DE102012112296A1

DE102012112296A1 - Verfahren zum Betreiben eines ein automatisiertes, teilautomatisiertes und ein manuelles Fahren ermöglichenden Fahrerassistenzsystems eines Fahrzeugs

Info

Publication number: DE102012112296A1
Application number: DE201210112296
Authority: DE
Inventors: Ulrich Stählin
Original assignee: Continental Teves AG and Co OHG
Current assignee: Continental Autonomous Mobility Germany GmbH
Priority date: 2012-12-14
Filing date: 2012-12-14
Publication date: 2014-06-18

Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines ein automatisiertes, teilautomatisiertes und ein manuelles Fahren ermöglichendes Fahrerassistenzsystems eines Fahrzeugs, bei dem das Fahrzeug ein Kommunikations- und Informationssystem zur Ausgabe von Informationen sowie zur Herstellung von externen Kommunikationsverbindungen aufweist. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass während des manuellen Fahrens eine bevorstehende und an der Fahrer gerichtete Informationsausgabe des Kommunikations- und Informationssystems einer Bewertungseinheit des Fahrerassistenzsystems übermittelt wird, und mittels der Bewertungseinheit geprüft wird, ob in Abhängigkeit des aktuellen Fahrzeugzustandes und/oder der aktuellen Verkehrssituation und/oder einer bevorstehenden Verkehrssituation und/oder des Fahrerverhaltens eine Umschaltung vom manuellen Fahren in ein automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren durchführbar ist.

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines ein automatisiertes, teilautomatisiertes und ein manuelles Fahren ermöglichenden Fahrerassistenzsystems eines Fahrzeugs gemäß Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Seit längerer Zeit sind Forschungen und Entwicklungen auf dem Gebiet von autonomen Fahrzeugen zum automatischen bzw. autonomen Fahren zu beobachten, wobei unter einem autonomen Fahrzeug ein Fahrzeug verstanden wird, das sich mit oder ohne menschliche Passagiere selbständig von einem Ausgangspunkt zu einem Zielpunkt bewegt.
Fahrerassistenzsysteme, die dem Fahrer beim Führen des Fahrzeugs unterstützen sind mittlerweile in modernen Fahrzeugen weit verbreitet und werden ständig weiter entwickelt. So sind bspw. Adaptive Cruise Control (ACC), Blind Spot Detection (BSD), also die Überwachung des toten Winkels, Emergency Brake Assistent (EBA) als Notfallbremssystem oder Lane Departure Warning (LDW) als Fahrspurassistent bekannt. Auch gibt es bereits halbautomatische oder vollautomatische Einparksysteme.
Solche Fahrerassistenzsysteme stellen bereits erste Schritte in Richtung eines automatisierten Fahrens dar, da sie bereits Aufgaben vom Fahrer übernehmen bzw. ihn sehr stark bei diesen Aufgaben unterstützen. Dennoch behält der Fahrer hier weiterhin die volle Kontrolle.
Ferner sind moderne Fahrzeuge mit einer Vielzahl an Informationsquellen ausgestattet. Freisprecheinrichtungen sind teilweise in die Fahrzeuge integriert, ebenso gibt es Internetzugang incl. Email und weiterer Kommunikationsdienste und Telefonsysteme. Bei dieser zunehmenden Vielfalt von Informationszugängen für den Fahrer nimmt auch bei der Nutzung dieser Funktionen die Gefahr der Ablenkung des Fahrers vom Verkehrsgeschehen und damit auch die Unfallwahrscheinlichkeit oder die Gefährdung von anderen Verkehrsteilnehmern zu.
Ausgehend hiervon ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren der eingangs genannten Art derart weiterzubilden, dass die Unfallwahrscheinlichkeit und die Gefährdung von anderen Verkehrsteilnehmern maßgeblich reduziert werden.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
Ein solches Verfahren zum Betreiben eines ein automatisiertes, teilautomatisiertes und ein manuelles Fahren ermöglichenden Fahrerassistenzsystems eines Fahrzeugs, bei dem das Fahrzeug ein Kommunikations- und Informationssystem zur Ausgabe von Informationen sowie zur Herstellung von externen Kommunikationsverbindungen aufweist, zeichnet sich erfindungsgemäß dadurch aus, dass

– während des manuellen Fahrens eine bevorstehende und an den Fahrer gerichtete Informationsausgabe des Kommunikations- und Informationssystems einer Bewertungseinheit des Fahrerassistenzsystems übermittelt wird, und
– mittels der Bewertungseinheit geprüft wird, ob in Abhängigkeit des aktuellen Fahrzeugzustandes und/oder der aktuellen Verkehrssituation und/oder einer bevorstehenden Verkehrssituation und/oder des Fahrerverhaltens eine Umschaltung vom manuellen Fahren in ein automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren durchführbar ist.

Die Erfindung zeigt auf, dass durch die Kopplung zwischen automatisiertem oder teilautomatisiertem Fahren und den Kommunikationstechniken im Fahrzeug die Sicherheit im Fahrzeug weiter gesteigert werden kann, ohne dass zusätzliche Komponenten im Fahrzeug notwendig werden. Damit wird eine intelligente Vernetzung zwischen bestehenden Systemen, hier einem Fahrerassistenzsystem und einem Kommunikations- und Informationssystem des Fahrzeugs mit die Fahr- und Verkehrssicherheit erhöhenden Synergieeffekten erzielt.
Da die Informationsausgabe eines Kommunikations- und Informationssystems des Fahrzeugs, also bspw. der Eingang eines Telefonrufes, einer eMail oder einer SMS usw., zu einer Ablenkung des Fahrers führt, wird erfindungsgemäß diese Information genutzt, den Fahrer angemessen in einer solchen Situation zu unterstützen, indem unter bestimmten Bedingungen der automatische oder teilautomatische Modus des Fahrerassistenzsystems automatisch aktiviert wird oder in anderer Weise der Fahrer bei seinen Fahraufgaben unterstützt wird.
Die Prüfung durch die Bewertungseinheit des Fahrerassistenzsystems, ob ein Umschalten von einem manuellen Fahren auf ein automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren möglich ist, erfolgt in Abhängigkeit des aktuellen Fahrzeugzustandes und/oder der aktuellen Verkehrssituation und/oder einer bevorstehenden Verkehrssituation und/oder des Fahrerverhaltens. So kann bspw. eine Verkehrssituation im Stadtverkehr mit sehr hoher Verkehrsdichte von der Bewertungseinheit so bewertet werden, dass in dieser Verkehrssituation das Umschalten auf ein automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren nicht durchführbar ist. Auch der aktuelle Zustand des Fahrzeugs kann die Bewertung, ob eine Umschaltung möglich ist, beeinflussen, wie z. Bsp. das Fahren mit hoher Geschwindigkeit in engen Kurven. Auch voraus liegende Verkehrssituationen, über deren Kenntnis bspw. ein Navigationssystem verfügt, können zur Bewertung herangezogen werden. Schließlich liefert auch das Fahrerverhalten bzw. der Fahrerzustand Kriterien, die die Durchführbarkeit der Umschaltung auf automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren beeinflussen. Wird bereits ein müder oder unaufmerksamer Fahrer detektiert, kann dies dazu führen, dass die Umschaltung frühzeitiger als durchführbar bewertet wird.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird bei einer Nichtdurchführbarkeit eines automatisierten oder teilautomatisierten Fahrens die Nichtdurchführbarkeit mittels einer Anzeigeeinheit angezeigt und die Informationsausgabe des Kommunikations- und Informationssystem unterdrückt.
Ist also eine Umschaltung vom manuellen Fahren in ein automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren nicht möglich, wird dem Fahrer angezeigt, dass keine Unterstützung durch Umschalten von dem manuellen Fahren in ein automatisches oder teilautomatisches Fahren möglich ist, wobei gleichzeitig die anstehende Informationsausgabe unterdrückt wird. Vorzugsweise wird ihm nur angezeigt, dass eine unterdrückte Informationsausgabe vorliegt, also bspw. ein Telefonanruf unterdrückt wurde.
Desweiteren ist es vorteilhaft, wenn gemäß einer Weiterbildung der Erfindung bei einer Durchführbarkeit eines automatisierten oder teilautomatisierten Fahrens mit gegenüber dem aktuellen Fahrzeugzustand geändertem Fahrzeugzustand und/oder gegenüber der aktuellen Verkehrssituation veränderten Verkehrssituation dem Fahrer die zur Durchführbarkeit erforderliche Fahrertätigkeit mittels der Anzeigeeinheit angezeigt wird. Vorzugsweise wird als Fahrertätigkeit die Reduzierung der Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder ein Spurwechsel und/oder eine Abstandsreduzierung zu einem vorausfahrenden Fahrzeug mittels der Anzeigeeinheit angezeigt.
Gemäß einer anderen Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass bei Durchführbarkeit eines automatisierten oder teilautomatisierten Fahrens mittels des Fahrerassistenzsystems auf automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren umgeschaltet wird, wobei vorzugsweise lediglich noch die Durchführbarkeit dieser Umschaltung auf automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahrens mittels der Anzeigeeinheit angezeigt wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch so ausgestaltet werden, dass bei Durchführbarkeit eines automatisierten oder teilautomatisierten Fahrens mittels des Fahrerassistenzsystems lediglich die Durchführbarkeit mittels der Anzeigeeinheit dem Fahrer angezeigt wird. Somit wird dem Fahrer lediglich angezeigt, dass eine Umschaltung auf ein automatisiertes oder ein teilautomatisiertes Fahren möglich ist, um so dem Fahrer die Entscheidung zu überlassen, ob er diese Umschaltung selbst aktivieren möchte.
Ferner kann das erfindungsgemäße Verfahren gemäß einer anderen Weiterbildung derart ausgeführt werden, dass bei Durchführbarkeit eines automatisierten oder teilautomatisierten Fahrens mittels des Fahrerassistenzsystems und bei Durchführung einer Bedienaktion des Fahrers an dem Kommunikations- und Informationssystem mittels des Fahrerassistenzsystems auf automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren umgeschaltet wird. So findet die Aktivierung des automatisierten oder teilautomatisierten Fahrens erst statt, wenn bspw. der Fahrer einen Telefonanruf annimmt oder eine Nachricht aufruft. Somit reicht als Kriterium der automatischen Umschaltung auf automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren neben dem Kriterium der Durchführbarkeit aus, dass der Fahrer eine Bedienaktion am Kommunikations- und Informationssystem ausführt. Damit wird die Umschaltung direkt an eine solche Bedienaktion gekoppelt. Diese Kopplung kann dem Fahrer vorher angezeigt werden.
Als an den Fahrer gerichtete Informationsausgabe des Kommunikations- und Informationssystems ist der Eingang eines Telefonanrufes, der Eingang einer eMail, der Eingang einer SMS, der Eingang einer Botschaft in einem Chat, der Eingang eines Posts von Facebook, Twitter oder anderen sozialen Netzwerken oder Diensten des Web 2.0 und/oder einer neuen Nachricht eines Nachrichtendienstes, wie z. Bsp. Google News, Verkehrsnachrichten usw. anzusehen. Die Annahme solcher eingehender Informationen durch den Fahrer führt zu dessen Ablenkung.
Anstelle der Aktivierung eines automatisierten Fahrens kann auch ein teilautomatisiertes Verfahren mit dem Fahrerassistenzsystem durchgeführt werden, wobei ein solches Fahrerassistenzsystem bspw. als ACC-System oder als Spurhalteassistent ausgeführt ist, welches den Fahrer bei der Fahrzeugführung entlastet.
Dabei ist gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass bei einem teilautomatisierten Fahren mittels des Fahrerassistenzsystems während der Informationsausgabe durch das Kommunikations- und Informationssystem oder während einer Bedienaktion des Fahrers an dem Kommunikations- und Informationssystem die Parameter des Fahrerassistenzsystems geändert werden.
So kann bspw. bei einem Spurhalteassistenten eine frühere und stärke Unterstützung, bspw. in Form eines „Lanecenterings“ während der Phase der Ablenkung durch das Kommunikations- und Informationssystem parametriert werden. Bei einem ACC-System kann bspw. ein „harmonischeres“ Fahren parametriert werden, weil nicht davon auszugehen ist, dass der Fahrer noch plötzlich ausschert.

Claims

Verfahren zum Betreiben eines ein automatisiertes, teilautomatisiertes und ein manuelles Fahren ermöglichenden Fahrerassistenzsystems eines Fahrzeugs, bei dem das Fahrzeug ein Kommunikations- und Informationssystem zur Ausgabe von Informationen sowie zur Herstellung von externen Kommunikationsverbindungen aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass – während des manuellen Fahrens eine bevorstehende und an den Fahrer gerichtete Informationsausgabe des Kommunikations- und Informationssystems einer Bewertungseinheit des Fahrerassistenzsystems übermittelt wird, und – mittels der Bewertungseinheit geprüft wird, ob in Abhängigkeit des aktuellen Fahrzeugzustandes und/oder der aktuellen Verkehrssituation und/oder einer bevorstehenden Verkehrssituation und/oder des Fahrerverhaltens eine Umschaltung vom manuellen Fahren in ein automatisiertes oder teilautomatisiertes Fahren durchführbar ist.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer Nichtdurchführbarkeit eines automatisierten oder teilautomatisierten Fahrens die Nichtdurchführbarkeit mittels einer Anzeigeeinheit angezeigt und die Informationsausgabe des Kommunikations- und Informationssystem unterdrückt wird.
Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass dem Fahrer angezeigt wird, dass eine unterdrückte Informationsausgabe vorliegt.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer Durchführbarkeit eines automatisierten oder teilautomatisierten Fahrens mit gegenüber dem aktuellen Fahrzeugzustand geändertem Fahrzeugzustand und/oder gegenüber der aktuellen Verkehrssituation veränderten Verkehrssituation dem Fahrer die zur Durchführbarkeit erforderliche Fahrertätigkeit mittels der Anzeigeeinheit angezeigt wird.
Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass als Fahrertätigkeit die Reduzierung der Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder ein Spurwechsel und/oder eine Abstandsreduzierung zu einem vorausfahrenden Fahrzeug mittels der Anzeigeeinheit angezeigt wird.
Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei Durchführbarkeit eines automatischen oder teilautomatischen Fahrens mittels des Fahrerassistenzsystems auf automatisches oder teilautomatisches Fahren umgeschaltet wird.
Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Durchführbarkeit eines automatischen oder teilautomatischen Fahrens mittels der Anzeigeeinheit angezeigt wird.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass bei Durchführbarkeit eines automatischen oder teilautomatischen Fahrens mittels des Fahrerassistenzsystems die Durchführbarkeit mittels der Anzeigeeinheit dem Fahrer angezeigt wird.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass bei Durchführbarkeit eines automatischen oder teilautomatischen Fahrens mittels des Fahrerassistenzsystems und bei Durchführung einer Bedienaktion des Fahrers an dem Kommunikations- und Informationssystem mittels des Fahrerassistenzsystems auf automatisches oder teilautomatisches Fahren umgeschaltet wird.
Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als an den Fahrer gerichtete Informationsausgabe des Kommunikations- und Informationssystems der Eingang eines Telefonanrufes, der Eingang einer eMail, der Eingang einer SMS, der Eingang einer Botschaft in einem Chat, der Eingang eines Posts von Facebook, Twitter oder anderen sozialen Netzwerken oder Diensten des Web 2.0 und/oder einer neuen Nachricht eines Nachrichtendienstes ist.
Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass bei einem teilautomatisierten Fahren mittels des Fahrerassistenzsystems während der Informationsausgabe durch das Kommunikations- und Informationssystem oder während einer Bedienaktion des Fahrers an dem Kommunikations- und Informationssystem die Parameter des Fahrerassistenzsystems geändert werden.