DE102011001959B3 - Distraktionssystem - Google Patents
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Abstract
Description
- Die Erfindung betrifft ein Distraktionssystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, welches zur Distraktion von Knochensegmenten eingesetzt wird.
- Distraktionssyteme werden in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und in der orthopädischen Chirurgie eingesetzt, um Knochen aufzubauen. Hierfür wird ein Knochensegment von einem umgebenden Knochenbereich getrennt, um anschließend das abgetrennte Knochensegment in einem bestimmten Abstand vom umgebenden Knochenbereich zu fixieren. Der auf diese Weise erzeugte Spalt im Knochenmaterial initialisiert einen genetisch bedingten natürlichen Knochenaufbau, mit dem im Stand der Technik durch schrittweise Vergrößerung des Spaltes letztendlich die gewünschte Knochenwandstärke erreicht werden soll. Ist dies erreicht, wird der Distraktor aus dem Knochen entfernt. Die bewirkte Knochenvermehrung dient in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie z. B. zur Vorbereitung einer Implantation.
- Aus der
DE 102 12 815 A1 ist eine Sperrvorrichtung als Distraktionssystem der eingangs genannten Art bekannt, bei dem mittels zweier an den zu distrahierenden Knochenteilen angreifenden Ankern der Abstand zwischen den Knochenteilen mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 mm pro Tag erhöht wird. Hierfür wird über eine in ein Gewinde eines inneren Elements eingreifende Mutter dieses innere Element gegenüber einer Außenhülle verschoben. Erst nach Ende der Behandlung wird die Sperrvorrichtung aus dem Mund des Patienten entfernt. - Aus der
DE 198 04 316 A1 ist ein alternatives Distraktionssystem bekannt, bei dem ein gebogener Steg mittels einer Minischraube an einem ersten Knochenteil und eine Spindel an einem zweiten Knochenteil fixiert wird. Die Spindel durchläuft gleichzeitig eine Bohrung durch den Steg. Die Distraktion erfolgt entweder durch Drehung einer in ein Gewinde der Spindel eingreifenden Hülse oder durch eine Biegung des Steges. Für den Fall der Biegung des Steges wird eine weitere Bohrung vorgesehen, die durch eine Bohrschablone unterstützt wird. Auch hier erfolgt die Distraktion mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 mm pro Tag. - Aus der
DE 10 2004 010 122 A1 ist ein kompaktes Distraktionssystem bekannt, bei dem eine Stützsäule mit einem Gewinde durch ein erstes Knochenteil hindurchgeführt und an einem zweiten Knochenteil fixiert wird. Eine Befestigungbasis, die an dem ersten Knochenteil fixiert ist, wird relativ zu der Stützsäule bewegt, wodurch die Distraktion mit der bekannten geringen Geschwindigkeit durchgeführt wird. - Aus der
DE 198 22 802 C2 ist ein Endo-Distraktor bekannt, bei dem eine äußere Hülse mittels eines Außengewindes im abgetrennten Knochensegment fixiert wird. Eine innere Hülse überragt die äußere Hülse, wobei im überragenden Teil ebenfalls ein Außengewinde vorgesehen ist, mit dem die innere Hülse im umgebenden Knochenbereich fixiert wird. Durch eine Einstellvorrichtung lässt sich die äußere Hülse in Längsrichtung zur inneren Hülse verschieben, so dass die beteiligten Knochensegmente relativ zueinander bewegt werden können. Mit der Einstellvorrichtung wird das abgetrennte Knochensegment regelmäßig, zum Beispiel mit einer Distraktionsrate von 0,5 mm pro Tag, aus der ursprünglichen Position bis zu einer gewünschten Endposition entfernt. Das natürliche Knochenwachstum folgt dieser Bewegung und schließt letztendlich die Lücke, so dass an dieser Stelle die gewünschte Knochenstärke durch das natürliche Knochenwachstum erreicht wird. Der bekannte Distraktor kann im eingebauten Zustand nicht auseinander genommen werden, weshalb er als ganzes Teil aus dem fertig gestellten Knochen entfernt werden muss. Die verschiedenen Gewinde der Distraktorteile führen in der Regel dazu, dass beim Entfernen ein zweites Gewinde in das neu gebildete Knochenmaterial eingeschnitten wird oder aber das Distraktor-Widerlager traumatisch unter unkontrollierten Rüttelbewegungen durchgezogen wird. - Der Erfindung liegt nun das technische Problem zu Grunde, ein Distraktionssystem zur Verfügung zu stellen, das eine einfache Handhabung bei möglichst geringer Traumatisierung des Gewebes ermöglicht.
- Diese Aufgabe wird mit einem Distraktionssystem mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
- Vorteilhafte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Distraktionssystems sind durch die Unteransprüche gegeben.
- Das erfindungsgemäße Distraktionssystem erlaubt mittels der Sperrvorrichtung die definierte Einstellung eines Abstandes zwischen einem zuvor mit bekannten Mitteln abgetrennten Knochensegment und dem umgebenden Knochenmaterial sowie das zielgenaue Einbringen einer Knochenschraube, welche das Knochensegment in dieser Stellung zum umgebenden Knochenmaterial fixiert. Anders als bei einem Endo-Distraktor der eingangs beschriebenen Art wird das abgetrennte Knochensegment nicht in bestimmten Raten regelmäßig bewegt, um den Abstand zwischen dem abgetrennten Knochensegment zum umgebenden Knochenmaterial zu erhöhen. Vielmehr wird das abgetrennte Knochensegment nach einer zur Initialisierung der Knochenneubildung dienenden etwa 4-wöchigen Vorbereitungsphase in der gewünschten Endstellung mit der Knochenschraube fixiert.
- Der Eingriff am Knochen wird durch eine Eingriffshilfe-Einheit erleichtert, welche an der Sperrvorrichtung fixierbar ist. Als ein über die Eingriffshilfe-Einheit auf den Knochen wirkendes Eingriffselement kann außer der Knochenschraube ein den Eingriff der Knochenschraube vorbereitender Bohrer eingesetzt werden. Die Eingriffshilfe-Einheit umfasst ein vorzugsweise hülsenförmiges Führungselement für das Eingriffselement, so dass letzteres zielgenau eingesetzt werden kann. Für verschiedene Eingriffselemente kann dasselbe Führungselement verwendet werden. Vorteilhaft werden aber unterschiedliche Führungselemente verwendet, die an das jeweils zu führende Eingriffselement angepasst sind.
- Vorzugsweise wird als Eingriffshilfe-Einheit zunächst eine Bohrhilfe-Einheit an der Sperrvorrichtung eingesetzt, um einen Bohrer beim Weg durch das Knochensegment hindurch in eine rückwärtige Knochenwand sicher zu führen. In diese Bohrung kann nach Entfernen der Bohrhilfe-Einheit die Knochenschraube mit ihrem Außengewinde eingeschraubt werden. Die Knochenschraube kann auch aus resorbierbarem Material bestehen, so dass ein weiterer Eingriff zum Entfernen der Knochenschraube entfallen kann.
- Vorteilhaft ist es, die Bohrhilfe-Einheit nach dem Bohren durch eine andere Eingriffshilfe-Einheit, nämlich eine Schraubhilfe-Einheit zu ersetzen. Diese ist ähnlich der Bohrhilfe-Einheit aufgebaut, weist aber ein Schrauben-Führungselement auf, welches vorzugsweise ebenfalls hülsenförmig ist und einen im Vergleich zum Bohrer-Führungselement größeren Innendurchmesser für die Durchführung der Knochenschraube aufweist. Das Schrauben-Führungselement ist beim korrekten Aufsetzen auf die Sperrvorrichtung mit seiner Längsmittelachse auf die zuvor eingebrachte Bohrung ausgerichtet, so dass die einzubringende Knochenschraube durch das Schrauben-Führungselement zu dieser Bohrung geführt wird. Auf diese Weise wird das Anbringen der Knochenschraube wesentlich erleichtert. Es kann vorgesehen werden, den Innendurchmesser des Schrauben-Führungselements nur geringfügig größer als den Durchmesser des Gewindes der Knochenschraube auszubilden. Hierdurch ist eine sichere Führung der Knochenschraube gewährleistet. Der Außendurchmesser des Schraubenkopfes dürfte in diesem Fall höchstens dem des Gewindes entsprechen, damit auch der Schraubenkopf durch das Schrauben-Führungselement passt. Alternativ kann der Außendurchmesser des Schraubenkopfes den Außendurchmesser des Schraubengewindes soweit übersteigen, dass der Schraubenkopf einen Anschlag beim Eindrehen der Knochenschraube bildet. Dann ist allerdings auch der Innendurchmesser des Schrauben-Führungselements entsprechend groß zu gestalten.
- Alternativ kann es vorteilhaft sein, sowohl für den Bohrvorgang als auch für den Schraubvorgang eine einzige Eingriffshilfe-Einheit zu verwenden, deren Führungselement passend für den Schraubvorgang ist und für den Bohrvorgang mit einem Bohrhilfeeinsatz im Durchmesser angepasst wird. In diesem Falle ist es auch möglich, die Eingriffshilfe-Einheit fest an der Sperrvorrichtung zu fixieren, z. B. durch eine einstückige Ausbildung.
- Nach dem Anbringen der Knochenschraube wird die Sperrvorrichtung, ggf. mitsamt der Eingriffshilfe-Einheit, entfernt. Die Lücke zwischen den Knochensegmenten und dem umgebenden Knochenmaterial kann nun ohne weiteren Eingriff zuwachsen. Nach dem Zuwachsen kann die Knochenschraube herausgedreht werden. Sofern die Knochenschraube aus resorbierbarem Material besteht, entfällt das Herausdrehen.
- Es ist vorteilhaft, eine Verdrehsicherung zwischen Innenhülse und Außenhülse der Sperrvorrichtung vorzusehen, womit ein Verdrehen der Backen relativ zueinander vermieden wird. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn in den Backen freie Zwischenräume eingearbeitet sind, durch die der Bohrer und später die Knochenschraube hindurchgeführt werden können. Die Zwischenräume sind beiderseits durch Backenendstücke begrenzt, die zu hinreichend großen Eingriffsflächen der Backen beitragen. Mit der Größe der Eingriffsflache verringert sich der Druck auf das umgebende Knochenmaterial.
- Des Weiteren ist es vorteilhaft, bei einer abnehmbaren Eingriffshilfe-Einheit eine Verdrehsicherung zwischen der Außenhülse und der Eingriffshilfe-Einheit vorzusehen. Die Verdrehsicherung kann durch eine Nut- und Steg-Kombination erreicht werden, die parallel zur Längsachse der Außenhülse verläuft. Die Verdrehsicherung dient dann gleichzeitig der korrekten Ausrichtung der jeweiligen Eingriffshilfe-Einheit auf der Sperrvorrichtung.
- Im Folgenden werden anhand von Figuren vorteilhafte Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Distraktionssystems sowie beispielhafte Anwendungsmöglichkeiten dargestellt.
- Es zeigt schematisch
-
1 : ein erstes Sperrstück in perspektivischer Ansicht, -
2 : das erste Sperrstück im seitlichen Querschnitt, -
3 : ein zweites Speerstück in perspektivischer Darstellung, -
4 : das zweite Sperrstück im seitlichen Querschnitt, -
5 : eine Sperrerschraube, -
6 : eine Bohrhilfe-Einheit mit Bohrführung in perspektivischer Darstellung, -
7 : die Bohrhilfe-Einheit im seitlichen Querschnitt, -
8 : einen Sperrer mit Bohrhilfe-Einheit in perspektivischer Ansicht, -
9 : den Sperrer im seitlichen Querschnitt, -
10 : eine Schraubhilfe-Einheit mit Schraubführung, -
11 : eine schematisierte Darstellung eines Knochens, -
12 : den Knochen im seitlichen Querschnitt, -
13 : den zwischen Knochen und abgelöstem Knochensegment eingesetzten Sperrer im geschlossenen Zustand, -
14 : den Sperrer gemäß13 in geöffnetem Zustand, -
15 : den Sperrer gemäß14 in perspektivischer Ansicht, -
16 : den Sperrer im Knochen mit Bohrhilfe-Einheit, -
17 : den Sperrer mit Bohrhilfe-Einheit und Bohrer, -
18 : den Sperrer mit Knochen nach dem Bohrvorgang, -
19 : den Knochen mit Sperrer und Schraubhilfe-Einheit, -
20 : den Knochen mit Sperrer und Schraubhilfe-Einheit sowie Knochenschraube in perspektivischer Ansicht, -
21 : den Knochen mit eingesetzter Knochenschraube, -
22 : Knochen mit eingesetzter Knochenschraube in perspektivischer Ansicht, -
23 : den Knochen mit Knochenschraube nach der Knochengewebsvermehrung, -
24 : den Knochen gemäß23 in perspektivischer Aufsicht, -
25 : eine alternative Sperrerform mit breiteren Backen im Knochen, -
26 : eine weitere Schraubhilfe-Einheit in perspektivischer Ansicht, -
27 : die Schraubhilfe-Einheit gemäß26 im Querschnitt, -
28 : ein Bohrhilfeeinsatz, -
29 : eine Variante des ersten Sperrstücks mit Auflagestück und -
30 : eine Variante des zweiten Sperrstückes. - Im Folgenden werden zunächst die Elemente einer ersten Ausbildungsform einer erfindungsgemäßen Sperrvorrichtung, im Folgenden Sperrer
33 genannt, und anschließend eine beispielhafte Anwendungsmöglichkeit dargestellt. -
1 zeigt ein eine erste Backe1 und eine Innenhülse2 aufweisendes erstes Sperrstück3 in perspektivischer Ansicht.2 stellt das erste Sperrstück3 im seitlichen Querschnitt dar. Die Innenhülse2 weist ein Innengewinde4 (2 ) in ihrem Inneren und an ihrer Außenseite einen Führungssteg5 auf. -
3 zeigt ein zweites Sperrstück6 mit einer zweiten Backe7 und einer Außenhülse8 , die zur Aufnahme der Innenhülse2 des ersten Sperrstückes3 vorgesehen ist.4 zeigt das zweite Sperrstück6 im seitlichen Querschnitt. Im Inneren der Außenhülse8 befindet sich eine Führungsnut9 (siehe4 ), die für den Eingriff des Führungsstegs5 der Innenhülse2 des ersten Sperrstücks3 vorgesehen ist. Sowohl die erste Backe1 als auch die zweite Backe7 weisen jeweils zwei Backenendstücke10 und11 bzw.12 und13 auf, zwischen denen sich ein freier Zwischenraum14 bzw.15 erstreckt. Sämtliche Backenendstücke10 bis13 weisen auf einer Eingriffsfläche16 bzw.17 vorstehende Reibungselemente18 bzw.19 auf. Alternativ zu Führungsnut9 und Führungssteg5 können auch andere Führungsmittel, z. B. geeignete Führungsflächen, vorgesehen werden. -
5 zeigt perspektivisch eine Sperrerschraube20 , deren Außengewinde21 zum Eingriff in das Innengewinde4 der Innenhülse2 (siehe2 ) vorgesehen ist. Ein Kopf22 der Sperrerschraube20 weist eine Aufnahme23 für einen Inbus auf. Am Übergang zwischen Außengewinde21 und Kopf22 ist eine umlaufende Nut24 vorgesehen, in die ein umlaufender Steg25 der Außenhülse8 (siehe4 ) im zusammengebauten Zustand eingreift. -
6 zeigt eine Bohrhilfe-Einheit26 mit einer Aufsatzhülse27 und einer Bohrführung28 in Form einer an einem Ausleger29 angeordneten Bohrer-Führungshülse30 . -
7 zeigt die Bohrhilfe-Einheit26 im seitlichen Querschnitt. Die Aufsatzhülse27 weist an ihrer Innenwand eine Führungsnut31 auf, in die ein Führungssteg32 der Außenhülse8 des zweiten Sperrstückes6 eingreift. -
8 zeigt nun einen zusammengesetzten Sperrer33 mit auf den Sperrer33 aufgesetzter Bohrhilfe-Einheit26 .9 zeigt den Sperrer33 mit Bohrhilfe-Einheit26 im seitlichen Querschnitt. Mittels der oben bereits beschriebenen Führungsnuten9 und31 und der darin eingreifenden Führungsstege5 und32 sind die beiden Sperrstücke3 und6 sowie die Bohrhilfe-Einheit26 gegen Verdrehen relativ zueinander gesichert. - Der Abstand zwischen der ersten Backe
1 und der zweiten Backe7 wird durch die Sperrerschraube20 bestimmt, die zum einen in das Innengewinde4 der Innenhülse2 eingreift und die über den umlaufenden Steg25 zudem mit der Außenhülse8 des zweiten Sperrstückes6 verbunden ist. Durch Drehen der Sperrerschraube20 über die Aufnahme23 z. B. mittels eines hier nicht dargestellten Inbusschlüssels lässt sich der Abstand zwischen den Backen1 und7 definiert einstellen. -
10 zeigt eine Schraubhilfe-Einheit34 , die mit ihrer Aufsatzhülse35 und der Schraubführung37 ähnlich aufgebaut ist wie die Bohrhilfe-Einheit26 (6 ). Ein Ausleger36 der Schraubführung37 trägt eine Schrauben-Führungshülse38 , deren Innen- und Außendurchmesser den entsprechenden Durchmessern der Bohrer-Führungshülse30 der Bohrhilfe-Einheit26 (6 ) jedoch übersteigt. Die Aufsatzhülse35 hingegen ist in ihren Dimensionen der Aufsatzhülse27 der Bohrhilfe-Einheit26 identisch und weist ebenfalls eine Führungsnut39 auf, die zur Zusammenwirkung mit dem Führungssteg32 der Außenhülse8 vorgesehen ist. - Eine bevorzugte Art und Weise des Einsatzes des Sperrers
33 im Zusammenhang mit einer Distraktion in der Mund- und Kieferchirurgie sowie der Oralchirurgie ist im Folgenden beschrieben. -
11 zeigt schematisch ausschnittsweise einen Knochen40 , z. B. einen Unterkieferknochen, der sich in einem geschwächten Bereich41 zurückgebildet hat. Um neues Knochengewebe aufzubauen wird nun ein Knochensegment42 , z. B. entlang der gestrichelt dargestellten Linie vom umgebenden Knochen40 gelöst. In12 ist diese Situation im Querschnitt dargestellt. Das Herausschneiden des Knochensegments42 ist Stand der Technik und braucht hier nicht näher dargelegt zu werden. Es ist vorteilhaft, das abgelöste Knochensegment42 zunächst etwa 4 Wochen in der vorhandenen Knochenlücke zu belassen und das umgebende Zahnfleisch wieder zuzunähen. Hierdurch wird das Knochenwachstum zunächst initiiert, wobei gleichzeitig die Knochenhaut wieder mit dem Knochensegment42 verwächst und das Knochensegment42 somit in seiner Position stabilisiert und zusätzlich ernährt. Nach einer geeigneten Wartezeit von z. B. vier Wochen wird das noch nicht vollends angewachsene Knochensegment42 mit einem geeigneten Instrument über einen geeigneten Kammschnitt wieder vom umgebenden Knochen40 gelöst, und die beiden Backen1 und7 des völlig geschlossenen Sperrers33 werden eingeführt. Die beiden Backen1 und7 greifen mit ihren Reibungselementen18 bzw.19 (siehe z. B.9 ) in den Knochen40 bzw. das Knochensegment42 . Durch Drehen der Sperrerschraube20 wird der Sperrer33 geöffnet und damit der zuvor definierte Abstand zwischen den Backen1 und7 bis zu einer gewünschten Endstellung erhöht. Die Knochenhaut stabilisiert dabei das Segment42 und auch den Distraktor. -
14 zeigt den nun offenen Sperrer33 . Das Knochensegment42 ist relativ zum umgebenden Knochen40 in die gewünschte Position verschoben.15 zeigt diese Situation in perspektivischer Ansicht. Mit dem Knochensegment42 in der gewünschten Position wird nunmehr dem Sperrer33 die Bohrhilfe-Einheit26 aufgesetzt (siehe16 ).17 zeigt in perspektivischer Ansicht diese Situation, wobei ein Bohrer43 (hier ohne Schneide dargestellt) angedeutet ist. Im Anschluss an eine Stichinzision der Schleimhaut wird dieser Bohrer43 mittels einer hier nicht dargestellten Bohrmaschine durch die Bohrer-Führungshülse30 der Bohrhilfe-Einheit26 geführt und auf das Knochensegment42 aufgesetzt. Anschließend wird durch das Knochensegment42 hindurch in die rückwärtige Wand44 des umgebenden Knochens40 (siehe16 und17 ) gebohrt. Die Bohrung erfolgt durch den freien Zwischenraum14 und15 zwischen den Backenendstücken10 und11 bzw.12 und13 (siehe1 und3 ) hindurch. Die Bohrer-Führungshülse30 sorgt durch eine entsprechend enge Passung dafür, dass der Bohrer43 in definierter Weise durch das Knochensegment42 hindurch zur rückwärtigen Wand44 geführt wird. -
18 zeigt im seitlichen Querschnitt die Situation nach dem Bohrvorgang. Die erzeugte Bohrung durchläuft das Knochensegment42 und die rückwärtige Wand44 des umgebenden Knochens40 . Ein vollständiges Durchbohren der rückwärtigen Wand44 ist in der Regel erforderlich, kann jedoch bei geeigneter Wandstärke in Einzelfällen unterbleiben. Die Bohrhilfe-Einheit26 ist noch auf dem Sperrer33 angeordnet. Im nächsten Schritt wird die Bohrhilfe-Einheit26 durch die Schraubhilfe-Einheit34 ersetzt. Der Ausleger36 und die Schrauben-Führungshülse38 der Schraubhilfe-Einheit34 sind so ausgelegt, dass die Mittelachse der Schrauben-Führungshülse38 in ihrer Position mit der Mittelachse der Bohrer-Führungshülse30 der zuvor auf dem Sperrer39 angeordneten Bohrhilfe-Einheit26 übereinstimmt. - Im nächsten Schritt (siehe
20 ) wird eine Knochenschraube45 in das Knochensegment42 und in die rückwärtige Wand44 eingeschraubt und dabei durch die Schrauben-Führungshülse38 geführt. Ein Außengewinde46 der Knochenschraube45 greift dabei in das die Bohrung umgebende Knochenmaterial des Knochensegments42 und der rückwärtigen Wand44 . Die Knochenschraube tritt dabei wie zuvor der Bohrer43 durch die zwischen den Backenendstücken10 und11 bzw.12 und13 gegebenen freien Zwischenräume14 und15 (siehe1 und3 ). Zumindest einer dieser Zwischenräume14 und15 kann in einer in den Figuren nicht dargestellten Weise derart an die Abmessungen der Knochenschraube und die Schraubrichtung angepasst gestaltet sein, dass er für die Knochenschraube ein seitliche und obere Führung bildet. Die den Zwischenraum14 oder15 begrenzende und der offenen Seite gegenüberliegende obere Grenzwand kann dabei der Schraubrchtung entsprechend angefast sein. Die Knochenschraube kann auch durch beide Zwischenräume14 und15 geführt sein. In diesem Fall kann vorgesehen sein, dass die oberen Grenzwände der Zwischenräume14 und15 in Schraubrichtung gesehen miteinander fluchten. - Der Innendurchmesser der Schrauben-Führungshülse
38 übersteigt den Durchmesser des Kopfes47 der Knochenschraube45 , so dass der Kopf47 durch die Führungshülse38 passt und in der Endstellung auf dem Knochensegment42 aufliegen kann. -
22 zeigt die in21 gegebene Situation in perspektivischer Ansicht. In den21 und22 sind der Sperrer33 und die Schrauben-Führungshülse38 entfernt. Hierfür wurde nach dem Fixieren des Knochensegments42 mittels der Sperrerschraube20 der Abstand zwischen den Backen1 und7 verringert (siehe z. B.9 ), wodurch der Sperrer33 mitsamt der Schraubhilfe-Einheit34 nach oben abgezogen werden konnte. Das Knochensegment42 ist am umgebenden Knochen40 nun durch die Knochenschraube45 fixiert (21 und22 ). Der Kammschnitt und ggf. eine Stichinzision werden mit Situationsnähten versorgt. - Das Knochenwachstum setzt sich fort und schließt mit der Zeit die Lücke zwischen dem Knochensegment
42 und dem umgebenden Knochen40 . Die Situation ist in den23 (im Querschnitt) und24 (in perspektivischer Ansicht) dargestellt. Nunmehr kann die Knochenschraube45 durch einfaches Herausdrehen aus dem Knochenmaterial entfernt werden, welches damit für weitere Behandlungsschritte, z. B. für das Einsetzen eines Implantats, vorbereitet ist. Im Falle resorbierbaren Materials für die Knochenschraube45 entfällt das Herausdrehen. -
25 zeigt eine Variante des Sperrers mit breiteren Backen48 bzw.49 . Dies kann bei entsprechender Breite des Knochensegments42 für eine stabilere Positionierung des Sperrers33 vorteilhaft sein. - Des Weiteren ist denkbar, bei entsprechend breiten Knochensegmenten
42 mindestens zwei Sperrer nebeneinander einzusetzen und eine dementsprechende Anzahl von Knochenschrauben35 einzusetzen. Zwei benachbarte Sperrer können getrennt voneinander oder aber miteinander verbunden, ggf. auch einstöckig, ausgebildet sein - Die
26 bis28 zeigen eine alternative Ausführungsform einer Eingriffshilfe-Einheit. Die26 und27 zeigen eine Schraubhilfe-Einheit50 in perspektivischer Ansicht bzw. im Querschnitt. An einer Aufsatzhülse51 , die zum Aufsetzen auf die Außenhülse8 des zweiten Sperrstückes (4 ) vorgesehen ist, ist ein Ausleger52 angeordnet, der eine Schrauben-Führungshülse53 aufweist. Die Schrauben-Führungshülse53 dient zur Führung einer einzusetzenden Knochenschraube. In die Schrauben-Führungshülse53 kann ein Bohrhilfeeinsatz54 eingesetzt werden, wie er in -
28 gezeigt ist. Der Bohrhilfeeinsatz54 weist eine Einschubhülse55 auf, die zum Einsatz in die Schrauben-Führungshülse53 der Schraubhilfe-Einheit50 vorgesehen ist. Der Innendurchmesser der Einschubhülse55 dient als Bohrer-Führungshülse für den Bohrvorgang, mit dem der Einsatz der hier nicht gezeigten Knochenschraube vorbereitet wird. Halteflügel56 und57 sorgen für einen zuverlässigen Halt auf dem Ausleger52 der Schraubhilfe-Einheit50 . Für das Einschrauben der hier nicht dargestellten Knochenschraube wird der Bohrhilfeeinsatz54 wieder entfernt. Die Kombination der Schraubhilfe-Einheit50 mit dem Bohrhilfeeinsatz54 erspart somit eine gesonderte Bohrhilfe-Einheit28 mit eigener Aufsatzhülse27 , wie sie in6 dargestellt ist. - Die Schraubhilfe-Einheit
50 weist noch eine Sicherheitsdurchführung58 auf, durch die im Einsatz ein Sicherheitsfaden (hier nicht gezeigt) durchgezogen werden kann. Mittels des Sicherheitsfadens kann ein versehentliches Verschlucken der gesamten Vorrichtung verhindert werden. -
29 zeigt eine alternative Ausbildungsform eines ersten Sperrstückes59 , welches ein Auflagestück60 aufweist, deren Auflagefläche62 sich im Wesentlichen senkrecht von einer Backe61 erstreckt und zum Auflegen auf die Schleimhaut des unbeweglichen Teils des zu behandelnden Knochens dient. Hierdurch wird die genaue Montage der Sperrvorrichtung erleichtert. Die Auflagefläche62 weist zwei Haltedornen63 auf, die zur zusätzlichen Fixierung an der Schleimhaut dienen. Die Haltedornen63 sind vorteilhaft, jedoch nicht zwingend. -
30 zeigt eine alternative Ausbildungsform eines zweiten Sperrstückes64 , bei der eine Schraubhilfe-Einheit65 fest, z. B. einstückig oder stoffschlüssig, mit der der Backe66 verbunden ist. In die Schraubhilfe-Einheit65 kann z. B. der Bohrhilfeeinsatz54 gem.28 eingesetzt werden. - Bezugszeichenliste
-
- 1
- erste Backe
- 2
- Innenhülse
- 3
- erstes Sperrstück
- 4
- Innengewinde
- 5
- Führungssteg
- 6
- zweites Sperrstück
- 7
- zweite Backe
- 8
- Außenhülse
- 9
- Führungsnut
- 10 bis 13
- Backenendstück
- 14
- Freier Zwischenraum
- 15
- Freier Zwischenraum
- 16
- erste Eingriffsfläche
- 17
- zweite Eingriffsfläche
- 18
- Reibungselemente
- 19
- Reibungselemente
- 20
- Sperrerschraube/Verfahrmittel
- 21
- Außengewinde
- 22
- Kopf
- 23
- Aufnahme
- 24
- umlaufende Nut
- 25
- umlaufender Steg
- 26
- Bohrhilfe-Einheit/zweite Eingriffshilfe-Einheit
- 27
- Aufsatzhülse
- 28
- Bohrführung
- 29
- Ausleger
- 30
- Bohrer-Führungshülse/zweites Führungselement
- 31
- Führungsnut
- 32
- Führungssteg
- 33
- Sperrer/Sperrvorrichtung
- 34
- Schraubhilfe-Einheit
- 35
- Aufsatzhülse
- 36
- Ausleger
- 37
- Schraubführung
- 38
- Schrauben-Führungshülse/erstes Führungselement
- 39
- Führungsnut
- 40
- Knochen
- 41
- geschwächter Bereich
- 42
- Knochensegment
- 43
- Bohrer
- 44
- rückwärtige Wand
- 45
- Knochenschraube
- 46
- Außengewinde
- 47
- Kopf der KnochenschraubeKopf der Knochenschraube
- 48
- Backe
- 49
- Backe
- 50
- Schraubhilfe-Einheit
- 51
- Aufsatzhülse
- 52
- Ausleger
- 53
- Schrauben-Führungshülse/erstes Führungselement
- 54
- Bohrhilfeeinsatz
- 55
- Einschubhülse
- 56
- Halteflügel
- 57
- Halteflügel
- 58
- Sicherheitsdurchführung
- 59
- erstes Sperrstück
- 60
- Auflagestück/Aufsatzstück
- 61
- erste Backe
- 62
- Auflagefläche
- 63
- Haltedorn
- 64
- zweites Sperrstück
- 65
- Schraubhilfe-Einsatz
- 66
- Backe
Claims (12)
- Distraktionssystem, umfassend eine Sperrvorrichtung (
33 ) mit a) einem eine erste Backe (1 ) und ein inneres Element aufweisenden ersten Sperrstück (3 ), wobei sich eine erste Eingriffsfläche (16 ) der ersten Backe (1 ) senkrecht zur Längsachse des inneren Elements erstreckt, b) einem eine zweite Backe (7 ) und eine Außenhülse (8 ) aufweisenden zweiten Sperrstück (6 ), wobei sich eine zweite Eingriffsfläche (17 ) der zweiten Backe (7 ) senkrecht zur Längsachse der Außenhülse (8 ) erstreckt und die beiden Sperrstücke (3 ,6 ) durch Einschieben des inneren Elements in die Außenhülse (8 ) miteinander verbindbar sind, und c) Verfahrmitteln (20 ) zum kontrollierten Verfahren des ersten Sperrstückes (3 ) relativ zum zweiten Sperrstück (6 ) in Richtung der Längsachse des inneren Elements, gekennzeichnet durch d) eine Innenhülse (2 ) als inneres Element, e) eine zur Fixierung distrahierter Knochenteile dienende Knochenschraube (45 ) und f) eine an der Außenhülse (8 ) der Sperrvorrichtung (33 ) anordbare erste Eingriffshilfe-Einheit mit einem zur Führung der Knochenschraube dienenden ersten Führungselement (38 ,53 ). - Distraktionssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Eingriffshilfe-Einheit an der Außenhülse (
8 ) der Sperrvorrichtung (33 ) dauerhaft fixiert ist. - Distraktionssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Eingriffshilfe-Einheit lösbar und auf die Außenhülse (
8 ) der Sperrvorrichtung (33 ) aufsteckbar ist. - Distraktionssystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Eingriffshilfe-Einheit verdrehsicher auf die Außenhülse (
8 ) aufsetzbar ist. - Distraktionssystem nach Anspruch 3 oder 4, gekennzeichnet durch eine zweite, lösbare und auf die Außenhülse (
8 ) der Sperrvorrichtung (33 ) aufsteckbare Eingriffshilfe-Einheit (26 ) mit einem vom ersten Führungselement (38 ,53 ) unterschiedlichen zweiten Führungselement (30 ). - Distraktionssystem nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Eingriffshilfe-Einheit (
26 ) verdrehsicher auf die Außenhülse (8 ) aufsetzbar ist. - Distraktionssystem nach einem der Ansprüche 2 bis 4, gekennzeichnet durch einen Bohrhilfeeinsatz (
54 ), wobei der Bohrhilfeeinsatz (54 ) mit einer einen Durchgang aufweisenden Einschubhülse (55 ) in das erste Führungselement (38 ,53 ) einsteckbar ist. - Distraktionssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei den ineinander greifenden Sperrstücken (
3 ,6 ) die Außenhülse (8 ) verdrehsicher relativ zur Innenhülse (2 ) ist. - Distraktionssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Verfahrmittel (
20 ) eine in ein Innengewinde (4 ) der Innenhülse (2 ) eingreifende und die Außenhülse (8 ) mitführende Schraube umfassen. - Distraktionssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Backe (
1 ) und/oder die zweite Backe (7 ) jeweils zwei Backenendstücke (10 bis13 ) mit einem freien Zwischenraum (14 ,15 ) zwischen den Backenendstücken (10 bis13 ) aufweisen. - Distraktionssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Knochenschraube (
45 ) aus einem vom menschlichen Körper resorbierbaren Material besteht. - Distraktionssystem nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Sperrstück (
59 ) ein Aufsatzstück (60 ) mit einer sich senkrecht oder mit einem Winkel größer als 90° von der ersten Backe (61 ) erstreckenden Auflagefläche (62 ) aufweist.
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