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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum teil- oder vollautonomen Betrieb eines Fahrzeugs gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Fahrerassistenzvorrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens.
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Fahrerassistenzvorrichtungen werden zur Unterstützung und/oder Entlastung des Fahrers bei seiner Fahraufgabe eingesetzt. Ein vollautonomer Betrieb umfasst eine selbständige Längs- und Querführung des Fahrzeugs auf Autobahnen, Landstraßen und im Stadtverkehr. Abhängig von einer aktuellen Verkehrssituation und vom Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer kann es zu Fahrsituationen kommen, in denen zur Verringerung einer Kollisionsgefahr unterschiedliches Fahrverhalten erforderlich ist. Solche Fahrsituationen gibt es auf Autobahnen, wenn benachbarte Fahrzeuge dicht an einer Fahrspurbegrenzung, z. B. an einer Fahrbahnmarkierung, einer Pylonenreihe oder einer ähnlichen Begrenzung, fahren oder diese sogar überschreiten. Beispielsweise kann dies häufiger auftreten, wenn benachbarte Lastkraftwagen mit großer Fahrzeugbreite auf weniger breiten Nachbarfahrspuren fahren. Des Weiteren zählen dazu auch Fahrsituationen auf Landstraßen, auf denen sich entgegenkommende Fahrzeuge dicht an der Fahrspurbegrenzung oder darüber fahren.
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Aus dem Stand der Technik ist dazu, wie beispielsweise in der
DE 102 18 010 A1 beschrieben, ein Verfahren zur Querführungsunterstützung bei Kraftfahrzeugen bekannt, bei dem ein Sollwert für die Querposition des Fahrzeugs bestimmt wird. Dabei wird die Ist-Position des Fahrzeugs relativ zu den Grenzen der befahrenen Spur mit einer Sensoreinrichtung erfasst und durch Soll-Ist-Vergleich ein Ausgangssignal für die Querführungsunterstützung berechnet. Des Weiteren werden Objekte auf mindestens einer Nebenspur geortet und der Sollwert für die Querposition wird in Abhängigkeit von Ortungsdaten dieser Objekte variiert.
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Weiterhin ist in der
DE 10 2007 027 495 A1 ein Verfahren zur Unterstützung des Fahrers eines Kraftfahrzeugs bei der Querführung des Kraftfahrzeugs beschrieben. Hierbei werden Fahrspurbegrenzungen erfasst sowie Objekte, an denen das Kraftfahrzeug seitlich vorbei fahren wird. Weiterhin werden momentane oder für die nahe Zukunft prädizierte Seitenabstände des Kraftfahrzeugs zu den Fahrspurbegrenzungen und zu den erfassten Objekten ermittelt. Bei Unterschreitung von vorgebbaren Seitenabstandsgrenzen werden eine Fahrerwarnung und/oder ein selbsttätiger Lenkeingriff zur Vergrößerung des betreffenden Seitenabstands ausgelöst. Der Fahrer hat die Möglichkeit, die Seitenabstandsgrenzen für die linke und rechte Seite des Kraftfahrzeugs unabhängig voneinander zu variieren und ebenso die Seitenabstandsgrenzen für den Seitenabstand zu den Objekten unabhängig von den Seitenabstandsgrenzen für den Seitenabstand zu den Fahrspurbegrenzungen zu variieren.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein gegenüber dem Stand der Technik verbessertes Verfahren zum teil- oder vollautonomen Betrieb eines Fahrzeugs sowie eine geeignete Fahrerassistenzvorrichtung zur Durchführung eines solchen Verfahrens anzugeben.
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Hinsichtlich des Verfahrens wird die Aufgabe erfindungsgemäß mit den in Anspruch 1 angegebenen Merkmalen gelöst. Hinsichtlich der Fahrerassistenzvorrichtung wird die Aufgabe erfindungsgemäß mit den in Anspruch 5 angegebenen Merkmalen gelöst.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Bei einem Verfahren zum teil- oder vollautonomen Betrieb eines Fahrzeugs wird ein Querpositions-Sollwert für eine Querposition des Fahrzeugs bestimmt, wobei die Querposition des Fahrzeugs vorzugsweise innerhalb der eigenen Fahrspur in Abhängigkeit des bestimmten Querpositions-Sollwert anpasst wird.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass ein Vorausbereich des Fahrzeugs in Abhängigkeit einer Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs ermittelt wird, welcher sich in eine Fahrtrichtung des Fahrzeugs über einen mit einer Sensoreinrichtung erfassbaren Bereich erstreckt. Weiterhin werden relevante Verkehrssituationen in einer Umgebung des Fahrzeugs erfasst und überprüft. Anschließend werden innerhalb des Vorausbereiches Mindest-Soll-Objektquerabstände jeweils zwischen dem Fahrzeug und mindestens einem Fahrzeug auf einer benachbarten Fahrspur und Mindest-Soll-Spurabstände jeweils zwischen dem Fahrzeug und einer Fahrspurbegrenzung benachbarter Fahrspuren ermittelt. Der Querpositions-Sollwert wird dann anhand der ermittelten Mindest-Soll-Spurabstände und der Mindest-Soll-Objektquerabstände bestimmt.
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Mittels des Verfahrens kann eine Sicherheit beim teil- oder hochautomatisierten Fahren auf Autobahnen und Landstraßen gegenüber dem Stand der Technik verbessert werden, da abhängig von der aktuellen Fahrsituation, eines in einer Fahrzeugumgebung befahrbaren Freiraumes, von Querabständen zu benachbarten Fahrzeugen und von Bewegungszuständen der in Nachbarfahrspuren fahrenden Fahrzeuge eine die Kollisionsgefahr mit Fahrzeugen auf den Nachbarfahrspuren verringernde Soll-Querposition bestimmt und die Querposition des Fahrzeugs vorzugsweise innerhalb der eigenen Fahrspur automatisch an diese Soll-Querposition angepasst wird.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
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Dabei zeigen:
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1 schematisch ein Blockschaltbild einer Fahrerassistenzvorrichtung,
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2 schematisch eine mögliche Verkehrssituation in einer Vogelperspektive,
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3 schematisch ein Verfahrensablaufdiagramm und
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4 schematisch eine mögliche Verkehrssituation mit Gegenverkehr in einer Vogelperspektive.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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In 1 ist ein Ausführungsbeispiel einer Fahrerassistenzvorrichtung FA zur Verringerung einer Kollisionsgefahr bei automatischer Führung eines Fahrzeugs FEgo in Form eines Blockschaltbilds dargestellt, wobei das gezeigte Ausführungsbeispiel das Grundprinzip eines in den 2 bis 4 beschriebenen Verfahrens zum Betrieb eines Fahrzeugs bei automatischer Führung eines Fahrzeugs FEgo zeigt.
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Die Fahrerassistenzvorrichtung FA weist eine bordautonome Lageerkennungseinheit 1 auf, mittels welcher eine Lage einer momentan vom Fahrzeug Fego befahrenen Fahrspur FSEgo, eine Lage von benachbarten Fahrspuren FSb1,b2, eine Position des Fahrzeugs Fego relativ zur eigenen Fahrspur FSEgo sowie zumindest Lateralpositionen von Fahrzeugen F1 bis F3 und/oder Objekten in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugs FEgo erfassbar sind.
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Die Lageerkennungseinheit 1 umfasst dazu beispielsweise videobasierte Lokalisierungsmittel, welche als im oder am Fahrzeug FEgo angeordnete Kameras ausgebildet sind und Fahrspurbegrenzungen FG, z. B. Fahrspurmarkierungen FM, Landmarken sowie Objekte auf benachbarten Fahrspuren FSb1,b2 erkennen. Die Lageerkennungseinheit 1 generiert anhand der erfassten Daten einen Lageausgangsvektor YL.
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Weiterhin weist die Fahrerassistenzvorrichtung FA eine Lokalisierungs- und Navigationseinheit 2 mit einer integrierten, detaillierten Karteninformation zur Bestimmung einer Eigenposition des Fahrzeugs FEgo sowie zur Bestimmung von Ortspositionen auf. Die Lokalisierungs- und Navigationseinheit 2 ist beispielsweise mit einem globalen Positionsbestimmungssystem, kurz GPS, gekoppelt und hat Zugriff auf Datenbanken, welche hochgenaue elektronische Karten mit detaillierten Informationen über Streckenverläufe, Verkehrszeichen, Lichtsignalanlagen, Haltelinien und dergleichen mehr umfassen. Das Ausgangssignal der Lokalisierungs- und Navigationseinrichtung 2 ist ein Navigationsausgangsvektor YN.
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Zur Erfassung einer Umgebung des Fahrzeugs FEgo, insbesondere eines befahrbaren Freiraums des Fahrzeugs FEgo, ist eine Umgebungserfassungseinheit 3 vorgesehen, die mittels entsprechender Erfassungsmittel, die auf videobasierter Detektion oder auf einer Detektion einer Reflexion ausgesandter elektromagnetischer Strahlen, z. B. Radar, Lidar, zur Erfassung eines befahrbaren Freiraums um das eigene Fahrzeug FEgo basiert. Das Ausgangssignal der Umgebungserfassungseinheit 3 ist ein Umgebungsausgangsvektor YU.
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Des Weiteren ist eine Objekterkennungseinheit 4 vorgesehen, die auf Radarsystemen und/oder Lidarsystemen und/oder Stereovideokamerasystemen mit nachgeschalteter Bildauswertung basiert, wobei mindestens eine longitudinale und eine laterale Position von Hindernisobjekten, insbesondere das Fahrzeug FEgo umgebende Nachbarfahrzeuge F1 bis F3 und Personen relativ zum eigenen Fahrzeug FEgo und/oder zur eigenen Fahrspur FSEgo bestimmt werden. Das Ausgangssignal der Objekterkennungseinheit 4 ist ein Objektausgangsvektor YO. Darüber hinaus weist die Fahrerassistenzvorrichtung FA eine Fahrzustandserkennungseinheit 5 auf, welche einen Ist-Fahrzustand, bestehend aus fahrdynamischen Größen, wie z. B. Fahrgeschwindigkeit, Beschleunigung, Querbeschleunigung, Giergeschwindigkeit, Lenkwinkel, sowie einen Reibwert, ermittelt. Das Ausgangssignal der Fahrzustandserkennungseinheit 4 ist ein Fahrzustandsausgangsvektor YF.
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Die Ausgangsvektoren YL, YN, YU, YO, YF werden an eine Situationsbewertung- und Entscheidungseinheit 6 übermittelt, welche die Ausgangsvektoren YL, YN, YU, YO, YF kontinuierlich validiert und eine Situation aufgrund der Information über Lage und Ortsposition des eigenen Fahrzeugs FEgo auf der Fahrbahn, der Information über die Lage und Bewegungszustände der das eigene Fahrzeug FEgo umgebenden Objekte, insbesondere Verkehrsteilnehmer auf benachbarten Fahrspuren FSb1,b2, der Umgebungsinformation über einen freien Verkehrsraum um das eigene Fahrzeug FEgo herum sowie der Information des Fahrzustands bewertet.
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Des Weiteren führt die Situationsbewertung- und Entscheidungseinheit 6 zur Kollisionsbewertung für das eigene Fahrzeug FEgo und für die auf den unmittelbar benachbarten Fahrspuren FSb1,b2 vorhandenen Verkehrsteilnehmer eine Bewegungsprädiktion durch. Weiterhin wird anhand einer eine Kollisionsgefahr reduzierenden Querführungs-Fahrstrategie ein Querpositions-Sollwert dy_soll vorzugsweise zur Querführung des eigenen Fahrzeugs FEgo innerhalb der eigenen Fahrspur FSEgo ermittelt und einer Querregelungseinheit 7 übermittelt. Eine Querposition des Fahrzeugs FEgo ist hierbei eine Position des Fahrzeugs FEgo auf der eigenen Fahrspur FSEgo in Querrichtung y der Fahrspur FSEgo und einer Position des Fahrzeugs FEgo senkrecht zu einer Fahrtrichtung x.
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Die Querregelungseinheit 7 regelt die von der Situationsbewertung- und Entscheidungseinheit 6 vorgegebene Querposition in Abhängigkeit des übermittelten Querpositions-Sollwerts dy_soll ein und gibt als Ausgangssignal ein Lenkstellsignal ulenk an ein Stellglied zur Steuerung einer Lenkvorrichtung 8 aus.
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2 zeigt schematisch einen Ausschnitt aus einer Verkehrssituation mit einer mehrspurigen Fahrbahn, umfassend drei Fahrspuren FSEgo, FSb1,b2 mit gleicher Fahrtrichtung x, deren Fahrspurbegrenzung FG in einer Querrichtung y mittels einer Fahrspurmarkierung FM begrenzt sind und vier Fahrzeugen FEgo, F1 bis F3. Die Verkehrssituation ist hierbei in Vogelperspektive dargestellt. Das eigene Fahrzeug FEgo befindet sich gemeinsam mit einem weiteren Fahrzeug F1 auf der mittleren Fahrspur FSEgo, wobei das weitere Fahrzeug F1 dem eigenen Fahrzeug FEgo in Fahrtrichtung x vorausfahrend positioniert ist. Das eigene Fahrzeug FEgo ist zu einer in Bezug auf die Fahrtrichtung x linken benachbarten Fahrspur FSb1 mit einem Ist-Spurabstand Yspur_li und zu einer in Bezug auf die Fahrtrichtung x rechten benachbarten Fahrspur FSb2 mit einem Ist-Spurabstand Yspur_re jeweils zur entsprechenden Fahrspurmarkierung FM beabstandet.
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Auf der linken benachbarten Fahrspur FSb1 befindet sich ein weiteres Fahrzeug F2 mit einem Ist-Objektquerabstand Yo_li in Querrichtung y zum eigenen Fahrzeug FEgo. Auf der rechten benachbarten Fahrspur FSb2 befindet sich ebenfalls ein weiteres Fahrzeug F3 mit einem Ist-Objektquerabstand Yo_re in Querrichtung y zum eigenen Fahrzeug FEgo.
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Das eigene Fahrzeug FEgo wird mittels der in 1 gezeigten Fahrerassistenzvorrichtung FA autonom, vorzugsweise vollautonom, geführt.
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Im Kontext mit der in 2 gezeigten Verkehrssituation zeigt 3 einen Ablauf eines Verfahrens mit fünf Verfahrensschritten S1 bis S5, welches zum Betrieb des Fahrzeugs FEgo, insbesondere zur Ermittlung einer fahrsituationsabhängigen Querführungs-Fahrstrategie, durchgeführt wird.
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In einem initialen Verfahrensschritt S1 wird ein Vorausbereich VB ab einer Hinterachse des eigenen Fahrzeugs FEgo in Abhängigkeit einer Fahrgeschwindigkeit des eigenen Fahrzeugs FEgo bestimmt. Der Vorausbereich VB erstreckt sich dabei über einen mit einer Sensoreinrichtung erfassbaren Bereich. Die Vorausbereiche VB können dabei je nach Betriebsführung des Fahrzeugs FEgo, insbesondere zwischen teilautonomer und vollautonomer Betriebsführung, variieren.
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In einem weiteren Verfahrensschritt V2 erfolgt eine Überprüfung auf eine relevante Fahrsituation bzw. Verkehrssituation. Beispielsweise wird ermittelt: „Mindestens ein Fahrzeug F2, F3 in einer benachbarten Fahrspur FSb1,b2 befindet sich innerhalb des Vorausbereichs VB und hat eine negative oder eine kleine Relativgeschwindigkeit.” Somit werden Fahrsituationen betrachtet, bei denen sich ein Fahrzeug F2, F3 in einer benachbarten Fahrspur FSb1,b2 mit ungefähr gleicher Geschwindigkeit oder gegenüber dem eigenen Fahrzeug FEgo verringerten Geschwindigkeit vorausbewegt oder entgegenkommend bewegt und in naher Zukunft vom eigenen Fahrzeug FEgo passiert wird. In einem weiteren Verfahrensschritt S3 erfolgt die Bestimmung von Mindest-Soll-Objektquerabständen Yo_min_re, Yo_min_li innerhalb des Vorausbereichs VB für jede Seite in Querrichtung y zum nächst entfernten Fahrzeug F2, F3 oder Objekt in der benachbarten Fahrspur FSb1,b2 z. B. abhängig von einer Fahrzeugart der Fahrzeuge F2, F3, z. B. Personenkraftwagen, Lastkraftwagen oder Omnibus, einer eigenen Fahrgeschwindigkeit, einer relativen Fahrgeschwindigkeit von benachbarten Fahrzeugen F1 bis F3, einem Abstand in Fahrtrichtung x zu benachbarten Fahrzeugen F2 bis F3 und ob sich diese in Fahrtrichtung x oder entgegen der Fahrtrichtung x bewegen. Diese Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li bilden sogenannte minimale Querabstandsgrenzen, welche aus Fahrsicherheitsgründen nicht unterschritten werden sollen.
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In einem weiteren Verfahrensschritt S4 erfolgt die Bestimmung von Mindest-Soll-Spurabständen Yspur_min_re, Yspur_min_li innerhalb des Vorausbereichs VB für jede Seite zur jeweiligen Fahrspurbegrenzung FG. Die Bestimmung dieser Mindest-Soll-Spurabständen Yspur_min_re, Yspur_min_li erfolgt beispielsweise abhängig von einer Fahrtrichtung x der benachbarten Fahrspuren FSb1,b2 und/oder einer Verfügbarkeit von topologisch befahrbarem Freiraum auf den benachbarten Fahrspuren FSb1,b2. Die Mindest-Soll-Spurabstände Yspur_min_re, Yspur_min_li bilden weitere minimale Querabstandsgrenzen, welche aus Fahrsicherheitsgründen nicht unterschritten werden sollen. Abhängig von topologisch befahrbarem Freiraum auf Nachbarfahrspuren können die Mindest-Soll-Spurabstände Yspur_min_re, Yspur_min_li auch temporär negative Werte annehmen, wobei dann das eigene Fahrzeug FEgo auch über die Fahrspurmarkierung FM hinausfahren kann.
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In einem abschließenden Verfahrensschritt S5 wird eine kollisionsminimierende Querführungs-Sollposition des eigenen Fahrzeugs FEgo bestimmt.
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Für das in den 2 und 3 vorgestellte Verfahrensbeispiel werden nachfolgend verschiedene Fahrsituationen klassifiziert und hierfür geeignete Fahrstrategien zur Querpositionsanpassung beschrieben.
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In einer ersten Fahrsituation sind beide Ist-Objektquerabstände Yo_re, Yo_li größer als die ermittelten Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li. Eine daraus ermittelte Fahrstrategie ergibt keine Abweichung der aktuellen Querführungs-Fahrstrategie für das Fahren im Vergleich zu einer Situation, in welcher auf den benachbarten Fahrspuren FSb1, FSb2 keine Fahrzeuge F2, F3 oder Objekte vorhanden sind. Beispielsweise wird das Fahrzeug FEgo weiterhin in einer Mitte der eigenen Fahrspur FSEgo geführt.
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In einer anderen, zweiten Fahrsituation ist ein rechter Ist-Objektquerabstand Yo_re kleiner als ein rechter Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_re. Gleichzeitig sind beide Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li erfüllbar. D. h., die Summe aus beiden Mindest-Soll-Objektquerabständen Yo_min_re, Yo_min_li ist kleiner oder gleich der Summe beider Ist-Objektquerabständen Yo_re, Yo_li.
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Als Fahrstrategie dazu soll das eigene Fahrzeug FEgo den rechten Ist-Objektquerabstand Yo_re vergrößern; allerdings nur solange bis entweder der rechte Ist-Objektquerabstand Yo_re den rechten Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_re erreicht oder bis der linke Ist-Spurabstand Yspur_li zur linken Fahrspurmarkierung FM den linken Mindest-Soll-Spurabstand Yspur_min_li erreicht.
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In einer weiteren anderen Fahrsituation ist der linke Ist-Objektquerabstand Yo_li kleiner als der linke Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_li wobei gleichzeitig beide Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li erfüllbar sind. D. h., die Summe aus beiden Mindest-Soll-Objektquerabständen Yo_min_re, Yo_min_li ist kleiner oder gleich der Summe beider Ist-Objektquerabständen Yo_re, Yo_li.
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Als Fahrstrategie dazu soll das eigene Fahrzeug FEgo den linken Ist-Objektquerabstand Yo_li vergrößern; allerdings nur solange bis entweder der linke Ist-Objektquerabstand Yo_li den linken Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_li erreicht oder bis der rechte Ist-Spurabstand Yspur_re zur rechten Fahrspurmarkierung FM den rechten Mindest-Soll-Spurabstand Yspur_min_re erreicht.
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In einer weiteren, dritten Fahrsituation sind beide Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li nicht erfüllbar, da die Summe der Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li größer ist als die Summe der Ist-Objektquerabstände Yo_re, Yo_li.
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Als Fahrstrategie dazu soll das eigene Fahrzeug FEgo die Ist-Objektquerabstände Yo_re, Yo_li im Verhältnis der entsprechenden Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li anpassen; allerdings nur solange bis entweder das Verhältnis der Ist-Objektquerabstände Yo_re, Yo_li zueinander gleich dem Verhältnis der Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li zueinander ist oder bis einer der beiden Ist-Spurabstände Yspur_li, Yspur_re den jeweils entsprechenden Mindest-Soll-Spurabstand Yspur_min_re, Yspur_min_li erreicht.
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Die Bestimmung des Querpositions-Sollwertes dy_soll für die Querregelung des Fahrzeugs Fego entsprechend dem letzten Verfahrensschritt S5 wird nachfolgend bespielhaft für die zuvor beschriebene Fahrsituation erläutert, bei welcher der rechte Ist-Objektquerabstand Yo_re kleiner als der rechte Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_re ist.
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Die Bestimmung des Querpositions-Sollwertes dy_soll erfolgt in einem Fahrspurkoordinatensystem, welches ein mitbewegtes, fahrbahntangentiales Koordinatensystem mit Ursprung in der Fahrspurmitte darstellt, wobei positive Querpositions-Sollwerte dy_soll links ausgehend von einer Spurmitte sind. Üblicherweise stellt die Spurmitte eine Referenz für die Querregelung dar, auf der im Normalfall das Fahrzeug Fego quergeführt wird.
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Ein Querpositions-Istwert im Fahrspurkoordinatensystem kann anhand der über Messung oder Schätzung bestimmter Größen wie Ist-Spurabstände Yspur_li, Yspur_re, Fahrspurbreite der eigenen Fahrspur FSEgo sowie Breite der eigenen Fahrspur FSEgo ermittelt werden, wobei eine konstante Fahrzeugbreite angenommen wird.
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Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass die Breite der eigenen Fahrspur FSEgo größer als die Fahrzeugbreite ist und sich die Koordinatensystemursprünge für die Spurabstand-Messungen auf der jeweiligen Fahrspurmarkierung FM und für die Objekte auf der dem eigenen Fahrzeug FEgo zugewandten Objektseite befinden.
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Zu einem Zeitpunkt t = tk gelten folgende Gleichungen: Bspur(tk) = Yspur_li(tk) + Yspur_re(tk) + Bfzg (1), Bspur(tk) = 2·[Yspur_li(tk) + dy_ist(tk)] + Bfzg (2), mit:
- Bspur
- = Breite der Fahrzeugspur
- Bfzg
- = Fahrzeugbreite
- dy_ist
- = Querpositions-Istwert.
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Hieraus ergibt sich der Querpositions-Istwert zur Spurmitte im Fahrspurkoordinatensystem zu
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Nachfolgend wird die Bestimmung des Querpositions-Sollwertes dy_soll zur Spurmitte beispielhaft für die zuvor erwähnte zweite Fahrsituation beschrieben, in der ein rechter Ist-Objektquerabstand Yo_re kleiner als ein rechter Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_re ist und gleichzeitig beide Mindest-Soll-Objektquerabstände Yo_min_re, Yo_min_li erfüllbar sind.
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Mit der zuvor beschriebenen Fahrstrategie ergibt sich zu einem Zeitpunkt t = tk zunächst für die erste Bedingung, nämlich, dass das eigene Fahrzeug FEgo den rechten Ist-Objektquerabstand Yo_re vergrößert bis der rechte Ist-Objektquerabstand Yo_re den rechten Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_re erreicht, eine Differenz zwischen dem rechten Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_re und dem rechten Ist-Objektquerabstand Yo_re zu Δyo_re(tk) = [yo_min_re(tk) – yo_re(tk)] (4), mit: ΔYo_re = Differenz zwischen dem rechten Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_re und dem rechten Ist-Objektquerabstand Yo_re.
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Als erster Zielwert für den im Fahrspurkoordinatensystem zu bestimmenden Querpositions-Sollwert dy_soll ergibt sich dann ausgehend vom Querpositions-Istwert im Fahrspurkoordinatensystem dy_ziel_1(tk) = [dy_ist(tk) + ΔYo_re(tk)] (5), mit: dy_ziel = erster Zielwert.
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Für die andere Bedingung aus der zuvor erwähnten zweiten Fahrstrategie, bei welcher das eigene Fahrzeug FEgo den rechten Ist-Objektquerabstand Yo_re vergrößert bis der linke Ist-Spurabstand Yspur_li zur linken Fahrspurmarkierung FM den linken Mindest-Soll-Spurabstand Yspur_min_li erreicht, ergibt sich aus Gleichung (1) ein maximaler Endwert für den Ist-Spurabstand Yspur_re zur rechten Fahrspurmarkierung FM: Yspur_end_re(tk) = Bspur(tk) – Bfzg – yspur_min_li(tk) (6), mit: Yspur_end_re = maximaler Endwert.
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Mit dem linken Mindest-Soll-Spurabstand Y
spur_min_li und mit dem maximalen Endwert für den Abstand zum rechten Fahrspurrand aus Gleichung (6) ergibt sich aus Gleichung (3) ein zweiter Zielwert für den im Fahrspurkoordinatensystem zu bestimmenden Querpositions-Sollwert d
y_soll zu
mit: d
y_ziel_2 = zweiter Zielwert.
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Somit ergibt sich für die erwähnte Fahrsituation entsprechend der erwähnten Fahrstrategie ein Querpositions-Sollwert dy_soll zur Spurmitte im Fahrspurkoordinatensystem aus dem Minimum der beiden Zielwerte zu dy_soll_ultd(tk) = MIN{dy_ziel_1(tk), dy_ziel_2(tk)} (8), mit: dy_soll_ultd = nicht limitierter Querpositions-Sollwert dy_soll.
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Für die jeweiligen anderen Fahrstrategien kann der nicht limitierte Querpositions-Sollwert dy_soll entsprechend in ähnlicher Weise bestimmt werden. Um sprungförmige Querpositionsänderungen zu vermeiden, wird aus Komfortgründen der bisher noch nicht limitierte Querpositions-Sollwert in seiner zeitlichen Änderung limitiert und dann als resultierender Querpositions-Sollwert dy_soll an die Querregelung vorgegeben.
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4 zeigt schematisch einen Ausschnitt aus einer Verkehrssituation mit einer zweispurigen Fahrbahn, umfassend zwei Fahrspuren FSEgo, FSb1 mit entgegengesetzten Fahrtrichtungen x, die in einer Querrichtung y mittels einer Fahrspurmarkierung FM begrenzt sind und zwei Fahrzeugen FEgo, F4. Die Verkehrssituation ist hierbei in Vogelperspektive dargestellt.
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Das eigene Fahrzeug FEgo befindet sich auf der eigene Fahrspur FSEgo (hierbei die rechte Fahrspur) und ist zur linken benachbarten Fahrspur FSb1 mit einem Ist-Spurabstand Yspur_li und zu einer rechten Fahrspurmarkierung FM der eigenen Fahrspur FSEgo mit dem Ist-Spurabstand Yspur_re beabstandet.
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Für die im vorliegenden Ausführungsbeispiel dargestellte Verkehrssituation werden nachfolgend verschiedene Fahrsituationen und hierfür geeignete Fahrstrategien zur Querpositionsanpassung vorgestellt.
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Bei einer ersten Fahrsituation ist der linke Ist-Objektquerabstand Yo_li größer als der linke Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_li. Als mögliche Fahrstrategie erfolgt keine Abweichung der momentanen Querführung-Fahrstrategie, wenn auf der benachbarten Fahrspur FSb1 kein Fahrzeug F4 vorhanden ist. Beispielsweise wird das Fahrzeug FEgo weiterhin in einer Mitte der eigenen Fahrspur FSEgo geführt. Bei einer zweiten Fahrsituation ist der linke Ist-Objektquerabstand Yo_li kleiner als der linke Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_li. Hierbei ergibt sich folgende Fahrstrategie: Das eigene Fahrzeug FEgo soll den linken Ist-Objektquerabstand Yo_li vergrößern bis entweder der linke Ist-Objektquerabstand Yo_li den linken Mindest-Soll-Objektquerabstand Yo_min_li erreicht oder bis der rechte Ist-Spurabstand Yspur_re den rechten Mindest-Soll-Spurabstand Yspur_min_re erreicht.
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Für die jeweiligen Fahrstrategien, welche hier beschrieben sind, kann jeweils ein resultierender Querpositions-Sollwert dy_soll für die Querregelung ähnlich wie im Ausführungsbeispiel gemäß den 2 und 3 bestimmt werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Lageerkennungseinheit
- 2
- Lokalisierungs- und Navigationseinheit
- 3
- Umgebungserfassungseinheit
- 4
- Objekterkennungseinheit
- 5
- Fahrzustandserkennungseinheit
- 6
- Situationsbewertung- und Entscheidungseinheit
- 7
- Querregelungseinheit
- 8
- Lenkvorrichtung
- FA
- Fahrerassistenzvorrichtung
- FM
- Fahrspurmarkierung
- FG
- Fahrspurbegrenzung
- FEgo
- Fahrzeug
- F1 bis F4
- benachbartes Fahrzeug
- FSEgo
- Fahrspur
- FSb1,b2
- benachbarte Fahrspur
- S1 bis S5
- Verfahrensschritt
- VL
- Lageausgangsvektor
- YN
- Navigationsausgangsvektor
- YU
- Umgebungsausgangsvektor
- YO
- Objektausgangsvektor
- YF
- Fahrzustandsausgangsvektor
- dy_soll
- Querpositions-Sollwert
- Yo_re, Yo_li
- Ist-Objektquerabstand
- Yo_min_re, Yo_min_li
- Mindest-Soll-Objektquerabstand
- Yspur_re, Yspur_li
- Ist-Spurabstand
- Yspur_min_re, Yspur_min_li
- Mindest-Soll-Spurabstand
- Ulenk
- Lenkstellsignal
- VB
- Vorausbereich
- x
- Fahrtrichtung
- y
- Querrichtung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10218010 A1 [0003]
- DE 102007027495 A1 [0004]