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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Insassenschutz von Insassen in einem Fahrzeug, insbesondere einem Kraftfahrzeug.
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Zum Schutz von Insassen in einem Fahrzeug ist eine Vielzahl von Vorrichtungen bekannt, wie z.B. Airbags und Sicherheitsgurte, die bei einer Kollision aktiviert werden. Ferner sind Vorrichtungen oder Verfahren bekannt, z.B. Gurtstraffer oder Verfahren zum Aufrichten der Rückenlehne, die vor einer unmittelbar bevorstehenden Kollision aktiviert werden. Diese Verfahren und Vorrichtungen dienen dazu, die Einwirkungen und Belastungen auf einen Insassen im Falle einer Kollision zu minimieren. Je nach Eintrittsort der Kollision (z.B. Frontalcrash versus Seitencrash) sind jedoch unterschiedliche Fahrzeugsitzpositionen (z.B. Fahrersitz versus Beifahrersitz) unterschiedlich stark von den Auswirkungen der Kollision betroffen.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, den Schutz von Insassen in einem Fahrzeug weiter zu erhöhen.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren gemäß Patentanspruch 1 sowie ein Fahrzeug gemäß Patentanspruch 8 vorgeschlagen. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Die vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zum Insassenschutz von Insassen in einem manuell, teilautomatisch oder automatisch betreibbaren Fahrzeug bereit, wobei das Fahrzeug Fahrzeugsitze in einem Fahrzeuginnenraum umfasst, von denen eine Anzahl von Fahrzeugsitzen in Fahrzeug-Längsrichtung und/oder in Fahrzeug-Querrichtung verschiebbar ist und an einer Vielzahl von verschiedenen vorgegebenen Positionen positionierbar und rotierbar ist. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Anzahl der Fahrzeugsitze vor oder bei Fahrtbeginn oder während der Fahrt des Fahrzeugs in Reaktion auf eine detektierte Kollision oder eine detektierte unmittelbar bevorstehende Kollision aus einer ersten Position in eine zweite Position gebracht. Die zweite Position weist dabei gegenüber der ersten Position einen erhöhten Abstand von Fahrzeugbauteilen, insbesondere von Bauteilen einer Fahrgastzelle des Fahrzeugs, auf.
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Der Erfindung liegt die Überlegung zu Grunde, dass die Auswirkungen einer Kollision auf den Insassen des Fahrzeugs umso geringer sind, je weiter entfernt sich der Insasse von den Fahrzeugbauteilen, insbesondere von Bauteilen einer Fahrgastzelle des Fahrzeugs, befindet. Den bisherigen Verfahren und Vorrichtungen zum Insassenschutz ist es gemein, einen Insassen in einem Fahrzeug an seinem jeweiligen, im Vorhinein angenommenen Sitzort zu schützen. Der Abstand des Insassen zu Fahrzeugbauteilen, insbesondere Fahrzeugbauteilen einer Fahrgastzelle des Fahrzeugs, ist dabei teilweise sehr gering, sodass beispielsweise bei einem Seitencrash derjenige Insasse, der auf der Crashseite sitzt, einem erhöhtem Verletzungsrisiko ausgesetzt ist.
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Basierend auf dieser Erkenntnis zielt die Erfindung darauf ab, vor oder bei Fahrtbeginn oder während der Fahrt des Fahrzeugs in Reaktion auf eine detektierte Kollision oder eine detektierte unmittelbar bevorstehende Kollision den Insassen durch Verändern seiner Sitzposition und/oder -haltung so zu positionieren, dass Fahrzeugbauteile, die z.B. im Zuge einer Kollision verformt werden können, den Insassen möglichst wenig gefährden oder verletzen.
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Unter einer ersten Position ist beispielsweise eine Position der Fahrzeugsitze zu verstehen, bei der die Fahrzeugsitze gleichmäßig im Innenraum verteilt sind und jeweils in Fahrtrichtung des Fahrzeugs ausgerichtet sind. Unter einer ersten Position ist jedoch auch eine Sitzposition zu verstehen, die vor oder bei Fahrtbeginn durch die Insassen eingenommen ist. Die zweite Position ist eine von der ersten Position unterschiedliche Position, in der der Fahrzeugsitz nicht nur bezüglich seiner Lage bzw. seines Ortes in Fahrzeug-Querrichtung und/oder Fahrzeug-Längsrichtung, sondern auch bezüglich seiner Ausrichtung, d.h. der Richtung, in die ein Insasse, der auf dem Fahrzeugsitz sitzt, schaut, unterschiedlich sein kann. Insbesondere sind also auch verschiedene Ausrichtungen, d.h. verschiedene Dreheinstellungen, des Fahrzeugsitzes in der zweiten Position einstellbar. Dies bedeutet ferner, dass ein Aktuieren des Fahrzeugsitzes von der ersten Position in die zweite Position auch ein Drehen des Fahrzeugsitzes umfasst. Dies kann eine Position sein, die vor oder bei Fahrtbeginn eingestellt wird, beispielsweise nach dem Einsteigen, oder eine Position, die in Reaktion auf eine detektierte Kollision oder eine detektierte unmittelbar bevorstehende Kollision eingestellt wird.
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Unter dem Zeitpunkt „vor oder bei Fahrtbeginn“ ist ein Zeitpunkt zu verstehen, zu dem sich die Insassen bereits im Fahrzeug befinden, jedoch das Fahrzeug sich noch nicht bewegt, oder unter einer parametrierbaren Geschwindigkeitsschwelle, ähnlich wie bei automatischen Türsperren.
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In einer zweckmäßigen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens erkennt das Fahrzeug eine Anzahl der von Insassen besetzten Fahrzeugsitze, beispielsweise mittels kamerabasierten Systemen oder Sitzbelegungssensorik. Somit ist es dem Verfahren möglich, zu beurteilen, welche Fahrzeugsitze im Falle einer Kollision geschützt werden sollen.
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In einer zweckmäßigen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Anzahl der besetzten Fahrzeugsitze in dem Fahrzeuginnenraum vor oder bei Fahrtbeginn durch Verschiebung in Fahrzeug-Längsrichtung und/oder Fahrzeug-Querrichtung und/oder durch Rotation aus einer ersten Position in eine zweite Position gebracht, wobei die zweite Position eine bezüglich der Anzahl der besetzten Fahrzeugsitze optimierte Fahrzeugsitzverteilung darstellt, in der die besetzten Fahrzeugsitze gegenüber der ersten Position einen jeweils erhöhten Abstand von Fahrzeugbauteilen aufweisen. Unter einer optimierten Fahrzeugsitzverteilung ist dabei eine Verteilung zu verstehen, bei der die Positionierung der Fahrzeugsitze die Anzahl der besetzten Fahrzeugsitze berücksichtigt und den Abstand der besetzten Sitze von Fahrzeugbauteilen, sowie den Abstand der besetzten Sitze in Abhängigkeit einer erfolgten oder vorher bestimmten Kollision zueinander möglichst groß wählt. Dabei wird bei den besetzten Fahrzeugsitzen ein größtmöglicher Abstand von Fahrzeugbauteilen hergestellt, ohne dabei die Insassen auf diesen Fahrzeugsitzen einzuengen.
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In einer weiteren zweckmäßigen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine Anzahl nicht verwendeter oder nicht besetzter Fahrzeugsitze komprimiert und/oder peripher positioniert. Die Anzahl nicht verwendeter oder nicht besetzter Fahrzeugsitze ergibt sich dabei aus der Differenzmenge der Gesamtanzahl der Fahrzeugsitze des Fahrzeugs und der Anzahl der erkannten besetzten Fahrzeugsitze. Dadurch ist es möglich, den Platz für die Fahrzeuginsassen auf den besetzten Fahrzeugsitzen und die Anzahl der möglichen Positionen, an denen die besetzten Fahrzeugsitze angeordnet werden können, zu erhöhen. Somit ist es möglich, dass die Fahrzeugsitze in der zweiten Position, in die die besetzten Fahrsitze gebracht werden, einen weiter erhöhten Abstand von Fahrzeugbauteilen aufweisen, als es in ihrer ersten Position der Fall war.
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Zur Komprimierung der Fahrzeugsitze können beispielsweise seitliche Sitzlehnen des Fahrzeugsitzes teilweise oder ganz als luftgefüllte Bauteile ausgebildet sein, denen zur Komprimierung die Luft entzogen wird. Ferner kann eine Sitzfläche mittels eines dazu geeigneten Mechanismus, z.B. eines Ziehharmonikamechanismus, verkürzt werden. Es ist auch möglich, Teile der Sitzfläche falt- oder zusammenklappbar auszubilden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens detektiert das Fahrzeug mittels einer Umfeldsensorik eine Kollision oder eine unmittelbar bevorstehende Kollision sowie einen Eintrittsort des Fahrzeuginnenraums, an dem die Kollision eintritt. Es dabei zweckmäßig, im Fahrzeug Kamera-, Radar-, Lidar-, Infrarotsysteme, Beschleunigungs- oder Berührungssensoren einzubauen und als Umfeldsensorik zu verwenden. Die Detektion einer Kollision oder einer unmittelbar bevorstehenden Kollision sowie deren Eintrittsort im Fahrzeuginnenraum ermöglicht es der Erfindung, auf diesen Fall angemessen zu reagieren.
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Hat das Fahrzeug eine Kollision oder eine unmittelbar bevorstehende Kollision sowie deren Eintrittsort detektiert, so zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren in einer zweckmäßigen Ausgestaltung weiterhin dadurch aus, dass eine sichere Position der Anzahl der Fahrzeugsitze im Hinblick auf die detektierte Kollision und deren Eintrittsort berechnet wird. Unter einer sicheren Position ist dabei eine Position zu verstehen, in der ein Fahrzeugsitz, insbesondere ein besetzter Fahrzeugsitz, einen größtmöglichen oder zumindest vergrößerten Abstand vom Eintrittsort der Kollision aufweist. Insbesondere ist der Fahrzeugsitz dabei so ausgerichtet ist, dass ein darauf sitzender Insasse mit dem Rücken zum Eintrittsort der Kollision ausgerichtet ist. Dadurch kann die Belastung auf den Insassen, insbesondere auf dessen Halswirbelbereich, reduziert werden, da eine Kopfstütze des Fahrzeugsitzes den Kopf des Insassen während der Kollision abbremst. Ferner reduziert der erhöhte Abstand vom Eintrittsort der Kollision die Wahrscheinlichkeit, dass sich verformende Bauteile des Fahrzeugs, insbesondere Bauteile der Fahrgastzelle, den Insassen gefährden oder verletzen.
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Basierend darauf wird in einer weiteren zweckmäßigen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens die Anzahl an Fahrzeugsitzen vor oder bei Eintritt der Kollision in dem Fahrzeuginnenraum durch Verschiebung in Fahrzeug-Längsrichtung und/oder in Fahrzeug-Querrichtung und/oder durch Rotation aus einer ersten Position in eine zweite Position gebracht, wobei die zweite Position im Hinblick auf die detektierte Kollision oder die detektierte unmittelbar bevorstehende Kollision und deren Eintrittsort eine sichere Position darstellt und gegenüber der ersten Position einen erhöhten Abstand von Fahrzeugbauteilen am Eintrittsort der Kollision aufweist. Die Anzahl der Fahrzeugsitze, insbesondere die der besetzten Fahrzeugsitze, wird also in die zuvor berechnete sichere Position gebracht und somit die Sicherheit der Fahrzeuginsassen weiter erhöht.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sind die Verschiebung und/oder die Rotation der Fahrzeugsitze durch eine obere Grenze begrenzt. Das heißt, es gibt eine obere Grenze für den Weg bzw. den Winkel, für die Geschwindigkeit, bzw. Winkelgeschwindigkeit und für die jeweilige Beschleunigung, die bei der Verschiebung bzw. der Rotation der Fahrzeugsitze nicht überschritten werden darf. Dadurch wird sichergestellt, dass die auf den Insassen durch die Verschiebung oder durch die Rotation wirkenden Kräfte den Fahrzeuginsassen nur in einem angemessenen Maß belasten. Verletzungen oder Schleudertraumata durch den Verschiebevorgang oder Rotationsvorgang werden somit vermieden.
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Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur automatischen Positionierung von einer oder zwei seitlichen Kopfstützen vorab oder im Falle eines Unfalls oder beides. Aus Komfortgründen können die seitlichen Kopfstützen weiter weg vom Insassenkopf positioniert werden. Im Falle eines Unfalls können sich diese annähern, um die Wirbelsäule zu schützen.
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Die Erfindung umfasst ferner ein Fahrzeug, das Fahrzeugsitze in einem Fahrzeuginnenraum beinhaltet und derart ausgestaltet ist, dass eine Anzahl von Fahrzeugsitzen in Fahrzeug-Längsrichtung und/oder in Fahrzeug-Querrichtung verschoben und an einer Vielzahl von verschiedenen, vorgegebenen Positionen positioniert und rotiert werden kann, wobei das Fahrzeug dazu ausgebildet ist, die Anzahl der Fahrzeugsitze vor oder bei Fahrtbeginn oder/und während der Fahrt des Fahrzeugs in Reaktion auf eine detektierte Kollision oder eine detektierte unmittelbar bevorstehende Kollision aus einer ersten Position in eine zweite Position zu bringen, wobei die zweite Position gegenüber der ersten Position einen erhöhten Abstand von Fahrzeugbauteilen, insbesondere von Bauteilen einer Fahrgastzelle des Fahrzeugs, aufweist. Die Erfindung umfasst ferner ein Fahrzeug, das geeignet ausgestaltete Mittel umfasst, um das erfindungsgemäße Verfahren durchzuführen.
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Die Erfindung stellt somit ein Verfahren und ein Fahrzeug bereit, das Insassen vor oder bei Fahrtbeginn oder während der Fahrt im Falle einer Kollision in eine sichere Position bringt. Dabei werden die Fahrzeugsitze in Fahrzeug-Längsrichtung und/oder Fahrzeug-Querrichtung verschoben und/oder um ihre Achse rotiert, so dass die Insassen mit einem erhöhten Abstand von Fahrzeugbauteilen, die von der Kollision betroffen sind, positioniert sind. Somit werden die Unfallfolgen für die Insassen weiter abgemindert.
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Im Folgenden wird eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung detailliert beschrieben.
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Es zeigen:
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1 ein erfindungsgemäßes Fahrzeug, in dem Fahrzeugsitze in einer ersten Position angeordnet sind;
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2 ein erfindungsgemäßes Fahrzeug, in dem die Fahrzeugsitze gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren in eine zweite Position gebracht wurden; und
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3 ein erfindungsgemäßes Fahrzeug bei einer Kollision, in dem die Fahrzeugsitze gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren in eine weitere zweite Position gebracht wurden.
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Im Folgenden wird anhand der 1 bis 3 das erfindungsgemäße Verfahren anhand eines erfindungsgemäßen Fahrzeugs erklärt.
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1 zeigt ein Fahrzeug 3 gemäß der vorliegenden Ausführungsform. Das Fahrzeug 3 ist beispielsweise ein autonom fahrendes Fahrzeug. In dem Fahrzeug 3 befinden sich vier Fahrzeugsitze 1 in einem Fahrzeuginnenraum 2. Der Fahrzeuginnenraum ist dabei durch eine Fahrgastzelle abgeschlossen. Die Fahrzeugsitze 1 können in dem Fahrzeuginnenraum in Fahrzeug-Längsrichtung und /oder -Querrichtung verschoben und/oder um die Hochachse (Rotationsachse) rotiert werden. 1 zeigt dabei eine erste Position, die eine Normalposition, wie z.B. in einem parkenden Fahrzeug, darstellt.
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Der gestrichelte Kreis in den schematisch dargestellten Fahrzeugsitzen 1 veranschaulicht sowohl einen Verankerungspunkt 4 der Fahrzeugsitze 1, als auch einen Punkt, durch den die Rotationsachse der Fahrzeugsitze 1 läuft. Die Rotationachse erstreckt sich in der gezeigten Darstellung senkrecht zur Zeichenebene. Im Fahrzeugboden ist ein nicht dargestelltes, geeignet ausgestaltetes System, z.B. ein Schienensystem, integriert, das die Verschiebung und/oder Rotation der Fahrzeugsitze 1 ermöglicht. Das System sowie die Verankerungspunkte 4 der Fahrzeugsitze 1 sind mit ebenfalls nicht dargestellten Aktuatoren ausgestattet, die die Verschiebung und/oder Rotation der Fahrzeugsitze durchführen.
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2 zeigt die Fahrzeugsitze 1 in dem Fahrzeug 3 in einer zweiten Position. Die zweite Position unterscheidet sich von einer ersten Position, welche beispielhaft in 1 dargestellt ist. Die Verschiebung aus der ersten in die zweite Position ist in 2 durch Pfeile veranschaulicht, welche die geänderte Lage der Verankerungspunkte 4 illustriert.
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In der in 2 veranschaulichten Situation hat das Fahrzeug 3 zuvor erkannt, dass zwei der Fahrzeugsitze 1, die mit den Bezugszeichen 1a und 1b gekennzeichnet sind, von Fahrzeuginsassen besetzt sind. Zur Durchführung dieser Erkennung ist das Fahrzeug 3 mit einer Innenraumsensorik, z.B. mit einem Kamerasystem, ausgestattet.
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Die nicht dargestellte Innenraumsensorik des Fahrzeugs 3 hat die Anzahl der Fahrzeuginsassen (hier nur beispielhaft zwei) und die von diesen besetzten Fahrzeugsitze 1a und 1b detektiert.
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Daraufhin hat eine nicht dargestellte Recheneinheit die in 2 dargestellte Sitzposition berechnet, die einen optimierten Zustand bezüglich des Abstands der besetzten Fahrzeugsitze 1a und 1b von Bauteilen der Fahrgastzelle des Fahrzeugs 3 und bezüglich des Komforts der Fahrzeuginsassen darstellt. Es wäre ferner auch denkbar, dass durch die Recheneinheit mehrere mögliche zweite Positionen vorgeschlagen werden, die von den Fahrzeuginsassen ausgewählt werden können, und danach automatisch durch das Fahrzeug 3 eingenommen werden. Die Sitzposition kann auch von den Fahrzeuginsassen ohne Zutun der Recheneinheit eingenommen sein, z.B. um eine verbesserte Kommunikation zwischen den Insassen zu erreichen.
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In der in 2 dargestellten zweiten Position wurden die als besetzt erkannten Fahrzeugsitze 1a und 1b jeweils in Fahrzeug-Querrichtung zur Mitte hin verschoben, wie durch neue Verankerungspunkte 4a und 4b ersichtlich. Ferner wurden die Fahrzeugsitze 1a und 1b rotiert, sodass sie sich einander zuwenden. Der Fahrzeugsitz 1a wurde dabei so ausgerichtet, dass der darauf sitzende Insasse mit dem Rücken der Fahrtrichtung zugewandt ist. Der Fahrzeugsitz 1a wurde auch in Fahrzeug-Längsrichtung nach vorne verschoben. Dadurch weist zwar der Verankerungspunkt 4a des Fahrzeugsitzes 1a einen geringeren Abstand zu einer Armaturentafel 7 auf, jedoch sind die Beine des Insassen dadurch mit einem höheren Abstand zur Armaturentafel 7 als in der in 1 dargestellten ersten Position angeordnet.
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Die dargestellte Situation mit zwei Fahrzeuginsassen ist nur beispielhaft ausgewählt. In einer Situation mit z.B. einem oder drei Insassen würde eine andere zweite Position als die in 2 dargestellte eingenommen werden. Ein einzelner Insasse könnte beispielweise in dem Fahrzeuginnenraum zentral positioniert werden. Ebenso ist es möglich, dass in einer Situation mit vier Insassen die Fahrzeugsitze 1 vor oder bei Fahrtbeginn beispielsweise nicht verschoben werden, sondern nur derart rotiert, dass sich die vier Insassen einander zuwenden.
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Die Innenraumsensorik des Fahrzeugs 3 hat ferner auch nicht besetzte Fahrzeugsitze 1c und 1d erkannt und z.B. komprimiert und in Fahrzeug-Längsrichtung und/oder -Querrichtung verschoben. Dadurch sind die nicht besetzten Fahrzeugsitze 1c und 1d beispielsweise peripher positioniert, wie durch neue Verankerungspunkte 4c und 4d ersichtlich. Bei der Komprimierung wird beispielsweise Luft aus Luftkissen entlassen, die in Seitenlehnen der Fahrzeugsitze 1 integriert sind. Ferner wurde sowohl eine Sitzfläche als auch eine Rückenlehne der Fahrzeugsitze komprimiert, beispielsweise durch Klapp- oder Ziehharmonikamechanismen. Dadurch wird den Fahrzeuginsassen mehr Raum in dem Fahrzeuginnenraum 2 bereitgestellt und somit deren Komfort erhöht.
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3 stellt das Fahrzeug 3 bei einer frontalen Kollision mit einem durch den straffierten Kreis symbolisierten Hindernis 5 dar. Dies kann z.B. ein auf die Straße gestürzter Baum oder ein anderes Fahrzeug sein.
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In dem Fahrzeug 3 ist dabei eine zweite Position der Fahrzeugsitze 1 dargestellt, die in Reaktion auf eine detektierte Kollision oder detektierte unmittelbar bevorstehende Kollision eingestellt wurde. Die Verschiebung des Fahrzeugsitzes 1a ist hier durch einen durchgezogenen Pfeil veranschaulicht. Die gestrichelten Pfeile veranschaulichen die oben beschriebene Verschiebung, die in 2 veranschaulicht ist.
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Das Fahrzeug 3 beinhaltet eine nicht dargestellte Umfeldsensorik, mittels derer es eine unmittelbar bevorstehende Kollision detektiert, und es umfasst Beschleunigungssensoren, die eine eingetretene Kollision detektieren. In dem in 3 gezeigten Ausführungsbeispiel hat das Fahrzeug zuvor mittels der Umfeldsensorik eine unmittelbar bevorstehende Kollision detektiert und in Reaktion darauf die besetzten Fahrzeugsitze 1a und 1b in die in 3 dargestellte zweite Position gebracht. Die zweite Position ist in diesem Fall unterschiedlich von der zweiten Position, die beispielsweise in 2 dargestellt ist und die die Sitzposition während der Fahrt vor der Detektion der Kollision oder der unmittelbar bevorstehenden Kollision war. Die in 2 dargestellte Position entspricht nun der ersten Position, aus der heraus in Reaktion auf die Kollision die Fahrzeugsitze verschoben werden.
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Das Fahrzeug 3 hat mittels der Umfeldsensorik den Eintrittsort 6 am Fahrzeuginnenraum 2 der unmittelbar bevorstehenden Kollision detektiert, der hier im Bereich der Armaturentafel 7 liegt. In Reaktion darauf wurde eine sichere Position der Anzahl der besetzten Fahrzeugsitze 1a berechnet. Die sichere Position zeichnet sich dabei durch einen höheren Abstand von dem Eintrittsort 6 der Kollision aus und durch eine Ausrichtung, in der bestmöglich vor Verletzungen geschützt wird, z.B. indem der Insasse mit dem Rücken zu dem Eintrittsort 6 zugewandt ist.
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Bei der in 3 beispielhaft dargestellten Frontalkollision geht dabei die höchste Gefahr für die Insassen z.B. von der Armaturentafel 7, die sich wie gargestellt verformt, und von nicht dargestellten Bauteilen aus einem Motorraum 8 aus, die durch die Kollision in den Fahrzeuginnenraum verschoben werden können.
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Ebenso kann das Verfahren auch bei einer seitlichen Kollision eingesetzt werden, wobei in einer solchen Situation die Verschiebung und/oder Rotation der Fahrzeugsitze in Abhängigkeit des Kollisionsortes erfolgt.
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Wie in 3 dargestellt, wurde der besetzte Fahrzeugsitz 1a in Fahrzeug-Längsrichtung nach hinten verschoben, wie durch einen neuen Verankerungspunkt 4e ersichtlich. Dabei bewegt sich der Betrag der Verschiebung innerhalb vorgegebener Grenzen, so dass die dadurch auf den Insassen wirkenden Kräfte in einem angemessenen Maß gehalten werden. Ferner wurden die besetzten Fahrzeugsitze 1a und 1b in Fahrzeuglängsachse derart ausgerichtet, dass die Blickrichtung der Fahrzeuginsassen parallel zur Fahrzeuglängsachse liegt. Dabei wurde der vordere besetzte Fahrzeugsitz 1a derart rotiert, dass der Fahrzeuginsasse mit dem Rücken zum Eintrittsort der Kollision ausgerichtet ist. Der hintere besetzte Fahrzeugsitze 1b wurde nicht derart ausgerichtet, dass ein darauf sitzender Insasse mit dem Rücken zum Eintrittsort der Kollision ausgerichtet ist, da dies eine nahezu halbe Umdrehung des Sitzes erfordert hätte. Eine solche Drehung wäre mit übermäßigen Beschleunigungen des Insassen verbunden gewesen und wurde deshalb nicht durchgeführt. Bei der Berechnung der sicheren Position wird auch berücksichtigt, dass der Verschiebe- und Rotationsvorgang der Fahrzeugsitze den Fahrzeuginsassen selbst auch Kräften aussetzt, welche in einem angemessenen Maß zu halten sind.
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Die Rotation der Fahrzeugsitze ist nicht auf einer Rotation um die Hochachse beschränkt. Ebenso ist ein geeignetes „Kippen“ oder Aufrichten der Fahrzeugsitze, also Rotationen um Achsen, die in Fahrzeug-Längsrichtung und/oder in -Querrichtung liegen, möglich.
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Durch das erfindungsgemäße Verfahren und das erfindungsgemäße Fahrzeug wird die Sicherheit von Fahrzeuginsassen weiter erhöht und die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass die Fahrzeuginsassen sich durch eindringende Fremdkörper oder durch sich aufgrund der Kollision verformenden Teilen der Fahrgastzellen verletzen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeugsitz
- 1a, 1b
- Besetzter Fahrzeugsitz
- 1c, 1d
- Nicht besetzter Fahrzeugsitz
- 2
- Fahrzeuginnenraum
- 3
- Fahrzeug
- 4, 4a, 4b, 4c, 4d, 4e
- Verankerungspunkte
- 5
- Hindernis
- 6
- Eintrittsort der Kollision
- 7
- Armaturentafel
- 8
- Motorraum