelöst, dass die beiden Entriegelungsstränge funktionell parallel und zeitgleich wirken. Mit anderen Worten sind anders als beim Stand der Technik die beiden Entriegelungsstränge nicht hintereinander geschaltet. Damit ergibt sich folgende Wirkungsweise:
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Beim normalen Ziehen des Türgriffs wird nach einem kurzen Griffhub über den Auslöseschalter ein elektrisches Signal erzeugt, welches das servounterstützte Öffnen startet und die Tür öffnet. Da der Griffhub nach dem elektrischen Schaltsignal nicht begrenzt ist, sondern in den mechanischen Griffhub übergeht, erfolgt durch die ansteigende Betätigungskraft ein haptisch gedämpfter Endanschlag ohne Hakeln.
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Beim schnellen Betätigen des Türgriffs mit großem Griffhub erfolgt die Auslösung des Schlosses entweder mechanisch oder elektrisch in Abhängigkeit davon, welche Auslösung zuerst eintritt. Auch hier erfolgt durch die ansteigende Betätigungskraft ein haptisch gedämpfter Endanschlag ohne Hakeln.
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Beim Durchreißen des Türgriffs ist die mechanische Betätigung schneller als die elektrische. Auch hier öffnet die Fahrzeugtür ohne Hakeln, da die rein mechanische Auslösung des Schlosses schneller wirkt als die elektrische Auslösung.
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Die Erfindung hat ferner den Vorteil einer Fail-Safe-Funktion des Türschlosses, welches auch bei Ausfall der Elektrik oder einzelner Bauteile wie Schalter, Steuerung, Motor, weiterhin eine nur geringfügig beeinträchtigte Funktionsfähigkeit behält.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wirken beide Entriegelungsstränge über eine Zentralverriegelungskupplung auf das Türschloss. Somit wird sichergestellt, dass bei Aktivierung der Zentralverriegelung eine Türöffnung vermieden wird.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist der Auslöseschalter derart im elektrischen Entriegelungsstrang angeordnet, dass die elektrische Entriegelung im Bewegungshub des Türgriffs vor der mechanischen Entriegelung über den mechanischen Entriegelungsstrang erfolgt. Damit wird erreicht, dass bei einer langsamen Öffnungsbewegung die Entriegelung des Türschlosses über dem elektrischen Entriegelungsstrang erfolgt.
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Die Erfindung betrifft ferner eine Kraftfahrzeugtür mit einer solchen Türschloss-Entriegelungsvorrichtung. Außerdem betrifft die Erfindung ein Kraftfahrzeug mit mindestens einer solchen Kraftfahrzeugtür.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der - gegebenenfalls unter Bezug auf die Zeichnung - zumindest ein Ausführungsbeispiel im Einzelnen beschrieben ist. Gleiche, ähnliche und/oder funktionsgleiche Teile sind mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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Es zeigt die einzige Figur eine schematische Darstellung einer bevorzugten Ausführung der erfindungsgemäßen Türschloss-Entriegelungsvorrichtung.
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Die Türschloss-Entriegelungsvorrichtung 10 umfasst einen nur schematisch dargestellten Türgriff 12 für eine Kraftfahrzeugtür, der von einem Benutzer translatorisch oder rotatorisch oder translatorisch-rotatorisch bewegbar ist. Der Türgriff 12 steht über zwei Entriegelungssträngen, nämlich einem elektrischen Entriegelungsstrang 14 und einem mechanischen Entriegelungsstrang 16 mit einer Zentralverriegelungskupplung 18 in Wirkverbindung. Der elektrische Entriegelungsstrang 14 umfasst einen Auslöseschalter 20, der bei der Bewegung des Türgriffs 12 schaltet. Der Auslöseschalter 20 kann ein mechanischer Schalter sein oder ein optischer oder magnetisch wirkender Schalter wie ein Reed-Schalter. Der Auslöseschalter 20 ist mit einer Kontrolleinrichtung 22 gekoppelt, die wiederum einen Servomotor 24 ansteuert, welcher mechanisch, beispielsweise über einen Bowdenzug oder ein Gestänge, mit der Zentralverriegelungskupplung 18 in Wirkverbindung steht. Parallel dazu ist der Türgriff 12 direkt mechanisch, beispielsweise über einen Bowdenzug oder ein Gestänge, mit der Zentralverriegelungskupplung 18 wirkverbunden.
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Die Zentralverriegelungskupplung 18 umfasst einen vorzugsweise von der Kontrolleinrichtung 22 gesteuerten Kupplungsmotor 26, über den die Zentralverriegelungskupplung 18 in Eingriff oder außer Eingriff bringbar ist und ist mit einem Türschloss 28 gekoppelt. Sofern sich die Zentralverriegelungskupplung 18 außer Eingriff befindet, bewirken die beiden Entriegelungsstränge 14, 16 nichts, also ein verriegeltes Türschloss 28 bleibt stets verriegelt. Sofern sich die Zentralverriegelungskupplung 18 im Eingriff befindet, können beide Entriegelungsstränge 14, 16 eine Entriegelung des Türschlosses 28 bewirken.
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Wird bei im Eingriff befindlicher Zentralverriegelungskupplung 18 der Türgriff 12 langsam betätigt, so erfolgt die Entriegelung des Türschlosses 28 über den elektrischen Entriegelungsstrang 14, wobei der Auslöseschalter 20 an einer bestimmten Stelle der Bewegung des Türgriffs 12 betätigt wird, wonach von der Kontrolleinrichtung 22 der Servomotor 24 aktiviert wird, der über die Zentralverriegelungskupplung 18 das Türschloss entriegelt. Der später auslösende mechanische Entriegelungsstrang 16 geht ins Leere. Bei einer schnelleren Betätigung des Türgriffs kann es sein, dass die Zeitverzögerung im elektrischen Entriegelungsstrang 14 länger dauert als die Weiterbewegung des Türgriffs 12 bis zum Auslösen über den mechanischen Entriegelungsstrang 16. Es ist eine Frage der Bewegungsgeschwindigkeit und der Anordnung der Auslösepunkte der Entriegelungsstränge 14, 16, wodurch die Entriegelung des Türschlosses 28 ausgelöst wird. Bei einer sehr schnellen Betätigung des Türgriffs 12 erfolgt die Entriegelung des Türschlosses 28 über den mechanischen Entriegelungsstrang 16.
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Obwohl die Erfindung im Detail durch bevorzugte Ausführungsbeispiele näher illustriert und erläutert wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen. Es ist daher klar, dass eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten existiert. Es ist ebenfalls klar, dass beispielhaft genannte Ausführungsformen wirklich nur Beispiele darstellen, die nicht in irgendeiner Weise als Begrenzung etwa des Schutzbereichs, der Anwendungsmöglichkeiten oder der Konfiguration der Erfindung aufzufassen sind. Vielmehr versetzen die vorhergehende Beschreibung und die Figurenbeschreibung den Fachmann in die Lage, die beispielhaften Ausführungsformen konkret umzusetzen, wobei der Fachmann in Kenntnis des offenbarten Erfindungsgedankens vielfältige Änderungen, beispielsweise hinsichtlich der Funktion oder der Anordnung einzelner, in einer beispielhaften Ausführungsform genannter Elemente, vornehmen kann, ohne den Schutzbereich zu verlassen, der durch die Ansprüche und deren rechtliche Entsprechungen, wie etwa weitergehenden Erläuterungen in der Beschreibung, definiert wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 2015011468 A1 [0002]
- DE 102015209841 A1 [0003]