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Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft Kraftfahrzeuge, die mit Fahrerassistenzsystemen ausgestattet sind. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung Hinderniserkennungsfunktionen, durch die der Fahrer eines Kraftfahrzeugs vor einem Hindernis gewarnt wird.
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Technischer Hintergrund
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Heutige Kraftfahrzeuge sind mit Hinderniserkennungsfunktionen zur Verwendung als Einparkhilfe bzw. Rangierhilfe versehen. Dadurch kann ein Fahrer eines Kraftfahrzeugs vor Hindernissen im Umfeld des Kraftfahrzeugs gewarnt werden, so dass dieser besser in einer beengten Umgebung rangieren kann. Üblicherweise werden derartige Hinderniserkennungsfunktionen automatisch aktiviert, wenn der Rückwärtsgang des Kraftfahrzeugs eingelegt wird, wie es beispielsweise aus der Druckschrift
US 2008/0195284 A1 bekannt ist.
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Darüber hinaus ist aus der Druckschrift
DE 10 2012 221 036 A1 ein Verfahren zum automatischen Einschalten einer Park- und/oder Rangierassistenzsystem basierend auf einem Blickverhalten des Fahrers bekannt.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2006 058 213 A1 ist ein Abstandswarnsystem beschrieben, das abhängig von der Fahrzeuggeschwindigkeit aktiviert wird.
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Gemäß der Druckschrift
DE 10 2006 043 171 A1 erfolgt eine automatische Aktivierung eines Abstandswarnsystems, wenn ein vorgegebener Lenkwinkel unterhalb einer vorgegebenen Fahrzeuggeschwindigkeit detektiert wird.
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In der Druckschrift
EP 1 970 730 A2 wird eine Umfeldüberwachungseinrichtung in einem Kraftfahrzeug automatisch aktiviert, wenn eine Bewegung des Fahrzeugs festgestellt wird.
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Wird bei stehendem Kraftfahrzeug die Hinderniserkennungsfunktion aktiviert, so bewirkt diese die Ausgabe eines akustischen Signals, wenn sich ein Hindernis nah an dem Kraftfahrzeug befindet. Ist vom Fahrer kein unmittelbares Anfahren geplant, ist das akustische Signal störend, und häufig deaktiviert der Fahrer in diesem Fall die Hinderniserkennungsfunktion. Weiterhin wird bei vielen Fahrzeugen die Hinderniserkennungsvorrichtung gemeinsam mit einer Anzeige auf einem Anzeigebildschirm benutzt, um eine Fahrzeugumgebung und insbesondere einen Abstand zu einem dort befindlichen Objekt schematisch darzustellen. Dieser Anzeigebildschirm steht daher nicht mehr für andere Funktionen zur Verfügung und der Fahrer ist geneigt, die Hinderniserkennungsvorrichtung zu deaktivieren, um den Anzeigebildschirm für die Nutzung anderer Funktionen, wie beispielsweise zur Interaktion mit einer Navigationseinrichtung zum Eingeben eines Fahrziels vor Beginn einer Fahrt, zur Nutzung von Informations-, Kommunikations- oder Entertainmentfunktionen oder zur Einstellung der Klimatisierung zu bedienen.
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Hat der Fahrer die Hinderniserkennungsvorrichtung deaktiviert und beginnt die Fahrt nicht unmittelbar im Anschluss daran, da dieser zwischenzeitlich andere Funktionen verwendet oder auf sonstige Weise abgelenkt ist, so besteht ein höheres Risiko, dass der Fahrer sich bei Fahrtantritt nicht bewusst ist, dass die Hinderniserkennungsvorrichtung deaktiviert ist. Dies gilt umso mehr, je mehr Zeit zwischen der Deaktivierung der Hinderniserkennungsvorrichtung und dem Fahrtantritt vergangen ist bzw. je mehr der Fahrer durch die Nutzung einer oder mehrerer sonstiger Fahrzeugfunktionen seit der Deaktivierung der Hinderniserkennungsvorrichtung abgelenkt worden ist. Die deaktivierte Hinderniserkennungsvorrichtung wird in der Regel nicht sofort nach dem Fahrtantritt erkannt, da der Fahrer annehmen muss, dass sich bei einer nicht erfolgten Hinderniswarnung kein Hindernis im Rangierweg des Kraftfahrzeugs befindet.
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Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine verbesserte Hinderniserkennungsfunktion zur Verfügung zu stellen, wodurch das Risiko, dass sich ein Fahrer bei Fahrtantritt nicht bewusst ist, dass die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert ist und womöglich nicht auf ein sich im Fahrweg befindliches Hindernis hingewiesen wird, reduziert wird.
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Offenbarung der Erfindung
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Diese Aufgabe wird durch das Verfahren zum Betreiben einer Hinderniserkennungsfunktion eines Fahrerassistenzsystems in einem Kraftfahrzeug gemäß Anspruch 1 sowie durch eine Hinderniserkennungsvorrichtung und ein Parkassistenzsystem gemäß den nebengeordneten Ansprüchen gelöst.
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Weitere Ausgestaltungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Gemäß einem Aspekt ist ein Verfahren zum Betreiben einer Hinderniserkennungsfunktion eines Fahrerassistenzsystems in einem Kraftfahrzeug vorgesehen, wobei die Hinderniserkennungsfunktion ausgebildet ist, abhängig von einem Abstand zu einem Objekt, d.h. bei Unterschreiten eines vorgegebenen Abstandsschwellenwerts durch den Abstand zu dem Objekt, in der Fahrzeugumgebung ein Warnsignal an einen Fahrer des Kraftfahrzeugs auszugeben, mit folgenden Schritten:
- - Erkennen eines manuellen Deaktivierens der Hinderniserkennungsfunktion;
- - nach Erkennen einer manuellen Deaktivierung, automatisches Aktivieren der Hinderniserkennungsfunktion bei Erkennen eines anstehenden Beginns einer Fahrt oder einer begonnenen Fahrt abhängig von einer Ablenkungsangabe, die angibt oder zumindest in Zusammenhang damit steht, in welchem Maß dem Fahrer nicht mehr bewusst ist, dass die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert ist.
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Eine Idee des obigen Verfahrens besteht darin, nach einem Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion abzuschätzen, ob der Fahrer willentlich möchte, dass die Hinderniserkennungsfunktion auch bei Fahrtantritt deaktiviert bleibt, oder ob sich der Fahrer bei Fahrtantritt womöglich nicht mehr darüber bewusst ist, die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert zu haben. In letzterem Fall soll die Hinderniserkennungsfunktion automatisch bei Erkennen eines möglichen Fahrtantritts wieder aktiviert werden. Dabei wird eine Wahrscheinlichkeit für den Wunsch des Fahrers, bei Fahrtantritt eine aktivierte Hinderniserkennungsfunktion vorzufinden, bestimmt.
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Für die Abschätzung, in welchem Maß der Fahrer zwischen dem Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion und dem tatsächlichen Fahrtantritt abgelenkt worden ist, können die seit dem manuellen Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion verstrichene Zeitdauer und/oder die Anzahl und/oder die Art der innerhalb der Zeitdauer vorgenommenen Bedienungsaktionen verwendet werden. Ergibt sich zwischen manuellem Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion und dem Fahrtantritt eine erhebliche Ablenkung des Fahrers, so kann mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der Fahrer zum Fahrtantritt sich nicht bewusst ist, dass die Hinderniserkennungsfunktion noch deaktiviert ist und eine aktivierte Hinderniserkennungsfunktion vorfinden möchte.
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Auf diese Weise ist es möglich, die Fälle zu reduzieren, in denen ein Fahrer von einer deaktivierten Hinderniserkennungsfunktion überrascht wird, obwohl er diese manuell deaktiviert hat. Dadurch wird ein Komfort- und Sicherheitsgewinn erreicht, da der Fahrer bei Fahrtantritt mit höherer Wahrscheinlichkeit vor Hindernissen gewarnt wird.
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Weiterhin kann die Hinderniserkennungsfunktion automatisch nur dann aktiviert werden, wenn zuvor eine manuelle Deaktivierung der Hinderniserkennungsfunktion erfolgt ist.
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Es kann vorgesehen sein, dass die Ablenkungsangabe einer Zeit, die seit dem manuellen Deaktivieren der Hindernisfunktion verstrichen ist, oder einer Anzahl der Bedienaktionen entspricht. Insbesondere kann die Ablenkungsangabe entsprechend einer Bewertungsfunktion bestimmt werden, die angibt, in welchem Maß der Fahrer seit dem manuellen Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion abgelenkt ist.
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Insbesondere kann die Bewertungsfunktion eine seit dem manuellen Deaktivieren verstrichene Zeitdauer und/oder eine Anzahl und die jeweilige Art der durch den Fahrer genutzten Anwendungsfunktionen berücksichtigen, wobei insbesondere die Nutzung der Anwendungsfunktion eine Bedienung einer Navigationsfunktion, eine Nutzung von Informations-, Kommunikations- und Entertainmentsystemen bzw. -funktionen, und/oder eine Bedienung von Klimatisierungsfunktionen umfassen.
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Weiterhin kann die Hinderniserkennungsfunktion automatisch aktiviert werden, wenn die Ablenkungsangabe größer ist als ein vorgegebener Ablenkungsschwellenwert.
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Gemäß einer Ausführungsform kann die Bewertungsfunktion abhängig von einem Verhalten des Fahrers adaptiert werden, indem ein Ereignis in der Bewertungsfunktion für die künftige Berechnung von Ablenkungsangaben nicht mehr oder in einem geringeren Maße berücksichtigt wird, wenn der Fahrer unmittelbar nach der automatischen Aktivierung der Hinderniserkennung diese wieder deaktiviert. Ergänzend oder alternativ kann in diesem Fall auch der Ablenkungsschwellenwert erhöht werden.
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Ergänzend oder alternativ kann auch im umgekehrten Fall, in dem ein erkanntes Ereignis, das in der Bewertungsfunktion nicht oder in zu geringem Maße für die automatische erneute Aktivierung der Hinderniserkennungsfunktion berücksichtigt wird, künftig überhaupt oder in stärkerem Maße in der Bewertungsfunktion zur Berechnung der Ablenkungsangabe berücksichtigt werden, wenn der Fahrer die Hinderniserkennung manuell in Verbindung mit dem Beginn einer Fahrt wieder aktiviert. Ergänzend oder alternativ kann in diesem Fall auch der Ablenkungsschwellenwert reduziert werden.
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Weiterhin kann vorgesehen sein, dass die Bewertungsfunktion fahrerindividuell ausgewählt werden kann.
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Gemäß einer Ausführungsform kann der anstehende Beginn der Fahrt oder die begonnene Fahrt durch Erfassung von Änderungen des Fahrzeugzustands festgestellt werden, insbesondere, wenn eines der folgenden Ereignisse festgestellt wird:
- - Der Motor wird angeschaltet, es wird eine andere Fahrstufe eingelegt.
- - Die Kupplung wird betätigt.
- - Die Fahrzeugbremse wird betätigt und/oder die Feststellbremse wird gelöst.
- - Das Kraftfahrzeug beginnt, sich zu bewegen.
- - Die Lenkung wird betätigt.
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Weiterhin kann die Hinderniserkennungsfunktion automatisch aktiviert werden, wenn die Zündung des Fahrzeugs eingeschaltet wird und/oder eine Fahrintention erkannt wird, durch die das Kraftfahrzeug in Bewegung gesetzt werden kann, insbesondere durch Einlegen einer Fahrstufe für eine Fahrt in Vorwärtsrichtung oder Rückwärtsrichtung.
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Es kann vorgesehen sein, dass, wenn ein Objekt in der Fahrzeugumgebung detektiert wird, ein akustisches Warnsignal ausgegeben wird.
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Gemäß einem weiteren Aspekt ist ein Fahrerassistenzsystem mit einer Hinderniserkennungsfunktion in einem Kraftfahrzeug vorgesehen, wobei das Fahrerassistenzsystem ausgebildet ist, um
- - abhängig von einem Abstand zu einem Objekt in der Fahrzeugumgebung, ein Warnsignal an einen Fahrer des Kraftfahrzeugs auszugeben;
- - ein manuelles Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion zu erkennen; und
- - nach Erkennen einer manuellen Deaktivierung, die Hinderniserkennungsfunktion bei Erkennen eines anstehenden Beginns einer Fahrt oder einer begonnenen Fahrt abhängig von einer Ablenkungsangabe, die angibt oder zumindest in Zusammenhang damit steht, in welchem Maß dem Fahrer nicht mehr bewusst ist, dass die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert ist, automatisch zu aktivieren.
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Gemäß einem weiteren Aspekt ist ein Kraftfahrzeug vorgesehen, umfassend:
- - einen oder mehrere Objekterkennungssensoren; und
- - das obige Fahrerassistenzsystem.
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Figurenliste
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Ausführungsformen werden nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung einer Draufsicht auf einen Querschnitt eines Kraftfahrzeugs mit einem Fahrerassistenzsystem, in der eine Hinderniserkennungsfunktion durchgeführt wird; und
- 2 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung eines Verfahrens zum Durchführen einer Hinderniserkennungsfunktion in einem Fahrerassistenzsystem eines Kraftfahrzeugs.
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Beschreibung von Ausführungsformen
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1 zeigt eine schematische Draufsicht auf einen Querschnitt eines Kraftfahrzeugs 1. In dem Kraftfahrzeug 1 ist ein Fahrerassistenzsystem 2 mit einer Hinderniserkennungsvorrichtung 3 vorgesehen, die mit Objekterkennungssensoren 4 im Frontbereich und im Heckbereich des Kraftfahrzeugs 1 verbunden ist.
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Die Hinderniserkennungsvorrichtung 3 kann als Hinderniserkennungsfunktion in dem Fahrerassistenzsystem 2 oder als separate Einheit ausgebildet sein. Die Hinderniserkennungsvorrichtung 3 kann mit einer Anzeigeeinrichtung 7 und/oder einem Lautsprecher 5 verbunden sein, um in an sich bekannter Weise ein optisches und/oder akustisches Warnsignal auszugeben, wenn sich vor oder hinter dem Kraftfahrzeug 1 ein Objekt innerhalb eines vorgegebenen Überwachungsraums befindet.
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Die Hinderniserkennungsvorrichtung 3 wird bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor aktiviert, wenn die Zündung des Fahrzeugs eingeschaltet ist, d.h. wenn eine Spannung an Klemme 15 anliegt. Alternativ kann die Aktivierung der Hinderniserkennungsfunktion abhängig von einer gewählten Fahrintention aktiviert werden. Das heißt, in einer Parkposition bleibt die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert. Die Hinderniserkennungsfunktion kann dann aktiviert und mithilfe der im Frontbereich vorgesehenen Umgebungssensoren vorgenommen werden, wenn eine Fahrstufe für eine Fahrt in Vorwärtsrichtung eingelegt ist. Analog kann die Hinderniserkennungsfunktion aktiviert und mithilfe der im Heckbereich vorgesehenen Umgebungssensoren vorgenommen werden, wenn eine Fahrstufe für eine Fahrt in Rückwärtsrichtung eingelegt ist.
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Die Hinderniserkennungsvorrichtung 3 ist mit einer Betätigungseinrichtung 6 verbunden, durch die der Fahrer eine aktivierte Hinderniserkennungsfunktion deaktivieren kann. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Fahrer nach Einschalten der Zündung bzw. nach dem automatischen Aktivieren der Hinderniserkennungsfunktion die Fahrt nicht unmittelbar beginnt.
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Befindet sich nun ein Hindernis im Überwachungsraum der Objekterkennungssensoren 4, so kann ein akustisches Warnsignal ausgegeben werden. Dieses Signal kann abhängig von einer Entfernung zu dem Hindernis variieren und ertönt kontinuierlich. Wenn der Fahrer eine Fahrt nicht antritt, ist es unangenehm und wird nicht zur Warnung des Fahrers benötigt, da keine Gefährdung durch das Hindernis besteht. Liegt zwischen Deaktivierung der Hinderniserkennungsfunktion und dem Fahrtantritt ein bestimmter Zeitraum, in dem der Fahrer anderweitig beschäftigt ist, so besteht eine Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Fahrer vergisst, die zuvor manuell deaktivierte Hinderniserkennungsfunktion wieder zu aktivieren. Wenn der Fahrer bei Fahrtantritt das Kraftfahrzeug rangiert und davon ausgeht, dass er oder sie vor Hindernissen in der Fahrzeugumgebung durch die Hinderniserkennungsfunktion gewarnt wird, ist die Gefahr eines Auffahrens auf ein Hindernis erhöht.
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Es ist daher eine Funktion in der Hinderniserkennungsvorrichtung 3 vorgesehen, die entsprechend dem Flussdiagramm der 2 näher beschrieben wird.
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In Schritt S1 wird die Hinderniserkennungsfunktion automatisch aktiviert. Dies kann, wie oben beschrieben, durch Einschalten der Zündung, d.h. mit Anlegen einer Versorgungsspannung an Klemme 15, erfolgen, insbesondere, wenn der Rückwärtsgang eingelegt ist. Alternativ kann das Aktivieren der Hinderniserkennungsfunktion abhängig von einer durch eine gewählte Fahrstufe vorgegebene Fahrtrichtung nur für die vorderen oder hinteren Objekterkennungssensoren 4 vorgenommen werden.
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In Schritt S2 wird überprüft, ob der Fahrer die Hinderniserkennungsfunktion durch manuelles Betätigen der Betätigungseinrichtung 6 deaktiviert hat. Ist dies nicht der Fall (Alternative: Nein), so wird zu Schritt S1 zurückgesprungen. Wurde die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert (Alternative: Ja), so wird in Schritt S3 zunächst ein Zeitgeber gestartet.
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In einem nachfolgenden Schritt S4 werden Betätigungen von Anwendungsfunktionen aufgezeichnet, die seit dem Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion durch den Fahrer genutzt/bedient/aktiviert/deaktiviert worden sind. Die Anwendungsfunktionen können beispielsweise die Bedienung einer Navigationsfunktion des Fahrerassistenzsystems 2, die Nutzung von Informations-, Kommunikations- und Entertainmentsystemen bzw. -funktionen, die Bedienung von Klimatisierungsfunktionen, wie beispielsweise der Heizung, der Lüftung, der Klimaanlage und/oder die Einstellung der Sitzheizung umfassen.
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In Schritt S5 wird überprüft, ob ein Fahrtantritt unmittelbar bevorsteht. Ist dies nicht der Fall, so wird zu Schritt S4 zurückgesprungen und weiterhin Betätigungen von Anwendungsfunktionen aufgezeichnet, anderenfalls (Alternative: Ja) wird das Verfahren mit Schritt S6 fortgesetzt. Der Fahrtantritt kann durch Erfassung von Änderungen des Fahrzeugzustands ermittelt werden. Beispielsweise kann eine der folgenden Ereignisse als Indiz für einen unmittelbar bevorstehenden Fahrtantritt angesehen werden:
- - Der Motor wird angeschaltet, es wird eine andere Fahrstufe eingelegt.
- - Die Kupplung wird betätigt.
- - Die Fahrzeugbremse wird betätigt und/oder die Feststellbremse wird gelöst.
- - Das Kraftfahrzeug beginnt, sich zu bewegen.
- - Die Lenkung wird betätigt.
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In Schritt S6 wird die seit dem Starten des Zeitgebers verstrichene Zeit erfasst und in Schritt S7 eine Ablenkungsangabe berechnet, die angibt, in welchem Maß dem Fahrer bewusst oder nicht mehr bewusst ist, dass die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert ist, obwohl dieser sich zum Fahrtantritt eine aktivierte Hinderniserkennungsfunktion wünscht. Die Ablenkungsangabe entspricht einem Ergebnis einer Berechnungsfunktion abhängig von der Anzahl und/oder Art der betätigten Anwendungsfunktionen und/oder der seit dem Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion verstrichenen Zeitdauer. Die Ablenkungsangabe kann einem Zahlenwert entsprechend, dessen Betrag den Grad der Ablenkung des Fahrers von der deaktivierten Hinderniserkennungsfunktion angibt. Die Ablenkung wird im dargestellten Ausführungsbeispiel umso größer angenommen je größer der Betrag der Ablenkungsangabe ist. Insbesondere kann die Ablenkungsangabe einer Wahrscheinlichkeitsangabe entsprechen, die eine Wahrscheinlichkeit dafür angibt, dass dem Fahrer nicht mehr bewusst ist, dass die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert ist.
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Eine sehr einfache beispielhafte erste Ausführung könnte ausschließlich die Zeit zur Entscheidungsgrundlage nehmen: Sind mehr als z.B. 30 Sekunden zwischen dem manuellen Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion und dem Fahrtantritt verstrichen, könnte die Hinderniserkennungsfunktion automatisch wieder aktiviert werden. Sind dagegen weniger als z.B. 30 Sekunden verstrichen, dann könnte die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert bleiben.
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Bei einer beispielhaften komplexeren zweiten Ausführung könnte zusätzlich die Anzahl der Bedienaktionen (Tastendruck, Druck auf das bzw. Drehen oder Schieben am zentralen Bedienelement „Controller“, Drehen an Drehknöpfen, Bediengesten, Bedienaktionen am Touchscreen etc.) berücksichtigt werden: sind mehr als 20 Sekunden zwischen dem manuellen Deaktivieren der Hinderniserkennungsfunktion und dem Fahrtantritt vergangen und/oder sind mindestens 5 Bedienaktionen erfolgt, dann könnte die Hinderniserkennungsfunktion automatisch wieder aktiviert werden. Sind dagegen weniger als 20 Sekunden verstrichen und/oder weniger als 5 Bedienaktionen erfolgt, dann könnte die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert bleiben.
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In Schritt S8 wird überprüft, ob die so ermittelte Ablenkungsangabe größer ist als ein vorgegebener Ablenkungsschwellenwert. Ist dies der Fall (Alternative: Ja), so wird die Hinderniserkennungsfunktion in Schritt S9 aktiviert und zu Schritt S2 zurückgesprungen. Ergibt die sich aus der Ablenkungsangabe, dass der Fahrer keine Aktivierung der Hinderniserkennungsfunktion wünscht, da diesem wahrscheinlich bewusst ist, dass er die Hinderniserkennungsfunktion deaktiviert hat, so bleibt diese deaktiviert, und es wird zu Schritt S1 zurückgesprungen.
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Insbesondere kann die der Berechnung der Ablenkungsangabe zugrundeliegende Funktion adaptiert werden. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass ein Ereignis, das in Schritt S7 für die automatische erneute Aktivierung der Hinderniserkennungsfunktion berücksichtigt wird, für die künftige Berechnung von Ablenkungsangaben nicht mehr berücksichtigt werden, wenn der Fahrer unmittelbar nach der automatischen Aktivierung der Hinderniserkennung in Schritt S9 diese wieder deaktiviert.
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Auch kann eine manuelle Aktivierung der deaktivierten Hinderniserkennungsfunktion z.B. durch entsprechende Betätigung der Betätigungseinrichtung 6 unmittelbar in zeitlicher Nähe zum Fahrtbeginn zur Adaption der Funktion verwendet werden. Somit kann alternativ oder zusätzlich vorgesehen sein, dass ein erkanntes Ereignis, das in Schritt S7 nicht für die automatische erneute Aktivierung der Hinderniserkennungsfunktion berücksichtigt wird, für die künftige Berechnung von Ablenkungsangaben berücksichtigt wird, wenn der Fahrer die Hinderniserkennung manuell unmittelbar in Verbindung mit dem Antritt einer Fahrt wieder aktiviert. Betätigt der Fahrer beispielsweise eine Fahrzeugbremse, aktiviert die Hinderniserkennungsfunktion und beginnt die Fahrt, kann das Ereignis „Betätigen der Fahrzeugbremse“ künftig für die Bewertung der Ablenkungsangabe berücksichtigt werden.
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Die Adaptionsfunktion kann mit Hilfe eines neuronalen Netzes realisiert werden, die durch die obigen Ereignisse der erneuten Deaktivierung einer sich automatisch aktivierenden Hinderniserkennungsfunktion oder der manuellen Aktivierung der Hinderniserkennungsfunktion trainiert werden kann.
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Insbesondere können die Berechnungsfunktion oder das zugrundeliegende neuronale Netz fahrerspezifisch gespeichert werden, so dass je nach erkanntem Fahrer die entsprechende Funktion aufgerufen werden kann.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kraftfahrzeug
- 2
- Fahrerassistenzsystem
- 3
- Hinderniserkennungsvorrichtung
- 4
- Objekterkennungssensoren
- 5
- Lautsprecher
- 6
- Betätigungseinrichtung
- 7
- Anzeigeeinrichtung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2008/0195284 A1 [0002]
- DE 102012221036 A1 [0003]
- DE 102006058213 A1 [0004]
- DE 102006043171 A1 [0005]
- EP 1970730 A2 [0006]