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Die Erfindung betrifft Fahrerassistenzsysteme von Fahrzeugen. Insbesondere betrifft die Erfindung die automatische, situationsabhängige Deaktivierung bzw. Aktivierung von Fahrerassistenzsystemen.
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Fahrzeuge verfügen heute über eine Vielzahl von Fahrerassistenzsystemen. Ein Beispiel für ein derartiges Fahrerassistenzsystem ist eine Einparkunterstützung, bei der dem Fahrer eines Fahrzeugs akustische und/oder bildliche Rückmeldungen über den Abstand zu einem Hindernis gegeben werden („Park Distance Control”, PDC). Ein aktives Fahrerassistenzsystem unterstützt den Fahrer bei einem typischen Gebrauch des Fahrzeugs (z. B. beim Einparken). Andererseits kann ein aktives Fahrerassistenzsystem in manchen Situationen (z. B. beim Befahren einer Waschstraße) störend sein. Beispielsweise kann der Fahrer durch einen PDC-Ton beim Vor-/Zurückfahren in der Waschanlage gestört werden. Außerdem kann ein aktives Fahrerassistenzsystem durch eine automatische Reaktion beim Befahren einer Waschanlage zu Schäden am Fahrzeug führen bzw. dazu führen, dass der Waschvorgang unterbrochen wird. Dies kann z. B. bei einem ACC (Adaptive Cruise Control) Fahrerassistenzsystem der Fall sein, das versucht einen vordefinierten Abstand zu einem Hindernis einzuhalten. Desweiteren kann eine automatische Aktivierung von störenden und/oder gefährdenden Funktionen in der Waschstraße erfolgen, weil z. B. Abstandswerte von PDC-Sensoren des Fahrzeugs unterschritten werden.
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Der Fahrer eines Fahrzeugs ist derzeit selbst für die Deaktivierung der Fahrerassistenzsysteme beim Einfahren in eine Waschstraße verantwortlich. Dies kann zu Unzufriedenheit und/oder Gefahren führen, wenn es der Fahrer vergisst, ein Fahrerassistenzsystem zu deaktivieren. Außerdem kann es der Fahrer vergessen, das Fahrerassistenzsystem nach Verlassen der Waschstraße wieder zu reaktivieren. Dadurch können Gefahrensituationen entstehen, wenn der Fahrer davon ausgeht, dass er von dem (deaktivierten) Fahrerassistenzsystem (z. B. beim Einparken) unterstützt wird.
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Das vorliegende Dokument beschreibt eine Vorrichtung (d. h. eine Steuereinheit) und ein Verfahren, durch die eine automatische Deaktivierung und/oder Reaktivierung von einer oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen ermöglicht wird.
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Gemäß einem Aspekt wird eine Steuereinheit für ein Fahrzeug beschrieben. Bei dem Fahrzeug kann es sich um ein zweispuriges Fahrzeug (z. B. ein Kraftfahrzeug oder ein Automobil) handeln. Das Fahrzeug umfasst ein oder mehrere Fahrerassistenzfunktionen, wie z. B. eine Einparkhilfe und/oder eine Adaptive Cruise Control (ACC) Funktion.
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Die Steuereinheit ist eingerichtet, eine Vielzahl von Indizien dafür zu ermitteln, dass sich das Fahrzeug in einer Waschanlage oder in einer Waschstraße befindet. Die Vielzahl von Indizien können miteinander kombiniert werden, um zu entscheiden, ob sich das Fahrzeug in dem Zustand „Fahrzeug befindet sich in einer Waschanlage oder in einer Waschstraße” befindet.
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Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, Daten von einer Vielzahl von Sensoren des Fahrzeugs zu empfangen. Bei den Sensoren kann es sich z. B. um ein oder mehrere Umgebungssensoren (z. B. eine Kamera, einen Ultraschallsensor, einen Radar, einen Regensensor, und/oder einen Lichtsensor) handeln, der eingerichtet ist, eine Umgebung des Fahrzeugs oder einen Zustand der Umgebung des Fahrzeugs zu erfassen. Weitere Sensoren können eingerichtet sein, einen Zustand des Fahrzeugs zu erfassen (z. B. eine Bewegung des Fahrzeugs, eine Bewegung eines Rades des Fahrzeugs, einen Zustand des Getriebes des Fahrzeugs, etc.). Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, zumindest einige der Vielzahl von Indizien auf Basis der empfangenen Daten der Vielzahl von Sensoren zu ermitteln.
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Die Vielzahl von Indizien kann ein oder mehrere der folgenden Indizien umfassen: die Feststellung, dass sich ein Getriebe des Fahrzeugs im Leerlauf befindet; die Feststellung, dass sich das Fahrzeug in Vorwärtsrichtung bewegt; die Feststellung, dass sich die Hinterräder des Fahrzeugs drehen; die Feststellung, dass sich die Vorderräder des Fahrzeugs nicht drehen; die Feststellung, dass ein absoluter Lenkwinkel des Fahrzeugs kleiner als oder gleich wie ein vordefinierter Lenk-Schwellwert ist; die Feststellung, dass eine Geschwindigkeit des Fahrzeugs kleiner als oder gleich wie ein vordefinierter Geschwindigkeits-Schwellwert ist; die Feststellung, dass eine Radbremse des Fahrzeugs nicht betätigt wird; die Feststellung, dass eine Parkbremse des Fahrzeugs nicht betätigt wird; die Feststellung, dass ein Gaspedal des Fahrzeugs nicht betätigt wird; die Feststellung, dass alle Fensterscheiben des Fahrzeugs geschlossen sind; und/oder die Feststellung, dass ein oder alle Scheibenwischer des Fahrzeugs inaktiv sind.
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Wie bereits oben dargelegt, können ein oder mehrere der Vielzahl von Indizien auf Basis von Daten von ein oder mehreren Sensoren (z. B. Umfeldsensoren) ermittelt werden. Insbesondere kann die Vielzahl von Indizien ein oder mehrere der folgenden Indizien umfassen: auf Basis einer digitalen Karte und auf Basis der Daten eines GPS-Empfängers wird ermittelt, dass sich das Fahrzeug in der Nähe einer Waschanlage oder Tankstelle befindet; anhand der Daten einer Frontkamera wird eine temporäre Verdeckung einer Frontscheibe des Fahrzeugs detektiert; anhand der Daten einer Frontkamera wird das Annähern oder das Durchfahren einer „Toröffnung” erkannt; es wird festgestellt, dass der Abstand eines Sensors zur Umfelderfassung kleiner als oder gleich wie ein vordefinierter Abstands-Schwellwert ist; anhand der Daten eines Regensensors wird ein Niederschlag festgestellt; anhand der Daten eines Lichtsensors wird ein Lichtwechsel von hell auf dunkel und/oder von dunkel auf hell festgestellt; und/oder es wird festgestellt, dass sich das Ausschwingverhalten von Ultraschallsensoren des Fahrzeugs ändert.
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Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, in Abhängigkeit von der Vielzahl von ermittelten Indizien, zumindest eine der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen zu deaktivieren. Die zumindest eine Fahrerassistenzfunktion, die deaktiviert wird, kann vordefiniert sein. Alternativ oder ergänzend kann die Steuereinheit eingerichtet sein, die zumindest eine Fahrerassistenzfunktion, die automatisch deaktiviert wird, an die Präferenzen eines Fahrers des Fahrzeugs anzupassen.
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Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, die Vielzahl von Indizien zu einem ersten Zeitpunkt zu ermitteln. Auf Basis der Vielzahl von ermittelten Indizien zu dem ersten Zeitpunkt kann ein Wahrscheinlichkeitswert dafür ermittelt werden, dass sich das Fahrzeug zum ersten Zeitpunkt in einer Waschanlage oder in einer Waschstraße befindet. Der Wahrscheinlichkeitswert kann z. B. auf Basis einer Kombination der Vielzahl von ermittelten Indizien ermittelt werden. Insbesondere kann jedes Indiz der Vielzahl von Indizien mit einem Wahrscheinlichkeitsbeitragswert assoziiert werden, der angibt, um welchen Wert sich der Wahrscheinlichkeitswert erhöht, wenn das entsprechende Indiz vorliegt. Der Wahrscheinlichkeitswert kann dann auf Basis der Summe oder der gewichteten Summe der Wahrscheinlichkeitsbeitragswerte ermittelt werden.
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Die Steuereinheit kann weiter eingerichtet sein, zu bestimmen, dass sich das Fahrzeug zu dem ersten Zeitpunkt in einem ersten Zustand befindet, wenn der ermittelte Wahrscheinlichkeitswert gleich wie oder größer als ein vordefinierter Wahrscheinlichkeits-Schwellwert ist. Der erste Zustand kann dem Zustand „Fahrzeug befindet sich in einer Waschanlage oder in einer Waschstraße” entsprechen. Desweiteren kann die Steuereinheit eingerichtet sein, die zumindest eine der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen zu deaktivieren, wenn sich das Fahrzeug in dem ersten Zustand befindet.
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Die Steuereinheit kann weiter eingerichtet sein, die Vielzahl von Indizien zu einem zweiten Zeitpunkt zu ermitteln, wobei der zweite Zeitpunkt dem ersten Zeitpunkt nachfolgt. Auf Basis der Vielzahl von ermittelten Indizien zu dem zweiten Zeitpunkt kann ein Wahrscheinlichkeitswert dafür ermittelt werden, dass sich das Fahrzeug zum zweiten Zeitpunkt in einer Waschanlage oder in einer Waschstraße befindet. Desweiteren kann die Steuereinheit eingerichtet sein, zu bestimmen, dass sich das Fahrzeug zu dem zweiten Zeitpunkt in einem zweiten Zustand befindet, wenn der ermittelte Wahrscheinlichkeitswert kleiner als der vordefinierte Wahrscheinlichkeits-Schwellwert ist. Der zweite Zustand kann dem Zustand „Fahrzeug befindet sich nicht in einer Waschanlage oder in einer Waschstraße” entsprechen. Die Steuereinheit kann dann eingerichtet sein, die zumindest eine deaktivierte Fahrerassistenzfunktion zu reaktivieren, wenn sich das Fahrzeug in dem zweiten Zustand befindet.
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Wie bereits oben dargelegt, kann die Steuereinheit eingerichtet sein, die mindestens eine Fahrerassistenzfunktion, die automatisch deaktiviert wird, an die Präferenzen des Fahrers des Fahrzeugs anzupassen. Insbesondere kann die Steuereinheit eingerichtet sein, zu detektieren, dass ein Fahrer des Fahrzeugs eine bestimmte Fahrerassistenzfunktion der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen selbständig deaktiviert, während sich das Fahrzeug im ersten Zustand befindet. Dies kann insbesondere zu ein oder mehreren vergangenen Zeitpunkten ermittelt werden. Desweiteren kann die Steuereinheit eingerichtet sein, die bestimmte Fahrerassistenzfunktion vorzumerken oder zu speichern, so dass die bestimmte Fahrerassistenzfunktion automatisch deaktiviert werden kann, wenn zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt wird, dass sich das Fahrzeug erneut im ersten Zustand befindet. So kann sichergestellt werden, dass der Fahrer bei einem erneuten Befahren der Waschstraße nicht erneut die bestimmte Fahrerassistenzfunktion selbständig deaktivieren muss.
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Desweiteren kann die Steuereinheit eingerichtet sein, zu detektieren, dass ein Fahrer des Fahrzeugs eine bestimmte Fahrerassistenzfunktion der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen selbständig aktiviert, während sich das Fahrzeug im ersten Zustand befindet. Dies kann insbesondere zu ein oder mehreren vergangenen Zeitpunkten ermittelt werden. Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, die bestimmte Fahrerassistenzfunktion vorzumerken oder zu speichern, so dass die bestimmte Fahrerassistenzfunktion nicht automatisch deaktiviert wird, wenn zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt wird, dass sich das Fahrzeug erneut im ersten Zustand befindet.
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Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, in Abhängigkeit von der Vielzahl von ermittelten Indizien, eine automatische Aktivierung von zumindest einer weiteren der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen zu unterdrücken. Mit anderen Worten, es kann sichergestellt werden, dass Fahrerassistenzfunktionen nicht während des Waschvorgangs aktiviert werden. Desweiteren kann die Steuereinheit eingerichtet sein, zu speichern, welche zumindest eine der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen deaktiviert wurde. Die Steuereinheit kann dann auf den Speicher zugreifen, und sicherstellen, dass nach Verlassen der Waschstraße (z. B. bei Bestimmung des zweiten Zustands), die gespeicherte zumindest eine Fahrerassistenzfunktion reaktiviert wird.
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Die Vielzahl von Indizien kann mindestens ein „Muss”-Indiz umfassen. Beispielsweise können ein oder mehrere oder alle der oben aufgelisteten Indizien „Muss”-Indizien sein. Die Steuereinheit kann eingerichtet, bei Nichtvorliegen des mindestens einen „Muss”-Indiz eine Deaktivierung der zumindest einen der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen zu unterbinden. So kann sichergestellt werden, dass fehlerhafte Deaktivierungen vermieden (oder zumindest reduziert) werden.
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Die Steuereinheit kann eingerichtet sein, bei Erkennung vom ersten Zustand mit einer Wahrscheinlichkeit höher als ein Wahrscheinlichkeits-Schwellwert die Position der Waschanlage auf Basis eines GPS-Empfängers zu speichern, sofern die Position nicht bereits durch eine digitale Karte bekannt ist. Die gespeicherte Position der Waschanlage steht so zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung, wodurch eine Erkennung vom ersten Zustand zu einem späteren Zeitpunkt schneller erfolgen kann. Mit anderen Worten, die Steuereinheit kann eingerichtet sein, eine Position des Fahrzeugs zu ermitteln (z. B. anhand der Daten eines GPS-Empfängers), wenn bestimmt wird, dass sich das Fahrzeug in dem ersten Zustand befindet. Die ermittelte Position des Fahrzeugs kann als Position einer Waschanlage oder Waschstraße gespeichert werden (z. B. als Point of Interest). Die gespeicherte Position der Waschanlage oder der Waschstraße kann zu einem späteren Zeitpunkt von der Steuereinheit für die Ermittlung eines Indizes dafür verwendet werden, dass sich das Fahrzeug erneut in einer Waschanlage oder einer Waschstraße befindet.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Fahrzeug beschrieben, das die in diesem Dokument beschriebene Steuereinheit umfasst.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Verfahren zur Aktivierung und/oder Deaktivierung ein oder mehrerer Fahrerassistenzfunktionen eines Fahrzeugs beschrieben. Das Verfahren umfasst das Ermitteln einer Vielzahl von Indizien dafür, dass sich das Fahrzeug in einer Waschanlage oder in einer Waschstraße befindet. Desweiteren umfasst das Verfahren das Deaktivieren von zumindest einer der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen, in Abhängigkeit von der Vielzahl von ermittelten Indizien.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Software (SW) Programm beschrieben. Das SW Programm kann eingerichtet werden, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Speichermedium beschrieben. Das Speichermedium kann ein SW Programm umfassen, welches eingerichtet ist, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
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Es ist zu beachten, dass die in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme sowohl alleine, als auch in Kombination mit anderen in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systemen verwendet werden können. Desweiteren können jegliche Aspekte der in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtung und Systemen in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden. Insbesondere können die Merkmale der Ansprüche in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden.
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Im Weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Dabei zeigt
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1 ein beispielhaftes Blockdiagram eines Fahrzeugs; und
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2 ein beispielhaftes Flussdiagram eines Verfahrens zur Deaktivierung und/oder Aktivierung von ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen.
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1 zeigt ein Blockdiagram eines Fahrzeugs 100 (insbesondere eines zweispurigen Fahrzeugs z. B. eines Personenkraftwagens). Das Fahrzeug 100 umfasst eine Steuereinheit 103, die eingerichtet ist, Daten von ein oder mehreren Umgebungssensoren 101, 102 des Fahrzeugs zu empfangen. Beispielhafte Umgebungssensoren 101, 102 sind Kameras 101, die eingerichtet sind, ein Bild der Umgebung des Fahrzeugs 100 zu erfassen, und Ultraschallsensoren 102, die eingerichtet sind, einen Abstand des Fahrzeugs 100 zu einem Hindernis zu ermitteln.
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Die Steuereinheit 103 kann eingerichtet sein, auf Basis der Daten der ein oder mehreren Umgebungssensoren 101, 102 eine Fahrerassistenzfunktion (z. B. eine Einparkhilfe oder eine ACC-Funktion) bereitzustellen. Das Fahrzeug 100 umfasst weiter eine Ausgabeeinheit 104 (z. B. einen Bildschirm oder einen Lautsprecher). Die Steuereinheit 103 kann eingerichtet sein, Informationen über die Ausgabeeinheit 104 auszugeben. Beispielsweise kann über einen Lausprecher ein PDC-Ton ausgegeben werden, oder es kann über einen Bildschirm, ein von der Kamera 101 erfasstes Bild der Umgebung des Fahrzeugs 100 ausgegeben werden. Desweiteren kann das Fahrzeug 100 eine Speichereinheit 105 umfassen. Die Steuereinheit 103 kann eingerichtet sein, auf der Speichereinheit 105 Informationen über den Status einer Fahrzeugassistenzfunktion zu speichern.
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Wie eingangs dargelegt, kann der Fahrer des Fahrzeugs 100 durch ein oder mehrere Fahrerassistenzsysteme bei typischen Fahrmanövern (z. B. Einparken oder Autobahnfahrt) unterstützt werden. Andererseits können die ein oder mehreren Fahrerassistenzsysteme in bestimmten Situationen störend oder sogar gefährdend sein. Dies ist insbesondere bei dem Befahren einer Waschanlage und/oder Waschstraße der Fall.
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Die Steuereinheit 103 kann eingerichtet sein, zu erkennen, dass das Fahrzeug 100 sich einer Waschanlage und/oder Waschstraße nähert und/oder dass das Fahrzeug 100 eine Waschanlage und/oder Waschstraße befährt. Desweiteren kann die Steuereinheit 103 eingerichtet sein, vor Beginn eines Waschvorgangs, ein oder mehrere aktive Fahrerassistenzfunktionen (z. B. die Einparkhilfe) zu deaktivieren. Darüber hinaus kann die Steuereinheit 103 eingerichtet sein, während des Waschvorgangs eine automatische Aktivierung einer Fahrerassistenzfunktion zu unterdrücken. Desweiteren kann die Steuereinheit 103 eingerichtet sein, im Anschluss an den Waschvorgang (z. B. bei der Ausfahrt aus der Waschstraße) die ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen, die bei der Einfahrt deaktiviert wurden, wieder zu reaktivieren. Außerdem kann die Unterdrückung der automatischen Aktivierungen von Fahrerassistenzsystemen beendet werden. Welche der ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen des Fahrzeugs deaktiviert werden, kann vordefiniert sein.
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Die Steuereinheit 103 kann eingerichtet sein, auf Basis der Umgebungssensoren 101, 102 und/oder auf Basis von Fahrzeugsensoren zu bestimmen, dass das Fahrzeug 100 sich in einer Waschstraße befindet oder sich einer Waschstraße nähert. Dabei können ein oder mehrere der folgenden Parameter bzw. Kriterien oder Indizien herangezogen werden:
- • Feststellen (z. B. auf Basis von Getriebesensoren), dass sich das Fahrzeug 100 im Leerlauf oder sich ein Gang in Gang N (Neutral) befindet.
- • Feststellen (z. B. auf Basis von Fahrwerksensoren), dass sich das Fahrzeug 100 bewegt (insbesondere, dass sich das Fahrzeug 100 vorwärts bewegt).
- • Feststellen (z. B. auf Basis von Fahrwerksensoren), dass sich die Räder hinten drehen.
- • Feststellen (z. B. auf Basis von Fahrwerksensoren), dass sich die Räder vorne nicht drehen.
- • Feststellen (z. B. auf Basis von Fahrwerksensoren), dass der absolute Lenkwinkel kleiner als oder gleich wie ein vordefinierter Lenk-Schwellwert ist (d. h. dass sich das Lenkrad in einer Geradeaus-Stellung befindet).
- • Feststellen (z. B. auf Basis von Fahrwerksensoren), dass die Geschwindigkeit des Fahrzeugs 100 kleiner als oder gleich wie ein vordefinierter Geschwindigkeits-Schwellewert ist.
- • Feststellen, dass eine Radbremse des Fahrzeugs 100 nicht betätigt wird.
- • Feststellen, dass eine Parkbremse des Fahrzeugs 100 nicht betätigt wird.
- • Feststellen, dass ein Gaspedal des Fahrzeugs 100 nicht betätigt wird.
- • Feststellen, dass alle Fensterscheiben des Fahrzeugs 100 geschlossen sind.
- • Feststellen, dass ein Scheibenwischer des Fahrzeugs 100 nicht aktiv ist.
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Ein oder mehrere der oben aufgelisteten Kriterien (z. B. alle oben aufgelisteten Kriterien) können von der Steuereinheit 103 als „Muss”-Kriterien betrachtet werden, dessen Vorliegen zwingend erforderlich ist, um den Zustand „Fahrzeug befindet sich in einer Waschanlage und/oder Waschstraße” zu erkennen. Liegt ein „Muss”-Kriterium nicht vor, so kann unabhängig von allen anderen Parameter und/oder Kriterien der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage und/oder Waschstraße” als nicht erkannt betrachtet werden.
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Im Folgenden werden weitere Kriterien aufgelistet. Ein oder mehrere der weiteren Kriterien können als „Optional”-Kriterien betrachtet werden. Die Steuereinheit 103 kann eingerichtet sein, das Vorliegen eines „Optional”-Kriteriums als nicht zwingend erforderlich zu erachten, um den Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage und/oder Waschstraße” zu erkennen. Liegt ein „Optional”-Kriterium nicht vor, kann z. B. der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage und/oder Waschstraße” dennoch aufgrund des Vorliegen der „Muss”-Kriterien erkannt werden.
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Beispielhafte weitere Kriterien sind:
- • Feststellen, dass ein Motor des Fahrzeugs 100 aus ist.
- • Erkennen des Annäherns oder des Durchfahren einer „Toröffnung” (z. B. mittels einer Frontkamera 101).
- • Feststellen, dass der Abstand eines Sensors 102 zur Umfelderfassung (z. B. Ultraschallsensor der Einparkhilfe, ACC-Radar, etc.) kleiner als oder gleich wie ein vordefinierter Abstands-Schwellwert ist. Insbesondere kann ein Abstand vorne, hinten, seitlich rechts, seitlich links und/oder oben ermittelt werden. Der oder die ermittelten Abstände können dann mit entsprechenden vordefinierten Schwellwerten verglichen werden.
- • Feststellen eines Niederschlags (z. B. anhand eines Regensensors) für einen Zeitraum, der einen vordefinierten Regen-Schwellwert entspricht oder überschreitet.
- • Feststellen eines Lichtwechsels (z. B. anhand eines Lichtsensors) innerhalb eines vordefinierten Zeitraums. Beispielsweise kann ein Wechsel zwischen Hell/Dunkel bzw. Dunkel/Hell erkannt werden, der in einem vordefinierten Zeitraum erfolgt.
- • Detektieren (z. B. anhand einer Frontkamera 101) einer temporären Verdeckung der Frontscheibe des Fahrzeugs 100. Insbesondere kann eine Verdeckung detektiert werden, die gleich wie oder länger als ein vordefinierter Verdeckungszeit-Schwellwert ist.
- • Feststellen (z. B. auf Basis einer digitalen Karte und eines GPS-Empfängers, d. h. z. B. anhand eines Navigationssystems des Fahrzeugs 100), dass sich das Fahrzeug 100 in der Nähe einer Waschstraße/Tankstelle befindet. Insbesondere kann festgestellt werden, dass der Abstand zwischen Fahrzeug 100 und Waschstraße/Tankstelle kleiner als oder gleich wie ein vordefinierte POI-Schwellwert (Point-of-Interest für eine Waschstraße oder eine Tankstelle) ist.
- • Feststellen, dass das Fahrzeug 100 vor Kurzem betankt wurde. Insbesondere kann festgestellt werden, dass eine Betankung zu einem Zeitpunkt erfolgt ist, der um höchstens einen vordefinierten Tank-Zeitraum-Schwellwert zurückliegt.
- • Feststellen, dass sich der Fahrer des Fahrzeugs 100 im Fahrzeug 100 befindet. Das kann z. B. über Türkontakte, Sitzbelegung, Innenraumkamera, etc. erkannt werden.
- • Feststellen, dass sich der Fahrer des Fahrzeugs 100 in örtlicher Nähe des Fahrzeugs 100 befindet. Das kann z. B. über einen Sender im Fahrzeugschlüssel erkannt werden. Insbesondere kann erkannt werden, dass der Abstand zwischen Fahrer und Fahrzeug gleich wie oder kleiner als ein vordefinierter Fahrer/Fahrzeug-Abstands-Schwellwert ist.
- • Feststellen, dass eine Identifikation der Waschstraße/Tankstelle durch Carto-Infrastructure Kommunikation vorliegt.
- • Feststellen, dass das Fahrzeug 100 nicht verschlossen ist.
- • Feststellen, dass sich das Ausschwingverhalten der Ultraschallsensoren (z. B. für die Einparkhilfe) ändert. Das Ausschwingverhalten kann sich durch Materialien direkt auf der äußeren Membran-Oberfläche der Sensoren (z. B. Waschbürsten der Waschanlage) verändern. Insbesondere kann eine Änderung vom Ausschwingverhalten detektiert werden, wenn die Ausschwingzeit vom sendenden Ultraschallsensor länger oder kürzer als ein vordefinierter Ausschwingzeit-Schwellwert ist.
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2 zeigt ein beispielhaftes Flussdiagram eines Verfahrens 200 zur automatischen Deaktivierung/Aktivierung von ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen. Das Verfahren 200 kann z. B. durch die Steuereinheit 103 des Fahrzeugs 100 ausgeführt werden.
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In einem Schritt 201 können Sensordaten von ein oder mehreren Sensoren (z. B. den Umgebungssensoren 101, 102 und/oder von weiteren Fahrzeugsensoren) empfangen werden. Anhand der empfangenen Sensordaten kann ermittelt werden, welche der (oben genannten) Kriterien (auch Indizien genannt) für den Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage und/oder Waschstraße” oder für den Zustand „Fahrzeug nähert sich einer Waschanlage und/oder Waschstraße” vorliegen (Schritt 202). Insbesondere kann geprüft werden, welche der o. g. „Muss”- und „Optional”-Kriterien erfüllt sind und welche nicht erfüllt sind.
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Anhand der ermittelten Kriterien (Indizien) kann eine Wahrscheinlichkeit für das Annähern an eine Waschanlage/Waschstraße und/oder für das Befahren einer Waschanlage/Waschstraße ermittelt werden (Schritt 203). Auf Basis der beiden Wahrscheinlichkeiten kann eine Wahrscheinlichkeit für den Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage/-straße” errechnet werden. Mit anderen Worten, anhand der ermittelten Kriterien (Indizien) kann ein Wahrscheinlichkeitswert dafür ermittelt werden, dass der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage und/oder Waschstraße” vorliegt. Dabei kann einem „Muss”-Kriterium eine höhere Gewichtung zuwiesen werden als einem „Optional”-Kriterium.
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Der ermittelte Wahrscheinlichkeitswert kann mit einem vordefinierten Wahrscheinlichkeits-Schwellwert verglichen werden (Schritt 204). Wenn die Gesamtwahrscheinlichkeit größer ist als oder gleich ist wie der vordefinierte Wahrscheinlichkeits-Schwellwert, gilt der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage/-straße” als erkannt. Andererseits wird angenommen, dass bei einem Wahrscheinlichkeitswert, der kleiner als der vordefinierte Wahrscheinlichkeits-Schwellwert ist, sich das Fahrzeug nicht in einer Waschanlage/-straße befindet.
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Wird der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage/-straße” erkannt, so kann geprüft werden, ob dieser Zustand bereits bei einer vorherigen Iteration des Verfahrens 200, d. h. zu einem vorherigen Zeitpunkt, vorlag (Schritt 205). Ist dies nicht der Fall, so werden ein oder mehrere hinterlegte, aktive Fahrerassistenzsysteme für die Zeit des Waschvorgangs deaktiviert (Schritt 206). Außerdem kann eine automatische Aktivierung von Fahrerassistenzsystemen unterdrückt werden. Desweiteren kann in der Speichereinheit 105 gespeichert werden, welche Fahrerassistenzfunktionen deaktiviert wurden, und ggf. in welchem Zustand sich die deaktivierten Funktionen vor der Deaktivierung befunden haben. Dadurch wird es ermöglicht, dass nach Verlassen der Waschstraße die deaktivierten Fahrerassistenzfunktionen wieder in kontinuierlicher Weise aktiviert werden können.
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Bei späteren Iterationen des Verfahrens 200 wird die Deaktivierung und/oder Unterdrückung von Fahrerassistenzfunktionen beibehalten (Schritt 207) solange weiterhin der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage/-straße” erkannt wird. Wenn der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage/-straße” nicht mehr erkannt wird, kann zunächst geprüft werden, ob der Zustand bereits in einer direkt vorherigen Iteration des Verfahrens 200 nicht mehr vorlag (Schritt 208). Liegt der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage/-straße” erstmalig nicht mehr vor, so werden die zuvor aktiven und durch die Steuereinheit 103 deaktivierten Funktionen wieder aktiviert (Schritt 210). Außerdem kann eine Unterdrückung der automatischen Aktivierung von Fahrerassistenzfunktionen beendet werden. Bei wiederholtem Feststellen, dass der Zustand „Fahrzeug befindet sich in Waschanlage/-straße” nicht mehr vorliegt oder dass der Zustand „Fahrzeug befindet sich nicht in Waschanlage/-straße” vorliegt, können die reaktivierten Funktionen weiterhin aktiv gehalten werden (Schritt 209).
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Die Steuereinheit 103 kann lernfähig sein. Insbesondere kann die Steuereinheit 103 eingerichtet sein, über eine Anzahl von n Waschvorgängen in Waschstraßen zu erkennen, welche Fahrerassistenzfunktionen vom Fahrer (zusätzlich) deaktiviert und aktiviert werden. Die Steuereinheit 103 kann eingerichtet sein, die deaktivierten/aktivierten Fahrerassistenzfunktionen mit der hinterlegten Auswahl an Fahrerassistenzfunktionen zu vergleichen. Desweiteren kann die Steuereinheit 103 eingerichtet sein, die Liste der hinterlegten Fahrerassistenzfunktionen entsprechend anzupassen. So kann die Liste der deaktivierten/reaktivierten Fahrerassistenzfunktionen an die Präferenzen des Fahrers angepasst werden.
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In dem vorliegenden Dokument wurden eine Vorrichtung und ein Verfahren zur automatischen Deaktivierung von Fahrerassistenzfunktionen beschrieben. Dadurch kann erreicht werden, dass bereits vor dem Start eines Waschvorganges die aktiven Fahrerassistenzsysteme deaktiviert werden und die automatischen Aktivierungen der Fahrerassistenzsysteme unterdrückt werden, so dass die Insassen nicht gestört werden (z. B. durch Warntöne der Einparkhilfe). Außerdem können ungewünschte und ggf. gefährliche bzw. schädliche Funktionseingriffe (z. B. automatisches Bremsen) vermieden werden.
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Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die gezeigten Ausführungsbeispiele beschränkt. Insbesondere ist zu beachten, dass die Beschreibung und die Figuren nur das Prinzip der vorgeschlagenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme veranschaulichen sollen.