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Die vorliegende Erfindung betrifft einen elektromotorisch unterstützten, intuitiv durch Muskelkraft antreibbaren Tretroller. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Betreiben eines elektromotorisch unterstützten, durch Muskelkraft antreibbaren Tretrollers.
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Es gibt rein mechanische und elektrifizierte Tretroller. Diese besitzen in der Regel zwei (luftgefüllte) Räder, wobei das vordere mit der Lenkstange drehbar verbunden ist. Eine mechanische Reibbremse wirkt auf das Hinterrad. Wenn ein Klappmechanismus vorhanden ist, ist dieser meist mit Schnellspannern ausgeführt, wodurch ein Zusammenlegen auf ein handliches Packmaß in mehreren Schritten möglich ist. Der elektrische Antrieb wird durch einen Gasgriff gesteuert. Der Motor ist als Bürstenmotor ausgeführt und wird über eine Kette oder einen Zahnriemen mit dem Hinterrad in einer einstufigen Übersetzung angebunden. Der Akkumulator ist meist als Bleibatterie ausgeführt. Zudem besitzen die elektrifizierten Roller meist auch eine Handbremse, die über einen Seilzug das Vorderrad verzögert.
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Bei mechanischen Tretrollern bestehen folgende Nachteile:
- - Es ist ein ständiges Abstoßen erforderlich. Dies führt zu einer schnellen Ermüdung im gebeugten Standbein.
- - Beim Klappmechanismus sind mehrere Schritte erforderlich. Diese sind das Aufklappen der Lenkstange, das Verlängern der Lenkstange und das Aufklappen der Lenkgriffe. Dazu sind mehrere Handgriffe mit beiden Händen notwendig.
- - Es sind in aller Regel zwei Hände zum Lenken erforderlich.
- - Sie sind unbequem zu tragen, da im besten Fall nur ein Tragegurt angebracht ist. Neben harten Auflagepunkten am Körper besteht so auch die Gefahr von Verschmutzung der Kleidung. Eventuell erhältliche Tragetaschen sind separat mitzuführen. Das Verstauen erfordert auch hier mehrere aufwändige Handgriffe.
- - Bei Dämmerung beziehungsweise Dunkelheit gibt es kein Licht.
- - An der Bremsvorrichtung kommt es zu mechanischem Verschleiß.
- - Eine Verstauvorrichtung in einem Fahrzeug existiert nicht.
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Bei elektrischen Tretrollern bestehen zusätzlich folgende Nachteile:
- - Es sind zusätzliche Steuerelemente notwendig. Dies ist ein Gasgriff zur Geschwindigkeitsvorgabe und meistens ein zusätzlicher Bremsgriff mit Bremseinheit, um den normalen Verschleiß durch vermehrte Bremsvorgänge zu verringern.
- - Das hohe Gewicht > 8 kg ist beim Transport sehr störend. Erschwerend kommt hier das deutlich größere Packmaß und Gewicht im Vergleich zum mechanischen Roller zu tragen.
- - Ist eine Lichtanlage installiert, muss diese separat aktiviert werden.
- - Zum Aufladen an einer Steckdose ist ein externes Netzteil erforderlich. Eine Integration der Ladeleitungen in ein vorhandenes Trage/Verstausystem fehlt. Eine Lade- und Verstauvorrichtung in einem Fahrzeug existiert nicht.
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Aus der
DE 695 29 701 T2 ist ein energieunterstütztes Fahrzeug bekannt mit einem Menschenkraft- Antriebssystem 16; 7 zum Antreiben des Fahrzeuges mittels Menschenkraft, mit einem Hilfsantriebssystem 40 zum Antreiben des Fahrzeuges in Unterstützung der Menschenkraft, und einer Steuereinrichtung 50, um die Hilfsenergieabgabe des Hilfsantriebssystems 40 in Abhängigkeit von einer Größe der Menschenkraft, die auf das Menschenkraftantriebssystem 16; 7 einwirkt, zu steuern, wobei die Steuereinrichtung 50 vorgesehen ist, um das Hilfsantriebssystem 40 zu steuern, um die Hilfsenergie kontinuierlich auf das Fahrzeug für eine Zeitdauer anzuwenden, unabhängig von der Existenz der Fahrzeuggeschwindigkeit, nachdem die Zuführung der Menschenkraft gestoppt ist.
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Die
DE 101 03 443 A1 beschreibt ein Fahrgeschwindigkeitssteuergerät für ein elektrisch betriebenes Leichtbaufahrzeug mit einem batteriebetriebenen Motor und einem Steuerkreis. Wenn ein Fahrzeugführer irgendeine Beschleunigungskraft oder eine Körperkraft an dem Fahrzeugkörper ansetzt, erhält der Steuerkreis entsprechend der Beschleunigungskraft ein Impulssignal von einer an seinen Rädern befestigten Rotationsübertragungsvorrichtung und errechnet eine Beschleunigung, die auf einer Verarbeitung der Veränderung der Zeitintervalle des vom Drehgeschwindigkeitssensor ausgegebenen Impulssignals basiert, speichert die Beschleunigung und versorgt den Motor mit einer elektrischen Antriebsleistung entsprechend der gespeicherten Beschleunigung. Falls eine höhere Beschleunigung errechnet wird, ist die gespeicherte Beschleunigung ersetzbar und eine elektrische Antriebsleistung wird an den Motor geführt, welche der geänderten Beschleunigung entspricht.
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Die US 2002 / 0 117 341 A1 betrifft eine Fahrsteuervorrichtung eines Motorrollers, die aus einer Batterie, einer Antriebseinheit und einem Motor besteht und dadurch gekennzeichnet ist, dass die Antriebseinheit aus mindestens einem Relais, einer Anlauf- und Schutzschaltung, einer Unterspannungsschutzschaltung besteht, einen Netzschalter- und Geschwindigkeitsregelkreis und eine Bremseinheit, die, wenn der Netzschalter und der Geschwindigkeitsregelkreis eingeschaltet sind und das Relais geöffnet ist, der Benutzer die Räder des Rollers manuell drücken kann, um den Motor anzutreiben. Wenn eine eingestellte Geschwindigkeit erreicht und das Relais geschlossen ist, wird der Motor direkt angetrieben und die Geschwindigkeit des Scooters gesteuert. Wenn die Geschwindigkeit des Scooters unter einer bestimmten Geschwindigkeit liegt, wird das Relais geöffnet, um den Motor anzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt kann der Benutzer den Motor neu starten, indem er die Räder des Scooters manuell drückt, um den Scooter vorwärts zu bewegen.
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Die
DE 10 2011 001 095 A1 offenbart ein Fahrrad mit elektrischem Hilfsantrieb und mechanischer Bremse sowie ein Verfahren zum Betrieb desselben. Um die Verwendung der elektrischen Maschine als Generator zu verbessern ist es gemäß der Erfindung vorgesehen, dass bei einem gattungsgemäßen Fahrrad mit elektrischem Hilfsantrieb eine Sensoreinrichtung, die im Bremshebel vorgesehen ist, um eine vom Fahrer gewünschte Höhe einer Bremskraft zu erfassen, als Hallgeber ausgeführt ist. Alternativ oder ergänzend wird vorgeschlagen, ein Schaltelement vorzusehen, das mit der Steuereinheit ist und über dessen Betätigung ein Haltemodus aktivierbar ist. Im Haltemodus wird an der als Generator betriebenen elektrischen Maschine die zum Zeitpunkt der Betätigung des Schaltelementes aktuell eingestellte Bremsleistung konstant eingestellt, auch wenn die Bremseinrichtung nicht weiter betätigt wird.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, einen Tretroller zu schaffen, der die Fortbewegung elektromotorisch unterstützt und dabei intuitiv durch Muskelkraft wie ein herkömmlicher mechanischer Tretroller bedient wird. Dadurch wird einerseits auch über lange Strecken ein ermüdungsfreies Fahren ohne Belastung des Standbeins ermöglicht. Andererseits wird aber sparsam mit der zu Verfügung stehenden Energie umgegangen und dadurch eine ausreichende Reichweite gewährleistet. Darüber hinaus soll ein Verfahren zum Betreiben eines elektromotorisch unterstützbaren, durch Muskelkraft antreibbaren Tretrollers angegeben werden.
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Die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe wird bei einem Tretroller erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und bei einem Verfahren erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Anspruchs 8 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der jeweiligen abhängigen Ansprüche.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch einen elektromotorisch unterstützten, intuitiv durch Muskelkraft antreibbaren Tretroller, insbesondere eKickboard oder eScooter, mit folgenden Merkmalen:
- - aus einer Ruheposition oder in einer Fahrsituation wird der Tretroller anhand eines peduellen Abstoßvorgangs in eine Rollbewegung versetzt beziehungsweise in der Rollbewegung gehalten,
- - anhand eines elektronischen Steuergeräts in Verbindung mit einer Sensoreinheit wird das Ende des Abstoßvorganges sensiert,
- - anhand eines im Steuergerät integrierten Widerstandsmodells werden auftretende Fahrwiderstände automatisch reduziert,
- - anhand eines impulsartigen Betätigungsvorgangs eines Bremstasters wird die automatische Fahrwiderstandsreduktion beendet,
- - anhand eines länger andauernden Betätigungsvorgangs des Bremstasters wird analog zur Bremskraft bis zu einer gewissen Verzögerung nur über das Motorbremsmoment verzögert bevor bei größeren Verzögerungen eine mechanische Reibbremse eingreift.
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Die Aufgabe wird ferner gelöst durch ein Verfahren zum Betreiben eines elektromotorisch unterstützten, durch Muskelkraft antreibbaren Tretrollers, insbesondere eKickboard oder eScooter, das wie folgt arbeitet:
- - aus einer Ruheposition oder in einer Fahrsituation wird der Tretroller anhand eines peduellen Abstoßvorgangs in eine Rollbewegung versetzt beziehungsweise in der Rollbewegung gehalten,
- - anhand eines elektronischen Steuergeräts in Verbindung mit einer Sensoreinheit wird das Ende des Abstoßvorganges sensiert,
- - anhand eines im Steuergerät integrierten Widerstandsmodells werden auftretende Fahrwiderstände automatisch reduziert,
- - anhand eines impulsartigen Betätigungsvorgangs eines Bremspedals wird die automatische Fahrwiderstandsreduktion beendet,
- - anhand eines länger andauernden Betätigungsvorgangs des Bremspedals wird analog zur Bremskraft bis zu einer gewissen Verzögerung nur über das Motorbremsmoment verzögert bevor bei größeren Verzögerungen eine mechanische Reibbremse eingreift.
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Mit einem derartigen Tretroller beziehungsweise Verfahren ist es möglich, diejenigen Betriebszustände zu vermeiden, in denen der Strom- beziehungsweise Energieverbrauch besonders hoch ist, nämlich den Anfahrbereich aus dem Stand bis zu einer gewissen Mindestgeschwindigkeit. Dadurch wird die Reichweite des Tretrollers mit einer Akkumulator-Ladung vergrößert. Der erfindungsgemäße Tretroller ermöglicht auch ein ermüdungsfreies Fahren im Straßenverkehr, da nicht ununterbrochen, sondern nur in der Startphase peduell abgestoßen werden muss.
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Die Unteransprüche beinhalten vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung.
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Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung wird das Ende des Abstoßvorgangs über eine Analyse des Wegverlaufs ermittelt. Dabei wird der Abstoßvorgang vorteilhafterweise durch einen Vorzeichenwechsel der Beschleunigung ermittelt. Die Beschleunigung kann aus dem Weg- beziehungsweise aus dem Geschwindigkeitssignal abgeleitet werden. Dazu können entsprechende Geber, wie Drehgeber, Hallsensoren und so weiter vorgesehen sein.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung werden auch die Dauer, die Intensität und die Wegstrecke des Abstoßvorgangs ermittelt, um ein Fehlverhalten, zum Beispiel durch Rollen am Hang, zu verhindern.
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Vorteilhafterweise wird die maximal mit elektrischer Unterstützung erreichbare Geschwindigkeit begrenzt, beispielsweise auf 20 km/h, damit der Tretroller zulassungsfrei bleibt.
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Weiterhin ist nach einer bevorzugten Ausgestaltung vorgesehen, dass nach Beendigung der automatischen Fahrwiderstandsreduktion anhand eines impulsartigen Betätigungsvorgangs des Bremspedals durch ein erneutes Abstoßen wieder in einen Fahrzustand mit automatischer Fahrwiderstandsreduktion gewechselt werden kann. Somit kann man leicht und einfach zwischen einem elektrisch unterstützen und einem rein peduellen Antrieb hin und her schalten.
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Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Motorbremsmoment rekuperiert wird, da hierdurch Energie zurückgewonnen werden kann.
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Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung anhand der Zeichnungen. Es zeigen:
- 1 eine schematische Ansicht eines erfindungsgemäßen Tretrollers,
- 2 eine schematische Übersicht über die Antriebs- und Elektronikkomponenten des erfindungsgemäßen Tretrollers,
- 3 eine Seitenansicht des Lenkmechanismus des erfindungsgemäßen Tretrollers,
- 4 eine Draufsicht des Lenkmechanismus des erfindungsgemäßen Tretrollers,
- 5 ein Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm, welches die Betriebsart des erfindungsgemäßen Tretrollers verdeutlicht,
- 6 eine Prinzipskizze, welche zeigt, wie der erfindungsgemäße Tretroller zusammengeklappt werden kann,
- 7 eine Detailansicht eines erfindungsgemäßen Klappmechanismus in verschiedenen Stellungen,
- 8 ein Schnitt durch den zusammengeklappten und in einer Transport- und Tragevorrichtung verstauten Tretroller, und
- 9 die Transport- und Tragevorrichtung des erfindungsgemäßen Tretrollers.
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In 1 ist ein erfindungsgemäßer Tretroller 1 schematisch dargestellt. Der Tretroller 1 besitzt ein Vorderrad 2 und ein Hinterrad 3, das jeweils im Bereich des vorderen beziehungsweise des hinteren Endes eines Standbretts 4 gelagert ist. Das Vorderrad 2 ist mit einer im Wesentlichen rohrartigen Lenkstange 5 derart verbunden, das über die Lenkstange 5 das Vorderrad 2 gelenkt werden kann. Eine vorzugsweise mechanische Reibbremse 6 wirkt auf das Hinterrad 3.
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Das Standbrett 4 weist in der Seitenansicht gemäß 1 zumindest im vorderen Bereich eine bezüglich einer Horizontalen unter einem Winkel nach vorn unten geneigte Kontur auf.
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Der erfindungsgemäße Tretroller 1 ist weiterhin mit Antriebs- und Elektronikkomponenten ausgerüstet, die beispielhaft in 2 gezeigt sind. Gemäß diesem Ausführungsbeispiel umfassen die Antriebs- und Elektronikkomponenten einen Hallsensor zur Geschwindigkeitsbestimmung, einen Drucksensor zur Aufstandsbestimmung auf dem Trittbrett 4, einen Bremstaster zur Betätigung der Reibbremse 6, einen Umgebungslichtsensor, eine Beleuchtung zur Fahrtbeleuchtung und als Bremslicht, einen vorzugsweise als EC-Motor ausgebildeten Motor und einen Motorregler. Alle diese Komponenten sind mit einem Mikrocontroller verbunden, der die Antriebs- und Elektronikkomponenten steuert.
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Der erfindungsgemäße Tretroller 1 ist mit einem speziellen Lenkmechanismus ausgebildet, der im Detail in den 3 und 4 zu sehen ist. Dieser Lenkmechanismus sorgt für eine Selbststabilisierung und ein Einlenkmoment bei seitlicher Verlagerung der Lenkstange 5. Dazu ist das Vorderrad 2 im vorderen Bereich des Trittbretts 4 mittels eines Drehgelenkes 7 in einer Radgabel 8 derart gehalten, dass die durch das Drehgelenk 7 verlaufende Schwenkachse 9 des Vorderrads 2 unter einem Nachlaufwinkel α zur Vertikalen geneigt ist, wobei das Vorderrad 2 zusätzlich bezüglich des Drehgelenks 7 nach hinten in Richtung auf das Hinterrad 3 versetzt ist. Durch diese Konstruktion ergibt sich ein bestimmter Sturz und ein Nachlauf 10 des Vorderrads 2, wodurch alleine durch Radaufstandskräfte wie auch durch während der Fahrt entstehende zusätzliche Rollreibungskräfte das Vorderrad 2 in seine Geradeausfahrtposition gezwungen wird.
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Das obere Ende der Radgabel 8 steht über das Drehgelenk 7 und damit auch über das Standbrett 4 über und ist über ein Kardangelenk 11 mit der Lenkstange 5 verbunden.
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Aufgrund des beschriebenen Lenkmechanismus lässt sich der Tretroller 1 bei zügiger Fahrt mit großen Kurvenradien allein durch Selbstrückstellkräfte aus Nachlaufwinkel α und Nachlauf 10 bequem lenken. Der Lenkeinschlag erfolgt aufgrund einer Neigung der Lenkstange 5 quer zur Fahrtrichtung um die x-Achse. Bei langsamer Fahrt mit kleinen Kurvenradien kann aufgrund des Kardangelenks, das die Lenkstange 5 mit der Radgabel 8 verbindet, zusätzlich zur Lenkung durch Nachlaufwinkel α und Nachlauf 10 auch durch ein Verdrehen der Lenkstange 5 um ihre Längsachse (z-Achse) gelenkt werden. Ein Neigen der Lenkstange 5 ist dabei nicht zwingend erforderlich. Trotzdem kann einer vorgegebenen Fahrtstrecke mit hoher Präzision gefolgt werden.
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Die Lenkstange 5 kann auch als so genannter Hybridlenker ausgebildet sein, der sowohl beid- als auch einhändig bedient werden kann und/oder mit einem Knauf 12 am oberen Ende versehen sein.
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Der erfindungsgemäße Tretroller 1 wird wie ein ganz normaler mechanischer Tretroller betrieben, wobei lediglich die während einer Fahrt auftretenden Fahrwiderstände, wie Luftwiderstand, Rollreibung und so weiter automatisch intelligent reduziert werden. Um dies zu erreichen wird der erfindungsgemäße Tretroller 1 wie folgt betrieben (vgl. hierzu 5):
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Phase I - Abstoßen aus dem Stand
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Der Tretroller 1 wird wie ein mechanischer Tretroller bedient. Aus dem Stand stößt man sich ab. Während sich bei einem mechanischen Tretroller die maximal erreichte Geschwindigkeit aufgrund der Fahrwiderstände (Luftwiderstand, Rollreibung) relativ schnell verringert (siehe 5, Phase 1, gestrichelte Linie), detektiert der erfindungsgemäße Tretroller 1 das Ende des Abstoßvorganges über eine Analyse des Wegverlaufs. Zum Beispiel kann dies über den Maximalwert der Beschleunigung geschehen, die aus einem Weg- (zum Beispiel Drehgeber) beziehungsweise Geschwindigkeitssignal (zum Beispiel über GegenEMK des EC-Motors) abgeleitet werden kann. Ebenfalls wird die Dauer, Intensität und Wegstrecke des Abstoßvorganges analysiert, um Fehlverhalten zum Beispiel durch Rollen am Hang zu verhindern. Durch ein integriertes Widerstandsmodell lassen sich nun die Fahrwiderstände virtuell reduzieren, so dass sich ein Verhalten von einem normalen mechanischen Roller bis zu einem komplett reibungsfreien Roller (d. h. kein Geschwindigkeitsverlust in der Ebene) (siehe 5, Phase 1, durchgehende Linie) nachbilden lässt (siehe 5, Phase 1, schraffierter Bereich). Die maximal erreichbare Geschwindigkeit mit elektrischer Unterstützung kann begrenzt werden (siehe 5, Vmax).
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Phase II - Abstoßen während der Fahrt
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Es ist natürlich auch möglich, sich während der Fahrt abzustoßen (siehe 5, Phase II). Die Detektion des Abstoßvorganges und das Folgeverhalten erfolgt wie bei Phase I.
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Phase III - Antippen des Bremstasters
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Wird der Bremstaster kurz angetippt, wird die Widerstandsreduktion beendet und der Tretroller 1 verhält sich wie ein mechanischer Tretroller (siehe 5, Phase I). Durch ein erneutes peduelles Abstoßen (siehe 5, Phase II) kann jedoch jederzeit wieder in den Unterstützungsmodus gewechselt werden.
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Phase IV - Bremsen
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Wird die Bremse betätigt, so wird zunächst über ein Motorbremsmoment analog zur Bremskraft verzögert und dabei rekuperiert. Bis zu einer gewissen Verzögerung erfolgt in dieser Phase noch kein mechanischer Reibbremseingriff. Dadurch kann der Verschleiß des Hinterrades 3 erheblich verringert werden. Erst beim Bedarf größerer Verzögerungen, die durch den Elektromotor nicht mehr geleistet werden können, greift die mechanische Reibbremse ergänzend ein (siehe 5, , Phase IV). Wird nicht bis zum Stillstand gebremst, so setzt der Tretroller 1 nach Loslassen des Bremstasters mit Phase III fort. Über ein erneutes Abstoßen (siehe Phase II) kann wieder in den Unterstützungsmodus gewechselt werden. Dadurch kann die Lebensdauer der Räder 2, 3, der Bremsbeläge und die elektrische Reichweite erhöht werden.
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Aufgrund dieser neuartigen Betriebsweise kommt der erfindungsgemäße Tretroller 1 ohne Gas- und Bremsgriff aus.
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Der erfindungsgemäße Tretroller 1 kann leicht, einfach und schnell zusammengeklappt werden. Dazu ist die Lenkstange 5 aus ihrer im Wesentlichen vertikalen Fahrstellung ( 1) um eine horizontal verlaufende, parallel zur y-Achse verlaufende Schwenkachse in Richtung auf das Standbrett 5 abklappbar. Weiterhin ist die Lenkstange 5 über einen Klappmechanismus 13 in ihrer Länge teilbar. Die Schwenkachse verläuft vorteilhafterweise durch das Kardangelenk 11, und der Klappmechanismus 13 ist etwa in der Mitte der Lenkstange 5 angebracht, so dass die Lenkstange 5 etwa auf ihre halbe Länge zusammengeklappt werden kann und im abgeklappten Zustand im Wesentlichen parallel zum Standbrett 4 liegt (6).
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Der Klappmechanismus 13 umfasst zwei Scheiben 14, 15 mit komplementär zueinander ausgebildeten Seitenflächen, die über einen nicht dargestellten Federmechanismus zusammendrückbar sind. Die komplementär zueinander ausgebildeten Seitenflächen sind derart ausgebildet, dass sie eine 180°-Rastung erzeugen (7).
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Die Lenkstange 5 ist sowohl in ihrer Fahrstellung als auch in ihrer abgeklappten Stellung verrastbar.
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Durch die beschriebene Ausgestaltung der Lenkstange 5 kann der erfindungsgemäße Tretroller 1 einfach und schnell in wenigen Sekunden mit nur einer Hand zusammenbeziehungsweise auseinander geklappt werden.
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Der erfindungsgemäße Tretroller 1 ist weiterhin mit einer integrierten Transport- und Tragevorrichtung 16 vorgesehen, die aus zwei flexiblen, vorzugsweise aus Neopren bestehenden Halbschalen 17, 18 besteht, welche an der Lenkstange 5 befestigt sind. Die beiden Halbschalen 17, 18 sind in einem Bereich, der außerhalb der Lenkstange 5 liegt, mit einem Reißverschluss 19 versehen. Die integrierte Transport- und Tragevorrichtung 16, 17 ist so ausgeführt, dass im geschlossenen Zustand der zwei Halbschalen 16, 17 den Tretroller 1 umschließen (8 - durchgezogene Linie) und mit dem fast komplett umlaufenden Reißverschluss 19 verschlossen sind. Beim Öffnen gelangt nun die Innenseite nach außen, die Halbschalen 18, 19 werden umgestülpt und mit dem Reißverschluss 19 wieder geschlossen (8 - gestrichelte Linie). So ist die saubere Außenseite nunmehr innen und geschützt. Beim Wiedereinpacken des Tretrollers 1 gelangt die schmutzige Seite wieder nach innen und die saubere Seite ist nach außen gewandt. Dies sorgt dafür, dass die Kleidung nicht beschmutzt wird und der Tretroller 1 bequem getragen werden kann.
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Zum bequemen Tragen des in der Transport- und Tragevorrichtung 16 aufgenommenen Tretrollers 1 ist diese mit einem Tragriemen 20 versehen, in den eine Ladekabel integriert ist. Dazu umfasst der Tragriemen 20 einen ersten Abschnitt, der mit einem Ende an der Transport- und Tragevorrichtung 16 befestigt ist und der an seinem anderen Ende einen Ladestecker 21 zum Anschluss an ein 230V-Netz aufweist. Über diesen Stecker 21 kann der erfindungsgemäße Tretroller 1 an einem normalen Stromnetz geladen werden. Darüber hinaus umfasst der Tragriemen 20 einen zweiten Abschnitt, der mit einem Ende an der Transport- und Tragevorrichtung 16 befestigt ist und der an seinem anderen Ende einen Ladestecker 22 zum Anschluss an ein 12V-Netz aufweist. Über diesen Stecker 22 kann der erfindungsgemäße Tretroller 1 an dem Bordnetz eines Kraftfahrzeuges geladen werden. Somit ist eine perfekte Integration des Tretrollers 1 in ein Fahrzeug gewährleistet.
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Zum Tragen des Tretrollers 1 können die beiden Stecker 21, 22 zusammengesteckt und dann verriegelt werden. Der Tragriemen 20 kann auch zur Befestigung des Tretrollers 1 in einem Fahrzeug verwendet werden.
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Zum leichten Tragen des erfindungsgemäßen Tretrollers 1 trägt auch der konsequente Leichtbau mittels moderner Antriebskomponenten und leichter Materialen bei. Als Antriebskomponenten kommen beispielsweise ein büstenloser Motor, Lithium-Polymer-Akkus, EC-Motore und Antriebseinheiten mit Radnabenintegration oder Zwei-Stufen-Getriebe in Frage. Als leichte Materialen bieten sich Aluminium, kohlenstofffaser- oder glasfaserverstärkte Kunststoffe (CFK, GFK) und Sandwichtechnologie an. Beispielsweise kann die Antriebseinheit für den erfindungsgemäßen Tretroller 1 aus einem Lithium-Polymer-Akku mit einer Kapazität von etwa 100 Wh (etwa 700 g), einer kompakten Leistungselektronik, einem EC-Motor mit relativ niedriger Motorkonstante und einem verlustarmen Zwei-Stufen-Getriebe bestehen, so dass Distanzen von etwa 10 km bei v=20 km/h bei einem max. Betriebsfall (m=100 kg; v=20 km/h; Steigung 0%) zurückgelegt werden können.
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Durch einen konsequente Leichtbau kann so ein Tragegewicht des erfindungsgemäßen Tretrollers 1 in der Größenordnung eines Laptops (< 3,5 kg) erreicht werden.
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Der erfindungsgemäße Tretroller 1 ist weiterhin mit einer Lichtanlage vorgesehen, welche durch ein Betreten des Standbretts 5 zum Standlicht (gedimmter Betrieb) aktiviert wird und bei Fahrt in normaler Helligkeit leuchtet. Die Lichtanlage umfasst vorzugsweise einen Scheinwerfer, ein Rücklicht und ein Bremslicht, wobei das Bremslicht bei einem Bremsvorgang infolge einer Pulsweitenmodulation heller strahlt. Die Lichtanlage verwendet vorteilhafterweise LED-Leuchten.
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Der erfindungsgemäße Tretroller 1 stellt ein Transportfahrzeug dar, welches die Mobilitätsanforderungen, insbesondere in einer Stadt, komplementär zu einem Pkw ausfüllt, da er eine komfortable Überbrückung von mittleren Distanzen (etwa 10 km) ermöglicht. Er lässt sich sehr einfach und bequem nutzen, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln kompatibel und kann leicht und komfortabel transportiert werden. Darüber hinaus kann der erfindungsgemäße Tretroller 1 intuitiv und ohne Vorkenntnisse genutzt werden. Da seine Batterien über die Bordelektrik eines Fahrzeuges aufgeladen werden können, ist er bei Inbetriebnahme aus dem Fahrzeug heraus stets voll geladen. Alternativ kann der Tretroller 1 über das integrierte Ladekabel auch über das Hausnetz (230 Volt) geladen werden. Infolge des speziellen Lenksystems kann er einhändig gefahren werden, so dass die zweite Hand frei verfügbar bleibt. Bei Dämmerung oder in der Dunkelheit sorgt die automatische Beleuchtung für zusätzliche Sicherheit.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Tretroller
- 2
- Vorderrad
- 3
- Hinterrad
- 4
- Standbrett
- 5
- Lenkstange
- 6
- Reibbremse
- 7
- Drehgelenk
- 8
- Radgabel
- 9
- Schwenkachse
- 10
- Nachlauf
- 11
- Kardangelenk
- 12
- Knauf
- 13
- Klappmechanismus
- 14
- Scheibe
- 15
- Scheibe
- 16
- Transport- und Tragevorrichtung
- 17
- Halbschale
- 18
- Halbschale
- 19
- Reißverschluss
- 20
- Tragriemen
- 21
- Ladestecker
- 22
- Ladestecker