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Die Erfindung betrifft einen Stuhl, insbesondere Bürostuhl, mit einer Sitzplatte, die auf einem Untergestell angeordnet ist, und einer Rückenlehne, die nach Art einer so genannten Synchronmechanik eine synchrone Bewegung von Sitzplatte und Rückenlehne gestatten.
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Derartige Stühle sind in zahlreichen Ausführungsformen bekannt. Sie weisen eine koordinierte Bewegung von Rückenlehne und Sitzplatte auf. Das bedeutet, dass beim Zurücklehnen des Benutzers gegen die Rückenlehne diese und die Sitzplatte eine Stellung annehmen, die einer im Wesentlichen liegenden oder zurückgelehnten Sitzstellung entspricht. Eine derartige synchrone Beweglichkeit führt dazu, dass der Benutzer beim Arbeiten in einer vorgeneigten Stellung aufrecht sitzen kann, während er in der zurückgelehnten Stellung die Ruhestellung einnimmt.
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Eine Besonderheit des Stuhls der beschriebenen Art besteht darin, dass er sich selbsttätig auf das Gewicht des Benutzers einstellt, ohne dass eine Einstellung von Hand notwendig ist. Der Stuhl kann daher von Personen mit unterschiedlichem Gewicht ohne vorherige Einstellung oder Verstellung benutzt werden. Das Zusammenwirken von Sitz und Rückenlehne im beschriebenen Sinne findet unabhängig vom Gewicht des Benutzers statt.
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Stühle mit einer derartigen gekoppelten Beweglichkeit von Sitzplatte und Rückenlehne werden im allgemeinen als solche mit Synchronmechanik bezeichnet. Diese Terminologie soll auch im vorliegenden Zusammenhang verwendet werden.
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Aus der
DE 20 2007 007 524 U1 ist ebenfalls ein Stuhl mit einer Synchronmechanik zwischen der Sitzplatte und der Rückenlehne bekannt, wobei die Rückenlehne zwei getrennt bewegliche Stützen aufweist.
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Die
WO2011/005231 A1 beschreibt einen Stuhl mit Synchronmechanik, bei dem die Sitzplatte und die Rückenlehne jeweils zwei bewegliche Teile aufweisen.
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Obgleich die bisher bekannten Stühle mit Synchronmechanik ein hohes Maß von Komfort bieten, werden sie doch nicht jedem Bedürfnis gerecht. Insbesondere gestatten es die herkömmlichen Stühle mit Synchronmechanik nicht, diagonale und seitlich gerichtete Kräfte abzufangen und in diesen Fällen einen entsprechenden Komfort zu bieten.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Stuhl mit einer Synchronmechanik der eingangs genannten Art zu schaffen, die zusätzlich zu den bisher bekannten Möglichkeiten eine weitere Steigerung des Sitzkomforts auf einem erfindungsgemäßen Stuhl ermöglicht.
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Zur Lösung dieser Aufgabe ist der erfindungsgemäße Stuhl dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzplatte in zwei getrennt bewegliche Sitzplattenteile unterteilt ist, dass die Rückenlehne zwei getrennt bewegliche Rückenlehnenstützen umfasst, und dass die beiden Rückenlehnenstützen jeweils über Kreuz mit den Sitzplattenteilen auf der gegenüberliegenden Seite im Sinne der Synchronbewegung verbunden sind.
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Durch die diagonale Kopplung der Bewegung von Sitzplatte und Rückenlehne lassen sich vorteilhafte ergonomische Effekte erzielen. Beispielsweise lässt sich eine Ruhestellung erreichen, in der der Benutzer die Rückenlehnenstütze auf der einen Seite zurückdrückt und die Sitzplatte auf der anderen Seite an diese Position anpasst. Generell verfügen diese Stühle über einen weiten Verstellbereich zwischen einer zurückgelehnten Ruheposition und einer aufgerichteten Arbeitsposition. An der Verstellbewegung nehmen in gleicher Weise die Rückenlehnenstützen und die Sitzplattenteile teil. Die Koordinierung der Bewegung von Sitzplatte und Rückenlehnenstütze erfolgt über die Stuhlmechanik.
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Das an sich bekannte Zusammenwirken der Bewegungen von Sitzplatte und Rückenlehnen erfolgt erfindungsgemäß also über Kreuz oder diagonal. Die Rückenlehne ist in zwei getrennt bewegliche Rückenlehnenstützen unterteilt, und die Sitzplatte besteht aus zwei Sitzplattenteilen auf der rechten und linken Seite.
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Die Rückenlehnenstütze auf der linken Seite wirkt mit dem Sitzplattenteil auf der rechten Seite zusammen und umgekehrt. Auch in diesem Fall stellt sich der Stuhl automatisch auf das Gewicht des Benutzers ein. Das Zusammenwirken der Bewegung von Sitzplatte und Rückenlehne bzw. Rückenlehnenstütze und Sitzplattenteil ist hier ebenso wie bei einem herkömmlichen Stuhl mit Synchronmechanik gewichtsunabhängig.
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Die Bewegung der Sitzplattenteile erfolgt entsprechend an sich bekannten Muster. Bei Zurückweichen der auf einer Seite liegenden Rückenlehnenstütze wird das Sitzplattenteil auf der gegenüberliegenden Seite nach rückwärts verschoben und nach hinten gekippt. Auf diese Weise ergibt sich ein vollständig neuartiger Sitzkomfort aufgrund der Kopplung der beiden Sitzplattenteile und der linken und rechten Rückenlehnenstütze. Dies ist insbesondere bei einer Verspannung der Rückenmuskulatur und im Falle einer asymmetrischen Rückenbelastung von Bedeutung. In gewissem Sinne kann der erfindungsgemäße Stuhl daher auch als Massagegerät oder als physiotherapeutisches Übungsgerät eingesetzt werden.
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Im folgenden werden bevorzugte Ausführungsbeispiele anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert.
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1 ist eine schematische Darstellung und zeigt das Gestell des erfindungsgemäßen Stuhls ohne Sitzplatte und Rückenlehne;
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2 veranschaulicht in einer Darstellung entsprechend 1, bezieht sich jedoch auf das Zurückweichen der rechten Rückenlehnenstütze;
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3 zeigt in einer anderen perspektivischen Ansicht das Untergestell des Stuhls gemäß 3;
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4 bezieht sich auf das Zurückweichen der linken Rückenlehnenstütze; und
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5 zeigt das weitere Zurückweichen der linken Rückenlehnenstütze.
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1 zeigt das Gestell eines erfindungsgemäßen Stuhls ohne Rückenlehne und Sitzplatte. Es fehlen also die üblicherweise vorgesehenen Polster. Das Gestell wird also gewissermaßen in unbelastetem Zustand und nackt gezeigt. Die linke und rechte Rückenlehnenstütze 10, 12 und das linke und rechte Sitzplattenteil 14, 16 werden in ihrer Ausgangsstellung gezeigt.
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Insgesamt befindet sich das dargestellte Gestell auf einem Rollenkranz 18 mit fünf mit Rollen versehenen, in einem Stern angeordneten Armen, die in einer zentralen Teleskopmuffe 20 angeordnet sind, die ein höhenverstellbares und drehbares Innenrohr 22 aufnimmt.
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Wie bereits erwähnt wurde, besteht die Besonderheit der Erfindung darin, dass die beiden Rückenlehnenstützen 10, 12 unabhängig voneinander um eine waagerechte Achse 24 aus der aufrechten in eine zurückgeneigte Stellung schwenkbar sind, wie im einzelnen erläutert werden soll. Die beiden Rückenlehnenstützen 10, 12 sind jeweils gekoppelt mit einem der Sitzplattenteile auf der rechten bzw. linken Seite 16, 14.
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2 zeigt eine Stellung des Stuhlgestells, wie sie sich bei Benutzung durch eine Person ergibt. In diesem Fall wird die Rückenlehne, die durch die beiden Rückenlehnenstützen gebildet wird, auf der rechten Seite durch Zurücklehnen des Benutzers belastet, so dass hier die rechte Rückenlehnenstütze 12 nachgibt, während zugleich das linke Sitzplattenteil 14 bewegt wird. Die rechte Rückenlehnenstütze 12 ist also mit dem linken Sitzplattenteil 14 gekoppelt. Das linke Sitzplattenteil 14 wird im rückwärtigen Bereich nach rückwärts verschoben und insgesamt nach rückwärts geneigt, wie später näher erläutert werden soll.
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Der Vollständigkeit halber sei auf Befestigungsplatten 26, 28, 30, 32 an den beiden Rückenlehnenstützen 10, 12 hingewiesen, an denen die eigentliche gepolsterte Rückenlehne befestigt werden kann. Wegen der unabhängigen Beweglichkeit der beiden Rückenlehnenstützen 10, 12 müssen an diesen entweder eine zusammenhängende, sehr flexible Rückenlehne oder zwei getrennte, gepolsterte Rückenlehnen befestigt werden.
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Die beiden Sitzplattenteile 14, 16 sind folglich unabhängig voneinander beweglich, so dass sie eine zusammenhängende Sitzplatte nur dann ergeben, wenn sie in geeigneter Weise koordiniert oder miteinander verbunden sind. Das kann in verschiedener Weise realisiert werden.
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Eine ähnliche Lösung ist für die beiden Rückenlehnenstützen 10, 12 erforderlich, die ebenfalls durch eine gemeinsame überbrückende Polsterung oder Verbindung zu einer Einheit verbunden werden müssen, die den Eindruck einer gemeinsamen Rückenlehne vermittelt.
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In 3 ist die rechte Rückenlehnenstütze 12 stärker zurückgeschwenkt als in 2, so dass das linke Sitzplattenteil 14 stärker bewegt worden ist. Hier wird besonders deutlich, dass das linke Sitzplattenteil 14 im rückwärtigen Bereich nach hinten abwärts gekippt und insgesamt nach rückwärts gezogen worden ist.
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Bei der Ausführungsform gemäß 4 wird die linke Rückenlehnenstütze 10 nach rückwärts bewegt. Dementsprechend überträgt sich die Rückwärtsbewegung der Rückenlehnenstütze 10 auf das rechte Sitzplattenteil 16.
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Bei der Ausführungsform gemäß 5 ist die Rückwärtsbewegung der linken Rückenlehnenstütze stärker ausgeprägt, so dass auch die Bewegung des rechten Sitzplattenteils 16 besser erkennbar ist. Das rechte Sitzplattenteil 16 kippt an der rückwärtigen Seite schräg nach unten und verschiebt sich insgesamt nach rückwärts. In jedem Fall übertragen sich die Bewegung der Rückenlehnenstütze auf der linken und rechten Seite in umgekehrter Orientierung auf die Sitzplattenteile und zwar auf das rechte und die linke Sitzplattenteil.
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Es lässt sich also sagen, dass die linke Rückenlehnenstütze 10 in Verbindung mit dem rechten Sitzplattenteil 16 eine Bewegung oder Beweglichkeit aufweisen, wie sie üblicherweise bei den erwähnten Stühlen mit Synchronmechanik gegeben sind. Das gleiche gilt in Bezug auf das Zusammenwirken der rechten Rückenlehnenstütze 12 in Verbindung mit dem linken Sitzplattenteil 14. In dieser diagonalen Anordnung ergibt sich ebenfalls eine Synchronmechanik.
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Der erfindungsgemäße Stuhl kann also als Stuhl mit Synchronmechanik betrachtet werden, die jedoch nicht zwischen Rückenlehne und Sitzplatte in ihrer Gesamtheit existiert. Vielmehr ist die Synchronmechanik lediglich in zwei über Kreuz laufenden Zusammenhängen zwischen den Rückenlehnenstützen und den Sitzplattenteilen realisiert.
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Während bei einem normalen Stuhl mit Synchronmechanik die Bewegung der Rückenlehne direkt auf die Mechanik des Sitzes übertragen werden kann, sind erfindungsgemäß Übertragungsglieder vorgesehen, die die Bewegung der Rückenlehnenstütze auf der rechten Seite quer über die Breite des Stuhles zur Sitzmechanik auf der anderen Seite übertragen und umgekehrt. Nach der vorliegenden Erfindung erfolgt die Übertragung von der rechten Rückenlehnenstütze zur linken Sitzmechanik mit Hilfe der Welle 24, die mit der Rückenlehnenstütze 12 einerseits und auf der linken Seite mit dem Sitzplattenteil 14 verbunden ist. Die Übertragung von der linken Rückenlehnenstütze 10 zu der Sitzmechanik auf der rechten Seite erfolgt mit Hilfe einer Verbindungsleiste 24', die in der Zeichnung nicht gezeigt ist, aber im wesentlichen parallel zu der Welle 24 verläuft.
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Die Schwenkung der beiden Rückenlehnenstützen, die auf die jeweils andere Seite übertragen wird, führt dazu, dass auf der anderen Seite in der Sitzmechanik eine Kippbewegung erzeugt wird, die zu einem Zurückziehen des Sitzplattenteils und Kippen nach rückwärts führt.
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Eine Abwandlung der Erfindung besteht darin, das Merkmal der getrennten Beweglichkeit der Rückenlehnenstützen beizubehalten, diese Beweglichkeit aber nicht auf die Sitzplattenteile zu übertragen.
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Eine erste Möglichkeit dieser Art kann darin bestehen, die beiden Rückenlehnenstützen getrennt beweglich zu halten, während der Sitz insgesamt fest ist. Es besteht also keine Zusammenwirkung der einzelnen Rückenlehnenstützen mit den Sitzplattenteilen, insbesondere nicht im Sinne einer Diagonalverknüpfung, wie zuvor beschrieben worden ist.
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In diesem Fall wirken die Rückenlehnenstützen gegen getrennte Rückholfedern auf den entsprechenden Seiten.
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Eine weitergehende Abwandlung besteht darin, mit Rückenlehne und Sitzplatte eine übliche Synchronmechanik zu bilden, ohne dass es hier zu der erfindungsgemäß beanspruchten Diagonalverknüpfung kommt. Bei dieser Ausführungsform wird die Synchronbewegung von Sitzplatte und Rückenlehnenstütze überlagert durch eine gesonderte Beweglichkeit der beiden Rückenlehnenstützen, die beispielsweise jeweils gegen eine Rückholfeder gerichtet ist.