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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Kontrollieren von Rupfschwingungen im Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs, der eine Antriebseinheit, ein Fahrzeuggetriebe und eine Aktorik zur Betätigung einer Reibungskupplung umfasst, wobei ein Kupplungsmoment mittels einer Tilgerfunktion zum Dämpfen der Rupfschwingungen moduliert wird.
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Unter Rupfschwingungen werden reibkontakt-induzierte Schwingungen an Kupplungen verstanden, die in Antriebssträngen häufig auftreten. Insbesondere treten solche Schwingungen bei schlupfenden Reibkupplungen auf, bei denen z. B. durch Stick-Slip-Effekte im Reibungssystem selbsterregte Reibschwingungen verursacht werden. Toleranzen im Kupplungssystem, die bauartbedingt oder durch Verschleiß zu geometrischen Abweichungen von Ausgangsstrukturen führen, können solche Schwingungen anregen. Rupfschwingungen belasten die betroffenen Bauteile im Antriebsstrang zusätzlich und beeinträchtigen den Fahrkomfort. Sie sind daher unerwünscht.
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Es sind verschiedene Verfahren zur Verminderung von Rupfschwingungen für automatisierte Reibkupplungseinrichtungen bekannt:
Aus der
EP 1 540 201 B1 ist ein Verfahren zum Vermindern von Rupfschwingungen bekannt, bei dem zunächst ermittelt bzw. festgestellt wird, ob Rupfschwingungen gegeben sind, und dann eine Einrichtung im Antriebsstrang so verstellt wird, dass ein Drehkennwert wie Drehmoment oder Drehzahl verändert wird und durch diese Veränderung der zeitliche Verlauf der Rupfschwingung verändert wird. Dabei wird das von der Kupplungseinrichtung übertragbare Drehmoment und/oder der Kupplungsweg moduliert, um den Rupfschwingungen entgegen zu wirken.
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Aus der
DE 10 2004 036 054 A1 ist es bekannt, den Kupplungsweg der Kupplung während eines Anfahrvorgangs zu modulieren, indem der Kupplungsweg zur Vermeidung von Rupfschwingungen nach in einem Kennfeld abgelegten Werten moduliert wird.
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Einen ähnlichen Ansatz verfolgt
DE 10 2008 041 884 A1 , bei dem zunächst ein Sensorsignal als mit den Rupfschwingungen überlagerte Ausgangsgröße erfasst wird und dann mit Hilfe einer geeigneten Auswertung ein entsprechendes Gegensteuersignal berechnet wird, um die Schwingungen kontinuierlich zu kompensieren.
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Gemäß
WO 2013/152922 wird der Ansatz verfolgt, durch eine entsprechende Betätigung der Reibungskupplung einen Schwingungstilger zu emulieren. Dabei ist vorgesehen, diesen Schwingungstilger rechnerisch als sogenannten Software-Tilger mit Hilfe einer Übertragungsfunktion zu emulieren, die beispielsweise durch Zusammenschaltung von linearen Regelelementen erhalten wird, wobei die Regelelemente gesondert parametrisierbar sein können. Ziel ist es dabei, die Schwingung im Antriebsstrang mit einer sogenannten Tilgerfunktion zu dämpfen, indem diese ein Kupplungsmoment moduliert.
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So eine Tilgerfunktion dämpft die gegebenenfalls im Antriebsstrang auftretenden Rupfschwingungen jedoch nur dann fehlerfrei, wenn die Übertragungsfunktion der Aktorik zum Verstellen des Kupplungsmomentes bekannt und vergleichsweise stabil ist. Weist jedoch das Übertragungsverhalten der Aktorik über den Betrieb Veränderungen auf, kann die Tilgerfunktion unter Umständen nicht wirksam ausgeführt werden.
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Grundsätzlich geht es darum, mittels einer Tilgerfunktion ein Kupplungsmoment einzustellen, das einer be-/erkannten Schwingung entgegen wirkt und diese dämpft. Dazu muss das Kupplungsmoment in der richtigen Phasenlage und Amplitude moduliert werden. Für die Tilgerfunktion muss also bekannt sein, mit welcher Verstärkung und mit welchem Phasenwinkel (und gegebenenfalls mit welcher Frequenz) der Aktor an der Kupplung das Soll-Moment in ein Ist-Moment umsetzt.
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Ändert sich beispielsweise das Übertragungsverhalten der Aktorik (instabile Übertragungsfunktion) unbemerkt, so kann die gewünschte Tilgerfunktion u. U. nicht wirksam ausgeführt werden. Im Extremfall kann sich das Übertragungsverhalten der Aktorik so stark verändern – das heißt vom angenommenen Ausgangswert abweichen –, dass durch unglückliche Phasenverschiebungen und Überlagerungen die Rupfschwingungen sogar verstärkt werden, wenn die Tilgerfunktion angewendet wird.
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Davon ausgehend besteht die Aufgabe, ein Verfahren zum Kontrollieren von Rupfschwingungen im Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs zur Verfügung zu stellen, bei dem dieses Problem wenigstens teilweise berücksichtigt wird. Eine weitere Aufgabe kann darin gesehen werden, ein automatisches Schaltgetriebe bzw. einen Antriebsstrang für ein Kraftfahrzeug bereitzustellen, das dazu eingerichtet ist, das erfindungsgemäße Verfahren auszuführen.
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Diese Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße Verfahren gemäß Anspruch 1, das automatische Schaltgetriebe gemäß Anspruch 9 und den Antriebsstrang gemäß Anspruch 10 gelöst.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen der vorliegenden Erfindung.
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Ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Kontrollieren von Rupfschwingungen im Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs zeichnet sich dadurch aus, dass es folgende Schritte umfasst:
- – Ausführen einer Testfunktion an der Aktorik;
- – Bestimmen eines Ist-Übertragungsverhaltens der Aktorik;
- – Bestimmen einer Abweichung des Ist-Übertragungsverhaltens von einem Soll-Übertragungsverhalten der Aktorik und
- – Ausführen der Tilgerfunktion in Abhängigkeit von der bestimmten Abweichung.
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Dieses Verfahren erlaubt es, vor dem aber auch während des Betriebs des Antriebsstranges eine Aussage über eine Änderung der Übertragungsfunktion zu machen. So kann beispielsweise am Betriebsbeginn oder im Erstbetrieb ein Ist-Übertragungsverhalten der Aktorik bestimmt werden. Dieses erstmalig ermittelte Ist-Übertragungsverhalten kann dann als Soll-Übertragungsverhalten definiert und gegebenenfalls aufgezeichnet und/oder gespeichert werden. Bei wiederholtem Ausführen der Testfunktion im Betrieb wird dann das Ist-Übertragungsverhalten der Aktorik regelmäßig und gegebenenfalls auch in festen Zyklen ermittelt und mit dem Soll-Übertragungsverhalten der Aktorik verglichen. Dabei können Abweichungen zwischen dem (aktuellen) Ist-Übertragungsverhalten und dem (bereits ermittelten oder festgelegten) Soll-Übertragungsverhalten bestimmt werden. Die eigentliche Tilgerfunktion wird dann in Abhängigkeit von der zuvor bestimmten Abweichung (zwischen dem Ist-Übertragungsverhalten und dem Soll-Übertragungsverhalten) ausgeführt.
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Es gibt Ausgestaltungen des Verfahrens, bei denen dieses Ausführen der Tilgerfunktion in Abhängigkeit von der bestimmten Abweichung das Aktivieren der Tilgerfunktion, das Anpassen der Tilgerfunktion und/oder das Deaktivieren der Tilgerfunktion umfasst. Das bedeutet zum Beispiel folgendes:
- – ist die bestimmte Abweichung zwischen dem Ist-Übertragungsverhalten und dem Soll-Übertragungsverhalten der Aktorik nur geringfügig, so wird die Tilgerfunktion aktiviert und dämpft die Rupfschwingungen wirksam;
- – überschreitet in einem anderen Fall die festgestellte Abweichung einen bestimmten Schwellenwert, der eine unveränderte Aktivierung der Tilgerfunktion verbietet, und unterschreitet dabei aber einen Grenzwert, der grundsätzlich eine Ausführung der Tilgerfunktion verbieten würde, so kann entweder die Tilgerfunktion gezielt angepasst werden oder eine andere an das veränderte Übertragungsverhalten angepasste Tilgerfunktion ausgewählt werden, so dass nach wie vor eine wirksame Kontrolle (Dämpfung) der Rupfschwingungen möglich ist;
- – überschreitet jedoch die festgestellte bzw. bestimmte Abweichung des Ist-Übertragungsverhaltens vom Soll-Übertragungsverhalten den Grenzwert, der kennzeichnet, dass die Tilgerfunktion gar nicht wirksam ausgeführt werden kann oder sogar zu einer unkontrollierten Verstärkung der Rupfschwingungen führen könnte, so wird die Tilgerfunktion deaktiviert.
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Durch das erfindungsgemäße Verfahren werden also Mechanismen zur Verfügung gestellt, die eine verbesserte und gezieltere Ausführung der Tilgerfunktion in Abhängigkeit vom ermittelten Übertragungsverhalten erlauben. So ist es beispielsweise möglich, ohne auf fertigungsbedingte Toleranzen Rücksicht nehmen zu müssen, grundsätzlich eine Standard-Tilgerfunktion zu aktivieren. Stellt sich nun im Einzelfall heraus, dass das Ist-Übertragungsverhalten der Aktorik vom Soll-Übertragungsverhalten abweicht, so kann die Tilgerfunktion gegebenenfalls angepasst werden, eine andere geeignete Tilgerfunktion ausgewählt werden oder die Tilgerfunktion deaktiviert, also abgeschaltet werden. Bei geringeren Abweichungen wird die Tilgerfunktion z. B. an das aktuelle Ist-Übertragungsverhalten angepasst.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens umfasst das Ausführen der Testfunktion das Aufbringen eines Eingangssignals auf ein Aktorikelement. So ein Aktorikelement kann beispielsweise ein Lageregler, ein Fluidventil und/oder ein Stellelement wie ein Fluidkolben, ein Stellgetriebe, ein Servoantrieb, eine Pumpe oder ähnliches sein. Dabei ist es hilfreich, ein Aktorikelement zu verwenden, bei dem ein Ausgangssignal, welches den Ist-Zustand des Elementes kennzeichnet, einfach und genau festzustellen ist. Dazu gehören insbesondere Druck-, Positions- und Winkelsignale.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens wird das Eingangssignal als zyklische Funktion (z. B. eine Schwingungsfunktion, eine Rechteckfunktion, eine pseudo Zufallsfunktion mit veränderbarem Frequenzspektrum) ausgebildet.
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Schwingungsfunktionen erlauben grundsätzlich eine zuverlässige Bestimmung des Übertragungsverhaltens, da Abweichungen hinsichtlich der Amplitude, der Phase und gegebenenfalls auch der Frequenz zwischen dem Eingangssignal und einem Ausgangssignal leicht feststellbar sind.
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Bei Rechteckfunktionen oder auch Sprungfunktionen lassen sich leicht Verzögerungen zwischen Eingangs- und Ausgangssignal quantifizieren und feststellen.
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Sogenannte pseudo Zufallsfunktionen mit veränderbarem Frequenzspektrum können (zufällig) wechselnde Eingangsschwingungssignale erzeugen, die eine detaillierte Analyse des Übertragungsverhaltens erlauben. Sie können damit auch spezifische Informationen zum Verhalten der Aktorik oder einzelner Elemente liefern, die für eine spezifische Anpassung der Tilgerfunktion geeignet sein können.
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Bei einer Ausführung, bei der das Ist-Übertragungsverhalten anhand eines Ist-Wegsignals an einem Stellelement der Aktorik ausgeführt wird, kann das Stellverhalten einer Reibkupplung berücksichtigt werden.
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Bei einer Weiterbildung des Verfahrens wird zur Bestimmung der Abweichung des Ist-Übertragungsverhaltens vom Soll-Übertragungsverhalten der Aktorik die Abweichung des Ist-Wegsignals von dem Soll-Wegsignal erfasst, und dies insbesondere hinsichtlich einer Amplitude, einer Frequenz und/oder einer Phase. Diese Größen lassen sich einfach ermitteln und genau und reproduzierbar miteinander vergleichen.
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Bei einer weiteren Ausbildung des Verfahrens werden aufgrund der festgestellten oder bestimmten Abweichung zwischen dem Ist-Übertragungsverhalten und dem Soll-Übertragungsverhalten der Aktorik ein Tilger-Soll-Phasenwinkel und/oder eine Tilger-Soll-Amplitude erfasst. Dieser Ansatz beruht darauf, dass die meisten Tilgerfunktionen auch auf emulierten Schwingungssignalen beruhen, die phasenverschoben und mit angepasster Amplitude den festgestellten oder erwarteten Rupfschwingungen überlagert werden, um diese zu dämpfen bzw. aufzuheben. Für die wirksame Dämpfung sind dabei insbesondere der Phasenwinkel und die Amplitude der Tilgerfunktion zur Ist-(Rupf)-Schwingung maßgeblich.
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Bei einer weiteren Ausbildung des Verfahrens, bei welchem der Kraftfahrzeugantriebstrang ein Doppelkupplungsgetriebe mit zwei automatisierten Reibungskupplungen aufweist, kann die Testfunktion regelmäßig im Betrieb jeweils am nicht aktiven Teilgetriebe ausgeführt werden, ohne dass dies Auswirkungen auf den Fahrbetrieb hat.
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In einer Ausführung der vorliegenden Erfindung ist ein automatisches Schaltgetriebe vorgesehen, insbesondere ein Doppelkupplungsgetriebe, das eine steuerbare Aktorik zur Betätigung einer Reibungskupplung aufweist und ein die Aktorik ansteuerndes Steuergerät, welches dazu eingerichtet ist, das oben dargestellte Verfahren auszuführen. Bei so einem Schaltgetriebe kann die Tilgerfunktion, unterstützt durch die zyklisch ausgeführte Testfunktion, zuverlässig und stabil ausgeführt werden, sie kann angepasst und spezifisch ausgewählt werden und kann gegebenenfalls auch vollständig deaktiviert werden.
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Gleiches gilt auch für einen Antriebsstrang eines Kraftfahrzeugs, bei dem ein solches automatisches Schaltgetriebe vorgesehen ist.
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Bei einem einfachen automatischen Schaltgetriebe kann das Verfahren beispielsweise in der Neutralstellung ausgeführt werden, um die Testfunktion zur Feststellung des Übertragungsverhaltens der Aktorik auszuführen.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nun beispielhaft und unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung beschrieben. Darin zeigt:
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1 eine schematische Darstellung eines Antriebsstrangs eines Kraftfahrzeuges, der geeignet ist, das erfindungsgemäße Verfahren auszuführen;
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2 eine schematische Darstellung zur Erläuterung der Testfunktion und der Tilgerfunktion;
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3 ein Diagramm, um die Bestimmung der Abweichung zwischen dem Ist-Übertragungsverhalten und dem Soll-Übertragungsverhalten der Aktorik zu erläutern, und
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4 eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Ein beispielhafter Antriebsstrang 1 eines Kraftfahrzeugs 100 (gestrichelter Rahmen) ist in 1 dargestellt. Ein Antriebsmotor 2 ist über eine Kupplung 3 mit einem Schaltgetriebe 4 verbunden, das über eine Kardanwelle 5, ein Differential 6 und zwei Gelenkwellen 7 die Antriebsräder 8 antreibt.
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Die Kupplung 3 wird über eine Aktorik 9 betätigt, die beispielsweise elektrohydraulisch oder elektromechanisch betätigt wird. Das Schaltgetriebe 4 ist als automatisiertes Schaltgetriebe und insbesondere als Doppelkupplungsgetriebe ausgeführt, wobei die Kupplung(en) 3 als Reibkupplung(en) ausgebildet ist (sind).
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Der Gangwechsel, der sowohl die Betätigung der Kupplung 3 als auch die entsprechende Verstellung im Schaltgetriebe 4 auslöst, wird über eine Betätigungseinrichtung 10 ausgelöst und über eine Stelleinrichtung 10a ausgeführt. Die Laststeuerung des Motors 2 erfolgt über ein Gaspedal 11, das entweder direkt oder über eine Motorsteuerung 12 ein Leistungsstellorgan 13 des Antriebsmotors 2 betätigt.
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Zur Betriebszustandserfassung und Steuerung sind mehrere Sensoren vorgesehen: ein Motordrehzahlsensor 14, der beispielsweise über die Schwungscheibe die Motordrehzahl erfasst, ein Getriebedrehzahlsensor 15, der beispielsweise über die Drehzahl einer Kupplungsscheibe die Eingangsdrehzahl des Getriebes 4 erfasst, und Raddrehzahlsensoren 16, welche die Raddrehzahlen erfassen. Diese und weitere Sensoren sind mit der Motorsteuerung 12 gekoppelt, die z. B. programm-, kennfeld-, und/oder mikroprozessorgesteuert auf Eingangssignale der Sensoren 14, 15, 16, des Gaspedals 11 und oder der Betätigungseinrichtung 10 die Aktorik 9, die Stelleinrichtung 10a zur Betätigung des Getriebes und/oder das Leistungsstellorgan 13 ansteuert und verstellt.
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Das Schaltgetriebe 4 und die Kupplung 3 werden in Abhängigkeit von einem über das Gaspedal 11 bzw. die Betätigungseinrichtung 10 übermittelten Fahrerwunsch gesteuert. Dabei wird über die Aktorik 9 die Kupplung 3 betätigt, so dass über die Stelleinrichtung 10a ein Gangwechsel im Schaltgetriebe (automatisiert) 4 ausgeführt werden kann. Das von der Kupplung 3 übertragbare Moment hängt von der Kraft bzw. dem Weg ab, mit dem die Aktorik 9 die Kupplung 3 betätigt.
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Beim Einrücken der Kupplung 3 wird die Schwungscheibe des Antriebsmotors 2 mit der Kupplungsscheibe der Kupplung 3 gekoppelt. Bei dieser, über die Aktorik 9 ausgeführten Kopplung, bei der Schwungscheibe und Kupplungsscheibe zunächst schleifend miteinander gekoppelt sind (Gleitreibung) und am Ende kraftschlüssig (Haftreibung) miteinander gekoppelt sind, können Drehschwingungen im Antriebsstrang 1 auftreten die als Rupfen oder Rupfschwingungen bezeichnet werden. Sie beeinflussen den Fahrkomfort und die Haltbarkeit der betroffenen Komponenten (z. B. Kupplung 3, Schaltgetriebe 4, Motorlager etc.) herabsetzen.
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2 zeigt den Regelmechanismus, mit dem diese Rupfschwingungen herabgesetzt oder beseitigt werden können. Bei Betätigung der Kupplung 3 wird zur Steuerung des von der Kupplung übertragenen Drehmoments das Wunschdrehmoment MSOLL über eine in der Motorsteuerung 12 abgelegte Kupplungskennlinie 17 über die Aktorik 9 in einen Stellweg überfragen, die ein entsprechendes Ist-Drehmoment MIST in den Triebstrang 1 überträgt und die Antriebselemente mit einer Ist-Drehzahl nIST antreibt. Zur Dämpfung der Rupfschwingungen ist ein sogenannter Software-Tilger 18 implementiert der die Rupfschwingungen anhand der Drehzahlschwingungen der Ist-Drehzahl nIST identifiziert. Diese Drehzahl- oder Rupfschwingungen werden beispielsweise über den Getriebedrehzahlsensor 15 und/oder die Raddrehzahlsensoren 16 durch Vergleich mit der über den Motordrehzahlsensor 14 übermittelten Motordrehzahl ermittelt und in der Motorsteuerung 12, in der der Software-Tilger 18 implementiert ist, erkannt.
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Zur Dämpfung der Schwingung erzeugt der Software-Tilger 18 eine Tilgerfunktion, die ein Kompensationsmoment MK moduliert, das dem Soll-Drehmoment MSOLL überlagert wird, um die Aktorik 9 so zu betätigen, dass die Rupfschwingungen kompensiert werden. Dazu ist es erforderlich das Übertragungsverhalten (die Übertragungsfunktion) der Aktorik zu kennen, so dass das variierte Ist-Drehmoment MIST die Schwingungen tatsächlich kompensiert oder unterdrückt.
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Im dargestellten Beispiel weist die Aktorik einen Lageregler 91, ein Hydraulikventil 92 und ein auf die Kupplung 3 wirkendes Einrücksystem 93 auf. Das Einrücksystem 93 umfasst beispielsweise einen Hydraulikstellkolben oder einen anderen geeigneten Linearantrieb und ggf. eine Feder, welche die Kupplung 3 betätigen. Das Übertragungsverhalten der Aktorik 9, also des Systems Lageregler 91, Hydraulikventil 92 und Einrücksystem 93 wird gekennzeichnet durch das Aufbringen eines Soll-Weges SSOLL, der mit einem Ist-Weg SIST verglichen wird. Die Umsetzung des Soll-Weges SSOLL mit dem Ist-Weg SIST kann beispielsweise über das Aufbringen einer Testfunktion erfolgen, mit der ein variabler Soll-Weg SSOLL aufgebracht wird.
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In 3 ist eine Sinusfunktion (Testfunktion) dargestellt, bei der sich der Weg (S) über die Zeit (T) bzw. den Winkel (ω) verändert. Beim Vergleich der Sollweg-Funktion 20 als Testfunktion mit der Istweg-Funktion 21 ergibt sich eine Phasenverschiebung von ΔT, eine obere Amplitudenabweichung ΔOA und eine untere Amplitudenabweichung ΔUA, um die die Istweg-Funktion 21 von der Sollweg-Funktion 20 abweicht. Unter Berücksichtigung dieses Übertragungsverhaltens bezüglich des Stellweges S über die Aktorik 9 kann der Software-Tilger 18 durch die aufgebrachte Tilgerfunktion auftretende Rupfschwingungen kompensieren. Das Übertragungsverhalten, also die Umsetzung der Soll-Vorgaben in Ist-Vorgaben kann zyklisch überprüft werden.
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Es können zum Beispiel in einer Situation, in der kein Gang eingelegt ist, oder in dem nicht aktiven Getriebezweig eines Doppelkupplungsgetriebes, Momenten- oder Stellwegschwingungen mit bestimmten Frequenzen vorgegeben werden und das zugehörige Ist-Wegsignal analysiert werden. Aus dem Verhältnis (Phasenwinkel, Amplitude) zwischen dem Eingangs- und dem Ausgangssignal kann bestimmt werden, ob das Übertragungsverhalten in einem Bereich liegt, in dem der Software-Tilger 18 wirksam arbeiten kann. Ist dies nicht der Fall, kann der Software-Tilger 18 abgeschaltet werden, um auftretende Schwingungen nicht noch zusätzlich zu verstärken. Es ist auch möglich, die Informationen über das Übertragungsverhalten so zu verwenden, um den Software-Tilger 18 anzupassen und seine Funktion zu optimieren oder einen anderen geeigneten im Steuergerät 12 verfügbaren Software-Tilger 18 auszuwählen.
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Der Ablauf des Verfahrens ist in 4 dargestellt. Es umfasst die Schritte:
- S1 Modulieren eines Kupplungsmoments MSOLL mittels einer Tilgerfunktion MK
- S2 Ausführen einer Testfunktion 20 an der Aktorik 9
- S3 Bestimmen eines Ist-Übertragungsverhaltens SIST; 21 der Aktorik 9
- S4 Bestimmen einer Abweichung ΔOA; ΔUA; ΔT des Ist-Übertragungsverhaltens SIST; 21 von einem Soll-Übertragungsverhalten SSOLL; 20 der Aktorik 9
- S5 Ausführen der Tilgerfunktion MK in Abhängigkeit von der bestimmten Abweichung ΔOA; ΔUA; ΔT.
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Insbesondere Schritt S1 und S2 können auch in andere Reihenfolge ausgeführt werden.
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Das Ausführen der Tilgerfunktion MK umfasst dabei optional:
- S1a Aktvieren der Tilgerfunktion,
- S1b Anpassen der Tilgerfunktion,
- S1c Auswahl einer Tilgerfunktion und/oder
- S1d Deaktivieren der Tilgerfunktion.
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Das Ausführen der Testfunktion umfasst dabei optional das
S2a Aufbringen eines Eingangssignals 20; SSOLL auf ein Aktorikelement 9, insbesondere auf einen Lageregler 91, ein Ventil 92 und/oder ein Stellelement 93.
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Weitere, optionale Verfahrensschritte können so gestaltet sein, dass
- – das Eingangssignal SSOLL; 20 als Schwingungsfunktion, Rechteckfunktion und/oder als Pseudo-Zufallsfunktion mit veränderbarem Frequenzspektrum ausgebildet ist;
- – das Bestimmen des Ist-Übertragungsverhaltens das Messen eines Ist-Wegsignals SIST; 21 an einem Stellelement 93 der Aktorik 9 umfasst;
- – beim Bestimmen einer Abweichung des Ist-Übertragungsverhaltens von einem Soll-Übertragungsverhalten der Aktorik, die Abweichung ΔOA; ΔUA; ΔT des Ist-Wegsignals SIST; 20 von dem Soll-Wegsignal, SSOLL; 21 insbesondere hinsichtlich einer Amplitude, einer Frequenz und/oder einer Phase, erfasst wird;
- – das Anpassen der Tilgerfunktion eine Anpassung eines Tilger-Sollphasenwinkels und/oder einer Tilger-Sollamplitude umfasst.
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Weitere Varianten und Ausführungen der Erfindung ergeben sich im Rahmen der Ansprüche.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Antriebsstrang
- 2
- Antriebsmotor
- 3
- Kupplung
- 4
- Schaltgetriebe
- 5
- Kardanwelle
- 6
- Differenzial
- 7
- Gelenkwelle
- 8
- Antriebsrad
- 9
- Aktor
- 10
- Betätigungseinrichtung
- 10a
- Stelleinrichtung
- 11
- Gaspedal
- 12
- Motorsteuerung
- 13
- Leistungsstellorgan
- 14
- Motordrehzahlsensor
- 15
- Getriebedrehzahlsensor
- 16
- Raddrehzahlsensor
- MSOLL
- Soll-Drehmoment
- 17
- Kupplungskennlinie
- MIST
- Ist-Drehmoment
- nIST
- Ist-Drehzahl
- 18
- Software-Tilger
- 20
- Sollweg-Funktion
- 21
- Istweg-Funktion
- ΔT
- Phasenabweichung
- ΔOA
- obere Amplitudenabweichung
- ΔUA
- untere Amplitudenabweichung
- 91
- Lageregler
- 92
- Hydraulikventil
- 93
- Einrücksystem
- SSOLL
- Sollweg
- SIST
- Istweg
- 100
- Kraftfahrzeug
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 1540201 B1 [0003]
- DE 102004036054 A1 [0004]
- DE 102008041884 A1 [0005]
- WO 2013/152922 [0006]