-
Hintergrund der Erfindung
-
Die Erfindung betrifft eine Mälzereivorrichtung zum Mälzen von Keimgut, mit einem Behälter, in dem das zu mälzende Keimgut aufgenommen ist. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Mälzen von Keimgut in einer derartigen Mälzeinrichtung
-
Mälzereivorrichtung dienen dazu Keimgut, wie Getreide, Cerealien (Feldfrüchte) oder Leguminosen anzukeimen und in diesem eine erste Wurzel- oder Sprossbildung auszulösen. Das derart gekeimte Keimgut wird dann bei der Brotproduktion und im Brauereiwesen zur Gewinnung von Malz verwendet. Das Malz wird dabei durch ein Trocknen, Darren und Rösten von Grünmalz hergestellt, das nach dem Keimen, insbesondere von Gerste oder Weizen aus Getreide entsteht.
-
Ein weiteres Anwendungsgebiet von gekeimtem Keimgut bildet die Landwirtschaft. Zum einen wird gekeimtes Keimgut als Saatgut verwendet, um ein gleichmäßiges Anwachsen der Aussaat zu gewährleisten und das Wachstum zu beschleunigen. Zum anderen wird gekeimtes Keimgut als Futtermittel verwendet, dessen Inhaltsstoffe von den Tieren erst durch den unterbrochenen Keimprozess effizient verwertbar sind. Gekeimtes Keimgut bildet hier einen wertvollen Energie- und Eiweißlieferanten, einen Vitaminlieferanten und/oder Spurenelementlieferanten, der beispielsweise herkömmlich verwendeten Sojaschrot als Eiweißlieferanten ersetzen kann.
-
Zugrundeliegende Aufgabe
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Mälzereivorrichtung und ein Verfahren zum Mälzen von Keimgut anzugeben, mittels denen Keimgut in besonders homogener Qualität und weitgehend automatisiert gekeimt werden kann.
-
Erfindungsgemäße Lösung
-
Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß mit einer Mälzereivorrichtung zum Mälzen von Keimgut geschaffen, mit einem Behälter, in dem das zu mälzende Keimgut aufgenommen ist. Der Behälter ist in seinem unteren Bereich mit einer Luftabführung zum Abführen von Luft aus dem Behälter und im oberen Bereich mit einer Wasserzuführung zum Zuführen von Wasser in den Behälter ausgebildet.
-
Die erfindungsgemäße Lösung basiert auf folgenden Überlegungen:
Keimgut, insbesondere Samen von Samenpflanzen wie beispielsweise Getreide, Cerealien (Feldfrüchte) oder Leguminosen, setzt sich aus einzelnen Keimgutkörnern, insbesondere Samenkörnern, zusammen. Das einzelne Keimgutkorn umfasst einen Keimling bzw. Embryo und ein Nährgewebe bzw. Mehlkörper als sogenanntes Endosperm, umhüllt von einer Schale, die den Keimling und das Endosperm schützt. Das Endosperm seinerseits umfasst Nährstoffe in Form von energiereichen, hochmolekularen, wasserunlöslichen Stärken und Eiweißen, in denen Energie in Form von chemischer Energie für den Keimling gespeichert ist. Die derart gespeicherte Energie kann in einem Keimvorgang in einer exothermen Reaktion unter Wärmeentwicklung freigesetzt werden. Damit der Keimvorgang startet, müssen Enzyme, wie Amylasen, Peptidasen, Dextrinasen usw., die sich als Biokatalysatoren im Keimgutkorn befinden, zunächst aktiviert werden. Die Aktivierung der Enzyme wird von bestimmten Faktoren beeinflusst, wie z. B. dem Wassergehalt bzw. Feuchtegrad und der Temperatur des Keimguts. Die Größe der Faktoren ist dabei abhängig von der Art des Keimguts. Je nach Art des Keimguts, können die Enzyme mittels einem definiertem Zugeben von Wasser, Erhöhen der Temperatur oder Zugeben von Wachstumshormonen wie Gibberillinsäure aktiviert werden. Durch das Aktivieren der Enzyme startet der Keimvorgang mit einem Bilden von weiteren Enzymen und insbesondere mit einem Abbau der hochmolekularen Stärken und Eiweiße in niedermolekulare Zucker und Aminosäuren, sowie mit der Bildung von Vitaminen. Erst diese niedermolekularen strukturierten Nährstoffe sind für den Keimling verwertbar. Derart strukturiert können nun z. B. die Zucker, insbesondere Glucose, Maltose, Maltotriose und Maiose vom Keimling abgebaut und damit Energie für die weitere Entwicklung des Keimlings zum Aufbau der Pflanze gewonnen werden.
-
Wird der Abbau der niedermolekularen Nährstoffe rechtzeitig vor Abschluss des Keimvorgangs gestoppt, kann das derart gebildete gekeimte Keimgut insbesondere als wertvolles Futtermittel mit niedermolekularen Zuckern und Eiweißen verwendet werden sowie zur weiterführenden Herstellung von Malz oder als bereits gekeimtes Saatgut.
-
Beim Keimvorgang wird Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid gebildet. Deswegen wird in bekannten Verfahren zur Herstellung von gekeimtem Keimgut das gebildete Kohlendioxid durch Zufuhr von Sauerstoff, von mit Sauerstoff angereichter Luft oder von mit Sauerstoff angereichertem Wasser verdrängt und dadurch der Keimvorgang aufrecht erhalten. Dies erfordert einen hohen technischen Aufwand. Das derart gebildete gekeimte Keimgut wird herkömmlicherweise anschließend getrocknet und erhitzt, um es haltbar und lagerfähig zu machen. Das Erhitzen erfordert einen hohen Energieaufwand. Des Weiteren ist die Gefahr durch Überhitzen des gekeimten Keimguts groß, das dadurch irreversibel in der Keimfähigkeit geschädigt wird und ein späteres Fortführen des unterbrochenen Keimvorgangs unmöglich macht.
-
Erfindungsgemäß ist an dem Behälter der Mälzereivorrichtung eine Wasserzuführung von oben vorgesehen, mittels der es möglich ist Wasser gleichmäßig auf das im Behälter gelagerte Keimgut auszubringen, welches dann aufgrund seiner Schwerkraft durch das Keimgut hindurchsickert. Diese Wasserzuführung von oben kann besonders vorteilhaft zum Kühlen genutzt werden. Das Keimgut wird dabei vorteilhaft besprüht, wodurch sich eine gleichmäßige Wasserverteilung über die obere Oberfläche des Keimguts ergibt und dieses aufgesprühte Wasser dann in das Keimgut hinein großflächig eingeführt wird.
-
Das Wasser kann zusammen mit Kohledioxid, welcher sich während des Keimvorgangs bildet, mit der erfindungsgemäß vorgesehenen Luftabführung im unteren Bereich des Behälters abgeführt werden. Damit übernimmt die Luftabführung eine Doppelfunktion, indem sie mittels der Abfuhr des gebildeten Kohlendioxids den Keimvorgang aufrechterhält und ferner mittels der Abfuhr des Wassers zu einem geregelten Feuchtegrad und auch einer geregelten Temperierung des Keimguts beiträgt. Mit dem Absaugen von Luft und Wasser wird das Keimgut gekühlt, der Keimprozess kann hinsichtlich der Temperatur des Keimguts geregelt werden und durch Einstellen einer entsprechend tiefen Temperatur, bei der kein weiteres Keimen mehr erfolgt, der Keimvorgang auch gezielt beendet und das Keimgut nachfolgend bei dieser niedrigen Temperatur auf einfache Weise gelagert werden.
-
Mit der Abfuhr bzw. dem Entfernen des Kohlendioxids wird das Keimgut dazu angeregt seinerseits Kohlendioxid nachzubilden, um ein chemisches Gleichgewicht herzustellen. Ganz allgemein werden die Ausgangsstoffe einer chemischen Reaktion als Edukte und die entstehenden Stoffe bzw. Endstoffe einer chemischen Reaktion als Produkte bezeichnet. Bei einer chemischen Reaktion liegt ein Gleichgewicht zwischen einer Hin- und einer Rückreaktion vor, das sogenannte chemische Gleichgewicht. Dieses chemische Gleichgewicht kann gestört werden, indem beispielsweise ein Produkt entzogen wird, d. h. die Konzentration eines Produkts erniedrigt wird. Dadurch läuft die Reaktion vermehrt in Richtung der Produkte, bis das chemische Gleichgewicht wieder erreicht ist. Wird also in der erfindungsgemäßen Lösung Kohlendioxid als ein Produkt beim Keimvorgang entfernt, so wird neues Kohlendioxid gebildet und damit auf besonders einfache Weise auch der Keimvorgang in Gang gehalten.
-
Insbesondere wird das Kohlendioxid ständig entfernt, sodass ständig neues Kohlendioxid und damit auch die weiteren Produkte des Keimvorgangs gebildet werden und damit der Keimvorgang kontinuierlich ohne Unterbrechung aufrechterhalten wird.
-
Das Abführen des Kohlendioxids führt ferner dazu, dass das Keimgut nicht ”erstickt”. Für den Keimvorgang erfordert das Keimgut Sauerstoff. Ohne diesen Sauerstoff stirbt das Keimgut ab und beginnt zu schimmeln. Die Schimmelbildung wird mit der Abfuhr des Kohlendioxids sicher verhindert.
-
Ferner ist vorteilhaft die Luftabführung zum Absaugen von Luft und insbesondere auch zum Absaugen von Kohledioxid aus dem Keimgut nach unten angepasst. Das Kühlen und Abführen von Kohlendioxid wird vorteilhaft dadurch erreicht, dass das Keimgut unter Unterdruck gesetzt wird. Mit dem Unterdruck ergibt sich am Keimgut eine Kühlwirkung aufgrund der veränderten Wasseraufnahmefähigkeit des das Keimgut umgebenden Gases.
-
Wichtig ist dabei, dass wirklich die gesamte Menge an Keimgut im Behälter gleichmäßig behandelt werden kann.
-
Die Luftabführung ist vorzugsweise mit einer die Fluthöhe im Behälter übersteigenden Steigleitung gestaltet. Die Steigleitung ist vorzugsweise Teil einer Leitung, welche zunächst ansteigt und nachfolgend wieder abfällt, also eine Art Siphon bildet, in dem dann der Wasserspiegel ansteigt, wenn auch im Behälter Wasser zugegeben wird. Befindet sich hingegen im Behälter kein Wasser mehr, so fließt auch das Wasser aus der Steigleitung ab und durch diese kann aus dem Behälter heraus Luft und/oder Kohlendioxid abgesaugt werden. Die Steigleitung macht es möglich, dass an dem Behälter ohne Rückschlagventil oder einem anderen vergleichsweise aufwendigen Stellorgan zum Zurückhalten des Wassers im Behälter gearbeitet werden kann. Ein Einströmen von Wasser in die weitere Luftabführleitung ist sicher und einfach verhindert.
-
Der erfindungsgemäße Behälter ist vorzugsweise im unteren Bereich mit einer Wasserzuführung zum Fluten des Behälters mit Wasser ausgebildet. So kann insbesondere im Rahmen einer gezielten Zu- und/oder Abfuhr von Wasser mittels einer Wasserzuführung das Keimgut gewaschen und angefeuchtet werden. Das Wasser wird besonders von unten zum Fluten des Behälters eingebracht, wobei das Keimgut im derart einströmenden Wasser aufschwimmt und daher leichter durchmischt werden kann. Mit dem Fluten kann das Keimgut gewaschen und zum Keimen angeregt werden.
-
Der Behälter ist ferner vorzugsweise im unteren Bereich mit einer Wasserabführung zum Abführen von Wasser aus dem Behälter nach unten ausgebildet. Die Wasserabführung erfolgt also vorzugsweise nach unten, indem das Wasser einfach durch den luftdurchlässigen Behälterboden hindurch abgelassen wird. Zur Steuerung ist dann lediglich ein Ablasshahn erforderlich.
-
Erfindungsgemäß ist ferner eine Mälzereivorrichtung, insbesondere der oben genannten Art vorgesehen, zum Mälzen von Keimgut, mit einem Behälter, in dem das zu mälzende Keimgut aufgenommen ist, und bei der der Behälter im unteren Bereich mit einer Luftabführung zum Abführen von Luft aus dem Behälter und ferner im unteren Bereich mit einer Luftzuführung zum Zuführen von Luft in den Behälter ausgebildet ist.
-
Mit der derartigen Luftführung an einem erfindungsgemäßen Behälter ist ein zweistufiges Trocknen des Keimgutes möglich. Zum einen kann mittels Absaugen kalter feuchter Luft das Keimgut von einem Großteil der an ihm verhaftenden Feuchtigkeit und insbesondere von Oberflächenwasser und Tröpfchen befreit werden. Mit einem nachfolgenden Zuführen warmer trockener Luft ist eine weitergehende Trocknung des Keimguts möglich, bei der auch den Körnern des Keimguts selbst Feuchtigkeit entzogen wird. Vorteilhaft ist derart also eine zweitstufige Trocknung möglich. Das Trocknen mittels Zufuhr von warmer bzw. heißer Luft kann besonders vorteilhaft zum Darren und Rösten des Keimguts verwendet werden.
-
In dem Behälter ist vorzugsweise eine Einrichtung zum fortwährenden teilweisen Anheben des Keimguts vorgesehen. Mit dem Anheben wird ein Teil des Keimguts in dem Behälter umgelagert und gelangt in andere Bereiche, aus denen es aufgrund seines Eigengewichts durch Herabfalle und Herabströmen selbsttätig weiterfließt. Es ist derart eine besonders einfache und zugleich räumlich weitreichende Bewegung des Keimguts innerhalb des Behälters möglich. Mit der Bewegung wird das Keimgut durchmischt und es werden auch die einzelnen Körner relativ zueinander bewegt. Dabei reiben die einzelnen Körner aneinander, sodass die genannten, gegebenenfalls vorhandenen Verunreinigungen durch Abrieb von den einzelnen Körnern besonders schnell und gründlich getrennt werden. Die Verunreinigungen werden bei einem Abführen des Wassers mit dem Wasser entfernt und das Keimgut wird gereinigt. Darüberhinaus werden die einzelnen Körner, die sich relativ zueinander bewegen, alle besonders gleichmäßig angefeuchtet und auch wieder besonders gleichmäßig getrocknet, gedarrt oder geröstet. Es ergibt sich eine homogene und gleichmäßige Behandlung über das gesamte Keimgut hinweg. Als Hebevorrichtung für das Keimgut ist besonders bevorzugt in dem Behälter eine Wendel vorgesehen, die sich um eine vertikale Achse dreht. An der Wendel wird ein Teil des Keimguts angehoben, während ein anderer Teil des Keimguts herabfallen bzw. herabfließen gelassen wird. Die Wendel reicht in einem kreisrunden Behälter besonders bevorzugt bis an die Innenseite der Behälterwand heran, so dass gerade im Randbereich an der Behälterwand und auch in den äußeren unteren Bereichen, keine Gebiete ergeben, in denen das Keimgut nicht bewegt und umgewälzt wird. Die Wendel ist ferner vorteilhaft hohlzylindrisch gestaltet, wobei insbesondere im Wesentlichen radial gerichtete Stege vorgesehen sind, welche die erste Wendel mit einer zentralen, drehbaren Achse verbinden. Mit der hohlzylindrischen Wendel wird Keimgut radial außen von der Wendel angehoben, während im radial inneren Bereich, dort wo kein Wendelgang vorgesehen ist, das Keimgut nach unten strömen kann. Dadurch ergibt sich eine besonders vorteilhaft Strömung im Behälter unten von innen nach außen und oben von außen nach innen. Das angehobene Keimgut wird in der Mitte des Behälters zusammengeführt und vermischt sich dort nochmals besonders vorteilhaft. Die vorteilhaft vorgesehenen radialen Stege fördern dieses Durchmischen zusätzlich. Bei Behältern des Standes der Technik, welche eine zentrale vollzylindrische Wendel aufweisen, ergibt sich diese vorteilhafte Durchmischung nicht. Mit den radialen Stegen ergibt sich ferner eine gitterartige Struktur der erfindungsgemäßen Wendel, so dass deren Gewicht vergleichsweise gering ist und diese dennoch eine hohe Steifigkeit und Stabilität aufweist. Die radialen Stege sind besonders bevorzugt streifenförmig gestaltet und weisen ähnlich einem Flügel eine gewisse Neigung auf, die ebenfalls zu einem Anheben das daran entlang strömenden Gutes führt. Die derartige vergleichsweise leichte Wendel ist insbesondere deshalb von Vorteil, weil die erste Wendel bevorzugt an der Oberseite des Behälters hängend gelagert ist. Mit dieser hängenden Lagerung entfällt eine Lagerung der ersten Wendel im unteren Bereich des Behälters und insbesondere im Bodenbereich. Somit brauch in diesem Bodenbereich auch kein Lager vorgesehen und abgedichtet werden, was die Herstellungs- und Wartungskosten gering hält.
-
An dem Behälter ist ferner vorzugsweise eine Absaugeinrichtung zum Abführen des Keimguts aus dem Behälter unter Unterdruck vorgesehen ist. Die Absaugeinrichtung stellt eine vorteilhaft Alternative zu einem Auslaufschieber dar und ermöglicht ein vollständiges und restloses Entleeren des Behälters. Aus dem abgesaugten Strom können das Keimgut und die abgesaugte Luft mittels eines Zyklons auf einfache Weise getrennt werden.
-
Gemäß der Erfindung ist auch ein Verfahren zum Mälzen von Keimgut in einer Mälzeinrichtung, insbesondere einer Mälzeinrichtung der oben genannten Art geschaffen, die einen Behälter zum Aufnehmen des zu mälzenden Keimguts umfasst und bei dem aus dem Behälter zunächst kalte, feuchte Luft abgesaugt und nachfolgend in den Behälter warme, trockene Luft eingeblasen wird. Mit dem derartigen Verfahren einer zweistufigen Trocknung werden die oben bereits genannten Vorteile erzielt.
-
Die kalte, feuchte Luft wird bevorzugt unten aus dem Behälter abgesaugt und die warme, trockene Luft unten in den Behälter eingeblasen. Mit dem Absaugen nach unten wird zugleich das nach unten sickernde Wasser abgeleitet und ferner das eine höhere Dichte als Luft aufweisende Kohlendioxid abgeführt. Mit dem Einblasen warmer, trockener Luft von unten wird das Keimgut und dessen Bestandteile angehoben und dadurch aufgelockert. Es entstehen vergrößerte Strömungskanäle für das Durchleiten der Luft durch das Keimgut.
-
Kurzbeschreibung der Zeichnungen
-
Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Lösung anhand der beigefügten schematischen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
-
1 eine schematische Darstellung einer Mälzereivorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Verarbeitung von Keimgut,
-
2 eine schematische Darstellung von Verfahrensschritten des erfindungsgemäßen Verfahrens und
-
3 eine schematische Darstellung weiterer Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens.
-
Detaillierte Beschreibung des Ausführungsbeispiels
-
Eine Mälzereivorrichtung 10 zum Reinigen, Waschen, Weichen, Keimen, Trocknen, Darren, Rösten und/oder Lagern von Keimgut umfasst einen im Wesentlichen senkrecht stehenden, kreiszylindrischen Behälter 12, dessen Behälterachse im Wesentlichen senkrecht ausgerichtet ist. Das Keimgut ist gebildet aus einzelnen Körnern, insbesondere aus Samenkörnern, wie Getreidekörner oder Leguminosen-Körner.
-
Der Behälter 12 ist mit einer Öffnung 14 an seiner oberen Stirnseite zum wahlweisen Zuführen von Keimgut und Frischluft, einem Behälterboden 16 in seinem unteren Endbereich, einer Öffnung 18 am unteren Ende zum wahlweisen Zuführen und Ablassen von Wasser, einem Wasserüberlauf 20 im oberen Endbereich, einem oder mehreren Wassersprühköpfen 22 an der oberen Stirnseite, einem Auslaufschieber 24 am unteren Ende, einem Absaugstutzen 26 im unteren Endbereich und einem Gasraum 28 im unteren Endbereich versehen. Der Behälterboden 16 befindet sich oberhalb des Gasraums 28, ist gas- und wasserdurchlässig, aber undurchlässig für die einzelnen Körner des Keimguts.
-
Aus dem Gasraum 28 führt seitlich eine Absaugleitung 30, die mit einem Absaugventilator 32 und einem Messgerät 34 verbunden ist. Das Messgerät 34 ist mit einem Steuergerät 36 gekoppelt, welches seinerseits mit dem Absaugventilator 32 und dem Wassersprühkopf 22 gekoppelt ist. Weiterhin befindet sich im Gasraum 28 seitlich eine Öffnung 38, die über eine Rohrleitung 40 zu einem Gebläse 42 führt, an das eine externe Wärmequelle 44 angeschlossen ist. An der Öffnung 38 befindet sich ein Thermostat 46 und in der Rohrleitung 40 ist ein Wassersprühkopf 48 angebracht. Der Wassersprühkopf 48 und das Gebläse 42 sind mit dem Steuergerät 36 gekoppelt.
-
Der Behälterboden 16 ist als Siebboden luftdurchlässig, wobei die Luftdurchlässigkeit mittels eines Lochblechs geschaffen ist. Das Lochblech ist mit einer Vielzahl regelmäßig verteilter, im Wesentlichen kreisrunder oder länglicher Löcher gestaltet, deren Lochdurchmesser kleiner ist, als die durchschnittliche Größe der Bestandteile des in der Regel körnigen Keimguts. Das Lochblech erstreckt sich im Wesentlichen horizontal.
-
Im Behälter 12 befindet sich eine Mischeinrichtung 50, die vorliegend als eine um die senkrechte Behälterachse drehbare, hohle Doppelspirale ausgebildet und über einen am oberen Ende des Behälters 12 angeordneten Hauptantrieb 52 bewegbar ist. Der Hauptantrieb 52 umfasst einen Elektromotor und vorzugsweise ein Planetengetriebe (beide nicht im Detail dargestellt), wobei die Doppelspirale an dem Planetengetriebe aufgehängt ist. Alternativ zu einem Planetengetriebe kann ein Kegelrad-, Schnecken- oder Stirnradgetriebe vorgesehen sein. Die Doppelspirale ist so gestaltet, dass sie eine radial innere, bandförmige Wendel 53 und eine radial äußere, bandförmige Wendel 54 umfasst. Die Wendeln 53 und 54 sind mittels radial gerichteter Stege 55 an einer zentralen Nabe 56 gehalten.
-
Die derart hohlzylindrischen einzelnen Wendeln 53 und 54 führen dazu, dass an ihnen jenes Keimgut, welches sich auf den jeweils streifenförmigen Wendelgängen der Wendeln 53 und 54 ablegt, angehoben, mitgefördert und im Behälter 12 nach oben gefördert wird. Dieses Fördern von Keimgut nach oben geschieht im Behälter 12 radial außen. Zugleich strömt Keimgut, welches zuvor nach oben bewegt wurde, radial innen wieder in dem Behälter 12 nach unten. Damit geschieht die Aufwärtsbewegung im Grundriss betrachtet in einem Flächenbereich des Behälters, der radial außen liegt und vergleichsweise groß ist, während die Abwärtsbewegung in einem inneren, zentralen Flächenbereich stattfindet, auf den hin sich die Strömung des Keimguts konzentriert. Mit dem derartigen ”Zusammenschütten” des zuvor nach oben geförderten Keimguts in der Mittel des Behälters 12 werden Keimgutströme vereint und dabei eine weitere Durchmischung des Keimgutes erreicht. Ferner führt die Drehbewegung der Nabe 56 im Zentrum des Behälters 12 ebenfalls zu einer Bewegung und Durchmischung des Keimguts.
-
An der Innenseite der zylindrischen Behälterwand ist ferner eine zweite Wendel 57 ortsfest angeordnet, die zum Zurückhalten des Keimguts dient und eine zur Steigung der Wendeln 53 und 54 entgegengesetzte Steigungsrichtung aufweist.
-
Unterhalb des Behälters 12 sind Wägezellen 58 angebracht, die zur Gewichtserfassung des sich im Behälter 12 befindlichen und/oder dort zugeführten bzw. abgeführten Keimgut dienen.
-
3 und 4 zeigen ein zur Mälzereivorrichtung 10 gehörendes Verfahren 59 zum Reinigen, Waschen, Weichen, Keimen, Trocknen, Darren, Rösten und/oder Lagern von Keimgut. Bei diesem Verfahren 59 wird zunächst der Behälter 12 über die Öffnung 14 von oben mit Keimgut befüllt. Beispielsweise wird Weizen in den Behälter 12 gefüllt, der dann auf dem Behälterboden 16 liegen bleibt. Der Behälter 12 kann teilweise oder bis zu 3/4 von einem Füllmaximum 60 befüllt werden, während über die Wägezellen 58 das Gewicht des sich im Behälter 12 befindlichen Keimguts erfasst wird. Die Befüllung ist insofern auf 3/4 des maximalen Füllvolumens begrenzt, als das Gut im Behälter 12 während der Behandlung quillt und ferner Blatt- und Wurzelkeime zu einem Volumenzuwachs führen.
-
Das in den Behälter 12 eingelagerte Keimgut kann dort durch Bewegung mit der Mischeinrichtung 50 umgewälzt und unter Absaugung des entstehenden Abriebs mechanisch gereinigt werden.
-
In einem nachfolgenden Verfahrensschritt des Anfeuchtens 61 von Keimgut zum Start eines Keimvorgans wird das Keimgut gewaschen und eingeweicht. Dazu erfolgt zunächst ein Zuführen 62 von Wasser derart, dass das Wasser von unten über die Öffnung 18 in den Behälter 12 eingeleitet wird. Der Wasserspiegel steigt dabei so lange, bis der sich im oberen Bereich des Behälters 12 befindliche Wasserüberlauf 20 erreicht ist. Dabei steigt auch der Wasserspiegel in der Absaugleitung 30, die im unteren Teil des Behälters 12 aus dem Gasraum 28 führt. Um ein Eindringen des Wassers in den an die Absaugleitung 30 anschließenden Absaugventilator 32 zu verhindern, ist die Absaugleitung 30 ähnlich eines Schwanenhalses geformt. Dabei führt ein Leitungsabschnitt 64 waagrecht aus dem Gasraum 28. Daran anschließend befindet sich ein Leitungsabschnitt 66, der senkrecht weiter nach oben ragt, als der maximal mögliche Wasserspiegel im Behälter 12, das heißt über die Position des Wasserüberlaufs 20 hinausragt. An den Leitungsabschnitt 66 schließt sich ein Leitungsabschnitt 68 an, der waagrecht zu einem weiteren Leitungsabschnitt 70 führt, welcher vorliegend parallel zum Leitungsabschnitt 66 nach unten verläuft. An den Leitungsabschnitt 70 schließt ein Leitungsabschnitt 72 an, der waagrecht zum Absaugventilator 32 führt. Derart geformt erreicht der Wasserspiegel im Leitungsabschnitt 66 nur die Höhe der Position des Wasserüberlaufs 20. Das Wasser gelangt also nicht in die weiteren Leitungsabschnitte 68 bis 72 und damit nicht in den Absaugventilator 32.
-
Während des Zuführens 62 von Wasser in den Behälter 12 wird die Doppelspirale als Mischeinrichtung 50 ständig in einer das Keimgut nach oben fördernden Drehbewegung vom Hauptantrieb 52 gedreht. Die einzelnen Körner werden im Behälter 12 so fortlaufend von unten nach oben transportiert und sinken aufgrund ihres Gewichts anschließend wieder nach unten zurück. Damit ist ein ständiges Bewegen 74 der einzelnen Körner relativ zueinander erreicht. Beim Bewegen 74 reiben die einzelnen Körner aneinander. Bei diesen Reiben werden im Keimgut vorhandene Verunreinigungen von den einzelnen Körnern separiert bzw. getrennt. Die Verunreinigungen umfassen Schmutzpartikel, Spelzenteile sowie schädliche Mikroorganismen wie Schimmelpilze und Sporen. Diese separierten Verunreinigungen trüben das Wasser, das die einzelnen Körner umgibt und werden mit einem anschließenden Abführen 76 des Wassers vom Keimgut entfernt. Dabei strömen das Wasser und die darin enthaltenen Verunreinigungen über den Wasserüberlauf 20 aus dem Behälter 12, bis das ausströmende Wasser klar ist. Dann ist das Keimgut gewaschen bzw. gereinigt.
-
Besonders bevorzugt wird das Wasser zum Waschen des Keimguts kontinuierlich von unten über die Öffnung 18 zugeführt und nach oben kontinuierlich über den Wasserüberlauf 20 abgeführt, bis das abgeführte Wasser klar ist.
-
Beim Waschen ist das Keimgut immer vollständig von Wasser umgeben. Darüberhinaus werden mittels der Mischeinrichtung 50 die einzelnen Körner relativ zueinander im Wasser bewegt und dadurch bereits besonders gleichmäßig angefeuchtet bzw. eingeweicht.
-
Ein umfassendes und gleichmäßiges Einweichen des Keimguts ist nötig, damit die einzelnen Körner Wasser aufnehmen können bis ein bestimmter Feuchtegrad erreicht ist, bei dem der Keimvorgang in dem einzelnen Korn startet.
-
Zum weiteren Einweichen des Keimguts, der sogenannten Nass-Weiche, wird das Zuführen 62 von Wasser in den Behälter 12 gestoppt. Gleichzeitig stoppt dabei das Abführen 76 von Wasser über den Wasserüberlauf 20. Das bereits zugeführte Wasser, dessen Wasserspiegel sich unterhalb des Wasserüberlaufs 20 befindet, verbleibt zum weiteren Einweichen des Keimguts im Behälter 12. Dabei wird das Keimgut mit der Mischeinrichtung 50 dauernd durchmischt und dadurch eine besonders gleichmäßige Wasseraufnahme des einzelnen Korns erreicht. Vorteilhaft ist damit ein Start des Keimvorgangs in annähernd jedem einzelnen Korn erzielt, sodass ein besonders hoher Wirkungsgrad und große Homogenität des Keimguts erreicht ist.
-
Alternativ dazu kann auch im Intervall gemischt werden, was besonders schonend ist und in Abhängigkeit der Art des Keimguts vorteilhaft sein kann.
-
Der gewünschte Feuchtegrad zum Start des Keimvorgangs wird mit dieser Vorgehensweise in einer Zeitdauer von 1 bis 15 Stunden erreicht, je nach Art des Keimguts. Nach dem Einweichen des Keimguts wird das Wasser aus dem Behälter 12 durch die Öffnung 18 vollständig abgeführt.
-
Darauf folgt der Verfahrensschritt des Fortführens 78 des Keimvorgangs, bei dem das Keimgut Kohlendioxid bildet und der erfindungsgemäß unter Kühlen und gleichzeitiger Abfuhr dieses beim Keimvorgang gebildeten Kohlendioxids erfolgt.
-
Zum Fortführen 78 des Keimvorgangs wird also das Wasser, in dem das Keimgut eingeweicht ist, aus dem Behälter 12 nach unten abgeführt. Anschließend wird der Absaugventilator 32 gestartet und es erfolgt ein Absaugen 80 von Luft über die Absaugleitung 30. Dadurch ist ein Absaugstrom 82 erzeugt, der Restwasser und ein bereits beim beginnenden Keimvorgang vom Keimgut gebildetes Kohlendioxid beinhaltet. Im Absaugstrom 82 wird der Gehalt an Kohlendioxid mit dem Messgerät 34 in einem Messvorgang 84 bestimmt. Beim Messvorgang 84 wird bevorzugt zusätzlich die Temperatur und besonders bevorzugt zusätzlich die relative Luftfeuchte im Absaugstrom 82 gemessen. In Abhängigkeit des Ergebnisses des Messvorgangs 84 wird mit Hilfe des Steuergeräts 36 der Absaugventilator 32 stufenlos gesteuert. Mit dem derartigen Steuern 86 der Leistung des Absaugventilators 32 wird ein Absaugen 80 von Luft und Kohlendioxid erreicht.
-
Mit dem Absaugen 80 der Luft wird zunächst ein Trocknen des Keimguts erreicht, die sogenannte Trocken-Weiche. Dabei darf aber der unter dem Verfahrensschritt des Anfeuchtens 60 geschaffene Feuchtegrad bzw. Feuchtigkeitsgehalt des Keimguts nicht unterschritten werden. Deswegen erfolgt bei Bedarf über den Wassersprühkopf 22 von oben bereits bei der Trocken-Weiche ein Besprühen 88 mit Wasser.
-
Das Waschen, die Nass-Weiche und die Trocken-Weiche können mit der derartigen Mälzereivorrichtung 10 je nach Bedarf beliebig oft und in beliebigen Umfängen wiederholt werden. Dadurch kann das Keimgut insbesondere gereinigt und/oder von unerwünschten Stoffen befreit werden, wie beispielsweise Schleimstoffe bei der Verwendung von z. B. Leinsaat als Keimgut oder Bitterstoffe bei der Verwendung von z. B. Erbsen oder Quino als Keimgut.
-
Mit der Trocken-Weiche wird der Schritt des Fortführens 78 des Keimvorgangs unter dauerndem Rühren, Mischen bzw. Bewegen 90 mit der Mischeinrichtung 50 fortgeführt, während bedarfsgerecht, gegebenenfalls ständig oder im Intervall, ein Besprühen 88 des Keimguts mit Wasser und ein Absaugen 80 von Luft stattfindet. Mit dem Besprühen 88 über den Wassersprühkopf 22 wird der Feuchtegrad bzw. Wassergehalt des Keimguts aufrechterhalten, der zum Fortführen 78 des Keimvorgangs benötigt wird.
-
Beim Fortführen 78 des Keimvorgangs werden vom Keimgut in biochemischen Reaktionen unter anderem aus wasserunlöslichen, hochmolekularen Stärken und Eiweißen wasserlösliche, für Mensch und Tier verwertbare, niedermolekulare Zucker und Aminosäuren gebildet. Wie bereits erwähnt, entsteht dabei als Abbauprodukt auch Kohlendioxid und es wird Energie in Form von Wärme freigesetzt, die das Keimgut und dessen Umgebung erwärmt. Dieses Erwärmen ist an der Einrichtung, je nach Außentemperatur der Umgebung der Einrichtung, in der Regel nicht erwünscht und wird deswegen durch Kühlen kompensiert. Das Kühlen wird zum einen mit dem Absaugen 80 der Luft erreicht, da die durchströmende, in der Regel kältere Luft aus der Umgebung der Mälzereivorrichtung 10 Wärmeenergie vom Keimgut aufnimmt. Besonders bevorzugt wird ein zusätzliches Kühlen mit dem Besprühen 88 des Keimguts mit Wasser und dem gleichzeitigen Absaugen 80 der Luft erreicht, da der Luftdruck im Keimgut durch den mit dem Absaugen 80 erzeugten Unterdruck erniedrigt ist, sodass das Wasser, mit dem das Keimgut besprüht wird, verdunstet. Dabei entsteht Verdunstungskälte, die die beim Keimvorgang gebildete Wärme kompensiert. Die Temperatur wird also energiesparend allein durch Nutzung von Verdunstungskälte eingestellt, ohne zusätzliche Kühlleistung von Klima- oder Kühlaggregaten zu benötigen.
-
Mit dem Absaugen 80 der Luft wird gleichzeitig das beim Keimvorgang entstehende Kohlendioxid entfernt, das ein Produkt des Keimvorgangs darstellt. Damit ist ein sich sonst einstellendes chemisches Gleichgewicht derart gestört, dass vom Keimgut zusätzliches Kohlendioxid gebildet und damit der Keimvorgang vorteilhaft in Gang gehalten wird. Ferner werden ein Absterben von Keimgut und eine Schimmelbildung vermieden.
-
Das Kohlendioxid sinkt auch wegen seiner Dichte nach unten, durch den Siebboden 16 hindurch und sammelt sich im Gasraum 28 an. Aus dem Gasraum 28 führt die Absaugleitung 30, durch die mittels des Sogs des Absaugventilators 32 das Kohlendioxid zusammen mit der Luft, die sich im Behälter 12 befindet, und dem darin enthaltenen Wasserdampf aus dem Behälter 12 gesaugt wird.
-
Im derart erzeugten Absaugstrom 82 wird mit dem Messgerät 34 in dem Messvorgang 84 der Gehalt an Kohlendioxid bestimmt. Der Gehalt an Kohlendioxid ist ein Maß für den Keimvorgang. Je weniger Kohlendioxid im Absaugstrom gemessen wird, desto weiter ist der Keimvorgang fortgeschritten. Mit dem Messen des Gehalts an Kohlendioxid im Absaugstrom 82 ist eine einfache und genaue Überwachung des Keimvorgangs geschaffen, sodass der Keimvorgang gesteuert und vorteilhaft im gewünschten Stadium des Keimguts gestoppt werden kann.
-
Die Steuerung 86 des Keimvorgangs erfolgt durch die Kopplung des Steuergeräts 36 mit dem Messgerät 34, mit dem der Messvorgang 84 durchgeführt wird. Indem beim Messvorgang 84 zusätzlich die Temperatur und zusätzlich die relative Luftfeuchte im Absaugstrom 82 gemessen wird, kann mit Hilfe des Steuergeräts 36 der Keimvorgang vollautomatisch geregelt werden.
-
Mit dem Absaugen 80 der Luft nach unten wird zugleich ein Schritt des Zuführens 92 von Frischluft von oben durchgeführt. Dieses Zuführen 92 von Luft von oben geschieht durch die Öffnung 14, derart dass ein gewisser Druckausgleich im Behälter 12 erreicht wird und in diesem nicht zu viel Unterdruck entsteht. Darüber hinaus wird mit der Frischluft für den Keimvorgang nötiger Sauerstoff zugeführt. Zusammen mit dem Abzug des Kohlendioxids wird der Keimvorgang damit besonders effektiv und energiesparend aufrechterhalten.
-
Alternativ kann die Frischluft auch von unten durch die Öffnung 38 zugeführt werden. Dabei wird, angetrieben über das Gebläse 42 die Frischluft durch die Rohrleitung 40 geführt und durch die Öffnung 38 in den Behälter 12 und damit von unten durch das Keimgut gedrückt. Bei Bedarf kann die Frischluft auf diesem Zuführweg mittels des Wassersprühkopfs 48, der in der Rohrleitung 40 angeordnet ist, befeuchtet werden. Dazu ist das Steuergerät 36 bevorzugt auch mit dem Wassersprühkopf 48 und dem Gebläse 42 gekoppelt.
-
Dieses Zuführen der Frischluft von unten kann während der Naß-Weiche im Schritt des Anfeuchtens 60 des Keimguts erfolgen und auch während der Trocken-Weiche und der Keimung im Schritt des Fortführens 78 des Keimvorgangs.
-
Auch beim Schritt des Fortführens 78 des Keimvorgangs erfolgt fortwährend oder in Intervallen ein Bewegen 90 der einzelnen Körner relativ zueinander. Damit wird das Keimgut gut durchlüftet, sodass sowohl Frischluft an jedes einzelne Korn gelangt als auch Kohlendioxid von jedem einzelnen Korn abgezogen wird. Dadurch kann mit der derartigen Mälzereivorrichtung 10 ein besonders hoher Wirkungsgrad bezüglich des Keimvorganges und des Fortschritts erzielt werden. Ferner ist vorteilhaft eine Schimmelbildung sicher vermieden.
-
Je nach Art des Keimguts, Grad des Stadiums des Keimvorgangs und je nach gewünschtem Endprodukt dauert der Keimvorgang 3 bis 8 Tage und wird dann gestoppt.
-
Nach Abschluss des Keimvorgangs kann das Keimgut auf verschiedene Weisen innerhalb des Behälters 12 selbst weiterverarbeitet werden (siehe 3). So kann als eine dieser Möglichkeiten das Keimgut in einem Schritt 94 zum Lagern von gekeimtem Keimgut eingelagert werden.
-
Dieses Einlagern kann für einen längeren Zeitraum von einigen Wochen vorgesehen sein, oder ggf. auch nur für einen sehr kurzen Zeitraum von wenigen Stunden oder Tagen.
-
Das Einlagern erfolgt im Behälter 12 selbst oder wird in einem zweiten vergleichbaren Behälter durchgeführt. Dazu kann das Keimgut durch den Absaugstutzen 26 in diesen annähernd baugleichen Behälter gesaugt werden.
-
Beim Schritt 94 zum Lagern wird die Temperatur des Keimguts einfach und energiesparend mit den vorhandenen, bereits beschriebenen Mitteln der Verdunstungskühlung und des Durchmischens auf eine Temperatur unterhalb der Keimtemperatur des gekeimten Keimguts eingestellt. Das Kühlen erfolgt mit dem beschriebenen Absaugen der Luft und bevorzugt mit dem gleichzeitigen Besprühen des gekeimten Keimguts mit Wasser. Damit das gekeimte Keimgut sehr schonend, mit vergleichsweise geringem Energieaufwand lagerfähig gemacht.
-
Während des Lagerns kann mit der Mischeinrichtung 50 das sich im Behälter 12 befindende Keimgut stetig oder in vorbestimmten Intervallen zumindest geringfügig umgewälzt werden. Diese geringfügige Umwälzung führt dazu, dass sich nicht in einzelnen Bereichen des Keimguts unterschiedliche Temperatur- und/oder Feuchtigkeitszustände ergeben. Solche unterschiedlichen Temperaturen könnten entstehen, wenn in einzelnen Teilen, insbesondere Körnern des Keimguts noch Restprozesse ablaufen. Ferner können sich unterschiedliche Temperaturen- und Feuchtigkeitsbereiche aufgrund der vorgesehenen Kühlung ergeben, die zunächst nur im oberen Bereich des Behälters auf das Keimgut einwirkt. Als Kühlung wird dort, wie oben erläutert, das Wasser mittels des Wassersprühkopfes 22 eingesprüht, welches dann in das Keimgut hineingesaugt und dort verdunstet wird.
-
Die Temperatur zum Lagern ist abhängig von der Art des gekeimten Keimguts und liegt bevorzugt zwischen 3°C und 8°C, besonders bevorzugt zwischen 4°C und 7°C.
-
Als weitere Möglichkeit der Weiterverarbeitung des gekeimten Keimguts kann dieses getrocknet, gedarrt oder geröstet werden. Diese Vorgänge können ebenfalls mit dem Behälter 12 vorgenommen werden. Danach kann mit dem Behälter 12 auch ein Schritt des Abkühlens und gegebenenfalls des Einstellens der Feuchte im gekeimten Keimgut sehr einfach durchgeführt werden.
-
Bei einem Schritt 96 des Trocknens wird mit der externen Wärmequelle 44 warme Luft mit einer Temperatur von 30–75°C bereitgestellt und mit dem Gebläse 42 durch das Keimgut gedrückt. Die anschließend aus dem Behälter 12 austretende feuchte Luft wird bevorzugt über einen Wärmetauscher gleitet, der zur Energieeinsparung Ansaugluft für die externe Wärmequelle 44 vorwärmt.
-
Während des Schrittes 96 des Trocknens wird das gekeimte Keimgut ebenfalls fortwährend oder in Intervallen mit der Mischeinrichtung 50 schonend gemischt. Diese Mischeinrichtung 50 übernimmt also auch in diesem Verfahrensschritt eine wichtige Aufgabe. Sie schafft eine gleichmäßige Trocknungswirkung über die gesamte Menge an Keimgut und über den gesamten Innenbereich des Behälters 12, insbesondere auch in den unteren, radial äußeren Randbereichen über dem Behälterboden 16. Auch von dort wird Keimgut mittels der beiden Wendeln 53 und 54 aufgenommen und nach oben gefördert.
-
Während des Trocknens können über das Gebläse 42 Geschmacks- und Rauchgase durch das gekeimte Keimgut geleitet werden, sodass mit der Mälzereivorrichtung 10 beispielsweise auch Rauchmalz hergestellt werden kann.
-
Bei einem Schritt 98 des Darrens erfolgt die Behandlung des Keimguts analog zum Schritt 96 des Trocknens, die Temperatur der zugeführten Luft liegt jedoch bei 70–110°C. Auch beim Darren 98 wird das Keimgut mit der Mischeinrichtung 50 bewegt, um eine gleichmäßige Temperierung im gesamten Keimgut und einen gleichmäßigen Austrag von Feuchtigkeit aus dem Keimgut heraus in die das Keimgut durchströmende, heißere Luft hinein erreicht wird.
-
Beim Darren 98 verändern sich die Farbe und der Geschmack des gekeimten Keimguts. Auch hier können Geschmacks- und Rauchgase durch das gekeimte Keimgut geleitet werden. Beendet wird das Darren, wenn die gewünschte Restfeuchte, die gewünschte Farbe des Keimguts und der gewünschte Geschmack erreicht sind.
-
Bei einem zusätzlichen oder alternativen Schritt 100 des Röstens wird das Keimgut wiederum mit heißer Luft durchströmt. Die Temperatur der zugeführten Luft beträgt dabei bis zu 300°C. Die zugeführte Luft wird also besonders stark aufgeheizt, was wiederum vorteilhaft mittels der Wärmequelle 44 geschehen kann.
-
Zugleich wird während des Schrittes 100 des Röstens das Keimgut mit der Mischeinrichtung 50 umgewälzt und bewegt. Dieses Bewegen verhindert besonders Temperaturspitzen in einzelnen Bereichen des Keimguts, welche zu einem Verbrennen oder Verkohlen des Keimguts führen könnten. Das Bewegen verhindert auch, dass sich deshalb Temperaturspitzen ergeben, weil einzelne Körner besonders kompakt aneinander gedrängt sind. Die Bewegung eines Teils des Keimguts nach oben lockert diesen Bereich auf. Das herabfallende bzw. herabströmende Keimgut unterliegt ebenfalls einer Fließbewegung, die ein unmittelbares und dauerhaft gleiches Aneinanderliegen von Körnern verhindert.
-
Beim Rösten 100 verändern sich ebenfalls die Farbe und der Geschmack des gekeimten Keimguts. Wiederum können Geschmacks- und Rauchgase durch das gekeimte Keimgut geleitet werden. Auch das Rösten 100 wird beendet, wenn die gewünschte Restfeuchte, die gewünschte Farbe des Keimguts und der gewünschte Geschmack erreicht sind.
-
Zur Beendigung des Trocknens 96, des Darrens 98 und des Röstens 100 wird das Keimgut in einem Schritt 102 abgekühlt. Zum Abkühlen 102 wird kalte Umgebungsluft mittels des Gebläses 42 durch das gewünschte Endprodukt des getrockneten, gedarrten oder gerösteten gekeimten Keimguts geblasen, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist. Bevorzugt wird auch während des Abkühlens 102 fortwährend oder im Intervall schonend gemischt. Auch bei diesem Schritt ist es grundsätzlich vorteilhaft, wenn das gesamte Volumen an Keimgut gleichmäßig verarbeitet wird. Dies ist besonders deshalb wichtig, weil dann das Trocknen 96, das Darren 98 und das Rösten 100 jeweils im gesamten Keimgutvolumen zum nahezu gleichen Zeitpunkt beendet werden kann. Gerade beim Rösten 100, bei dem das Keimgut einem hohen Wärmeeintrag unterworfen ist, ist eine solche gleichmäßige und auch schnelle Beendigung des Röstvorgangs besonders vorteilhaft. Eine zeitgerechte Beendigung wirkt sich sehr positiv auf eine gleichmäßig hohe Produktqualität des gerösteten Guts aus.
-
Nach den genannten Schritten und auch ganz allgemein kann mit der Mälzereivorrichtung 10 in einem Schritt 104 auch gezielt allein eine vorbestimmte Feuchte in dem sich im Behälter 12 befindenden Keimgut eingestellt werden. Dies gilt besonders, wenn dieses Keimgut ansonsten fertig behandelt ist und als eigentlich fertiges Endprodukt vorliegt. Zum Einstellen der Feuchte im Keimgut bzw. Endprodukt wird unter ständigem Mischen mittels der Mischeinrichtung 50 über den Wassersprühkopf 22 Wasser in Intervallen auf das Gut aufgesprüht. Das aufgesprühte Wasser dringt teilweise in das Keimgut ein, welches sich unter dem Wassersprühkopf 22 bewegt. Die Bewegung erfolgt unter dem Wassersprühkopf 22 ausgehend von den Wendeln 53 und 54 von radial außen nach radial innen. Bei diesem Bewegen werden die Teile, insbesondere Körner, des Keimguts umgewälzt und gedreht. Das aufgesprühte Wasser gelangt also von verschiedenen Seiten an das einzelne Korn, wodurch dieses schnell und gleichmäßig von außen angefeuchtet werden kann. Dies ist nicht nur beim gezielten nachträglichen Einstellen eines Feuchtigkeitswertes für das Keimgut vorteilhaft, sondern z. B. auch für den oben genannten Keimvorgang selbst. Auch dort soll gezielt, gleichmäßig und schnell ein gewünschter Wassergehalt im Keimgut erreicht werden.
-
Das derart hergestellte Endprodukt kann schließlich wahlweise über den Auslaufschieber 24 oder über den Absaugstutzen 26 aus dem Behälter 12 zur weiteren Verwendung entfernt werden. Diese Verwendung kann auch darin liegen, dass das Endprodukt einfach und ohne Kühlung eingelagert werden kann, weil es eben zuvor mit einem gezielten, genau richtigen Feuchtegehalt versehen wurde.
-
Abschließend sei angemerkt, dass sämtlichen Merkmalen, die in den Anmeldungsunterlagen und insbesondere in den abhängigen Ansprüchen genannt sind, trotz dem vorgenommenen formalen Rückbezug auf einen oder mehrere bestimmte Ansprüche, auch einzeln oder in beliebiger Kombination eigenständiger Schutz zukommen soll.
-
Bezugszeichenliste
-
- 10
- Mälzereivorrichtung
- 12
- Behälter
- 14
- Öffnung zum wahlweisen Zuführen von Keimgut und Frischluft
- 16
- Behälterboden
- 18
- Öffnung zum wahlweisen Zuführen und Ablassen von Wasser
- 20
- Wasserüberlauf
- 22
- Wassersprühkopf
- 24
- Auslaufschieber
- 26
- Absaugstutzen
- 28
- Gasraum
- 30
- Absaugleitung
- 32
- Absaugventilator
- 34
- Messgerät
- 36
- Steuergerät
- 38
- Öffnung
- 40
- Rohrleitung
- 42
- Gebläse
- 44
- Wärmequelle
- 46
- Thermostat
- 48
- Wassersprühkopf
- 50
- Mischeinrichtung
- 52
- Hauptantrieb
- 53
- erste Wendel der Doppelwendel
- 54
- zweite Wendel der Doppelwendel
- 55
- radial gerichteter Steg
- 56
- Nabe
- 57
- Wendel (Gegenwendel)
- 58
- Wägezelle
- 59
- Verfahren zum Keimen von Keimgut
- 60
- Füllmaximum
- 61
- Anfeuchten
- 62
- Zuführen von Wasser
- 64
- Leitungsabschnitt
- 66
- Leitungsabschnitt
- 68
- Leitungsabschnitt
- 70
- Leitungsabschnitt
- 72
- Leitungsabschnitt
- 74
- Bewegen der einzelnen Körner relativ zueinander
- 76
- Abführen von Wasser
- 78
- Fortführen des Keimvorgangs
- 80
- Absaugen von Luft
- 82
- Absaugstrom
- 84
- Messvorgang
- 86
- Steuerung
- 88
- Besprühen mit Wasser
- 90
- Bewegen der einzelnen Körner relativ zueinander
- 92
- Zuführen von Frischluft
- 94
- Lagern von gekeimtem Keimgut
- 96
- Trocknen
- 98
- Darren
- 100
- Rösten
- 102
- Abkühlen
- 104
- Feuchtegehalt einstellen