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Die Erfindung betrifft einen aufblasbaren Gassack für ein Kraftfahrzeug mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch 1.
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Aufblasbare Gassäcke werden in Kraftfahrzeugen allgemein zum Schutz des Insassen verwendet und im Falle eines Unfalles in einer Frühphase schlagartig mittels eines Gasgenerators aufgeblasen. Der Gassack selbst ist durch mehrere miteinander vernähte Gewebeteile oder einen einstückig gewebten Gewebesack gebildet, und weist eine Kammer einer definierten Geometrie oder ein Kammersystem aus mehreren Einzelkammern auf, welche im aufgeblasenen Zustand die Innenstruktur des Kraftfahrzeuges abdecken und den Insassen davor schützen, sich durch den Aufprall auf die Innenstruktur oder durch ein Heraustreten aus einem geöffneten Fenster schwere Verletzungen zuzuziehen. Außer durch die Geometrie der Kammer(n) kann die Aufblascharakteristik zusätzlich durch Fangbänder verändert werden, welche bestimmte Abschnitte des Gassackes miteinander verbinden und durch ihre Länge die Geometrie des Gassackes während des Aufblasens entscheidend mit beeinflussen. Die Fangbänder werden an dem Gewebe des Gassackes mittels einer Naht befestigt.
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Ein grundsätzliches einzuhaltendes Qualitätskriterium bei der Herstellung des Gassackes und bei der Befestigung der Fangbänder ist es, dass die Nähte entsprechend eines vorbestimmten Verlaufs und insbesondere parallel zu den angrenzenden Randabschnitten des jeweiligen Gewebeabschnittes verlaufen sollen. Sofern die Vernähung manuell erfolgt, setzt das Vernähen eine sehr große Gewissenhaftigkeit der handhabenden Person voraus. Da die Nadel und der Gewebeabschnitt in ungünstigen Stellungen von dem großen Nähnadelkopf verdeckt sein können, kann es auch für eine gewissenhafte Person schwierig sein, die Gewebeabschnitte entsprechend des vorgegebenen Nahtverlaufs miteinander zu vernähen.
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Aufgabe der Erfindung ist es, einen aufblasbaren Gassack zu schaffen, bei dem die Naht vereinfacht entsprechend eines vorgegebenen Nahtverlaufs vernäht werden kann.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen aufblasbaren Gassack mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Weitere bevorzugte Weiterentwicklungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Gemäß dem Grundgedanken der Erfindung wird zur Lösung der Aufgabe vorgeschlagen, dass einer der Gewebeabschnitte einen in dem vorbestimmten Nahtverlauf angeordneten Ausschnitt aufweist, in dem die Naht nur durch den durch den Ausschnitt freigelegten Gewebeabschnitt vernäht ist, wobei der Ausschnitt durch zwei parallel zu dem vorbestimmten Nahtverlauf ausgerichtete Ränder begrenzt ist, und der Ausschnitt durch zwei parallele von einem der Gewebeabschnitte seitlich abragende Zungen begrenzt ist, welche derart angeordnet sind, dass der vorbestimmte Nahtverlauf zwischen den Zungen verläuft. Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung ist darin zu sehen, dass der Ausschnitt praktisch eine Art Kontrollfeld darstellt, welches während des Nähens durchfahren werden muss. Aufgrund dieser Kontrollmöglichkeit wird der nähenden Person das Vernähen der Gewebeabschnitte entlang des vorgegebenen Nahtverlaufs insgesamt erleichtert und die Fehlerwahrscheinlichkeit verringert. Sofern der Ausschnitt im Bereich eines Randabschnittes des Gewebeabschnittes angeordnet ist, kann der Ausschnitt auch den Beginn des vorgegebenen Nahtverlaufs kennzeichnen, so dass der Einstichpunkt der Nadel zu Beginn des Nähens leichter aufgefunden werden kann. Ferner wird die Nadel während der ersten Stiche durch nur eine Gewebelage gestochen, so dass die Nähnadel einige Vorstiche ausführt, bevor sie die Gewebeabschnitte durch Vernähen entlang des vorgegebenen Nahtverlaufs miteinander verbindet. Dadurch beginnt das Vernähen mit einer geringeren Stichkraft und die Gewebeabschnitte werden gleich mit der vorgesehenen Stichweite miteinander vernäht. Der möglicherweise unregelmäßige Abschnitt des Nahtanfangs wird damit in den Bereich des Ausschnitts verlegt, in dem die Naht nur mit einem Gewebeabschnitt vernäht ist, also in den Abschnitt, in dem die Naht die Gewebeabschnitte nicht verbindet. Dabei wird die Richtung des Vernähens durch die Längsrichtung der Zungen vorgegeben, wobei der Nähnadelkopf zu Beginn des Nähvorganges über dem Ausschnitt positioniert wird, ohne dass die Nähnadel dabei sichtbar sein muss, um mit dem ersten Stich den Ausschnitt zu treffen.
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Nachfolgend wird die Erfindung anhand zweier bevorzugter Ausführungsbeispiele näher erläutert. Dabei zeigt:
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1: einen Gewebeabschnitt mit einem offenen Ausschnitt;
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2: einen Gewebeabschnitt mit einem Fensterausschnitt;
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3: einen Gewebeabschnitt mit zwei Teilausschnitten;
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4: einen Gewebeabschnitt mit einem zu zwei Seiten offenen Ausschnitt.
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In der 1 ist ein Ausschnitt eines aufblasbaren Gassackes zu erkennen, in dem zwei Gewebeabschnitte 1 und 2 mittels einer Naht 7 miteinander verbunden sind. Der Gewebeabschnitt 1 kann z. B. die Hülle eines Fahrergassackes, Beifahrergassackes, Vorhanggassackes, Seitengassackes, Kniegassackes oder eines Fenstergassackes zum Fußgängerschutz sein, während der Gewebeabschnitt 2 ein Fangband, eine Trennwand, ein Führungskanal für ein Fangband oder eine angrenzende aufblasbare Kammer sein kann. Der Begriff Gewebeabschnitt ist als flächige Lage mit einem Gewebe zu verstehen, welches zusätzlich beschichtet oder behandelt sein kann. Die Gewebeabschnitte 1 und 2 können aus einem großen Gewebeabschnitt herausgeschnitten oder auch Teil eines einstückig gewebten Gassackes sein.
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Der zweite Gewebeabschnitt 2 ist in einem Randabschnitt mit einem Ausschnitt 3 versehen, welcher in dem Ausführungsbeispiel in der 1 durch seitlich abragende Zungen 4 und 5 begrenzt ist. In dem Ausführungsbeispiel in der 2 ist der Ausschnitt 3 durch einen die Zungen 4 und 5 verbindenden Steg 6 zu einem Fensterausschnitt geschlossen. Der Ausschnitt 3 befindet sich bei beiden Ausführungsbeispielen in einem seitlich abragenden Fortsatz des Gewebeabschnittes 2, welcher derart bemessen ist, dass der Ausschnitt 3 in einem Abstand 9 von 30 mm zu dem Rand der Grundfläche des Gewebeabschnitts 2 angeordnet ist.
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Der Ausschnitt 3 ist jeweils so angeordnet, dass er den vorbestimmten Nahtverlauf überlappt, in dem die Gewebeabschnitte 1 und 2 über eine Naht 7 miteinander verbunden werden sollen. Dabei kann der vorbestimmte Nahtverlauf auch allein zu dem Gewebeabschnitt 2 bestimmt sein, so dass dieser mit einer bestimmten Festigkeit aber in einer beliebigen Ausrichtung an dem Gewebeabschnitt 1 befestigt werden kann.
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Der Ausschnitt 3 ist durch die Zungen 4 und 5 in Richtung des vorbestimmten Nahtverlaufs seitlich begrenzt und zwar parallel zu dem Nahtverlauf, so dass die Längsrichtung der Zungen 4 und 5 die Richtung des Vernähens praktisch vorgibt. Der Nähnadelkopf der Nähmaschine wird zu Beginn des Nähvorganges über dem Ausschnitt 3 positioniert, so dass die Nadel, ohne diese sehen zu können, mit dem ersten Stich in den Ausschnitt 3 trifft. Der Ausschnitt 3 erleichtert damit die Positionierung des Nähnadelkopfes und des ersten Stiches der Nähnadel beim Nahtbeginn, so dass die Gewebeabschnitte 1 und 2 vereinfacht entlang des vorbestimmten Nahtverlaufes vernäht werden können. Dies ist insbesondere deswegen von Vorteil, da der Nähnadelkopf verhältnismäßig groß ist und die Nähnadel zumindest in bestimmten Stellungen verdeckt.
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Die ersten Stiche der Naht 7 werden dabei nicht durch den Gewebeabschnitt 2 gestochen, so dass die aufzubringende Stichkraft zu Beginn des Nähvorganges entsprechend geringer ist. Die Naht 7 wird in dem Ausschnitt 3 nur durch den Gewebeabschnitt 1 und einen möglicherweise darunter liegenden dritten Gewebeabschnitt gestochen.
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Die Gewebeabschnitte 1 und 2 können im Bereich des Ausschnitts 3 optisch unterschiedlich gestaltet sein, so dass die Zungen 4 und 5 eine optische Markierung bilden. Durch die Markierungen kann der Nähvorgang selbst erleichtert werden und es wird außerdem eine Kontrollmöglichkeit geschaffen, mittels derer eine fehlerhafte Naht 7 erkannt werden kann, wenn die Naht 7 nicht durch den Ausschnitt 3 verläuft. Die optisch unterschiedliche und erkennbare Gestaltung kann z. B. in einer anderen Farbe der Gewebeabschnitte 1 und 2, einem unterschiedlichen Webschema oder einer unterschiedlichen Oberflächenstruktur bestehen.
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Sofern der Gewebeabschnitt 2 ein Fangband ist, verläuft die Naht 7 in der vorbestimmten Ausrichtung bevorzugt senkrecht zu der Spannrichtung, so dass die Naht 7 eine besonders hohe Festigkeit gegenüber den wirkenden Zugkräften aufweist. Sofern der Gewebeabschnitt 2 einen Führungskanal für ein Fangband bildet, verläuft der vorbestimmte Nahtverlauf bevorzugt parallel zu der Führungsrichtung des Fangbandes in dem Führungskanal.
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Es hat sich herausgestellt, dass der Ausschnitt 3 eine Länge 8 in Verlaufsrichtung des vorbestimmten Nahtverlaufs von wenigstens 15 mm, idealerweise von 20 mm aufweisen sollte, damit die Ausrichtung der Naht 7 zu Beginn des Vernähens der beiden Gewebeabschnitte 1 und 2 identisch mit dem vorbestimmten Nahtverlauf ist.
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In der 3 ist eine weitere Ausführungsform der Erfindung zu erkennen, bei der der Ausschnitt 3 seitlich nach außen nicht begrenzt ist, sondern durch einen T-Steg 10 mit einem Kopf 10a in zwei Teilausschnitte 3a und 3b unterteilt ist.
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In der 4 ist eine weitere Variante der Erfindung zu erkennen, bei der der Ausschnitt 3 zu zwei Seiten hin offen ist und nur durch eine Zunge 5 und den Rand des Gewebeabschnittes 2 begrenzt ist. Die Zunge 5 kann hier auch als Führung für den Nähnadelkopf während der ersten Stiche angesehen werden.