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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Reduktion von Schmerzen bei medizinischen Eingriffen an einem menschlichen oder tierischen Körperteil, das eine Ader aufweist, durch die eine Flüssigkeit, insbesondere Blut fließt.
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Für die medizinische Diagnostik werden täglich Millionen Impfungen, Infusionen Venenpunktionen, Transfusionen und Blutabnahmen durchgeführt. Diese medizinischen Eingriffe an einem menschlichen oder tierischen Körper müssen allein schon aufgrund der Vielzahl der Eingriffe rasch durchgeführt werden.
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Im Rahmen der venösen Blutentnahme wird das Blut in der Vene mittels eines Staumittels, einem Stauschlauch, auch Venenstauer oder Torniquet genannt, gestaut. Mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel wird die Haut nachfolgend über der Punktionsstelle desinfiziert. Mit einer sterilen Kanüle wird die Vene durch die Haut punktiert, sodass eine Blutentnahme in dafür geeignete Auffangvorrichtungen, wie beispielsweise Blutentnahmeröhrchen erfolgen kann. Bereits während oder auch nach erfolgter Blutentnahme wird das Staumittel gelöst, die Kanüle entfernt und die Punktionsstelle mit einem Wundpflaster unter Druck versehen. Beim Prinzip der Infusion wird nach gleichem Schema (arteriell oder venös) vorgegangen, jedoch wird hierbei eine Lösung appliziert.
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Mit den vorbereitenden Maßnahmen und dem durch den Nadelstich verursachten Schmerz ist häufig eine Stressreaktion (Distress) verbunden. Vor allem bei Kindern können unvorhersehbare starke Schmerzen bei minimal-invasiven medizinischen Eingriffen, wie z. B. Venenpunktionen, intramuskuläre Injektionen oder beim Anlegen von Infusionen auftreten. Diese Eingriffe können daher Ängste und Stressempfinden sowohl beim Kind als auch bei den Eltern auslösen, was zu einer verstärkten Schmerzwahrnehmung einerseits und Problemen bei der Durchführung des Eingriffs andererseits führen kann. Laut einer Studie von Broome et al. (1990) gehören invasive medizinische Eingriffe zu den am meisten gefürchteten Erlebnissen in der Kindheit. Dieses Schmerzerlebnis verfestigt sich sehr häufig und so haben nicht sehr selten auch Erwachsene eine erhöhte Angst vor minimal-invasiven Eingriffen. Da Schmerz im höchsten Grad ein persönliches Erlebnis ist, das einige Menschen stärker, einige schwächer wahrnehmen, lässt sie dieser Schmerz teilweise sogar mit panischer Angst auf dieses Schmerzerlebnis reagieren.
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Aus der Praxis sind verschiedene Methoden bekannt, die eine Schmerzreduktion bewirken können. Hierunter fällt neben verschiedenen durch Injektion applizierbaren Lokalanästhetika auch die häufig verwendete transdermale Lokalanästhesie. Ferner sind die Iontophorese, die Verwendung von Eisspray und die Psychotherapie zur Schmerzreduktion geeignet. All diese Methoden und Verfahren sind Ressourcen aufwendig, da sie Zeit und Personal erfordern und sind dementsprechend kostentenintensiv. Ferner ist zur Schmerzreduktion die transkutane Elektrosimulation (TENS) bekannt.
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US 2005/0038463 A1 beschreibt die Verwendung einer Vorrichtung zur Blutentnahme aus einer Fingerkuppe zur Blutzuckerbestimmung, bei der es mittels TENS zu einer Unterdrückung oder Reduktion des durch die Punktion verursachen Schmerzreizes kommt. Die Vorrichtung besteht aus einem Fixierblock, der typischer Weise aus Metall, einem rostfreiem Stahl oder Kunststoff gefertigt sein kann. Der Fixierblock umfasst weiterhin eine Fingeröffnung mit einem Öffnungsdurchmesser von 1,5 bis 3cm, die in einer bevorzugten Ausführungsform trogförmig ausgebildet sein kann und eine Länge von 1 - 11cm haben kann. Auf der Innenseite der Fingeröffnung können hierbei mindestens zwei Elektroden angebracht sein, die in Berührung mit einem in die Fingeröffnung gelegten Finger treten. Die Elektroden bestehen aus einem elektrisch leitenden Material. In einer bevorzugten Ausführungsform wird der Finger beim Einlegen in die Fingeröffnung komprimiert. Die Reizstromapplikation zur TENS über die Elektroden kann hierbei durch eine integrierten Schaltkreis oder ein externes TENS Steuergerät erfolgen. Die applizierten Reizströme betragen hierbei mindestens 50mA, wobei deren Intensität und Frequenz durch einen Regler angepasst werden können. Typischer Weise wird eine gute Schmerzreduktion mit Reizströmen von 5-70mA mit einer Frequenz von 50-100Hz und einer Impulsbreite von 50-200µs erzielt. Dieses Verfahren erlaubt jedoch nicht die Entnahme größerer Blutvolumina, wie sie häufig in der klinischen Diagnostik benötigt werden. Zudem erlaubt die in
US 2005/0038463 beschriebene Vorrichtung keine therapeutische Applikation von zum Beispiel Impfstoffen oder Infusionen.
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US 2004/0015188 A1 beschreibt eine Vorrichtung zur Reduktion von Schmerzen, die bei oberflächlichen therapeutischen Injektionen oder der Probenentnahme von oberflächlichem Körpergewebe entstehen können. Die Vorrichtung besteht aus einer Batterieanordnung, einen Einschaltknopf, eine LED Anzeige, eine Injektionsnadel, sowie eine Halterung für eine Injektionsspritze und einen hufeisenförmigen Aufspannkörper, der Elektroden umfasst. Die Injektionsspritze kann durch die Halterung und den die Elektroden umfassenden Aufspannkörper an der Batterieanordnung unter Kontaktschluss fixiert werden. Andere Ausführungsformen können handschuhartig gestaltet sein, wobei die Elektrodenoberflächen auf der Handfläche und Fingern angebracht sein können oder wobei die Elektroden direkt am TENS Generator angebracht sein können. Die beschriebenen Ausführungsformen umfassen jedoch kein Staumittel zur Reduktion des venösen Blutflusses, weshalb diese nur bedingt für die Blutentnahme geeignet sind.
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US 2005/0165459 A1 beschreibt den Aufbau einer TENS Steuereinheit und einer hieran angeschlossene Elektrode, die für die Schmerzunterdrückung bei Injektionen genutzt werden kann. Eine Elektrode kann in einer bevorzugten Ausführungsform aus konzentrischen Kreisstücken bestehen, die um eine Einstichstelle angeordnet sind. Die einzelnen kreisförmigen, nicht leitend miteinander verbundenen Elektrodenelemente können durch die TENS Steuereinheit so gesteuert werden, dass ein Reizstrom zur Schmerzunterdrückung nach Aufbringung auf der Haut um die Einstichstelle generiert werden kann.
US 2005/0165459 A1 offenbart hierzu ebenfalls eine mögliche Programmierung der Steuereinheit, um die so gestalteten Elektrodenbestandteile mit einem Reizstrom zu beschalten.
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WO 99/56631 A1 beschreibt ein Probenentnahmesystem zur Schmerzreizreduktion bei der Knochenmarksentnahme, bei dem eine Biopsienadel elektrisch leitend mit einer TENS Steuereinheit und einer weiteren, auf der Haut des Patienten befindlichen Elektrode verbunden ist. Hierdurch wird die Applikation des Reizstromes direkt an der Punktionsstelle des Knochens ermöglicht, um so eine möglichst gute Analgesie zu erzielen.
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WO 2008/129555 A2 beschreibt eine Vorrichtung zur transkutanen Elektrostimulation zur Schmerzreduktion, bei der Reizströme verwendet werden, die eine effektive Schmerzunterdrückung erlauben. Die hierbei verwendeten Reizströme können eine dreieckförmige oder deltaförmige Form bei variabler Impulsdauer und Amplitude aufweisen. Die Applikation des Reizstromes erfolgt in einer bevorzugten Ausführungsform über Hautflächen von 16mm
2, die vorzugsweise 4cm voneinander getrennt liegen bei einem Reizstrom von 100mA. Die Reizstrompulse weisen hierbei eine variable Amplitude auf, deren Maximum ca. 100mA beträgt. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform liegt die Impulsbreite bei 25 - 50µs, wobei die Anstiegs- und Abfallzeit nicht mehr als 5% der Pulsbreite beträgt, mit einem Inter-Pulsinterval von 0,1 bis 3ms. Die Amplitude der Pulse wird weiterhin dahingehend moduliert, dass die jeweilige Impulsamplitude bevorzugt 70% -100% der voreingestellten Impulsamplitude beträgt.
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WO 2009/150652 A1 offenbart eine Vorrichtung zur Förderung eines lokalisierten Anstiegs von Blutfluss durch die Venen. Es ist eine Kompressionseinheit vorgesehen, die Gliedmaße eines Benutzers bzw. Patienten umgeben kann. Die Kompressionseinheit kann als flexibles Band ausgestaltet sein, das Elektroden für eine elektrische Stimulation aufweist. Neben der Möglichkeit, dass der Blutfluss durch eine elektrische Stimulation bei konstantem äußeren Druck erhöht wird, wird ausgeführt, dass durch die elektrische Stimulation eine wiederholte zusammenziehende Bewegung des Muskelgewebes auftreten könne, sodass der Blutfluss reduziert werde.
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WO 2009/153730 A2 offenbart eine tragbare Vorrichtung und ein manipulationsfreies System zu elektrischen Stimulierung eines Körperteils.
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Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Vorrichtung zur Reduktion von Schmerzen bereitzustellen, die bei medizinischen Eingriffen an einem menschlichen oder tierischen Körperteil auftreten können, das eine Ader aufweist, durch die eine Flüssigkeit fließt. Insbesondere soll es die Erfindung ermöglichen, bei Injektionen, Infusionen, Transfusionen, Blutentnahmen oder Venenpunktionen eine Schmerzreduktion zu ermöglichen.
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Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen und der hiernach folgenden Beschreibung wiedergegeben.
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Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist ein Staumittel vorgesehen, das dazu geeignet ist, an das Körperteil angebracht zu werden, und das den Fluss der Flüssigkeit reduzieren kann, wenn es an dem Körperteil angebracht ist. Ferner weist die erfindungsgemäße Vorrichtung mindestens zwei Elektroden und eine mit den Elektroden verbundene Stromquelle auf. Wahrscheinlich wird mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung die Schmerzschwelle durch Elektrostimulation heraufgesetzt. Grundlage dieses Prinzips ist die sogenannte Gate-Control-Hypothese. Danach werden zum einen körpereigene Hemmmechanismen für die Schmerzfasern im Rückenmark aktiviert, indem afferente, rasch leitende A-β-Fasern gereitz werden. Zum anderen werden absteigende hemmende Nervenbahnen angeregt, um die Endorphinfreisetzung zu steigern. Durch Untersuchungen wurde gezeigt, dass freien Nervenendigungen der gering myelinisierten A-δ und C-Fasem als wichtigste Hautnozizeptoren fungieren. (Melzack R. Wall PD. Pain mechanismus: a new theory. Sience 1965; 150: 971-979)
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Diese Hautnozizeptoren werden durch schädliche Reize wie beispielsweise das Einstechen einer kanülierten Nadel bei der Blutentnahme durch die Haut und das Gefäßgewebe (Intima, Media, Adventitia) erregt und lösen einen wahrnehmbaren Schmerz aus.
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Als Ader im Sinne dieser Erfindung wird jeder Durchflussraum in einem Körperteil verstanden, durch den eine Flüssigkeit fließt, deren Fluss für einen medizinischen Eingriff reduziert werden soll. Eine Vene ist in diesem Sinne auch eine Ader. Als Flüssigkeit wird insbesondere Blut, Lymphe oder Cerebrospinal-Flüssigkeit verstanden. Nachfolgend wird die Erfindung zur Vereinfachung anhand einer Vene und des Blutflusses beschrieben, ohne die Erfindung darauf zu beschränken.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist ein Staumittel auf, das dazu geeignet ist, an das Körperteil angebracht zu werden, und das den Fluss der Flüssigkeit reduzieren kann, wenn es an dem menschlichen oder tierischen Körperteil angebracht ist. Besonders leicht lässt sich die Erfindung mit den aus der Praxis bekannten Stauschläuchen realisieren, die zur Verwirklichung der Erfindung mit mindestens zwei Elektroden und einer mit den Elektroden verbundenen Stromquelle zusammenwirken. Innerhalb der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist das Staumittel primär dazu vorgesehen, den venösen Blutfluss zu reduzieren. Dazu soll das Staumittel erfindungsgemäß dazu geeignet sein, an dem Körperteil angebracht zu werden. Insbesondere soll das Staumittel so an dem Körperteil angebracht werden, dass es durch den Bediener nicht gehalten werden muss, also eigenständig am Körperteil hält. Dies wird insbesondere dann erreicht, wenn das Staumittel das Körperteil vollständig umgibt und sich durch innere Spannung, bzw. durch Druckerzeugung an dem Körperteil festhält, wobei durch diese Druckerzeugung bereits die Reduktion des venösen Blutflusses erreicht werden kann. Es ist aber nicht zwingend notwendig, dass das Staumittel das Körperteil umgibt, um seine Aufgaben im Rahmen der Erfindung zu erfüllen. So ist es denkbar, dass als Staumittel ein Gegenstand verwendet wird, der auf das Körperteil aufgeklebt wird, ohne es vollständig zu umschließen und der, beispielsweise durch Eigenspannung, Druck auf die Vene in dem Körperteil ausübt, um dadurch den venösen Blutfluss zu reduzieren. Andere Beispiele für Staumittel, die im Rahmen der Erfindung eingesetzt werden können, sind beispielsweise Produkte aus Fasern, insbesondere bevorzugt Textilien, die eine Kompression ausüben, beispielsweise wie sie als Kompressionsstrümpfe bekannt sind. Aus einem solchen Material kann ein Überzug über das Körperteil hergestellt werden, der dazu geeignet ist, an das Körperteil angebracht zu werden (über das Körperteil gezogen werden kann) und dazu geeignet ist, den venösen Blutfluss durch die Kompression des Körperteils zu reduzieren.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist mindestens zwei Elektroden und eine mit den Elektroden verbundene Stromquelle auf. Die Elektroden und die Stromquelle können als zum Staumittel separate Bauteile ausgeführt werden, sodass die erfindungsgemäße Vorrichtung aus mehreren, ggf. voneinander unabhängigen Komponenten besteht. In einer bevorzugten Ausführungsform sind jedoch die Elektroden und/oder die Stromquelle mit dem Staumittel verbunden und können mittels des Staumittels an dem Körperteil angebracht werden. Dies ermöglicht es, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung als solches einfach gehandhabt werden kann. Ferner wird dadurch erreicht, dass alle Komponenten der erfindungsgemäßen Vorrichtung zusammen bleiben und nicht verloren gehen können. Schließlich wird durch diese bevorzugten Ausbildung der Vorrichtung erreicht, dass der Bediener keines der Komponenten der erfindungsgemäßen Vorrichtung halten muss. Werden alle Komponenten der erfindungsgemäßen Vorrichtung mittels des Staumittels an dem Körperteil angebracht, so hat der Bediener seine Hände frei, um den medizinischen Eingriff durchzuführen.
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Die Elektroden sind insbesondere bevorzugt derart ausgeführt, dass mit ihnen eine transkutane Elektrostimulation zur Schmerzreduktion erfolgen kann.
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Die Elektroden sind dazu ausgebildet, um mit dem Körperteil zusammen zu wirken, insbesondere um einen Strom in das Körperteil einzuleiten. Hierzu können die Elektroden so ausgebildet sein, dass sie an das Körperteil angebracht werden können, beispielsweise auf das Körperteil aufgeklebt werden können. Vorzugsweise sind die Elektroden jedoch als Teil des Staumittels ausgebildet und derart in/an dem Staumittel angeordnet, dass eine separate Handhabung der Elektroden nicht notwendig ist. In einer bevorzugten Ausführungsform sind die Elektroden und das Staumittel derart ausgebildet, dass ein Anbringen des Staumittels an dem Körperteil die Elektroden bereits in eine Position bringt, in der sie ihre Wirkung entfalten können.
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Das Staumittel weist eine Eingriffsstelle auf. Beispielsweise kann eine derartige Eingriffsstelle bei einem als Überzug aus einem komprimierenden Fasergewebe gebildeten Staumittel realisiert werden, indem in dem Gewebe eine Öffnung vorgesehen ist, die als Eingriffsstelle für den medizinischen Eingriff vorgesehen ist. Die Elektroden sind am Staumittel und zwar beidseitig der Eingriffsstelle platziert, eine Elektrode an einem Rand der Eingriffsstelle und eine andere Elektrode bevorzugt gegenüberliegend dieses Randes an einem weiteren Rand der Eingriffsstelle. Eine solche Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung vereinfacht die Handhabung der Vorrichtung. Zum Einen kann durch die Eingriffsstelle und ihre Anordnung im Staumittel sichergestellt werden, dass das Staumittel stets so angebracht wird, dass seine relative Lage zur Stelle, an der der Eingriff vorgenommen werden soll, einer gewünschten Lage entspricht. Ferner kann durch das Anbringen der Elektroden an dem Staumittel und beidseitig der Eingriffsstelle ein rasches und einfaches Platzieren der Elektroden erreicht werden. Die Elektroden sind bei einer derartigen, bevorzugten Ausführungsform derart angeordnet und ausgeführt, dass eine transkutane Elektrostimulation zur Schmerzreduktion erfolgen kann. Besonders bevorzugt ist die Anbringung der Elektroden lateral und medial relativ zur Längsachse des Körperteils, beidseitig der Eingriffsstelle im Staumittel. Hierdurch wird die Ausbildung eines Reizstromfelds begünstigt, welches zur Unterdrückung der Schmerzen an der Eingriffsstelle genutzt werden kann.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weisen die Elektroden jeweils mindestens eine Fläche von 1200 mm2, insbesondere bevorzugt von mindestens 1600 mm2 und ganz besonders bevorzugt von mindestens 1800 mm2 auf. Durch diese erfindungsgemäße Ausführung der Elektroden kommt es zur Ausbildung eines Reizstromfeldes hinreichender Größe, sodass eine effektive Unterdrückung der Schmerzreize erfolgen kann. Die Fläche ist vorzugsweise kreisförmig oder elliptisch ausgeführt.
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Die Elektroden sind hierbei in einer weiteren bevorzugten Ausführungsform über elektrische Leiter mit einer Steuereinheit verbunden, durch die die Elektroden steuerbar sind. Erfindungsgemäß können hierfür elektrische Leiter verwendet werden, die über beispielsweise Steckkontakte mit den Elektroden verbunden werden, wie dies im Stand der Technik bekannt ist. Für die Steuerung der Elektroden können aus dem Stand der Technik bekannte Ausführungsformen für TENS Geräte genutzt werden, wie zum Beispiel die aus
US 5,350,414 bekannten.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kommuniziert die Steuereinheit drahtlos mit den steuerbaren Elektroden, sodass eine Steuerung des Reizstromes ohne elektrische Verbindung der Steuereinheit mit den Elektroden erfolgen kann. Diese bevorzugte Ausführungsform ermöglicht es, das Steuergerät in räumlicher Distanz zu den Elektroden zu platzieren. Dies hat den Vorteil, dass die Bewegungsfreiheit und der Zugang zur Eingriffsstelle am Patienten nicht durch elektrische Leiter eingeschränkt wird. Weiterhin wird hierdurch eine erleichterte Bedienung des Gerätes ermöglicht. Als mögliche Ausführungsbeispiele für eine drahtlose Kommunikation können unter anderem Bluetooth® oder andere handelsübliche hierfür zweckmäßige Sender-Empfängerkombinationen gewählt werden.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform generiert oder steuert die mit den Elektroden leitend verbundene oder drahtlos kommunizierende Steuereinheit einen Reizstrom von einer Elektrode zur anderen Elektrode, der mono- oder biphasisch ist.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann die Amplitude und / oder die Frequenz des mono- oder biphasischen Reizstromes durch die Steuereinheit reguliert werden. Besonders bevorzugt sind hierbei Reizstromfrequenzen von 1-200Hz, besonders bevorzugt von 100-160Hz oder 25-50Hz. Dies ermöglicht eine Anpassung des Reizstromes an die individuellen Bedürfnisse des Patienten, um so eine optimale Schmerzreizreduktion herbeizuführen.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist die erfindungsgemäße Vorrichtung zwei durch einen Verschluss verbindbare Abschnitte auf. Durch Verbinden der Abschnitte wird eine im Staumittel vorgesehene elektrische Leitung zwischen einer Elektrode und der Stromquelle geschlossen. Durch diese mögliche erfindungsgemäße Ausführungsform wird eine vorzeitige Aktivierung des TENS Generators und des Reizstromes vermieden, sodass erst nach Anbringung des Staumittels in der vorgesehenen Position eine Reizstromapplikation erfolgen kann.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist das Staumittel dadurch gekennzeichnet, dass es einen Grundkörper bestehend aus einem bandförmigen, elastischen Element aufweist. Exemplarisch für diese bevorzugte Ausführungsform wird auf
US 5,738,398 Bezug genommen, deren Inhalt für die Beschreibung eines Grundkörpers bestehend aus einem bandförmig elastischen Element durch Bezugnahme Teil dieser Beschreibung wird. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform kann der beschriebene Grundkörper mit einem nicht leitenden, elastischen Kunststoff ummantelt sein, wobei nach einer bevorzugten Ausführungsform die Elektroden mit dem Grundkörper verbunden sind. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform können die Elektroden direkt am Staumittel befestigt sein. In einer weiteren möglichen Ausführungsform kann der Grundkörper einen selbstverschränkenden Verschluss aufweisen durch den eine Erhöhung der Staufähigkeit der erfindungsgemäßen Vorrichtung erfolgen kann. Dies kann beispielsweise durch lateralen Druck auf die erfindungsgemäße Vorrichtung erfolgen.
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Weiterhin können die bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung der Vorrichtung darin bestehen, dass das Staumittel ein Stauschlauch zur venösen Blutabnahme ist, der eine variable Breite aufweisen kann und aus einem elastischen verformbaren Material, wie zum Beispiel einem baumwollumwebtem Latexband bestehen kann und einen Verschluss aufweist. Hierbei können neben Latex auch andere Elastomere für die Ausbildung des Stauschlauches verwendet werden, wie zum Beispiel Neopren®. In einer weiteren Ausführungsform kann das verwendete Elastomer autoklavierbar sein, um den in der Medizin vorgeschriebenen Hygienevorschriften zu genügen.
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Weiterhin kann eine erfindungsgemäße Ausführungsform eine im Staumittel befindliche Eingriffsstelle umfassen, die in ihrer Gestaltung beliebig geformt sein kann. In einer bevorzugen Ausführung des Staumittels ist diese kreisrund bis oval gehalten und von einem ausreichenden Umfang, sodass hierdurch der Zugang auf die Eingriffsstelle zur Blutentnahme ermöglicht wird.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Staumittel mit den Elektroden so konzipiert, dass das Staumittel flexibel zwischen linearsteif und kreisrund flexibel variieren kann, wie dies in
US 5,738,398 beschrieben wird. Insbesondere bevorzugt wird bei einer solchen Ausführungsform ein „intelligentes“ Material, z. B. Aluminium oder ein anderes flexibles Material eingesetzt. Unter einem „intelligenten“ Material wird insbesondere auch ein Material verstanden, das Formen „erinnern“ kann und bei entsprechender Einwirkung, beispielsweise bei einem Schlag eine vorher „gespeicherte“ Form wieder aufnehmen kann. Bei einer solchen Ausführungsform kann das in der Ausgangslage steife Staumittel auf den Oberarm geschlagen werden und schmiegt sich durch Formänderung um den Oberarm. Um die Staufähigkeit zu erhalten, kann das Staumittel zusammengedrückt werden. Eine solche Ausführungsform erlaubt eine schnellere Anwendung als die derzeit bei aus dem Stand der Technik bekannten Stauschläuchen eingesetzten Verschlüsse.
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird zur Bildung einer Elektrode ein Material genommen, das elektrisch leitend ist und eine größere Fläche aufweist, als die für die Elektrode zu bildende Fläche. Insbesondere bevorzugt kann das gesamte Staumittel von einem solchen leitenden Material durchgriffen werden. Das leitende Material ist mit isolierendem Material überzogen und weist nur an der Stelle, an der eine Elektrode gebildet werden soll, eine Auslassung mit der Größe der Fläche der Elektrode auf.
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Die Elektroden für die transkutane Elektrostimulation können in einer weiteren Ausgestaltungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung selbstklebend sein, wobei durch die hierdurch erfolgte Befestigung der Elektroden ein elektrisch leitfähiger Kontakt zur Applikation des Reizstromes gebildet wird. Selbstklebende Elektroden dieser Art sind im Stand der Technik bekannt.
US 4,458,696 beschreibt den Aufbau von selbstklebenden Elektroden, die für eine transkutane Elektrostimulation genutzt werden können.
WO 94/27491 beschreibt zum Beispiel die Verwendung von selbstklebenden Elektroden zur Anwendung im Mundraum, die für die transkutane Elektrostimulation zur Schmerzunterdrückung bei zahnmedizinischen oder chirurgischen Eingriffen in der Mundhöhle genutzt werden können.
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In einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind die Elektroden im Staumittel derart befestigt, dass sie bei erfindungsgemäßer Anbringung des Staumittels beidseitig, vorzugsweise medial und lateral zur Längsachse des betreffenden Körperteils, von der Eingriffsstelle platziert sind. In einer weiteren möglichen Ausführungsform kann das TENS Gerät am Staumittel befestigt sein. Die Befestigung kann hierbei so gestaltet sein, dass das Staumittel mit einer Haltevorrichtung für die Steuereinheit versehen ist und diese bei Einbringung elektrisch leitend mit den dann steuerbaren Elektroden verbunden wird. Die Steuereinheit kann hierbei auch die Stromquelle umfassen, die aber auch am Staumittel angebracht sein kann.
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Nachfolgend wird die Erfindung an Hand von Zeichnungen näher erläutert, die allerdings lediglich mögliche Ausführungsformen der Erfindung zeigen. Darin zeigen:
- 1: eine schematische Darstellung der Anbringung der erfindungsgemäßen Vorrichtung an einem Arm, sowie ein Querschnitt durch den Oberarm in der Ebene der Anbringung des Staumittels,
- 2: eine mögliche Ausführungsform des erfindungsgemäßen Staumittels, samt einer möglichen Anordnung der Reizstromelektroden,
- 3: eine weitere mögliche Ausführungsform der Erfindung, die eine Eingriffsstelle im Staumittel umfasst,
- 4: eine mögliche Anordnung von Reizstromelektroden und Steuereinheit, die mit den am Staumittel befestigten Elektroden verbunden ist,
- 5A: ein Staumittel, welches durch einen Verschluss verbindbare Abschnitte aufweist durch dessen Schließen eine im Staumittel vorgesehene elektrische Leitung zwischen einer Elektrode und der Stromquelle geschlossen werden kann,
- 5B: das Staumittel gemäß 5 (A) nach Anbringung am Oberarm und Schließen des Verschlusses,
- 6: eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung in einer schematischen Darstellung.
- 7: eine schematische Darstellung einer weiteren Ausführungsform eines Staumittels, vor Anbringung an einem Körperteil,
- 8: eine schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß 7 nach Anbringung am Oberarm.
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In 1 zeigt eine schematische Darstellung der Anbringung der erfindungsgemäßen Vorrichtung an einem Arm 1. in der in der 1 ebenfalls dargestellten Querschnittsansicht durch den Oberarm 1 in der Ebene der Anbringung des Staumittels ist das Staumittel 2 in Form eines Stauschlauchs in seiner Anbringung an den Oberarm 1 dargestellt. Man erkennt, dass der Oberarm 1 einen Knochen 3 und ein gestautes Gefäß 4, eine Vene aufweist.
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Die in 2 dargestellte Ausführungsform des zu der Erfindung gehörenden Staumittels 2 zeigt, dass das Staumittel 2 durch einen Verschluss verbindbaren Abschnitte 5, 6 aufweist. Durch Verbinden der Abschnitte 5, 6 wird eine im Staumittel 2 vorgesehene, nicht näher dargestellte elektrische Leitung zwischen einer nicht näher dargestellten Elektrode und einer nicht näher dargestellten Stromquelle geschlossen. In der in der 2 ebenfalls gezeigten Darstellung des Oberarms 1 ist die Anbringung dieser Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung am Oberarm 1 zu erkennen. Durch das Plus-Zeichen und das Minus-Zeichen in den zu verbindenden Abschnitten des Verschlusses wird dargestellt, dass hier eine elektrische Leitung durch Verbinden der Abschnitte geschlossen werden kann.
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In 3 zeigt eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung. Hier ist das Staumittel 2 als durchgängige Manschette mit einer Aussparung für die Punktionsstelle 7 (Eingriffsstelle) versehen. Die Elektrostimulation kann mittels Knopf aktiviert werden. Diese Art von Bandagestutzen kann auch für kleinere operative Eingriffe und zur Schmerzreduktion im Gelenk genutzt werden.
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In der 4 ist ein möglicher Aufbau des einzusetzenden Staumittels 2 gezeigt. Das Staumittel weist zwei Elektroden 8, 9 auf. Die Elektroden 8, 9 werden in nicht näher dargestellte kleine Taschen in dem aus flexiblem Material bestehenden Stauschlauch 2 befestigt. Die verwendeten Elektroden besitzen eine Mindestgröße von 40 x 40 mm und sind mit einem leitenden Medium (selbstklebend) beschichtet. Ferner weist die erfindungsgemäße Vorrichtung in der in Figur dargestellten Ausführungsform ein Steuergerät (TENS-Device) auf, der über elektrische Leiter 10, 11 mit den Elektroden 8, 9 verbunden ist. Die Steuereinheit wird möglichst klein gebaut und kann insbesondere bevorzugt im Stauschlauch oder auf dem Stauschlauch 2 angebracht werden, beispielsweise in einem der Abschnitte eines Verschlusses. Eine solche Anordnung ist in der 5A dargestellt. Dort ist die TENS-Steuereinheit 12 in einer Lage des Stauschlauchs 2 angeordnet. Die Elektroden 8, 9 sind in einer zweiten Lage des Stauschlauchs 2 ausgebildet. Wird ein derart ausgebildeter Stauschlauch 2 um den Oberarm gelegt, wie in 5B dargestellt, so kommen die Elektroden in Kontakt mit dem Oberarm.
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In 6 wurde eine Anordnung gewählt, bei der die Elektrode 8 an dem Staumittel 2 angeordnet wird, die Elektrode 9 aber getrennt von dem Staumittel 2 ausgebildet ist, nämlich an einem Pflaster 13. Die Elektrode 9 ist über eine Leitung 14 mit einer nicht näher dargestellten Steuereinheit verbunden, die an dem Staumittel 2 ausgebildet ist.
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In der
7 ist eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung dargestellt. Hier ist das Staumittel
2 als bandförmiges, elastisches Element ausgebildet. Wie in der gestrichelten Variante in
7 dargestellt, knickt das bandförmige, elastische Element bei einem Schlag auf den Oberarm ein und lagert sich am Oberarm an. Derartige Vorrichtungen sind nach der Art der in
US 5,738,398 dargestellten Vorrichtung ausgebildet. Auf diese Weise kann ein Stauschlauch besonders gut an verschieden großen Oberarmgrößen angebracht werden. In der
8 ist der in
7 dargestellte Stauschlauch nach Anbringung am Oberarm dargestellt. Durch seitlichen Druck auch den Stauschlauch
2 kann der Stauschlauch weiter zusammengepresst werden und so die Staufähigkeit variiert werden.