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Die Erfindung betrifft allgemein das technische Gebiet der Telekommunikation. Spezieller betrifft die Erfindung das Bereitstellen eines zusammenfassenden Kommunikationskanals in einem Telekommunikationssystem mit mehreren Teilnehmern, wobei mehr als einer der Teilnehmer berechtigt ist, Funksprüche zu senden, die auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal wiedergegeben werden sollen. Derartige Telekommunikationssysteme können beispielsweise Systeme sein, die von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS, z. B. Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz, Rettungsdienste) eingesetzt werden.
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Die Nutzung eines nichtöffentlichen Funkdienstes ist ein wichtiges Hilfsmittel bei BOS-Einsätzen. Die Einsatzkräfte kommunizieren ortsunabhängig mit einer Einsatzzentrale sowie miteinander. Zwar wird ein Einsatz in der Regel von der Einsatzzentrale – in der ihrerseits ein ganzer Führungsstab arbeitet – geführt. Es sollen jedoch alle Teilnehmer sowohl in der Einsatzzentrale als auch bei den Einsatzkräften laufend über das allgemeine Einsatzgeschehen informiert werden, so dass Notrufe oder andere wichtige Meldungen schnell verbreitet werden können. Diese umfassende gegenseitige Information, die auch als ”Leben in der Lage” bezeichnet wird, ist insbesondere bei polizeilichen Einsätzen eine wichtige Forderung.
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In Deutschland wird für BOS-Aufgaben gegenwärtig ein analoges Funksystem verwendet, das in der Regel nur einen einzigen Sprechfunkkanal in jedem Funkbereich (z. B. jedem Landkreis) bereitstellt. Alle Funksprüche sowohl der Einsatzkräfte als auch der Einsatzzentrale werden über diesen Kanal abgewickelt. Dies hat den Vorteil, dass alle Beteiligten über das laufende Geschehen stets umfassend informiert werden, aber auch den Nachteil, dass in Zeiten hohen Funkaufkommens der Kanal entsprechend stark benutzt oder sogar überlastet ist. Wichtige Funksprüche können dann nicht immer sofort abgesetzt werden, weil der Sprecher warten muss, bis der Kanal frei ist. Wenn zwei Personen gleichzeitig sprechen, wird keiner der beiden Funksprüche verstanden, und beide Funksprüche müssen wiederholt werden.
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Digitale BOS-Funksysteme werden bereits in mehreren Ländern eingesetzt. In Deutschland ist der flächendeckende Einsatz vorgesehen. Für solche Systeme sind die Standards TETRA (Terrestrial Trunked Radio), Tetrapol und BOS-GSM entwickelt worden, die auf zellulären Mobilfunktechniken ähnlich denen des GSM-Netzes beruhen.
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Allgemein sind digitale Systeme erheblich leistungsfähiger und flexibler als die bisherigen analogen Systeme. So können beispielsweise hunderte von Gesprächen gleichzeitig geführt werden, wobei sowohl Punk-zu-Punkt-Verbindungen als auch als Konferenzgespräche innerhalb statisch oder dynamisch definierter Gruppen sowie Rundspruch-Sendungen (Broadcast-Sendungen) an alle Teilnehmer möglich sind. Bei einer gruppenbezogenen Kommunikation besteht für jede Teilnehmergruppe ein zusammenfassender Kommunikationskanal, während bei Rundspruch-Sendungen ein einziger zusammenfassender Kommunikationskanal für alle Teilnehmer gebildet wird.
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Auch wenn ein digitales Funksystem die technischen Ressourcen für viele voneinander getrennte Gespräche bereitstellt, ist eine reine Punkt-zu-Punkt-Kommunikation in der Praxis wenig brauchbar, weil sie die oben genannte Forderung der umfassenden gegenseitigen Information nur unzureichend erfüllt.
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Wenn die Einsatzkräfte dagegen einsatzbezogen in Gruppen kommunizieren, so hat dies den Vorteil einer umfassenden gruppeninternen Kommunikation. Andere Funkgruppen wären jedoch von dem Geschehen in der Lage ausgeschlossen. Die Mitarbeiter in der Einsatzzentrale können zwar die Funksprüche mehrerer Gruppen gleichzeitig hören, aber zu jedem Zeitpunkt nur mit einer Gruppe aktiv kommunizieren. Auch hier besteht das Problem, dass keine gruppenübergreifende Koordination von Funksprüchen erfolgt, so dass bei dem Disponenten gegebenenfalls mehrere Funksprüche aus verschiedenen Gruppen gleichzeitig eintreffen. Missverständnisse oder zumindest häufige Nachfragen wären die Folge.
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Rundspruch-Sendungen (Broadcast-Sendungen) erfüllen die Forderung des ”Lebens in der Lage” am besten, aber bei ihnen treten die gleichen Schwierigkeiten auf, die oben bereits in Zusammenhang mit analogen Systemen erläutert wurden.
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US 2006/0047820 A1 offenbart ein System mit mehreren Push-to-Talk-Geräten, die über ein zelluläres Netz kommunizieren. Ein Push-to-Talk-Gerät kann an mehreren Sitzungen teilnehmen, die von einem Server verwaltet werden. Es wird zwischen Datenfolgen einer Hauptsitzung und Datenfolgen einer untergeordneten Sitzung unterschieden. Die Datenfolgen der untergeordneten Sitzung werden gespeichert und erst dann an einen Benutzer übertragen, wenn die Datenfolgen der Hauptsitzung gesendet worden sind.
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US 2008/0107045 A1 offenbart eine Warteschlange für Voice-over-IP-Nachrichten. Wenn mehrere sich überlagernde Nachrichten empfangen werden, so werden diese getrennt in der Warteschlange gespeichert und nacheinander wiedergegeben.
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US 2003/0053469 A1 offenbart ein System zum Ordnen von Nachrichten mit unterschiedlichen Prioritäten zur Übertragung über einen gemeinsam genutzten Kommunikationskanal. Nachrichten mit hoher Priorität erhalten bevorzugten Zugang zu dem Kanal, während Nachrichten geringer Priorität gemäß einem einheitlichen Regelsatz verzögert auf den Kommunikationskanal ausgegeben werden.
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Die Erfindung hat die Aufgabe, die Kommunikation mehrerer Teilnehmer in einem Telekommunikationssystem mit einem zusammenfassenden Kommunikationskanal zu verbessern. Insbesondere hat die Erfindung die Aufgabe, einen zusammenfassenden Kommunikationskanal bereitzustellen, der sowohl bei geringer als auch bei hoher Kanalauslastung eine erfolgreiche Kommunikation sicherstellt oder zumindest erleichtert.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 beziehungsweise ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 9 sowie durch eine Signalverarbeitungseinrichtung gemäß Anspruch 19, ein Telekommunikationssystem gemäß Anspruch 20 und einen maschinenlesbaren Datenträger mit den Merkmalen des Anspruchs 21 gelöst. Die abhängigen Ansprüche betreffen optionale Merkmale mancher Ausgestaltungen der Erfindung.
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Die Erfindung geht von der Grundidee aus, bei einem Konflikt mehrerer Funksprüche, die auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal wiedergegeben werden sollen, mindestens einen dieser Funksprüche nicht in Echtzeit, sondern gepuffert und zeitversetzt auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal wiederzugeben. Der Zeitversatz wird hierbei so gewählt, dass eine Überlagerung von Funksprüchen auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal vermieden oder zumindest verringert wird. Durch diese Maßnahme wird die Verständlichkeit von Funksprüchen sichergestellt, die sich andernfalls auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal überlagern würden.
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Erfindungsgemäß ist ferner eine Funktionalität zum Bilden mindestens einer Teilnehmerguppe vorgesehen, wobei für diese Gruppe ein gruppenspezifischer Kommunikationskanal vorgesehen ist.
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Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung, wie er in Anspruch 1 definiert ist, werden Funksprüche von Teilnehmern einer Gruppe sowohl – gegebenenfalls verzögert – auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal als auch – in Echtzeit – auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal wiedergegeben. Innerhalb der Gruppe findet somit eine unmittelbare und sofortige Kommunikation statt. Wegen der Wiedergabe in Echtzeit ist eine Überlagerung von gruppeninternen Funksprüchen auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal möglich.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung, wie er in Anspruch 9 definiert ist, werden Funksprüche der Teilnehmer der Teilnehmergruppe auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal wiedergegeben, und Funksprüche zumindest mancher Teilnehmer, die nicht der Teilnehmergruppe angehören, aber keine Funksprüche von Teilnehmern, die der Teilnehmergruppe angehören, werden auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal wiedergegeben.
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In vielen Ausgestaltungen werden gepufferte Funksprüche stets so lange verzögert, dass sie überlagerungsfrei wiedergegeben werden können. Es sind jedoch auch Ausführungsformen vorgesehen, die – insbesondere bei sehr starker Auslastung des zusammenfassenden Kommunikationskanals – eine gewisse Überlagerung zweier Funksprüche zulassen. Alternativ oder zusätzlich kann auch eine zeitliche Kompression von Funksprüchen erfolgen, um die effektive Kapazität des zusammenfassenden Kommunikationskanals zu erhöhen.
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Wenn der zusammenfassende Kommunikationskanal frei ist, werden in manchen Ausgestaltungen Funksprüche in Echtzeit – also ohne eine durch technische Vorgaben des Kommunikationssystems hinausgehende Verzögerung – auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal wiedergegeben. Diese Maßnahme stellt eine möglichst sofortige Kommunikation sicher.
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Die Reihenfolge der Wiedergabe von gepufferten Funksprüchen auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal kann in unterschiedlichen Ausgestaltungen unterschiedlich festgelegt sein. Beispielsweise können die Funksprüche in der Reihenfolge ihres Eingangs wiedergegeben werden. Alternativ oder zusätzlich kann jedem Funkspruch oder manchen der Funksprüche eine Priorität zugeordnet sein, die die Wiedergabereihenfolge bestimmt oder zumindest beeinflusst. Die Priorität kann beispielsweise vom sendenden Teilnehmer angegeben werden oder in Abhängigkeit von Kriterien wie z. B. der Wichtigkeit des Einsatzes oder einer Zuständigkeit bestimmt werden.
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In manchen Ausgestaltungen ist eine Funktionalität zur Kennzeichnung von Funksprüchen als Notrufe vorgesehen. Solche Notrufe werden auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal vorzugsweise stets in Echtzeit wiedergegeben. Eine gegebenenfalls gerade laufende Wiedergabe eines anderen Funkspruchs wird hierbei unterbrochen.
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In unterschiedlichen Ausgestaltungen können auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal beispielsweise die Funksprüche aller Teilnehmer oder die Funksprüche einer Teilnehmergruppe oder die Funksprüche mancher oder aller gruppenexterner Teilnehmer übertragen werden. Somit kann der zusammenfassende Kommunikationskanal entweder der Einsatzleitstelle zugeordnet oder gruppenspezifisch sein. Im letztgenannten Fall können weitere zusammenfassende Kommunikationskanäle für weitere Teilnehmergruppen vorgesehen sein.
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In Ausgestaltungen, bei denen mehrere Teilnehmergruppen vorgesehen sind, können die Teilnehmer beispielsweise einsatzspezifisch und/oder je nach ihrem jeweiligen Aufenthaltsort den Gruppen zugeordnet werden. Beispielsweise können Teilnehmer, deren Aufenthaltsort eine vorbestimmte Entfernung zu einer Teilnehmergruppe unterschreitet, automatisch dieser Teilnehmergruppe zugeschaltet werden. Als ”Entfernung von der Teilnehmergruppe” kann in manchen Ausgestaltungen z. B. der Abstand des neuen Teilnehmers von dem räumlich nächsten Teilnehmer der Gruppe oder der Abstand von einem Gruppenführer oder der Abstand von einem Mittelwert (”Schwerpunkt”) aller Teilnehmer der Gruppe oder der Abstand von einem manuell angegebenen Einsatzort der Gruppe herangezogen werden.
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Der zusammenfassende Kommunikationskanal dient in vielen Ausgestaltungen auch oder ausschließlich zur Information der Einsatzzentrale. Es ist jedoch auch möglich, den zusammenfassenden Kommunikationskanal allen oder manchen Einsatzkräften oder Gruppen von Einsatzkräften zur Verfügung zu stellen. Wenn jedoch die Teilnehmer einer Gruppe neben dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal auch den zusammenfassenden Kommunikationskanal hören, ist es für diese Teilnehmer möglicherweise verwirrend, wenn Funksprüche innerhalb der Gruppe sowohl in Echtzeit als auch verzögert auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal wiedergegeben werden.
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Um dieses Problem zu vermeiden, ist in manchen Ausgestaltungen mindestens ein weiterer zusammenfassender Kommunikationskanal vorgesehen, der sich ähnlich wie der zusammenfassende Kommunikationskanal für die Einsatzleitstelle verhält, aber über den keine Funksprüche von Teilnehmern, die der Teilnehmergruppe angehören, wiedergegeben werden. Funksprüche auf diesem Kanal werden in manchen Ausführungsformen nur kanalintern oder in anderen Ausführungsformen zusätzlich in Bezug auf den gruppenspezifischen Kommunikationskanal entflochten. In manchen Ausgestaltungen ist vorgesehen, dass laufende Funksprüche auf dem weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal unterbrochen oder stummgeschaltet werden, sobald ein Funkspruch auf dem gruppeninternen Kommunikationskanal übertragen wird.
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In manchen Ausgestaltungen überträgt der wertere zusammenfassende Kommunikationskanal außer den gruppeneigenen Funksprüchen alle anderen Funksprüche, die auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal der Einsatzleitstelle gesendet werden. Es können jedoch auch andere Auswahlmechanismen vorgesehen sein. So kann beispielsweise der weitere zusammenfassende Kommunikationskanal nur solche Funksprüche übertragen, die von Teilnehmern in einem bestimmten räumlichen Gebiet stammen. Dieses Gebiet kann beispielsweise durch einen Umkreis um den aktuellen Aufenthaltsort des Teilnehmers oder der Teilnehmer, für den/die der weitere zusammenfassende Kommunikationskanal bestimmt ist, definiert werden.
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In manchen Ausführungsformen wird für je eine Teilnehmergruppe je ein weiterer zusammenfassender Kommunikationskanal erzeugt. Dieses Konzept lässt sich in weiteren Ausgestaltungen immer werter verfeinern, bis hin zu Ausgestaltungen, bei denen für jeden Teilnehmer ein eigener zusammenfassender Kommunikationskanal erzeugt wird, auf dem der Teilnehmer eine individuell erzeugte Aufbereitung aller für ihn relevanten Funksprüche erhält. In technischer Hinsicht ist ein solcher Kanal eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen einer Signalverarbeitungseinrichtung und dem Teilnehmer.
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Manche Ausgestaltungen einer Signalverarbeitungseinrichtung und/oder eines Telekommunikationssystems können ebenfalls mit den hier beschriebenen Merkmalen weitergebildet sein.
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Der maschinenlesbare Datenträger kann in unterschiedlichen Ausführungsformen ein körperliches Medium (z. B. eine CD-ROM oder eine Festplatte oder ein Halbleiterspeicher) oder ein nicht-körperliches Medium (z. B. ein über ein Computernetz oder über eine Luftschnittstelle übermitteltes Signal) sein.
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Weitere Merkmale, Aufgaben und Vorteile der Erfindung gehen aus der folgenden ausführlichen Beschreibung mehrerer Ausführungsbeispiele und Ausführungsalternativen hervor. In den schematischen Zeichnungen zeigen:
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1 ein Blockdiagramm eines Telekommunikationssystems mit einer Einsatzzentrale und angeschlossenen Mobileinheiten nach einem Ausführungsbeispiel der Erfindung,
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2 einen ersten Beispielsablauf in dem Telekommunikationssystem von 1, und
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3 einen zweiten Beispielsablauf in dem Telekommunikationssystem von 1.
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Das in 1 schematisch gezeigte Telekommunikationssystem weist eine zelluläre Netzinstallation 10 auf, die im vorliegenden Ausführungsbeispiel als TETRA- oder Tetrapol- oder BOS-GSM-Installation ausgestaltet ist. In an sich bekannter Weise beinhaltet die Netzinstallation 10 mindestens einen Verwaltungsserver 12 sowie mehrere Basisstationen 14A, 14B, 14C, die im folgenden zusammenfassend als Basisstationen 14x bezeichnet werden. Der TETRA-Standard verwendet die Bezeichnung ”DXT-Server” für den Verwaltungsserver 12 und die Bezeichnung ”Umsetzer” für die Basisstationen 14x.
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Der Verwaltungsserver 12 handhabt z. B. Benutzerrechte und steuert die Verteilung von Signalen an die und von den Basisstationen 14x. Die Basisstationen 14x stellen Luftschnittstellen zur drahtlosen Kommunikation mit Mobileinheiten 16A bis 16F – im folgenden zusammenfassend mit 16x bezeichnet – bereit. Die Mobileinheiten 16x können beispielsweise kompakte Funktelefone oder Einbautelefone für Kraftfahrzeuge sein. Mit jeder Mobileinheit 16x lassen sich Einzelgespräche (Punkt-zu-Punkt-Verbindung), Gruppengespräche (Punkt-zu-Mehrpunkt-Verbindung) und Rundsprüche (Broadcast-Gespräche an alle Teilnehmer) führen. Ferner bestehen Prioritätsstufen, so dass eine Mobileinheit 16x mit ausreichender Priorisierung ein zeitgleich geführtes anderes Gespräch unterbrechen kann.
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Die Netzinstallation 10 ist über Steuerkanäle 18 und Audiokanäle 20 mit einer Einsatzzentrale 22 verbunden. Die Einsatzzentrale 22 weist eine Leitstelle 24 sowie mehrere Bedienrechner 26A, 26B auf. Jeder Bedienrechner 26A, 26B ist mit den zur Koordination von Einsätzen erforderlichen Ein- und Ausgabeelementen ausgestattet, beispielsweise einem Bildschirm 28A, 28B, einer Tastatur 30A, 30B, und einer Sprech-/Hörgarnitur 32A, 32B.
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Die Leitstelle 24 ist als leistungsfähiger Server oder in Form mehrerer miteinander vernetzter Server ausgestaltet. Die Leitstelle 24 ist über eine Steuerschnittstelle 34 mit den Steuerkanälen 18 und über einen geeigneten Umsetzer 30 – beispielsweise einen ISDN/VoIP-Umsetzer – mit den Audiokanälen 20 verbunden.
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Die gerade umrissenen Komponenten der zellulären Netzinstallation 10 und der Einsatzzentrale 22 sind als solche bekannt. Die Erfindung betrifft jedoch die Steuerung der diversen Komponenten und die Signalverarbeitung innerhalb des Systems. Im hier beschriebenen Ausführungsbeispiel dient hierzu eine Signalverarbeitungseinrichtung 38 in der Leitstelle 24. Die Signalverarbeitungseinrichtung 38 kann beispielsweise durch ein Programm implementiert werden, das von einem oder mehreren Prozessoren der Leitstelle 24 ausgeführt wird und das auf an sich bekannte Soft- und Hardwarekomponenten der Leitstelle 24 zugreift. In Ausführungsalternativen können die erfindungsgemäßen Funktionen als Signalverarbeitungseinrichtung 38' in den Bedienrechnern 26A, 26B implementiert sein. Ferner sind Ausführungsformen vorgesehen, bei denen die erfindungsgemäßen Funktionen teils von der Leitstelle 24, teils von den Bedienrechnern 26A, 26B und gegebenenfalls auch von der zellulären Netzinstallation 10 bereitgestellt werden.
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2 zeigt schematisch einen einfachen Beispielsablauf, der das Grundprinzip vieler Ausführungsformen der vorlegenden Erfindung veranschaulicht. Es sind Zeitachsen für die Funksprüche F1, F2, F3 dreier Teilnehmer T1, T2, T3 dargestellt. Die Funksprüche F1, F2, ... werden im folgenden auch zusammenfassend mit Fx bezeichnet, und die Teilnehmer T1, T2, ... werden auch zusammenfassend mit Tx bezeichnet.
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Ferner ist in 2 eine Zeitachse für die Kommunikationsereignisse auf einem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z gezeigt. Der zusammenfassende Kommunikationskanal Z dient zur vollständigen Information der Einsatzzentrale 22 über das Geschehen. Hierzu werden auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z nach einem Life-Ticker-Prinzip alle Funksprüche Fx aller Teilnehmer Tx wiedergegeben. In manchen Ausführungsbeispielen wird der zusammenfassende Kommunikationskanal Z zusätzlich als Rundspruch-Kanal (Broadcast-Kanal) allen Teilnehmern Tx zur Verfügung gestellt.
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Der zusammenfassende Kommunikationskanal Z wird von der Signalverarbeitungseinrichtung 38, 38' (1) generiert. Hierzu wertet die Signalverarbeitungseinrichtung 38, 38' die eingehenden Funksprüche Fx aller Teilnehmer Tx aus. Wenn möglich, wird jeder Funkspruch Fx auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z in Echtzeit – also ohne eine Verzögerung, die über die technischen Erfordernisse der Signalverarbeitung, -komprimierung und -übertragung hinausgeht – wiedergegeben. Dies ist beispielsweise in 2 bei dem Funkspruch F1 der Fall.
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Wenn sich dagegen Funksprüche zweier Teilnehmer zeitlich überlagern – in 2 ist dies bei dem Funkspruch F2 des Teilnehmers T2 und dem Funkspruch F3 des Teilnehmers T3 der Fall –, so werden diese Funksprüche zeitlich entzerrt und nacheinander auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z wiedergegeben. So wird in 2 der Funkspruch F2 auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z in Echtzeit wiedergegeben, während der Funkspruch F3 gepuffert und so lange verzögert wird, dass er unmittelbar oder mit einer gewünschten Pause zur Funkspruchtrennung an den Funkspruch F2 anschließt. Die Signalverarbeitungseinrichtung 38, 38' weist hierzu mindestens einen Puffer (in den Figuren nicht gezeigt) auf, der beispielsweise als Speicherbereich in der Leitstelle 24 und/oder den Bedienrechnern 26A, 26B ausgebildet sein kann.
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Die Pufferung und verzögerte Wiedergabe von Funksprüchen Fx, die sich zeitlich überlappen, stellt sicher, dass das gesamte Kommunikationsgeschehen auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z vollständig und ohne Beeinträchtigung durch sich überlagernde Funksprüche Fx verfolgt werden kann. In manchen Ausgestaltungen kann die Signalverarbeitungseinrichtung 38, 38' Funksprüche zeitlich komprimieren, indem z. B. Sprechpausen verkürzt werden. Geeignete Techniken zur zeitlichen Komprimierung von Sprachsignalen sind als solche bekannt. Der Komprimierungsgrad kann beispielsweise je nach der Auslastung des zusammenfassenden Kommunikationskanals Z dynamisch bestimmt werden. So kann in einem Ausführungsbeispiel die Kompressionsrate zwischen 0%–20% betragen.
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3 zeigt einen ausführlicheren Beispielsablauf, in dem weitere Merkmale von Ausführungsbeispielen der Erfindung dargestellt sind. Bei diesem Beispielsablauf sind fünf Teilnehmer T1 bis T5 gezeigt. Die Teilnehmer T1 bis T3 gehören einer ersten Teilnehmergruppe G1 an, während die Teilnehmer T4 und T5 einer zweiten Teilnehmergruppe G2 angehören. Die Teilnehmergruppen G1, G2 werden im folgenden zusammenfassend mit Gx bezeichnet. Es versteht sich, dass in realen Ausgestaltungen in der Regel mehr als fünf Teilnehmer Tx und mehr als zwei Teilnehmergruppen Gx vorhanden sein werden. Technisch kann jede Teilnehmergruppe Gx beispielsweise als ”virtueller Broadcast” realisiert sein, der nur über eine einzige Basisstation 14x abgewickelt wird.
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In dem Beispielsablauf von 3 setzen die Teilnehmer Tx insgesamt 10 Funksprüche F1–F10 (zusammenfassend Fx) ab. Wieder ist ein zusammenfassender Kommunikationskanal Z vorgesehen, der alle Funksprüche Fx überlappungsfrei wiedergibt. Ferner sind in 3 ein gruppenspezifischer Kommunikationskanal S sowie ein weiterer zusammenfassender Kommunikationskanal W gezeigt. Der gruppenspezifische Kommunikationskanal S dient zur gruppeninternen Kommunikation innerhalb der ersten Teilnehmergruppe G1, während der weitere zusammenfassende Kommunikationskanal W dazu dient, die Teilnehmer T1–T3 der ersten Gruppe G1 an Kommunikationsvorgängen gruppenexterner Teilnehmer (hier T4 und T5) teilnehmen zu lassen. Es versteht sich, dass in vielen Ausgestaltungen auch für die zweite Teilnehmergruppe G2 sowie für weitere Teilnehmergruppen je ein gruppenspezifischer Kommunikationskanal sowie je ein weiterer zusammenfassender Kommunikationskanal vorgesehen sind; diese Kanäle sind in 3 zur Vereinfachung nicht gezeigt.
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In dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal S werden alle Kommunikationsvorgänge von gruppenangehörigen Teilnehmern (hier die Teilnehmer T1–T3) wiedergegeben. So wird beispielsweise in 3 der Funkspruch F1 nicht nur in Echtzeit auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z gesendet, sondern auch auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal S.
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Wie bereits im Zusammenhang mit 2 erläutert, werden Funksprüche, die sich zeitlich überlappen, auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z durch geeignete Verzögerung zeitlich getrennt. Dies ist beispielsweise bei den Funksprüchen F2 und F3 der Fall. Auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal S findet jedoch im hier beschriebenen Ausführungsbeispiel keine derartige Trennung statt. Vielmehr werden alle gruppeninternen Funksprüche stets in Echtzeit auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal S wiedergegeben. Wenn sich Funksprüche zeitlich überlappen, so werden diese einander überlappend wiedergegeben, wie dies auch bei einem gemeinsam genutzten Kommunikationskanal in einem analogen Funksystem der Fall wäre. Dies ist in 3 dadurch dargestellt, dass die Funksprüche F2 und F3 während ihrer Überlappungszeit gleichzeitig auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal S wiedergegeben werden.
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Prinzipiell kann der zusammenfassende Kommunikationskanal Z nicht nur den Bedienrechnern 26A, 26B der Einsatzzentrale 22 zur Verfügung gestellt werden, sondern auch zur Information der Teilnehmer Tx dienen. Wenn jedoch beispielsweise die Teilnehmer T1–T3 der ersten Gruppe G1 neben ihrem gruppenspezifischen Kommunikationskanal S auch den zusammenfassenden Kommunikationskanal Z hören, besteht das Problem, dass beispielsweise der Funkspruch F3 zweimal, und zwar mit einem gewissen Zeitversatz, wiedergegeben wird. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel wird daher für die Teilnehmer T1–T3 der ersten Teilnehmergruppe G1 ein weiterer zusammenfassender Kommunikationskanal W bereitgestellt, der die Teilnehmer T1–T3 spezifisch über gruppenexterne Kommunikationsvorgänge informiert. Die Mobileinheiten 16x der Teilnehmer T1–T3 der ersten Teilnehmergruppe G1 sind so konfiguriert, dass sie über den gruppenspezifischen Kommunikationskanal S kommunizieren und ferner den weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W wiedergeben. Diese Betriebsweise ist unter dem Namen ”Dualwatch” als solche bekannt.
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Die Teilnehmer Tx können den Gruppen Gx beispielsweise einsatzbezogen oder ortsbezogen zugeordnet sein. Beispielsweise kann jeder Landkreis eine eigene Teilnehmergruppe Gx bilden. In unterschiedlichen Ausführungsformen kann nach unterschiedlichen Kriterien bestimmt werden, welche Funksprüche Fx welcher gruppenexterner Teilnehmer Tx über den weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W wiedergegeben werden. Beispielsweise können dies Funksprüche ausgewählter Teilnehmer Tx und/oder Teilnehmergruppen Gx sein.
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In manchen Ausführungsformen wird der aktuelle Standort eines sendenden Teilnehmers Tx ausgewertet, um zu bestimmen, ob ein Funkspruch dieses Teilnehmers Tx auf dem weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W einer anderen Teilnehmergruppe Gx wiedergegeben werden soll. Beispielsweise kann festgelegt sein, dass der weitere zusammenfassende Kommunikationskanal W diejenigen gruppenexternen Funksprüche Fx wiedergeben soll, die aus einem gewissen räumlichen Umkreis um den Standort eines Teilnehmers Tx oder einen Einsatzort stammen. Im Extremfall kann für jeden Teilnehmer Tx ein eigener teilnehmerspezifischer Kommunikationskanal gebildet werden. Ein derartiger teilnehmerspezifischer Kommunikationskanal entspricht einem weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W für eine Teilnehmergruppe, die den Teilnehmer Tx als einziges Mitglied aufweist.
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In dem in 3 gezeigten Beispielsablauf gibt der weitere zusammenfassende Kommunikationskanal W beispielsweise die Funksprüche F4 und F5, die von Teilnehmern T4 und T5 der zweiten Teilnehmergruppe G2 stammen, wieder. Diese Funksprüche F4 und F5 werden auf dem weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W zeitlich entzerrt, ähnlich wie dies auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z der Fall wäre.
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In dem hier gezeigten Ausführungsbeispiel haben gruppeninterne Nachrichten gegenüber gruppenexternen Nachrichten Priorität. Wenn beispielsweise innerhalb der ersten Teilnehmergruppe G1 der Funkspruch F6 gesendet wird, so wird die Wiedergabe des Funkspruchs F5 auf dem weiteren zusammenfassenden Kernmunikationskanal W so lange unterdrückt (stummgeschaltet), wie die Wiedergabe des Funkspruchs F6 auf dem gruppeninternen Kommunikationskanal S dauert. Es werden somit nur der Beginn F5' und das Ende F5'' des Funkspruchs F5 auf dem weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W wiedergegeben. In Ausführungsalternativen kann auch vorgesehen sein, dass die Wiedergabe des Funkspruchs F5 auf dem weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W nach der Unterbrechung durch den Funkspruch F6 wieder von vorne oder wieder mit dem Zeitpunkt der Stummschaltung begonnen wird. Ferner sind Ausgestaltungen möglich, bei denen die Mobileinheiten 16x so konfiguriert sind, dass sie den weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W nur dann wiedergeben, wenn keine Sendeaktivität auf dem gruppeninternen Kommunikationskanal S herrscht.
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Bei den in 3 gezeigten Funksprüchen F4 bis F6 bestimmte sich die Reihenfolge der Wiedergabe auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z nach dem Anfangszeitpunkt der Funksprüche. Es sind jedoch auch Ausgestaltungen vorgesehen, bei denen jedem Funkspruch Fx eine Prioritätsstufe zugewiesen werden kann. Liegen bei solchen Ausgestaltungen zwei oder mehr Funksprüche Fx in dem Puffer des zusammenfassenden Kommunikationskanals Z vor, so wird die Auswahl des nächsten wiederzugebenden Funkspruchs auch oder ausschließlich in Abhängigkeit von der Priorität getroffen. So weist beispielsweise in 3 der Funkspruch F9 eine höhere Priorität als der Funkspruch F8 auf. Da zum Zeitpunkt des Endes der Funkspruchs F7 bereits die Anfänge der beiden Funksprüche F8 und F9 gepuffert sind, wird der Funkspruch F9 auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z zeitlich vor dem Funkspruch F8 wiedergegeben.
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Im Hinblick auf den weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W wird die Funkspruch-Priorität im hier beschriebenen Ausführungsbeispiel ebenfalls ausgewertet, in anderen Ausführungsformen dagegen nicht. Ferner weist das vorliegende Ausführungsbeispiel das Merkmal auf, dass die zeitliche Entzerrung der Funksprüche auf dem weiteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W zusätzlich im Hinblick auf gruppeninterne Funksprüche, die auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal S wiedergegeben werden, erfolgt. So wird beispielsweise in 3 die Wiedergabe des Funkspruchs F9 auf dem werteren zusammenfassenden Kommunikationskanal W so lange verzögert, bis der Funkspruch F7 auf dem gruppenspezifischen Kommunikationskanal S beendet ist.
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In manchen Ausführungsbeispielen ist ferner eine Notruf-Funktionalität vorgesehen, wie sie in 3 am Beispiel des Funkspruchs F10 gezeigt ist. Dieser Funkspruch F10 ist – beispielsweise durch das Betätigen einer Notruftaste an der sendenden Mobileinheit 18.x – als Notruf gekennzeichnet. Notrufe haben im vorliegenden Ausführungsbeispiel absolute Priorität und werden immer in Echtzeit auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z wiedergegeben. Ein gegebenenfalls gerade laufender Funkspruch Fx wird hierbei unterbrochen. So wird beispielsweise in 3 der Funkspruch F8 auf dem zusammenfassenden Kommunikationskanal Z durch den Notruf F10 unterbrochen, so dass vor dem Notruf F10 nur ein erster Teil F8' des Funkspruchs F8 wiedergegeben wird. Der zweite Teil F8'' des Funkspruchs F8 wird nach dem Notruf F10 wiedergegeben. Es versteht sich, dass in manchen Ausgestaltungen auch der gesamte unterbrochene Funkspruch F8 nach dem Notruf F10 wiederholt werden kann, oder dass der Funkspruch F8 für die Zeitdauer des Notrufs F10 stummgeschaltet werden kann.
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Die in der obigen Beschreibung genannten und in den Zeichnungen dargestellten Einzelheiten sollen nicht als Einschränkung des Erfindungsbereichs, sondern als Beispiele einiger Ausführungsformen der Erfindung angesehen werden. Weitere Abwandlungen sind für den Fachmann unmittelbar ersichtlich. So können insbesondere Merkmale der oben beschriebenen Ausführungsformen miteinander kombiniert werden, um weitere Ausgestaltungen der Erfindung zu erhalten. Der Erfindungsbereich soll demgemäß nicht durch die beschriebenen Ausführungsbeispiele, sondern durch die Ansprüche und ihre Äquivalente definiert werden.