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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Auslieferung von Postsendungen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Außerdem betrifft die Erfindung ein Sendungsinformationssystem zur Auslieferung von Postsendungen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 15.
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Der Versand von Postsendungen insbesondere durch den Versandhandel von Warensendungen und dabei hauptsächlich in Form von Paketsendungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Versand wird dabei in der Regel bei dem Versender beauftragt und dann an den Empfänger adressiert. Das beauftragte Transportnetzwerk, also insbesondere ein Lieferdienst für Postsendungen wie beispielsweise ein Paketdienst übernehmen dann die Sendung vom Absender und liefern sie zum Empfänger.
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Dabei stellt sich für die Empfänger regelmäßig das Problem, dass die Postsendungen typischerweise nur während der üblichen Geschäftszeiten ausgeliefert werden. Dies erfolgt also in der Regel zu Tageszeiten, in denen die arbeitende Bevölkerung sich nicht zu Hause befindet, so dass entsprechend nach Hause adressierte Pakete vom Empfänger nicht entgegen genommen werden können. In der Regel benötigt das Logistikunternehmen aber eine Quittung über die tatsächliche Auslieferung, so dass dann eine erneute Zustellung versucht wird, die häufig ebenfalls nicht erfolgreich ist.
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Auch Ersatzzustellungen an zentral gelegene Distributionszentren oder sogenannte Paketshops führen typischerweise zu weiten Wegen bei den Paketempfängern. Außerdem orientieren sich die Öffnungszeiten derartiger Zentren und Shops in aller Regel wiederum an den üblichen Geschäftszeiten. Somit kommt es auch hier häufig zu Verzögerungen bei der Auslieferung.
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Elektronisch gesteuerte Paketstationen eines Paketdienstes als Abholstationen für die Empfänger mit eine Vielzahl von Fächern lösen das Problem auch allenfalls für Sendungen, die von diesem einen Unternehmen transportiert werden. Außerdem sind auch zu diesen teilweise lange Wege zurückzulegen, was der Grundidee widerspricht, dass die Postsendung in den Wirkungskreis des Empfängers, also insbesondere nach Hause, transportiert wird.
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Es ist eine Aufgabe der Erfindung, die beschriebenen Nachteile zu beseitigen. Insbesondere soll eine Möglichkeit geschaffen werden, dem Empfänger einer Postsendung eine schnellstmögliche Auslieferung bei möglichst kurzen Wegen zu ermöglichen.
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Ein Verfahren mit den Maßnahmen des Anspruchs 1 löst diese Aufgabe. Demnach wird die Postsendung mittels eines Transportnetzwerks und/oder eines Transportdienstleisters von einem Absender zur Auslieferung an einen Empfänger transportiert. Dabei werden Sendungsdaten und/oder Transportdaten der Postsendung zur Abwicklung des Transports und/oder der Auslieferung in wenigstens einem Sendungsinformationssystem hinterlegt. Das Sendungsinformationssystem kann auch aus mehreren Rechnern gebildet sein. Die Postsendung wird zur Entgegennahme durch den Empfänger an eine vom Empfänger ausgewählte Abholstation adressiert und mittels des Transportnetzwerks zu dieser transportiert. Dabei wird die Postsendung durch die Abholstation und/oder durch Personal der Abholstation entgegengenommen. Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass die Postsendung zum Versand mit einer Sendungskennung oder Lieferkennung zur Identifikation der Postsendung versehen wird. Anhand der bei Abholung eingegebenen Sendungskennung und einer dem Empfänger bekannten Freigabekennung wird dann die Legitimation des Empfängers bei der Abholung der Postsendung an der Abholstation mittels des Sendungsinformationssystems geprüft. Eine derartiges Verfahren bietet den Vorteil, dass die Prüfung der Legitimation nicht der Abholstation selber obliegt, sondern dem Sendungsinformationssystem. Damit können die Anforderungen an die Abholstation niedrig gehalten werden. Die Freigabekennung ist dabei typischerweise nur dem berechtigten Empfänger bekannt, während die Sendungskennung auf der Postsendung vermerkt ist. Vom Sendungsinformationssystem kann sie aber entsprechend auf Korrektheit überprüft werden.
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Vorzugsweise wird die Freigabekennung bei Abholung der Postsendung durch den Empfänger an der Abholstation zusammen mit der Sendungskennung an das Sendungsinformationssystem übermittelt. So kann die Legitimation des Empfängers bei der Abholung durch das Sendungsinformationssystem geprüft und gegebenenfalls freigegeben werden. Dazu ist die Freigabekennung im Sendungsinformationssystem hinterlegt beziehungsweise zumindest eine Prüfsumme, wie beispielsweise ein Hashwert, derselben, die gegen die Sendungskennung der konkreten Postsendung geprüft werden kann.
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Weiter bevorzugt wird dem Sendungsinformationssystem seitens der Abholstation die Sendungskennung der erhaltenen Postsendung mitgeteilt. Dies bedeutet, dass die Abholstation beziehungsweise das Personal der Abholstation nach Erhalt der Postsendung deren Sendungskennung an das Sendungsinformationssystem übermittelt. Damit wird der Eingang bestätigt. Außerdem wird eine Abholung durch den Empfänger ermöglicht.
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Der Empfänger wird vorzugsweise über den Eingang der Postsendung in der Abholstation benachrichtigt. Damit erfährt der Empfänger davon, dass die Postsendung abholbereit ist. So kann eine zeitnahe Abholung sichergestellt werden.
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Dem Sendungsinformationssystem wird die Freigabekennung vom Empfänger vor dem Versand mitgeteilt. Alternativ kann die vom Sendungsinformationssystem generierte Freigabekennung dem Empfänger mitgeteilt werden. Insbesondere wird die Freigabekennung an den Empfänger übermittelt. Dies erfolgt vorzugsweise auf Anforderung der Abholstation und/oder des Personals der Abholstation und/oder des Empfängers. Erst mit der Freigabekennung kann der Empfänger die Postsendung abholen.
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Das Sendungsinformationssystem kann insbesondere unabhängig vom Transportdienstleister beziehungsweise vom Transportnetzwerk arbeiten oder auch nur für einen oder mehrere Dienstleister eingerichtet sein. Damit kann eine vom Dienstleister unabhängige Identifikation des Empfängers erfolgen, da das Auslieferungsverfahren lediglich an das Sendungsinformationssystem mit den dafür registrierten Abholstationen gekoppelt ist. Damit können im Sendungsinformationssystem auch lediglich die für die Abwicklung der Auslieferung erforderlichen Daten vorhanden sein. Die Transportdaten können insbesondere in einem separaten System des jeweiligen Transportdienstleisters vorhanden sein.
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Eine regelmäßig zumindest teilweise zu den Lieferzeiten des Lieferdienstes geöffnete Lokalität wird vorzugsweise als Abholstation angegeben und/oder verwendet. Dabei kann es sich vorzugsweise um einen typischerweise öffentlich zugänglichen Ort handeln, wie beispielsweise ein Restaurant, ein Café, eine Tankstelle, ein Laden, ein Büro, eine Verwaltung oder ähnliches. Damit wird eine Abholung einer zugestellten Postsendung in unmittelbarer Nähe des Empfängers beziehungsweise in dessen üblicherweise besuchten Orten ermöglicht. Beispielweise kann im abendlich besuchten Einkaufsladen, der Eckkneipe oder auch dem Restaurant zum Mittagessen ein dorthin zugestelltes Paket abgeholt werden, sofern diese Lokalität diesen Service anbietet.
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Nach erstmaliger Anmeldung des Empfängers am Sendungsinformationssystem wird vorzugsweise erst nach Verifizierung wesentlicher persönlicher Daten des Empfängers eine Freischaltung des Empfängers durchgeführt wird. Dazu wird insbesondere eine externe Überprüfung absolviert. Beispielsweise kann eine sogenannte 1-Cent-Überweisung erfolgen. Dabei wird auf das Bankkonto des Empfängers ein kleiner Betrag, typischerweise 1 Eurocent überwiesen und mit einer speziellen Prüfkennung versehen. Da der Zugriff auf Bankkonten in der Regel gut gesichert sind, kann so ein hohes Maß an Sicherheit bei der Freischaltung eines Empfängers garantiert werden.
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Bevorzugt wird eine Buchstaben- und/oder Zahlenfolge als Freigabekennung verwendet. Insbesondere werden als mehrstellige, vorzugsweise wenigstens vierstellige Buchstaben- und/oder Zahlenfolgen, weiter vorzugsweise als sogenannter PIN-Code, verwendet. Diese sind in der Regel gut merkbar und bieten aber dennoch genügend Variationsmöglichkeiten im Hinblick auf Sicherheitsaspekte.
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Die Freigabekennung und/oder die Sendungskennung werden/wird bevorzugt vom Empfänger oder vom Sendungsinformationssystem vorgegeben beziehungsweise generiert. Der Empfänger kann somit eine von ihm gewünschte Freigabekennung beziehungsweise Sendungskennung vorgeben. Dabei können vorzugsweise seitens des Sendungsinformationssystems Restriktionen bezüglich der Komplexität der Freigabekennung vorgegeben werden, insbesondere um einfaches Erraten durch Dritte zu verhindern oder um hinreichend Variationsmöglichkeiten bei der Sendungskennung zur Verfügung zu haben.
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Vorzugsweise erfolgt die Übermittlung beziehungsweise Mitteilung der Freigabekennung und/oder der Sendungskennung auf elektronischem Wege. Weiter bevorzugt erfolgt eine internetgestützte Übermittlung der Sendungsdaten und/oder der Sendungskennung und/oder der Freigabekennung, vorzugsweise per Webportal, per E-Mail, per Kurnachrichtendienst, per Internet, per App oder auf ähnliche Weise. Damit wird eine rasche und praktisch überall verfügbare Steuerung des Versandprozesses ermöglicht.
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Das Sendungsinformationssystem weist vorzugsweise eine Benutzerschnittstelle auf. Diese wird insbesondere in Form eines Webportals und/oder einer App bedient. Sie kann zusätzlich oder alternativ als eigenständiges Terminal und/oder Gerät ausgebildet sein und/oder bedient werden.
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Die Sendungskennung wird insbesondere in einem als Identifikationsmittel dienenden Adressfeld der Postsendung angebracht. Alternativ kann die Sendungskennung auch an anderer Stelle der Postsendung aufgebracht oder angebracht sein. Damit kann insbesondere von der Abholstation die Adressierung im vorliegenden Versandsystem auf einfache Weise erkannt werden. Bei der Sendungskennung kann es sich im einfachsten Fall um eine schriftlich aufgebrachte Kennung handeln, insbesondere als Kombination aus Ziffern und/oder Buchstaben. Die Sendungskennung ist vorzugsweise aufgedruckt, aufgeschrieben und/oder aufgeklebt.
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Besonders bevorzugt wird wenigstens ein elektronisch, vorzugsweise berührungslos auslesbares Identifikationsmittel an der Postsendung angebracht beziehungsweise mit dieser verbunden. Vorzugsweise handelt es sich um ein per Funk auslesbares Identifikationsmittel, wie beispielsweise ein RFID-Tag (Radio Frequency Identification Device). Auch optisch auslesbare Mittel, wie Barcodes, Punktcodes oder ähnliches, kommen als Identifikationsmittel in Betracht. Die Sendungskennung ist dabei vorzugsweise im Identifikationsmittel maschinenlesbar hinterlegt. Dies ermöglicht ein maschinelles und/oder berührungsloses Auslesen der Sendungsdaten, insbesondere der Sendungskennung. Die hier beschriebenen Identifikationsmittel können dabei zusätzlich zum klassischen Adressfeld vorgesehen werden. Es kann insbesondere eine automatische Erkennung und/oder Erfassung der Sendungskennung erfolgen. Gegebenenfalls kann eine automatische Erfassung der Freigabekennung vorgesehen werden, beispielsweise mittels Chipkarte, Magnetkarte oder auf ähnliche Weise.
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Außerdem wird die eingangs geschilderte Aufgabe gelöst durch ein Sendungsinformationssystem zum Ausliefern von Postsendungen mit den Merkmalen des Anspruchs 15. Das Sendungsinformationssystem kann insbesondere als oder mit einem Computersystem und/oder Computerprogrammprodukt ausgebildet sein. Das Sendungsinformationssystem ist zur Ausführung beziehungsweise Durchführung eines Verfahrens gemäß obigen Beschreibungen ausgebildet.
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Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im Folgenden anhand der Zeichnungen näher beschrieben. In diesen zeigen die Figuren verschiedene Schritte des Versandprozesses:
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1 die Mitteilung der Versanddaten vom Empfänger an das Sendungsinformationssystem,
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2 den Transport des Postsendung zur Abholstation durch das Transportunternehmen,
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3 die Mitteilung des Empfangs der Postsendung von der Abholstation an das Sendungsinformationssystem und die Benachrichtigung des Empfängers,
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4 die Legitimierung des Empfängers zur Abholung der Postsendung durch das Sendungsinformationssystem, und
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5 die Herausgabe der Postsendung an den Empfänger.
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Die Figuren zeigen ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Auslieferung von Postsendungen mittels eines Sendungsinformationssystems S.
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Dabei wird eine Postsendung P von einem Versender V aus zu einem Empfänger E versandt. Den eigentlichen Transport übernimmt ein Transportunternehmen beziehungsweise ein Transportnetzwerk T. Letzteres wird durch ein Fahrzeug in Form eines Lastwagens symbolisiert.
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Die Postsendung P als Paket wird vom Transportnetzwerk T allerdings nicht beim Empfänger E selber abgeliefert, sondern bei einer Abholstation A. Diese Abholstation A wird wie auch der Versender V durch ein stilisiertes Haus symbolisiert.
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In der 1 wird die Adressierung der Postsendung P gezeigt. Der Empfänger E als Auftraggeber tritt mit dem Sendungsinformationssystems S beziehungsweise dem Versender V in Kontakt, um die Versendung anzustoßen.
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Der Versender V trägt dabei im Adressfeld der Postsendung P eine Sendungskennung ein, die hier beispielhaft mit "12345" angegeben ist. Diese Sendungskennung 12345 dient zur Identifizierung des eigentlichen Empfängers der Postsendung P. Außerdem wird als Adressat der Postsendung P die Anschrift beziehungsweise Adresse der Abholstation A eingetragen, hier mit "A" symbolisiert.
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Des Weiteren wird zwischen Empfänger E und Sendungsinformationssystem S noch eine Freigabekennung hier als "26GU" abgestimmt. Diese Freigabekennung 26GU dient beispielhaft als geheimes Kennwort zur Herausgabe der Postsendung P in der Abholstation A. Die Freigabekennung 26GU wird hier vom Empfänger E an das Sendungsinformationssystem S gegeben. Alternativ könnte eine Freigabekennung auch durch das Sendungsinformationssystem S generiert werden.
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In der 2 wird der Transport der Postsendung P mittels des Transporters T zur Abholstation A gezeigt.
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Die 3 zeigt die Situation, in der die Postsendung P bereits in der Abholstation A entgegengenommen wurde. Dann meldet die Abholstation A diesen Empfang an das Sendungsinformationssystem S, indem die Sendungskennung 12345 an dieses übermittelt wird. Der Empfänger E wird dann durch das Sendungsinformationssystem S vom Eingang der Sendung P in Kenntnis gesetzt. Dies kann beispielsweise per E-Mail oder durch andere elektronische Medien erfolgen, wie beispielsweise durch Kurznachricht (SMS, MMS) oder mittels einer App, beispielsweise für ein Smartphone.
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In der 4 ist die Überprüfung der Legitimation des Empfängers E gegenüber dem Sendungsinformationssystem S dargestellt. Dazu wird entweder seitens der Abholstation A oder durch den Empfänger E selber dem Sendungsinformationssystem S die Sendungskennung 12345 übermittelt. Damit einhergehend wird vom Empfänger E auch die geheime Freigabekennung 26GU an das Sendungsinformationssystem S übergeben. Somit kann das Sendungsinformationssystem S die Berechtigung des Empfängers E zur Abholung der Postsendung P prüfen.
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Im Fall der Freigabe wird die Postsendung P von der Abholstation A an den Empfänger E herausgegeben. Dies ist mit der Anweisung "P -> E" im Sendungsinformationssystem S angedeutet. Anderenfalls wird die Herausgabe verweigert.
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Schließlich zeigt die 5 die erfolgte Herausgabe der Postsendung P an den Empfänger E, der damit die Abholstation A verlässt.
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Statt der hier beispielhaft genannten Freigabekennung 26GU und der Sendungskennung 12345 können im realen Einsatz auch nahezu beliebige andere Kennungen verwendet werden. Diese dienen hier nur als Beispiele.
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Insbesondere können auch Zeitfenster für die Möglichkeit zur Abholung einer Postsendung P definiert werden. Dazu kann die Freigabe zum Beispiel verweigert werden, wenn gewisse Zeitfenster verlassen werden, also wenn Lagerfristen zum Beispiel überschritten werden. Dies kann jedoch im Einzelfall an die konkreten Gegebenheiten angepasst werden.
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Bezugszeichenliste:
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- V
- Versender
- E
- Empfänger
- P
- Postsendung
- S
- Sendungsinformationssystem
- T
- Transportunternehmen
- A
- Abholstation
- 12345
- Sendungskennung (Beispiel)
- 26GU
- Freigabekennung (Beispiel)