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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Qualitätsbewertung standortbezogener Dienste.
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Im Bereich des Mobilfunks sind mobile Dienste bekannt, die unter Zuhilfenahme von positionsabhängigen Daten dem Endbenutzer selektive Informationen bereitstellen oder Dienste anderer Art erbringen. Derartige Dienste werden üblicherweise als standortbezogene Dienste, Location-Based Services (LBS) oder Location Dependent Services (LDS) bezeichnet.
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So beschreibt
DE 103 15 064 A1 einen ortsbasierten Dienst für eine Mehrzahl von Teilnehmern in einem geografischen Bereich, der bedient wird von mindestens zwei Einrichtungen zur Bestimmung der geografischen Position von Mobilfunknutzern. Der ortsabhängige Dienst sendet eine Anfrage zur Identität von Teilnehmern in diesem geografischen Bereich an ein zentrales Netzelement, worauf das zentrale Netzelement anstatt des ortsabhängigen Dienstes die aktuelle Information über die in dem abgegrenzten geografischen Bereich aktiven Teilnehmer von den Einrichtungen zur Bestimmung der geografischen Position von Mobilfunknutzern abfragt. Das zentrale Netzelement liefert dann das Ergebnis dem ortabhängigen Dienst zurück.
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Als Maßstab für die Güte eines solchen Dienstes wird typischerweise dessen Informationsqualität erachtet. Als Informationsqualität oder Datenqualität wird in der Informationstheorie die Qualität, also Relevanz und Korrektheit der gelieferten Informationen verstanden. Diese Größe beschreibt, wie gut eine Information oder ein Datensatz geeignet ist, die Realität zu beschreiben, das heißt, inwieweit sie ein Modell tatsächlicher Situationen darstellt. Insbesondere liefert sie einen Anhaltspunkt für die Verlässlichkeit eines Informationsdiensts und dessen Tauglichkeit als Planungsgrundlage für das Handeln eines Benutzers.
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Die
DE 10 2008 046 683 A1 beschreibt ein Verfahren zur Bewertung der Informationsqualität einer digitalen Karte. Mit Hilfe einer aktuell ermittelten Position eines Fahrzeugs und eines Messwerts an dieser Position kann dabei ein Qualitätsparameter berechnet werden, der als Zusatzinformation zu den Daten der digitalen Karte dient. Ein darauf basierendes Fahrerassistenzsystem kann somit eine verbesserte Hilfe für einen Fahrer des Fahrzeuges darstellen, da es neben den Daten der digitalen Karte die Feedbackinformation des Qualitätsparameters verwenden kann.
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Die
DE 103 26 973 A1 beschreibt ein Verfahren zur Bewertung der Informationsqualität von Verkehrsmeldungen. Gemäß diesem Verfahren werden aufgrund einer zuvor erhobenen Verkehrslage eine Verkehrsmeldung sowie zwei von der Verkehrslage abhängige Reisezeitverläufe bereitgestellt. Die eine Angabe basiert hierbei auf der Verkehrsmeldung, die andere jedoch auf einer vorgegebenen Referenzverkehrslage. Zur Bestimmung eines die Verkehrsmeldung kennzeichnenden Qualitätsmaßes werden schließlich beide Werte miteinander verglichen.
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Die
DE 10 2008 021 260 A1 beschreibt ein Verfahren zur Güteprüfung von Verkehrsstörungsmeldeverfahren. Dabei werden eine Gesamtmenge von durch ein Verkehrsstörungsmeldeverfahren erzeugten Verkehrsstörungsmeldungen, die jeweils auf zumindest einen bestimmten Meldungszeitraum und zumindest einen bestimmten Meldungsstreckenabschnitt bezogen sind, über einen vorgegebenen Auswertezeitraum und einen vorgegebenen Auswertebereich sowie eine Menge von Meldezuständen aus der Gesamtmenge der Verkehrsstörungsmeldungen gebildet. Auf dieser Grundlage werden eine erste statistische Häufigkeitsverteilung der Meldezustände errechnet und eine Gesamtmenge von Referenzbeobachtungen erfasst, die jeweils auf zumindest einen bestimmten Beobachtungszeitraum und zumindest einen bestimmten Beobachtungsstreckenabschnitt bezogen sind. Aus der Gesamtmenge der Referenzbeobachtungen wird nunmehr eine Menge von Istzuständen gebildet, die einer zweiten statistischen Häufigkeitsverteilung der Istzustände zugrunde gelegt werden, welche wiederum mit der ersten statistischen Häufigkeitsverteilung verglichen wird. Schließlich wird ein Güteindikator für das Verkehrsstörungsmeldeverfahren aus dem Ergebnis des Vergleichs abgeleitet.
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Auch
DE 10 2010 041 583 A1 beschreibt ein Verfahren zur Ermittlung eines Qualitätsdatenwerts von Verkehrsstörungsmeldeverfahren. Dabei werden Situationsdaten für zumindest einen vorgegebenen Zeitraum und einen vorgegebenen Streckenabschnitt erfasst. Diese werden als eine physikalische Größe für den vorgegebenen Streckenabschnitt bereitgestellt, die wiederum eine Messgröße repräsentiert. Ferner wird zumindest eine Verkehrsmeldung erfasst, auf deren Basis eine physikalische Erwartungsgröße für den vorgegebenen Streckenabschnitt errechnet wird. Durch Vergleich mit entsprechenden Referenzgrößen lässt sich so mittels geeigneter Kostenfunktionen der resultierende Qualitätswert errechnen.
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Bei der Bewertung kostenpflichtiger Informationsdienste können diese bekannten Verfahren an ihre Grenzen stoßen. Die Bewertung der Informationsqualität eines solchen kommerziellen Dienstes stellt insofern besonders hohe Anforderungen, als dessen Benutzern ein – im Vergleich zur Inanspruchnahme kostenfreier Angebote – erhöhter Qualitätsanspruch unterstellt werden kann. So hegt der typische Benutzer hier eine Erwartung an die Informationsqualität, die den für ihn mit der Vergütung des Dienstes einhergehenden Kostennachteil nach seinem Empfinden aufzuwiegen vermag.
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Die vorliegende Erfindung beschäftigt sich daher mit dem Problem, für standortbezogene Dienste ein Verfahren zur Qualitätsbewertung bereitzustellen, das insbesondere den Benutzern dieser Dienste eine Differenzierung hinsichtlich deren Güte erlaubt.
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Dieses Problem wird erfindungsgemäß durch den Gegenstand des unabhängigen Anspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Die Erfindung beruht auf dem allgemeinen Gedanken, die Standorte einer Vielzahl von Endgeräten zu erfassen, sodass von dem zu bewertenden Dienst für jeden Standort ein Schätzwert bezogen werden kann. Eine Zentraleinheit vergleicht jeden Schätzwert mit einem für denselben Standort ermittelten Messwert, sodass das Vergleichsergebnis, also die Abweichung des Schätzwerts vom Messwert, der Qualitätsbeurteilung zugrunde gelegt werden kann.
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Diese Herangehensweise birgt den Vorteil, dass der ressourcenintensive Vergleich einer potenziell großen Anzahl von Werten vom Endgerät auf die – typischerweise stationäre und besser ausgerüstete – Zentraleinheit ausgelagert werden kann. Selbst die von unterschiedlichen Dienstanbietern gelieferte Informationsqualität lässt sich auf diese Weise gegenüberstellen oder sogar kontinuierlich bewerten.
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Besonders vorteilhaft lässt sich der Ansatz nutzen, wenn das Endgerät Teil eines Fahrzeugs ist. Die Qualität des Dienstes kann sich in diesem Fall unter Umständen auf die Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs auswirken und bedarf daher einer besonders sorgfältigen und fortwährenden Bewertung. In diesem Fall erlaubt es die erfindungsgemäße Lösung sogar, einen Bezug der jeweiligen Standortdaten zu einem etwa auf der Zentraleinheit hinterlegten Straßennetz herzustellen.
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Die Position eines jeden Endgeräts kann dabei von diesem selbst ermittelt und an die Zentraleinheit übertragen werden. Die in marktüblichen mobilen Endgeräten wie Smartphones, Tablets und insbesondere Fahrzeug-Navigationssystemen vorgesehenen GPS-Empfänger lassen sich so besonders vorteilhaft einsetzen und erlauben zugleich eine präzise Standorterfassung durch die Zentraleinheit.
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In ähnlicher Weise kann auch der Messwert, der dem Vergleich mit dem vom Dienstanbieter gelieferten Schätzwert zugrunde zu legen ist, durch das Endgerät selbst ermittelt und der Zentraleinheit zur Verfügung gestellt werden. Dies macht es etwa möglich, entsprechende Sensortechnik des Endgeräts zum Zweck einer dezentralen Messwerterfassung im Sinne eines Sensor-Netzwerks zusammenzufassen.
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Alternativ kann derjenige Dienst als Datenquelle der Messwerte fungieren, der selbst Gegenstand der Qualitätsbeurteilung ist und zuvor bereits den Schätzwert geliefert hatte. Auf diese Weise werden Endgerät und mobile Infrastruktur zusätzlich entlastet, da ein koordinierter Bezug sämtlicher Messwerte seitens des Zentralelements erfolgen kann.
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Schließlich mag auch ein unabhängiger weiterer Anbieter als Datenlieferant dienen. Diese Option bringt den Vorteil einer größeren Anbieterunabhängigkeit und Objektivität mit sich, da sich eine Beeinflussung der resultierenden Qualitätsbewertung durch den zu prüfenden Dienstanbieter weitgehend ausschließen lässt.
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Zum Zwecke einer besonders differenzierten Auswertung lässt sich das durch die Standorte abgedeckte Gebiet in beliebiger Granularität, etwa mittels Überlagerung eines geeigneten Rasters, in eine Vielzahl von Teilgebieten gliedern. Regionale Qualitätsunterschiede der von einem bestimmten Dienst gelieferten Informationen lassen sich so auf benutzerfreundliche Weise veranschaulichen. Zudem wird auch ein Vergleich unterschiedlicher Dienstanbieter in einem bestimmten Teilgebiet ermöglicht.
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Weitere wichtige Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, aus der Zeichnung und aus der zugehörigen Figurenbeschreibung anhand der Zeichnung. Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert.
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1 zeigt eine mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens erzeugte Visualisierung.
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Bei dieser Darstellung handelt es sich um eine sogenannte thematische Karte oder angewandte Karte, die gemäß einer Ausführungsform der Erfindung die Qualität eines – notwendigerweise ortsbezogenen – Wetterdienstes verbildlicht. Die Illustration ist dabei auf ein Gebiet 1 beschränkt, das hier rein exemplarisch im Wesentlichen innerhalb der schematisch erkennbaren Staatsgrenzen der Bundesrepublik Deutschland verläuft. Es versteht sich, dass sich eine alternative Ausführungsform dabei einer anderen, etwa um topografische Merkmale angereicherten oder perspektivischen Kartendarstellung bedienen mag.
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Das Gebiet 1 ist dabei in ein Flächenraster von Teilgebieten 2 zergliedert, von denen jedes in Form eines länglichen Rechtecks dargestellt ist. Dabei weist jedes Teilgebiet 2 ein grafisches Gestaltungsmerkmal – vorzugsweise eine Farbe, hier jedoch lediglich ein Füllmuster – auf, das die Qualität der von dem Wetterdienst spezifisch für dieses Teilgebiet gelieferten Daten symbolisiert. Vorliegend sind dabei Gebiete weiß dargestellt, für die die Wetterinformation eine besonders gute Qualität aufweist; schwarz ausgefüllte Rechtecke repräsentieren dagegen Gebiete mit Daten besonders geringer Güte. Weitere Qualitätsabstufungen sind mittels Schraffuren angedeutet, wobei die Verwendung kolorierter Rechtecke auch einen kontinuierlichen Farbübergang zuließe.
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Kennzeichnend für die Erfindung ist dabei das Verfahren, das der gezeigten Qualitätsbewertung zugrunde liegt. Dieses basiert auf einer größeren, möglichst das gesamte Gebiet 1 abdeckenden Anzahl von Fahrzeugen, die mittels geeigneter drahtloser Kommunikationstechnik – zu denken ist etwa an die Mobilfunkstandards GSM, UMTS oder LTE – an ein Netzwerk, etwa das Internet, angebunden sind. Ferner ist jedes Fahrzeug zur Positionsbestimmung mit einem Empfänger für ein globales Navigationssatellitensystem wie GPS, GLONASS, Compass oder Galileo ausgestattet, der beispielsweise mit einem im Fahrzeug verbauten mobilen Navigationssystem gekoppelt sein mag. Beide Komponenten können etwa mit einem Infotainmentsystem, das auch für andere Kommunikations-, Multimedia- und Fahrerassistenzfunktionen genutzt wird, integriert sein.
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Über das beschriebene Netzwerk sind die Fahrzeuge insbesondere mit einem zentralen Host- oder Serversystem verbunden. Hierbei kann es sich um einen Server, der auch im Rahmen des Wetterdienstes zum Einsatz kommt, oder um eine dedizierte Hardware handeln. Die vom Server betriebene Software umfasst dabei vorzugsweise ein Datenbanksystem, um größere Datenmengen effizient und dauerhaft zu speichern und benötigte Teilmengen in unterschiedlichen, bedarfsgerechten Darstellungsformen für Benutzer und Anwendungsprogramme bereitzustellen.
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Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt dabei in jedem Fahrzeug eine Ortsbestimmung. Der so ermittelte Standort wird mittels der teils drahtlosen Infrastruktur vom Fahrzeug über das Netzwerk an den Server übermittelt. Ferner wird derselbe Standort auch einer Anfrage an den zu bewertenden Wetterdienst zugrunde gelegt, um eine auf den Standort bezogene Wettervorhersage einzuholen. Dieser Abruf kann durch das Fahrzeug erfolgen, wobei die vom Wetterdienst gelieferte Information ebenfalls an den Server übermittelt wird; vorzugsweise erfolgt jedoch ein zentralisierter Abruf unmittelbar durch den Server. Die so erhaltene Information kann insbesondere numerische Prognosen hinsichtlich Temperatur, Windgeschwindigkeit, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit oder Niederschlagsmengen am gegebenen Standort umfassen, die sich auf einen bestimmten Zeitpunkt oder Zeitraum beziehen. Der zeitliche Horizont kann dabei vorbestimmt oder variabel sein. In der vorliegenden Ausführungsform wurde ein Vorhersagezeitraum von 12 Stunden gewählt.
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Der Server erfasst die relevanten Schätzwerte mitsamt der zugehörigen Standortdaten in seiner für diesen Zweck konfigurierten Datenbank. Frühestens zum Ende des Vorhersagezeitraums ergänzt der Server diesen Datensatz durch einen – am jeweiligen Standort im Bezugszeitpunkt ermittelten – realen Messwert. Ein solcher Messwert kann etwa von dem zu bewertenden Wetterdienst selbst oder einem anderen Dienstleister bezogen werden, wobei die Messung etwa mittels eines Netzes stationärer oder mobiler Bodenmessstationen vorgenommen wird. Sofern die Fahrzeuge selbst mit geeigneter Sensorik ausgestattet sind, kann der Server die Messwerte jedoch auch von den Fahrzeugen über das Netzwerk beziehen.
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Die akkumulierten Daten legt der Server nun einem Vergleich zugrunde, wobei er für jeden in der Datenbank erfassten Standort eine Abweichung des Messwerts vom zuvor gespeicherten Schätzwert ermittelt. Als Abstandsmaß kann dabei die bloße numerische Differenz von Messwert und Schätzwert, aber auch ein mittlerer quadratischer Fehler oder anderer geeigneter Maßstab dienen.
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Diese Auswertung erfolgt bezogen auf die einzelnen Teilgebiete 2, sodass der Server für jedes Teilgebiet 2 eine vom jeweiligen Vergleichsergebnis abgeleitete Qualitätsbewertung ableiten kann. Mittels der beschriebenen Visualisierung der Bewertungsresultate entsteht auf diese Weise die in 1 gezeigte Kartendarstellung, die dem Benutzer einen Eindruck von der Qualitätsverteilung des untersuchten Wetterdienstes über das gesamte Gebiet 1 vermitteln kann. So lässt die Abbildung etwa nahe der Alpenregion eine geringere Zuverlässigkeit des Wetterdienstes erkennen als in weiter nördlich liegenden Teilgebieten 2.
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In einer alternativen Ausführungsform kann dabei – eine entsprechende Anzahl an Standorten und zugehörigen Messwerten vorausgesetzt – eine höhere räumliche Granularität der Teilgebiete 2 gewählt werden, sodass die Teilgebiete 2 in einem nahezu kontinuierlichen Farbverlauf anstelle diskreter Rechtecke darstellbar sind. Zu denken ist auch an eine variable, von einem dem Server bekannten Straßennetz in dem Gebiet 1 abhängige Auflösung der Teilgebiete 2, bei denen etwa für Großstädte oder dicht gelegene Autobahnen eine feinere Gliederung als für ländliche Regionen gewählt wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10315064 A1 [0003]
- DE 102008046683 A1 [0005]
- DE 10326973 A1 [0006]
- DE 102008021260 A1 [0007]
- DE 102010041583 A1 [0008]