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Die Erfindung befasst sich mit einer Endotamponade für die Augenheilkunde, insbesondere bei der Netzhaut-/Glaskörperchirurgie und dient der Behandlung komplexer Netzhautablösungen und Netzhautlöcher insbesondere der unteren Zirkumferenz.
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Der Standard für die Langzeittherapie bei Netzhautablösungen beinhaltet die Auffüllung des Glaskörperraums mittels Silikonöl nach durchgeführter Pars-plana-Vitrektomie. Das Silikonöl verbleibt für ca. zwei bis neun Monate im Auge. Die Ergebnisse, nach erfolgreichem Abschluss der Operation, sind weitgehend zufriedenstellend, doch ist als großer Nachteil des Silikonöls die eingeschränkte Wirkungsweise an der unteren Netzhauthälfte zu betrachten. Auf Grund der relativ geringen Dichte ist hauptsächlich eine Wiederanlage der oberen Netzhautzirkumferenz zu erreichen. Demzufolge kann unter der Anwendung von Silikonöl im postoperativen Verlauf nur ein unzureichendes Ergebnis bei Krankheitsbildern durch Abschwellen der Aderhaut, Vergrößerung des Volumens des Glaskörperraums bei persistierender Größe der Silikonblase erzielt werden, die vorrangig eine Netzhautablösung an der unteren Netzhauthälfte bewirken. Dies muss zwangsläufig zu einer Unterfüllung führen. Da das verträgliche Silikonöl methyliert ist, ist es leichter als Wasser und schwebt nach oben. Dadurch entsteht ein Wasserreservoir im unteren Pol des Auges. An dieser Stelle ist eine Endotamponade nicht mehr gewährleistet. Dort ist die Schwachstelle zum Wiederablösen der Netzhaut. Die Flüssigkeit sorgt als zusätzliche Phase dafür, dass sich das Öl abkugelt und somit keinen Effekt mehr auf die Netzhaut hat. Zusätzlich ist sie auch für die Ausbildung von PVR(Proliferative Vitreoretinopathie)-Membranen verantwortlich.
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Bisherige Versuche wurden in Form der Kombination zweier unterschiedlicher schwerer Silikonöle durchgeführt, die sogenannte Sandwichstrategie. Hierdurch kam es jedoch zwischen beiden Ölphasen zur Proliferation. Schweres Silikonöl ist unverträglich, führt zur gleichen Problematik im nicht gefüllten oberen Glaskörperraum mit dortiger Wiederablösung und ist zudem toxisch.
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Auch bei Durchmischung der Öle und Erreichen eines Schwebezustandes kann eine erforderliche Lochtamponade nicht erzielt werden, weil immer ein Wasserspalt übrig bleibt. Versuche von Herbert (Herbert E, Stappler T, Wetterqvist C, Williams R, Wong D, Tamponade properties of double-filing with perfluorohexyloctane and silicone oll in a model eye chamber. Graefe´s Arch Clin Exp Ophthalmol 2004, Band 242: 250–254.) zeigen speziell dieses Phänomen der unzureichenden Kontaktfläche zu den Lochrändern und der Netzhautoberfläche.
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Eine weitere Behandlungsmethode erfolgt mittels Flüssigkeiten, welche schwerer sind als Wasser, wie den Perfluorcarbonen. Auf Grund des höheren spezifischen Gewichts kann ein Aufsteigen der Flüssigkeit verhindert werden und folglich eine Tamponadewirkung an der unteren Netzhautzirkumferenz erzielt werden. Bedingt durch die geringe Viskosität dieser Flüssigkeiten und die damit verbundene hohe Dispersionsneigung kommt es jedoch schnell zu einer Limitierung beim Langzeiteinsatz.
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Auch die Kombination des konventionellen Silikonöls und der schweren Flüssigkeiten innerhalb der sogenannten „Sandwich-Strategie“ kann eine gleichzeitige Wiederanlage sowohl an der oberen als auch an der unteren Hälfte der Netzhaut nicht erreichen. Bei dieser „Sandwich-Strategie“ deckt die Tamponade einen geringeren Netzhautanteil ab und ist somit weniger effektiv, als die Anwendung jeder ihrer Einzelkomponenten für sich. Das Versagen dieser Methode kann physikalisch begründet werden. Beim Vermischen beider Komponenten zu einer „Blase“ entsteht ein spezifisches Gewicht, welches höher ist als das des konventionellen Silikonöls, jedoch geringer als der schweren Flüssigkeiten. Im schlimmsten Fall ist es sogar nahe dem des Wassers. Folglich verringert sich die erwünschte Wirkung der Tamponade auf das Netzhautloch. Die Kommunikation von Flüssigkeit zwischen dem Glaskörperraum und dem Subretinalraum des Netzhautloches wird, statt unterbunden zu werden, aufrecht erhalten. Auf Grund der veränderten Form der „Blase“ sowie dem daraus resultierenden Verlust des Kontakts zu den Seitenwänden kommt es zu Netzhautablösungen innerhalb des mittleren Gürtelbereichs.
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Hier zeigt sich das Problem, dass es für eine Tamponadesubstanz physikalisch unmöglich ist, gleichzeitig sowohl die obere als auch die untere Netzhauthälfte abzudecken. Die Form der Silikonblase kann, gestützt durch die physikalischen Eigenschaften und der Oberflächenspannung, nie die Form des inneren Auges komplett annehmen. Das führt zur unvollständigen Füllung des Glaskörperraumes. Auch eine vollständige Entfernung des Glaskörpers ist nicht möglich, insbesondere an der Glaskörperbasis. Dies ist insofern bedeutsam, als Silikonöl den Glaskörperraum möglichst vollständig ausfüllen muss, um überhaupt einen effektiven Tamponadeeffekt zu erzielen. Demgegenüber stehen unter Anwendung von schweren Flüssigkeiten noch Komplikationen wie beschleunigte Kataraktentwicklung, intraokulare Entzündungen und Dispersion.
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Für andere Behandlungsmethoden zum Wiederanlegen der abgelösten Netzhaut an die darunterliegende Aderhaut wird in den parabulbären Raum ein mit Flüssigkeit auffüllbarer Ballon eingeführt. (
DE 3425218 A1 ) Der auffüllbare Ballon ist als-ein an die jeweilige erforderliche Ausdehnung des Eindellungsbuckels anpassbares Formteil ausgebildet und formschlüssig aufsetzbar.
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In
DE 3809820 C2 wird eine prothetische Augen-Glaskörper-Vorrichtung beschrieben, welche einen dünnwandigen, aufblähbaren Ballon aus biokompatiblem Material enthält. Ein Einleitungsrohr steht in flüssigkeitsdichter Verbindung mit dem Inneren des Ballons, um Flüssigkeit in das Einleitungsrohr ein- bzw. abzuführen und so den Grad der Aufblähung des Ballons zu kontrollieren. Die Verbindung nach außen schafft unlösbare Verträglichkeitsprobleme.
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DE 19926889 B4 beschreibt ein plastisch verformbares Implantat, welches u.a. als Glaskörperersatz in der Ophthalmologie zur Anwendung kommt. Das Implantat wird von einem nicht umschlossenen, unmittelbar in die natürliche oder künstlich gelegte Körperöffnung einzubringenden Gel gebildet, welches ein Fluorcarbon enthält. Es werden fluorhaltige Gele mit hohem spezifischen Gewicht und gleichzeitig hoher Affinität für wasserlösliche Stoffe verwendet. Das Tamponademittel bzw. Implantat hat ein höheres spezifisches Gewicht als Wasser bei gleichzeitigem Vermögen zur Aufnahme von wasserlöslichen Ionen. Durch die strukturelle Reversibilität des Implantatstoffes wird ein sich einstellendes dynamisches Gleichgewicht gesichert. Die Druckregulation ist allerdings schwierig und führt zu Glaukomanfällen.
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Gnad et al. (Gnad H, Paroussis P, Skorpik C: An intraocular balloon for silicone oil implantation. Graefe's Arch Clin Exp Ophthalmol 1986, Band 224: 18–20.) beschreibt die Anwendung eines intraokularen Ballons. Ziel der Anwendung war es zu verhindern, dass angewendetes Silikonöl hinter die Netzhaut gelangt. Der Ballon sollte sich nach Aufnahme des Silikonöls möglichst der Form des inneren Auges anpassen. Eingebracht wurde der Ballon unter mikroskopischer Sicht präretinal über die Pars-plana nach erfolgter Vitrektomie und mit Hilfe einer Silikonpumpe gefüllt. Zur Entfernung wurde der Ballon eingeritzt und verursachte durch einen ‚inneren Knall’ die Traumatisierung der Netzhaut. Ein Nachteil dieser Anordnung ist es, dass durch Oberflächenspannungen des Ballons es zu einer unzureichenden Tamponade kommt.
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Aufgabe der Erfindung ist es, bei Pars-plana-Vitrektomie das Volumen der intravitrealen Silikonölblase an den jeweiligen Zustand des Glaskörperraums anzupassen bzw. zu optimieren. Es soll an der Gesamtoberfläche der Netzhaut eine vollständige Tamponadewirkung erreicht werden.
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Zum Ende der Operation darf das Auge nicht im hypertonen Zustand durch Silikonölfüllung belassen werden, weil dieser Zustand nicht mehr medikamentös regulierbar ist. Auch im monatelang währenden postoperativen Verlauf sollte die Silikonölfüllung optimal an die vollständige Ausfüllung des Glaskörperraums angepasst werden.
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Die Aufgabe wird gelöst durch die in den Ansprüchen aufgezeigten Merkmale.
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Die Lösung liegt in der nachträglich adaptierten Kontaktflächenvergrößerung der Silikonblase zur Netzhautoberfläche. Dazu wird in den Glaskörperraum mindestens ein Ballon eingeführt, der gezielt den persistierenden Wasservorrat am Glaskörperboden, der nicht erwünscht ist, aufsaugt und bei Druckerhöhung nach Bedarf wieder abgibt. So ist jederzeit eine optimale Ausfüllung des Glaskörperraums möglich. Der sich im Ballon aufbauende Druck ist durch die Parameter der Anordnung so zu optimieren, dass genügend Druck auf das im Glaskörper befindliche Silikonöl ausgeübt wird. Der normale Augeninnendruck darf dabei nicht überschritten werden, um Schäden an der Netzhaut zu verhindern.
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Die erfindungsgemäße Endotamponade bei Pars-plana-Vitrektomie mit Silikonöl im Glaskörper ist dadurch gekennzeichnet, dass im Glaskörper mindestens ein intraokularer Ballon angeordnet ist, welcher mittels eines Saugmediums Glaskörperflüssigkeit aufsaugt. Die Anzahl der intraokularen Ballons ist variabel. Mit steigender Anzahl der intraokularen Ballons nimmt deren Größe ab.
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Der erfindungsgemäße intraokulare Ballon ist formvariabel. In ihm ist ein Saugmedium in der Art angeordnet, dass ein Kontakt zur Glaskörperflüssigkeit hergestellt wird. Das Material des intraokularen Ballons ist dünnwandig und biokompatibel und hat hohe elastische Eigenschaften. Die äußere Ballonoberfläche ist vorteilhafterweise hydrophob.
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Der intraokulare Ballon hat eine einseitige Öffnung, in der das Saugmedium angeordnet ist, welches eine hohe Saugfähigkeit hat, um ein Vielfaches seines Eigengewichtes aufzusaugen und zu speichern.
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Für eine Ausführungsform ist die Saugfähigkeit maximal auf das 3-fache des Volumens des Saugmediums begrenzt.
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Das Saugmedium besteht aus Materialien, welche in der Lage sind Glaskörperflüssigkeit zu absorbieren ohne Silikonöl aufzunehmen.
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So besteht das Saugmedium für eine weitere Ausführungsform aus Gel-Kunststoffen in Form von Granulaten oder Schaumstoffen. Insbesondere bietet sich ein Silikonschwamm an, da dieser Silikonöl adsorbiert.
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In dem Saugmedium sind für eine weitere Ausführungsform gewichtsvergrößernde Einlagerungen enthalten.
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Für eine weitere Ausführungsform ragt das Saugmedium in seiner Höhe innerhalb des Ballons über die Mittellinie des Ballons.
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Weiterhin ist es für die vertikale Stabilität vorteilhaft, wenn innerhalb des Ballons eine Luftblase angeordnet ist.
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In einer weiteren Ausführungsform sind innerhalb des Ballons Versteifungsmittel angeordnet. Diese Versteifungsmittel sind beispielsweise Drahtschlingen oder Stabilisatoren aus Kunststoff in geknäulter Form.
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Es werden eine oder mehrere Vorrichtungen in Form eines intraokularen Ballons zur Regulierung und/oder Optimierung einer Endotamponade bei Pars-plana-Vitrektomie mit Silikonöl im Glaskörper angewendet, wodurch eine Aufnahme oder Abgabe einer überschüssigen Glaskörperflüssigkeit erfolgt. Die Regulierung und/oder Optimierung wird durch die Höhe des intraokularen Druckes bestimmt.
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Die Formveränderung und Größenzunahme des Ballons bewirkt einen entsprechenden Druck, welcher sich auf das im Glaskörperraum befindliche Silikonöl überträgt.
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Vorteil der Erfindung ist es, dass das Silikonöl seine eigentliche Tamponadewirkung an der oberen Netzhautzirkumferenz nicht verliert, welche auf seiner geringen Dichte basiert. Zusätzlich kommt es durch Druckübertragung auf das Silikonöl durch den wachsenden intraokularen Ballon aber auch zu einer ganzheitlichen Tamponade, da das Silikonöl auch an die restliche Netzhaut gedrückt wird. Die Optimierung der genauen Größe und der Anzahl der verwendeten intraokularen Ballons ist unter anderem von den verwendeten Vitrektomen abhängig. So wird eine effektive Tamponade gewährleistet, welche ohne gravierende Komplikationen arbeitet.
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Die beschriebene Lösung führt zu einer Wiederanlage der Netzhaut an der bisher schwierigsten Stelle, der unteren Netzhautzirkumferenz und im optimalen Fall wird sogar eine ganzheitliche Wiederanlage der Netzhaut bewirkt.
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Ebenso ist eine jederzeitige optimierte Anpassung der Größe der Silikonblase an den Glaskörperraum möglich.
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Ausführung der Erfindung
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Die Erfindung wird anhand von Figuren näher erläutert. Hierzu zeigt
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1 ein Auge mit Netzhautablösung am unteren Pol,
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2 einen erfindungsgemäßen Ballon in einer Seitenansicht (2a) und von unten (2b),
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3 die Instillation von Silikonöl und zwei intraokularen Ballons und
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4 eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Ballons als Querschnitt eines Modells.
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Eine Netzhautablösung an der unteren Zirkumferenz (1) war bis jetzt ein kaum zu lösendes Problem. Das Auge in einer schematischen Darstellung ist in der 1 zu sehen mit dem Glaskörper 1, der Lederhaut 2, der Netzhaut 3, der Aderhaut 4 und einer Netzhautablösung 5 an der unteren Zirkumferenz 12.
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Die erfindungsgemäße Idee ist es, einen intraokularen Ballon 6, wie er in 2 gezeigt wird, zu nutzen. Der Ballon 6 besitzt ein gewisses Maß an Dehnbarkeit. In Kombination mit einem gezielt ausgewählten Saugmedium 7 werden eine Wiederanlage der unteren Netzhautzirkumferenz und auch eine vollständige Endotamponadewirkung innerhalb des Auges erreicht.
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Der Ballon 6 besteht aus einem dünnwandigen, biokompatiblen Material und hat in seiner unausgedehnten Größe beispielsweise eine Abmessung von ca. 6 × 4 mm und ein Fassungsvermögen von 0,19 ml. Bei der Pars-plana-Vitrektomie gibt es prinzipiell unterschiedlich große Schnittführungen die das Einführen von 20-G-, 23-G- oder 25-Gauge Vitrektomen ermöglicht. Folglich ist dieser Aspekt auch wichtig für die Ermittlung der am besten geeigneten Größe des oder der eingeführten Ballons 6.
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Die äußere Ballonoberfläche ist vorteilhafterweise hydrophob. Die Optimierung der Form des Ballons kann beispielsweise durch Änderung der Grenzflächeneigenschaften mittels Benetzung an der Außen- und Innenseite des Ballons erfolgen. Beispielsweise wird eine rundere Form des Ballons 6 gegenüber einer länglichen zur besseren Wiederanlage der Netzhaut führen.
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Der Ballon 6 kann, auf Grund seiner elastischen Eigenschaften, seine Größe um ein Vielfaches ausdehnen. Im umgekehrten Fall besitzt er die Eigenschaft, im nicht gespannten Zustand Reservefalten 10 auszubilden. Der Ballon 6 bietet so ein geeignetes formvariables Medium. Der Ballon 6 hat eine einseitige Öffnung 8, welche in Verlängerung des zu diesem Zeitpunkt schlaffen Ballons 6 einen kurzen Stiel 9 bildet. In diesen Stiel 9 wird ein Saugmedium 7 eingebracht. Das Saugmedium 7 ist in seiner Form und Größe dem Stiel 9 angepasst und so in ihm gelagert, dass es nicht in bzw. aus dem Ballon 6 herausrutschen kann. Im Idealfall wird das Saugmedium 7 bei der Lagerung im Stiel 9 leicht komprimiert, so dass es nach der Einführung in den Stiel 9 eigenständig hält. Als Saugmedium 7 werden Materialien verwendet, welche in der Lage sind Glaskörperflüssigkeit 11 zu absorbieren aber Silikonöl 14 nicht aufzunehmen. Unter anderem sind dies alle Gel-Kunststoffe. So ist die Anwendung solcher Materialien vorstellbar, welche die Expansionszustände des Ballons 6 adaptieren. In Frage kommen hier Granulate oder Schaumstoffe, beispielsweise Silikonschwamm. Das Saugmedium 7 hat eine hohe Saugfähigkeit, so dass es ein Vielfaches seines Eigengewichtes aufsaugen und speichern kann. Die Saugfähigkeit sollte allerdings maximal auf das 3-fache des Volumens des Saugmediums 7 begrenzt sein. In dem Saugmedium 7 können gewichtsvergrößernde Einlagerungen 13 enthalten sein. Diese geben dem Ballon 6 eine zusätzliche vertikale Stabilität.
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Desweiteren kann während der Einbringung des Saugmediums 7 in den Ballon 6 aus diesem Luft entfernt werden, so dass ein gewisser Unterdruck entsteht. Durch die vergrößerte Saugwirkung wird eine verbesserte Aufnahme der entstandenen Flüssigkeit hervorgerufen.
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Bei steigendem Augeninnendruck dagegen kann durch Kompression der Gasblase an der Kuppe des Ballons ein Entspannungsmechanismus ausgelöst werden, der zur Abgabe von Glaskörperflüssigkeit 11 aus dem Vorrat führt und damit die Silikonblase verkleinert.
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Beispiel für eine praktische Anwendung
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Nach erfolgter Vitrektomie und dem Auffüllung des Glaskörperraums mit Silikonöl 14 werden ein oder mehrere intraokulare Ballons 6 in gefalteter Form in den Glaskörper 1 eingebracht. Da das leichtere Silikonöl 14 nach oben schwebt, entsteht ein, postoperativ gebildetes, Reservoir an Glaskörperflüssigkeit 11 an der unteren Zirkumferenz 12 des Auges. Der Ballon 6 sinkt auf den Boden des Glaskörpers 1 und bleibt dort senkrecht mit dem Saugmedium 7 zur unteren Zirkumferenz 12 gerichtet stehen. Durch das Aufsaugen der überschüssigen Glaskörperflüssigkeit 11 bläht sich der Ballon 6 auf. Die Oberflächenexpansion und Volumenvergrößerung des Ballons 6 übt einen Druck auf das Silikonöl 14 aus, welches sich im gesamten Glaskörper 1 befindet, und verdrängt in diesem Bereich das Silikonöl 14. Auf Grund der hermetischen Abriegelung hat das Silikonöl 14 keine andere Möglichkeit als sich im Glaskörper 1 weiter zu verteilen und wird somit an die Netzhaut 3 gedrückt. Dieser Vorgang führt zu einer Annäherung der Netzhaut 3 an die Aderhaut 4. Bei weiter steigendem Druck erfolgt, bedingt durch das Silikonöl 14, analog den Petersen´schen Kriterien, eine Tamponade der Netzhaut 3.
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Wird beispielsweise als Saugmedium 7 ein Silikonschwamm verwendet, wird durch die Adsorption des Silikonöls 14 am Saugmedium 7 ein direkter Kontakt zwischen dem Saugmedium 7 und der Netzhaut 3 vermieden. Das Saugmedium wird sozusagen durch ein Polster aus einer Wasserphase an der hydrophilen Netzhaut abgepolstert. Folglich würde der Fremdkörper Saugmedium 7 nicht unmittelbar an der Netzhaut anstoßen. Die gleiche Wirkung ist zu erwarten, wenn die erste Gewebeschicht des Saugmediums 7 aus Silikonfasern besteht.
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Ein weiteres Ausführungsbeispiel wird in 3 gezeigt. In den Glaskörper 1 werden nach der Instillation von Silikonöl 14 zwei oder mehr intraokulare Ballons 6 eingebracht, die dann wie beschrieben auf den Boden des Glaskörpers 1 sinken und an multiplen Stellen der Netzhaut 3 entstehende Glaskörperflüssigkeit 11 aufnehmen können. Somit werden mehrere Stellen abgedeckt und die optimale Flüssigkeitsaufnahme ist garantiert. Durch die Flüssigkeitsaufnahme kommt es dann, wie bereits beschrieben, zu einer Ausdehnung des Ballon-Materials.
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Bei der Anwendung mehrerer Ballons 6 ist deren Größe variabel. Sie können deutlich kleiner sein als ein einzelner Ballon 6. So wird bei aufrechter Körperposition die Sehachse nicht beeinträchtigt. Insofern müssen dann die verwendeten Materialen für den Ballon 6 auch nicht den gleichen Brechungsindex wie die Glaskörperflüssigkeit 11 aufweisen.
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Das Einbringen mindestens eines intraokularen Ballons 6 in den mit Silikonöl 14 gefüllten Glaskörper 1 ermöglicht zusätzlich eine unabhängige Druckregulation im Augeninnern. So kann druckbedingten Schädigungen des Auges entgegengewirkt werden. Insbesondere bei einer Erhöhung der Augeninnendruckwerte sowie einem Ziliar- oder Papillarblock nach einer Vitrektomie kann mit Hilfe der Anwendung von intraokularen Ballons 6 der erhöhte Augeninnendruck wieder abgebaut werden. Der Druck innerhalb des Auges wird auf das Silikonöl 14 übertragen und an den intraokularen Ballon 6 weitergegeben. Dies führt wiederum zur Abgabe der bereits aufgenommenen Glaskörperflüssigkeit 11 aus dem Ballon 6. Es kommt zu einer Volumenverkleinerung des Ballons 6 und somit zu einer Druckabnahme auf das Silikonöl 14. Die überschüssige Glaskörperflüssigkeit 11 kann dann über das Kammersystem resorbiert werden. Das Resultat ist eine Senkung des Augeninnendrucks. Auf die Art kann nach Bedarf und je nach Höhe des intraokularen Druckes das Volumen der Glaskörperfüllung mit Silikonöl 14 jederzeit auch monatelang nachreguliert und optimiert werden.
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Da es notwendig ist, dass die Vorrichtung eine gewisse vertikale Stabilität aufweist, können unterschiedliche Maßnahmen getroffen werden. Einerseits sorgt die Einbringung eines verhältnismäßig großen Saugmediums 7, welches beispielsweise bis über die Mittellinie des Ballons 6 ragen kann, für die notwendige Stabilität. Eine zweite Ausführung wird in 2 gezeigt, in welcher gewichtsvergrößernde Einlagerungen 13 in dem Saugmedium 7 vorgesehen sind. Eine weitere Möglichkeit die vertikale Stabilität zu vergrößern besteht darin, dass eine Luftblase innerhalb des Ballons 6 verbleibt, so dass dadurch eine stete vertikale Position des Ballons 6 gewährleiste wird. Durch eine Luftblase im Ballon 6 wird dieser von einem Teil seines Gewichtes entlastet und schwebt dann im Silikonöl.
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4 zeigt eine weitere Ausführungsform zur Stabilisierung und zur zusätzlichen Unterstützung der Expansion des erfindungsgemäßen Ballons 6. In den Ballon 6 werden selbstentfaltende Versteifungsmittel 15, beispielsweise Drahtschlingen oder Stabilisatoren aus Kunststoff in geknäulter Form, eingebracht. Diese legen sich an die innere Wand des Ballons 6 und geben ihm somit eine entsprechende Formstabilität. In der Ausführungsform nach 4 sind zwei oder mehr Drahtschlingen als Versteifungsmittel 15 in den Ballon 6 eingebracht.
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Die intraokularen Ballons 6 werden am Ende der Phase der Endotamponade bei auch sonst geplanter Silikonölablassung ebenfalls entfernt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Glaskörper
- 2
- Lederhaut
- 3
- Netzhaut
- 4
- Aderhaut
- 5
- Netzhautablösung
- 6
- intraokularer Ballon
- 7
- Saugmedium
- 8
- Öffnung
- 9
- Stiel
- 10
- Reservefalten
- 11
- Glaskörperflüssigkeit
- 12
- untere Zirkumferenz
- 13
- gewichtsvergrößernde Einlagerungen
- 14
- Silikonöl
- 15
- Versteifungsmittel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 3425218 A1 [0008]
- DE 3809820 C2 [0009]
- DE 19926889 B4 [0010]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Herbert E, Stappler T, Wetterqvist C, Williams R, Wong D, Tamponade properties of double-filing with perfluorohexyloctane and silicone oll in a model eye chamber. Graefe´s Arch Clin Exp Ophthalmol 2004, Band 242: 250–254 [0004]
- Gnad H, Paroussis P, Skorpik C: An intraocular balloon for silicone oil implantation. Graefe's Arch Clin Exp Ophthalmol 1986, Band 224: 18–20 [0011]