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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Fahrtroutenbestimmung für ein Fahrzeug unter Verwendung eines Navigationssystems, bei dem Infrastruktur-Fahrtziele auswählbar sind.
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Aus dem Stand der Technik sind Navigationssysteme für Fahrzeuge bekannt, die eine Fahrtroute von einer aktuellen, beispielsweise mittels eines Empfängers für Signale eines Global Positioning System ermittelbaren Fahrzeugposition zu einem gewünschten Fahrtziel bestimmen. Ferner sind Navigationssysteme bekannt, bei denen Fahrtziele eingegeben oder ausgewählt werden, die bestimmte Infrastrukturmerkmale aufweisen, beispielsweise Tankstellen, Raststätten, Restaurants oder Hotels, und die im Folgenden als Infrastruktur-Fahrtziele bezeichnet werden.
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Die im April 2011 angemeldete
DE 10 2011 016 776.5 offenbart ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung für ein Fahrzeug, wobei insbesondere Fahrzustandsdaten, Umgebungsdaten des Fahrzeugs und/oder eine Fahreraktivität erfasst werden. Dabei werden mittels eines medizinischen Geräts Gesundheitszustandsdaten eines Fahrzeuginsassen ermittelt und mittels einer Datenübertragung von dem medizinischen Gerät an das Fahrzeug übertragen.
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Die ebenfalls im April 2011 angemeldete
DE 10 2011 016 777.5 offenbart ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Betrieb einer Sicherheitsvorrichtung für ein Fahrzeug, wobei Fahrzustandsdaten, Umgebungsdaten des Fahrzeugs und/oder eine Fahreraktivität erfasst werden. Dabei wird ein körperlicher Gesundheitszustand eines Fahrzeuginsassen, insbesondere eines Fahrers, erfasst und in Abhängigkeit des erfassten Gesundheitszustandes ein Grad der Fahrtauglichkeit bestimmt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein verbessertes Verfahren und eine verbesserte Vorrichtung zur Fahrtroutenbestimmung für ein Fahrzeug anzugeben, welche ein Navigationssystem umfasst, bei dem Infrastruktur-Fahrtziele auswählbar sind.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß hinsichtlich des Verfahrens durch die im Anspruch 1 und hinsichtlich der Vorrichtung durch die im Anspruch 4 angegebenen Merkmale gelöst.
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Bei einem Verfahren zur Fahrtroutenbestimmung für ein Fahrzeug mittels eines Navigationssystems, bei dem Infrastruktur-Fahrtziele auswählbar sind, wird erfindungsgemäß mittels einer Kommunikationseinrichtung ein von einem mobilen medizinischen System ausgesendetes Signal empfangen, aus dem eine gesundheitsbedingte Notsituation eines Fahrzeuginsassen ermittelt wird, und in Abhängigkeit von der ermittelten Notsituation ein Nothilfe-Fahrtziel ausgewählt und eine Fahrtroute dorthin ermittelt und ausgegeben oder eine aktuelle Fahrtroute angepasst.
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Das Navigationssystem umfasst Mittel zum Empfang und zur Auswertung von Positionssignalen. Dies können beispielsweise von Satelliten ausgestrahlte Signale eines Global Positioning System sein. Das Navigationssystem kann alternativ oder zusätzlich auch andere Positionssignale, beispielsweise Signale von terrestrischen Sendern mit bekannter Position, empfangen. Es ist ebenfalls möglich, dass das Navigationssystem fahrzeugbezogene Daten, beispielsweise eine Radumdrehungsgeschwindigkeit oder Lenkbewegungen, erfasst und auswertet. Aus diesen Signalen und/oder fahrzeugbezogenen Daten ermittelt das Navigationssystem eine aktuelle Position des Fahrzeugs.
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Das Navigationssystem umfasst ferner Mittel zum Abruf kartographischer Daten, welche mindestens die geographische Lage von identifizierbaren Fahrtzielen, beispielsweise von Straßen, Kreuzungen und Adressen, beschreiben. Diese kartographischen Daten können von einem Speichermedium, das Bestandteil des Navigationssystems ist, abgerufen werden. Es ist auch möglich, dass diese kartographischen Daten mindestens teilweise mittels einer Kommunikationseinrichtung des Navigationssystems von externen Systemen abgerufen werden.
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Die abrufbaren kartographischen Daten umfassen ferner für mindestens einen Teil der identifizierbaren Fahrtziele Infrastrukturmerkmale, welche die Eignung eines Fahrtziels für einen typischen, von einem Fahrer beabsichtigten Zweck beschreiben. Die Gesamtheit der Fahrtziele, zu denen solche Infrastrukturmerkmale abrufbar sind, wird im Folgenden als Infrastruktur-Fahrtziele bezeichnet.
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Die Infrastrukturmerkmale können kategorialer Art sein und beispielsweise eine Dienstleistung beschreiben, die an dem zugeordneten Fahrtziel erbracht wird. Mögliche Kategorien von Infrastruktur-Fahrtzielen sind beispielsweise Übernachtungsmöglichkeiten, Tankstellen oder Versorgungseinrichtungen. Die Infrastrukturmerkmale können auch numerische oder strukturierte Informationen umfassen, beispielsweise eine Telefonnummer, Öffnungszeiten oder eine Speisekarte für ein zugeordnetes Infrastruktur-Fahrtziel.
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In der vorgeschlagenen Erfindung umfassen die von dem Navigationssystem abrufbaren Infrastrukturmerkmale kategoriale Infrastrukturmerkmale, die die Möglichkeit einer Hilfeleistung in medizinischen Notfällen am zugeordneten Infrastruktur-Fahrtziel beschreiben. Infrastruktur-Fahrtziele, denen eine solche Möglichkeit zugeordnet ist, werden im Folgenden als Nothilfe-Fahrtziele bezeichnet.
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Es ist möglich, dass als weitere Infrastrukturmerkmale von Nothilfe-Fahrtzielen beispielsweise Bereitschaftszeiten oder die Verfügbarkeit bestimmter intensiv- oder rettungsmedizinischer Einrichtungen wie Schockraum, Intensivstation oder Stroke Unit abrufbar sind.
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Erfindungsgemäß umfasst die vorgeschlagene Vorrichtung ferner eine Kommunikationseinrichtung, mit der Signale von mobilen medizinischen Systemen empfangen werden können. Hierunter werden im Zusammenhang mit der Erfindung bewegliche, in der Regel vom Patienten tragbare Vorrichtungen bezeichnet, die der Erfassung und optional der Auswertung physiologischer Parameter und/oder der gezielten, auf eine medizinische Wirkung ausgerichteten Energieabgabe dienen. Von besonderem Interesse sind im Zusammenhang mit der Erfindung Vitalparameter, die die Grundfunktionen eines menschlichen Körpers beschreiben.
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Bespiele für mobile medizinische Systeme sind Blutdruckmanschetten zur Langzeit-Blutdruckmessung, portable EKG-Geräte zur Langzeit-EKG-Überwachung, Pulsoxymeter, implantierte Insulinpumpen, Herz- oder Hirnschrittmacher, andere elektrische Implantate z. B. Defibrilatoren oder Prothese Die Kommunikationseinrichtung kann Teil des Navigationssystems sein oder alternativ mit diesem über ein Signalübertragungsmittel, beispielsweise einen Bus, verbindbar sein.
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Es sind mobile medizinische Systeme bekannt, die Kommunikationsmittel zum Austausch von Daten und/oder zur Programmierung oder Parametrisierung aufweisen und mittels solcher Kommunikationsmittel Signale über eine gefährliche und/oder interventionsbedürftige Situation, auch als gesundheitsbedingte Notsituation bezeichnet, versenden. Eine solche Situation kann durch Abweichung eines gemessenen Parameters oder einer Parameterkombination von einem vorgegebenen Normbereich, beispielsweise ein Unterschreiten eines unteren Grenzwertes für den Blutzuckerspiegel, gegeben sein. Eine solche Situation kann aber auch durch einen fehlerhaften oder mindestens wartungsbedürftigen Zustand des medizinischen Systems selbst, beispielsweise in Gestalt eines unzureichenden Insulinrestbestands einer implantierten Insulinpumpe, gegeben sein.
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Erfindungsgemäß bewirkt die Kommunikationseinrichtung nach dem Empfang mindestens eines eine gesundheitsbedingte Notsituation anzeigenden Signals von einem mobilen medizinischen System automatisch die Auswahl eines Nothilfe-Fahrtziels am Navigationsgerät und die Ermittlung einer Fahrtroute zu diesem Nothilfe-Fahrtziel. Beispielsweise kann das Nothilfe-Fahrtziel ausgewählt werden, das die geringste abgeschätzte Fahrzeit, ausgehend von der aktuellen Fahrzeugposition, aufweist.
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Es ist jedoch auch möglich, weitere Infrastrukturinformationen, beispielsweise die Verfügbarkeit einer Stroke Unit, bei der Auswahl des Nothilfe-Fahrtziels zu berücksichtigen oder das Nothilfe-Fahrtziel und/oder die Fahrtroute so zu bestimmen, dass eine möglichst einfache und übersichtliche Führung des Fahrers erzielt wird.
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Ferner ist es möglich, diese Auswahl interaktiv zu gestalten, indem beispielsweise eine Liste nahe gelegener Nothilfe-Fahrtziele mit zugeordneten Infrastrukturmerkmalen und/oder geschätzten Fahrzeiten ausgegeben wird, von denen ein Bediener des Navigationsgeräts ein konkretes Nothilfe-Fahrtziel auswählen kann.
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In vorteilhafter Weise erleichtert die Erfindung dem Fahrer die Orientierung in einer unvorhergesehenen Belastungssituation. Durch die automatische oder unterstützte Auswahl eines Nothilfe-Fahrtziels wird Zeit für eine Suche nach einer geeigneten medizinischen Einrichtung eingespart. Damit kann der Zeitaufwand für die Rettungskette gegebenenfalls entscheidend reduziert werden. Dies trägt dazu bei, die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Fahrzeuginsassen in einer gesundheitsbedingten Notsituation zu verbessern und das Risiko körperlicher Schäden zu mindern.
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Es ist ein besonderer Vorteil der Erfindung, dass ein Alleinfahrer die Fahrt nicht zur Orientierung unterbrechen muss, um beispielsweise eine Rettungsleitstelle anzurufen und deren Anweisungen auf einer Karte zu verfolgen, sondern ohne Verzögerung auf dem optimalen Weg zu einem Nothilfe-Fahrtziel geleitet wird.
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Ferner ist bekannt, dass insbesondere unter psychischer Belastung das Orientierungsvermögen in unbekannter Umgebung deutlich herabgesetzt ist. Die Erfindung ist daher in vorteilhafter Weise geeignet, die Zuverlässigkeit des Erreichens eines Nothilfe-Fahrtziels zu verbessern.
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Es ist ein weiterer Vorteil der Erfindung, dass ein Benutzer mobiler medizinischer Systeme auf gefährliche oder interventionsbedürftige Situationen hingewiesen wird, die andernfalls unerkannt geblieben oder mit wesentlicher Verzögerung erkannt worden wären.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
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Dabei zeigen:
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1 eine schematische Ansicht eines Fahrzeugs mit Navigationssystem,
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2 schematisch die Kommunikation eines mobilen medizinischen Systems mit einem Navigationssystem und
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3 schematisch eine Signalauswerteeinrichtung mit einem Navigationssystem und mehreren mobilen medizinischen Systemen.
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Einander entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt schematisch ein Navigationssystem 1 und eine damit verbundene Kommunikationseinrichtung 2 in einem Fahrzeug 4. Das Navigationssystem 1 kann als mobiles Gerät ausgebildet oder als ein Instrument in das Fahrzeug 4 integriert sein. Durch Auswertung von nicht dargestellten Positionssignalen, beispielsweise von Signalen eines Global Positioning System, ermittelt das Navigationssystem 1 die Position des Fahrzeugs 4.
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Kartographische Informationen umfassen Daten, denen eine geographische Position zugeordnet ist. Sie umfassen insbesondere Fahrtziele, die von einem Anwender des Navigationssystems eingegeben oder ausgewählt werden können.
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Das Navigationssystem 1 ruft kartographische Informationen ab und gibt ausgewählte kartographische Informationen aus. Beispielsweise verfügt das Navigationssystem 1 über ein Display, auf dem eine Straßenkarte für einen Bereich um die Position des Fahrzeugs 4 dargestellt wird.
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Das Navigationssystem 1 kann kartographischen Informationen intern speichern oder über ein nicht dargestelltes Kommunikationsmittel verfügen, mittels welchem solche kartographische Informationen von externen Systemen abgerufen werden. Hierzu kann beispielsweise eine Verbindung zum Internet verwendet werden, welche basierend auf der Verbindung zu einer Telekommunikationseinrichtung 5, beispielsweise einer Basisstation eines Mobilfunknetzes, aufgebaut wird.
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Im dargestellten Fahrzeug 4 befindet sich ferner ein mobiles medizinisches System 3. Dies kann beispielsweise ein tragbares EKG-Gerät oder eine Blutdruckmanschette oder ein implantiertes medizinisches Gerät wie ein Herzschrittmacher oder eine Insulinpumpe sein. Für die Erfindung ist wesentlich, dass das mobile medizinische System 3 mittels eines Kommunikationsmittels Signale versendet, die Informationen über eine gesundheitsbedingte Notsituation eines Fahrzeuginsassen enthalten.
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Diese Informationen können Daten zu Vitalparametern eines Fahrzeuginsassen sein. Ein als EKG-Gerät ausgebildetes mobiles medizinisches System kann beispielsweise die momentane Herzfrequenz oder die momentane Länge eines QRS-Komplex übertragen.
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Diese Informationen können auch Alarmsignale sein, die das Auftreten bestimmter gesundheitskritischer Ereignisse oder Bedingungen melden. Ein als implantierter Defibrillator ausgebildetes mobiles medizinisches System kann beispielsweise das Auftreten eines Kammerflimmerns oder das Auftreten einer Anzahl von Extrasystolen, die über einem festgelegten Schwellwert liegt, als Alarmsignal melden. Verschiedene gesundheitskritische Ereignisse können als verschiedene Alarmsignale gesendet werden. Es ist aber auch möglich, dass beliebige gesundheitskritische Ereignisse von einem mobilen medizinischen System über ein allgemeines, gemeinsames Alarmsignal gemeldet werden.
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Diese Informationen können ferner Gerätealarme sein, die einen Ausfall oder einen bevorstehenden Ausfall des mobilen medizinischen Systems melden. Beispielsweise kann ein ungenügender Insulinrestbestand oder eine unterschrittene Batterierestkapazität von einer implantierten Insulinpumpe als Gerätealarm gemeldet werden.
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Die Kommunikationseinrichtung 2 empfängt Signale von dem mobilen medizinischen System 3. Optional kann die Kommunikationseinrichtung 2 auch Signale an das mobile medizinische System 3 versenden. Beispielsweise ist es möglich, dass die Kommunikationseinrichtung 2 in regelmäßigen Abständen prüft, ob sich ein mobiles medizinisches System 3 in ihrem Empfangsbereich befindet oder in regelmäßigen Abständen Parameter von diesem anfordert.
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Die Kommunikationseinrichtung 2 ist so ausgebildet, dass aus den empfangenen Signalen wenigstens solche Informationen entnommen werden, die eine gesundheitsbedingte Notsituation indizieren. Läuft mindestens ein solches Signal an der Kommunikationseinrichtung 2 ein, so wird von dieser ein Nothilfe-Fahrtroutensignal erzeugt, das die Auswahl eines Nothilfe-Fahrtziels am Navigationssystem 1 bewirkt.
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Zur Übertragung dieses Nothilfe-Fahrtroutensignals kann die Kommunikationseinrichtung 2 mit dem Navigationssystem 1 verbunden sein. Es ist jedoch auch möglich, vorzugsweise, wenn das Navigationssystem 1 ein in das Fahrzeug 4 integriertes Navigationssystem ist, dass die Kommunikationseinrichtung 2 ein integrierter Bestandteil des Navigationssystems 1 ist.
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In 2 ist der Aufbau des Navigationssystems 1 detaillierter dargestellt. Die Informationsverarbeitung, beispielsweise die Auswertung der Positionssignale oder die Aufbereitung einer graphischen Darstellung kartographischer Informationen, wird von einem Prozessor 1.1 vorgenommen. Die kartographischen Informationen können von einem internen Speichermedium 1.2, beispielsweise einem Halbleiterspeicher, und/oder mittels einer Telekommunikationsantenne 1.5 von einer externen Telekommunikationseinrichtung 5 abgerufen werden.
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Das Navigationssystem 1 verfügt über Eingabemittel zur Angabe eines gewünschten Fahrtziels. Üblicherweise wird ein Fahrtziel vom Benutzer angegeben, beispielsweise in Form einer Adresse. Es ist aber auch möglich, ein Fahrtziel aus einer Menge von Infrastruktur-Fahrtzielen mit einem bestimmten Infrastrukturmerkmal auszuwählen. Beispielsweise kann der Benutzer ein Fahrtziel aus einer Liste nahe gelegener Tankstellen auswählen.
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Auf Basis der ermittelten Fahrzeugposition und der kartographischen Informationen berechnet der Prozessor 1.1 eine Fahrtroute zu einem festgelegten Fahrtziel und gibt Anweisungen zum Verfolgen der Fahrtroute über einen Bildschirm 1.3 und/oder ein Audiogerät 1.4 aus.
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Die vom Navigationssystem 1 abrufbaren kartographischen Daten umfassen Infrastrukturmerkmale, die die Möglichkeit einer Hilfeleistung in medizinischen Notfällen am zugeordneten Infrastruktur-Fahrtziel beschreiben. Somit ist es in vorteilhafter Weise möglich, eine Liste von Nothilfe-Fahrtzielen zu erstellen, aus denen der Benutzer mit sehr geringem Bedienaufwand ein bestimmtes Ziel auswählen kann. Alternativ ist es auch möglich, ein Nothilfe-Fahrtziel nach einem vorgegebenen Kriterium, beispielsweise minimaler Fahrtzeit, automatisch auszuwählen oder vorauszuwählen, wobei sich der Bedienaufwand durch den Benutzer in vorteilhafter Weise beispielsweise auf die Bestätigung des vorausgewählten Nothilfe-Fahrtziels weiter reduziert.
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Bei der Erfindung wird der Bedienaufwand bei der Auswahl eines Nothilfe-Fahrtziels weiter dadurch verringert, dass die Erkennung einer gesundheitsbedingten Notsituation eines Fahrzeuginsassen mittels der vom mobilen medizinischen System 3 empfangenen Signale durch die Kommunikationseinrichtung 2 automatisch erfolgt. In der Folge wird durch die Kommunikationseinrichtung 2 automatisch das Nothilfe-Fahrtroutensignal erzeugt und an das Navigationssystem 1 übertragen. Dies bewirkt, analog zur manuellen Auswahl eines Infrastruktur-Fahrtziels durch einen Benutzer, die Anzeige nahe gelegener Nothilfe-Fahrtziele und optional die Auswahl oder Vorauswahl eines Nothilfe-Fahrtziels gemäß vorgegebener Kriterien. In Abhängigkeit von der Auswahl oder der Bestätigung einer Vorauswahl eines Nothilfe-Fahrtziels wird von dem Navigationssystem 1 eine Fahrtroute dorthin ermittelt und/oder ausgegeben.
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3 zeigt eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung, die zusätzlich eine Signalauswerteeinrichtung 6 aufweist, welche im Signalweg zwischen dem Prozessor 1.1 des Navigationssystems 1 und der Kommunikationseinrichtung 2 angeordnet ist. Im Empfangsbereich der Kommunikationseinrichtung 2 befinden sich zwei mobile medizinische Systeme 3, 3'. Die Signalauswerteeinrichtung 6 kann, wie dargestellt, als von dem Navigationssystem 1 separierte Einrichtung ausgebildet sein. Es ist aber auch möglich, dass die Signalauswerteeinrichtung 6 in das Navigationssystem 1 integriert ist.
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Die Kombinationseinrichtung 2 empfängt Daten, beispielsweise Gerätealarme und/oder Messwerte zu Vitalparametern, von einem oder beiden der mobilen medizinischen Systeme 3, 3' und leitet diese an die Signalauswerteeinrichtung 6 weiter. Die Signalauswerteeinrichtung 6 vergleicht diese Daten nach einem festgelegten Schema mit gespeicherten Grenzwerten oder Parameterkorridoren.
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Beispielsweise kann die Signalauswerteeinrichtung 6 einen oberen Grenzwert für die Herzfrequenz, beispielsweise 180 Herzschläge pro Minute, mit dem Momentanwert der Herzfrequenz vergleichen, der von einem als EKG-Gerät ausgebildeten mobilen medizinischen Gerät gesendet wird.
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Sind die in dem Schema festgelegten Bedingungen erfüllt, so erzeugt die Signalauswerteeinrichtung 6 ein Nothilfe-Fahrtroutensignal am Navigationssystem 1. Überschreitet beispielsweise der gemessene Momentanwert der Herzfrequenz den eingestellten Grenzwert von 180 Herzschlägen pro Minute, so wird von der Signalauswerleeinrichtung 6 automatisch ein Nothilfe-Fahrtroutensignal generiert.
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In vorteilhafter Weise ist es bei dieser Ausführungsform der Erfindung möglich, Daten mehrerer mobiler medizinischer Geräte zur Identifizierung einer gesundheitsbedingten Notsituation zu verwenden.
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Beispielsweise kann ein mobiles medizinisches Gerät 3, das als EKG-Gerät ausgebildet ist, zur Messung der Herzfrequenz verwendet werden. Zusätzlich kann ein mobiles medizinisches Gerät 3', das als Blutdruckmanschette ausgebildet ist, zur Messung des Blutdrucks verwendet werden. In der Signalauswerteeinrichtung 6 kann ein Schema festgelegt sein, nach welchem ein Nothilfe-Fahrtroutensignal dann generiert wird, wenn der gemessene Blutdruck einen ersten voreingestellten Wert unter- oder überschreitet und die gemessene Herzfrequenz einen zweiten voreingestellten Wert über- oder unterschreitet.
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Durch die Verwendung mehrerer, miteinander kombinierbarer Daten kann in vorteilhafter Weise die Sensitivität und/oder die Spezifität bei der Auswahl eines Nothilfe-Signals verbessert werden. Mit anderen Worten: es kann die Zuverlässigkeit, mit der tatsächliche gesundheitsbedingte Notsituationen erkannt werden, verbessert werden und/oder es kann die Zahl von Falschalarmen verringert werden.
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In einer weiteren Ausprägung dieser Ausführungsform der Erfindung ist es möglich, mobile medizinische Geräte 3, 3' Personen zuzuordnen, mithin zu individualisieren. Beispielsweise ist es möglich, das als EKG-Gerät ausgebildete mobile medizinische Gerät 3 einem ersten Fahrzeuginsassen zuzuordnen, und das als Blutdruckmanschette ausgebildete medizinische Gerät 3' einem zweiten Fahrzeuginsassen zuzuordnen.
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In vorteilhafter Weise ist es dann weiter möglich, die Bedingungen für die Generierung eines Nothilfe-Fahrtroutensignals durch die Signalauswerteeinrichtung 6 individuell zu konfigurieren. Beispielsweise ist es möglich, den oberen Grenzwert für die Herzfrequenz für eine erste Person mit 180 Herzschlägen pro Minute zu konfigurieren und den oberen Grenzwert für die Herzfrequenz für eine zweite Person mit 160 Herzschlägen pro Minute zu konfigurieren.
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In vorteilhafter Weise kann damit die Sensitivität und die Spezifität bei der Generierung eines Nothilfe-Fahrtroutensignals weiter verbessert werden.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann eine vorhandene Ausgabeeinrichtung des Navigationssystems 1, beispielsweise ein Display 1.3 und/oder ein Audiogerät 1.4 zur Ausgabe von Hinweisen zu Maßnahmen der Ersten Hilfe genutzt werden. Dabei ist es möglich, dass allgemeine Hinweise, beispielsweise zum Verhalten bei Schockzuständen, ausgegeben werden.
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Es ist aber auch möglich, dass durch die Signalauswerteeinheit 6 die gesundheitsbedingte Notsituation erkannt wird und zusätzlich zum Nothilfe-Fahrtroutensignal, beispielsweise in Form einer Kennnummer, übertragen wird. in diesem Fall wird durch das Navigationssystem 1 ein gespeicherter spezifischer, dieser Kennnummer zugeordneter Hinweis ausgegeben. Ein solcher spezifischer Hinweis kann beispielsweise den Einsatz eines Defibrillators bei einem Auftreten von Kammerflimmern beschreiben.
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In vorteilhafter Weise kann dadurch die Hilfeleistung in einer gesundheitsbedingten Notsituation bei einem Fahrzeuginsassen zielgerichtet geführt werden, so dass die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht oder das Risiko von Gesundheitsschäden verringert wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011016776 [0003]
- DE 102011016777 [0004]