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Die Erfindung betrifft einen Vorderwagen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Kraftfahrzeug sowie ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 10.
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Aus der WO 2005 / 085 045 A1 ist eine Montageeinheit zum Einbau in eine Fahrzeugkarosserie bekannt, wobei die Montageeinheit zur Aufnahme von Einbauten dient. Dabei ist es vorgesehen, dass die Montageeinheit vor einer einen Motorraum und einen Fahrzeuginnenraum trennenden Stirnwand in dem Motorraum angeordnet ist. Mittels der Montageeinheit kann eine Linkslenker-Rechtslenker-Differenzierung realisiert werden.
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Aus der
DE 10 2006 001 821 A1 ist ein Lenksystem eines zweispurigen Kraftfahrzeugs bekannt. Dabei ist ein flexibles Übertragungselement zwischen einem vom Fahrer des Kraftfahrzeugs zu betätigenden Lenkrad und einem Eingangselement eines Lenkgetriebes vorgesehen, sodass ein vom Fahrer vorgegebener Lenkwunsch über das flexible Übertragungselement und das Lenkgetriebe an lenkbaren Rädern umsetzbar ist.
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Aus der
DE 10 2006 001 820 A1 ist ebenfalls ein Lenksystem für ein zweispuriges Kraftfahrzeug bekannt. Auch dort ist ein flexibles Übertragungselement vorgesehen. Dabei ist zwischen einem Lenkrad und dem flexiblen Übertragungselement ein Untersetzungsgetriebe zur Reduzierung des vom flexiblen Übertragungselement zu übertragenden Drehmoments vorgesehen.
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Bei Kraftfahrzeugserien mit Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen sind je nach Lenkposition jeweils eigene Karosserievarianten zu entwickeln, logistisch in der Produktion einzuplanen und in der Montage mit unterschiedlichen Bauteilen aufzubauen. Üblicherweise sind auch alle Bedienelemente in einem Interieur in Abhängigkeit von der Lenkradposition angeordnet. Beispielsweise sind neben einer Lenksäule auch jeweilige Pedale und jeweilige Teile einer Lüftungsanlage in Abhängigkeit von der Lenkradposition angeordnet. Dabei können sich jeweilige von ihrer Funktion her identische Bauteile je nach Lenkradposition auch ganz erheblich in ihrer Gestaltung bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen voneinander unterscheiden. Bedingt werden diese Unterschiede insbesondere durch den knappen zur Verfügung stehenden Bauraum, was auch als Package-Problem bezeichnet wird.
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By-Wire Steuerungen für Kraftfahrzeuge stellen eine bekannte Technologie dar.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Kraftfahrzeugserie, welche als Linkslenker und Rechtslenker ausgebildete Kraftfahrzeuge umfasst, besonders kostengünstig herstellen zu können.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Vorderwagen mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1, ein Kraftfahrzeug mit den Merkmalen des Patentanspruchs 9 sowie ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 10 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen Weiterbildungen der Erfindung sind in den jeweiligen Unteransprüchen angegeben, wobei vorteilhafte Ausgestaltungen des Vorderwagens, des Kraftfahrzeugs und des Verfahrens als jeweils wechselseitig vorteilhafte Ausgestaltungen anzusehen sind.
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Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft einen Vorderwagen einer Kraftfahrzeugserie mit einer by-Wire Steuerung, welche als Linkslenker und Rechtslenker ausgebildete Kraftfahrzeuge umfasst. Hierbei ist es vorgesehen, dass wenigstens zwei Durchführungen für jeweilige Verbindungen von wenigstens einem Modul in einem Motorraum des Vorderwagens zu einem Innenraum des Kraftfahrzeugs der Kraftfahrzeugserie bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an jeweils den gleichen Stellen in einer den Innenraum vom Motorraum abgrenzenden Stirnwand des Vorderwagens vorgesehen sind. Erfindungsgemäß ist es vorgesehen, dass das wenigstens eine Modul bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an der gleichen Stelle in dem Motorraum des Vorderwagens angeordnet ist und bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen gleich ausgebildet ist. Vorzugsweise können die jeweiligen Durchführungen bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen auch gleich gestaltet sein. Vorteilhafterweise sind alle Durchführungen durch die Stirnwand bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen jeweils an den gleichen Stellen vorgesehen und/oder gleich ausgebildet.
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Durch übereinstimmende Durchführung bei der Stirnwand sowohl bei den Linkslenkerfahrzeugen als auch Rechtslenkerfahrzeugen sind jeweilige Fertigungskosten für die gesamte Kraftfahrzeugserie reduziert. Es können gleiche Werkzeuge, Fertigungsschritte und/oder Teile sowohl für die Herstellung eines Vorderwagens für ein Linkslenkerfahrzeug als auch ein Rechtslenkerfahrzeug genutzt werden.
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Insbesondere erlaubt ein solches Vorderwagenkonzept, die Stirnwand des Vorderwagens für Linkslenkerfahrzeuge und Rechtslenkerfahrzeuge identisch auszubilden. Es können gleich ausgebildete und/oder gleich positionierte Module sowohl für Linkslenkerfahrzeuge als auch für Rechtslenkerfahrzeuge verwendet. Dadurch sinken auch die Logistikkosten für die Kraftfahrzeugserie. Auch eine geringere Anzahl von Ersatzteilen muss bereitgehalten werden, da zum Teil keine unterschiedlichen Ersatzteile mehr für Linkslenkerfahrzeuge und Rechtslenkerfahrzeuge nötig sind.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Vorderwagens ist vorgesehen, dass wenigstens eine der jeweiligen Verbindungen als wenigstens eine Steuerleitung von wenigstens einem Bedienelement in einem Innenraum der Kraftfahrzeugserie zu dem wenigstens einen Modul ausgebildet ist. Das Bedienelement kann beispielsweise als Lenkelement ausgebildet sein, insbesondere als Lenkrad oder Joystick. Weitere Beispiele für Bedienelemente sind ein Kupplungspedal, ein Bremspedal und/oder ein Gaspedal. Die Steuerleitungen von Bedienelementen zu Modulen können besonders kostengünstig flexibel verlegt werden. Entsprechend ist es vorteilhaft, die jeweiligen Steuerleitungen an jeweilige Durchführungen in der Stirnwand anzupassen und nicht jeweilige Durchführungen an jeweilige Steuerleitungen.
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Bei der Stirnwand handelt es sich um ein teuer herzustellendes und komplexes, großes Bauteil. Entsprechend hoch sind die Kosten, für die Stirnwand verschiedene Varianten vorzusehen. Die Kosten für verschiedene Varianten bei einer Verkabelung sind dagegen im Vergleich hierzu sehr gering. Die Steuerleitungen können dabei auch redundant ausgebildet sein, wobei redundante Steuerleitungen dann auch durch unterschiedliche Durchführungen geführt sein können.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Vorderwagens ist vorgesehen, dass das wenigstens eine Modul als Steuereinrichtung der by-Wire Steuerung und/oder als eine Stelleinrichtung der by-Wire Steuerung ausgebildet ist. Die by-Wire Steuerung kann beispielsweise als Brake-by-Wire, Steer-by-Wire, Drive-by-Wire und/oder Shift-by-Wire ausgebildet sein. Die Stelleinrichtung kann beispielsweise als elektromechanischer Aktuator, insbesondere als Bremsaktuatorik, ausgebildet sein. Beispielsweise wird bei einer Steer-by-Wire Steuerung des Kraftfahrzeugs ein Lenksignal von einem Lenkrad lediglich mittels eines elektrischen Signals über eine elektrische Steuerleitung an eine Stelleinrichtung zum Steuern einer Lenkachse übertragen. Im Gegensatz zu einer Lenksäule kann diese Stelleinrichtung freier in dem Vorderwagen positioniert werden.
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Entsprechend können jeweilige Steuereinrichtungen und Stelleinrichtungen der by-Wire Steuerung zu einem hohen Grad unabhängig davon positioniert werden, ob der Vorderwagen für ein Linkslenkerfahrzeug oder Rechtslenkerfahrzeug vorgesehen ist. Bei dem Vorderwagen müssen dann vorteilhafterweise jeweilige motorraumseitige Teile der Verbindungen der Steuereinrichtungen und Stelleinrichtungen nicht oder nur geringfügig an eine Lenkradposition angepasst werden. Dadurch können diese Teile der Verbindungen bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen gleich ausgebildet sein. Gerade die Verbindung von Steuereinrichtungen und Stelleinrichtungen zu jeweiligen Bedienelementen, insbesondere mittels elektrischer Steuerleitungen, können flexibel und kostengünstig an jeweilige Positionen von vorgesehenen Durchführungen in der Stirnwand angepasst werden.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Vorderwagens ist es vorgesehen, dass das wenigstens eine Modul bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an der gleichen Stelle in einem Wasserkasten des Vorderwagens, angeordnet ist. Dadurch ist ein Vorderwagen für ein Linkslenkerfahrzeug und Rechtslenker zu einem besonders großen Teil identisch ausgebildet, wodurch die Kraftfahrzeugserie besonders kostengünstig herstellbar ist.
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Beispielsweise bei einem Brake-by-Wire System kann eine hydraulische Verbindung und gegebenenfalls ein Bremskraftverstärker zwischen einem Bremspedal und der eigentlichen Bremse entfallen. Deswegen müssen Komponenten des Brake-by-Wire Systems bei Verwendung in dem Vorderwagen nicht mehr in ihrer Position an eine Lenkradposition beziehungsweise Bremspedalposition angepasst werden. Entsprechend können Bremsaktuatoren bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an der gleichen Stelle positioniert werden und auch gleich ausgebildet sein. Jeweilige Verbindungen von dem Bremsaktuator zu dem Bremspedal müssen dann nur noch innenraumseitig nach der Durchführung durch die Stirnwand an die Lenkradposition beziehungsweise Pedalposition angepasst werden. Motorraumseitig kann das Brake-by-Wire System dann dagegen für Linkslenkerfahrzeuge und Rechtslenkerfahrzeuge identisch ausgebildet sein.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Vorderwagens ist es vorgesehen, dass wenigstens eine der jeweiligen Verbindungen als wenigstens ein Luftkanal von wenigstens einem Klappenkasten einer Lüftungsanlage zu wenigstens einem Ansaugmodul der Lüftungsanlage der Kraftfahrzeugserie ausgebildet ist. Die Lüftungsanlage kann dabei auch als Klimaanlage ausgebildet sein. Das Ansaugmodul kann auch weitere Komponenten der Lüftungsanlage umfassen, beispielsweise jeweilige Filter, Kondensatoren und/oder Kühlaggregate. Das Ansaugmodul ist vorzugsweise außerhalb des Innenraums angeordnet, um Frischluft ansaugen zu können und um im Betrieb weniger Geräusche in dem Innenraum zu erzeugen. Durch die Verbindung des Klappenkastens mit dem Ansaugmodul an der gleichen Stelle in der Stirnwand sind die Herstellkosten der Stirnwand bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen besonders gering.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Vorderwagens ist es vorgesehen, dass der Klappenkasten und/oder das Ansaugmodul der Lüftungsanlage bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an jeweils der gleichen Stelle angeordnet sind und/oder gleich ausgebildet sind. Vorzugsweise kann das Ansaugmodul der Lüftungsanlage in dem Wasserkasten des Vorderwagens angeordnet sein. Durch die identische Anordnung und/oder identische Ausbildung des Klappenkastens und/oder des Ansaugmoduls bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen können jeweilige Luftkanäle der Lüftungsanlage bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen zu einem besonders hohen Maße gleich ausgebildet sein. Gegebenenfalls sind lediglich jeweilige Austritte der Luftkanäle, welche auch als Mannanströmer bezeichnet werden, in dem Innenraum des Kraftfahrzeugs für Linkslenkerfahrzeuge und Rechtslenkerfahrzeuge unterschiedlich auszubilden, um diese an die unterschiedliche Innenraumgestaltung beziehungsweise Sitzpositionen von Fahrer und Beifahrer anzupassen.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Vorderwagens ist es vorgesehen, dass der Klappenkasten der Lüftungsanlage in Fahrzeugquerrichtung mittig und an der gleichen Stelle bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen angeordnet ist. Vorzugsweise ist der Klappenkasten in dem Vorderwagen integriert, wobei der Klappenkasten sowohl in dem Motorraum als auch in dem Innenraum angeordnet sein kann. Durch die mittige Positionierung des Klappenkastens, mittels welchem die Luftströme der Lüftungsanlage in dem Innenraum des Kraftfahrzeugs gesteuert werden können, können die Lüftungsanlage und insbesondere deren Luftkanäle bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen zu einem besonders großen Anteil identisch ausgebildet sein, auch wenn jeweilige Austrittsöffnungen im Innenraum und gegebenenfalls diesen zugeordnete Luftkanäle bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen unterschiedlich angeordnet und/oder ausgebildet sind. Insbesondere kann so eine zentrale Durchgangsöffnung für einen Hauptluftkanal in der Stirnwand vorgesehen sein.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Vorderwagens ist es vorgesehen, dass die Stirnwand des Vorderwagens bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen identisch ausgebildet ist. Dadurch kann die Kraftfahrzeugserie mit Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen besonders kostengünstig hergestellt werden. Alternativ oder zusätzlich ist es bei dem erfindungsgemäßen Vorderwagen vorgesehen, dass in dem Wasserkasten des Vorderwagens angeordnete Module bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an der gleichen Stelle angeordnet sind und/oder gleich ausgebildet sind. Dadurch kann der Wasserkasten bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen zur Kostenminimierung gleich ausgebildet sein.
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Ein zweiter Aspekt der Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug. Dieses Kraftfahrzeug umfasst erfindungsgemäß den Vorderwagen gemäß dem ersten Erfindungsaspekt. Die sich aus der Verwendung des ersten Erfindungsaspekts ergebenden Merkmale und Vorteile sind den Beschreibungen des ersten Erfindungsaspekts zu entnehmen, wobei vorteilhafte Ausgestaltungen des ersten Erfindungsaspekts als vorteilhafte Ausgestaltungen des zweiten Erfindungsaspekts und umgekehrt anzusehen sind.
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Ein dritter Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Kraftfahrzeugserie mit by-Wire Steuerung, welche als Linkslenker und Rechtslenker ausgebildete Kraftfahrzeuge umfasst. Hierbei ist es vorgesehen, dass für jeweilige Kraftfahrzeuge jeweils ein Vorderwagen bereitgestellt wird, bei welchem für Linkslenkerfahrzeuge und Rechtslenkerfahrzeuge wenigstens zwei Durchführungen für jeweilige Verbindungen von wenigstens einem Modul in einem Motorraum des Vorderwagens zu einem Innenraum der jeweiligen Kraftfahrzeuge der Kraftfahrzeugserie bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an jeweils den gleichen Stellen in einer den Innenraum vom Motorraum abgrenzenden Stirnwand des Vorderwagens vorgesehen sind. Erfindungsgemäß ist es vorgesehen, dass das wenigstens eine Modul bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an der gleichen Stelle in dem Motorraum des Vorderwagens angeordnet ist und bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen gleich ausgebildet ist. Vorzugsweise ist die Stirnwand bei dem jeweiligen bereitgestellten Vorderwagen für Linkslenkerfahrzeuge und Rechtslenkerfahrzeuge identisch ausgebildet. Dadurch kann die Kraftfahrzeugserie besonders kostengünstig hergestellt werden, insbesondere ist eine Teilelogistik besonders einfach.
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Bei dem Verfahren zur Herstellung einer Kraftfahrzeugserie gemäß dem dritten Erfindungsaspekt kann also ein Vorderwagen gemäß dem ersten Erfindungsaspekt verbaut werden, um ein Kraftfahrzeug gemäß dem zweiten Erfindungsaspekt herzustellen. Die sich aus dem ersten Erfindungsaspekt und dem zweiten Erfindungsaspekt ergebenden Merkmale und Vorteile sind den Beschreibungen des ersten und des zweiten Erfindungsaspekts zu entnehmen, wobei vorteilhafte Ausgestaltungen des ersten Erfindungsaspekts beziehungsweise des zweiten Erfindungsaspekts als vorteilhafte Ausgestaltungen des dritten Erfindungsaspekts und umgekehrt anzusehen sind.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels sowie anhand der Zeichnungen. Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/öder in den Figuren alleine gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
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Dabei zeigt:
- 1 in einer schematischen Perspektivansicht einen erfindungsgemäßen Vorderwagen für eine Kraftfahrzeugserie mit einer by-Wire Steuerung, wobei die Kraftfahrzeugserie als Linkslenker und Rechtslenker ausgebildete Kraftfahrzeuge umfasst; und
- 2 in einer schematischen Perspektivansicht, welche Teile bei einem Vorderwagen gemäß 1 nicht mehr abhängig von einer Lenkradposition sind.
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1 zeigt in einer schematischen Perspektivansicht einen Vorderwagen 12 für ein Kraftfahrzeug einer Kraftfahrzeugserie mit einer by-Wire Steuerung. Die Kraftfahrzeugserie umfasst dabei Kraftfahrzeuge, welche als Linkslenker und Rechtslenker ausgebildet sind. Der in 1 gezeigte Vorderwagen 12 ist dabei sowohl für Linkslenkerfahrzeuge als auch Rechtslenkerfahrzeuge geeignet.
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Der Vorderwagen 12 umfasst im Wesentlichen eine Tragstruktur 14 für einen Motor, einen Teil des Fahrwerks des Kraftfahrzeugs und eine Stirnwand 16. Die Stirnwand 16 schließt sich in Fahrzeuglängsrichtung nach vorne an einen Innenraum 18 des Kraftfahrzeugs an. Der Innenraum 18 wird nach unten mittels eines Fahrzeugbodens 20 begrenzt. Die Stirnwand 16 grenzt den Innenraum 18 von einem Motorraum 22 des Vorderwagens 12 ab.
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In dem Motorraum 22 sind dabei jeweilige Module des Kraftfahrzeugs angeordnet. Beispielsweise sind in dem Motorraum 22 als Module ein Bremssystem 24, eine Klimaansaugung 26 und ein Lenkgetriebe 28 angeordnet. Diese Module sind mit jeweiligen Bedienelementen in dem Innenraum 18 verbunden. Beispielsweise ist das Lenkgetriebe 28 mittels einer nicht dargestellten elektrischen Steuerleitung mit einem nicht dargestellten Lenkrad in dem Innenraum 18 des Kraftfahrzeugs verbunden. Die Klimaansaugung 26 ist beispielsweise mittels eines Luftkanals 30 mit einem Klappenkasten 32 in dem Innenraum 18 verbunden. Mittels des Klappenkastens 32 können dabei jeweilige Luftströmungen einer Lüftungsanlage des Kraftfahrzeugs in dem Innenraum 18 gesteuert beziehungsweise verteilt werden.
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Diese jeweiligen Verbindungen von den Modulen in dem Motorraum 22 zu dem Innenraum 18 sind bei dem Vorderwagen 12 bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an jeweils den gleichen Stellen durch die den Innenraum 18 vom Motorraum 22 abgrenzende Stirnwand 16 hindurchgeführt. Das heißt, die jeweiligen Positionen von jeweiligen Durchführungen in der Stirnwand 16 sind unabhängig davon, ob es sich bei dem Kraftfahrzeug um einen Linkslenker oder einen Rechtslenker handelt. Die Durchführungen selbst sind dabei für Linkslenkerfahrzeuge und Rechtslenkerfahrzeuge auch gleich gestaltet, insbesondere weisen diese jeweils identische Querschnitte auf. Dadurch kann eine identisch ausgebildete Stirnwand 16 sowohl für Linkslenkerfahrzeuge als auch Rechtslenkerfahrzeuge verwendet werden. Aufgrund der identischen Stirnwand 16 ist die Kraftfahrzeugserie bei Verwendung des Vorderwagens 12 besonders kostengünstig herstellbar. Sowohl Herstellkosten als auch Logistikkosten sind reduziert.
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Durch den Einsatz von by-Wire Steuerungen bei dem Kraftfahrzeug ist die Position jeweiligen Komponenten für eine vorteilhafte Gestaltung des Vorderwagens 12 nicht mehr von einer jeweiligen Position des Lenkrads bei dem Kraftfahrzeug abhängt. Dies wird auch in der schematischen Perspektivansicht von 2 veranschaulicht. Der dort ausschnittsweise gezeigte Vorderwagen 34 weist beispielsweise eine Lenksäule 36 auf. Diese Lenksäule 36 würde aufgrund ihrer bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen wechselnd Position ein sogenanntes Packaging in dem Vorderwagen 12 erheblich einschränken. Insbesondere die Anordnung jeweiliger Module muss bei dem Vorderwagen 34 deswegen in Abhängigkeit von einer Position der Lenksäule 36 verändert werden.
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Bei Ausrüsten des Kraftfahrzeugs mit einer Drive-by-Wire Steuerung kann diese Lenksäule 36 jedoch entfallen. Stattdessen ist das Lenkgetriebe 28 bei dem Vorderwagen 12 mittels jeweiliger elektrischer Steuerleitungen angesteuert. Dadurch muss keine Durchgangsöffnung mehr in der Stirnwand 16 vorgesehen sein, welche ein Durchführen der Lenksäule 36 erlaubt. Jeweilige elektrische Steuerleitungen können leicht und kostengünstig flexibel verlegt werden und an die Position der dafür vorgesehenen Durchführungen angepasst werden. Ebenso entfällt bei dem Vorderwagen 34 ein Bremskraftverstärker 38 und eine mechanische Steuerung 40 dieses Bremskraftverstärkers 38 mittels eines Bremspedals 42. Ebenso entfallen Leitungen für ein SP-System, ein Unterdrucksystem und/oder Hydraulikleitungen. Auch eine hydraulische Kupplung eines Kupplungspedals mit einem Getriebe des Kraftfahrzeugs entfällt. In 2 sind die bei dem Vorderwagen 12 entfallenden Komponenten jeweils durch ein in der Darstellung darüber gelegtes „X“ gekennzeichnet.
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Der Vorderwagen 12 ist also für ein Kraftfahrzeug vorgesehen, welches mit einem Steer-by-Wire, Drive-by-Wire, Shift-by-Wire und Brake-by-Wire System ausgerüstet ist. Durch den Einsatz dieser Systeme bei dem Vorderwagen 12 kann erreicht werden, das bei den verschiedenen Varianten einer Kraftfahrzeugserie, also Linkslenkern und Rechtslenkern, nicht mehr eine eigene Karosserievariante entwickelt werden, welche logistisch in der Produktion einzuplanen ist und in der Montage mit unterschiedlichen Bauteilen aufgebaut werden muss. In der Bauteilentwicklung werden nicht mehr oder nur in sehr begrenztem Umfang je nach Linkslenker und Rechtslenker fahrzeugeigene Bauteile entwickelt. Diese fahrzeugeigenen Bauteile stellen im günstigsten Fall gespiegelte Varianten und im ungünstigsten Fall völlig eigenständige Konzepte dar.
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Im Innenraum 18 sind bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen Klimageräte und jeweilige Pedale nicht mehr als unterschiedlich zu entwickelnde Varianten vorgesehen. Der Klappenkasten 32, welcher auch als Klimagerät 32 bezeichnet wird, ist in Fahrzeugquerrichtung sowohl bei Linkslenkerfahrzeugen als auch Rechtslenkerfahrzeugen mittig angeordnet. Dadurch kann der Luftkanal 30 von der Klimaansaugung 26 bei Linkslenkerfahrzeugen und Rechtslenkerfahrzeugen an der gleichen Stelle durch die Stirnwand 16 geführt werden. Diese aufwendig zu entwickelnden Bauteile sind für beide Fahrzeugvarianten identisch. Insbesondere kann die Klimaansaugung 26 immer an der gleichen Position angeordnet sein, da auch die Position des Bremssystems 24 nicht mehr an die Lenkrad- beziehungsweise Pedalposition angepasst werden muss. Das Brake-by-Wire System ermöglicht also für Linkslenker- und Rechtslenkerfahrzeuge identisch ausgebildete Klimaanlagen. Dadurch kann auch ein schwierig zu erstellendes und aufwendig zu optimierendes Packaging in dem Vorderwagen 12 für Linkslenker und Rechtslenker identisch sein. Insbesondere können die Klimaansaugung 26 und das Bremssystem 24 immer an denselben Positionen in einem Wasserkasten des Vorderwagens 12 untergebracht sein. Dieser Wasserkasten ist bei dem Vorderwagen 12 für Linkslenker und Rechtslenker identisch ausgebildet.
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Es wird also ein Vorderwagen 12 für die Herstellung einer Kraftfahrzeugserie zur Verfügung gestellt, bei welcher sich trotz unterschiedlicher Lenkradpositionen beziehungsweise Sitzpositionen nur noch ein Aggregatpackage unterscheidet. Das heißt, der Vorderwagen 12 unterscheidet sich nur noch anhand von unterschiedlich verbauten Motoren und nicht mehr anhand von unterschiedlichen Lenkradpositionen. Auch das Wasserkastenpackage benötigt keine zusätzlichen Varianten aufgrund der Lenkradposition. Im gesamten Vorderwagen 12 sind keine unterschiedlichen Bauteile aufgrund einer Lenkradposition vorhanden. Möglich wird diese Package-Ausprägung auch aufgrund neuer Technologien bei der by-Wire Steuerung. Diese erlauben by-Wire Steuerungen mit einer so hohen Betriebssicherheit zu entwerfen, dass entsprechend ausgerüstete Kraftfahrzeuge gesetzliche Zulassungsbedingungen erfüllen. Dabei wird ein Package-Konzept im Innenraum 18 und im Motorraum 22 gesamtheitlich einbezogen. Dadurch ergeben sich eine Reduzierung der Karosserievarianz in der Produktion und eine Vereinfachung in der Lagerhaltung und Logistik. Auch die Entwicklung des Vorderwagens 12 ist durch den Wegfall spezifischer Linkslenker- und Rechtslenker-Bauteile schlanker. Außerdem können zusätzliche Package-Räume im Vorderwagen 12 und im Innenraum 18 geschaffen werden. Es sind keine mechanischen Durchtriebe durch die Stirnwand 16 vorgesehen. Aufgrund des Wegfalls der Lenksäule 36 eröffnen sich neue Bauräume im Motorraum 22, welche für ein einheitliches Packaging genutzt werden können. Auf eine hydraulische Kupplungsbetätigung wird verzichtet. Eine fest positionierte Bremsaktuatorik im Motorraum 22 übernimmt die Aufgabe eines Bremskraftverstärkers 38 und ist nur noch durch flexibel verlegbare hydraulische und/oder elektronische Steuerleitungen mit der Pedalerie verbunden. Aufgrund der geringeren Varianz des Vorderwagens 12 kann ein Umfang einer Vormontage bei der Herstellung der jeweiligen Kraftfahrzeuge erhöht werden.