DE102016010004B3 - Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten ohne Referenzstandards durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels MS/MS - Google Patents

Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten ohne Referenzstandards durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels MS/MS Download PDF

Info

Publication number
DE102016010004B3
DE102016010004B3 DE102016010004.4A DE102016010004A DE102016010004B3 DE 102016010004 B3 DE102016010004 B3 DE 102016010004B3 DE 102016010004 A DE102016010004 A DE 102016010004A DE 102016010004 B3 DE102016010004 B3 DE 102016010004B3
Authority
DE
Germany
Prior art keywords
mass
productions
unknown
unknown transformation
product
Prior art date
Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
Expired - Fee Related
Application number
DE102016010004.4A
Other languages
English (en)
Inventor
Marius Majewsky
Harald Horn
Current Assignee (The listed assignees may be inaccurate. Google has not performed a legal analysis and makes no representation or warranty as to the accuracy of the list.)
Karlsruher Institut fuer Technologie KIT
Original Assignee
Karlsruher Institut fuer Technologie KIT
Priority date (The priority date is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the date listed.)
Filing date
Publication date
Application filed by Karlsruher Institut fuer Technologie KIT filed Critical Karlsruher Institut fuer Technologie KIT
Priority to DE102016010004.4A priority Critical patent/DE102016010004B3/de
Priority to PCT/EP2017/000959 priority patent/WO2018033237A1/de
Priority to EP17757463.9A priority patent/EP3510406A1/de
Application granted granted Critical
Publication of DE102016010004B3 publication Critical patent/DE102016010004B3/de
Expired - Fee Related legal-status Critical Current
Anticipated expiration legal-status Critical

Links

Images

Classifications

    • GPHYSICS
    • G01MEASURING; TESTING
    • G01NINVESTIGATING OR ANALYSING MATERIALS BY DETERMINING THEIR CHEMICAL OR PHYSICAL PROPERTIES
    • G01N33/00Investigating or analysing materials by specific methods not covered by groups G01N1/00 - G01N31/00
    • G01N33/48Biological material, e.g. blood, urine; Haemocytometers
    • G01N33/50Chemical analysis of biological material, e.g. blood, urine; Testing involving biospecific ligand binding methods; Immunological testing
    • G01N33/68Chemical analysis of biological material, e.g. blood, urine; Testing involving biospecific ligand binding methods; Immunological testing involving proteins, peptides or amino acids
    • G01N33/6803General methods of protein analysis not limited to specific proteins or families of proteins
    • G01N33/6848Methods of protein analysis involving mass spectrometry
    • G01N33/6851Methods of protein analysis involving laser desorption ionisation mass spectrometry

Landscapes

  • Life Sciences & Earth Sciences (AREA)
  • Health & Medical Sciences (AREA)
  • Engineering & Computer Science (AREA)
  • Molecular Biology (AREA)
  • Physics & Mathematics (AREA)
  • Bioinformatics & Cheminformatics (AREA)
  • Bioinformatics & Computational Biology (AREA)
  • Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Hematology (AREA)
  • Urology & Nephrology (AREA)
  • Spectroscopy & Molecular Physics (AREA)
  • Biomedical Technology (AREA)
  • Immunology (AREA)
  • Microbiology (AREA)
  • Medicinal Chemistry (AREA)
  • Biotechnology (AREA)
  • Proteomics, Peptides & Aminoacids (AREA)
  • Biophysics (AREA)
  • Optics & Photonics (AREA)
  • Food Science & Technology (AREA)
  • Cell Biology (AREA)
  • Analytical Chemistry (AREA)
  • Biochemistry (AREA)
  • General Health & Medical Sciences (AREA)
  • General Physics & Mathematics (AREA)
  • Pathology (AREA)
  • Other Investigation Or Analysis Of Materials By Electrical Means (AREA)

Abstract

Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten einer Ausgangssubstanz ohne Referenzstandards mittels Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS), welches in der organischen chemischen Analytik, insbesondere in der medizinischen und pharmazeutischen Analytik, in der Forensik sowie in der Doping-, Umwelt- und Lebensmittelanalytik angewendet werden kann.

Description

  • Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten einer Ausgangssubstanz (auch Metaboliten genannt) ohne Referenzstandards mittels Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS), insbesondere gekoppelter Flüssigkeitschromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS). Das erfindungsgemäße Verfahren kann in der organischen chemischen Analytik angewendet werden und findet insbesondere in der medizinischen und pharmazeutischen Analytik, in der Forensik sowie in der Doping-, Umwelt- und Lebensmittelanalytik Anwendung.
  • Die qualitative Messung und Identifizierung von chemischen Verbindungen mit Tandem-Massenspektrometrie-Systemen (MS/MS) basiert auf Massenspektren. Zum Erhalt dieser charakteristischen Massenspektren muss die gesuchte Zielsubstanz als Reinsubstanz vorliegen. Im Tandem-Massenspektrometer wird das MS/MS Massenspektrum nach Fragmentierung aufgenommen, welches spezifisch für eine Verbindung ist. Dabei wird im ersten MS nur das Masse-zu-Ladungsverhältnis (m/z) der Zielsubstanz (Precursor) im positiven oder negativen Ionisationsmodus der Elektrosprayionisierung gefiltert und anschließend mit einer gegebenen Kollisionsenergie fragmentiert. Im zweiten MS werden die m/z der entstehenden und für diese Verbindung charakteristischen Produktionen, welche auch als Fragmente bezeichnet werden, gemessen. Dieses Fragmentspektrum bzw. Produktionenspektrum dient als Referenzspektrum.
  • In einer Probe unbekannter Zusammensetzung und mit unbekannten Inhaltsstoffen aus den oben genannten Anwendungsbereichen wird das m/z der Zielverbindung im ersten MS und das Massenspektrum im zweiten MS gemessen. Zeigt dieses Massenspektrum Übereinstimmung mit dem zuvor gemessenen Referenzspektrum, gilt die Substanz als sicher identifiziert. Die Intensität der Fragmente ist dabei für die qualitative Bestimmung sekundär. Entscheidend sind die übereinstimmenden m/z der Fragmentionen im Spektrum.
  • In der Praxis mit Triple-Quadropole Systemen wird üblicherweise ein Kriterium von zwei Fragmentübereinstimmungen bei gegebener Massengenauigkeit von etwa 0,7 Da zu Grunde gelegt. Das bedeutet, dass in der gängigen Praxis, der sogenannten Target-Analytik, eine Substanz als identifiziert gilt, wenn zwei zuvor festgelegte charakteristische Fragmente gefunden werden.
  • Massenspektrometer, die die akkurate Masse bzw. das akkurate m/z messen können (z. B. LC-QToF Geräte), bieten zusätzliche Sicherheit. Durch die hohe Genauigkeit der Messung des m/z, welche nach derzeitigem Stand der Technik 1 bis 2 ppm beträgt, lassen sich die Übereinstimmung des gemessenen Massenspektrums bzw. der gewählten Fragmente mit dem Referenzspektrum mit sehr hoher Sicherheit bestimmen. Aus den sogenannten exakten (auch: akkuraten) Massen lässt sich die Elementzusammensetzung der Verbindung stark eingrenzen, da durch den natürlichen Massendefekt der Elemente bei kleinen Molekülen (ca. im Bereich < 1000 Da) nur noch wenige Kombinationen an Elementen diese exakte Masse ergeben. Datenbanken mit MS/MS Referenzmassenspektren stehen auch zum Teil kostenlos zur Verfügung.
  • Allerdings können diese Referenzspektren nur für bekannte Substanzen aufgenommen werden, die als Reinsubstanz zu Verfügung stehen, beispielsweise käuflich erhältlich sind, selbst synthetisiert oder aus Mischungen mit hoher Reinheit isoliert wurden. Für bis dato unbekannte Substanzen stehen die MS/MS Referenzmassenspektren daher nicht zur Verfügung, was die eindeutige Identifizierung über Referenzspektren unbekannter Substanzen verhindert, bis diese als Reinstoff vorliegen und so das charakteristische MS/MS Massenspektrum aufgenommen werden kann.
  • In letzter Zeit gab es dennoch Bemühungen, unbekannte Metaboliten ohne Referenzstandards durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels LC-QTOF zu identifizieren. Wie beispielsweise in M. Majewsky et al., Anal. Bioanal. Chem., 407 (19), 5707–5714, beschrieben, sollen unbekannte Metaboliten von Sulfonamid-Antibiotika identifiziert werden, indem potentielle Transformationsprodukte von Sulfonamid-Antibiotika auf Basis gängiger Transformations- oder Spaltungsreaktionen vorhergesagt werden. Obwohl die Precursormassen sehr genau bestimmt werden können, besteht ein Nachteil dieser Methodik darin, dass auch eine exakte Masse eines Precursors keinen eindeutigen Rückschluss bzw. keine eindeutige Zuordnung zulässt, falls Referenzspektren nicht existieren, da immer noch eine Vielzahl von möglichen Substanzen, auch komplett fremde Elementzusammensetzungen, eine entsprechende Masse aufweisen können.
  • Auch JP 2006-017570 A beschreibt eine vergleichbare Methode, bei der die Struktur eines unbekannten Metaboliten durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels Tandem-Massenspektrometrie bestimmt werden soll. In WO 2013/181758 A1 wird ebenfalls ein Verfahren zur Identifizierung von kleinen Molekülverbindungen in Gemischen offenbart, bei welchem unter Verwendung einer Bibliothek von berechneten Strukturen und entsprechend berechneten Massenspektralfragmentierungsmuster bekannter und/oder hypothetischer Verbindungen die Massenspektren auf Übereinstimmung überprüft werden. US 2015/0160231 A1 offenbart eine Identifizierungsmethode von Metaboliten ausgehend von gemessenen MS/MS-Daten, die mit einer Datenbank abgeglichen werden.
  • Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bereitzustellen, welches eine zuverlässige Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten einer Ausgangssubstanz erlaubt, selbst wenn für diese Transformationsprodukte keine Referenzstandards existieren.
  • Diese Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen gekennzeichneten Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung gelöst.
  • Insbesondere stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten einer Ausgangssubstanz mittels Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS) bereit, wobei keine Referenzstandards für die unbekannten Transformationsprodukte existieren, umfassend die folgenden Schritte:
    • (i) das Bereitstellen eines tatsächlich gemessenen, akkuraten MS/MS Massenspektrums mit allen Produktionen der Ausgangssubstanz, um das Masse-zu-Ladungsverhältnis der Ausgangssubstanz m/zA und die Masse-zu-Ladungsverhältnisse der Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA zu erhalten;
    • (ii) das Vorhersagen von Masse-zu-Ladungsverhältnissen der Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes durch a) addieren oder subtrahieren der Massenverschiebungen möglicher Transformationsreaktionen zu bzw. von allen Masse-zu-Ladungsverhältnissen der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA und b) Berücksichtigung von Produktionen der Ausgangssubstanz ohne Massenveränderung, um einen Datensatz von vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes zu erhalten;
    • (iii) das experimentelle Erstellen eines akkuraten MS/MS Massenspektrums des unbekannten Transformationsproduktes, um das Masse-zu-Ladungsverhältnis des unbekannten Transformationsproduktes m/zT und die Masse-zu-Ladungsverhältnisse der Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT zu erhalten; und
    • (iv) das quantitative Vergleichen der vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes sowie der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA mit den Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT auf Übereinstimmungen und Zählen derselbigen,
    wobei 4 oder mehr Übereinstimmungen zwischen den vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes einschließlich der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA und den Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT als Identifizierung gilt.
  • Die vorliegende Erfindung basiert auf der Erkenntnis, dass durch Vergleich vorhergesagter Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes sowie der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA mit den Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT eine systematische und zuverlässigere Identifizierung unbekannter Transformationsprodukte erzielt werden kann. Erfindungsgemäß kann somit eine Identifizierung unbekannter Metaboliten, von welchen keine Referenzstandards bzw. MS/MS Referenzmassenspektren vorliegen, mit hoher Sicherheit erfolgen. In der vorliegenden Erfindung werden als Referenzstandards experimentell gemessene MS/MS Massenspektren von bekannten Reinsubstanzen verstanden.
  • Es ist davon auszugehen, dass im Stand der Technik bislang kein systematischer Ansatz vorliegt, der die Produktionen im MS/MS zur Identifizierung unbekannter Transformationsprodukte bzw. Metaboliten durch quantitative Erfassung der Übereinstimmung von vorhergesagten und experimentellen MS/MS Spektren heranzieht. Insbesondere werden im Stand der Technik nur die Precursor zur Identifizierung unbekannter Metaboliten berücksichtigt. Der Grund hierfür ist möglicherweise, dass die theoretische Vorhersage der Produktionen per se kaum umsetzbar ist, da das Fragmentieren der chemischen Bindungen eines Moleküls sich als sehr komplex darstellt. Das wird möglicherweise auch als Hürde für die Vorhersage von Metaboliten angesehen. Die vorliegende Erfindung sagt auch nicht die Produktionen der Metabolit-Massenspektren per se voraus, sondern berechnet vorhergesagte Metabolit-Massenspektren auf Grundlage der experimentell bestimmten Massenspektren der Ausgangssubstanz, wodurch das charakteristische Fragmentierungsmuster der Ausgangssubstanz somit experimentell miteinbezogen wird. Dadurch bietet das erfindungsgemäße Verfahren deutlich mehr Sicherheit bei der Identifizierung von Metaboliten.
  • Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird vor dem Schritt (iii) des experimentellen Erstellens eines akkuraten MS/MS Massenspektrums des unbekannten Transformationsproduktes (Metaboliten) ein chromatographisches Trennverfahren durchgeführt, um das unbekannte Transformationsprodukt aus einer zu untersuchenden Probe zu isolieren. Das chromatographische Trennverfahren ist nicht besonders beschränkt und kann in Abhängigkeit von der zu untersuchenden Probe ausgewählt sein. Beispielsweise kann das MS/MS des unbekannten Transformationsproduktes mit einer Flüssigchromatographie, Gaschromatographie, Ionenaustauschchromatographie, superkritische Flüssigkeitschromatographie oder auch mit multidimensionalen Chromatographiemethoden der genannten Methoden gekoppelt sein.
  • Vorzugsweise ist das chromatographische Trennverfahren aus der Gruppe, bestehend aus Flüssigkeitschromatographie und Gaschromatographie, ausgewählt. Insbesondere kann die zu untersuchende Probe mittels gekoppelter Flüssigkeitschromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS) untersucht werden.
  • Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst den Schritt des Berechnens des Masse-zu-Ladungsverhältnisses möglicher Transformationsprodukte m/zTP durch addieren oder subtrahieren von Massenverschiebungen möglicher Transformationsreaktionen zu bzw. von dem Masse-zu-Ladungsverhältnis der Ausgangssubstanz m/zA. Ausgehend vom Masse-zu-Ladungsverhältnis der Ausgangssubstanz m/zA können somit entsprechende Werte für m/zTP erhalten werden (auch vermutete Metabolit m/z genannt), die mit dem gemessenen Masse-zu-Ladungsverhältnis des unbekannten Metaboliten verglichen werden können. Dabei kann eine erste Einschränkung der möglichen Metaboliten erfolgen, wodurch die Effizienz des Identifizierungsverfahrens erhöht wird.
  • Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße Identifizierungsverfahren einen weiteren Schritt des Speicherns der vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes und der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA in einer Datenbank. D. h. die vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes (Fragmente) werden vorzugsweise unabhängig experimenteller Arbeiten in einer Datenbank gespeichert, die zum Abgleich mit gemessenen Daten herangezogen werden kann. Dementsprechend können vermutete Metaboliten vom Anwender gegen die Datenbank auf Übereinstimmung geprüft werden, was zusätzlich die Verlässlichkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens erhöht.
  • In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform beträgt die Molekülmasse der Ausgangssubstanz weniger als 1000 Da. Bei größeren Molekülen besteht die Möglichkeit, dass sich das Fragmentierungsverhalten des möglichen Metaboliten im Vergleich zur Ausgangsubstanz verändert, wodurch der Vergleich zu den Fragmenten der Ausgangsubstanz erschwert wird. Allerdings ist das erfindungsgemäße Identifizierungsverfahren nicht auf kleine Moleküle beschränkt und kann ebenso zur Identifizierung von Molekülen größer 1000 Da angewendet werden.
  • Wie vorstehend beschrieben, werden erfindungsgemäß theoretische Fragmente (auch: vorhergesagte Produktionen) für den positiven und negativen Elektrospray-Ionisationsmodus für vermutete Metaboliten generiert, welche in einem weiteren Schritt mit den gemessenen Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT auf die Anzahl der Übereinstimmungen überprüft werden.
  • Gemäß der vorliegenden Erfindung kann dies beispielsweise wie folgt durchgeführt werden. In einem ersten Schritt wird von der Ausgangssubstanz, deren Metaboliten aufgeklärt werden sollen, ein akkurates MS/MS Massenspektrum aufgenommen. Alternativ kann dieses auch aus einer bestehenden Datenbank bezogen werden. Die akkurate Masse und das m/z des Precursors (Vorläuferion) der Ausgangssubstanz sind durch die Elementzusammensetzung bekannt. Vorzugsweise wird ein akkurates MS/MS Massenspektrum der Ausgangssubstanz experimentell bestimmt, wodurch mögliche, den jeweiligen MS-Geräten anhaftende Merkmale ausgeschlossen werden können, die im Vergleichsschritt (iv) zu potentiellen Erschwernissen führen können. Vorteilhafterweise wird das akkurate MS/MS Massenspektrum der Ausgangssubstanz mit demselben Massenspektrometer aufgenommen, mit welchem das akkurate MS/MS Massenspektrum des unbekannten Transformationsproduktes gemessen wird.
  • Zum Precursor der Ausgangssubstanz wird eine Massenverschiebung (mass shift) addiert bzw. subtrahiert. Diese mass shifts sind akkurate Massenunterschiede von molekularen Transformationsreaktionen, die zu möglichen Metaboliten der Ausgangssubstanz führen. Wird beispielsweise die Ausgangssubstanz hydroxiliert, d. h. ein Sauerstoffatom wird zur Gesamtelementzusammensetzung hinzugefügt, so beträgt der mass shift +15,99491 Da (exakte monoisotopische Molekülmasse des Sauerstoffs). Mit einem MS/MS Gerät, das die Masse nicht akkurat bestimmen kann, entspräche dies einem mass shift von 16 Da. Dieser mass shift wird folglich entsprechend der Messgenauigkeit des verwendeten MS/MS Spektrometers angewendet. Die Messgenauigkeit der verwendeten Massenspektrometer ist nicht besonders beschränkt. Um jedoch eine möglichst exakte Identifizierung zu ermöglichen, ist es vorteilhaft, wenn die Genauigkeit des Massenspektrometers < 5 ppm (parts per million) beträgt.
  • Mit diesem Verfahren wird nun eine beliebig lange Liste möglicher Precursor durch Addition/Subtraktion der mass shifts vorher definierter typischer Transformationsreaktionen und der Ausgangsmolekülmasse erstellt. Diese mass shifts sind dem Fachmann bekannt. Diese Transformationsreaktionen unterscheiden sich für die verschiedenen Anwendungsfelder, beispielsweise Umwelt, Humanmedizin oder chemische Industrieanlagen. Ein Beispiel von 90 möglichen Transformationsreaktionen für ausgewählte Umwelt- und Humanmetaboliten ist im beigefügten Ausführungsbeispiel aufgezeigt, ohne auf diese beschränkt zu sein.
  • In einer Probe, in welcher Metaboliten einer Ausgangssubstanz identifiziert werden sollen, werden von diesen so berechneten m/zTP, d. h. vermutete Metabolit m/z, MS/MS Massenspektren aufgenommen, sofern sie in der Probe vorhanden sind.
  • Diese Massenverschiebung von der Ausgangssubstanz zum Metaboliten sollte nicht nur bei den Precursoren beobachtbar sein, sondern auch bei verschiedenen Produktionen im MS/MS Spektrum. Allerdings verschiebt sich nicht jedes Produktion um den mass shift der jeweiligen vermuteten Transformationsreaktion, da diese meistens nur an einem Teil des Moleküls stattfindet, der Rest aber unverändert bleibt. Da der Ort der Transformation in der Regel anfangs unbekannt ist, kann nicht vorausgesagt werden, an welchen Fragmenten der mass shift stattfindet. Daher wendet die Erfindung zum Auffinden der Produktionen folgende Screeningmethode an:
    Alle gemessenen Fragmente des MS/MS Massenspektrums der Ausgangssubstanz werden jeweils um den angenommenen exakten mass shift der möglichen Liste der Transformationen addiert bzw. subtrahiert. Diese werden als vorhergesagte Fragmente bzw. als vorhergesagte Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes bezeichnet. Jedes der auf diese Weise vorhergesagten Fragmente wird mit allen im gemessenen MS/MS Massenspektrum des möglichen Metaboliten abgeglichen. Die Übereinstimmungen werden bei gegebener Massengenauigkeit gezählt.
  • Da, wie oben erwähnt, sich nicht alle Fragmente verschieben, wird der Vorgang wiederholt, indem jedes der Fragmente der Ausgangssubstanz mit allen Fragmenten im gemessenen MS/MS Massenspektrum des möglichen Metaboliten abgeglichen wird. Die Übereinstimmungen werden bei gegebener Massengenauigkeit gezählt und stellen die Fragmente ohne Massenverschiebung dar. Eine Auswerteroutine vergleicht anschließend vorhergesagte und gemessene MS/MS Spektren, um die Anzahl der Übereinstimmung festzustellen. Gemäß der vorliegenden Erfindung ist die Auswerteroutine nicht besonders beschränkt und kann beispielsweise durch Software unterstützt erfolgen.
  • Der Indikator für eine Identifizierung des Metaboliten ist die Anzahl der gefundenen Übereinstimmungen beider Suchvorgänge. Die Wahrscheinlichkeit, den gesuchten Metaboliten bei kleinen Molekülen mit einer Molekülmasse von weniger als 1000 Da zu identifizieren, ist ab 4 exakt übereinstimmenden Produktionen (bedeutet bei einer hohen Massengenauigkeit) sehr hoch. Erfindungsgemäß wird davon ausgegangen, dass eine Übereinstimmung bei Massengenauigkeiten von < 5 ppm (parts per million) vorliegt.
  • Die vorstehend beschriebenen Verfahrensschritte sind schematisch auch in 1 dargestellt. Erfindungsgemäß gilt das unbekannte Transformationsprodukt als identifiziert, wenn 4 oder mehr Übereinstimmungen zwischen den vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes einschließlich der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA und den Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT vorliegen.
  • Vorzugsweise können die vorhergesagten Fragmente unabhängig experimenteller Arbeiten in einer Datenbank gespeichert werden, die zum Abgleich mit gemessenen Daten herangezogen werden kann. Die vorhergesagten MS/MS Massenspektren für die Datenbank beinhalten nach dem oben beschriebenen Verfahren i) die durch Addition/Subtraktion der mass shifts vorhergesagten Produktionen sowie ii) die Produktionen der Ausgangssubstanz als mögliche Produktionen ohne Massenverschiebung. Vermutete Metaboliten können dann vom Anwender gegen die Datenbank auf Übereinstimmung geprüft werden.
  • Wie vorstehend beschrieben werden erfindungsgemäß vorhergesagte MS/MS Massenspektren mit gemessenen MS/MS Spektren für vorher vom Anwender definierte vermutete Metaboliten verglichen. Im Vergleich zu den im Stand der Technik bekannten Ansätzen zur Identifizierung unbekannter Metaboliten über die Elementzusammensetzung der Precursor mit akkurater Massenspektrometrie, welche immer noch Raum für mehrere Substanzen lässt, zielt die vorgestellte Erfindung auf die systematische Identifizierung mittels vorhergesagter Produktionen ab. Bei einer hohen Anzahl von Übereinstimmungen bietet diese Methode deutlich mehr Sicherheit bei der Identifizierung im Vergleich zu bekannten Methoden, wenn keine Referenzsubstanzen vorhanden sind.
  • Die vorliegende Erfindung wird anhand der 1 bis 3 und des folgenden, nicht einschränkenden Beispiels näher erläutert.
  • 1 zeigt eine schematische Zusammenfassung einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung,
  • 2 zeigt ein MS/MS Massenspektrum der im Ausführungsbeispiel verwendeten bekannten Ausgangsubstanz, und
  • 3 zeigt ein MS/MS Massenspektrum des vermuteten Metaboliten (Transformation: Acetylierung).
  • Beispiel
  • Als Ausführungsbeispiel sollen Metaboliten eines Medikaments mit der molekularen Masse M = 250,052444 Da gesucht werden. Im positiven Ionisationsmodus entsteht der Precursor dieses Medikaments mit dem Masse/Ladung-Vehältnis m/z = 251,060269037.
  • Es wurden 90 mögliche Umweltreaktionen und deren mass shifts definiert. Damit werden die Precursor von 90 möglichen Metaboliten berechnet wie dies in Tabelle 1 zusammengestellt ist. Tabelle 1:
    Transformationsreaktion Elementänderung mass shift berechneter Precursor des Metaboliten
    Debenzylierung -CH2C6H4 –90,04695 161,01332
    Reduktive Debromierung -Br –78,91833 172,14194
    Trifluormethyl-Abspaltung -CF3+H –67,98738 183,07289
    2 × reduktive Dechlorierung -Cl2+2H –67,92205 183,13822
    Desulfonierung -SO2 –63,96189 187,09838
    Oxidative Debromierung -Br+OH –61,9156 189,14467
    Tert-butyl-Dealkylierung -C4H8 –56,0626 194,99767
    Hydrolyse von Nitratester (Abspaltung der NO2 Gruppe) -NO2+H –44,98508 206,07519
    Decarboxylierung -COO –43,98982 207,07045
    Isopropyl-Dealkylierung -C3H6 –42,04695 209,01332
    Tert-butyl zu Alkohol -C4H8+O –40,06769 210,99258
    Propylketon zu Säure -C4H8+O –40,06768 210,99259
    2 × reduktive Defluorierung -F2+H2 –35,98115 215,07912
    Reduktive Dechlorierung -Cl+H –33,96103 217,09924
    Hydroxymethylenabspaltung -CH2O –30,01056 221,04971
    Nitroreduktion -O2+H2 –29,97417 221,0861
    Propylether zu Säure -C3H8+O –28,06769 222,99258
    Deethylierung -C2H4 –28,0313 223,02897
    Decarboxylierung -CO –27,99491 223,06536
    Ethylketon zu Säure -C3H6+O –26,05204 225,00823
    Isopropyl zu Alkohol -C3H6+O –26,05204 225,00823
    Alkoholdehydrierung -H2O –18,01056 233,04971
    Dehydrierung von Oxime -H2O –18,01056 233,04971
    Reduktive Defluorierung -F+H –17,99058 233,06969
    Oxidative Dechlorierung -Cl+OH –17,96612 233,09415
    Sulfoxid zu Thioether -O –15,99491 235,06536
    Thioharnstoff zu Harnstoff -S+O –15,97716 235,08311
    Deaminierung -NH –15,0109 236,04937
    Ethylether zu Säure -C2H6+O –14,05204 237,00823
    Demethylierung -CH2 –14,01565 237,04462
    Tert-butyl zu Säure -C3H8+2O –12,07278 238,98749
    Methylketon zu Säure -C2H4+O –12,03639 239,02388
    Ethyl zu Alkohol -C2H4+O –12,03639 239,02388
    2 sequentielle Desaturierungen -H4 –4,0313 247,02897
    Hydroxylierung und Dehydrierung -H2 –2,01565 249,04462
    primärer oder sekundärer Alkohol zu Aldehyd oder Keton -H2 –2,01565 249,04462
    Desaturierung -H2 –2,01565 249,04462
    1,4 Dihydro-Pyridin zu Pyridin -H2 –2,01565 249,04462
    Oxidative Fluorierung -F+OH –1,99567 249,0646
    Oxidative Deaminierung zu Keton -H3N+O –1,03163 250,02864
    Demethylierung und Methylen zu Keton -CH4+O –0,0365 251,02377
    2-Ethoxyl zu Säure -CH4+O –0,03639 251,02388
    ipso-Hydroxylierung +OH-NH2 0,98402 252,04429
    Isopropyl zu Säure -C2H6+O2 1,94287 253,00314
    Demethylierung und Hydroxylierung -CH2+O 1,97926 253,03953
    Keton zu Alkohol +H2 2,01565 253,07592
    Nitrosierung +O-H2 13,97926 265,03953
    Methylen zu Keton -H2+O 13,97926 265,03953
    Hydroxylierung und Desaturierung -H2+O 13,97926 265,03953
    Alken zu Epoxid -H2+O 13,97926 265,03953
    (O, N, S) Methylierung +CH2 14,01565 265,07592
    Ethyl zu Carboxylsäure -CH4+O2 15,95852 267,01879
    Hydroxylierung +O 15,99491 267,05518
    Sekundäres oder tertiäres Amin zu Hydroxylamin/N-oxid +O 15,99491 267,05518
    Thioether zu Sulfoxid, Sulfoxid zu Sulfon +O 15,99491 267,05518
    Aromatischer Ring zu Arenoxid +O 15,99491 267,05518
    Ipso-Hydroxylierung, x-Dihydroxylierung +O2H2-NH2 16,97893 268,0392
    Demethylierung und 2 × Hydroxylierung -CH2+O2 17,97417 269,03444
    Hydratation, (interne) Hydrolyse +OH2 18,01056 269,07083
    Hydrolyse aromatischer Nitrile +OH2 18,01056 269,07083
    Formylierung +CO 27,99491 279,05518
    Hydrolylierung und Ketonbildung +O2-H2 29,97417 281,03444
    Quinonbildung +O2-H2 29,97417 281,03444
    Demethylierung zu Carboxylsäure +O2-H2 29,97417 281,03444
    Nitrierung +O2-H2 29,97418 281,03445
    Hydroxylierung und Methylierung +COH2 30,01056 281,07083
    Dihydroxylierung +O2 31,98982 283,05009
    Thioether zu Sulfon +O2 31,98982 283,05009
    Alken zu Dihydrodiol +O2H2 34,00547 285,06574
    Acetylierung +C2H2O 42,01056 293,07083
    3 × Hydroxylierung +O3 47,98474 299,04501
    Aromatisches Thiol zu Sulfonsäure +O3 47,98474 299,04501
    Glycin-Konjugation +C2H3ON 57,02146 308,08173
    Acetylierung und Hydroxylierung +C2H2O2 58,00548 309,06575
    Sulfat-Konjugation +SO3 79,95681 331,01708
    Hydroxylierung und Sulfatierung +SO4 95,95172 347,01199
    Cystein-Konjugation +C3H5ONS 103,00918 354,06945
    Taurin-Konjugation +C2H5O2NS 107,00409 358,06436
    S-Cystein-Konjugation +SH5C3O2N 119,00409 370,06436
    Decarboxylierung und Glucuronidierung -CO+C6H8O6 148,03717 399,09744
    N-Acetylcysteine-Konjugation +SC5H7O3N 161,01466 412,07493
    Glycosidierung +C6H10O5 162,0582 413,11847
    Glucuronidierung +C6H8O6 176,03208 427,09235
    2 × Sulfat-Konjugation +2(SO3) 191,90345 442,96372
    Hydroxylierung und Glucuronid +C6H8O7 192,027 443,08727
    GSH-Konjugation +C10H15N3O6S 289,07324 540,13351
    Desaturierung und S-GSH-Konjugation -H2+C10H15N3O6S 303,0525 554,11277
    S-GSH-Konjugation +C10H15N3O6S 305,06815 556,12842
    Epoxidierung und S-GSH-Konjugation +C10H15N307S 321,06307 572,12334
    2 × Glucuronid-Konjugation +2(C6H8O6) 325,06417 576,12444
  • Anschließend wird das MS/MS Spektrum der Ausgangssubstanz (m/z = 251,060269037), welche im vorliegenden Fall käuflich als Reinsubstanz erhältlich ist, aufgenommen. Das erhaltene MS/MS Massenspektrum dieser Ausgangssubstanz ist in 2 dargestellt.
  • Dafür wurde in LC-QTOF der Firma Agilent verwendet (LC-QTOF 6550 in Kombination mit einer 1290 Infinity HPLC). Eluenten waren Acetonitril und Reinstwasser. Als Testsubstanz wurde Sulfadiazine verwendet (CAS 68-35-9), gekauft bei Dr. Ehrentstorfer, Augsburg.
  • Im nächsten Schritt wird ein Massenscan ohne Fragmentierung der zu untersuchenden Probe durchgeführt. Dann werden die vermuteten Metabolit m/z aus Tabelle 1, Spalte 4, mit den Ergebnissen des Massenscans der Probe auf Übereinstimmung bei gegebener Massengenauigkeit abgeglichen. Von den Übereinstimmungen werden anschließend MS/MS Spektren aufgenommen. Ein (!) Beispiel dafür ist in 3 dargestellt für den Precursor (m/z = 293,07083).
  • Vorausgesetzt das Fragmentierungsverhalten des Metaboliten ändert sich nicht im Vergleich zur Ausgangssubstanz, so sollten sich die Massen bzw. m/z der einzelnen Produktionen entweder a) um den mass shift der Transformation verschoben haben oder b) gleich geblieben sein wie bei der Ausgangssubstanz, wenn die Transformation nicht an diesem Molekülteil stattgefunden hat. Daraus folgend werden die möglichen Produktionen nach folgenden zwei Schemata für alle definierten Reaktionen vorhergesagt. Das Beispiel der einen (!) ausgewählten Reaktion ist in Tabelle 2 dargestellt. Tabelle 2: Generelle Berechnung der vorhergesagten Produktionen und vorhergesagte Produktionen für den vermuteten acetylierten Metaboliten
    Produktionen der Ausgangssubstanz mass shift vorhergesagte Produktionen des vermuteten Metaboliten
    65,0385 92,0497 94,0644 96,0554 108,0443 156,0111 158,0011 185,0817 + 42,0106 (a) 107,0491 134,0603 136,0750 138,0660 150,0549 198,0217 200,0117 227,0923
    65,0385 92,0497 94,0644 96,0554 108,0443 156,0111 158,0011 185,0817 + 0 (b) 65,0385 92,0497 94,0644 96,0554 108,0443 156,0111 158,0011 185,0817
  • Die in Spalte 3 vorhergesagten Produktionen werden in eine Datenbank gespeichert. Da es generell unbekannt ist, an welcher Stelle am Molekül die Transformation stattfindet, kann nicht gesagt werden, welche der Produktionen gleich bleiben und welche eine Massenverschiebung aufzeigen. Daher wird jedes der Produktionen der gemessenen MS/MS Spektren der vermuteten Metaboliten (wie eines dargestellt in 3) der Reihe nach mit jedem der vorhergesagten Produktionen (Tabelle 2, 3. Spalte) bei einer vom Anwender bestimmten Massengenauigkeit, die vom Gerät abhängt, abgeglichen. Jede Übereinstimmung wird gezählt und als Kriterium zur Identifizierung genutzt. Eine Übereinstimmung von mindestens 4 Produktionen ist ein eindeutiger Hinweis, dass es sich um den vermuteten Metaboliten handelt.
  • Im vorliegenden Beispiel des vermuteten acetylierten Metaboliten ergaben sich folgende Übereinstimmungen: a) Prüfung gegen die Produktionen, die eine Massenverschiebung aufweisen bei einer Massengenauigkeit von m/z = 0.001 (die hochgestellten Zahlen zeigen die Übereinstimmungen)
    Gemessen Vorhergesagt Treffer
    65,0384 107,0491
    93,0330 134,06031 x
    96,0553 136,07502 x
    108,0439 138,0660
    134,05991 150,05493 x
    136,07542 198,02174 x
    150,05413 200,0117
    156,0104 227,09235 x
    158,0013
    185,0817
    198,02174
    227,09205
    293,0697
    Summe der Treffer: 5
    b) Prüfung gegen die Produktionen, die keine Massenverschiebung aufweisen bei einer Massengenauigkeit von in diesem Fall m/z = 0,001 (die hochgestellten Zahlen zeigen die Übereinstimmungen)
    Gemessen Vorhergesagt Treffer
    65,03841 65,03851 x
    93,0330 92,0497
    96,0553 94,0644
    108,04392 96,0554
    134,0599 108,04432 x
    136,0754 156,01113 x
    150,0541 158,00114 x
    156,01043 185,08175 x
    158,00134
    185,08175
    198,0217
    227,0920
    293,0697
    Summe der Treffer: 5
  • Insgesamt konnten 10 Übereinstimmungen zwischen vorhergesagten und gemessenen Produktionen gefunden werden, was de facto eine Identifizierung des Metaboliten ohne Referenzstandard darstellt.

Claims (7)

  1. Verfahren zur Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten einer Ausgangssubstanz mittels Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS), wobei keine Referenzstandards für die unbekannten Transformationsprodukte existieren, umfassend die folgenden Schritte: (i) das Bereitstellen eines tatsächlich gemessenen, akkuraten MS/MS Massenspektrums mit allen Produktionen der Ausgangssubstanz, um das Masse-zu-Ladungsverhältnis der Ausgangssubstanz m/zA und die Masse-zu-Ladungsverhältnisse der Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA zu erhalten; (ii) das Vorhersagen von Masse-zu-Ladungsverhältnissen der Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes durch a) addieren oder subtrahieren der Massenverschiebungen möglicher Transformationsreaktionen zu bzw. von allen Masse-zu-Ladungsverhältnissen der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA und b) Berücksichtigung von Produktionen der Ausgangssubstanz ohne Massenveränderung, um einen Datensatz von vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes zu erhalten; (iii) das experimentelle Erstellen eines akkuraten MS/MS Massenspektrums des unbekannten Transformationsproduktes, um das Masse-zu-Ladungsverhältnis des unbekannten Transformationsproduktes m/zT und die Masse-zu-Ladungsverhältnisse der Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT zu erhalten; und (iv) das quantitative Vergleichen der vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes sowie der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA mit den Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT auf Übereinstimmungen und Zählen derselbigen, wobei 4 oder mehr Übereinstimmungen zwischen den vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes einschließlich der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA und den Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes m/zPT als Identifizierung gilt.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei vor dem Schritt (iii) des experimentellen Erstellens eines akkuraten MS/MS Massenspektrums des unbekannten Transformationsproduktes ein chromatographisches Trennverfahren durchgeführt wird, um das unbekannte Transformationsprodukt aus einer zu untersuchenden Probe zu isolieren.
  3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei das chromatographische Trennverfahren aus der Gruppe ausgewählt ist, bestehend aus Flüssigkeitschromatographie und Gaschromatographie.
  4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, ferner umfassend den Schritt des Speicherns der vorhergesagten Produktionen des unbekannten Transformationsproduktes und der bekannten Produktionen der Ausgangssubstanz m/zPA in einer Datenbank.
  5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Molekülmasse der Ausgangssubstanz weniger als 1000 Da beträgt.
  6. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 in der organischen chemischen Analytik.
  7. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 in der medizinischen oder pharmazeutischen Analytik, in der Forensik oder in der Doping-, Umwelt- oder Lebensmittelanalytik.
DE102016010004.4A 2016-08-18 2016-08-18 Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten ohne Referenzstandards durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels MS/MS Expired - Fee Related DE102016010004B3 (de)

Priority Applications (3)

Application Number Priority Date Filing Date Title
DE102016010004.4A DE102016010004B3 (de) 2016-08-18 2016-08-18 Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten ohne Referenzstandards durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels MS/MS
PCT/EP2017/000959 WO2018033237A1 (de) 2016-08-18 2017-08-08 Identifizierung von unbekannten transformationsprodukten ohne referenzstandards durch vergleich von massenspektren mit vorher- gesagten massenverschiebungen mittels ms/ms
EP17757463.9A EP3510406A1 (de) 2016-08-18 2017-08-08 Identifizierung von unbekannten transformationsprodukten ohne referenzstandards durch vergleich von massenspektren mit vorher- gesagten massenverschiebungen mittels ms/ms

Applications Claiming Priority (1)

Application Number Priority Date Filing Date Title
DE102016010004.4A DE102016010004B3 (de) 2016-08-18 2016-08-18 Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten ohne Referenzstandards durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels MS/MS

Publications (1)

Publication Number Publication Date
DE102016010004B3 true DE102016010004B3 (de) 2017-12-28

Family

ID=59699646

Family Applications (1)

Application Number Title Priority Date Filing Date
DE102016010004.4A Expired - Fee Related DE102016010004B3 (de) 2016-08-18 2016-08-18 Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten ohne Referenzstandards durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels MS/MS

Country Status (3)

Country Link
EP (1) EP3510406A1 (de)
DE (1) DE102016010004B3 (de)
WO (1) WO2018033237A1 (de)

Cited By (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
CN113624869A (zh) * 2021-07-30 2021-11-09 上海市疾病预防控制中心 一种快速、高通量、高准确度的确定真实样品中有机物转化物的方法

Families Citing this family (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
CN113433230A (zh) * 2021-06-07 2021-09-24 安徽大学 有机污染物转化中间产物的定性定量与质量平衡研究方法

Citations (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
JP2006017570A (ja) * 2004-07-01 2006-01-19 Sumitomo Chemical Co Ltd 薬物代謝酵素反応により生じる代謝物の構造提案方法及びその利用
WO2013181758A1 (en) * 2012-06-05 2013-12-12 Mcmaster University Screening method and systems utilizing mass spectral fragmentation patterns
US20150160231A1 (en) * 2013-12-06 2015-06-11 Premier Biosoft Identification of metabolites from tandem mass spectrometry data using databases of precursor and product ion data

Patent Citations (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
JP2006017570A (ja) * 2004-07-01 2006-01-19 Sumitomo Chemical Co Ltd 薬物代謝酵素反応により生じる代謝物の構造提案方法及びその利用
WO2013181758A1 (en) * 2012-06-05 2013-12-12 Mcmaster University Screening method and systems utilizing mass spectral fragmentation patterns
US20150160231A1 (en) * 2013-12-06 2015-06-11 Premier Biosoft Identification of metabolites from tandem mass spectrometry data using databases of precursor and product ion data

Non-Patent Citations (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Title
JP 2006 017 570 A: zugehöriger Datenbankausdruck aus WPI / 2017 Clarivate Analytics und EPODOC / EPO *

Cited By (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
CN113624869A (zh) * 2021-07-30 2021-11-09 上海市疾病预防控制中心 一种快速、高通量、高准确度的确定真实样品中有机物转化物的方法

Also Published As

Publication number Publication date
EP3510406A1 (de) 2019-07-17
WO2018033237A1 (de) 2018-02-22

Similar Documents

Publication Publication Date Title
DE60126055T3 (de) Massenspektrometer und massenspektrometrisches Verfahren
DE112005001143B4 (de) System und Verfahren zum Gruppieren von Vorläufer- und Fragmentionen unter Verwendung von Chromatogrammen ausgewählter Ionen
DE102010043410B4 (de) Ionentrichter für die Massenspektrometrie
DE60031030T2 (de) Verfahren zur Identifizierung von Peptiden und Proteinen mittels Massenspektromterie
DE69829398T2 (de) Mehrprobeneinführungs-massenspektrometrie
DE102007017055B4 (de) Messung der Mobilität massenselektierter Ionen
DE102013114421B4 (de) Gasanalyseeinrichtung und Verfahren zur Gasanalyse
DE20321731U1 (de) Massenspektrometer
DE112014001961T5 (de) Verfahren zum Screenen von Proben
DE102017111067A1 (de) Isomeren-Analyse in TIMS-Q-q-TOF Massenspektrometern
EP1481416A1 (de) Massenspektrometrisches verfahren zur analyse von substanzgemischen
WO2006082042A2 (de) Verfahren und system zur massenspektrenanalyse
DE102011004725A1 (de) Verfahren und Vorrichtung zur Erhöhung des Durchsatzes bei Flugzeitmassenspektrometern
DE102007043456A1 (de) Matrixunterstützte Laserdesorption hoher Ionisierungsausbeute
DE102018010478B3 (de) Verfahren in der massenspektrometrie unter verwendung von kollisionsgas als ionenquelle
DE102016010004B3 (de) Identifizierung von unbekannten Transformationsprodukten ohne Referenzstandards durch Vergleich von Massenspektren mit vorhergesagten Massenverschiebungen mittels MS/MS
WO2017103819A1 (de) Verwendung einer ionisierungsvorrichtung, vorrichtung und verfahren zur ionisation eines gasförmigen stoffes sowie vorrichtung und verfahren zur analyse eines gasförmigen ionisierten stoffes
DE102016121127A1 (de) Zugabe von reaktiven Spezies zur ICP-Quelle in einem Massenspektrometer
DE3238474A1 (de) Hybrid-massenspektrometer
AT404882B (de) Verfahren und einrichtung zur konzentrationsmessung an gasgemischen
DE112015000644T5 (de) Optimiertes Mehrfachreaktionsüberwachungs- oder Einzelionenaufzeichnungsverfahren
DE102017127189B4 (de) Bestimmung von isobaren Interferenzen in einem Massenspektrometer
DE2737852C2 (de) Ionenquellen zur chemischen Ionisierung
DE102013014107A1 (de) In situ elektrochemische Zelle für NMR-Spektrometer
DE112015001516B4 (de) Synchronisierte Variation von Quellenbedingungen eines Massenspektrometers mit chemischer Ionisation bei Atmosphärendruck, das mit einem Chromatographen gekoppelt ist, um die Stabilität während der Analyse zu verbessern

Legal Events

Date Code Title Description
R012 Request for examination validly filed
R079 Amendment of ipc main class

Free format text: PREVIOUS MAIN CLASS: G01N0033680000

Ipc: G01N0027640000

R016 Response to examination communication
R018 Grant decision by examination section/examining division
R020 Patent grant now final
R119 Application deemed withdrawn, or ip right lapsed, due to non-payment of renewal fee