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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum manuellen Lackieren einer großen Oberfläche, insbesondere einer Außenfläche eines Luftfahrzeugs, mittels einer Lackierpistole, welche an eine Farbzuführleitung zum Zuführen eines Farblacks sowie an eine Druckleitung zur Bereitstellung von Druckluft angeschlossen ist und nach manueller Betätigung eines an einem Griffstück angeordneten Bedienschalters den Farblack über einen Sprühkopf per Druckluft zerstäubt, um diesen auf die Oberfläche aufzubringen, wobei die Lackierpistole mit Mitteln zum manuellen Bewegen entlang der Oberfläche ausgestattet ist.
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Das Anwendungsgebiet der Erfindung erstreckt sich auf Lackierpistolen, Lackierlanzen oder anderen manuell geführte Lackiervorrichtungen, die dazu verwendet werden, Oberflächen mit einem Farblack zu beschichten. Mittels einer herkömmlichen Lackierpistole wird ein Farblack per Druckluft zu kleinen Tropfen zerstäubt. Die Tropfen lagern sich auf dem besprühten Werkstück ab und bilden auf diesem einen Oberflächenfilm, wenn sie in hinreichender Menge aufgetragen werden.
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Die Erzeugung des zum Zerstäuben des Farblacks erforderlichen Druckunterschieds am Sprühkopf der Lackierpistole sowie die Zuführung des Farblacks zur Lackierpistole kann auf verschiedene Arten erfolgen. Bei industriellen Anwendungen der hier interessierenden Art kommen zunehmend elektrostatische Lackauftragungsgeräte zur Anwendung, bei denen der von der Lackierpistole versprühte Farblackstrahl elektrostatisch aufgeladen wird, um ihn gleichmäßig auf die korrespondierend hierzu aufgeladene Oberfläche gleichmäßig aufzubringen. Die elektrostatische Ladung bewirkt, dass der zerstäubte Farblack auf die Oberfläche des Werkstücks gezogen wird.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Aus der
EP 0 847 807 A2 geht ein elektrostatisches Farbauftragungsgerät hervor. Hierbei ist ortsfern zu einer Lackierpistole eine in einem explosionsgeschützten Gehäuse untergebrachte Niederspannungsquelle mit einem elektrischen Generator angeordnet. Die Niederspannungsquelle ist über ein Niederspannungskabel mit dem Gehäuse der Lackierpistole verbunden. Die Niederspannungsquelle ist zur Unterbringung in einer Spritzkabine und in einem Hanger, in welchem ein Flugzeug mit dem Farblack lackiert wird, geeignet. Die Lackierpistole hat drei externe Verbindungen. Neben dem Niederspannungskabel ist die Lackierpistole mit einem Druckluftschlauch und einem Farbschlauch verbunden. Der Druckluftschlauch ist mit einer herkömmlichen Druckluftquelle verbunden, nämlich einem Kompressor. Der Farbschlauch ist mit einem unter Druck stehenden Farbtank verbunden, welcher den Farblack enthält. Wenn eine die Lackierpistole bedienende Person einen Schalter an der Lackierpistole drückt, wird ein Luftventil des Sprühkopfes geöffnet, um einen Zerstäubungsluftstrom auszulösen. In Verbindung hiermit wird ein ebenfalls am Sprühkopf angeordnetes Farbventil geöffnet, um einen Farbstrom auszulösen.
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Das Niederspannungskabel legt eine niedrige Gleichspannung an die Lackierpistole an. Die Spannung kann bei einem geregelten Niveau zwischen 0 und 10 Volt Gleichstrom liegen. Diese Spannung wird an den Eingang einer herkömmlichen Hochspannungsquelle angelegt, welche innerhalb der Lackierpistole ist. Die Hochspannungszufuhr enthält einen Oszillator, welcher die Eingangsgleichspannung in eine Wechselspannung auf einem höheren Niveau umwandelt. Die Wechselspannung wird dann an ein Kondensator- und Diodennetzwerk angelegt, welches die Spannung vervielfacht und in eine Gleichspannung auf einem sehr hohen Niveau umwandelt, wie im Stand der Technik allgemein bekannt ist. Das tatsächliche Niveau der Spannung hängt von dem Niveau der Eingangsgleichspannung ab. Durch Einstellen des Niveaus der angelegten Gleichspannung am Niederspannungskabel wird das Niveau der Hochspannung eingestellt, welche das elektrostatische Lackieren bewirkt.
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Aus der
DE 10 2008 000 397 A1 geht eine herkömmliche Lackierpistole hervor, welche im prinzipiellen Aufbau der vorstehend beschriebenen Lackierpistole ähnlich ist, jedoch ohne elektrische Einrichtungen zum elektrostatischen Aufladen des Farbstrahls auskommt. Auch eine derartige herkömmliche Lackierpistole ist zur Verwendung im Rahmen der erfindungsgegenständlichen Vorrichtung geeignet.
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Nachteilig bei bekannten Lackierpistolen ist, dass deren manuelle Bedienung entlang der Oberfläche über ein Griffstück erfolgt, das ortsnah zum Bedienschalter der Lackierpistole angeordnet ist, so dass besonders tiefliegende und schräg nach unten weisende Oberflächen an Flugzeugteilen nur unter erheblichen körperlichen Anstrengungen erreicht werden können. Derartige Arbeitsbedingungen sind ermüdend und auf Dauer gesundheitsschädlich. Es sind im allgemeinen Stand der Technik bereits Lösungen bekannt, bei denen der Sprühkopf einer Lackierpistole als eine Art Lanze ausgestaltet ist, so dass der Sprühkopf relativ weit von den sonstigen Bestandteilen der Lackierpistole entfernt angeordnet ist. Hiermit lassen sich allerdings keine Lackierungen mit hinreichender Qualität erzeugen, da zum einen eine elektrostatische Aufladung des Farblacks nicht gewährleistet ist und sich zum anderen die Führung des Sprühkopfes nicht exakt genug manuell kontrollieren lässt.
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Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Vorrichtung zum manuellen Lackieren einer großen Oberfläche mittels einer Lackierpistole zu schaffen, welche eine ergonomisch verbesserte Handhabung der Lackierpistole, insbesondere für das Lackieren von tiefliegenden und nach unten weisenden Flächen an Flugzeugteilen, ermöglicht, wobei die Qualität der Lackierung nicht beeinträchtigt wird.
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ALLGEMEINE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die Aufgabe wird ausgehend von einer Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 in Verbindung mit dessen kennzeichnenden Merkmalen gelöst. Die nachfolgenden abhängigen Ansprüche geben vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung wieder.
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Die Erfindung schließt die technische Lehre ein, dass Mittel zum manuellen Bewegen einer Lackierpistole entlang der Oberfläche eine spezielle Verlängerungsstange umfassen, an deren einem Ende die Lackierpistole über das Griffstück angebracht ist und die derart ausgebildet, dass diese sich beim Halten durch eine bedienende Person an einer am gegenüberliegenden Ende ausgebildeten Armhalterung ellenseitig entlang des Unterarms der Person und über das distale Ende des Unterarms hinaus erstreckt.
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Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung liegt insbesondere darin, dass eine herkömmliche Lackierpistole verwendet werden kann, welche sich mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ausstatten lässt, um die vorgenannten problematischen Stellen großer Oberflächen zu erreichen. Dank der speziellen Armhalterung lässt sich eine hohe Qualität der Lackierung erzielen, da sich hierüber und im Zusammenwirken mit der Verlängerungsstange die Bewegung der Lackierpistole exakt manuell steuern lässt.
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Zur Verbesserung der Handhabung wird vorgeschlagen, dass die Armhalterung der Verlängerungsstange einen im Wesentlichen senkrecht hiervon weg erstreckenden Handgriff aufweist. Die bedienende Person kann diesen Handgriff bequem umfassen, um die Verlängerungsstange hin und her zu bewegen oder auch zu verdrehen, so dass eine exakte Führung entlang der zu lackierenden Oberfläche gewährleistet wird.
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Zur weiteren Verbesserung der Ergonomie wird vorgeschlagen, dass die Armhalterung endseitig mit einer Armstütze zum zumindest teilweisen Umfangen des Unterarms der bedienenden Person ausgestattet ist. Hierdurch wird die Stabilität der Bewegungsabläufe erhöht und die bedienende Person empfindet die erfindungsgemäße Vorrichtung als eine Art künstliche Verlängerung des Unterarms, um die problematischen Stellen der zu lackierenden Oberfläche bequem zu erreichen.
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Gemäß einer weiteren die Erfindung verbessernden Maßnahme wird vorgeschlagen, dass die Verlängerungsstange an dem der Lackierpistole zugeordneten Ende eine schellenartige Befestigungseinheit zum lösbaren Anbringen an Griffstück der Lackierpistole aufweist. Hierdurch kann eine herkömmliche Lackierpistole mit Handgriff verwendet werden, welche sich über die schellenförmige Befestigungseinheit mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ausstatten lässt. Daneben ist es auch möglich, die Befestigungseinheit durch Anklemmen oder Anschrauben am Griffstück der Lackierpistole lösbar zu befestigen. Auf diese Weise lässt sich die erfindungsgemäße Vorrichtung schnell und einfach an der Lackierpistole montieren oder hiervon wieder demontieren, um bedarfsweise eingesetzt zu werden, ohne das die Lackierpistole selbst gewechselt werden muss.
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Gemäß einer anderen die Erfindung verbessernden Maßnahme wird vorgeschlagen, dass die Verlängerungsstange der erfindungsgemäßen Vorrichtung mehrteilig aufgebaut ist und teleskopartig über einen Rast- oder Klemmmechanismus längenverstellbar ist. Hierdurch lässt sich die Vorrichtung an die Größe der bedienenden Person sowie an die geometrischen Abmessungen der zu lackierenden Oberfläche in einfacher Weise anpassen. Der Klemmmechanismus kann dabei beispielsweise über eine Schraubklemmung gestaltet werden; der Rastmechanismus kann über einen Kugelrastmechanismus in Verbindung mit axial beabstandet zueinander angeordneten Rastbohrungen ausgebildet sein.
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Um die Handhabbarkeit der erfindungsgemäßen Vorrichtung zu erleichtern wird vorgeschlagen, dass zumindest die Verlängerungsstange aus einem oder mehreren Leichtmetallrohren besteht, worüber ggf. auch die elektrische Erdung der Lackierpistole erfolgt, falls ein elektrostatisches Lackieren durchgeführt werden soll. Daneben ist es auch denkbar, die Verlängerungsstange aus einem Kunststoffrohr herzustellen und um in diesem Falle eine elektrostatische Lackierung zu ermöglichen, sollte in oder an der aus Kunststoff bestehenden Verlängerungsstange eine elektrische Drahtleitung zur Erdung der Lackierpistole angeordnet sein.
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Gemäß einer weiteren die Erfindung verbessernden Maßnahme wird vorgeschlagen, dass am Handgriff der Armhalterung ein Bedienschalter angebracht ist, der über einen Bowdenzug mit dem Bedienschalter der Lackierpistole verbunden ist, um diesen von der Armhalterung aus fern zu betätigen. Anstelle eines Bowdenzuges ist es auch denkbar, ein an oder in der Verlängerungsstange verlaufendes Gestänge zu verwenden.
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Zur weiteren Erleichterung der Handhabbarkeit der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird vorgeschlagen, an dem der Lackierpistole zugeordneten Ende der Verlängerungsstange eine um den Körper der bedienenden Person legbare Tragschlinge anzubringen. Hierdurch kann das Gewicht der Vorrichtung weitgehend über die Tragschlinge aufgenommen werden, so dass die bedienende Person die Lackierpistole einfacher entlang der zu lackierenden Oberfläche führen kann. Zusätzlich oder stattdessen kann seitlich an der Verlängerungsstange ein hiervon wegweisender Haltebügel zur beidhändigen Führung der Verlängerungsstange vorgesehen werden.
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KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNG
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Weitere, die Erfindung verbessernde Maßnahmen werden nachstehend gemeinsam mit der Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Zeichnung näher dargestellt. Die einzige Figur zeigt eine schematische perspektivische Ansicht einer Vorrichtung zum manuellen Lackieren einer großen Oberfläche mittels einer Lackierpistole.
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DETAILBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNG
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Gemäß Figur wird eine – hier nur schematisch – dargestellte Oberfläche 1 mittels einer Lackierpistole 2 manuelle lackiert. An der Lackierpistole 2 ist zum einen eine Farbzuführleitung 3 zur Zuführung eines Farblacks aus einem – hier nicht weiter dargestellten – Vorratsbehälter sowie eine parallel hierzu verlaufende Druckleitung 4 zur Bereitstellung von Druckluft angeschlossen. Nach manueller Betätigung eines am Griffstück 5 der Lackierpistole 2 angeordneten hebelartigen Bedienschalters 6 lässt sich der über die Farbzuführungsleitung 3 zugeführte Farblack über einen Sprühkopf 7 per Druckluft zerstäuben, um diesen auf die Oberfläche 1 des Werkstücks aufzubringen. Dies erfolgt in diesem Ausführungsbeispiel in elektrostatischer Form.
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Zum manuellen Bewegen der Lackierpistole 2 entlang der Oberfläche 1 ist eine spezielle Verlängerungsstange 8 vorgesehen, deren vorderes Ende an dem Griffstück 5 der Lackierpistole 2 angebracht ist. Die Anbringung der Verlängerungsstange 8 am Griffstück 5 erfolgt über eine schellenförmige Befestigungseinheit 9, welche das Griffstück 5 der Lackierpistole 2 umgibt und hieran lösbar befestigt ist.
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An dem der Befestigungseinheit 9 gegenüberliegenden Ende der Verlängerungsstange 8 ist eine Armhalterung 10 ausgebildet, welche sich entlang des Unterarms einer – hier nicht weiter abgebildeten – bedienenden Person und über dessen distales Ende hinaus erstreckt, so dass die Verlängerungsstange 8 als eine Art Unterarmverlängerung der bedienenden Person fungiert.
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Im Bereich der Armhalterung 10 weist die Verlängerungsstange 8 einen senkrecht hiervon abstehenden Handgriff 11 auf. Endseitig der Verlängerungstange 8 weist die Armhalterung 10 zudem eine Armstütze 12 auf, welche den Unterarm der zu bedienenden Person weitestgehend umgreift.
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Die Verlängerungsstange 8 ist mehrteilig aufgebaut und lässt sich über einen Rastmechanismus 13 teleskopartig in der Länge verstellen, um die Länge der Verlängerungsstange 8 an die Körpergröße der bedienenden Person sowie an die geometrischen Abmessungen des zu beschichtenden Werkstücks anzupassen. Die Verlängerungsstange 8 besteht aus einem Leichtmetallrohr, über welches gleichzeitig auch die elektrische Erdung der Lackierpistole 2 erfolgt. Dem der Lackierpistole 2 zugeordneten Ende der Verlängerungsstange 8 ist ferner eine um den Körper der bedienenden Person legbare Tragschlinge 14 angebracht, von welcher hier lediglich das vorrichtungsseitige Ende schematisch dargestellt ist.
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Am Handgriff 11 der Armhalterung 10 ist ein Bedienschalter 15 angebracht, welcher über einen Bowdenzug 16 mit dem Bedienschalter 6 der Lackierpistole 2 verbunden ist, um diesen von der Armhalterung 10 aus zu betätigen.
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Die Erfindung ist nicht beschränkt auf das vorstehende beschriebene Ausführungsbeispiel. Es sind auch Abwandlungen hiervon denkbar, welche vom Schutzbereich der nachfolgenden Ansprüche mit umfassen. So ist es beispielsweise auch möglich alternativ oder zusätzlich zur Tragschlinge 14 einen von der Verlängerungsstange 8 aus wegweisenden Haltebügel zur beidhändigen Führung der Verlängerungstange 8 vorzusehen. Daneben ist es auch denkbar, die Verlängerungsstange 8 aus einem Kunststoff herzustellen. Falls ein elektrostatisches Lackieren durchgeführt werden soll, kann außen an dem Kunststoffrohr oder innenliegend eine elektrische Drahtleitung zur Erdung angeordnet werden.
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Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass „umfassend” keine anderen Elemente oder Schritte ausschließt und „eine” oder „ein” keine Vielzahl ausschließt. Ferner sei darauf hingewiesen, dass Merkmale oder Schritte, die mit Verweis auf eines der obigen Ausführungsbeispiele beschrieben worden sind, auch in Kombination mit anderen Merkmalen oder Schritten anderer oben beschriebener Ausführungsbeispiele verwendet werden können. Bezugszeichen in den Ansprüchen sind nicht als Einschränkung anzusehen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Oberfläche
- 2
- Lackierpistole
- 3
- Farbzuführleitung
- 4
- Druckleitung
- 5
- Griffstück
- 6
- Bedienschalter
- 7
- Sprühkopf
- 8
- Verlängerungsstange
- 9
- Befestigungseinheit
- 10
- Armhalterung
- 11
- Handgriff
- 12
- Armstütze
- 13
- Rast- oder Klemmmechanismus
- 14
- Tragschlinge
- 15
- Bedienschalter
- 16
- Bowdenzug
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0847807 A2 [0004]
- DE 102008000397 A1 [0006]