DE102014206678A1

DE102014206678A1 - Kontinuierliche Blutdruckmessung bei Fahrzeugführern

Info

Publication number: DE102014206678A1
Application number: DE102014206678.6A
Authority: DE
Inventors: Ralf Decke; Ulrich Langenkamp
Original assignee: Bayerische Motoren Werke AG
Current assignee: Bayerische Motoren Werke AG
Priority date: 2014-04-07
Filing date: 2014-04-07
Publication date: 2015-10-08

Abstract

Die Erfindung betrifft eine Messeinrichtung in einem Fahrzeug zur fahrtauglichen Messung des Blutdrucks eines Fahrzeugführers, wobei die Messeinrichtung aufweist:
Messeinheiten mit Sensoren in Griffflächen und/oder Sitzflächen des Fahrzeugs und/oder optischen Sensoren im Fahrzeuginnenraum, wobei eine erste Messeinheit zur Messung von R-Impulsen eingerichtet ist, eine zweite Messeinheit zur Messung von Durchblutungspulsen an einem vom Herz entfernten Körperteil des Fahrzeugführers eingerichtet ist und die erste und die zweite Messeinheit zur Erzeugung von Messdaten eingerichtet und mit einer Auswerteeinheit gekoppelt sind, und wobei die Auswerteeinheit konfiguriert ist, basierend auf den Messdaten eine Pulswellenlaufzeit als zeitliche Verschiebung zwischen einem R-Impuls und einem entsprechenden Durchblutungspuls und aus der Pulswellenlaufzeit den aktuellen Blutdruck des Fahrzeugführers zu bestimmen.

Description

Die Erfindung betrifft im Allgemeinen den Einfluss des aktuellen Befindens und Zustands eines Fahrzeugführers auf die Verkehrssicherheit. Im Besonderen betrifft die Erfindung die Erfassung physiologischer Parameter eines Fahrzeugführers, mit denen eine Einschätzung des aktuellen Befindens des Fahrzeugführers möglich ist.
Hintergrund der Erfindung
Aus DE 38 26 943 A1 und DE 101 26 224 A1 ist bekannt, in einem Fahrzeug physiologische Daten des Fahrers mittels Sensoren zu erfassen, zu bewerten und das Fahrzeug entsprechend zu beeinflussen, insbesondere auch Notmaßnahmen einzuleiten. DE 20 2012 001 096 U1 schlägt vor mittels kapazitiver Sensoren im Sitz und anderen Fahrzeugteilen die Herzfrequenz und die Herzfrequenzvariabilität des Fahrers zu erfassen und daraus eine Prognose über den aktuellen Stresszustand des Fahrers abzuleiten. WO 98/25520 schlägt vor Sensoren im Lenkrad oder Sitz eines Fahrzeugs zu integrieren, um damit physiologische Paramater des Fahrers zu erfassen und die Fahrtauglichkeit des Fahrers zu überwachen. Der vorstehende Stand der Technik nennt als Sensoren galvanisch gekoppelte Elektroden, Elektropotenzialsensoren, Drucksensoren und optische Sensoren. Als messbare Parameter werden die Herzfrequenz (Pulsrate), die Herzfrequenzvariabilität und der Hautleitwert genannt.
Der aktuelle Blutdruck eines Fahrzeugführers ist ein weiterer wichtiger physiologischer Parameter, von dem auf das aktuelle Befinden des Fahrzeugführers geschlossen werden könnte. Aus dem Blutdruckverlauf könnten beispielsweise Aussagen in Bezug auf Stress und Müdigkeit abgeleitet werden. Die Messung des Blutdrucks mittels einer Druckluft-Manschette nach Riva-Rocci/Korotkoff als bekanntes Standardverfahren ist in einem Fahrzeug aber nicht praktikabel.
Offenbarung der Erfindung
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Einrichtung vorzuschlagen, mit der das aktuelle Befinden des Fahrzeugführers besser erfasst werden kann, insbesondere Aussagen hinsichtlich Stresszustand und/oder Müdigkeit abgeleitet werden können.
Die Aufgabe wird mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst. Weitere Merkmale und Details der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen.
Ein Kerngedanke der Erfindung ist es, den aktuellen Blutdruck des Fahrzeugführers als einen weiteren physiologischen Parameter, bevorzugt annähernd kontinuierlich, zu erfassen. Anhand des aktuellen Blutdrucks können nämlich u.a. Aussagen in Bezug auf Stresszustand und/oder Müdigkeit des Fahrzeugführers abgeleitet werden. Eine Messeinrichtung zur Messung des Blutdrucks des Fahrzeugführers ist daher so in ein Fahrzeug zu integrieren, dass der Fahrzeugführer, insbesondere in seiner Bewegungsfreiheit, nicht beeinträchtigt und durch die Messung nicht abgelenkt wird. Daher wird vorgeschlagen eine Blutdruckmesseinrichtung basierend auf der Puls-Transient-Time(PTT)-Methode in ein Fahrzeug zu integrieren. Hinsichtlich der grundsätzlichen Einzelheiten der Blutdruckmessung mittels der Pulswellenlaufzeit- bzw. Puls-Transient-Time(PTT)-Methode sei hier z.B. auf die DE 38 07 672 C2 verwiesen. Bei der PTT-Methode kann der systolische und diastolische Blutdruck anhand eines nichtlinearen Zusammenhangs zwischen dem Blutdruck und der Pulswellenlaufzeit berechnet werden. Bei der aus dem medizinischen Bereich bekannten PTT-Methode werden Sensoren zur Messung des R-Impulses des Herzens, wie bei der Erstellung eines Elektrokardiogramms (EKG), und zur Messung des Pulses basierend auf einer Durchblutungsmessung, wie bei der Pulsoximetrie, an einem vom Herz entfernten Körperteil am Körper eines Patienten angebracht. Die Pulsoximetrie ist ein Verfahren zur nicht invasiven Ermittlung der arteriellen Sauerstoffsättigung über die Messung der Lichtabsorption bzw. der Lichtremission bei Durchleuchtung der Haut, dabei kann auch der Puls erfasst werden. Mittels der erfassten Messdaten R-Impuls und Durchblutungspuls an einer vom Herzen entfernten Stelle ist eine kontinuierliche Ermittlung des relativen Blutdrucks (Blutdruckänderung) und mit reduzierter Genauigkeit auch des absoluten Blutdrucks möglich. Die im medizinischen Bereich bei der PTT-Methode angewandten Messmethoden sind aber aufgrund der Verkabelung, der zu messenden Person, in einem Fahrzeug zunächst ebenfalls nicht praktikabel.
Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft somit eine Messeinrichtung in einem Fahrzeug zur fahrtauglichen Messung des Blutdrucks eines Fahrzeugführers. Fahrtauglich bedeutet hier, dass die Messeinrichtung bevorzugt keine den Fahrzeugführer in seiner Bewegungsfreiheit beeinträchtigende oder einschränkende Verkabelung benötigt, insbesondere nicht-invasiv ist. Mit anderen Worten sollte mit der Messeinrichtung eine für den Fahrzeugführer unauffällige Blutdruckmessung während der Führung des Fahrzeugs möglich sein.
Die Messeinrichtung weist bevorzugt auf: Messeinheiten, die mit Sensoren in Griffflächen und/oder Sitzflächen und/oder im Innenraum des Fahrzeugs gekoppelt sind. Dabei sind eine erste Messeinheit zur Messung der R-Impulse bzw. Detektion der R-Zacken im EKG des Fahrzeugführers und eine zweite Messeinheit zur Messung von Durchblutungspulsen an einem vom Herz entfernten Körperteil des Fahrzeugführers ausgelegt. Die ersten und zweiten Messeinheiten sind zur Erzeugung von Messdaten sowie zur Übertragung der Messdaten an eine mit den Messeinheiten gekoppelte Auswerteeinheit eingerichtet. Die Auswerteeinheit ist konfiguriert, basierend auf den Messdaten eine Pulswellenlaufzeit als zeitliche Verschiebung zwischen einem R-Impuls und einem entsprechenden Durchblutungspuls am vom Herz entfernten Körperteil und aus der zeitliche Verschiebung in der grundsätzlich bekannten Weise den aktuellen Blutdruck des Fahrzeugführers zu bestimmen.
Die Auswerteeinheit ist bevorzugt eingerichtet, um bei der Bestimmung des Blutdrucks weitere physische Parameter des Fahrzeugführers, wie beispielsweise seine Körpergröße und einen Körperkorrelationsfaktor, zu berücksichtigen.
Die Auswerteeinheit kann eingerichtet sein, die bestimmten Blutdruckwerte und/oder aus deren zeitlichen Verlauf abgeleitete Kenngrößen als Erfahrungswerte mit einer eindeutigen Fahreridentität gekennzeichnet in einer mit der Auswerteeinheit gekoppelten Speichereinheit abzuspeichern. Die Auswerteeinheit kann dann weiter eingerichtet sein, bei bekannter Fahreridentität, die entsprechenden Erfahrungswerte vorausgegangener Messungen aus der Speichereinheit abzurufen und beim Bestimmen des aktuellen Blutdrucks zu berücksichtigen. Die Fahreridentität kann beispielsweise anhand eines dem Fahrer zugeordneten Erkennungsmittels bestimmt werden, wie beispielsweise einem mechanischen Fahrzeugschlüssel mit Transponder oder einem elektronischen Fahrzeugschlüssel mit Transponder. Alternativ oder zusätzlich kann der Transponder auch die Speichereinheit zur Speicherung der Erfahrungswerte aufweisen.
Die erste Messeinheit ist bevorzugt mit EKG-Sensoren zur Messung der R-Impulse in, auf oder unter Griffflächen eines Lenkrads und/oder eines Schalthebels und/oder eines Fahrersitzes, bevorzugt der Rückenlehne, gekoppelt. Die zweite Messeinheit ist bevorzugt mit Sensoren zur Messung der Durchblutungspulse in, auf oder unter Griffflächen eines Lenkrads und/oder eines Schalthebels und/oder eines Sitzes, bevorzugt einem Sitzteil, gekoppelt.
Die erste Messeinheit zur EKG-Messung weist bevorzugt Hand-EKG-Sensoren, vorzugsweise in Form von kapazitiven Elektropotentialsensoren und/oder galvanischen Elektroden, im Lenkrad und/oder Schalthebel auf. Dabei wird der aktuelle R-Impuls (R-Zacken) des EKG bevorzugt anhand der Potentialdifferenz zwischen beiden Händen des Fahrzeugführers gemessen. Dies geschieht vorzugsweise kapazitiv über Elektropotentialsensoren und zusätzlich oder alternativ über galvanische Elektroden. Bevorzugt erfolgen EKG-Messungen in regelmäßigen Zeitabständen oder kontinuierlich, sobald beide Hände des Fahrzeugführers in einem Erfassungsbereich der Sensoren anliegen. Beispielsweise wenn beide Hände am Lenkrad oder eine Hand am Lenkrad und die andere am Schalthebel anliegt.
Die erste Messeinheit zur EKG-Messung kann alternativ oder zusätzlich EKG-Sensoren in Form von kapazitiven Elektropotentialsensoren im Fahrersitz, bevorzugt in der Rückenlehne, aufweisen. Damit kann das EKG kapazitiv über die Elektropotentialsensoren beispielsweise in der Rückenlehne des Fahrersitzes gemessen werden.
Die zweite Messeinheit zur Messung der Durchblutungspulse an einem vom Herz entfernten Körperteil des Fahrzeugführers ist bevorzugt mit Durchblutungspuls-Sensoren in Form von Drucksensoren im Lenkrad und/oder Schalthebel gekoppelt. Als Durchblutungspuls-Sensoren eignen sich besonders im Lenkrad integrierte Pulsoximeter oder plethsmographische Sensoren (Drucksensoren). Bevorzugt erfolgen die Durchblutungspuls-Messungen in regelmäßigen Zeitabständen oder kontinuierlich, sobald mindestens eine Hand des Fahrers in einem Erfassungsbereich eines Durchblutungspuls-Sensors platziert ist.
Die zweite Messeinheit zur Messung der Durchblutungspulse kann alternativ oder zusätzlich mit Sitz-Durchblutungspuls-Sensoren im Fahrersitz, bevorzugt in einem Sitzteil, gekoppelt sein. Die Durchblutungspulse können dabei über ein plethysmographisches Verfahren im Bereich des unteren Rückens und/oder des Gesäßes und/oder der Oberschenkel gemessen werden. Hierzu eignen sich beispielsweise druckempfindliche Sensormatten oder Bewegungssensoren mit hoher Auflösung (kleiner 20μm), wie z.B. ein Radar-Interferometer.
Die zweite Messeinheit zur Messung der Durchblutungspulse kann alternativ oder zusätzlich mit einer Innenraumkamera, die zur Messung des Durchblutungspulses auf das Gesicht des Fahrzeugführers ausgerichtet ist, gekoppelt sein. Die Bildabtastfrequenz der Innenraumkamera ist dabei bevorzugt entsprechend der benötigten zeitlichen Auflösung der Blutdruckmesswerte ausgelegt.
Die Messdatenverfügbarkeit wird durch Bewegung des Torsos und der Hände des Fahrzeugführers beeinflusst. Zur Erhöhung der Datenverfügbarkeit weist jeder der Messeinheiten bevorzugt eine Kombination der verschiedenen Sensoren, insbesondere Sensortypen und -anordnungen auf. Bei den Messungen werden von der Auswerteeinheit oder der jeweiligen Messeinheit nur solche Messdaten berücksichtigt, die aufgrund einer aktuellen Sitzposition des Fahrzeugführers und/oder einer Ablage der Hände auf Griffflächen des Lenkrads und/oder Schalthebels oder Sitzfläche zur Messung der R-Impulse oder der Durchblutungspulse in der Lage sind.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug mit wenigstens einem Fahrersitz, einem Lenkrad und wenigstens einem Schalthebel und einer Messeinrichtung gemäß einer der vorstehend diskutierten Ausführungen. Die Auswerteeinrichtung ist weiter eingerichtet, basierend auf einem Vergleich des zeitlichen Verlaufs des Blutdrucks und/oder des aktuellen Blutdrucks und/oder daraus abgeleiteten Größen mit entsprechenden vorbestimmten Referenzgrößen vorbestimmte Funktionen und/oder Maßnahmen auszulösen. Dies kann beispielsweise eine Warnmeldung an den Fahrzeugführer bei ersten Anzeichen für Müdigkeit sein. Aber auch eine Entlastung des Fahrzeugführers bei Stress oder Überforderung ist möglich, indem z. B. der Assistenzgrad vorhandener Fahrerassistenzsysteme entsprechend erhöht wird und damit der Fahrzeugführer von Aufgaben entlastet wird.
Die vorliegende Erfindung ermöglicht eine bequeme, unauffällige und kontinuierliche Messung des Blutdrucks einer Person. Damit kann besser auf das aktuelle Befinden und den aktuellen Zustand, wie beispielsweise den aktuellen körperlichen, mentalen, oder emotionalen Zustand eines Fahrzeugführers geschlossen werden. Im Ergebnis kann mittels der vorstehend genannten Maßnahmen oder Funktionen die Verkehrssicherheit verbessert werden.
Die Erfindung eignet sich besonders gut für den Einsatz in Fahrzeugen, um bevorzugt kontinuierlich bzw. in regelmäßigen Abständen den Blutdruck des Fahrzeugführers zu erfassen. Die Erfindung kann aber grundsätzlich überall dort eingesetzt werden, wo sich eine Person ähnlich wie in einem Fahrzeug überwiegend an einem Sitzplatz aufhält und regelmäßig manuelle Betätigungs- oder Steuermittel bedient. Dabei kann es sich beispielsweise um Baumaschinen, aber auch Überwachungs- oder Leitstände von Maschinen und/oder Anlagen handeln. Auch in diesen Umgebungen ist es vorteilhaft, wenn das aktuelle Befinden und/oder die körperliche Verfassung einer Bedienperson überwacht werden kann.
Bevorzugte Ausführungsbeispiele
Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der unter Bezugnahme auf die Zeichnung Ausführungsbeispiele der Erfindung im Einzelnen beschrieben sind. Dabei können die in den Ansprüchen und in der Beschreibung erwähnten Merkmale jeweils einzeln für sich oder in beliebiger Kombination erfindungswesentlich sein. Ebenso können die vorstehend genannten und die hier weiter ausgeführten Merkmale je für sich oder zu mehreren in beliebigen Kombinationen Verwendung finden. Funktionsähnliche oder identische Bauteile oder Komponenten sind teilweise mit gleichen Bezugszeichen versehen. Die in der Beschreibung der Ausführungsbeispiele verwendeten Begriffe „links“, „rechts“, „oben“ und „unten“ beziehen sich auf die Zeichnung in einer Ausrichtung mit normal lesbarer Figurenbezeichnung bzw. normal lesbaren Bezugszeichen. Die gezeigten und beschriebenen Ausführungsformen sind nicht als abschließend zu verstehen, sondern haben beispielhaften Charakter zur Erläuterung der Erfindung. Die detaillierte Beschreibung dient der Information des Fachmanns, daher werden bei der Beschreibung bekannte Schaltungen, Strukturen und Verfahren nicht im Detail gezeigt oder erläutert, um das Verständnis der vorliegenden Beschreibung nicht zu erschweren.
Die einzige Figur veranschaulicht mittels einer schematischen Darstellung eine Messeinrichtung zur annähernd kontinuierlichen Erfassung des Blutdruckverlaufs eines Fahrzeugführers 1. Vereinfacht sind die Beine 1.1a, 1.1b, der Torso 1.2, die beiden Arme 1.3a, 1.3b, der Kopf 1.4 und die Hände 1.5a, 1.5b des auf einem Fahrersitz 3 sitzenden Fahrzeugführers 1 seitlich dargestellt.
Der Fahrersitz 3 weist im Wesentlichen eine Kopfstütze 3.1, eine Rückenlehne 3.2 und ein Sitzteil 3.3 auf. Selbstverständlich kann der Fahrersitz 3 weitere (hier nicht gezeigte) Bestandteile und Funktionselemente aufweisen, die für die hier zu erläuternde Messeinrichtung für den Blutdruck des Fahrzeugführers 1 nicht relevant sind.
Mit seiner rechten Hand 1.5a und seiner linken Hand 1.5b hält der Fahrzeugführer 1 ein Lenkrad 5 fest.
Rechts neben dem Fahrzeugführer 1 befindet sich in bekannter Position und mit bekannter Funktion ein Schalthebel 7 zur Gangauswahl eines (nicht gezeigten) Getriebes. Selbstverständlich könnte es sich bei dem Schalthebel auch um einen Wahlhebel eines Automatikgetriebes oder um ein elektronisches Bedienelement als Eingabeelement für ein Fahrerinformationssystem oder ähnliches handeln.
An einer geeigneten Stelle im Fahrzeug befindet sich eine Auswerteeinheit 10 der Blutdruckmesseinrichtung, die mit verschiedenen, im Folgenden näher erläuterten Messeinheiten 12, 14 gekoppelt ist. Die Blutdruckmesseinrichtung ist zur bevorzugt kontinuierlichen Messung des Blutdrucks mittels der aus der Intensivmedizin bekannten Puls-Transient-Time-Methode (PTT-Methode) eingerichtet. Für die PTT-Methode werden eine erste Messeinheit 12 zur Messung des R-Impulses des Herzens nach Art der Erfassung eines EKG und eine zweite Messeinheit 14 zur Messung des Durchblutungsverlaufs nach Art der Pulsoximetrie an einem vom Herz entfernten Körperteil benötigt. Basierend auf den Messdaten R-Impuls und Durchblutungspuls kann die Auswerteeinrichtung 10, bei der es sich im Wesentlichen um einen entsprechend programmierten Rechner handelt, kontinuierlich den relativen Blutdruck (Blutdruckänderung) und mit reduzierter Genauigkeit auch den absoluten Blutdruck messen. Da die Messeinheiten 12, 14 für den Fahrzeugführer 1 unauffällig in Griff- und Sitzflächen integriert sind, kann die Blutdruckmessung für den Fahrer unauffällig und ohne Belastung oder Ablenkung und damit komfortabel erfolgen.
Die ersten und zweiten Messeinheiten 12, 14 weisen geeignete Sensoren in den Griffflächen des Lenkrads 5 und des Schalthebel 7 sowie in mit dem Fahrzeugführer in Kontakt stehenden Flächen der Rückenlehne 3.2 und des Sitzteils 3.3 zur Messung des R-Impulses und des Durchblutungspulses auf. Der Rechner der Auswerteeinheit 10 wertet die zeitliche Verschiebung zwischen R-Impulsen und dem jeweils zugehörigen Durchblutungspuls aus und leitet daraus in grundsätzlich bekannter Weise den Blutdruck ab. Die Auswerteeinheit 10 kann eingerichtet sein, bei der Berechnung des Blutdrucks weitere Parameter wie z.B. die Körpergröße des Fahrzeugführers zu berücksichtigen. Bei bekannter Fahreridentität können auch Erfahrungswerte aus vorausgegangenen Messungen zur Berechnung herangezogen werden, die in einem in die Auswerteinheit integrierten Speicher 10.1 oder einem mobilen mit der Auswerteeinheit 10 koppelbaren Speicher 10.2, beispielsweise in einem Transponder eines Fahrzeugschlüssels, abgelegt sein können.
Die Messung des R-Impulses (R-Zacken) im EKG erfolgt mit der ersten Messeinheit 12, die mit Sensoren 12.1, 12.2, 12.3 in oder unter Griffflächen des Lenkrads 5, des Schalthebels 7 und der Rückenlehne 3.2 des Fahrersitzes 3 gekoppelt ist.
Der R-Impuls bzw. R-Zacken des EKG wird basierend auf einer Potentialdifferenz zwischen beiden Händen 1.5a, 1.5b erfasst. Die Sensoren 12.1 in den Griffflächen des Lenkrads 5 oder des Schalthebels 7 sind in die jeweilige Grifffläche integrierte Elektropotentialsensoren und messen die Potentialdifferenz kapazitiv. Alternativ oder zusätzlich sind in den Griffflächen des Lenkrads 5 galvanische Elektroden integriert. Immer wenn beide Hände 1.5a, 1.5b des Fahrzeugführers 1 in einem Erfassungsbereich der Sensoren 12.1 anliegen, kann der R-Impuls erfasst werden. D.h., immer dann wenn beide Hände 1.5a, 1.5b am Lenkrad 5 oder die linke Hand 1.5b am Lenkrad 5 und die rechte Hand 1.5a am Schalthebel 7 anliegt.
Der R-Impuls bzw. R-Zacken des EKG wird weiter basierend auf den Sensoren 12.3 in bzw. unter der Oberfläche der Rückenlehne 3.2 des Fahrersitzes 3 erfasst. Dazu erfolgt die EKG-Messung kapazitiv über Sensoren 12.3 in Form von Elektropotentialsensoren 12.3 in der Rückenlehne 3.2.
Die Messung des Durchblutungspulses an einem vom Herz entfernten Körperteil erfolgt mit einer Messeinheit 14, die mit Sensoren 14.1, 14.2, 14.3 im Lenkrad 5 und im Sitzteil 3.3 des Fahrersitzes 3 gekoppelt ist.
Die Sensoren 14.1 im Lenkrad 5 sind integrierte Pulsoximeter oder plethysmographische Sensoren (Drucksensoren). Die Durchblutungspulsmessung erfolgt immer dann, wenn mindestens eine Hand 1.5a, 1.5b in einem Erfassungsbereich eines Durchblutungssensors 14.1 platziert ist.
Die Sensoren 14.2 im Sitzteil 3.3 sind unter oder in Sitzfläche des Sitzteils 3.3 angeordnete, druckempfindliche Sensormatten. So kann der Durchblutungspuls über ein plethysmographisches Verfahren im Bereich des unteren Rückens, des Gesäßes oder der Oberschenkel des Fahrzeugführers 1 gemessen werden. Alternativ oder zusätzlich sind im Fahrersitz 3 Bewegungssensoren 14.3 mit hoher Auflösung, beispielsweise von 20μm und kleiner vorgesehen. Als Sensor 14.3 kann beispielsweise ein Radar-Interferometer verwendet werden.
Als weiterer Sensor 14.4 zur Messung des Durchblutungspulses im Gesicht ist eine Innenraumkamera vorgesehen, die beispielsweise in einen Rückspiegel des Fahrzeugs integriert sein kann und auf den Kopf 1.4 des Fahrzeugführers 1 ausgerichtet ist. Die Innenraumkamera ist bevorzugt eine Infrarot(IR)-Kamera. Die Bildabtastfrequenz ist bevorzugt für die erforderliche zeitliche Auflösung der Pulsmessung ausgelegt.
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
Zitierte Patentliteratur

DE 3826943 A1 [0002]
DE 10126224 A1 [0002]
DE 202012001096 U1 [0002]
WO 98/25520 [0002]
DE 3807672 C2 [0006]

Claims

Messeinrichtung in einem Fahrzeug zur fahrtauglichen Messung des Blutdrucks eines Fahrzeugführers (1), wobei die Messeinrichtung aufweist: Messeinheiten (12, 14) mit Sensoren in Griffflächen und/oder Sitzflächen des Fahrzeugs und/oder optischen Sensoren im Fahrzeuginnenraum, wobei eine erste Messeinheit (12) zur Messung von R-Impulsen eingerichtet ist, eine zweite Messeinheit (14) zur Messung von Durchblutungspulsen an einem vom Herz entfernten Körperteil (1.5a, 1.5b) des Fahrzeugführers (1) eingerichtet ist und die erste und die zweite Messeinheit (12, 14) zur Erzeugung von Messdaten eingerichtet und mit einer Auswerteeinheit (10) gekoppelt sind, und wobei die Auswerteeinheit (10) konfiguriert ist, basierend auf den Messdaten eine Pulswellenlaufzeit als zeitliche Verschiebung zwischen einem R-Impuls und einem entsprechenden Durchblutungspuls und aus der Pulswellenlaufzeit den aktuellen Blutdruck des Fahrzeugführers (1) zu bestimmen.
Messeinrichtung nach Anspruch 1, wobei die erste Messeinheit (12) mit Sensoren (12.1, 12.2, 12.3) zur Messung der R-Impulse und die zweite Messeinheit (14) mit Sensoren (14.1, 14.2, 14.3, 14.4) zur Messung der Durchblutungspulse gekoppelt ist, die in, auf oder unter Griffflächen eines Lenkrads (5) und/oder eines Schalthebels (7) und/oder in oder unter einer Oberfläche eines Fahrersitzes (3) angeordnet sind.
Messeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Auswerteeinheit (10) eingerichtet ist, bei der Bestimmung des Blutdrucks weitere Parameter des Fahrzeugführers (1), wie beispielsweise eine Körpergröße, zu berücksichtigen.
Messeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Auswerteeinheit (10) eingerichtet ist, die bestimmten Blutdruckwerte und/oder aus deren zeitlichen Verlauf abgeleitete Kenngrößen als Erfahrungswerte mit einer eindeutigen Fahreridentität gekennzeichnet in einer mit der Auswerteeinheit (10) gekoppelten Speichereinheit (10.1; 10.2) abzuspeichern, und bei bekannter Fahreridentität, die entsprechenden Erfahrungswerte vorausgegangener Messungen aus der Speichereinheit (10.1; 10.2) abzurufen und bei der Bestimmungen des aktuelle Blutdrucks zu berücksichtigen.
Messeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die erste Messeinheit (12) zur Messung der R-Impulse Hand-R-Impuls-Sensoren (12.1, 12.2), vorzugsweise in Form von kapazitiven Elektropotentialsensoren und/oder galvanischen Elektroden, im Lenkrad (5) und/oder Schalthebel (7) aufweisen.
Messeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die erste Messeinheit (12) zur Messung der R-Impulse Sitz-R-Impuls-Sensoren (12.3) in Form von kapazitiven Elektropotentialsensoren in einem Fahrersitz (3), bevorzugt in einer Rückenlehne (3.2) des Fahrersitzes (3) aufweist.
Messeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die zweite Messeinheit (14) zur Messung der Durchblutungspulse mit Durchblutungspuls-Sensoren (14.1) in Form von Drucksensoren im Lenkrad (5) gekoppelt ist.
Messeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die zweite Messeinheit (14) zur Messung der Durchblutungspulse mit Sitz-Durchblutungspuls-Sensoren (14.2, 14.3) im Fahrersitz (3), bevorzugt in einem Sitzteil (3.3) des Fahrersitzes (3) gekoppelt ist.
Messeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei die zweite Messeinheit (14) zur Messung der Durchblutungspulse mit einer Innenraumkamera (14.4), bevorzugt einer Infrarot-Kamera gekoppelt ist, die auf den Kopf (1.4) des Fahrzeugführers (1) ausgerichtet ist.
Kraftfahrzeug mit wenigstens einem Fahrersitz (3), einem Lenkrad (5) und wenigstens einem Schalthebel (7) und einer Messeinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Auswerteeinrichtung (10) weiter eingerichtet ist, basierend auf einem Vergleich des zeitlichen Verlaufs des Blutdrucks und/oder des aktuellen Blutdrucks und/oder daraus abgeleiteten Größen mit entsprechenden vorbestimmten Referenzgrößen vorbestimmte Funktionen und/oder Maßnahmen auszulösen.