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Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft Anzeigesysteme für Datenbrillen, insbesondere zum Einsatz in einem Kraftfahrzeug. Die Erfindung betrifft zudem Maßnahmen, um die Ablenkung von Fahrern, die Datenbrillen tragen, von dem Verkehrsgeschehen zu reduzieren.
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Technischer Hintergrund
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Es sind Datenbrillen, auch Head-mounted Displays genannt, bekannt, die mithilfe einer Anzeigevorrichtung eine Abbildung auf einer oder zwei Anzeigeflächen im Blickfeld des Trägers der Datenbrille anzeigen können. Die Sichtöffnungen der Datenbrille sind transparent, so dass durch die Datenbrille die reale Umgebung in gewöhnlicher Weise wahrgenommen werden kann. Die Anzeigeflächen liegen in den Sichtöffnungen und können halbtransparent ausgebildet sein, so dass eine anzuzeigende Information, wie beispielsweise Text, Symbole, Graphiken, Videoanzeigen und dergleichen, die Wahrnehmung der Umgebung überlagernd angezeigt werden kann. Darüber hinaus sind auch Datenbrillen bekannt, die eine nicht-transparente Anzeige umfassen.
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Die Informationen werden dem Träger der Datenbrille in der Regel ganz oder teilweise kontaktanalog dargestellt, d.h. so dargestellt, dass die Information einem bestimmten Objekt in der Realumgebung überlagert ist bzw. an diesem orientiert ist oder dass die anzuzeigende Information in einer bestimmten Blickrichtung der Datenbrille bzw. deren Trägers angezeigt wird. Weiterhin ist es wünschenswert, die Information so darzustellen, dass sie in Bezug auf das Objekt in der Realumgebung perspektivisch korrekt erscheint, d.h. die Illusion entsteht, dass das Objekt der Realumgebung tatsächlich um das zusätzliche Merkmal der visuellen Information ergänzt wurde.
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Um die Information entsprechend kontaktanalog auf den Anzeigeflächen der Datenbrille anzuzeigen, ist es notwendig, die Position des Objektes in der Umgebung und die Pose der Datenbrille, d.h. die 3D-Position als auch die 3D-Ausrichtung der Datenbrille, in Bezug zum Objekt zu kennen. Zur Bestimmung der Pose der Datenbrille kann in der Datenbrille eine Posenerkennungseinheit vorgesehen. Die Posenerkennungseinheit weist in der Regel eine Kamera und Recheneinrichtung, z.B. in Form eines Mikroprozessors auf. Mithilfe der Kamera aufgezeichnete Abbildungen der Umgebung des Trägers der Datenbrille können basierend auf hinterlegten Abbildungen bzw. Strukturen des Fahrzeuginnenraums die Pose der Datenbrille im Fahrzeuginnenraum festgestellt werden. Diesen Vorgang nennt man auch Tracking.
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Die anzuzeigenden Informationen können Fahrer- und Fahrzeugzustandsangaben, Warnhinweise, Navigationsinformationen, Menü- und Kontextinformationen sowie Informationen des Entertainmentsystems umfassen. Insbesondere Navigationsinformationen, Warnhinweise, Informationen des Entertainmentsystems sowie Menü- und Kontextinformationen können in der Datenbrille unvermittelt angezeigt werden, um die Aufmerksamkeit des Fahrers auf die betreffende Information zu lenken. Zudem können bereitgestellte Menü-Informationen den Fahrer über Auswahlmöglichkeiten von weiteren Funktionen informieren und dazu animieren, das Menü zu bedienen und darüber weitere Funktionen zu aktivieren. Die Informationsfülle, die in einer Datenbrille je nach Fahrsituation angezeigt wird, kann einen erheblichen Teil der Aufmerksamkeit des Fahrers binden und einen Teil der Aufmerksamkeit vom Verkehrsgeschehen ablenken. Zudem kann sich der Fahrer in einer Unterhaltung mit weiteren Insassen des Kraftfahrzeugs oder mit einem telefonisch verbundenen Gesprächsteilnehmer befinden, wodurch ein weiterer Teil der Aufmerksamkeit des Fahrers weg vom Verkehrsgeschehen gelenkt wird.
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Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Verfügung zu stellen, wodurch die Aufmerksamkeit des Fahrers möglichst wenig vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird.
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Offenbarung der Erfindung
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Diese Aufgabe wird durch das Verfahren zum Betreiben eines Anzeigesystems mit einer Datenbrille gemäß Anspruch 1 sowie durch die Datenbrille gemäß dem nebengeordneten Anspruch gelöst.
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Gemäß einem ersten Aspekt ist ein Verfahren zum Betreiben eines Anzeigesystems in einer Datenbrille in einem Kraftfahrzeug vorgesehen, mit folgenden Schritten:
- - Überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt; und
- - Anzeigen einer anzuzeigenden Information in der Datenbrille abhängig davon, ob der Träger der Datenbrille an einem Gespräch teilnimmt.
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Gemäß einer Ausführungsform kann das Anzeigen der anzuzeigenden Information in der Datenbrille unterdrückt oder zeitlich verzögert werden, wenn festgestellt wird, dass der Träger der Datenbrille der Fahrer des Kraftfahrzeugs ist.
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Eine Idee des obigen Verfahrens besteht darin, die Informationsfülle, die in einer Datenbrille angezeigt wird und die die Aufmerksamkeit des Fahrers bindet, möglichst zu reduzieren, wenn dieser das Kraftfahrzeug führt und sich gleichzeitig in einem Gespräch bzw. einer Unterhaltung befindet. Insbesondere können die Einblendung von Informationen verzögert oder unterbunden werden, die die Aufmerksamkeit des Fahrers weg von dem Führen des Kraftfahrzeugs und weg von dem Führen der Unterhaltung lenken. Dadurch kann das notwendige Maß an Aufmerksamkeit für das Führen des Kraftfahrzeugs gewährleistet werden und der Fahrer während einer Gesprächssituation nicht durch das Einblenden von nicht erheblich fahrtrelevanten Informationen gestört werden.
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Weiterhin kann das Anzeigen der anzuzeigenden Information in der Datenbrille unterdrückt oder zeitlich verzögert werden, wenn festgestellt wird, dass der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt.
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Insbesondere kann die anzuzeigende Information, die zur Anzeige in der Datenbrille 3 unterdrückt oder zeitlich verzögert werden, eine oder mehrere der folgenden Informationen umfassen:
- - Informationen des Entertainmentsystems;
- - Menü bzw. Funktionsauswahlinformationen, durch die der Fahrer die Möglichkeit eines Aufrufs einer nicht für das Führen des Kraftfahrzeugs wesentliche Funktion erhält;
- - sich bewegende Informationen, insbesondere kontaktanalog angezeigte Ortsinformationen, insbesondere Ortsbezeichnungen, deren Anzeigeposition auf der Anzeigefläche der Datenbrille sich bei Änderung der Position und Längsausrichtung des Kraftfahrzeugs ändert; und
- - Navigationsinformationen.
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Insbesondere kann, wenn die anzuzeigende Information verzögert wird, diese nach Feststellung, dass der Träger der Datenbrille nicht mehr an einer Unterhaltung teilnimmt, dem Träger der Datenbrille, insbesondere für eine vorbestimmte Zeitdauer und/oder in einer zeitlichen Abfolge, angezeigt werden.
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Gemäß einer Ausführungsform kann das Anzeigen einer dringlich anzuzeigenden Information in der Datenbrille hervorgehoben werden, wenn festgestellt wird, dass der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt und der Fahrer des Kraftfahrzeugs ist. Dies ermöglicht es, dass dem Fahrer trotz Ablenkung durch die geführte Unterhaltung eine dringende Information zur Kenntnis gebracht werden kann.
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Weiterhin kann das Überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt, durchgeführt werden, indem Geräusche im Fahrzeuginnenraum erfasst werden und mithilfe einer Stimmerkennung ein Sprechen des Trägers der Datenbrille festgestellt wird.
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Alternativ oder zusätzlich kann das Überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt, durchgeführt werden, indem der Verlauf der detektierten Posen der Datenbrille ausgewertet wird. Dadurch können Bewegungsmuster, wie z.B. ein häufiges bzw. häufigeres Blicken zum Beifahrersitz, so interpretiert werden, dass sich der Fahrer in einer Unterhaltung mit dem Beifahrer befindet.
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Alternativ oder zusätzlich kann das Überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt, mithilfe einer Blickrichtungserkennung durchgeführt werden.
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Alternativ oder zusätzlich kann das Überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt, mithilfe einer Erkennung einer Lippenbewegung durchgeführt werden. Wenn festgestellt wird, dass sich die Lippen des Fahrers bewegen, kann auf ein Sprechen eines sich in einer Unterhaltung befindlichen Fahrers geschlossen werden.
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Alternativ oder zusätzlich kann das Überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt, durch Erkennen einer aktiven Mobilfunkverbindung durchgeführt werden. Besteht eine Sprachverbindung des Mobiltelefons, so kann davon ausgegangen werden, dass der Fahrer an einer Unterhaltung teilnimmt.
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Alternativ oder zusätzlich kann das Überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt, durch Auswerten von Mikrofonsignalen von mehreren im Fahrzeuginnenraum angeordneten Mikrofonen durchgeführt werden.
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Gemäß einer Ausführungsform kann das Überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt, und das Anzeigen der anzuzeigenden Information in der Datenbrille nur dann durchgeführt werden, wenn festgestellt wird, dass sich das Fahrzeug in Fahrt befindet, insbesondere wenn die Geschwindigkeit des Fahrzeugs größer als eine vorgegebene Mindestgeschwindigkeit ist.
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Gemäß einem weiteren Aspekt ist ein Anzeigesystem mit einer Datenbrille in einem Kraftfahrzeug vorgesehen, wobei ein Fahrerassistenzsystem ausgebildet ist, um zu überprüfen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt; und wobei die Datenbrille ausgebildet ist, um eine anzuzeigende Information in der Datenbrille abhängig davon anzuzeigen, ob der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt.
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Gemäß einem weiteren Aspekt ist eine Datenbrille für ein Anzeigesystem in einem Kraftfahrzeug vorgesehen, wobei die Datenbrille ausgebildet ist, um eine anzuzeigende Information in der Datenbrille abhängig davon anzuzeigen, ob ein Signal empfangen wird, das anzeigt, dass der Träger der Datenbrille an einer Unterhaltung teilnimmt.
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Figurenliste
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Ausführungsformen werden nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung eines Anzeigesystems mit einer Datenbrille zum Einsatz in einem Kraftfahrzeug; und
- 2 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung eines Verfahrens zum Betreiben des Anzeigesystems.
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Beschreibung von Ausführungsformen
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines Anzeigesystems 1 insbesondere zum Einsatz in einem Kraftfahrzeug. Das Anzeigesystem 1 umfasst ein Fahrerassistenzsystem 2, das in Kommunikationsverbindung 4 mit einer Datenbrille 3 steht. Die Kommunikationsverbindung 4 ist als ein Datenübertragungskanal ausgebildet, z.B. in Form einer drahtlosen Kommunikationsverbindung oder einer drahtgebundenen Kommunikationsverbindung. Die Kommunikationsverbindung 4 ist in der Lage, jegliche Art von Daten und Informationen zwischen dem Fahrerassistenzsystem 2 und der Datenbrille 3 zu übermitteln, beispielsweise basierend auf einer paketgebundenen Datenübertragung.
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Die Datenbrille 3 ist mit zwei transparenten Sichtscheiben 32, die in einem Rahmen 31 in an sich bekannter Weise eingefasst sind. Der Rahmen 31 ist mit Brillenbügeln 33 versehen, so dass die Datenbrille 3 am Kopf eines Benutzers in an sich bekannter Weise getragen werden kann.
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Die Sichtscheiben 32 sind weiterhin jeweils mit einer transparenten Anzeigefläche 35 versehen, in die durch eine geeignete Einrichtung, wie zum Beispiel eine an dem Rahmen 31 angeordnete Anzeigeeinrichtung 36, ein Anzeigebild angezeigt werden kann. Die Anzeigeeinrichtung 36 kann einen Mikroprozessor oder eine vergleichbare Recheneinheit und eine Anzeigeeinheit, wie z.B. eine Projektionseinrichtung oder dergleichen, aufweisen. Die Anzeigeeinheit kann ausgebildet sein, ein elektronisch generiertes Anzeigebild auf die jeweilige Anzeigefläche 35 einzublenden.
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Durch die transparente Ausbildung der Anzeigefläche 35 kann das elektronisch generiertes Bild die durch die Anzeigefläche 35 wahrnehmbare Realumgebung überlagern. Mithilfe der Anzeigeeinrichtung 36 kann eine Information, wie beispielsweise einen Text, ein Symbol, eine Videoinformation, eine Grafik oder dergleichen, auf einer oder beiden Anzeigeflächen 35 dargestellt werden.
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Die Datenbrille 3 kann wie eine typische Sehhilfe an dem Kopf des Benutzers getragen werden, wobei die Datenbrille 3 mit dem Rahmen 31 auf der Nase des Benutzers aufliegt und die Bügel 33 an dem Kopf des Benutzers seitlich anliegen. Die Blickrichtung des Benutzers in Geradeausrichtung erfolgt dann durch die Sichtscheiben 32 im Wesentlichen durch die transparenten Anzeigeflächen 35, so dass die Blickrichtung des Benutzers der Ausrichtung der Datenbrille 3 entspricht oder davon abgeleitet werden kann.
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Weiterhin kann die Datenbrille 3 mit einer Steuereinheit 37 versehen sein. Die Steuereinheit 37 kann in geeigneter Weise ausgebildet sein und Datenbrillenfunktionen und Funktionen des Anzeigesystems 2 ausführen. Dazu kann das Fahrerassistenzsystem 2 mit der Datenbrille 3 in Verbindung stehen, um Anzeigeinformationen betreffend kontaktanalog oder nicht-kontaktanalog anzuzeigenden virtuellen Objekten an die Datenbrille 3 zu übermitteln. Die Anzeigeinformationen definieren die Position und Darstellung der virtuellen Objekte in Bezug auf das Fahrzeug, d.h. in einem Fahrzeugkoordinatensystem (Bezugsystem des Kraftfahrzeugs).
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Beispielsweise kann die Steuereinheit 37 eine Posenerkennungsfunktion in Form eines Tracking-Prozesses ausführen, um eine Pose des Kopfes bzw. der Datenbrille in einem Fahrzeuginnenraum festzustellen. Die Pose einer Datenbrille 3 bezeichnet hierin die räumliche Position der Datenbrille 3 in dem Fahrzeugkoordinatensystem sowie deren dreidimensionale Ausrichtung. Die Steuereinheit 37 kann dazu mit einer geeigneten Datenbrillenkamera 38 verbunden sein, die etwa in Blickrichtung des Trägers der Datenbrille 3 gerichtet ist. Die Datenbrillenkamera 38 erfasst regelmäßig Kamerabilder und übermittelt diese an die Steuereinheit 37. Die Steuereinheit 37 wertet die Kamerabilder aus und versucht mithilfe von Mustererkennungsverfahren markante Strukturen des Fahrzeuginnenraums in dem Kamerabild aufzufinden, deren Positionen bekannt sind, und daraus die Pose der Datenbrille 3 zu ermitteln.
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Die Steuereinheit 37 können abhängig von der Pose der Datenbrille 3 die kontaktanalog anzuzeigenden virtuellen Objekte der Anzeigeinformationen vom Fahrzeugkoordinatensystem in ein Bezugsystem der Brille, insbesondere deren Anzeige, übersetzt werden.
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Weiterhin kann die Datenbrille 3 ein Datenbrillen-Mikrofon 39 aufweisen, um Geräusche in der Umgebung der Datenbrille 3 aufzuzeichnen. Wird die Datenbrille 3 in einem Fahrzeug getragen, so können die Geräusche im Fahrzeuginnenraum mithilfe des Datenbrillen-Mikrofons 39 erfasst werden. Das Datenbrillen-Mikrofon 39 kann auch als Körperschallmikrofon ausgebildet sein, um vorrangig ein Sprechen eines Benutzers zu detektieren
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Das Fahrerassistenzsystem 2 kann diverse Einrichtungen aufweisen, die die zur Sprachkommunikation von Fahrzeuginsassen dienen. So kann das Fahrerassistenzsystem 2 eine Freisprecheinrichtung, eine Spracheingabeeinrichtung zum Aufrufen von Fahrzeugfunktionen durch Spracherkennung oder sonstige Einrichtungen, deren Funktion auf der Erfassung von Geräuschen im Fahrzeuginnenraum basieren, umfassen oder mit diesen verbunden sein. Diese Einrichtungen sind mit einem Fahrzeug-Mikrofon 23 verbunden, das so angeordnet ist, um Geräusche im Fahrzeuginnenraum zu erfassen.
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Anhand des Flussdiagramms der 2 wird nun ein Verfahren zum Betreiben des Anzeigesystems 1 näher erläutert, das es ermöglicht, die in der Datenbrille 3 anzuzeigende Information abhängig davon bereitzustellen, ob der Fahrer des Kraftfahrzeugs eine Unterhaltung führt oder an einer Unterhaltung teilnimmt. Das Verfahren kann in der Datenbrille 3 oder in dem Fahrerassistenzsystem 2 durchgeführt werden. Alternativ kann das Verfahren auch verteilt in der Datenbrille 3 und dem Fahrerassistenzsystem 2 durchgeführt werden.
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In Schritt S1 wird festgestellt, ob sich das Kraftfahrzeug in Fahrt befindet, d.h. die Geschwindigkeit des Fahrzeugs größer als eine vorgegebene Mindestgeschwindigkeit von wenigen (z.B. 3) km/h ist. Ist dies der Fall (Alternative: Ja), wird das Verfahren mit Schritt S2 fortgesetzt, anderenfalls wird zu Schritt S1 zurückgesprungen.
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In Schritt S2 wird nun überprüft, ob der Fahrer des Kraftfahrzeugs an einer Unterhaltung oder an einem Gespräch teilnimmt. Dies kann basierend auf verschiedenen Bedingungen erkannt werden:
- - Das Datenbrillen-Mikrofon 39 erfasst, dass der Fahrer spricht. Das Sprechen des Fahrers kann mithilfe einer Stimmerkennung identifiziert werden. Dazu werden die aufgezeichneten Geräusche digitalisiert und an das Fahrerassistenzsystem 2 übertragen. Dort kann eine im Fahrerassistenzsystem 2 implementierte Stimmerkennung ein Sprechen des Fahrers erkennen. Die Stimme des Fahrers kann zuvor durch eine Einlernfunktion in die Stimmerkennungsfunktion eingelernt werden. Anhand der Pose der Datenbrille 3 kann zudem erkannt werden, dass sich der Fahrer auf dem Fahrersitz befindet und somit das Fahrzeug führt.
- - Das Fahrzeug-Mikrofon 23 erfasst, dass der Fahrer spricht. Das Sprechen des Fahrers kann identifiziert werden mithilfe einer Stimmerkennung im Fahrerassistenzsystem 2 oder eine Richtungserkennung der gesprochenen Sprache, nämlich, dass die Richtung der gesprochenen Sprache mithilfe des Fahrzeug-Mikrofons 23 erkannt wird. Wenn die Richtung, von der die gesprochene Sprache ausgeht, der Richtung einer vom Fahrersitz stammenden gesprochenen Sprache entspricht, wird der Fahrer als sprechende Person erkannt.
- - In Verbindung mit dem Aufzeichnen der gesprochenen Sprache durch das Datenbrillen-Mikrofon 39 und/oder das Fahrzeug-Mikrofon 23 kann durch Kopfbewegungen, die anhand des Verlaufs der detektierten Posen der Datenbrille erkannt werden, bestimmt werden, ob der Fahrer an einer Unterhaltung beteiligt ist. Die Grundlage für eine solche Erkennung ist, dass die Kopfbewegung einer sprechenden Person sich von der Kopfbewegung von nicht sprechenden Personen unterscheidet. Somit kann die Auswertung des Verlaufs der Posen der Datenbrille 3 geeignet sein, das Erkennen des Sprechens des Fahrers zu plausibilisieren. Wenn beispielsweise der Fahrer häufiger als im Durchschnitt seinen Kopf in Richtung des Beifahrers dreht, so kann darauf geschlossen werden, dass sich der Fahrer in einer Unterhaltung mit dem Beifahrer befindet.
- - Weiterhin kann auch die Aufzeichnung der Datenbrillen-Kamera 39 benutzt werden, um festzustellen, ob sich der Fahrer des Kraftfahrzeugs in einer Unterhaltung befindet. Wenn beispielsweise der Fahrer häufiger als im Durchschnitt den Blick in Richtung des Beifahrers wendet, wird angenommen, dass sich dieser in einer Unterhaltung mit dem Beifahrer befindet. Auch häufigere Blicke in den Rückspiegel können als Teilnahme an einer Unterhaltung mit einem auf den Rücksitzen sitzenden Fahrzeuginsassen interpretiert werden, insbesondere dann, wenn die Häufigkeit der Blicke in den Rückspiegel von einer durchschnittlichen Häufigkeit um mehr als einen vorbestimmten Schwellenbetrag erhöht ist.
- - Weiterhin können auch auf den Fahrer gerichtete Kameras, insbesondere Kameras zum Feststellen der Kopfposition des Fahrers oder dergleichen, verwendet werden, um eine Gesprächssituation zu erkennen. Dies kann in einfacher Weise durch Erfassen von Lippenbewegungen erreicht werden.
- - Ferner kann eine Unterhaltung auch dann erkannt werden, wenn bei aktiver Mobilfunkverbindung der Fahrer sich über eine Freisprecheinrichtung mit einem sich nicht im Fahrzeug befindlichen Gesprächspartner in einer Unterhaltung befindet.
- - Weiterhin können Mikrofonsignale von im Fahrzeuginnenraum angeordneten Mikrofonen ausgewertet werden, um zu erkennen, von welcher Position im Fahrzeuginnenraum ein Sprechen ausgeht. Dadurch kann anhand der erkannten Position im Fahrzeuginnenraum erkannt werden, ob der Fahrer spricht. In diesem Fall wird angenommen, dass sich der Fahrer in einer Unterhaltung befindet. Die Lokalisierung der Position des Sprechers kann durch Triangulation, d.h. durch laufzeitbasierte Auswertung der Mikrofonsignale erfolgen. Alternativ kann auch eine schalldruckbasierte Triangulation angewendet werden.
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Wird eine Gesprächssituation erkannt (Alternative: Ja), so wird das Verfahren mit Schritt S3 fortgesetzt, anderenfalls wird das Verfahren mit Schritt S4 fortgesetzt.
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In Schritt S4 wird die Datenbrille gemäß den herkömmlichen Funktionen zum Betreiben der Datenbrille in Normalbetriebsart betrieben und Anzeigeinformationen entsprechend angezeigt.
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In Schritt S3 wird die Datenbrille in einer Gesprächsbetriebsart betrieben und der Anzeigeeingang der Informationen unterdrückt, reduziert bzw. verzögert.
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Insbesondere können im Gesprächsbetriebsmodus die Anzeige einer oder mehrerer der folgenden Informationen zur Anzeige auf den Anzeigeflächen der Datenbrille 3 unterdrückt bzw. zeitlich verzögert werden:
- - Informationen des Entertainmentsystems;
- - Menü bzw. Funktionsauswahlinformationen, durch die der Fahrer die Möglichkeit eines Aufrufs einer nicht für das Führen des Kraftfahrzeugs wesentliche Funktion erhält;
- - sich bewegende Informationen, insbesondere kontaktanalog angezeigte Ortsinformationen, wie z.B. Straßennamen, Gebäudenamen und dergleichen, deren Anzeigeposition auf der Anzeigefläche der Datenbrille sich bei Änderung der Position und Längsausrichtung des Kraftfahrzeugs ändert; und
- - Navigationsinformationen.
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Gleichermaßen können im Gesprächsbetriebsmodus auch Warnhinweise oder andere dringliche anzuzeigende Informationen eindringlicher präsentiert werden, wie z.B. durch eine (bezüglich des Normalbetriebsart) hellere Anzeige der Warnhinweise, eine Verbindung der Warnhinweise mit einem akustischen Signal, durch blinkende und/oder pulsierende Darstellung der Warnhinweise oder dergleichen.
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In Schritt S5 wird erneut überprüft, ob sich der Fahrer in einer Gesprächssituation befindet. Ist dies weiterhin der Fall, so wird das Verfahren mit Schritt S3 fortgesetzt. Anderenfalls werden in Schritt S6 anzuzeigende Informationen, die in Schritt S3 nicht unterbunden, sondern nur verzögert wurden, dem Fahrer in einer zeitlichen Abfolge angezeigt und zu Schritt S1 zurückgesprungen.
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Durch das obige Verfahren können das Anzeigen von Informationen im Sichtfeld oder Benachrichtigen während einer Gesprächssituation, die lediglich als störend empfunden werden und nicht unmittelbar für das Führen des Kraftfahrzeugs notwendig sind, unterdrückt werden. Dadurch wird die Ablenkung während der Gesprächssituation verringert und damit die Akzeptanz für das Tragen einer Datenbrille während einer Fahrt eines Kraftfahrzeugs erhöht.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Anzeigesystem
- 2
- Fahrerassistenzsystem
- 21
- Umgebungserfassungseinrichtung
- 23
- Fahrzeug-Mikrofon
- 3
- Datenbrille
- 31
- Rahmen
- 32
- Sichtscheiben
- 33
- Brillenbügeln
- 35
- transparente Anzeigefläche
- 36
- Anzeigeeinrichtung
- 37
- Posenerkennungseinheit
- 38
- Datenbrillenkamera
- 39
- Datenbrillen-Mikrofon
- 4
- Datenübertragungskanal