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Die Erfindung betrifft einen Stuhl mit einer Neigeanordnung mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
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Derartige Stühle sind bekannt und umfassen zumeist ein Trägergestell und eine Trageinheit, welche auf dem Trägergestell angeordnet ist. An der Trageinheit sind ein Sitzelement und ein Rückenlehnenelement beweglich angeordnet.
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Durch eine Bewegung bzw. Neigung des Sitzelements in Stuhlquerrichtung werden die Wirbelköper der Wirbelsäule eines Nutzers zueinander bewegt, so dass ein Trainings- und/oder Entspannungseffekt erzielt werden kann.
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Bisher bedarf es jedoch einer aufwändigen Mechanik, um zumindest das Sitzelement zu bewegen. Bekannte Stühle gewährleisten auch häufig keinen ausreichenden Trainings- und/oder Entspannungseffekt.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Stuhl der einleitend genannten Gattung zu schaffen, der sich durch eine einfache Konstruktion einer Neigemechanik und eine verbesserte Ergonomie auszeichnet.
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Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß durch den Stuhl mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Der Stuhl nach der Erfindung umfasst also ein Trägergestell, eine Trageinheit, welche auf dem Trägergestell angeordnet ist, und ein Sitzelement sowie ein Rückenlehnenelement, welche jeweils an der Trageinheit angeordnet und gegenüber der Trageinheit beweglich sind. Der erfindungsgemäße Stuhl zeichnet sich durch eine Neigeanordnung aus, umfassend zwei vordere Stützelemente, welche beidseits einer vertikalen Stuhllängsmittelebene und zwischen der Trageinheit und dem Sitzelement angeordnet sind, und ein hinteres Neigeelement, welches in der vertikalen Stuhllängsmittelebene und zwischen der Trageinheit und dem Sitzelement angeordnet ist, wobei das Rückenlehnenelement um eine in Stuhllängsrichtung verlaufende Rotationsachse rotierbar ist und das Sitzelement und das Rückenlehnenelement hinsichtlich ihren Bewegungen gegenüber der Trageinheit mechanisch kopplungsfrei ausgeführt sind.
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Das Sitzelement und das Rückenlehnenelement sind somit mechanisch nicht miteinander gekoppelt. Sie sind daher separat und unabhängig voneinander um ihre jeweiligen Freiheitsgrade beweglich. Eine gemeinsame Bewegung des Sitzelements und des Rückenlehnenelements findet erst statt, wenn ein Nutzer auf dem Stuhl sitzt und eine Bewegung der beiden Teile veranlasst. Der Nutzer dient somit als Koppelglied zwischen dem Sitzelement und dem Rückenlehnenelement. Dadurch erzeugen das Sitzelement und das Rückenlehnenelement im Zusammenspiel mit dem Nutzerkörper einen gesundheitsfördernden Beitrag.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst das Sitzelement eine Tragplatte, welche in Stuhlquerrichtung verlaufende Dehnungsausnehmungen aufweist, sodass zwischen zwei Dehnungsausnehmungen ein Tragplattenabschnitt gebildet ist. Eine derartige Tragplatte ist in sich flexibel und steigert die Anpassungsfähigkeit des Sitzelements an den Nutzer.
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Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind die Dehnungsausnehmungen zwischen den vorderen Stützelementen und dem hinteren Neigeelement angeordnet. Dadurch kann die Tragplatte zugleich ausreichend flexibel für die Nutzeranpassung und ausreichend stabil für die Statik ausgebildet werden.
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Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind zwei benachbarte Tragplattenabschnitte über zwei Verbindungsabschnitte miteinander verbunden, wobei die Verbindungsabschnitte eine geringere Stärke aufweisen, als die Tragplatte. Derartige Verbindungsabschnitte steigern die Flexibilität und Statik gleichermaßen. Die miteinander korrespondierenden Verbindungsabschnitte können auch einteilig ausgebildet sein. Es ist auch denkbar, dass je ein Verbindungsabschnittteil an jedem der beiden Tragplattenseitenränder angeordnet ist.
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Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind die beiden Stützelemente als zwei vordere Neigeelemente ausgeführt. Es ist zudem ein Rotationselement vorgesehen, welches zwischen der Trageinheit und dem Rückenlehnenelement angeordnet ist und welches von der Rotationsachse durchgriffen ist, um eine Rotation des Rückenlehnenelements um die Rotationsachse zu ermöglichen, wobei jedes Neigeelement jeweils eine Wirkachse hat und die Wirkachsen der vorderen Neigeelemente und die Wirkachse des hinteren Neigeelements zumindest weitgehend orthogonal zueinander ausgerichtet sind.
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Die Neigeanordnung für das Sitzelement ist somit lediglich aus drei Elementen gebildet, welche in einer Stuhldraufsicht ein Neigedreieck bilden, so dass das Sitzelement in Stuhlquerrichtung über Neigelinien, welche jeweils zwischen einem der beiden vorderen Neigeelemente und dem hinteren Neigeelement verlaufen, neigbar ist. Das Rückenlehnenelement ist in Stuhlquerrichtung um die Rotationsachse rotierbar. Somit gewährleisten das Sitzelement und das Rückenlehnenelement im Zusammenspiel einen gesundheitsfördernden Beitrag. Lehnt sich nämlich ein Nutzer zu einer Seite, so neigt sich das Sitzelement über die Neigelinie in die entsprechende Querrichtung des Stuhls. Durch ein Anliegen des Nutzerrückens an dem Rückenlehnenelement wird auch dieses in die entsprechende Stuhlquerrichtung rotiert und stützt den Rücken bzw. die Wirbelsäule des Nutzers während das Sitzelement in seiner Neigestellung ist. Das Sitzelement und das Rückenlehnenelement wirken somit über den Nutzer zusammen.
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Das Neigen des Sitzelements zu einer Seite in Stuhlquerrichtung führt aufgrund der Neigeanordnung dazu, dass eine Querseite des Sitzelements abgesenkt wird, während die dieser Seite gegenüberliegende andere Querseite des Sitzelements angehoben wird. Dadurch erfolgt eine Torsion des Sitzelements.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform des Stuhls nach der Erfindung verlaufen die Wirkachsen der vorderen Neigeelemente horizontal. Dies ermöglicht eine flache Bauweise und einen geringeren Kraftaufwand, um das Sitzelement zu neigen.
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Es ist zudem möglich, eine Neigelasche für ein vorderes Neigeelement zwischen dem Sitzelement und dem entsprechenden vorderen Neigeelement anzuordnen. Somit ist jedem vorderen Neigeelement jeweils eine Neigelasche zugeordnet. Dadurch wird ein optimaler Krafteintrag ausgehend vom Sitzelement, an dem die Neigelaschen fixiert sind, in die beiden vorderen Neigeelemente gewährleistet. Für den Fall einer Wartung oder Reparatur sind die Neigeelemente mit wenig Aufwand erreichbar und austauschbar.
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Zudem kann eine Schwenkbrücke zwischen den vorderen Neigeelementen und der Trageinheit angeordnet sein. Die Schwenkbrücke lässt ein Verschwenken des Sitzelements in Stuhllängsrichtung zu und bewahrt gleichzeitig die Neigefähigkeit der vorderen Neigeelemente. Eine gleichzeitige Bewegung des Sitzelements in Stuhllängsrichtung durch die Schwenkbrücke und in Stuhlquerrichtung durch die Neigeanordnung ist somit möglich.
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Der Abstand zwischen den beiden vorderen Neigeelementen kann zwischen 5 cm und 30 cm, vorzugsweise zwischen 10 cm und 20 cm, betragen. Ein Neigewiderstand des Sitzelements wird durch den Abstand der beiden vorderen Neigeelemente mitbestimmt. Der Neigewiderstand ist gering, wenn der Abstand zwischen den beiden vorderen Neigeelementen ebenfalls gering ist. Der Neigewiderstand wird größer mit zunehmendem Abstand zwischen den beiden vorderen Neigeelementen. Somit kann der Neigewiderstand je nach Kundenwunsch oder Nutzerbedingungen in einfacher Weise angepasst werden.
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Die Neigeelemente können aus Federn oder aus Gummi gebildet sein. Es ist auch möglich, die beiden vorderen Neigeelemente aus Gummi auszuführen und das hintere Neigeelement aus einer Feder zu bilden. So ist es auch möglich, die beiden vorderen Neigeelemente als Federn auszubilden und das hintere Neigeelement aus Gummi auszuführen. Eine Ausführung aller Neigeelemente entweder aus Gummi oder als Federn ist ebenfalls denkbar. Bei den Federn kann es sich um Schraubenfedern handeln, welche für Zugbelastungen ausgelegt sind. Bei den Gummielementen kann es sich beispielsweise um MEGI®-Puffer handeln, d. h. um zylindrische Gummikörper. Die Neigeelemente können zudem eine Mehrkantaufnahme, vorzugsweise eine Vierkantaufnahme, in ihren Anschlussbereichen aufweisen. So sind die Neigeelemente gegen ein Verdrehen um ihre jeweilige Wirkachse gesichert.
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Eine starre Tragplatte kann zwischen dem hinteren Neigeelement und den vorderen Neigeelementen angeordnet sein bzw. das hintere Neigeelement mit den vorderen Neigeelementen verbinden. Die Tragplatte nimmt Kräfte auf, die durch das Neigen des Sitzelements in Stuhlquerrichtung entstehen, und verteilt diese Kräfte zwischen den beiden vorderen Neigeelementen und dem hinteren Neigeelement. Es ist zudem denkbar, dass das Sitzelement gegenüber der Tragplatte in Stuhllängsrichtung verschiebbar ist.
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Zudem kann die Neigeanordnung getrennt von dem Rotationselement an der Trageinheit angeordnet sein, so dass das Sitzelement unabhängig von dem Rückenlehnenelement in Stuhlquerrichtung bewegbar ist. Mit anderen Worten gibt es keine mechanische Kopplung zwischen der Neigeanordnung und dem Rotationselement, wodurch eine Zwangskopplung dieser beiden Elemente miteinander vermieden ist. Der Vorteil besteht nämlich darin, dass ein Nutzer sich zu einer Seite lehnen kann und dadurch das Sitzelement neigt, ohne dass dadurch auch das Rückenlehnenelement beeinflusst wird. Das ist beispielsweise dann vorteilhaft, wenn der Nutzer mit seinem Rücken nicht am Rückenlehnenelement anlehnt. Da der Nutzer bei dieser Konstruktion somit nur das Sitzelement neigt, bedarf es weniger Kraftaufwand im Gegensatz zu einem mit einem Rückenlehnenelement zwangsgekoppelten Sitzelement. Bisher bekannte Stühle mit einer derartigen Zwangskopplung weisen zwangsläufig eine synchrone Bewegung des Sitzelements mit dem Rückenlehnenelement auf. Mit anderen Worten entspricht jede Bewegungsposition des Sitzelements einer bestimmten Bewegungsposition des Rückenlehnenelements. Durch den Verzicht auf eine derartige Zwangskopplung bei dem erfindungsgemäßen Stuhl ist es somit möglich, dass der Neigewinkel des Sitzelements größer wird als der Rotationswinkel des Rückenlehnenelements.
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Es ist zudem denkbar, dass die Rotationsachse des Rotationselements um einen Winkel von 0° bis 30°, vorzugsweise von 10° bis 20°, gegenüber der Horizontalen verkippt ist. Das führt zu einem angenehmen Rotationsverhalten des Rückenlehnenelements um die Rotationsachse.
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Das Rotationselement kann eine Torsionsfeder umfassen, welche das Rückenlehnenelement in seine Mittelstellung vorspannt. Die Torsionsfeder dient als Rückstellfeder, die das Rückenlehnenelement im unbelasteten Zustand in seiner Mittelstellung hält bzw. in diese zurückstellt. Das Rückenlehnenelement ist somit gegen die Kraft der Torsionsfeder um die Achse des Rotationselements zu beiden Seiten in Stuhlquerrichtung rotierbar. Der Vorteil der Torsionsfeder liegt darin, dass sie zu beiden Seiten in Stuhlquerrichtung gleichermaßen federt.
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Die Trageinheit kann ein vorderes Tragelement, an welchem die beiden vorderen Neigeelemente und eine Säule angeordnet sind, und ein mit dem vorderen Tragelement schwenkbar verbundenes hinteres Tragelement umfassen, an welchem das hintere Neigeelement und das Rotationselement angeordnet sind, so dass eine Synchronmechanik gebildet ist. Die Synchronmechanik umfasst ein Viergelenk, welche das Sitzelement, die Schwenkbrücke, das vordere Tragelement und das hintere Tragelement umfasst. Lehnt sich ein Nutzer in Stuhllängsrichtung gegen das Rückenlehnenelement, wird das mit dem Rückenlehnenelement verbundene hintere Tragelement in Stuhllängsrichtung rückwärtig verkippt. Dadurch senkt sich auch das ebenfalls mit dem hinteren Tragelement verbundene hintere Neigeelement ab. Das Sitzelement wird um die Wirkachsen der vorderen Neigeelemente verschwenkt.
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Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen des Gegenstandes der Erfindung sind der Beschreibung, der Zeichnung und den Schutzansprüchen entnehmbar.
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Zwei Ausführungsbeispiele eines Stuhls nach der Erfindung sind in der Zeichnung schematisch vereinfacht dargestellt und werden in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigt:
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1 eine perspektivische Unteransicht eines Stuhls nach der Erfindung;
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2 eine Detailansicht eines Sitzbereichs des Stuhls nach 1;
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3 eine Unteransicht des Stuhls nach 1;
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4a eine Seitenansicht des Stuhls nach 1;
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4b eine vergrößerte Ansicht des Bereichs IVb in 4a;
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4c eine Schnittansicht entlang der Linie IVc-IVc in 4b;
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5a eine Vorderansicht des Stuhls nach 1;
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5b eine vergrößerte Ansicht des Bereichs Vb in 5a;
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6 eine Seitenansicht des Stuhls nach der Erfindung gemäß einer weiteren Ausführungsform;
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7 eine perspektivische Draufsicht auf eine Tragplatte des Stuhls nach 6;
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8 eine perspektivische Unteransicht auf eine Tragplatte des Stuhls nach 6; und
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9 eine perspektivische Draufsicht auf eine Tragplatte des Stuhls nach 6 in einer Bewegung.
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In den 1 bis 5b ist ein Stuhl 1 dargestellt, der ein Trägergestell 2 und eine Trageinheit 4 umfasst, welche sich auf einer Säule 3 des Trägergestells 2 abstützt. Die Trageinheit 4 umfasst eine aus einem vorderen Tragelement 48 und einem damit schwenkbar verbundenen hinteren Tragelement 50 gebildete Synchronmechanik. Der Stuhl 1 umfasst zudem ein Sitzelement 6 und ein Rückenlehnenelement 8, welche an der Trageinheit 4 angeordnet und gegenüber der Trageinheit 4 beweglich sind.
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Das Rückenlehnenelement 8 umfasst einen Rückenlehnenträger 36 und ein nicht dargestelltes Polsterelement.
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Das Sitzelement 6 umfasst ein Polsterelement 12 und eine starre Tragplatte 10, welche an der Unterseite des Sitzelements 6 angeordnet ist. Die starre Tragplatte 10 verläuft zumindest weitgehend in Stuhllängsrichtung. Das Sitzelement 6 ist über eine nicht dargestellte Basisplatte gegenüber der Tragplatte 10 in Stuhllängsrichtung verschiebbar. Damit ist die Sitztiefe des Stuhls 1 einstellbar.
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Zwischen dem Sitzelement 6 und der Trageinheit 4 ist eine Neigeanordnung 14 vorgesehen, welche zwei vordere Neigeelemente 16, 18 und ein hinteres Neigeelement 20 umfasst, wie 2 zeigt. Die vorderen Neigeelemente 16, 18 sind beidseits einer vertikalen Stuhllängsmittelebene angeordnet und über eine Schwenkbrücke 44 mit der Trageinheit 4 bzw. mit dem vorderen Tragelement 48 verbunden. Über jeweils eine Neigelasche 22 sind die beiden vorderen Neigeelemente 16, 18 mit dem Sitzelement 6 verbunden. Die Neigelaschen 22 sind Bestandteile der starren Tragplatte 10 und bilden die Achsaugen für die Neigeelemente 16, 18. Der maßgeblich durch die beiden Neigelaschen 22 bestimmte Abstand a zwischen den beiden vorderen Neigeelementen 16, 18 beträgt etwa 15 cm. Der Abstand a kann jedoch jeden Wert zwischen 5 cm und 30 cm, vorzugsweise zwischen 10 cm und 20 cm haben. Die Schwenkbrücke 44 umfasst zwei seitliche Schwenkschenkel 44a, 44b und eine diese Schwenkschenkel 44a, 44b miteinander verbindende Basis 44c, wie 3 zeigt. Jeder Schwenkschenkel 44a, 44b ist mit einem Ende an der Trageinheit 4 angelenkt und mit dem anderen Ende mit einem Neigeelement 16, 18 verbunden. Die Schwenkbrücke 44 ist somit sowohl mit den vorderen Neigeelementen 16, 18 als auch mit der Trageinheit 4 in Stuhllängsrichtung verschwenkbar verbunden.
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Das vordere Neigeelement 16 ist als zylinderförmiges Gummielement bzw. sogenannter MEGI®-Puffer ausgeführt und von einer Wirkachse 26 durchgriffen, welche horizontal verläuft. Ebenso ist das andere vordere Neigeelement 18 als zylinderförmiges Gummielement bzw. sogenannter MEGI®-Puffer ausgeführt und von einer Wirksachse 28 durchgriffen, welche ebenfalls horizontal verläuft. Die Wirkachsen 26, 28 der beiden vorderen Neigeelemente 16, 18 fallen zusammen.
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Das hintere Neigeelement 20 ist in der vertikalen Stuhllängsmittelebene und zwischen der Trageinheit 4 bzw. dem hinteren Tragelement 50 und dem Sitzelement 6 bzw. dem Tragelement 10 des Sitzelements 6 angeordnet. Das zylindrische und aus Gummi ausgeführte hintere Neigeelement 20 hat eine Wirkachse 30.
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Die Wirkachsen 26, 28 der vorderen Neigeelemente 16, 18 und die Wirkachse 30 des hinteren Neigeelements 20 sind orthogonal zueinander ausgerichtet. Bei dem Ausführungsbeispiel der Zeichnung verlaufen die vorderen Wirkachsen 26, 28 der vorderen Neigeelemente 16, 18 horizontal, während die hintere Wirkachse 30 des hinteren Neigeelements senkrecht verläuft.
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Die Tragplatte 10 ist zwischen dem hinteren Neigeelement 20 und den beiden vorderen Neigeelementen 16, 18 angeordnet und verbindet diese miteinander. Die Tragplatte 10 bildet somit weitgehend ein Neigedreieck 38 nach und nimmt die durch eine Querneigung des Sitzelements 6 entstehenden Kräfte auf, welche sie zwischen den beiden vorderen Neigeelementen 16, 18 und dem hinteren Neigeelement 20 verteilt.
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Zwischen der Trageinheit 4 und dem Rückenlehnenelement 8 ist ein Rotationselement 24 angeordnet, welches von einer Rotationsachse 34 durchgriffen ist. Das Rotationselement 24 ermöglicht eine Rotation des Rückenlehnenelements 8 um die Rotationsachse 34 gegenüber dem hinteren Tragelement 50. Die Rotationsachse 34 ist um einen Winkel α von 18° gegenüber der Horizontalen verkippt. Der Winkel α kann jedoch jeden Wert zwischen 0° bis 30°, vorzugsweise von 10° bis 20° annehmen. Die hintere Wirkachse 30 des hinteren Neigeelements 20 ist derart zur Rotationsachse 34 angeordnet, dass sich beide Achsen in einem Schnittpunkt 32 schneiden, welcher in der Trageinheit 4 liegt.
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Wie insbesondere den 4b und 4c zu entnehmen ist, ist das Rotationselement 24 bezogen auf die Stuhlquerrichtung mittig in einem unteren Bereich des Rückenlehnenelements 8 angeordnet und aus einer Buchse gebildet, welche mit dem hinteren Tragelement 50 der Trageinheit 4 verbunden ist und in welcher eine in beide Richtungen gleichermaßen federnde Torsionsfeder 46 angeordnet ist, welche die Rotationsachse 34 bildet und als Rückstellfeder dient, die das Rückenlehnenelement 8 im unbelasteten Zustand in seiner Mittelstellung hält bzw. in seine Mittelstellung zurückstellt.
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Die Neigeanordnung 14 ist getrennt von dem Rotationselement 24 an der Trageinheit 4 angeordnet. Daher ist sowohl das Sitzelement 6 unabhängig von dem Rückenlehnenelement 8 in Stuhlquerrichtung neigbar, als auch das Rückenlehnenelement 8 unabhängig von dem Sitzelement 6 rotierbar. Der Stuhl 1 weist somit keine mechanische Zwangskopplung zwischen dem Sitzelement 6 und dem Rückenlehnenelement 8 in Stuhlquerrichtung auf.
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Jedoch sind das Sitzelement 6 und das Rückenlehnenelement 8 in Stuhllängsrichtung über die schwenkbar miteinander verbundenen Tragelemente 48, 50 zwangsgekoppelt. Dadurch ist eine Synchronmechanik ausgebildet. Die Synchronmechanik umfasst ein Viergelenk, welche das Sitzelement 6, die Schwenkbrücke 44, das vordere Tragelement 48 und das hintere Tragelement 50 umfasst. Lehnt sich ein Nutzer in Stuhllängsrichtung gegen das Rückenlehnenelement 8, wird das mit dem Rückenlehnenelement 8 verbundene hintere Tragelement 50 in Stuhllängsrichtung rückwärtig verkippt. Dadurch senkt sich auch das ebenfalls mit dem hinteren Tragelement 50 verbundene hintere Neigeelement 20 ab. Das Sitzelement 6 wird um die Wirkachsen 26, 28 verschwenkt.
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3 zeigt eine Unteransicht des Stuhls nach 1. Die beiden vorderen Neigeelemente 16, 18 und das hintere Neigeelement 20 bilden ein Neigedreieck 38 aus. Das Neigedreieck 38 ist definiert durch die beiden vorderen Wirkachsen 26, 28 und zwei Neigelinien 40, 42. Die Neigelinie 40 verläuft linksseitig der vertikalen Stuhllängsmittelebene zwischen dem vorderen Neigeelement 16 und dem hinteren Neigeelement 20, wohingegen die Neigelinie 42 rechtsseitig der vertikalen Stuhllängsmittelebene zwischen dem vorderen Neigeelement 18 und dem hinteren Neigeelement 20 verlauft. Die Neigung des Sitzelements 6 in Querrichtung erfolgt zu beiden Seiten der vertikalen Stuhllängsmittelebene über die entsprechende Neigelinie 40, 42.
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In 5a ist eine Vorderansicht des Sitzbereichs in einer Ruhestellung gezeigt. Ruhestellung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Sitzelement 6 nicht geneigt ist. Die Schwenkschenkel 44a, 44b sind seitlich des vorderen Tragelements 48 angeordnet, so dass die Länge der Basis 44c etwa der Breite des vorderen Tragelements 48 entspricht. Bezogen auf die Stuhllängsmittelebene ist an jedem Schwenkschenkel 44a, 44b außenseitig das entsprechende Neigeelement 16, 18 angeordnet, an welches wiederum in Stuhlquerrichtung außenseitig die jeweilige Neigelasche 22 grenzt. Die Schwenkbrücke 44 ist um eine Schwenkachse 52, die die Schwenkbrücke 44 durchgreift, gegenüber dem vorderen Tragelement 48 in Stuhllängsrichtung schwenkbar.
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Wie 5b zeigt, weist das vordere Neigeelement 18 in seinen beiden stirnseitigen Anschlussbereichen einerseits zu der Neigelasche 22 und andererseits zu dem Schwenkschenkel 44b jeweils eine Vierkantaufnahme 54 auf. Somit ist das Neigeelement 18 gegen ein Verdrehen um seine Wirkachse 28 gesichert. Gleichsam ist auch das zweite vordere Neigeelement 16 gegen ein Verdrehen um seine Wirkachse 26 gesichert.
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Um Wiederholungen zu vermeiden werden im Folgenden insbesondere die Unterschiede zu dem Stuhl gemäß der in den 1 bis 5b abgebildeten ersten Ausführungsform beschrieben.
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In den 6 bis 9 ist ein Stuhl 1 in einer weiteren Ausführungsform dargestellt, der ein nicht dargestelltes Trägergestell und eine Trageinheit 4 umfasst. Die Trageinheit 4 stützt sich auf der Säule 3 des Trägergestells ab. Die Trageinheit 4 umfasst eine aus einem vorderen Tragelement 48 und eine damit schwenkbare verbundenen hinteren Tragelement 50 gebildete Synchronmechanik. Der Stuhl 1 umfasst zudem ein Sitzelement, von welchem lediglich die Tragplatte 10 dargestellt ist. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist in den 6 bis 9 kein Polsterelement des Sitzelements abgebildet. Der Stuhl 1 umfasst zudem ein Rückenlehnenelement 8, welches an der Trageinheit 4 bzw. dem hinteren Tragelement 50 angeordnet ist und gegenüber der Trageinheit 4 beweglich ist.
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Das Sitzelement ist nicht mit dem Rückenelement 8 mechanisch gekoppelt. Jedes der beiden Elemente ist separat beweglich. Ein auf dem Stuhl 1 sitzender Nutzer dient als Koppelglied zwischen dem Sitzelement und dem Rückenelement 8. Mittels Körperverlagerung bewegen sich sowohl das Sitzelement als auch das Rückenelement 8 entsprechend.
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Zwischen der Tragplatte 10 des Sitzelements und der Trageinheit 4 ist eine Neigeanordnung 14 angeordnet, welche zwei vordere Stützelemente 56, 58 und ein hinteres Neigeelement 20 umfasst. Die vorderen Stützelemente 56, 58 sind beidseits einer vertikalen Stuhllängsmittelebene angeordnet und über jeweils eine Neigelasche 22 mit der Tragplatte 10 des Sitzelements verbunden. Die Neigelaschen 22 sind Bestandteile der Tragplatte 10 und bilden die Achsaugen für die zwei vorderen Stützelemente 56, 58.
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Die 7 bis 9 zeigen insbesondere die Tragplatte 10 des Stuhls nach der zweiten Ausführungsform.
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Die Tragplatte 10 kann aus Glasfaser ausgeführt sein. Die Tragplatte 10 weist in Stuhlquerrichtung verlaufende Dehnungsausnehmungen 60 auf, so dass zwischen zwei Dehnungsausnehmungen 60 ein Tragplattenabschnitt 62 gebildet ist. Bei dem abgebildeten Beispiel sind fünf gleich lange und gleichmäßig beabstandete Dehnungsausnehmungen 60 vorgesehen, wodurch vier Tragplattenabschnitte 62 zwischen den fünf Dehnungsausnehmungen 60 gebildet sind. Die Dehnungsausnehmungen 60 sind zwischen den vorderen Stützelementen 56, 58 und dem hinteren Neigeelement 20 angeordnet. Zwei benachbarte Tragplattenabschnitte 62 sind zudem über zwei Verbindungsabschnitte 64 miteinander verbunden, wobei die Verbindungsabschnitte 64 eine geringere Stärke aufweisen, als die Tragplatte.
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7 zeigt eine Draufsicht auf die Tragplatte 10 von vorne links. 8 zeigt eine Unteransicht von hinten rechts auf die Tragplatte 10.
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9 zeigt eine mit durchgängigen Linien dargestellte unbelastete Tragplatte 10u und eine strichliniert dargestellte belastete Tragplatte 10b. Die abgebildete Verformung der flexiblen Tragplatte 10b erfolgt dadurch, dass sich ein auf dem Stuhl 1 sitzender Nutzer zur linken Stuhlseite lehnt. Dadurch wird das hintere Neigeelement 20 zur linken Stuhlseite verkippt, während die zwei vorderen und nicht dargestellten Stützelemente 56, 58 die beiden Neigelaschen 22 weitgehend fixieren und eine Bewegung des vorderen Randes der Tragplatte 10 unterbinden.
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Bei einem Anlehnen des Nutzers an die nicht abgebildete Rückenlehne 8 schwenkt die Rückenlehne über eine zwischen dem vorderen Tragelement 48 und dem hinteren Tragelement 50 verlaufende Schwenkachse in Stuhlrückrichtung. Gleichsam wird die Tragplatte 10 mit dem hinteren Neigeelement 20 abwärts und ebenfalls in Stuhlrückrichtung bewegt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Stuhl
- 2
- Trägergestell
- 3
- Säule
- 4
- Trageinheit
- 6
- Sitzelement
- 8
- Rückenlehnenelement
- 10
- Tragplatte
- 10u
- unbelastete Tragplatte
- 10b
- belastete Tragplatte
- 12
- Polsterelement
- 14
- Neigeanordnung
- 16
- vorderes Neigeelement
- 18
- vorderes Neigeelement
- 20
- hinteres Neigeelement
- 22
- Neigelasche
- 24
- Rotationselement
- 26
- Wirkachse
- 28
- Wirkachse
- 30
- Wirkachse
- 32
- Schnittpunkt
- 34
- Rotationsachse
- 36
- Rückenlehnenträger
- 38
- Neigedreieck
- 40
- Neigelinie
- 42
- Neigelinie
- 44
- Schwenkbrücke
- 44a
- Schwenkschenkel
- 44b
- Schwenkschenkel
- 44c
- Basis
- 46
- Torsionsfeder
- 48
- vorderes Tragelement
- 50
- hinteres Tragelement
- 52
- Schwenkachse
- 54
- Vierkantaufnahme
- 56, 58
- Stützelement
- 60
- Dehnungsausnehmung
- 62
- Tragplattenabschnitt
- 64
- Verbindungsabschnitt