-
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Mobilisierung des Iliosakralgelenks (ISG) eines Patienten, insbesondere zur Auflösung einer Blockade des Iliosakralgelenks des Patienten.
-
Das Iliosakralgelenk, auch ISG, Sakroiliakalgelenk, Kreuzbein-Darmbein-Gelenk oder Kreuz-Darmbein-Gelenk genannt, befindet sich am unteren Ende der Lendenwirbelsäule im unteren Teil des Rückens eines Menschen. Die Gelenkpartner des ISG sind die Beckenschaufeln (os ilium) und das Kreuzbein (Sakrum). Das Sakrum grenzt an die linke und rechte Beckenschaufel, so dass auch von dem rechten und linken Iliosakralgelenk gesprochen wird. Die im Folgenden verwendete Bezeichnung Iliosakralgelenk oder ISG bezieht sich auf das linke und rechte Iliosakralgelenk eines Menschen.
-
Das Iliosakralgelenk stellt über das Kreuzbein eine Verbindung zwischen Wirbelsäule und Becken eines Menschen her. Das Iliosakralgelenk ist ein straffes Gelenk, das entgegen vieler anderer Gelenke im menschlichen Körper nur sehr wenig Bewegung zulässt. Das Iliosakralgelenk wird durch Bänder und Muskeln stabilisiert und kann nicht willkürlich bewegt werden.
-
Wenn das Iliosakralgelenk in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist oder die Stellung der Gelenkflächen zueinander von der Norm abweicht, spricht man von einer ISG Blockade. Eine derartige ISG Blockade verursacht beispielsweise einen ziehenden Schmerz im Bereich des Iliosakralgelenks.
-
Eine ISG Blockade wird üblicherweise durch eine Physiotherapie behandelt, bei welcher das Iliosakralgelenk manuell mobilisiert und die umliegende Muskulatur gestärkt wird. Gleichzeitig werden häufig Wärmeanwendungen genutzt, um die umliegende Muskulatur des Iliosakralgelenks zu entspannen.
-
Im Rahmen der folgenden Beschreibung beziehen sich die Richtungsangaben „transversal” auf eine oben/unten (Kopf/Fuß) Richtung eines Patienten und „sagittal” auf eine links/rechts Richtung eines Patienten. Die Richtungsangabe „frontal” bezieht sich auf eine vorne/hinten (Bauch/Rücken) Richtung eines Patienten.
-
Eine Sagittalebene in Sinne der Medizin/Anatomie ist eine sich vom Kopf zum Becken und vom Rücken zum Bauch erstreckende Ebene. Die Sagittalebene teilt den menschlichen Körper in einen linke und einen rechte Teil. Als Transversalebene bezeichnet man in der Medizin/Anatomie eine Ebene senkrecht zur Längsachse im stehenden Menschen, also eine horizontale Ebene. Die Transversalebene teilt den menschlichen Körper folglich in einen oberen und einen unteren Teil. Eine Frontalebene in der Medizin/Anatomie bezeichnet die bei einer Vorderansicht des Menschen sichtbare Bewegungsebene. Die Frontalebene teilt den menschlichen Körper in einen vorderen und einen hinteren Teil.
-
Zur Behandlung von Schmerzen im unteren Rückenbereich offenbart die
JP 2013-022317 A eine Vorrichtung zum Trainieren der Muskeln des unteren Abdomens. Die Vorrichtung umfasst einen Behandlungstisch mit einer Liegefläche für einen Patienten. Die Liegefläche weist im Bereich des Gesäßes des Patienten eine Öffnung auf. Der Patient wird mittels einer Haltevorrichtung oberhalb des Beckens relativ zu dem Behandlungstisch fixiert. Innerhalb der Öffnung des Behandlungstischs ist ein Kraftübertragungselement angeordnet, welches eine Kraft auf das Gesäß des Patienten ausübt, um eine Bewegung des Beckens des Patienten auszulösen, wodurch die untere Abdominalmuskulatur trainiert wird. Durch das Training der unteren Abdominalmuskulatur sollen Rückenschmerzen im unteren Wirbelsäulenbereich verhindert werden.
-
Das
US-Patent 8,439,948 B1 offenbart eine Vorrichtung zur Behandlung von Schmerzen eines Patienten im Bereich des Iliosakralgelenks. Die offenbarte Vorrichtung umfasst einen Behandlungstisch mit einer Liegefläche für den Patienten, wobei die Liegefläche eine Öffnung im Bereich des Iliosakralgelenks des Patienten aufweist. In der Öffnung der Liegefläche sind zwei Kraftübertragungselemente angeordnet, welche auf das Iliosakralgelenk des Patienten einwirken können. Die Vorrichtung umfasst ferner zwei Haltevorrichtungen, welche starr mit den Kraftübertragungselementen verbunden sind, so dass mittels der Haltevorrichtungen der Patient relativ zu den Kraftübertragungselementen fixiert wird. Durch eine Bewegung der Kraftübertragungselemente zusammen mit den Halteelementen wird die umliegende Muskulatur des Iliosakralgelenks trainiert, wodurch die Schmerzen in dem Iliosakralgelenk des Patienten gelindert werden sollen.
-
Die vorgenannten Vorrichtungen trainieren die umliegende Muskulatur des Iliosakralgelenks, sind jedoch nicht für eine gezielte Mobilisierung des Iliosakralgelenks geeignet.
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur gezielten Mobilisierung des Iliosakralgelenks eines Patienten, insbesondere zur gezielten Bewegung des Sakrums relativ zu den Beckenschaufeln, bereitzustellen.
-
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Vorrichtung zur Mobilisierung des Iliosakralgelenks (ISG) eines Patienten, insbesondere zur Auflösung einer Blockade des Iliosakralgelenks des Patienten, umfassend:
- – einen Behandlungstisch mit einer Liegefläche für den Patienten, wobei die Liegefläche eine Öffnung im Bereich des Iliosakralgelenks des Patienten aufweist;
- – eine Haltevorrichtung zur Fixierung des Beckens des Patienten relativ zu dem Behandlungstisch; und
- – wenigstens ein im Bereich der Öffnung der Liegefläche angeordnetes Kraftübertragungselement, wobei das Kraftübertragungselement ausgebildet ist, durch eine Bewegung eine Kraft auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten auszuüben.
-
Mittels der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird das Becken eines Patienten relativ zu dem Behandlungstisch fixiert, durch eine entsprechend ausgebildete Haltevorrichtung. In der Liegefläche für den Patienten des Behandlungstischs ist eine Öffnung im Bereich des Iliosakralgelenks des Patienten angeordnet. Im Bereich der Öffnung der Liegefläche ist ein Kraftübertragungselement angeordnet, welches durch eine Bewegung eine Kraft auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten ausübt. Im Gegensatz zu den aus dem Stand der Technik bekannten Vorrichtungen wird mittels der erfindungsgemäßen Vorrichtung das Becken des Patienten relativ zu dem Behandlungstisch fixiert und mittels des Kraftübertragungselements eine Kraft auf das Sakrum ausgeübt. Da das Becken des Patienten relativ zu dem Behandlungstisch fixiert ist, verursacht die auf das Sakrum ausgeübte Kraft unmittelbar eine Mobilisierung des Iliosakralgelenk des Patienten. Bei den aus dem Stand der Technik bekannten Vorrichtungen wird die das Iliosakralgelenk umgebende Muskulatur gestärkt um die Blockade des Iliosakralgelenks aufzulösen.
-
Gemäß einer bevorzugten Variante der Erfindung ist das wenigstens eine Kraftübertragungselement beweglich im Bereich der Öffnung der Liegefläche angeordnet, insbesondere beweglich in Längsrichtung (transversale Richtung) und/oder Seitenrichtung (sagittale Richtung) der Liegefläche des Behandlungstischs. Dadurch, dass das wenigstens eine Kraftübertragungselement beweglich im Bereich der Liegefläche angeordnet ist, lässt sich das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten gezielt mobilisieren, beispielsweise dadurch, dass das Kraftübertragungselement an unterschiedlichen Punkten des Sakrums eine Kraft überträgt. Vorzugsweise lässt sich das wenigstens eine Kraftübertragungselement in Längsrichtung und Seitenrichtung der Liegefläche des Behandlungstischs bewegen, so dass das wenigstens eine Kraftübertragungselement theoretisch jeden Punkt des Sakrums des Iliosakralgelenks des Patienten erreichen kann und eine entsprechende Kraft übertragen kann.
-
Gemäß einer weiteren Variante der Erfindung ist der Winkel des wenigstens einen Kraftübertragungselements in wenigstens einer Richtung, vorzugsweise in transversaler und sagittaler Richtung, relativ zu der Liegefläche des Behandlungstischs einstellbar. Durch eine Verstellung des Winkels des wenigstens einen Kraftübertragungselements relativ zu der Liegefläche des Behandlungstischs wird neben der transversalen und/oder sagittalen Ausrichtung des Kraftübertragungselements gleichzeitig der Winkel der auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten übertragene Kraft verändert. Die Gelenkflächen des Iliosakralgelenks zwischen den Beckenschaufeln und dem Sakrum sind in der transversalen Ebene geneigt ausgebildet. Es hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt, wenn das wenigstens eine Kraftübertragungselement eine entsprechend geneigte Kraft auf das Sakrum des Iliosakralgelenks ausübt.
-
Die Ausrichtung des wenigstens einen Kraftübertragungselementes zu dem Iliosakralgelenk, insbesondere dem Sakrum des Iliosakralgelenks, erfolgt vorzugsweise anhand Bildgebenden Verfahren, wie Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder ähnlichen Verfahren, mittels welchen das Iliosakralgelenk vorab begutachtet bzw. vermessen werden kann. Anhand der mittels des bildgebenden Verfahrens ermittelten anatomischen Informationen zu dem Iliosakralgelenk kann die Kraftübertragung auf das Iliosakralgelenk mittels der erfindungsgemäßen Vorrichtung an den jeweiligen Patienten exakt angepasst werden.
-
Nach einer zweckmäßigen Variante ist das wenigstens eine Kraftübertragungselement kolbenförmig ausgebildet.
-
Gemäß einer weiteren Variante der Erfindung ist das wenigstens eine Kraftübertragungselement in seiner Längsrichtung veränderbar ausgebildet, um eine Kraft auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten auszuüben. Beispielsweise ist das eine Ende des Kraftübertragungselements fest an einem Bewegungsmechanismus unterhalb des Behandlungstischs fixiert und durch eine Längenänderung des Kraftübertragungselements wird eine Kraft auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten ausgeübt.
-
In einer zweckmäßigen Variante der Erfindung weist das wenigstens eine Kraftübertragungselement an der dem Patienten zugewandten Oberfläche eine Polsterung auf. Dadurch können für den Patienten unangenehme Druckstellen im Bereich des Sakrums, wo von dem Kraftübertragungselement eine Kraft auf das Sakrum übertragen wird, vermieden werden.
-
Das dem Patienten zugewandte Ende des Kraftübertragungselementes kann zusätzliche Funktionseinheiten aufweisen, wie beispielsweise eine Wärmequelle, eine Ultraschallquelle, eine Stoßwellenquelle und/oder eine Laserquelle. Zweckmäßigerweise ist das dem Patienten zugewandte Ende modular beziehungsweise austauschbar ausgebildet, so dass unterschiedliche zusätzliche Funktionseinheiten durch ein einfaches Austauschen des dem Patienten zugewandten Endes des Kraftübertragungselementes genutzt werden können.
-
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Variante ist das dem Patienten zugewandte Ende des Kraftübertragungselementes in sagittaler und/oder frontaler Richtung gebogen ausgebildet, wobei die Krümmung insbesondere in der Sagittalebene dem Patienten zugewandt bzw. in der Frontalebene seitlich nach außen gerichtet ist. Ein derartig gekrümmtes Ende des Kraftübertragungselementes gewährleistet eine optimale Kraftübertragung auf das Sakrum des Patienten.
-
Das dem Patienten zugewandte Ende des Kraftübertragungselements weist beispielsweise einen ovalen Querschnitt auf, dessen Längsachse in etwa parallel zu der Längsachse des auf der Liegefläche des Behandlungstisches liegenden Patienten verläuft.
-
Nach einer weiteren Variante der Erfindung ist die Haltevorrichtung an dem Behandlungstisch befestigt beziehungsweise einstückig mit diesem ausgebildet. Die Haltevorrichtung ist beispielsweise als verstellbarer Halterahmen oder als verstellbarer Haltegurt ausgebildet.
-
In einer zweckmäßigen Variante der Erfindung weist die Haltervorrichtung an der dem Patienten zugewandten Oberfläche zumindest teilweise eine Polsterung auf. Dadurch können unangenehme Druckstellen für den Patienten bei der Fixierung des Beckens relativ zu dem Behandlungstisch vermieden werden.
-
Nach einer zweckmäßigen Variante der Erfindung ist die Liegefläche des Behandlungstischs zumindest teilweise gepolstert.
-
Nach einer zweckmäßigen Variante der Erfindung ist die Öffnung der Liegefläche mit einer flexiblen Abdeckung, insbesondere einer Membran abgedeckt. Alternativ weist das dem Patienten zugewandte Ende des wenigstens einen Kraftübertragungselements eine Abdeckung auf. Dadurch kommt der Patient nicht direkt mit dem wenigstens einen Kraftübertragungselement in Kontakt und nach einer Benutzung der erfindungsgemäßen Vorrichtung muss allenfalls die flexible Abdeckung der Öffnung der Liegefläche oder die Abdeckung des wenigstens einen Kraftübertagungselements ausgewechselt werden, bevor ein neuer Patient die erfindungsgemäße Vorrichtung nutzen kann.
-
Gemäß einer besonders bevorzugten Variante der Erfindung umfasst die Vorrichtung weiterhin eine elektronische Steuereinheit zur Steuerung der Bewegung des wenigstens einen Kraftübertragungselements. Die elektronische Steuereinheit führt beispielsweise automatisch die Bewegung des wenigstens einen Kraftübertragungselements gemäß einem gespeicherten Bewegungsprogramm aus. Der Patient legt sich dabei auf die Liegefläche des Behandlungstischs, wobei das Iliosakralgelenk des Patienten im Bereich der Öffnung in der Liegefläche des Behandlungstischs angeordnet ist. Das Becken des Patienten wird mittels der Haltervorrichtung relativ zu dem Behandlungstisch fixiert. Nachfolgend wir das in der elektronischen Steuereinheit gespeicherte Bewegungsprogramm aktiviert und die elektronische Steuereinheit bewegt das wenigstens eine Kraftübertragungselement derart, dass eine kraft auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten ausgeübt wird. Das Bewegungsprogramm ist vorzugsweise derart ausgebildet, dass das wenigstens eine Kraftübertragungselement unterschiedliche Kräfte auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten ausübt, beispielsweise durch ein Bewegen des wenigstens einen Kraftübertragungselements in transversaler Richtung und/oder sagittaler Richtung, insbesondere durch Einstellen des Winkels des wenigstens einen Kraftübertragungselements relativ zu der Liegefläche des Behandlungstischs.
-
Nach einer besonders vorteilhaften Variante der Erfindung umfasst die Vorrichtung weiterhin einen Notausschalter, wobei der Notausschalter vorzugsweise derart angeordnet ist, dass der auf der Liegefläche des Behandlungstischs befindliche Patient den Notausschalter betätigen kann, insbesondere wenn das Becken des Patienten relativ zu dem Behandlungstisch fixiert ist. Somit kann der Patient jederzeit die Behandlung durch die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Mobilisierung des Iliosakralgelenks abbrechen, insbesondere wenn die Behandlung dem Patienten Schmerzen verursacht. Nach einer weiteren Variante der Erfindung umfasst die Vorrichtung eine Überwachungseinrichtung zur Überwachung der Bewegung des wenigstens einen Kraftübertragungselements. In einer besonders bevorzugten Variante umfasst die Überwachungseinrichtung eine Notfallabschaltung, welche die Vorrichtung abschaltet, wenn das wenigstens eine Kraftübertragungselement einen vorgegebenen Bewegungsbereich verlässt. Die Überwachungseinrichtung gewährleistet somit, dass selbst im Falle einer Fehlfunktion des wenigstens einen Kraftübertragungselements keine Kraft auf das Iliosakralgelenk des Patienten ausgeübt wird, welche einen vorgegebenen Bewegungsbereich überschreitet.
-
Nach einer erfindungsgemäßen Variante ist das wenigstens eine Kraftübertragungselement derart ausgebildet, dass es im Falle einer Notfallabschaltung automatisch in eine Ausgangsposition bewegt wird, in welcher das wenigstens eine Kraftübertragungselement nicht in Kontakt mit dem auf der Liegefläche der Vorrichtung liegenden Patienten ist. Im Falle eines pneumatischen Kraftübertragungselements könnte beispielsweise der pneumatische Druck abgelassen werden, wodurch das wenigstens eine Kraftübertragungselement in seine Ausgangsposition zurückkehrt. Im Falle eines elektrischen Kraftübertragungselements kann eine Speichereinrichtung für elektrische Energie vorgesehen werden, welche das elektrische Kraftübertragungselement nach einer Notfallabschaltung derart antreiben kann, dass es in eine Ausgangsposition zurückbewegt wird.
-
Gemäß einer besonders bevorzugten Variante der Erfindung umfasst die Vorrichtung zwei Kraftübertragungselemente, wobei die zwei Kraftübertragungselemente unabhängig voneinander oder gemeinsam eine Kraft auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten ausüben können. Mittels zweier Kraftübertragungselemente könnten beispielsweise Querkräfte auf das Sakrum des Iliosakralgelenks des Patienten ausgeübt werden, welche von einem einzigen Kraftübertragungselement nicht aufgebracht werden könnten. In Kombination mit den vorgenannten Bewegungsmöglichkeiten der Kraftübertragungselemente, beispielsweise in Längs- und/oder Seitenrichtung der Liegefläche des Behandlungstischs und des Winkels relativ zu dem Behandlungstisch lässt sich das Iliosakralgelenk des Patienten mittels der zwei Kraftübertragungselemente in nahezu uneingeschränkter Art und Weise mobilisieren.
-
In einer weiteren Variante umfasst die erfindungsgemäße Vorrichtung Führungsmittel zur Führung der Kraftübertragungselemente und/oder zur Führung der Bewegung der Kraftübertragungselemente in Längs- und/oder Seitenrichtung.
-
Nach einer besonders vorteilhaften Variante umfass die Liegefläche des Behandlungstischs eine zusätzliche Beinablage, welche insbesondere derart ausgestaltet ist, dass die Knie des auf der erfindungsgemäßen Vorrichtung befindlichen Patienten abgewinkelt sind. Es hat sich herausgestellt, dass eine derartige Beinstellung bei der Mobilisierung des Iliosakralgelenks mittels der erfindungsgemäßen Vorrichtung besonders vorteilhaft ist.
-
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
-
1 eine schematische Ansicht eines Iliosakralgelenks eines Menschen;
-
2 eine Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung im Bereich des Iliosakralgelenks eines Patienten in der Transversalebene; und
-
3 eine Ansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung aus 2 in der Sagittalebene.
-
1 zeigt eine schematische Ansicht eines Iliosakralgelenks 1 eines Menschen, auch ISG, Sakroiliakalgelenk, Kreuzbein-Darmbein-Gelenk oder Kreuz-Darm-Bein-Gelenk genannt. Das Iliosakralgelenk 1 befindet sich im unteren Bereich des Rückens am Ende der Lendenwirbelsäule. Das Iliosakralgelenk 1 ist zwischen den Beckenschaufeln 2 (lateinisch: os ilium) und dem Kreuzbein (lateinisch: sakrum) ausgebildet. Das Iliosakralgelenk 1 stellt also über das Kreuzbein 3 die Verbindung von Wirbelsäule und Beckenschaufeln 2 her. Das Iliosakralgelenk 1 kann nicht willkürlich bewegt werden und wird durch Bänder und Muskeln stabilisiert. Das Iliosakralgelenk 1 lässt entgegen vieler anderer Gelenke im menschlichen Körper nur sehr wenig Bewegung zu und wird daher als straffes Gelenk bezeichnet. Die möglichen Bewegungen des Iliosakralgelenks werden mit Nutation und Gegenutation bezeichnet. Nutation bewirkt beispielsweise eine Vergrößerung des Beckenrings, was insbesondere bei einer Geburt von großer Bedeutung ist.
-
Eine Blockade des Iliosakralgelenks 1 entsteht beispielsweise dann, wenn das ohnehin straffe Gelenk in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist oder wenn die Stellung der Gelenkflächen zueinander von der Norm abweicht. Eine Blockade des Iliosakralgelenks 1 macht sich häufig durch ziehende Schmerzen im Bereich des Iliosakralgelenks 1 bemerkbar. Ursächlich für eine Blockade des Iliosakralgelenks 1 ist häufig das Haben von zu schweren Lasten, das falsche Anheben oder auch ein Tritt ins Leere, wie beispielsweise beim Verfehlen einer Treppenstufe. Ferner können Wirbelsäulenerkrankungen, ein Beckenschiefstand, eine Beinlängendifferenz oder Fehlbelastungen die Entstehung einer Blockade des Iliosakralgelenks 1 begünstigen.
-
2 zeigt eine Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 10 im Bereich des Iliosakralgelenks 1 eines Patienten in der Transversalebene, also eine Schnittansicht durch die Längsachse des Patienten. Die Vorrichtung 10 zur Mobilisierung des Iliosakralgelenks 1 des Patienten, insbesondere zur Auflösung einer Blockade des Iliosakralgelenks 1 des Patienten, umfasst einen Behandlungstisch 20 mit einer Liegefläche 30 für den Patienten. Die Liegefläche 30 weist eine Öffnung 40 im Bereich des Iliosakralgelenks 1 des Patienten auf. Die Vorrichtung 10 umfasst weiterhin eine Haltevorrichtung 50 zur Fixierung des Beckens 2 des Patienten relativ zu dem Behandlungstisch 20. Zur Mobilisierung des Iliosakralgelenks 1 des Patienten umfasst die Vorrichtung 10 ferner wenigstens ein im Bereich der Öffnung 40 der Liegefläche 30 angeordnetes Kraftübertragungselement 60, wobei das Kraftübertragungselement 60 ausgebildet ist, durch eine Bewegung eine Kraft auf das Sakrum 3 des Iliosakralgelenks 1 des Patienten auszuüben.
-
In der in 2 dargestellten Ausführungsform umfasst die Vorrichtung 10 zwei Kraftübertragungselemente 60, wobei die zwei Kraftübertragungselemente 60 unabhängigen voneinander oder gemeinsam eine Kraft auf das Sakrum 3 des Iliosakralgelenks 1 des Patienten ausüben können. Die Enden 70 der zwei Kraftübertragungselemente 60, welche unmittelbar benachbart zu dem Patienten angeordnet sind, weisen zweckmäßigerweise an der dem Patienten zugewandten Oberfläche eine Polsterung auf. Ferner können insbesondere die dem Patienten zugewandten Enden 70 der Kraftübertragungselemente 60 weitere Funktionseinheiten (nicht dargestellt) umfassen, wie beispielsweise eine Wärmequelle, eine Ultraschallquelle, eine Stoßwellenquelle und/oder eine Laserquelle. Zweckmäßigerweise sind die dem Patienten zugewandten Enden 70 modular beziehungsweise austauschbar ausgebildet, so dass unterschiedliche zusätzliche Funktionseinheiten durch ein einfaches Austauschen des dem Patienten zugewandten Endes 70 des Kraftübertragungselementes 60 genutzt werden können.
-
Die zwei Kraftübertragungselemente 60 sind beweglich im Bereich der Öffnung 40 der Liegefläche 30 angeordnet, insbesondere beweglich in Längsrichtung (sagittaler Richtung) und/oder Seitenrichtung (transversaler Richtung) der Liegefläche 30 des Behandlungstischs 20. Die Bewegung der Kraftübertragungselemente 60 in saggitaler Richtung (links/rechts) wird gemäß 2 beispielsweise durch an den unteren Enden der Kraftübertragungselemente 60 angeordnete saggitale gebogene Zahnschienen 80 und mit den saggitalen gebogenen Zahnschienen 80 in Wirkverbindung stehenden antreibbaren saggitalen Zahnrädern 90 verwirklicht. Im Bereich der Öffnung 40 in der Liegefläche 30 des Behandlungstisch 20 sind saggitale Führungsmittel 120 angeordnet. Durch ein Antreiben eines oder beider saggitaler Zahnräder 90 wird das jeweilige untere Ende des Kraftübertragungselements 60 über die entsprechende saggitale gebogene Zahnschiene 80 verschwenkt. Da das jeweilige Kraftübertagungselement 60 im Bereich der saggitalen Führungsmittel 120 drehbar gelagert wird, verursacht das Verschwenken der Kraftübertragungselemente 60 eine entsprechende Bewegung der dem Patienten zugewandten Enden 70 der Kraftübertragungselemente 60 in saggitaler (links/rechts) Richtung.
-
Folglich werden auch die Winkel der Kraftübertragungselemente 60 in saggitaler Richtung relativ zu der Liegefläche 30 des Behandlungstischs 20 verändert bzw. eingestellt.
-
Die Bewegung der Kraftübertragungselemente 60 in transversaler Richtung ist insbesondere der 3 zu entnehmen. Dazu weist die erfindungsgemäße Vorrichtung 10 beispielsweise im unteren Bereich eine transversale gebogene Zahnschiene 100 auf. Die transversale gebogene Zahnschiene 100 ist mit den Mitteln zur Einstellung der saggitalen Richtung 80, 90 und den unteren Enden der Kraftübertragungselemente 60 verbunden. Über das in mit der transversalen gebogenen Zahnschiene 100 in Wirkverbindung stehende angetriebene transversale Zahnrad 110 kann die transversale gebogene Zahnschiene verschwenkt werden und damit auch die Mittel zur Einstellung der saggitalen Richtung und die Kraftübertragungselemente 60. Zur Führung der transversalen Bewegung der Kraftübertragungsmittel 60 sind ferner Führungsmittel 130 vorgesehen, welche beispielsweise als gebogene Nut und einem darin aufgenommen Gleitmittel bestehen, wobei das Gleitmittel fest mit den Mittel zur saggitalen Bewegung bzw. den Kraftübertragungselementen 60 verbunden ist.
-
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Variante sind die dem Patienten zugewandten Enden 70 der Kraftübertragungselemente 60 in sagittaler und/oder frontaler Richtung gebogen ausgebildet, wobei die Krümmung insbesondere in der Sagittalebene dem Patienten zugewandt bzw. in der Frontalebene seitlich nach außen gerichtet ist. Derartig gekrümmte Enden 70 der Kraftübertragungselemente 60 gewährleisten eine optimale Kraftübertragung auf das Sakrum 3 des Patienten.
-
Die Kraftübertragungselemente 60 aus 2 sind in ihrer Längsrichtung veränderbar ausgebildet, um eine Kraft auf das Sakrum 3 des Iliosakralgelenks 1 des Patienten auszuüben. Dazu können die Kraftübertragungselemente 60 beispielsweise durch eine entsprechende Vorrichtung auf das Sakrum 3 des zu behandelnden Patienten zubewegt werden oder die Kraftübertragungselemente 60 umfassen Mittel zur Veränderung der Länge der Kraftübertragungselemente 60. Die Kraftübertragungselemente 60 können beispielsweise als längenveränderliche Kolbenelemente ausgebildet sein.
-
Zweckmäßigerweise weisen die Kraftübertragungselemente 60 an der dem Patienten zugewandten Oberfläche eine Polsterung 70 auf.
-
Wie der 2 entnommen werden kann, ist die Haltevorrichtung 50 an dem Behandlungstisch 20 befestigt. Die Haltevorrichtung 50 aus 2 ist als verstellbarer Halterahmen ausgebildet. Alternativ kann die Haltervorrichtung 50 als verstellbarer Haltegurt ausgebildet sein.
-
Zweckmäßigerweise umfasst die Haltevorrichtung 50 an der dem Patienten zugewandten Oberfläche zumindest teilweise eine Polsterung. Ebenso ist vorzugsweise die Liegefläche 30 des Behandlungstischs 20 zumindest teilweise gepolstert.
-
3 eine Ansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung aus 2 in der Sagittalebene. Die Vorrichtung 10 zur Mobilisierung des Iliosakralgelenks 1 eines Patienten, insbesondere zur Auflösung einer Blockade des Iliosakralgelenks 1 des Patienten, aus 3 umfasst den Behandlungstisch 20 mit der Liegefläche 30 für den Patienten, der Haltevorrichtung 50 zur Fixierung des Beckens 2 des Patienten relativ zu dem Behandlungstisch 20 und zwei im Bereich der Öffnung 40 der Liegefläche 30 angeordnete Kraftübertragungselemente 60.
-
Die Öffnung 40 in der Liegefläche 30 des Behandlungstisches 20 ist im Bereich des Iliosakralgelenks 1 des Patienten angeordnet, so dass die Kraftübertragungselemente 60 eine Kraft auf das Sakrum 3 des Iliosakralgelenks 1 des Patienten ausüben können, wenn die Kraftübertragungselemente 60 relativ zu dem Becken 2 des Patienten bewegt werden.
-
Die Bewegung der Kraftübertragungselemente 60 in saggitaler Richtung ist insbesondere der 2 zu entnehmen. Zu Bewegung der Kraftübertragungselemente 60 in transversaler Richtung weist die Vorrichtung wie bereits zuvor ausgeführt und insbesondere in 3 dargestellt im unteren Bereich eine transversale gebogene Zahnschiene 100 auf. Die transversale gebogene Zahnschiene 100 ist mit den Mitteln zur Einstellung der saggitalen Richtung 80, 90 und den unteren Enden der Kraftübertragungselemente 60 verbunden. Über das in mit der transversalen gebogenen Zahnschiene 100 in Wirkverbindung stehende angetriebene transversale Zahnrad 110 kann die transversale gebogene Zahnschiene verschwenkt werden und damit auch die Mittel zur Einstellung der saggitalen Richtung und die Kraftübertragungselemente 60. Zur Führung der transversalen Bewegung der Kraftübertragungsmittel 60 sind ferner Führungsmittel 130 vorgesehen, welche beispielsweise als gebogene Nut und einem darin aufgenommen Gleitmittel bestehen, wobei das Gleitmittel fest mit den Mittel zur saggitalen Bewegung bzw. den Kraftübertragungselementen 60 verbunden ist.
-
Die Vorrichtung 10 aus den 2 und 3 umfasst weiterhin eine elektronische Steuereinheit (nicht dargestellt) zur Steuerung der Bewegung der zwei Kraftübertragungselemente 60. Die elektronische Steuereinheit führt automatisch die Bewegung der Kraftübertragungselemente 60 gemäß einem gespeicherten Bewegungsprogramm aus.
-
Die erfindungsgemäße Vorrichtung 10 kann weiterhin eine Überwachungseinrichtung zur Überwachung der Bewegung der zwei Kraftübertragungselemente 60 umfassen. Beispielsweise ist diese Überwachungseinrichtung in der elektronischen Steuereinheit integriert. Die Überwachungseinrichtung umfasst beispielsweise eine Notfallabschaltung, welche die Vorrichtung 10 abschaltet, wenn wenigstens ein Kraftübertragungselement 60 einen vorgegebenen Bewegungsbereich verlässt. Alternativ oder zusätzlich kann die erfindungsgemäße Vorrichtung 10 einen Notausschalter umfassen, welcher vorzugsweise durch den Patienten bedienbar ist, selbst wenn er mittels der Haltevorrichtung 50 relativ zu der Liegefläche 30 des Behandlungstischs 20 fixiert ist.
-
Zweckmäßigerweise wird das wenigstens eine Kraftübertragungselement 60 im Falle einer Notfallabschaltung automatisch in eine Ausgangsposition bewegt, in welcher das wenigstens eine Kraftübertragungselement 60 nicht in Kontakt mit dem auf der Liegefläche 30 der Vorrichtung 10 liegenden Patienten ist.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Iliosakralgelenk
- 2
- Beckenschaufel/Becken
- 3
- Kreuzbein/Sakrum
- 10
- Vorrichtung
- 20
- Behandlungstisch
- 30
- Liegefläche
- 40
- Öffnung Liegefläche
- 50
- Haltevorrichtung
- 60
- Kraftübertragungselement
- 70
- Patienten zugewandtes Ende des Kraftübertragungselements
- 80
- saggitale gebogene Zahnschiene
- 90
- saggitales Zahnrad
- 100
- transversale gebogene Zahnschiene
- 110
- transversales Zahnrad
- 120
- saggitale Führungsmittel
- 130
- transversale Führungsmittel
- 140
- Mittel zur Längenänderung des Kraftübertragungsmittels
- 150
- Beinablage
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- JP 2013-022317 A [0008]
- US 8439948 B1 [0009]