-
Bei der Entwicklung von Fahrzeugsitzen werden üblicherweise Probandenstudien in Fahrzeugen oder Ergonomieprüfständen durchgeführt, um so die individuellen Sitzeinstellungen von Probanden auszumessen. Dies dient unter anderem zur Kontrolle der Größe und Lage der vorgegebenen Verstellfelder bei den zu entwickelnden Fahrzeugsitzen. Dabei werden im Wesentlichen alle einstellbaren Steilteile vermessen, die der Proband nach seinem ergonomischen Anspruch hin optimiert bzw. passend eingestellt hat.
-
Beim Fahrzeugsitz ist dabei eine wesentliche Kerngröße die Lage des sogenannten Hüftpunkts. Bei dem Hüftpunkt handelt es sich allgemein um den Drehpunkt zwischen Oberkörper und Unterkörper. Die Positionen des Hüftpunkts sind bislang allerdings nicht unmittelbar ohne größeren Aufwand zu messen. Es gibt an Fahrzeugsitzen selbst üblicherweise keinen direkt messbaren, physikalisch zu ertastenden Hüftpunkt. Es kann entweder nur der individuell recht unterschiedliche reale Hüftpunkt, also der ertastbare Knochenpunkt am Becken, ermittelt oder mittels aufwändiger Messungen unter Zuhilfenahme einer Hüftpunktmessvorrichtung, bei welcher es sich üblicherweise um eine Art Dummy handelt, durchgeführt werden.
-
Alternativ kann auch eine Berechnung durch eine Software erfolgen, beispielsweise bei elektrischen Sitzen mit Daten-Bus-Systemen oder eine grobe manuelle Schätzung über das Auslesen von Rasten oder Verstellfeldlängen oder -höhen bei mechanischen Sitzen.
-
Das Einsetzen einer Hüftpunktmessvorrichtung ist zum einen sehr zeitaufwändig und auch mit starken Schwankungen behaftet. Darüber hinaus ist es gemäß einer Norm zur Anwendung solcher Hüftpunktmessvorrichtungen streng genommen nur für eine spezifische Sitzposition und -konfiguration erlaubt (in der sogenannten Konstruktions- oder K0-Lage) und nicht für individuelle Zwischenpositionen des Fahrzeugsitzes davor, dahinter, darüber oder darunter. Bei einer von der K0-Lage abweichenden Sitzkissenneigung oder beispielsweise einem steiler eingestellten Lehnenwinkel kann es zu einer unerwünschten Verlagerung der Hüftpunktmessvorrichtung kommen: Infolgedessen kann nicht mehr ein exakter Hüftpunkt gemäß der Normvorgabe ausgelesen werden.
-
Zudem besteht darüber hinaus auch teilweise die Problematik, dass die üblicherweise als Messpuppen ausgebildeten Hüftpunktmessvorrichtungen teilweise gar nicht korrekt eingesetzt werden können, da z. B. der notwendige Platz für die ansteckbaren Beine fehlt, insbesondere wenn kleinere Personen eine für sie entsprechend passgenaue Sitzposition eingestellt haben, da in dieser Position das Lenkrad des Fahrzeugs und die Pedalerie derart im Weg sind, dass die Hüftpunktmessvorrichtung nicht in erforderlicher Weise positioniert werden kann.
-
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und ein entsprechendes Messmittel bereitzustellen, mittels welchen auf normgerechte Weise Positionen eines Hüftpunktes für wenigstens einen Fahrzeugsitz ermittelbar sind.
-
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Bestimmen von Positionen eines Hüftpunkts mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie durch eine Hüftpunktlehre zum Bestimmen von Positionen eines Hüftpunkts mit den Merkmalen des Patentanspruchs 8 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen und nicht-trivialen Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.
-
Um auf verbesserte Art und Weise jeweilige Positionen eines Hüftpunkts von wenigstens einem Fahrzeugsitz bestimmen zu können, umfasst ein erfindungsgemäßes Verfahren die folgenden Schritte:
- a) Einstellen des Fahrzeugsitzes in eine vorgegebene Lage;
- b) Anordnen einer Hüftpunktmessvorrichtung an dem Fahrzeugsitz;
- c) Anbringen einer Hüftpunktlehre an dem Fahrzeugsitz und Markieren von zumindest zwei Referenzpunkten, insbesondere am Sitzgestell, an welchen die Hüftpunktlehre an dem Fahrzeugsitz angebracht wurde;
- d) In-Überdeckung-Bringen eines Messpunkts der Hüftpunktlehre mit einem Hüftpunkt der Hüftpunktmessvorrichtung und Arretieren der Hüftpunktlehre in dieser Position;
- e) Verstellen des Fahrzeugsitzes in zumindest eine von der vorgegebenen Lage abweichende Lage und Ermitteln der Position des Messpunkts der Hüftpunktlehre.
-
Mit anderen Worten ist es also erfindungsgemäß vorgesehen, dass zunächst der Fahrzeugsitz gemäß einer Norm- oder Herstellervorgabe eingestellt wird und anschließend die Hüftpunktmessvorrichtung, bei welcher es sich üblicherweise um eine Art genormte Gliederpuppe handelt, ebenfalls gemäß einer Norm- oder Herstellervorgabe in dem Fahrzeugsitz positioniert wird. Anschließend wird die verstellbare Hüftpunktlehre an den Fahrzeugsitz und somit auch an die Hüftpunktmessvorrichtung angelegt, justiert und arretiert, sodass mittels dieser einmaligen Referenzierung, vorzugsweise am Sitzgestell des Fahrzeugsitzes, eine Ausrichtung der Hüftpunktlehre gegenüber der Hüftpunktmessvorrichtung erfolgt, sodass ein entsprechender Messpunkt der Hüftpunktlehre mit einem Hüftpunkt der Hüftpunktmessvorrichtung und somit mit dem normgerechten Hüftpunkt des Fahrzeugsitzes innerhalb der zuvor eingestellten normgerechten Position des Fahrzeugsitzes ermittelt wird. Sobald diese einmalige Referenzierung bzw. Kalibrierung der Hüftpunktlehre erfolgt ist, wird die verstellbare Hüftpunktlehre derart arretiert, dass diese als Ganzes starr ausgebildet ist. Anschließend erfolgt eine Verstellung des Fahrzeugsitzes in zumindest eine von der vorgegebenen Lage abweichende Lage, wobei ausschließlich unter Zuhilfenahme der Hüftpunktlehre die Position des Messpunkts ermittelt wird, wobei basierend darauf der Hüftpunkt des Fahrzeugsitzes in der nun so verstellten Lage auf einfache Weise ermittelt werden kann.
-
Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird sichergestellt, dass bei sämtlichen individuellen Sitzeinstellungen immer mithilfe der Hüftpunktlehre die normgerechte Ermittlung des Hüftpunkts ermöglicht wird, da lediglich die kalibrierte bzw. referenzierte Hüftpunktlehre an den Referenzpunkten an dem Fahrzeugsitz angelegt werden muss, wobei anschließend der Messpunkt der Hüftpunktlehre und somit auch die Position des Hüftpunkts des Fahrzeugsitzes in einer beliebigen Position ermittelbar ist.
-
Somit kann eine exakte und eine einer vorgegebenen Norm entsprechende Messung eines jeweils gültigen Hüftpunkts ermittelt werden, wobei eine besonders schnelle und einfache Messmethode eingesetzt wird. Die universell einsetzbare Hüftpunktlehre kann für verschiedenste Sitze verwendet werden, wobei zudem ein fehleranfälliges Palpieren von Hüftpunkten entfallen kann und ein wiederholtes Einsetzen der Hüftpunktmessvorrichtung ebenfalls entfallen kann. Ein fehlerbehaftetes Schätzen durch beispielsweise Zählen von Rasten oder einer Ausmessung von Längsverstellungen an dem Fahrzeugsitz zur Ermittlung des Hüftpunkts kann ebenso entfallen, wie aufwändige und schwer nachvollziehbare Berechnungen der Position des Hüftpunkts durch beispielsweise eine Software. Zudem können aufwändige Restbus-Simulationen bei ausgebauten Fahrzeugsitzen ohne restliche Fahrzeug-Daten-Busse entfallen. Schließlich kann das erfindungsgemäße Verfahren sowohl an mechanischen als auch an elektrischen Sitzen, mit und ohne Daten-Bus-System, eingesetzt werden.
-
In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Hüftpunktmessvorrichtung zwischen Schritt d) und e) von dem Fahrzeugsitz entfernt wird. Dadurch kann die Verstellung des Fahrzeugsitzes auf besonders einfache Weise erfolgen, wobei zudem aufgrund der erfolgten Referenzierung der Hüftpunktlehre ein erneutes Wiedereinsetzen der Hüftpunktmessvorrichtung gar nicht mehr erforderlich ist, sodass das Verstellen des Fahrzeugsitzes und die Messung der Positionen des Hüftpunktes auf besonders einfache Weise erfolgen kann.
-
Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass in Schritt e) der Fahrzeugsitz in mehrere verschiedene, von der vorgegebenen Lage abweichende Lagen verstellt und jeweils die Position des Hüftpunktes anhand der jeweiligen Position des Messpunkts der Hüftpunktlehre bestimmt wird. Mit anderen Worten ist es also möglich, eine Vielzahl von unterschiedlichen Fahrzeugsitzeinstellungen durch einen oder mehrere Probanden vorzunehmen, wobei die jeweiligen Positionen des Hüftpunktes innerhalb eines Sitzverstellkennfelds auf besonders einfache Weise erfasst werden können.
-
Eine weitere bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass nach dem Positionieren der Hüftpunktmessvorrichtung gemäß Schritt b) erst nach einer vorgegebenen Zeitdauer der Messpunkt der Hüftpunktlehre mit dem Hüftpunkt der Hüftpunktmessmaschine in Überdeckung gebracht wird. Dadurch können insbesondere Entspannungszeiten des Sitzpolsters oder Sitzschaumstoffes vor der eigentlichen Kalibrierung der Hüftpunktlehre berücksichtigt werden, sodass eine besonders exakte Referenzierung bzw. Kalibrierung der Hüftpunktlehre erfolgen kann. Mit anderen Worten kann die Hüftpunktmessvorrichtung erst einmal in den Sitz etwas einsacken, bis ein Gleichgewichtszustand erreicht ist, in welchem die Hüftpunktmessvorrichtung nicht weiter in den Sitz einsackt. Infolgedessen werden auch besonders exakte Ergebnisse hinsichtlich der Erfassung unterschiedlichster Positionen des Hüftpunktes des Fahrzeugsitzes ermöglicht.
-
In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Hüftpunktlehre vor jedem Verstellen des Fahrzeugsitzes abgenommen und danach, insbesondere nachdem ein Proband den Fahrzeugsitz verlassen hat, an den Referenzpunkten, an welchen die Hüftpunktlehre in Schritt c) erstmalig angebracht wurde, erneut angebracht wird. Dadurch wird es einem Probanden auf besonders einfache Weise ermöglicht, in dem Fahrzeugsitz Platz zu nehmen, ohne dass die Hüftpunktlehre selbst sich störend auswirkt.
-
Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass nach Schritt d) die relative Positionierung der Referenzpunkte zueinander und zu dem Messpunkt ermittelt wird, wobei in Schritt e) die Positionen der Referenzpunkte erfasst werden und basierend auf den in Schritt c) erfassten relativen Positionierungen die Position des Messpunktes ermittelt wird. Mit anderen Worten kann eine Art virtuelle Bestimmung jeweiliger Positionen des Hüftpunkts erfolgen. Zur Bestimmung des Hüftpunkts individueller Sitzeinstellungen wird nicht mehr die tatsächliche Hüftpunktlehre als solche angesetzt und vermessen, sondern es werden lediglich die beiden Referenzpunkte gemessen. Durch die Kenntnis der Relativpositionen der Referenzpunkte zueinander und zu dem Messpunkt, welche ein Dreieck innerhalb eines virtuellen Raums ausbilden, kann die Bestimmung des zugehörigen Hüftpunkts anschließend zum Beispiel über eine Vektorberechnung oder auch unter Zuhilfenahme eines CAD-Systems erfolgen. Ein erneutes Wiedereinsetzen der Hüftpunktlehre kann dadurch entfallen, wodurch ein besonders einfaches Verfahren zum Ermitteln unterschiedlichster Positionen des Hüftpunktes eines Fahrzeugsitzes ermöglicht wird.
-
In besonders bevorzugter Ausführung der Erfindung ist es vorgesehen, dass die Position der Referenzpunkte und/oder des Messpunktes mittels einer Koordinaten-Messeinrichtung ermittelt wird. Dadurch können die jeweiligen Positionen der Referenzpunkte und/oder des Messpunktes auf besonders einfache und zuverlässige Weise ermittelt werden.
-
Eine erfindungsgemäße Hüftpunktlehre zum Bestimmen von Positionen eines Hüftpunkts von wenigstens einem Fahrzeugsitz umfasst ein Befestigungsteil, welches zumindest zwei Befestigungspunkte zum Befestigen an dem Fahrzeugsitz umfasst und relativbeweglich zu einem Messteil mit diesem verbunden ist, welches einen Messpunkt umfasst, welcher zu einem Hüftpunkt des Fahrzeugsitzes ausrichtbar ist. Dadurch wird eine besonders einfach aufgebaute und einfach zu bedienende Hüftpunktlehre zum Bestimmen von Positionen eines Hüftpunktes von wenigstens einem Fahrzeugsitz bereitgestellt.
-
Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnung.
-
Die Zeichnung zeigt in:
-
1 eine Seitenansicht einer Hüftpunktlehre zum Bestimmen von Positionen eines Hüftpunktes von einem Fahrzeugsitz;
-
2 einen Fahrzeugsitz, in welchem eine als Gliederpuppe ausgebildete Hüftpunktmessvorrichtung positioniert ist; und in
-
3 den in 2 gezeigten Fahrzeugsitz, wobei die in 1 dargestellte Hüftpunktlehre an dem Fahrzeugsitz angebracht und gegenüber der Hüftpunktmessvorrichtung ausgerichtet worden ist.
-
Eine Hüftpunktlehre 10 zum Bestimmen von Positionen eines Hüftpunktes von wenigstens einem Fahrzeugsitz ist in einer Seitenansicht in 1 gezeigt. Die Hüftpunktlehre 10 umfasst ein Befestigungsteil 12, welches als eine Art waagerechte Lehren-Schiene ausgebildet ist, und ein Messteil 14, welches als eine Art senkrechte Lehren-Schiene ausgebildet ist. Vorliegend ist das Messteil 14 einmal gestrichelt in einer ersten Position und einmal durchgezogen in einer zweiten Position dargestellt. Das Messteil 14 kann zum einen entlang eines Langlochs 16 translatorisch gegenüber dem Befestigungsteil 12 verschoben als auch um einen Drehpunkt 18 gegenüber dem Befestigungsteil 12 verschwenkt werden. Des Weiteren umfasst das Messteil 14 einen Messpunkt 20, welcher zum Bestimmen von Positionen eines Hüftpunkts eines Fahrzeugsitzes dient, wobei darauf noch später unter Bezugnahme auf 3 eingegangen werden wird.
-
Das Befestigungsteil 12 umfasst des Weiteren zwei Befestigungspunkte 22, 24, bei welchen es sich beispielsweise um Schrauben oder dergleichen handeln kann, mittels welchen das Befestigungsteil 12 an einem hier nicht dargestellten Fahrzeugsitz 26 befestigt werden kann. Das Befestigungsteil 12 umfasst ebenfalls ein Langloch 28, innerhalb dessen der Befestigungspunkt 24 verschoben werden kann, was dadurch angedeutet ist, dass der Befestigungspunkt 24 einmal gestrichelt und einmal durchgezogen dargestellt ist. Nachfolgend wird unter Bezugnahme auf die 2 und 3 ein Verfahren zum Bestimmen von Positionen eines Hüftpunkts eines Fahrzeugsitzes 26 erläutert.
-
In 2 ist in einer Seitenansicht der Fahrzeugsitz 26 gezeigt, in welchem eine als Gliederpuppe ausgebildete Hüftpunktmessvorrichtung 30 positioniert ist. Die Hüftpunktmessvorrichtung 30 in Form einer Gliederpuppe weist üblicherweise einen Aufbau aus Metall und verstärktem Kunststoff auf, welcher ein schüsselartiges Gesäßteil 32 sowie Rückenteil 34 aufweist, welche an einem Hüftpunkt 36 drehbar gelagert sind und auf diese Weise die Drehachse zwischen dem menschlichen Torso und den Oberschenkeln nachahmen. Der Hüftpunkt 36 entspricht dabei einem sogenannten theoretischen Hüftpunkt, da dieser ja anhand der Hüftpunktmessvorrichtung 30 und nicht durch Vermessung von realen Probanden ermittelt wird.
-
Zum Bestimmen unterschiedlichster Positionen des Hüftpunkts 36 des Fahrzeugsitzes 26 wird folgendermaßen vorgegangen: Zunächst wird der Fahrzeugsitz 26 in eine vorgegebene, durch eine entsprechende Norm vorgegebene Lage, wie hier gezeigt, eingestellt. Anschließend wird die Hüftpunktmessvorrichtung 30 an dem Fahrzeugsitz 26 angeordnet bzw. in diesen, wie hier gezeigt, eingesetzt. Die Position des Hüftpunktes 36 der Hüftpunktmessvorrichtung 30 entspricht dabei einem genormten Hüftpunkt, welcher, wie eingangs erläutert, eine wesentliche Kerngröße bei Ergonomiebetrachtungen des Fahrzeugsitzes 26 ist.
-
Wie in 3 gezeigt, wird anschließend die Hüftpunktlehre 10 an dem Fahrzeugsitz 26 angebracht, wobei zwei Referenzpunkte 38, 40 an dem Fahrzeugsitz 26 markiert werden, an welchen die Hüftpunktlehre 10 an dem Fahrzeugsitz 26 angebracht wurde. Mit anderen Worten werden also die Befestigungspunkte 22, 24, bei welchen es sich beispielsweise um Schrauben handelt, an dem Fahrzeugsitz 26 bzw. an dessen hier nicht näher bezeichnetem Gestell befestigt, wodurch die Referenzpunkte 38, 40 beispielsweise in Form von Bohrlöchern oder dergleichen ausgebildet werden.
-
Nach dem Positionieren der Hüftpunktmessvorrichtung 30 wird erst eine vorgegebene Zeitdauer abgewartet, bevor der Messpunkt 20 der Hüftpunktlehre 10 mit dem Hüftpunkt 36 der Hüftpunktmessvorrichtung 30 in Überdeckung gebracht wird. Dadurch wird ein entsprechendes gewichtsbedingtes Einsacken der Hüftpunktmessvorrichtung 30 in ein nicht näher bezeichnetes Polster des Fahrzeugsitzes 26 ermöglicht, sodass keine unerwünschte Verfälschung der Position des Hüftpunkts 36 erzielt wird.
-
Nach dem Abwarten der vorgegebenen Zeitdauer wird der Messpunkt 20 der Hüftpunktlehre 10 mit dem Hüftpunkt 36 der Hüftpunktmessvorrichtung 30 in Überdeckung gebracht, indem das Messteil 14 entsprechend entlang des Langlochs 16 verschoben und um den Drehpunkt 18 verschwenkt wird, bis die besagte Überdeckung des Messpunkts 20 mit dem Hüftpunkt 36 erzielt wurde. Anschließend wird die Hüftpunktlehre 10 in dieser Position arretiert, d. h. dass das Messteil 14 gegenüber dem Befestigungsteil 12 arretiert wird, indem sowohl eine Verschiebung des Messteils 14 entlang des Langlochs 28 als auch eine Verschwenkung des Messteils 14 um den Drehpunkt 18 gesperrt wird. Anschließend wird die Hüftpunktmessvorrichtung 30 von dem Fahrzeugsitz 26 entfernt.
-
Die Hüftpunktlehre 10 kann anschließend ebenfalls von dem Fahrzeugsitz 26 entfernt werden, sodass ein hier nicht gezeigter Proband oder mehrere Probanden nacheinander auf dem Fahrzeugsitz 26 Platz nehmen können. Anschließend wird der Fahrzeugsitz 26 in eine von der hier gezeigten vorgegebenen Lage abweichende Lage verstellt, wonach dann die entsprechende Position des Hüftpunkts 36 in dieser verstellten Lage ermittelt wird. Im Wesentlichen kann der Fahrzeugsitz 26 dabei in beliebiger Art und Weise durch den Probanden verstellt werden, beispielsweise indem die Lehnenneigung verstellt wird, der Fahrzeugsitz 26 selbst in Längsrichtung verstellt wird und dergleichen. Nachdem der Fahrzeugsitz 26 in die neuen Position eingestellt wurde und nachdem ein Proband den Fahrzeugsitz 26 verlassen hat, wird die Hüftpunktlehre 10 wiederum an den Referenzpunkten 38, 40 angebracht, an welchen die Hüftpunktlehre 10 erstmalig angebracht wurde.
-
Dadurch, dass bei der Referenzierung bzw. Kalibrierung der Hüftpunktlehre 10 diese arretiert wurde, befindet sich der Messpunkt 20 exakt an der Position, an welcher sich der Hüftpunkt 36 der Hüftpunktmessvorrichtung 30 befinden würde, falls diese normgerecht in dem nun verstellten Fahrzeugsitz 26 positioniert worden wäre. Anschließend kann die Position des Messpunkts 20 mittels einer hier nicht dargestellten 3D-Koordinaten-Messeinrichtung ermittelt werden. Danach kann eine erneute bzw. mehrmalige Verstellung des Fahrzeugsitzes 26 erfolgen, wobei – jeweils nachdem eine neue Position des Fahrzeugsitzes 26 bzw. eine Verstellung vorgenommen wurde – wiederum die Position des Messpunkts 20 der Hüftpunktlehre 10 ermittelt wird, woraus direkt auf die Position des Hüftpunkts 36 geschlossen werden kann, ohne dass jeweils die Hüftpunktmessvorrichtung 30 selbst in dem Fahrzeugsitz 26 positioniert werden muss.
-
Es ist alternativ auch möglich, dass nach der Referenzierung bzw. Kalibrierung der Hüftpunktlehre 10 die relative Positionierung der Referenzpunkte 38, 40 zueinander und zu dem Messpunkt 20 ermittelt wird, wobei nach einer Verstellung des Fahrzeugsitzes 26 und zur Bestimmung des Messpunkts 20 die Hüftpunktlehre 10 selbst gar nicht mehr an dem Fahrzeugsitz 26 angebracht werden muss.
-
Stattdessen werden lediglich die Positionen der Referenzpunkte 38, 40, beispielsweise ebenfalls mittels einer 3D-Koordinaten-Messeinrichtung, ermittelt und basierend auf den erfassten relativen Positionierungen der Referenzpunkte 38, 40 zueinander sowie zu dem Messpunkt 20 die jeweilige Position des Messpunkts 20 ermittelt. Mit anderen Worten wird also eine Art mathematisches Dreieck in einem virtuellen Raum, welches auch als Eichdreieck in der Ausgangslage verstanden werden kann, ermittelt, wobei zur Bestimmung jeweiliger Positionen der Hüftpunkte 36 nicht mehr die reale Position des Messpunkts 20 vermessen wird, sondern lediglich die Positionen der beiden als Sitzbezugswerte dienenden Referenzpunkte 38, 40 gemessen werden. Die Bestimmung des zugehörigen Hüftpunkts 36 erfolgt anschließend zum Beispiel über eine Vektorberechnung, beispielsweise unter Zuhilfenahme eines Tabellenkalkulationsprogramms oder dergleichen.
-
Alternativ kann sich auch mit einem CAD-Modell beholfen werden. Einem CAD-Modell des Fahrzeugsitzes 26 wird die kalibrierte bzw. referenzierte Hüftpunktlehre 10 in ihrer Ausgangslage zugeordnet. Anschließend wird die Hüftpunktlehre 10 mitsamt dem CAD-Modell des Fahrzeugsitzes 26 entsprechend der eingestellten, neuen Position des Fahrzeugsitzes 26 virtuell verstellt, sodass die Hüftpunktlehre 10 virtuell in dem CAD-Modell in der Position an dem Fahrzeugsitz 26 angeordnet ist, in welcher diese nach der tatsächlichen Verstellung des Fahrzeugsitzes 26 angeordnet ist. Die Lage des Messpunkts 20 kann nun beispielsweise über eine CAD-Messfunktion ausgelesen werden und gibt die Position des Hüftpunkts 36 beispielsweise in Fahrzeugkoordinaten aus.