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Die vorliegende Erfindung betrifft einen ein Ablagefach in einem Kraftfahrzeug verschließenden Ablagefachdeckel mit zumindest einem Scharnierarm gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Die Erfindung betrifft außerdem ein Kraftfahrzeug mit einem von einem derartigen Ablagefachdeckel abgedeckten Ablagefach.
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Ablagefachdeckel aus dem Stand der Technik sind üblicherweise mehrteilig ausgeführt, insbesondere aus zwei Schalen zusammengesetzt. Eine zum Ablagefachinneren hinzeigende Schale, an welcher ein Scharnierarm befestigt ist, der wiederum eine tragende Verbindung zum Ablagefach herstellt, ist dabei üblicherweise mit einem fachinneren Oberflächenmaterial ausgekleidet. Eine äußere Schale des Ablagefachdeckels ist beispielsweise lokal stoffschlüssig mit der inneren Schale verbunden und mit einem Oberflächendekor, welches an einen Fahrzeuginnenraum angepasst ist, versehen. Ein derartig hergestellter Ablagefachdeckel besitzt jedoch ein vergleichsweise hohes Gewicht. Durch den mehrteiligen Aufbau des bekannten Ablagefachdeckels muss dieser zunächst noch montiert werden, wobei bauteilbedingte Toleranzen beachtet werden müssen, was beides vergleichsweise kostenintensiv ist. Zudem werden zur Herstellung der inneren und der äußeren Schale des mehrteiligen Ablagefachdeckels mehrere Werkzeuge, insbesondere Spritzgusswerkzeuge, benötigt, was ebenfalls kostspielig ist. Auch eine unter Umständen nicht zu unterbindende Relativbewegung zwischen den beiden Schalen kann sich nachteilig, insbesondere auf eine Geräuschentwicklung, auswirken. Zu guter Letzt müssen die beiden Schalen auch noch passgenau miteinander verbunden werden, um optisch nachteilig wirkende Fugen vermeiden zu können. Alles in allem sind die aus dem Stand der Technik bekannten Ablagefachdeckel demzufolge vergleichsweise aufwändig, teuer und schwierig herzustellen.
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Die vorliegende Erfindung beschäftigt sich mit dem Problem, für einen Ablagefachdeckel der gattungsgemäßen Art eine verbesserte oder zumindest eine alternative Ausführungsform anzugeben, die sich insbesondere durch eine vereinfachte Herstellung und ein deutlich reduziertes Gewicht auszeichnet.
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Dieses Problem wird erfindungsgemäß durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Die vorliegende Erfindung beruht auf dem allgemeinen Gedanken, einen bisher bekannten Ablagefachdeckel zum Verschließen eines in einem Kraftfahrzeug angeordneten Ablagefachs nicht mehr mehrteilig, sondern einstückig auszubilden, wobei die einstückige Ausbildung selbstverständlich auch zumindest einen Scharnierarm umfasst, über den der Ablagefachdeckel schwenkbar am Ablagefach gelagert ist. Durch die einstückige Ausbildung des Ablagefachdeckels samt dem zumindest einen Scharnierarm kann dieser nicht nur vergleichsweise einfach, beispielsweise mittels eines Spritzgusswerkzeugs, und damit kostengünstig hergestellt werden, sondern zugleich verbilligt sich auch der Ablagefachdeckel dadurch, dass eine bisher erforderliche Montage zweier den Ablagefachdeckel bildender Schalen nunmehr entfällt. Durch die einstückige Ausbildung des Ablagefachdeckels kann dieser auch im Vergleich zu aus dem Stand der Technik bekannten Ablagefachdeckeln vergleichsweise leicht ausgebildet werden. Auf zusätzliche Sicherungsmittel, die die hauptsächlich für den Bedienkomfort zuständigen und beim Unfall lediglich geringfügig schließwirksamen Deckelfedern zusätzlich unterstützen und unter dem Einfluss von Crashkräften eine deckelverriegelnde Wirkung erzielen (zum Beispiel Fliehkraftsperren) demzufolge verzichtet werden kann. Derartige Sicherungsmittel können, z.B. für das Fixieren des Ablagefachdeckels im Falle eines Crashs eingesetzt werden. Darüber hinaus führt die Einstückigkeit des erfindungsgemäßen Ablagefachdeckels zu einem geringen Torsionswiderstands- und axialen Flächenmoment in einem mittleren Bereich, während sich der am Scharnierarm angrenzende und der gegenüberliegende Randbereich durch vergleichsweise hohe Torsionswiderstands- und axiale Flächenmomente auszeichnen. Eine derartige Konstellation schützt einen Fahrzeuginsassen bei einem Unfall, da hierbei durch die Einstückigkeit und insbesondere auch die Einwandigkeit des erfindungsgemäßen Ablagefachdeckels der Großteil der Deckelfläche beim Kontakt mit dem Fahrzeuginsassen nachgeben kann, während die vergleichsweise stabilen Randbereiche mit werkzeugfallenden Hohlräumen ein Durchbrechen oder ein Durchreißen des Ablagefachdeckels in vertikaler Richtung verhindert. Bei der Herstellung des erfindungsgemäßen Ablagefachdeckels ist darüber hinaus lediglich noch ein einziges urformendes Werkzeug erforderlich, wodurch die Werkzeugkosten reduziert werden können. Auch treten infolge der Einstückigkeit des Ablagefachdeckels keine Relativbewegungen zwischen einzelnen Teilen des Deckels auf, so dass der erfindungsgemäße Ablagefachdeckel auch unter dem Einfluss von Bedienkräften unanfällig für Störgeräusche ist. Zuletzt zeichnet sich der erfindungsgemäße Ablagefachdeckel auch durch eine hohe Toleranzstabilität aus, da toleranzanfällige Montage- und Fügeprozesse entfallen.
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Bei einer vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäßen Lösung ist der erfindungsgemäße Ablagefachdeckel an seinem, dem zumindest einen Scharnierarm zugewandten und/oder abgewandten Rand als Hohlprofil ausgebildet. Ein vorzugsweise über die gesamte Länge einer Deckeloberkante verlaufende, werkzeugfallend gebildeter Hohlraum, weist ein hohes Torsionswiderstands- und axiales Flächenmoment auf und wirkt dadurch Deformationen des Ablagefachdeckels, die durch lokal am oberen Deckelrand eingeleitete Kräfte, zum Beispiel beim Öffnen des Ablagefachdeckels oder infolge einer Federvorspannung bei eingeklemmten Gegenständen auftreten, entgegen. Am an den zumindest einen Scharnierarm angrenzenden Deckelrand ist ebenfalls ein Hohlraum platziert, der der Krafteinleitungsstelle am Scharnierarm ein hohes Torsionswiderstands- und axiales Flächenmoment verleiht, wobei durch eine entsprechende Ausrundung im Übergang von einer Ablagefachdeckelwand zu einer Wand des werkzeugfallend gebildeten Hohlraums eine Kerbwirkung reduziert werden kann. Generell ist dabei der erfindungsgemäße Ablagefachdeckel werkzeugfallend, einstückig inklusive der Hohlräume und der Scharnierarme hergestellt.
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Bei einer vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäßen Lösung ist der Ablagefachdeckel aus Kunststoff, insbesondere als Kunststoffspritzguss, ausgebildet. Eine derartige Ausbildung des Ablagefachdeckels als Kunststoffspritzgussteil ermöglicht eine einerseits qualitativ hochwertige und andererseits kostengünstige Herstellung des Ablagefachdeckels.
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Kunststoffspritzgussteile weisen darüber hinaus eine hohe Maßhaltigkeit sowie ein geringes Gewicht auf, was einerseits für die Fertigungsqualität und andererseits für einen Kraftstoffverbrauch eines Kraftfahrzeugs von großem Vorteil ist.
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Zweckmäßig weist der Ablagefachdeckel einen Bezug, insbesondere aus Stoff oder aus Leder, auf. Der üblicherweise aus Kunststoff hergestellte, erfindungsgemäße Ablagefachdeckel kann somit flexibel an eine jeweilige Innenausstattung des Kraftfahrzeugs angepasst werden, wobei es selbstverständlich auch denkbar ist, dass der Ablagefachdeckel ohne jeglichen Bezug eingebaut wird. Bei der Ausbildung als Kunststoffspritzgussteil ist es möglich, hinsichtlich der Farbe des herzustellenden Ablagefachdeckels nahezu frei zu wählen, wodurch ebenfalls eine hohe Flexibilität erreicht werden kann.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der erfindungsgemäßen Lösung ist der Ablagefachdeckel aus faserverstärktem Kunststoff, insbesondere aus glasfaserverstärktem oder carbonfaserverstärktem Kunststoff ausgebildet. Derartig faserverstärkte Kunststoffe bieten die Möglichkeit, den Ablagefachdeckel leichter auszubilden, was insbesondere bei Sportversionen, bei welchen von Käufern üblicherweise auch höhere Preise für Accessoires bezahlt werden, zur Anwendung kommen kann.
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Weitere wichtige Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, aus den Zeichnungen und aus der zugehörigen Figurenbeschreibung anhand der Zeichnungen.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert, wobei sich gleiche Bezugszeichen auf gleiche oder ähnliche oder funktional gleiche Bauteile beziehen.
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Dabei zeigen, jeweils schematisch,
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1 eine Innenansicht auf eine Kraftfahrzeugtür eines im Übrigen nicht gezeigten Kraftfahrzeugs mit einem erfindungsgemäßen Ablagefachdeckel,
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2 eine Schnittdarstellung entlang der Schnittebene A-A durch das Ablagefach und den erfindungsgemäßen Ablagefachdeckel,
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3 eine Detaildarstellung im Bereich X,
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4 eine Detaildarstellung im Bereich Y.
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Entsprechend der 1, weist eine Kraftfahrzeugtür 1 eines Kraftfahrzeugs 2 ein Ablagefach 3 auf (vergleiche 2), welches von einem Ablagefachdeckel 4 verschlossen ist. Das Ablagefach 3 kann beispielsweise als Handschuhfach, als Mittelkonsolenfach oder als Türfach ausgebildet sein. Der Ablagefachdeckel 4 ist dabei über zumindest einen Scharnierarm 5, vorzugsweise über mehrere Scharnierarme 5, schwenkbar am Ablagefach 3 gelagert. Erfindungsgemäß ist nun der Ablagefachdeckel 4 samt dem zumindest einen Scharnierarm 5 einstückig, das heißt aus einem Stück, ausgebildet. Der Ablagefachdeckel 5 kann hierzu beispielsweise aus Kunststoff, insbesondere als Kunststoffspritzgussteil, ausgebildet sein. Denkbar ist auch eine Ausbildung des erfindungsgemäßen Ablagefachdeckels 4 aus faserverstärktem Kunststoff, insbesondere aus glasfaser- oder carbonfaserverstärktem Kunststoff.
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Generell ist der Ablagefachdeckel 4 werkzeugfallend hergestellt, das heißt mit Serienwerkzeugen herstellbar, und mittels eines Bezugs 6, beispielsweise eine Stoff- oder einem Lederbezug, überzogen. Selbstverständlich kann der Ablagefachdeckel 4 auch ohne Bezug 6 eingesetzt werden.
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Ein oberer, scharnierferner Deckelrand 7 (vergleiche die 1–3) ist dabei mit einem werkzeugfallend gebildeten Hohlraum 8 mit einem je nach Fahrzeugseite q- oder p-förmigen Querschnitt versehen. In einer vorzugsweise rechtwinklig ausgeführten Kehle 9 (vergleiche 3) des in diesem Fall q-förmigen Querschnitts ist ein Stoß 10 vorgesehen, der durch den Beschnitt des Bezugs 6 einer zum Fahrzeuginnenraum hin zeigenden Seite des Ablagefachdeckels 4 und den Beschnitt eines Ablagefachauskleidungsmaterials 11, zum Beispiel Filz oder Teppichflachware oder andere Textilhalbzeuge, gebildet wird. Durch die Tatsache, dass sich im Stoß 10 auf dem Grund der Kehle 9 die Beschnittkanten beider Oberflächenmaterialien fugen- und radiusfrei treffen, ist dabei der Stoß 10 haptisch und optisch unauffällig gestaltet.
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Eine Wand 12 des werkzeugfallend gebildeten Hohlraums 8 am Deckelrand 7 dient als stabile und geometrisch toleranzarm ausgeführte Anschlagfläche zu einem Verkleidungsteil, das das eigentliche Ablagefach 3 bildet. Der Ablagefachdeckel 4 steht während des Öffnungs- und Schließvorgangs sowie in einer Ruheposition aufgrund eines zwischen dem Scharnierarm 5 und im Ablagefach 3 wirkenden Federelements 13 unter Vorspannung. Der obere Deckelrand 7 weist aufgrund des vorzugsweise über die gesamte Länge des Deckelrandes 7 verlaufenden, werkzeugfallend gebildeten Hohlraums 8 ein hohes Torsionswiderstands- und axiales Flächenmoment auf und wirkt dadurch Deformationen des Ablagefachdeckels 4, die durch lokal an dem oberen Deckelrand 7 eingeleitete Kräfte (zum Beispiel eingeleitete manuelle Kräfte beim Öffnen oder infolge aufgrund der Federvorspannung eingeklemmter Gegenstände) entgegen. An einem unteren Deckelrand 14 (vergleiche 4) ist auch der Scharnierarm 5 werkzeugfallend auf dem werkzeugfallend gebildeten Hohlraum 8’ platziert. Der in diesem Fall d-förmige Querschnitt des unteren Deckelrandes 14 verleiht dieser Krafteinleitungsstelle zum Scharnierarm 5 ein hohes Torsionswiderstands- und axiales Flächenmoment, wobei die beiden Radien R1 und R2 im Übergang von einer Deckelwand zu den Wänden des werkzeugfallend gebildeten Hohlraums 8’ kerbwirkungsreduzierend wirken. Beide Merkmale sorgen dabei für eine hohe Scharnierstabilität.
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Durch die Einstückigkeit des erfindungsgemäßen Ablagefachdeckels 4 ist dieser leichtbauoptimiert, was sich insbesondere günstig auf die gesetzlichen Unfallvorschriften auswirkt, wonach sich der Ablagefachdeckel 4 in einem Fahrzeuginnenraum beim Unfall nicht unbeabsichtigt öffnen darf. Durch die vergleichsweise leichte Ausbildung des Ablagefachdeckels 4 reicht das Federelement 13 aus, um den Ablagefachdeckel 4 auch bei einem Crash zuverlässig geschlossen zu halten. Zusätzliche Verriegelungselemente können dadurch entfallen. Außerdem führt die Einwandigkeit des erfindungsgemäßen Ablagefachdeckels 4 zwischen den beiden Hohlräumen 8, 8’ zu einer erheblichen Nachgiebigkeit, wogegen der obere Deckelrand 7 und der untere Deckelrand 14 durch den darin eingesetzten Hohlraum 8, 8’ vergleichsweise steif ausgebildet sind.
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Mit dem erfindungsgemäßen Ablagefachdeckel 4, der werkzeugfallend einstückig inklusive der Hohlräume 8, 8’ und der Scharnierarme 5 hergestellt ist, ist zusätzlich lediglich ein einziges Formen des Werkzeugs für die Herstellung des Ablagefachdeckels 4 erforderlich, wodurch sich ebenfalls Kosten reduzieren lassen. Ein Wandbereich zwischen dem oberen Deckelrand 7 und dem unteren Deckelrand 14 ist dabei flexibel gestaltbar, wodurch sich eine hohe Designflexibilität ergibt. Aufgrund der Einstückigkeit des erfindungsgemäßen Ablagefachdeckels 4 treten auch keine Relativbewegungen auf, so dass dieser unanfällig in Bezug auf Störgeräusche ist. Die Einstückigkeit sorgt darüber hinaus für eine hohe Toleranzstabilität, da toleranzanfällige Montage- und Fügeprozesse entfallen können.