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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum automatischen Anpassen einer Hörvorrichtung an eine Person durch Darbieten eines akustischen Reizes für die Person, Erfassen einer neuronalen Aktivität des Gehirns der Person aufgrund des akustischen Reizes und Einstellen der Hörvorrichtung. Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung eine entsprechende Anordnung zum automatischen Anpassen einer Hörvorrichtung. Unter einer Hörvorrichtung wird hier jedes im oder am Ohr tragbare, einen Schallreiz ausgebende Gerät, insbesondere ein Hörgerät, ein Headset, Kopfhörer und dergleichen, verstanden.
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Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen. Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem Hörer (RIC: receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z.B. auch Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.
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Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler, einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z. B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler, z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert. Dieser prinzipielle Aufbau ist in 1 am Beispiel eines Hinterdem-Ohr-Hörgeräts dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit 3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2009 060 093 A1 ist eine Anordnung zur automatischen, rekursiven Anpassung mindestens eines von einer Person getragenen Hörgeräts bekannt. Die Anordnung umfasst eine Stimuli-Generatoreinheit, die an das Hörgerät mindestens einen akustischen Reiz abgibt, eine Signalerfassungseinheit mit mindestens einem Sensor, die eine neuronale Aktivität des Gehirns der Person aufgrund des akustischen Reizes erfasst, eine Rechen- und Steuereinheit, die ein Maß der Höranstrengung aus der erfassten neuronalen Aktivität ermittelt und daraus Änderungen von Hörgeräteparametern bestimmt, sowie eine Hörgerätesteuereinheit, die die Hörgeräteparameter ändert. Die Rechen- und Steuereinheit veranlasst wiederholt die Stimuli-Generatoreinheit zum Abgeben eines Hörreizes und die Hörgerätesteuereinheit zum Ändern eines Hörgeräteparameters, bis das Maß der Höranstrengung, d.h. der kognitiven Anstrengung beim Hören, einen vorgegebenen ersten Schwellwert unterschreitet.
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Es ist bekannt, dass das Hören mit zwei Ohren es einer Person eher ermöglicht, Sprache in Störgeräusch oder in verhallter Umgebung zu verstehen. Darüber hinaus ist das binaurale Hören eine wesentliche Voraussetzung für räumliches Hören und Schallwellenlokalisation. Aufgrund der Bedeutung der binauralen Prozesse bei der Analyse von Hörsituationen ist es verständlich, dass hörgeschädigte Personen mehr von zwei Hörgeräten für eine binaurale Versorgung als von einem einzigen Hörgerät für eine monaurale Versorgung profitieren.
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Bis heute basieren binaurale Anpassprozeduren für binaurale Hörvorrichtungen (z. B. zwei Hörgeräte) auf subjektiven Einschätzungen der jeweiligen Person. Um jedoch eine binaurale Versorgung zu optimieren, muss, objektiv betrachtet, die binaurale, neuronale Wechselwirkung maximiert werden. Dabei sind subjektive Einschätzungen wenig hilfreich, insbesondere wenn die jeweiligen Personen nicht kooperieren bzw. nicht kooperieren können (z. B. Kleinkinder). Weiterhin findet die neuronale Wechselwirkung der binauralen Verarbeitung unbewusst auf frühren Verarbeitungsstufen der Hörbahn statt, weshalb subjektiv überhaupt nur das perzeptuelle Korrelat dieser Generatoraktivität bewertbar ist.
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Aus der Wissenschaft sind objektive Methoden bekannt, um die binaurale Wechselwirkung (Binaural Fusion, Binaural Interaction) zu messen, die entsteht, wenn das Gehirn Schallreize mit dem linken und dem rechten Ohr aufnimmt. Hierzu werden beispielsweise Hirnstammpotentiale gemessen, die sich in den ersten zwölf Millisekunden nach einem Schallreiz (Impuls oder dergleichen) ergeben. Prinzipiell kann man die Potentiale messen, die sich bei Reizung des linken Ohrs einerseits und bei Reizung des rechten Ohrs andererseits ergeben. Daraus kann aber nicht auf eine binaurale Wechselwirkung im Gehirn rückgeschlossen werden, selbst wenn beide Potentiale addiert werden. Eine binaurale Wechselwirkung kann nur gemessen werden, wenn das Gehör auch binaural gereizt wird, also beiden Ohren gleichzeitig bzw. mit einer nur sehr kleinen zeitlichen Differenz ein Testschall zugeführt wird. Das Gehirn reagiert auf diesen binauralen Reiz mit einem speziellen Potentialmuster im evozierten Potenzial, das durch monaurale Reizung beider Ohren nicht erhalten werden kann. Dieses spezifische binaurale Potentialmuster oder eine der binauralen Reizung entsprechende Messgröße des Gehirns kann als neuronales Korrelat der binauralen Wechselwirkung bezeichnet werden. Folgende Veröffentlichungen zeigen, wie neuronale Korrelate unbewusster binauraler Wechselwirkung gewonnen werden können:
(1)
R. A. Dobie und C. I. Berlin, "Binaural interaction in brainstem evoked response" Arch. Otolaryngol., vol. 105, pp. 391–398, 1979 (2)
M. Furst, R. A. Levine, und P. M. McGaffigan, "Click lateralization is related to the beta-component of the dichotic brainstem auditory evoked potentials of human subjects, " J. Acoust. Soc. Am., vol. 78, pp. 1644–1651, 1985.
(3)
K.Brantberg, P. A. Frasson, H. Hansson, und U. Rosenhall, "Measures of the binaural interaction component in human auditory brainstem response using objective detection criteria" Scand. Audiol., vol. 28, pp. 15–26, 1999.
(4)
D. J. Strauss, G. Steidl, und W. Delb. „Feature extraction by shape-adapted local discriminant bases." Signal Processing, 83:359–376, 2003 (5)
D. J. Strauss, W. Delb, und P. K. Plinkert "Analysis and detection of binaural interaction in auditory brainstem responses by time-scale representations" Computers in Biology and Medicine, vol. 24, pp. 461–477, 2004.
(6)
D. J. Strauss und W. Delb. „On the Optimal Extraction of Neural Correlates of Binaural Interaction for Bilateral Cochlear Implant Adjustments." In Conf Proc IEEE Eng Med Biol Soc., pp. 2005:5635–5638, 2005
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren und eine Anordndung bereitzustellen, mit denen es möglich ist, eine binaurale Hörvorrichtung besser anpassen zu können.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum automatisierten Anpassen einer Hörvorrichtung an eine Person durch
- – Darbieten eines akustischen Reizes für die Person,
- – Erfassen einer neuronalen Aktivität des Gehirns der Person aufgrund des akustischen Reizes und
- – Einstellen der Hörvorrichtung, wobei
- – der akustische Reiz ein binauraler Reiz ist,
- – aus der neuronalen Aktivität ein neuronales Maß für eine neuronale, binaurale Wechselwirkung ermittelt wird und
- – die Hörvorrichtung in Abhängigkeit von dem neuronalen Maß eingestellt wird.
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Darüber hinaus wird erfindungsgemäß bereitgestellt eine Anordnung zum automatisierten Anpassen einer Hörvorrichtung an eine Person mit
- – einer Audioeinrichtung zum Darbieten eines akustischen Reizes für die Person,
- – einer Signalerfassungseinrichtung zum Erfassen einer neuronalen Aktivität des Gehirns der Person aufgrund des akustischen Reizes und
- – einer Steuereinrichtung zum Einstellen der Hörvorrichtung, wobei
- – der akustische Reiz ein binauraler Reiz ist,
- – an die Signalverarbeitungseinrichtung eine Recheneinrichtung angeschlossen ist, um aus der neuronalen Aktivität ein neuronales Maß für eine neuronale, binaurale Wechselwirkung zu ermitteln, und
- – die Hörvorrichtung von der Steuereinrichtung in Abhängigkeit von dem neuronalen Maß einstellbar ist.
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In vorteilhafter Weise wird also das Gehör einer Person durch einen binauralen Reiz angeregt. Aus der resultierenden neuronalen Aktivität wird ein neuronales Maß (neuronales Korrelat) für eine neuronale, binaurale Wechselwirkung gewonnen. In Abhängigkeit von dem neuronalen Maß wird dann die (binaurale) Hörvorrichtung eingestellt. Es wird also zum Einstellen der Hörvorrichtung und insbesondere eines binauralen Hörgerätesystems die komplexe Gehirnaktivität genutzt, die sich bei Reizung mit einem binauralen Reiz ergibt. Damit werden für die Einstellung komplexe binaurale Wechselwirkungen im Gehirn herangezogen.
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Vorzugsweise wird das obige Anpassverfahren mehrfach wiederholt, wobei der akustische Reiz bei jeder Wiederholung jeweils entsprechend einer Veränderung eines oder mehrerer Einstellparameter der Hörvorrichtung verändert, ein Maximum des neuronalen Maßes in Abhängigkeit von dem oder den Einstellparametern ermittelt und die Hörvorrichtung entsprechend dem Wert des Einschaltparameters/den Werten der Einstellparameter, der/die mit dem Maximum korrespondieren, eingestellt wird. Es werden also die Hörgeräteparameter so gewählt, dass das neuronale Korrelat maximal ist. Damit ist der Gewinn, der durch binaurales Hören erreicht wird, am größten.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung erfolgt das Ermitteln der Werte der Einstellparameter mit einem Differential-Evolution-Algorithmus. Damit lassen sich insbesondere Parameter auch dann zuverlässig ermitteln, wenn sie selbst von mehreren Eingangsgrößen abhängen.
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Das Darbieten des akustischen Reizes kann mit Hilfe eines Lautsprechers, eines Kopfhörers oder der Hörvorrichtung selbst erfolgen. Im Falle der Reizung mittels eines Lautsprechers oder Kopfhörers nimmt die Hörvorrichtung den akustischen Reiz auf und gibt ihn entsprechend ihrer Einstellung verändert an das Gehör der Person weiter. Bei dieser Art der Anpassung trägt die Person, also die Hörvorrichtung während der gesamten Prozedur. Alternativ könnte die Messung auch so erfolgen, dass das Gehör der Person direkt mit einem Lautsprecher oder Kopfhörer gereizt wird und das jeweils ausgegebene akustische Signal so dargeboten wird, als ob es von einer Hörvorrichtung stammt. Das akustische Ausgangssignal des Lautsprechers bzw. Kopfhörers wird dann entsprechend der fiktiven Änderung der Einstellung der Hörvorrichtung geändert. Die tatsächliche Hörvorrichtung muss bei der Ermittlung der Einstellparameter also (noch) nicht vorhanden sein.
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Die Erfassung der neuronalen Aktivität kann durch Elektroenzephalographie oder Magnetoenzephalographie erfolgen. Mit beiden Messmethoden lassen sich Hirnstammaktivitäten ermitteln.
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Günstigerweise erfolgt das Einstellen der Hörvorrichtung mit einer Steuereinrichtung automatisch. Damit kann eine rasche Einstellung der Hörvorrichtung ohne hohen Personalaufwand erfolgen.
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Einer oder mehrere Einstellparameter zum Einstellen der Hörvorrichtung kann/können aus folgender Gruppe von Parametern stammen: Verstärkung, Kanalverstärkung, Kompressionsverhältnis, Kompressionskniepunkt, Mikrofoncharakteristik, Störgeräuschereduktionsparamter, Rückkopplungsunterdrückungsparameter und Zeitkonstanten. Es können aber auch beliebige andere Parameter anhand der binauralen, neuronalen Aktivität eingestellt werden.
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Der akustische Reiz kann Klick-Signale oder Chirp-Signale aufweisen. Beide zeichnen sich durch steile Signalflanken aus, die eine genaue zeitliche Auswertung begünstigen.
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Die vorliegende Erfindung wird anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, in denen zeigen:
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1 den prinzipiellen Aufbau eines Hörgeräts gemäß dem Stand der Technik;
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2 ein schematisches Ablaufdiagramm eines erfindungsgemäßen Anpassverfahrens und
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3 ein Blockschaltbild einer Anordnung zur Anpassung von Hörgeräteparametern mit Hilfe eines EEG (Elektroenzephalogramm).
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Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung dar.
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2 spiegelt schematisch den Ablauf wieder, wie ein Hörgerätesystem 100 mit zwei Hörgeräten zur binauralen Versorgung anhand neuronaler Korrelate einer binauralen Wechselwirkung eingestellt werden kann. Zunächst wird eine Person mit einem binauralen Schallreiz gemäß Schritt S1 gereizt. Der Reiz umfasst also ein linkes Signal L und ein rechtes Signal R für das linke Ohr und das rechte Ohr bzw. das linke Hörgerät und das rechte Hörgerät. Bei dem Reiz handelt es sich vorzugsweise um ein kurzes Klick-Signal oder ein Chirp-Signal (mit steigender oder fallender Tonhöhe). Dieses Signal wird in vorgegebenen Zeitabständen zeitlich wiederholt.
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Auf dem Schädel der Person sind Elektroden zur Aufnahme eines Elektroenzephalogramms angebracht. Diese nehmen gemäß Schritt S2 die neuronale Aktivität des Gehirns wahr, die von den akustischen Reizen abhängt. Die aufgenommenen Hirnstammpotentiale werden über zahlreiche Messungen gemittelt, wodurch in Schritt S3 eine spezifische Potentialkurve erhalten wird. Diese Potentialkurve stellt eine neuronale Systemantwort auf den binauralen akustischen Reiz dar. Zumindest ein Teilbereich dieser Systemantwort basiert auf binauraler Wechselwirkung. Dieser Teilbereich kann als neuronales Korrelat einer binauralen Wechselwirkung bezeichnet werden.
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In Schritt S4 wird geprüft, ob das neuronale Korrelat, das mit Hilfe der Methoden gewonnen werden kann, welche in den eingangs erwähnten Artikeln beschrieben sind, ein Maximum erreicht hat. Dies kann für einen Parameter dadurch erreicht werden, dass dieser Parameter an dem Hörgerätesystem 100 solange in der einen oder anderen Richtung verstellt wird, bis das Signalmaximum gefunden ist. Bei mehreren Parametern muss ein Maximum in einem entsprechend viel dimensionalen Ergebnisraum gefunden werden. Hierzu können gängige Methoden verwendet werden, bei denen jeweils die einschlägigen Parameter gemäß Schritt S5 verändert werden, so dass der Person über das Hörsystem 100 geänderte Schallreize ausgegeben werden.
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Ist schließlich in Schritt S4 ein Maximum des neuronalen Korrelats gefunden, so werden die korrespondierenden Parameter p1, p2, ... in Schritt S6 bereitgestellt und an das binaurale Hörsystem 100 übertragen. Damit ist das binaurale Hörsystem 100 so eingestellt, dass sich eine maximale binaurale Wechselwirkung ergibt.
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In dem Verfahren von
2 ist also ein Konzept für ein Berechnungssystem mit Rückkopplung umgesetzt, mit dem das Maximierungsproblem
gelöst werden kann. Dabei stellt p → einen n-dimensionalen Vektor von einstellbaren Hörgeräteparametern in dem Parameterraum P dar und ξ() ein neuronales Korrelat der binauralen Wechselwirkung. Die Existenz geeigneter elektroenzephalographischer Korrelate ξ() wurde beispielsweise in der eingangs erwähnten Veröffentlichung (6) und den darin zitierten Referenzen dargelegt. Erfindungsgemäß werden nun diese Korrelate genutzt, um die binaurale Wechselwirkung bei der Hörgeräteanpassung mit Hilfe eines Rückkopplungssystems zu maximieren.
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3 zeigt ein vereinfachtes Blockschaltbild einer erfindungsgemäßen Anordnung zur Anpassung von Hörgeräteparametern. Die Anordnung stellt ein Datenverarbeitungssystem mit Rückkopplung dar, die eine Computeroptimierung von neuronalen Korrelaten binauraler Wechselwirkung nutzt, um ein binaurales Hörsystem mit zwei Hörgeräten 10 an eine Person 16 anzupassen. Die Person 16, ist in den Messaufbau eingeschlossen und trägt die beiden Hörgeräte 10 zur Versorgung einer Schwerhörigkeit und sie trägt außerdem zur Messung einer neuronalen Aktivität des Gehirns mehrere Elektroden 11 auf der Kopfhaut, die elektrische Potentiale ableiten können. Die Elektroden 11 sind mit einer Signalerfassungseinheit 13 verbunden, welche die von den Elektroden 11 aufgenommenen Signale in Form eines EEG erfasst.
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Mittels einer Stimuli-Generatoreinheit 12, die Teil einer Audioeinrichtung ist und die mit den Hörgeräten 10 verbunden ist, werden der Person 16 akustische Reize in Form von beispielsweise Klick-Signalen, Chirp-Signalen oder Tone-Bursts dargeboten. Die Reaktion des Gehirns und insbesondere die binaurale, neuronale Wechselwirkung wird mit Hilfe der Elektroden aufgenommen.
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Alternativ kann der Hörreiz auch über Lautsprecher 17 oder Kopfhörer 18 dargeboten werden. In diesen Fällen nehmen die Hörgeräte 10 den Schall auf und geben ihn verändert und verstärkt an die Person 16 wieder ab. Die Stimuli-Generatoreinheit 12 erzeugt nicht nur die auditorischen Stimuli. Sie erzeugt auch ein Steuersignal, um die Datenerfassung mit Hilfe der Signalerfassungseinheit 13 entsprechend den Stimulationsmodalitäten zu synchronisieren. Auf diese Weise können exakte neuronale Korrelate der binauralen Wechselwirkung der Person 16 mit der Signalerfassungseinheit 13 gewonnen werden.
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Mit Hilfe einer Hörgerätesteuereinheit 14 können unterschiedlichste Hörgeräteparameter, wie zum Beispiel Kanalverstärkung, Kompressionsrate, Kompressionsknickpunkt, Mikrofoncharakteristik, Störgeräuschereduzierung oder Zeitkonstanten verändert werden, um die Anpassung der Hörgeräte 10 an das Hörvermögen bzw. die Hörschwäche der Person 16 zu ermöglichen.
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Eine Rechen- und Steuereinheit 15, die mit der Stimuli-Generatoreinheit 12, der Hörgerätesteuereinheit 14 und der Signalerfassungseinheit 13 verbunden ist, steuert diese Einheiten und ermittelt aus den aufgenommenen Signalverläufen des EEG die neuronalen Korrelate der binauralen Wechselwirkung. Diese neuronalen Korrelate werden entsprechend obiger mathematischer Darstellung quantifiziert und berechnet. Die Rechen- und Steuereinheit 15, die eine Berechnungs- und Optimierungssoftware nutzt, ändert automatisch die einstellbaren Parameter der Hörgeräte 10 über die Hörgerätesteuereinheit 14 mit dem Ziel, die binaurale Wechselwirkung wie oben dargestellt zu maximieren.
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Nach jeder Änderung der Hörgeräteparameter werden erneut Hörreize dargeboten, bis ein tatsächliches Maximum der neuronalen Korrelate erreicht ist oder ein vorgegebenes Abbruchkriterium (Änderung kleiner als ein vorgegebener Schwellwert) erreicht ist.
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Nachfolgend ist eine konkrete Anordnung beschrieben, mit der eine Anpassung eines binauralen Hörsystems vorgenommen wurde:
Computer: Workstation (Z800, HP, USA) mit einem evolutionären Programmierungsalgorithmus (Differencial Evolution), mit dem die objektive Funktion
für n Parameter (z. B. (Kanal-)Verstärkung, Kompressionsverhältnis, Kompressionskniepunkt etc.) des Hörgeräts maximiert werden kann. ξ() wird dabei durch optimal extrahierte Zeit-Frequenz-Merkmale dargestellt (vergleiche Veröffentlichungen (4) und (6)). Der Computer passt die Parameter mit dem evolutionären Programm an, bis ξ() maximal ist. Das Stopp-Kriterium war, dass die Änderung bei einer bestimmten Anzahl an Iterationen nicht größer als ein vorgegebener Wert war.
Signalerfassungssystem: 24 Bit Biosignalverstärker (g. US-Bamp, g. tec, Österreich).
Stimuli-Generator: programmierbarer Pufferverstärker (g. PAH, g. tec, Österreich) der an die serielle Schnittstelle des Computers angeschlossen war, zusammen mit einer Trigger-Anpassbox (g. Trigbox, g. tec, Österreich), die den Spannungspegel des Trigger-Signals für die Erfassung durch das Signalerfassungssystem anpasst, und einschließlich einer Sound-Karte zum Darbieten der auditorischen Stimuli.
Kopfhörer: Ohrumschließende Kopfhörer (HDA 200, Sennheiser, Deutschland).
Elektroden/Wandler: Aktive Impedanzwandler-Verstärkerelektroden (EASYCAP, Deutschland),
Muster für den Stimuli-Generator: binaural dargebotene Schallmuster (Klick’s und Chirp’s).
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102009060093 A1 [0004]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- R. A. Dobie und C. I. Berlin, “Binaural interaction in brainstem evoked response” Arch. Otolaryngol., vol. 105, pp. 391–398, 1979 [0007]
- M. Furst, R. A. Levine, und P. M. McGaffigan, “Click lateralization is related to the beta-component of the dichotic brainstem auditory evoked potentials of human subjects, “ J. Acoust. Soc. Am., vol. 78, pp. 1644–1651, 1985 [0007]
- K.Brantberg, P. A. Frasson, H. Hansson, und U. Rosenhall, “Measures of the binaural interaction component in human auditory brainstem response using objective detection criteria” Scand. Audiol., vol. 28, pp. 15–26, 1999 [0007]
- D. J. Strauss, G. Steidl, und W. Delb. „Feature extraction by shape-adapted local discriminant bases.” Signal Processing, 83:359–376, 2003 [0007]
- D. J. Strauss, W. Delb, und P. K. Plinkert “Analysis and detection of binaural interaction in auditory brainstem responses by time-scale representations” Computers in Biology and Medicine, vol. 24, pp. 461–477, 2004 [0007]
- D. J. Strauss und W. Delb. „On the Optimal Extraction of Neural Correlates of Binaural Interaction for Bilateral Cochlear Implant Adjustments.” In Conf Proc IEEE Eng Med Biol Soc., pp. 2005:5635–5638, 2005 [0007]