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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Detektion eines etwaigen Fügefehlers, insbesondere eines Wurzelbindefehlers, in einer Rührreibschweißnaht, mittels der zwei Bauteile zusammengefügt sind.
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Bauteile, die mittels des bekannten Rührreibschweißverfahrens (s.g. "Friction Stir Welding" = "FSW") zusammengefügt werden, weisen im Nahtbereich eine nahezu ideale Gefügestruktur auf, die weitgehend mit den ursprünglichen Materialeigenschaften der Ausgangsbauteile vergleichbar ist. Hierdurch sind die erreichbaren Festigkeiten einer mittels des Rührreibschweißverfahrens hergestellten Fügenaht fast mit denen des Vollmaterials vergleichbar. Das Rührreibschweißverfahren ist vorrangig für Metalle bzw. Metalllegierungen geeignet, die einen nicht zu hohen Schmelzpunkt, wie beispielsweise Aluminium, aufweisen. Es lassen sich hierbei plattenförmige Bauteile mit einer Materialstärke von 30 mm und mehr auf Stoß fügen.
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Beim Rührreibschweißprozess wird im Allgemeinen ein rotierender Hartmetallschweißstift, der in einem oberen Abschnitt eine Schulter aufweist, in den Stoß bzw. in den späteren Nahtbildungsbereich zwischen zwei zu fügenden Bauteilen eingeführt. Die entstehende Reibungswärme plastifiziert das Metall im Stoßbereich und ermöglicht zunächst das Einführen des rotierenden Schweißstiftes und anschließend dessen Weiterbewegung entlang des Bauteilstoßes zur Ausbildung der Rührreibschweißnaht. Die Schulter des Schweißstiftes hat vor allem die Aufgabe, das Material durch Reibungswärme zu erhitzen und hierdurch zu erweichen, während der rotierende Schweißstift das plastifizierte Material im Nahtbildungsbereich verrührt, wodurch sich eine innige Verbindung zwischen den zu fügenden Bauteilen ergibt. Die Führung des Schweißstiftes erfordert relativ hohe Kräfte, so dass die zu fügenden Bauteile auf einem Werkstückauflager angeordnet und darauf sicher festgespannt werden müssen. In einem Bereich unterhalb des Bauteilstoßes bzw. des Nahtbildungsbereichs erstreckt sich eine streifenförmige, im Verschleißfall leicht auswechselbare Schweißunterlage (s.g. "Backing"), die wiederum auf dem Werkstückauflager aufliegt. Diese Schweißunterlage erstreckt sich über die gesamte Länge des Bauteilstoßes hinweg und auf beiden Seiten noch ein kleines Stück darüber hinaus.
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Von wesentlicher Bedeutung für die Qualität einer Rührreibschweißnaht ist der Abstand des Schweißstiftendes von der Schweißunterlage. Ist dieser Abstand zu klein, kann es zu einem erhöhten Verschleiß und/oder einem Totalausfall des Schweißstiftes durch Brechen kommen, wobei auch die Schweißunterlage beschädigt werden kann. Ist der Abstand hingegen zu groß, wird das Material vom Schweißstift nicht vollständig plastifiziert und verrührt, so dass die Bauteile im rückwärtigen Bereich bzw. der Unterseite der Schweißnaht im Ergebnis nicht vollständig durchgeschweißt sind. Eine derartige, nicht vollständig durchgeschweißte Naht stellt einen oder mehrere s.g. Wurzelbindefehler dar ("Lack Of Penetration" = "LOP"), die insbesondere im Fall einer dynamischen Beanspruchung der Schweißnaht als Kerbe anzusehen sind und zu Rissen und damit zu einem Totalversagen des Bauteils führen können. Ein Einsatz von ungeprüften, rührreibverschweißten Komponenten ist daher in sicherheitsrelevanten Bereichen, wie zum Beispiel in der Luftfahrt oder in der Kraftwerkstechnik nicht zulässig.
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Ein Hauptproblem besteht darin, derartige Wurzelbindefehler zuverlässig zu erkennen, da die Unterseite der Rührreibschweißnaht insbesondere aufgrund der eingesetzten Schweißunterlage und des im Nahtbildungsbereich aufgeschmolzenen Metalls eine sehr glatte Oberfläche aufweist und die Bauteile selbst im Bereich von Wurzelbindefehlern noch "kaltverschweißt" sind, d.h. praktisch "adhäsiv" zusammenbacken bzw. miteinander "verhakt" sind, so dass im Allgemeinen keine Risse auftreten, die ohne weiteres detektierbar wären. Dennoch ist aufgrund der im Bereich von Wurzelbindefehlern lediglich "kaltverschweißten" Bauteilstoßkanten – im Vergleich zu einer fehlerfreien Rührreibschweißnaht – nur eine sehr geringe mechanische Festigkeit gegeben, die nicht im Entferntesten an die Belastbarkeit der Ausgangsbauteile heran reicht.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren anzugeben mit dem sich etwaige Wurzelbindefehler in einer Rührreibschweißnaht zwischen zwei Bauteilen zuverlässig, vollständig und schnell feststellen lassen.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Maßgabe des Patentanspruchs 1 gelöst, das die folgenden Schritte umfasst:
- a) Erzeugen einer Zugspannung im Bereich der Rührreibschweißnaht im elastischen Bereich, und
- b) zumindest bereichsweises Prüfen einer Unterseite der Rührreibschweißnaht, um einen etwaigen Fügefehler zu detektieren.
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Die im Verfahrensschritt a) in die Rührreibschweißnaht zwischen den gefügten Bauteilen induzierte Zugspannung dient zum Öffnen bzw. zum Aufbiegen eines etwaigen Fügefehlers in der Form eines "kaltverschweißten" Risses im Bereich einer Unterseite der Naht. Die Zugspannung wird hierbei durch äußere, an die gefügten Bauteile angelegte mechanische Kräfte erzeugt, die zu einer geringfügigen Verformung der gefügten Bauteile führen. Die mechanischen Kräfte greifen hierbei die gefügten Bauteile derart an, dass sich unterhalb der neutralen Faser stets eine Zugspannung in geeigneter Stärke ausbildet. Die Größe der Zugspannung wird hierbei so bemessen, dass die Elastizitätsgrenze des jeweils für die Bauteile eingesetzten Metalls bzw. der Metalllegierung nicht überschritten wird. Die Prüfung der Nahtunterseite im Verfahrensschritt b) erfolgt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Prüfmethoden. Exemplarisch können hier die Farbeindringprüfung, das "Mustervergleichsverfahren" oder die Shearografie erwähnt werden.
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Nach Maßgabe einer vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens ist vorgesehen, dass vor dem Verfahrensschritt a) eine Eindringfarbe auf die Unterseite der Rührreibschweißnaht aufgetragen wird und das Prüfen im Verfahrensschritt b) mittels einer Farbeindringprüfung erfolgt.
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Bei der s.g. Farbeindringprüfung wird die Eindringfarbe nach Maßgabe einer Verfahrensvariante im zugspannungsfreien Zustand im zu überprüfenden Bereich auf die Unterseite der Rührreibschweißnaht aufgetragen. Dies erfolgt in einem zusätzlichen, dem Verfahrensschritt a) vorausgehenden Verfahrensschritt. Der Farbauftrag kann in Abhängigkeit vom Prüfungsumfang vollflächig oder nur bereichsweise erfolgen. Anschließend wird die Schweißnaht im Verfahrensschritt a) mit einer Zugspannung beaufschlagt. Infolge der hierdurch bedingten Öffnung bzw. Aufspreizung der "kaltverschweißten" Risse im Bereich eines etwaigen Fügefehlers dringt die Farbe in diese zumindest teilweise ein. Nachdem die gefügten Bauteile wieder in den spannungsfreien Zustand versetzt wurden, quillt die Eindringfarbe aus dem Bereich des Fügefehlers, insbesondere eines Wurzelbindefehlers, heraus und ist einem unmittelbaren visuellen Nachweis im Zuge der Farbeindringprüfung im Verfahrensschritt b) zugänglich. Das Prüfen auf das Vorhandensein etwaiger Fügefehler im Verfahrensschritt b) kann abweichend hiervon in einer Verfahrensvariante auch unter weiterhin anliegender Zugspannung erfolgen, d.h. die gefügten Bauteile werden vor der Prüfung nicht in den spannungslosen Zustand versetzt. Der Farbauftrag kann in allen Konstellationen sowohl vor als auch nach dem Erzeugen der Zugspannung erfolgen, da die Eindringfarbe eine hohe Kriechfähigkeit besitzt und in feinste Risse bzw. Kapillaren eindringt.
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Bevorzugt wird mittels einer CCD-Digitalkamera ein Messbild von der herausgequollenen Eindringfarbe gemacht und in einer Rechnereinheit abgelegt. Anschließend können das oder die Messbilder mittels einer geeigneten, auf der Rechnereinheit installierten Bildauswertungssoftware ausgewertet werden, um die Position etwaiger Fügefehler innerhalb der Rührreibschweißnaht exakt zu lokalisieren und zu dokumentieren. Insbesondere bei längeren Rührreibschweißnähten und wenn sich der Prüfbereich über die gesamte Nahtlänge erstrecken soll, ist es erforderlich, eine Vielzahl von Bildern bzw. Referenzbildern anzufertigen, um den vollständigen Nahtverlauf prüfen zu können. Die einzelnen Bilder können mittels einer geeigneten Software (s.g. "Stitching"-Software) und unter Benutzung der Rechnereinheit gegebenenfalls zu einer großen, einheitlich auszuwertenden Bilddatei digital zusammengefügt werden. Weiterhin kann es zur Vereinfachung der eigentlichen Prüfung von Vorteil sein, unmittelbar nach dem Auftrag der Eindringfarbe – vor dem Anlegen der Zugspannung im Verfahrensschritt b) – in einem weiteren, zwischen geschalteten Verfahrensschritt, mindestens ein Referenzbild von der Unterseite der mit der Eindringfarbe bestrichenen Rührreibschweißnaht anzufertigen, das dann im Zuge der Prüfung im Verfahrensschritt b) mit dem Messbild verglichen wird, das die herausgequollene Farbe dokumentiert.
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Bei einer weiteren Verfahrensvariante ist vorgesehen, dass vor dem Verfahrensschritt a) ein Muster, insbesondere eine Grundierung mit einem darauf aufgebrachten unregelmäßigen Punktmuster, zumindest bereichsweise auf die Unterseite der Rührreibschweißnaht aufgetragen wird, und vom Muster ein Referenzbild aufgenommen wird, und nach dem Verfahrensschritt a) ein Messbild des Musters aufgenommen wird, wobei das Prüfen im Verfahrensschritt b) durch einen Vergleich des Messbildes mit dem Referenzbild erfolgt.
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Im Zuge des in dieser Variante zum Einsatz kommenden, hier definitionsgemäß mit dem Begriff "Mustervergleichsverfahren" bezeichneten Verfahrens, wird auf die Unterseite der Rührreibschweißnaht im interessierenden Prüfbereich z.B. ein unregelmäßiges Punktmuster aufgebracht. Das Punktmuster besteht aus einer Vielzahl von Punkten mit unterschiedlichen Durchmessern, wobei auch die Abstände zwischen den Punkten zueinander ebenfalls zufällig variieren. Das Punktmuster kann zum Beispiel mittels einer "kleckernden" Spritzpistole aufgetragen werden. Zur Erhöhung des Kontrastes kann vorab eine helle Grundierung aufgetragen werden, auf die abschließend das Punktmuster aufgespritzt wird. Abweichend kann das Muster auch andere geometrische Strukturen, wie zum Beispiel Ellipsen oder Linien aufweisen. Zur Durchführung der Nahtprüfung mittels des "Mustervergleichsverfahrens" werden ein Referenzbild von der Nahtunterseite bzw. vom aufgetragenen Muster im zugspanunngsfreien Zustand und mindestens ein Messbild bei anliegender Zugspannung gemacht. Das Referenzbild und das Messbild werden wiederum bevorzugt mit einer CCD-Digitalkamera aufgenommen und in der Rechnereinheit abgespeichert. Die Auswertung zur Detektion etwaiger Fügefehler erfolgt mittels einer speziellen Bildauswertungssoftware, die bereits geringfügige strukturelle Veränderungen des Punktmusters – wie z.B. geringfügige Lageverschiebungen der Punkte in Relation zu einander – erkennen und auswerten kann.
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Im Fall einer weiteren Ausführungsvariante des Verfahrens wird vor dem Verfahrensschritt a) ein Referenzbild von der Unterseite der Rührreibschweißnaht mittels Shearografie aufgenommen und nach dem Verfahrensschritt a) wird ein Messbild von der Unterseite der Rührreibschweißnaht mittels Shearografie aufgenommen, wobei das Prüfen im Verfahrensschritt b) durch einen Vergleich des Messbildes mit dem Referenzbild erfolgt.
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Das im Zuge des Verfahrensschrittes b) hier zur Prüfung Anwendung findende Shearografie-Verfahren eignet sich zur berührungslosen Detektion von mechanischen Fehlstellen in einer Vielzahl von Bauteilen. Das Verfahren erfasst den Gradienten der Verformung im Nahtbereich, die im Wesentlichen durch die einwirkende Zugspannung hervorgerufen wird. Bei der Shearografie wird der zu prüfende Bereich der Nahtunterseite mit einem aufgeweiteten Laserstrahl illuminiert. Die reflektierte Laserstrahlung tritt durch ein optisches "Scher- bzw. Verschiebeelement" und wird anschließend zum Beispiel mittels einer konventionellen CCD-Digitalkamera ausgewertet. Durch das "Scherelement", bei dem es sich zum Beispiel um einen optischen Keil handeln kann, entstehen zwei geringfügig zueinander verschobene Abbildungen des zu prüfenden Nahtbereichs in der Bildebene der CCD-Digitalkamera, die sich dort zu einem Interferenzbild überlagern.
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Zur Durchführung der Nahtprüfung mittels des Shearografie-Verfahrens im Verfahrensschritt b) wird zunächst ein Referenzbild im unbelasteten Zustand der Naht und ein Messbild der unter Zugspannung stehenden Naht mittels der CCD-Digitalkamera unter Laserlicht aufgenommen und in der Rechnereinheit zur weiteren Auswertung abgelegt. Die Differenz zwischen dem Referenzbild im unbelasteten (zugspannungsfreien) und dem eigentlichen Messbild im belasteten Zustand enthält die vollständige Information über etwaige in der Nahtunterseite durch die Zugspannung hervorgerufene Verformungen, die eindeutig auf das Vorliegen von Fügefehlern hinweisen. Somit kann die Auswertung durch eine rechnerische Differenzbildung zwischen dem Referenzbild und dem Messbild mittels einer geeigneten, hierauf abgestimmten Bildauswertungssoftware erfolgen.
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Nach Maßgabe einer weiteren Ausführungsvariante des Verfahrens ist vorgesehen, dass nach dem Verfahrensschritt a) ein Messbild von der Unterseite der Rührreibschweißnaht mittels Shearografie aufgenommen wird, wobei das Prüfen im Verfahrensschritt b) durch unmittelbares Auswerten des Messbildes erfolgt.
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Bei dieser Verfahrensvariante kommt eine absolute Messung zur Anwendung, die ohne ein vorheriges Referenzbild auskommt. Inhomogene, d.h. insbesondere ungleichmäßig verlaufende Strukturen im Shearografie-Messbild der unter Zugspannung stehenden Rührreibschweißnaht deuten bereits unmittelbar für sich auf das Vorliegen eines Fügefehlers, insbesondere eines kritischen Wurzelbindefehlers, hin.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass die Zugspannung durch Biegen der gefügten Bauteile über eine Kante erzeugt wird, wobei die Kante im Bereich einer Oberseite der Rührreibschweißnaht angeordnet ist und die Kante zumindest bereichsweise an dieser anliegt.
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Infolge der im Bereich der Oberseite der Rührreibschweißnaht angeordneten Kante als Widerlager, lassen sich innerhalb der Rührreibschweißnaht durch einfaches Hochbiegen der freien Bauteilkanten Zugspannungen in genau definierter Größe erzeugen.
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Nach Maßgabe einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens wird die Zugspannung durch einen Unterdruck pu im Bereich der Unterseite der Rührreibschweißnaht erzeugt.
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Infolge dieser Ausgestaltung ist zur Erzeugung der Zugspannung kein freier Zugang zu den Bauteilkanten der gefügten Bauteile notwendig.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterentwicklung des Verfahrens sieht vor, dass die Zugspannung durch gleichsinniges Hochbiegen von zwei äußeren Bauteilkanten erzeugt wird.
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In dieser Konstellation ist keine (Biege-)Kante als Widerlager für die zusammengefügten Bauteile erforderlich. Die gegenüberliegenden Bauteilkanten der gefügten Bauteile werden hierbei gleichsinnig, gleichzeitig und unter demselben Krafteinsatz hochgebogen, um eine möglichst homogene Zugspannung in der Rührreibschweißnaht im Bereich unterhalb der neutralen Faser zu erzeugen. Bei allen Varianten zur Erzeugung der Zugspannung wird die Elastizitätsgrenze der jeweils für die Bauteile eingesetzten Materialien nicht überschritten, d.h. es tritt aufgrund der Einwirkung der Zugspannung im Nahtbereich unterhalb der neutralen Faser keine dauerhafte plastische Verformung der gefügten Bauteile ein.
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In der Zeichnung zeigt:
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1 eine schematische Querschnittsdarstellung durch zwei mittels einer Rührreibschweißnaht zusammen gefügte Bauteile mit einem zu detektierenden Fügefehler in Form eines Wurzelbindefehlers (s.g. "LOP").
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Die 1 zeigt zwei Bauteile 10, 12, die mittels einer Rührreibschweißnaht 14 zu einer übergeordneten, konstruktiven Komponente 16, wie zum Beispiel einer Rumpfschale eines Flugzeugs, zusammen gefügt sind. Die Bauteile 10, 12 sind in der Regel mit einem vergleichsweise niedrigschmelzenden metallischen Material, wie zum Beispiel Aluminium oder einer Aluminiumlegierung, gebildet, das sich für den bekannten Rührreibschweißprozess eignet. Im Bereich einer Oberseite 18 der Rührreibschweißnaht 14 sind die Bauteile 10, 12 vollständig verschweißt, wohingegen im Bereich einer Unterseite 20 die Bauteile 10, 12 in einem Stoßbereich 22 nicht vollständig durchgeschweißt sind und ein s.g. Wurzelbindefehler 24 gegeben ist. Im Bereich des Wurzelbindefehlers 24 besteht lediglich eine "Kaltverschweißung" der nicht bezeichneten inneren Bauteilkanten, die hier nur "adhäsiv" miteinander verbackt bzw. ineinander verhakt sind. Demzufolge ist in dieser Zone nur eine geringe mechanische Lasttragfähigkeit gegeben. Aufgrund der hohen Kerbwirkung des Wurzelbindefehlers 24 kann es somit bereits bei geringen Lasten zum Totalversagen der Rührreibschweißnaht 14, das heißt zu einem Bruch der ganzen reibverschweißten Komponente 16 kommen. Der Wurzelbindefehler 24 ist im gezeigten Zustand der Komponente 16 nur äußerst schwer zu detektieren, weil die Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 aufgrund der beim Rührreibschweißen eingesetzten glatten Schweißunterlage und des in diesem Bereich plastifizierten Materials der Bauteile 10, 12 fast vollkommen eben ist und sich der Wurzelbindefehler 24 aufgrund der "kaltverschweißten" Bauteilkanten nicht durch einen Riss offenbart.
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Um dennoch eine verfahrenstechnisch möglichst zuverlässige Detektion eines etwaigen Wurzelbindefehlers 24 zu ermöglichen, wird nach Maßgabe des erfindungsgemäßen Verfahrens im Verfahrensschritt a) vorgeschlagen, unterhalb einer horizontal verlaufenden, neutralen Faser 26 eine mechanische Zugspannung 28, also im Bereich der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 bzw. im Bereich eines potentiellen Wurzelbindefehlers 24 in die Komponente 16 zu induzieren. Eine Höhe der Zugspannung 28 ist so bemessen, dass sich lediglich eine elastische Deformation im Bereich der Rührreibschweißnaht 14 einstellt und eine dauerhafte plastische Umformung ausgeschlossen ist. Die Zugspannung wird hierbei während des Verfahrensschrittes b), indem die eigentliche Prüfung erfolgt, zumindest zeitweise konstant aufrechterhalten.
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Das Erzeugen der Zugspannung 28 kann beispielsweise durch das Biegen der Komponente 16 bzw. der miteinander verschweißten Bauteile 10, 12 über eine Kante 30 erfolgen, wobei die Kante 30 bevorzugt im Bereich der Oberseite 18 der Rührreibschweißnaht 14 an dieser zumindest bereichsweise zur Anlage gebracht wird. Die zur Prüfung der Rührreibschweißnaht 14 notwendige Zugspannung 28 wird in diesem Fall durch beidseitig symmetrisch zum Stoßbereich 22 unterseitig angreifende, nach oben gerichtete Biegekräfte 32, 34 gleicher Größe aufgebaut. Alternativ können die Biegekräfte 32, 34 auch seitlich an den äußeren Bauteilkanten 36, 38 angreifen, um die verfahrensnotwendige Zugspannung 28 zu erzeugen, so dass die Kante 30 entbehrlich ist. Abgesehen hiervon ist es möglich, die benötigten Biegekräfte 32, 34 durch das Anlegen eines Unterdrucks pu mittels einer nicht eingezeichneten Vakuumpumpe im Bereich der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 zu ersetzen. In diesem Fall müssen die äußeren Bauteilkanten 36, 38 in ihrer räumlichen Lage fixiert, d.h. insbesondere hinreichend fest eingespannt sein. Diese Vorgehensweise weist insbesondere den Vorteil auf, dass kein freier Zugang zur Oberseite 18 der Rührreibschweißnaht 14 notwendig ist. Mindestens zwei der hier lediglich exemplarisch beschriebenen drei Varianten zur Erzeugung der Zugspannung 28, können auch miteinander kombiniert werden. Aufgrund der Zugspannung 28 wird – wie in 1 gezeigt – ein etwaiger Wurzelbindefehler 24 zu einem mikroskopisch kleinen Riss 40 aufgefächert, d.h. die "kaltverschweißten" inneren Bauteilkanten im Stoßbereich 22 unterhalb der neutralen Faser 26 bzw. im Bereich der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 werden voneinander losgelöst bzw. reißen voneinander ab, wodurch die Detektion eines etwaigen Wurzelbindefehlers 24 mittels bekannter Prüfprozeduren erheblich vereinfacht – wenn nicht überhaupt erst ermöglicht – wird. Die Zugspannung 28 baut sich stets unterhalb der neutralen Faser 26, also im Bereich der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 mit dem etwaigen Wurzelbindefehler 24, auf. Abgesehen hiervon tritt keinerlei dauerhafte Verformung der Komponente 16 ein.
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Erst im Verfahrensschritt b) erfolgt die eigentliche Prüfung der Rührreibschweißnaht 14 auf Fügefehler, insbesondere im Hinblick auf den Wurzelbindefehler 24 mit dem feinen (Haar)riss 40 infolge des Einwirkens der Zugspannung 28. Zur Detektion des etwaigen Wurzelbindefehlers 24 kommen vorzugsweise die eingangs genannten Prüfverfahren zur Anwendung.
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Erfolgt der Test auf das Vorhandensein eines Wurzelbindefehlers 24 unter Zuhilfenahme der Farbeindringprüfung, so wird die Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 in einem dem Verfahrensschritt a) vorgeschalteten Verfahrensschritt zunächst mit einer geeigneten Farbe bestrichen, die über den gesamten Prüfzeitraum hinweg in einem fließfähigen Zustand verbleibt. Im Anschluss daran wird im Verfahrensschritt a) die Zugspannung 28 aufgebaut und über einen hinreichend langen Zeitraum hinweg konstant gehalten, wodurch die Eindringfarbe unter anderem aufgrund von Kapillarkräften in den sich aufgrund der Wirkung der Zugspannung 28 auffächernden feinen Riss 40 des Wurzelbindefehlers 24 einsickert. Die Einwirkdauer der Zugspannung 28 muss so bemessen werden, dass eine ausreichende Menge der Eindringfarbe in den etwaigen Riss 40 eindringen kann. Unter Umständen ist eine zeitliche Modulation einer Stärke der Zugspannung 28 von Vorteil, um durch eine hierdurch bewirkte "Pumpwirkung" des Risses 40 das Einsickern der Eindringfarbe bis in den Grund des Risses 40 hinein zu unterstützen. Im Verfahrensschritt b) werden sodann die Bauteile 10, 12 wieder in den spannungslosen (Ausgangs-)Zustand versetzt, wodurch sich der entstandene Riss 40 im Bereich eines etwaigen Wurzelbindefehlers 24 zumindest teilweise wieder verschließt und die in den Riss 40 hineingewanderte Eindringfarbe zumindest teilweise wieder aus diesem herausquillt bzw. wieder herausgedrückt wird. Mittels eines bildgebenden Verfahrens kann die herausgequollene Eindringfarbe und damit der Riss 40 des Wurzelbindefehlers 24 dann auf einfache Art und Weise direkt nachgewiesen werden.
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Beispielsweise wird von der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 mit der herausgequollenen Eindringfarbe mindestens ein Messbild mit Hilfe einer CCD-Digitalkamera gemacht, das in einer Rechnereinheit abgelegt wird. Auf der Rechnereinheit ist eine, für das jeweils im Verfahrensschritt b) zur Anwendung kommende Prüfverfahren geeignete Bildauswertesoftware installiert. Der Nachweis eines etwaigen Fügefehlers erfolgt dann mittels der Bildauswertesoftware, die in diesem Fall in der Lage ist, die herausgequollene Eindringfarbe zu erkennen und darüber hinaus deren Position entlang der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 exakt zu bestimmen. Zur Vereinfachung der Auswertung mittels der Bildauswertesoftware kann erforderlichenfalls ein Referenzbild von der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 mit aufgestrichener Eindringfarbe im zugspannungslosen Zustand gemacht werden, das dann im Verfahrensschritt b) mit dem eigentlichen Messbild, das die herausgetretene Eindringfarbe zeigt, verglichen wird. In einer Verfahrensalternative ist es möglich, die Eindringfarbe erst nach dem Erzeugen der Zugspannung 28 im Verfahrensschritt a) auf die Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 aufzutragen.
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Bei einer weiteren Verfahrensvariante kommt das hier mit dem Begriff "Mustervergleichsverfahren" bezeichnete Prüfverfahren zum Einsatz. Bei diesem Verfahren wird ein zu untersuchender Bereich der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 zunächst mit einer Grundierung, d.h. mit einer bevorzugt hellen und matten Farbe zur Kontrasterhöhung sowie zur Minimierung unerwünschter Lichtreflexe bestrichen. Im Anschluss daran wird auf die Grundierung ein irreguläres Punktmuster aufgebracht. Anstelle eines Punktmusters können auch andere, beliebige geometrische Strukturen auf die Grundierung aufgetragen werden. Im Fall einer dunkleren, nur in geringem Umfang lichtreflektierenden Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 kann unter Umständen auf den Auftrag einer Grundierung verzichtet werden. In zwei dem Verfahrensschritt a) vorgelagerten Verfahrensschritten wird zunächst die Grundierung mit dem unregelmäßigen Punktraster im spannungslosen Zustand der Bauteile 10, 12 aufgebracht, hiervon mindestens ein Referenzbild angefertigt und das Referenzbild in der Rechnereinheit abgelegt. Im Verfahrensschritt a) wird dann die Zugspannung 28 aufgebaut und so lange konstant gehalten, bis im nachfolgenden Verfahrensschritt b) mindestens ein Messbild von der mit der Zugspannung 28 beaufschlagten Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 mittels der CCD-Digitalkamera gemacht und in der Rechnereinheit abgespeichert wurde. Die Detektion eines etwaigen Wurzelbindefehlers 24 erfolgt wiederum durch einen Vergleich zwischen dem mindestens einen Referenzbild und dem mindestens einen Messbild innerhalb der Rechnereinheit unter Zuhilfenahme einer hierfür geeigneten Bildauswertesoftware. Beispielsweise kann die Bildauswertesoftware etwaige Verschiebungen von Punkten innerhalb des Punktmusters in Relation zueinander, zum Beispiel aufgrund des sich gegebenenfalls aufgrund der Zugspannung 28 entstandenen Risses 40 des Wurzelbindefehlers 24 ermitteln und dessen genaue Lage in der Rührreibschweißnaht 14 feststellen und zur Anzeige bringen.
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In einer weiteren Verfahrensalternative kann die Prüfung auf das Vorhandensein eines Wurzelbindefehlers 24 mittels der eingangs erläuterten Shearografie erfolgen. Im Fall dieser Verfahrensvariante wird in einem dem Verfahrensschritt a) vorgelagerten Verfahrensschritt mindestens ein Shearografie-Referenzbild von der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 bzw. von einem interessierenden Prüfbereich im zugspannungslosen Zustand mittels der CCD-Kamera gemacht. Im Verfahrensschritt a) wird die Zugspannung 28 angelegt und zumindest über den Prüfzeitraum hinweg konstant gehalten. Im Verfahrensschritt b) wird dann mindestens ein Messbild von mindestens einem Teil der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 mit Hilfe der Shearografie mit einer CCD-Digitalkamera gemacht und in der Rechnereinheit abgelegt. Danach können die Bauteile 10, 12 wieder in den spannungslosen Zustand versetzt werden. Der Nachweis eines etwaigen Wurzelbindefehlers 24 erfolgt durch einen Vergleich des mindestens einen Referenzbildes mit dem mindestens einen Messbild unter Zuhilfenahme einer auf der Rechnereinheit laufenden, geeigneten Bildauswertesoftware.
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Im Fall einer weiteren Verfahrensvariante ist die vorherige Anfertigung des mindestens einen Referenzbildes entbehrlich. Die Detektion eines etwaigen Wurzelbindefehlers 24 erfolgt allein aufgrund des mindestens einen Messbildes von der unterhalb der neutralen Faser 26 unter der Zugspannung 28 stehenden Rührreibschweißnaht 14. Im Fall eines etwaigen Wurzelbindefehlers 24 deuten im Allgemeinen inhomogene geometrische Strukturen in einem mittels Shearografie erzeugten Messbild bereits für sich genommen auf das Vorhandensein einer, wenn auch geringfügigen Verformung im Bereich der Unterseite 20 der Rührreibschweißnaht 14 und damit auf einen durch die Zugspannung 28 aufgefächerten Riss 40 eines Wurzelbindefehlers 24 hin.
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Das erfindungsgemäße Prüfverfahren erlaubt eine schnelle, verlässliche, einfach zu handhabende und zudem prozesssichere Detektion eines Wurzelbindefehlers 24 im Bereich einer Unterseite 20 einer Rührreibschweißnaht 14 zwischen zwei Bauteilen 10, 12, wobei Fehlanzeigen zuverlässig ausgeschlossen sind.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Bauteil
- 12
- Bauteil
- 14
- Rührreibschweißnaht (FSW-Naht)
- 16
- übergeordnete Komponente
- 18
- Oberseite (FSW-Naht)
- 20
- Unterseite (FSW-Naht)
- 22
- Stoßbereich
- 24
- Wurzelbindefehler ("LOP")
- 26
- neutrale Faser
- 28
- Zugspannung
- 30
- Kante
- 32
- Biegekraft F
- 34
- Biegekraft F
- 36
- (äußere) Bauteilkante
- 38
- (äußere) Bauteilkante
- 40
- Riss