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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur zumindest abschnittsweisen Sicherung zumindest einer Elektrodenzuleitung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Bei der Implantierung eines Herzschrittmachers werden regelmäßig ein oder mehrere Elektrodenzuleitungen zum Herzen vorgeschoben und dort positioniert. Diese stellen die Verbindung zwischen dem Herzen und dem eigentlichen Herzschrittmacher dar. Dabei werden die Elektrodenzuleitungen meistens in die Vena Cephalica oder in die Vena Subclavia eingebracht. Die Länge dieser Elektrodenzuleitungen ist genormt, und beträgt beispielsweise nach derzeitigem Stand 52 cm für atriale und 58 cm für ventrikuläre Elektrodenzuleitungen. Des Weiteren unterliegen auch die Gehäuse der Schrittmacher einer Normung.
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Die Elektrodenzuleitungen verschwinden unterschiedlich weit in der Körpervene, wobei die Länge des überschüssigen, nicht in der Körpervene verschwindenden, Längenanteils der Elektrodenzuleitung abhängig ist, von der Größe bzw. den Abmessungen des Patienten. Meistens verbleiben ca. 15 bis 20 cm überschüssiger Längenanteil der Elektrodenzuleitung zwischen dem Herzschrittmachergehäuse und dem Eintritt in die Vene.
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Nach Verbindung der Elektrodenzuleitung mit dem Herzschrittmacher wird der überschüssige Längenanteil der Elektrodenzuleitung meistens zusammengewickelt. Es wird gewöhnlich versucht diese zusammengewickelte überschüssige Elektrodenzuleitung unter dem Herzschrittmachergehäuse zu platzieren, welches häufig in einer Hauttasche oder unterhalb des Brustmuskels eingebracht wird. Die aufgewickelte überschüssige Elektrodenzuleitung soll anschließend in einer festen bindegewebsartigen Tasche verwachsen.
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Die Batterien des Herzschrittsmachers erlahmen jedoch nach durchschnittlich fünf bis sieben Jahren, infolge dessen eine erneute Operation notwendig wird. Dazu muss der Herzschrittmacher und die aufgewickelte überschüssige Elektrodenzuleitung frei präpariert werden.
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Die Elektrodenzuleitungen sind von einem silikonartigen Material umgeben, wodurch unter anderem eine Isolation bewirkt wird. Wird diese silikonartige Ummantelung beim Freipräparieren des Herzschrittmachers und der Elektrodenzuleitungen beispielsweise durch das Skalpell verletzt, dann kann beispielsweise durch das Eindringen von Flüssigkeit in die Elektrodenzuleitung ein Kurzschluss entstehen. Derartige Verletzungen treten häufig im Rahmen des Freipräparierens auf, weil die Elektrodenzuleitungen häufig im Narbengewebe stark verwachsen sind. Infolge dessen muss dann die Elektrodenzuleitung ausgetauscht werden.
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Dadurch treten erhebliche Nachteile sowohl finanzieller Art für den Operateur als auch für den Patienten auf. Eine neue Elektrodenzuleitung muss nämlich finanziert werden, und dem Patienten entstehen erhebliche Unannehmlichkeiten durch den Austausch der Elektrodenzuleitung, wodurch der Eintritt in die Vene erneut geöffnet werden muss und auch die bereits im Herzen verankerte Elektrodenzuleitung – den Herzmuskel meistens verletzend – wieder entfernt werden muss. Beim kompletten Austausch einer Elektrodenzuleitung hat auch der Operateur durch diesen Austausch erheblichen zusätzlichen Aufwand.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher eine neue Vorrichtung zur zumindest abschnittsweisen Sicherung zumindest einer Elektrodenzuleitung vorzuschlagen, welche die genannten Nachteile vermeidet.
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Diese Aufgabe wird durch die vorliegende Erfindung nach der Lehre des Hauptanspruchs gelöst.
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Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch eine Vorrichtung zur zumindest abschnittsweisen Sicherung zumindest einer Elektrodenzuleitung gelöst, wobei die Elektrodenzuleitung an ihrem einen Ende mit dem Herzen verbindbar ist, und wobei die Elektrodenzuleitung mit ihrem anderen Ende mit einem die Elektrodenzuleitung ansteuernden Herzschrittmacher verbindbar ist, und wobei die Elektrodenzuleitung einen überschüssigen Längenanteil aufweist, und wobei die Vorrichtung als eine Hülle ausgebildet ist, welche das Gehäuse des Herzschrittsmachers zumindest teilweise einhüllt, und wobei durch die Einhüllung zwischen der Hülle und dem korrespondierenden Bereich des Gehäuses des Herzschrittmachers ein Zwischenraum entsteht, in welchem der überschüssige Längenanteil der Elektrodenzuleitung aufgenommen werden kann.
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Die beabsichtigte Sicherung soll dabei derart erfolgen, dass der überschüssige Längenanteil der Elektrodenzuleitung einerseits örtlich fixiert wird und andererseits gegen Verletzungen, wie oben beschrieben, geschützt wird.
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Durch Schaffung des schützenden Zwischenraums zwischen der Hülle und dem korrespondierenden Bereich des Gehäuses des Herzschrittmachers kann bei den erwähnten Operationen zum Austausch des Herzschrittmachers der überschüssige Längenanteil der Elektrodenzuleitung wirksam vor Beschädigung beim Freipräparieren des Herzschrittmachers geschützt werden. Dadurch wird es vermieden, die Elektrodenzuleitung im Rahmen dieser Operation austauschen zu müssen. Dadurch werden Kosten, Aufwand und Unannehmlichkeiten vermieden.
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Die Hülle ist dabei insbesondere aus einem Material gefertigt, welches dem Skalpell widerstehen kann. Vorzugsweise ist die Hülle aus einem metallartigen Material gefertigt, um Verwachsungen des Materials mit dem umgebenden Bindegewebe und somit klinische Komplikationen zu verhindern.
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Die Verwendung von gewebeverträglichem Material ist problematisch, weil dieses ein Einwachsen in den Körper fördert. Dadurch würden schwere Verwachsungen auftreten, die die Freipräparation in einer Folgeoperation erschweren würden.
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In diesem Zusammenhang ist es auch weiterhin vorteilhaft, dass die Hülle mit dem Herzschrittmachergehäuse eine Einheit bildet, wodurch letztlich nur ein Fremdkörper in den menschlichen Körper implantiert werden muss. Wenn der überschüssige Längenanteil der Elektrodenzuleitung von einer separaten Vorrichtung aufgenommen werden würde, müssten nämlich schon zwei Fremdkörper in den menschlichen Körper implantiert werden.
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Durch Vorsehen der teilweisen Einhüllung des Herzschrittmachergehäuses und dem schützenden Zwischenraum dazwischen wird der überschüssige Längenanteil der Elektrodenzuleitung vollflächig gesichert und beschützt. Kein Abschnitt des überschüssigen Längenanteils der Elektrodenzuleitung tritt mit menschlichem Gewebe in Kontakt. Dadurch erleichtert sich einerseits eine Operation bezüglich der Implantation und auch bezüglich des Freipräparierens und andererseits wird dadurch die Sicherung und der Schutz des überschüssigen Längenanteils begünstigt.
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Des Weiteren ist es aus medizinischer Sicht auch nicht erwünscht, dass sich bei einem theoretischen Längenwachstum des Patienten die Elektrodenzuleitung aus dem Puffer des überschüssigen Längenanteils der Elektrodenzuleitung selbsttätig verlängert. Dabei kann nämlich das sogenannte „Twiddlersyndrom” auftreten, wodurch durch Selbstdrehung des Herzschrittmachers und Herausziehen der Elektrodenzuleitung die Funktion des Herzschrittmachers zerstört wird, da dieser durch Herausziehen der Elektrodenzuleitung aus dem Herzmuskelgewebe den Kontakt mit diesem verliert. Eine selbsttätige automatische Verlängerung der Elektrodenzuleitung ist somit unbedingt zu unterbinden. Ein Verzicht auf eine Sicherung der Elektrodenzuleitung, die ein Verrutschen verhindert, gilt als Kunstfehler.
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Ein weiterer Vorteil der beschriebenen Vorrichtung ist es, dass diese an ein genormtes Schrittmachergehäuse höchst flexibel anpassbar ist und durch beispielsweise die Wahl der Hüllenform an nahezu jede Herzschrittmachergehäuseform anpassbar ist.
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Die Erfindung kann unter anderem beispielsweise zusammen mit Herzschrittmachern, Defibrillatoren oder auch Neurostimulationssystemen, die der Behandlung von Schmerzpatienten dienen, benutzt werden.
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Bei einer vorteilhaften Ausführungsform hüllt die Hülle das Gehäuse des Herzschrittmachers einseitig ein, wobei die Hülle bündig mit dem Gehäuse des Herzschrittmachers verbindbar ist.
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Dadurch lässt sich einerseits die Hülle besonders einfach herstellen, ist einfach zu befestigen und bildet mit dem Herzschrittmachergehäuse eine einfach handhabbare Einheit.
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Durch die bündige Verbindung kann die Gefahr eines Lösens der Verbindung und die Gefahr der Verletzung des umgebenden Gewebes verringert werden.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist die Hülle an das Gehäuse des Herzschrittmachers anflanschbar. Dadurch lässt sich ein besonders einfacher Befestigungsmechanismus vorsehen, welcher darüber hinaus noch einen Zugewinn der Dichte der Verbindung bietet.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform kann die Hülle durch eine ihr innewohnende Spannkraft am Gehäuse de Herzschrittmachers gehalten werden.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform kann die Hülle durch eine hintergreifende Befestigung an zumindest einem korrespondierenden Ansatz am Gehäuse des Herzschrittmachers gehalten werden. Dadurch lässt sich die Hülle, welche beispielsweise aus Metall gefertigt ist, einfach durch Aufklicken am Herzschrittmachergehäuse befestigen.
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Kombiniert mit einer der Hülle innewohnenden Spannkraft kann diese Befestigung noch weiter verfestigt werden.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform hüllt die Hülle das Gehäuse des Herzschrittmachers vollständig taschenartig ein. Dadurch kann nahezu auf einen Befestigungsmechanismus der Hülle am Gehäuse des Herzschrittmachers verzichtet werden, weil das Herzschrittmachergehäuse zusammen mit dem überschüssigen Längenanteil der Elektrodenzuleitung in die taschenartige Hülle eingebracht werden kann.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform korrespondieren die Umrissformen der Hülle und des Gehäuses des Herzschrittmachers miteinander. Dadurch kann die Anpassbarkeit der Hülle an genormte Schrittmachergehäuseformen und die Abdichtung der Verbindung weiter verbessert werden.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird die Hülle aus einem flexiblen Material gebildet. Dadurch lässt sich die Hülle beispielsweise mit einer Spannkraft versehen und des Weiteren lässt sich eine flexible Hülle einfacher handhaben und ist bei der Befestigung an einem Herzschrittmachergehäuse flexibler.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist an der Hülle im Zwischenraum zwischen der Hülle und dem korrespondierenden Bereich des Gehäuses des Herzschrittmachers eine Aufwickelvorrichtung zur Aufwicklung des überschüssigen Längenanteils der Elektrodenzuleitung befestigt. Dadurch kann der Operateur zunächst den überschüssigen Längenanteil der Elektrodenzuleitung auf die Aufwickelvorrichtung aufwickeln, welche bereits an der Hülle befestigt ist und dann die Hülle zusammen mit dem auf der Aufwickelvorrichtung aufgewickelten überschüssigen Längenanteil der Elektrodenzuleitung mit dem Gehäuse des Herzschrittmachers verbinden. Dadurch ergibt sich eine besonders einfache Handhabung.
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Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist die Aufwickelvorrichtung drehbar an der Hülle befestigt.
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Die Aufwickelvorrichtung kann bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform in Form einer Kabelrolle ausgeführt sein.
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Einige Ausführungsformen der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden nachfolgend beispielhaft erläutert.
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Es zeigen
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1 ein schematisiertes Herzschrittmachergehäuse mit angelegter Elektrodenzuleitung;
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2 ein schematisiertes Herzschrittmachergehäuse mit Hülle und aufgewickelter Elektrodenzuleitung im Querschnitt gemäß einer ersten Ausführungsform der Erfindung;
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3 ein schematisiertes Herzschrittmachergehäuse mit Hülle und auf einer Aufwickelvorrichtung aufgewickelter Elektrodenzuleitung im Querschnitt gemäß einer zweiten Ausführungsform der Erfindung.
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1 zeigt ein Herzschrittmachergehäuse 1, aus welchem eine Elektrodenzuleitung 2 heraustritt und in Kreisen aufgewickelt am Herzschrittmachergehäuse 1 angelegt ist. Das dem Herzen zugewandte Ende der Elektrodenzuleitung verläuft in der gleichen Richtung wie das aus dem Herzschrittmachergehäuse 1 austretende Ende der Elektrodenzuleitung. In etwa in dieser Konfiguration wurde bisher das Herzschrittmachergehäuse 1 mit aufgewickeltem überschüssigen Längenanteil der Elektrodenzuleitung 2 implantiert. Der aufgewickelte überschüssige Längenanteil der Elektrodenzuleitung 2 liegt hier schutzlos am Schrittmachergehäuse 1 an und berührt nach Implantation das umliegende Gewebe, um im weiteren Heilungsverlauf damit zu verwachsen.
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2 zeigt ein Herzschrittmachergehäuse 1 mit Elektrodenzuleitungsaustritt 3 sowie aufgewickelter überschüssiger Elektrodenzuleitung 2 und einer Hülle 4. Die Hülle 4 ist hier bündig an den Stellen A mit dem Herzschrittmachergehäuse 1 verbunden. Somit ergibt sich ein nahtloser Übergang, um einerseits die Verbindung abzudichten und andererseits eine Verwachsung der Elektrodenzuleitung mit dem umliegenden Gewebe zu verhindern.
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Die aufgewickelte überschüssige Elektrodenzuleitung 2 befindet sich lose aufgewickelt im Zwischenraum 5 zwischen der Hülle 4 und dem korrespondierenden Bereich 6 des Herzschrittmachergehäuses 1.
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Nach Außen hin ist die aufgewickelte überschüssige Elektrodenzuleitung 2 also auf der einen Seite durch den korrespondierenden Bereich 6 des Herzschrittmachers des Herzschrittmachergehäuses und auf der anderen Seiten durch die Hülle 4 umliegend geschützt. Somit ist die überschüssige Elektrodenzuleitung 2 bei einem nachträglichen Freipräparieren, wenn das Gesamtgebilde bereits eingewachsen war, vor einem Skalpell geschützt.
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3 zeigt eine ähnliche Ausführungsform wie 2, jedoch ist die überschüssige Elektrodenzuleitung 2 hier auf einer Aufwickelvorrichtung 7 aufgewickelt. Die Aufwickelvorrichtung 7 ist vermittels einer Achse 8 mit der Hülle 4 drehbar verbunden. Bei der Aufwickelvorrichtung 7 handelt es sich hier um eine Kabelrolle.