-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Funktionalisierung
von Isobutenpolymeren durch Hydroborierung mit einem Boran-Dimethylsulfidkomplex.
-
Hydroxyl-terminierte
Polyisobutene sind wertvolle Polymere, die als solche oder als Zwischenprodukte
für weitere Derivatisierungen vielfach Einsatz finden.
So werden telechele Hydroxyl-terminierte Polyisobutene z. B. zur
Herstellung von Polyurethanen eingesetzt.
-
Die
Herstellung von Hydroxyl-terminierten Polyisobutenen durch Hydroborierung
und anschließende Oxidation ist allgemein bekannt. Das
gängigste und billigste Hydroborierungsreagens ist Boran (bzw.
Diboran), welches meist in Form des Tetrahydrofuran-Komplexes verwendet
wird. Die Hydroborierung der Polyisobutene mit Boranen erfolgt in
der Regel in einem Lösungsmittel mit Donoreigenschaften,
wie THF.
-
Für
selektive Hydroborierungen werden spezielle Hydroborierungsreagenzien,
wie 9-BBN (9-Borabicyclo[3.3.1]nonan) oder Disiamylboran, eingesetzt.
Die anschließende Oxidation wird in der Regel mit alkalischem
Wasserstoffperoxid durchgeführt.
-
Die
Verwendung von Boran bzw. von Borankomplexen mit Donor-Lösungsmitteln,
wie Tetrahydrofuran (THF), als Hydroborierungsreagens ist mit diversen
Problemen verbunden. So ist neben der Giftigkeit von Boran die Gegenwart
von THF im BH3-THF-Komplex bzw. die Verwendung
von THF als Lösungsmittel bei der Hydroborierung problematisch, denn
seine gute Wasserlöslichkeit erschwert die Abtrennung aus
dem Reaktionsprodukt erheblich. Bei der Verwendung von Boran entstehen
außerdem häufig schwerlösliche, hochmolekulare
Trialkylborane, die nicht nur das Arbeiten unter Hochverdünnungsbedingungen
erforderlich machen, sondern zudem noch unter Ausbildung von Präzipitaten
und Ablagerungen und unter Ausbeuteverlust kautschukartig vernetzen
können. Ein weiterer Nachteil ist, dass Boran bzw. die
Borankomplexe mit Donor-Lösungsmitteln in großem
molaren Überschuss, bezogen auf das zu hydroborierende
Polyisobuten, eingesetzt werden müssen, um einen ausreichend
hohen Funktionalisierungsgrad zu erreichen.
-
Spezielle
Hydroborierungsreagenzien, wie 9-BBN oder Disiamylboran, weisen
diese Nachteile zwar nicht auf, sind aber teuer und für
industrielle Maßstäbe nicht geeignet. Außerdem
stellen sie pro Mol Hydroborierungsreagens nur ein Mol Hydroborierungsäquivalent
zur Verfügung.
-
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung war es daher, ein Hydroborierungsreagens
für die Funktionalisierung von Isobutenpolymeren zur Verfügung
zu stellen, welches die Nachteile des Standes der Technik nicht
aufweist. Insbesondere sollte es die Durchführung der Hydroborierung
in einem Lösungsmittel ohne Donoreigenschaften erlauben,
nicht oder zumindest weniger giftig und gut handhabbar sein und in
geringeren Mengen einsetzbar sein als die Hydroborierungsreagenzien
des Standes der Technik.
-
Lösungsmittel
mit Donoreigenschaften sind solche, die im Lösungsmittelmolekül
wenigstens ein Atom mit einem freien Elektronenpaar besitzen, welches
als Brönstedbase fungieren kann. Beispiele für solche
Lösungsmittel sind insbesondere offenkettige und cyclische
Ether, welche üblicherweise bei Hydroborierungsreaktionen
als Lösungsmittel verwendet werden.
-
Überraschenderweise
wurde gefunden, dass ein Komplex aus Boran und Dimethylsulfid (BH3-DMS; BH3·S(CH3)2) all diese Eigenschaften
in sich vereinigt.
-
Die
Aufgabe wird dementsprechend gelöst durch ein Verfahren
zur Funktionalisierung von Isobutenpolymeren, umfassend folgenden
Schritt:
- (i) Hydroborierung eines Isobutenpolymers,
das wenigstens eine terminale Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindung
aufweist, mit einem Boran-Dimethylsulfidkomplex.
-
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung bezeichnet der Begriff ”Boran” in
den Fällen, in denen Boran in nichtkomplexierter Form gemeint
ist, sowohl Boran (BH3) selbst als auch
Boranoligomere, wie Diboran (B2H6), denn wie allgemein bekannt ist, liegt reines
Boran in der Regel als Oligomer, meist als Dimer, vor. Im erfindungsgemäß eingesetzten
Boran-Dimethylsulfidkomplex und auch in Borankomplexen mit Donorlösungsmitteln,
beispielsweise im Boran-THF-Komplex, wie sie im Stand der Technik
eingesetzt werden, ist hingegen mit ”Boran” das
Monomer gemeint.
-
Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung werden die Begriffe ”Isobutenpolymer” und ”Polyisobuten” synonym
verwendet.
-
Aliphatische
C5-C10-Kohlenwasserstoffe
sind acyclische gesättigte oder ungesättigte Kohlenwasserstoff
mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen, beispielsweise Alkane mit 5 bis
10 Kohlenstoffatomen (= C5-C10-Alkane)
oder Alkene mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen (= C5-C10-Alkene), die eine oder mehrere nichtkumulierte
C-C-Doppelbindungen aufweisen Bevorzugt sind hierunter die C5-C10-Alkane.
-
C5-C7-Alkane sind
Alkane mit 5 bis 7 Kohlenstoffatomen, wie Pentan, Hexan, Heptan
und deren Stellungsisomere.
-
C5-C10-Alkane sind
Alkane mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen, wie Pentan, Hexan, Heptan,
Octan, Nonan, Decan und deren Stellungsisomere.
-
C5-C7-Alkene sind
Alkane mit 5 bis 7 Kohlenstoffatomen und 1, 2 oder 3 nichtkumulierten C-C-Doppelbindungen,
wie Pent-1-en, Pent-2-en, 1,3-Pentadien, Hex-1-en, Hex-2-en, Hex-3-en, 1,3-Hexadien,
1,4-Hexadien, 1,5-Hexadien, 2,4-Hexadien, Hept-1-en, Hept-2-en,
Hept-3-en, 1,3-Heptadien, 1,4-Heptadien, 1,5-Heptadien, 1,6-Heptadien, 2,4-Heptadien,
2,5-Heptadien, und deren Stellungsisomere.
-
C5-C10-Alkene sind
Alkene mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen und 1, 2, 4 oder 5 nichtkumulierten C-C-Doppelbindungen.
Beispiele hierfür sind neben den zuvor bei den C5-C7-Alkenen genannten
Verbindungen die Octene, Octadiene, Octatriene, Octatetraene, Nonene,
Nonadiene, Nonatriene, Nonatetraene, Decene, Decadiene, Decatreiene,
Decatetraene, Decapentaene und deren Stellungsisomere.
-
Cycloaliphatische
C5-C10-Kohlenwasserstoffe
sind nichtaromatische cyclische Kohlenwasserstoff mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen,
z. B. Cycloalkane mit 5 bis 10 Kohlenstoffatomen (= C5-C10-Cycloalkane) oder Cycloalkene mit 5 bis
10 Kohlenstoffatomen (= C5-C10-Cycloalkene).
-
C5-C10-Cycloalkane
sind cyclische gesättigte Kohlenwasserstoffe mit 5 bis
10 Kohlenstoffatomen, wie Cyclopentan, Cyclohexan, Cycloheptan,
Cyclooctan, Cyclononan und Cyclodecan.
-
C5-C10-Cycloalkene
sind cyclische nichtaromatische Kohlenwasserstoffe mit 5 bis 10
Kohlenstoffatomen und 1, 2, 3 oder 4 nichtkumulierten Doppelbindungen
im Ringgerüst, wie Cyclopenten, Cyclohexen, Cyclohexadien,
Cyclohepten, Cycloheptadien, Cycloocten, Cyclooctadien, Cyclooctatrien,
Cyclooctatetraen, Cyclononen und Cyclodecen.
-
Aromatische
Kohlenwasserstoffe sind beispielsweise Benzol, Toluol, die Xylole,
Nitrobenzol, Chlorbenzol oder Dichlorbenzol.
-
Der
Boran-Dimethylsulfidkomplex ist bekannt und beispielsweise bei Acros
Organics kommerziell erwerblich. In diesem Komplex liegen Boran und
Dimethylsulfid etwa äquimolar vor (1:1-Komplex). Ein Vorteil
dieses Komplexes ist, dass er bei Raumtemperatur (25°C)
flüssig vorliegt, was seine Dosierung erheblich erleichtert.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Komplex nicht giftig ist und
dass er auch in unpolaren Lösungsmitteln löslich
ist.
-
Verfahren
zur Herstellung des Boran-Dimethylsulfidkomplexes sind bekannt und
beispielsweise von H. Le Deit et al. in Tetrahedron Lett.
32, 24, 1991, 2759–2762 beschrieben.
-
Bei
dem in Schritt (i) eingesetzten Isobutenpolymer handelt es sich
vorzugsweise um ein sogenanntes hochreaktives Polyisobuten. Hochreaktive Polyisobutene
zeichnen sich im Unterschied zu niedrigreaktiven Polyisobutenen
durch einen hohen Gehalt an terminalen Doppelbindungen auf. Unter
hochreaktiven Polyisobutenen werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung
solche Isobutenpolymere verstanden, die einen Gehalt an endständigen
Vinyliden-Doppelbindungen (α-Doppelbindungen) von wenigstens
70 Mol-%, vorzugsweise von wenigstens 80 Mol-% und insbesondere
von wenigstens 85 Mol-%, bezogen auf die Gesamtheit aller Makromoleküle, besitzen.
Terminale Vinylidengruppen weisen die höchste Reaktivität
auf, während weiter im Inneren des Moleküls liegende
Doppelbindungen keine oder auf jeden Fall eine wesentlich geringere
Reaktivität zeigen. Eine hohe Reaktivität ist
jedoch Voraussetzung oder zumindest ein wesentlicher Vorteil für
die Funktionalisierung der Polyisobutene.
-
Als
Vinyliden-Doppelbindungen werden solche bezeichnet, deren Lage im
Makromolekül durch die folgende allgemeine Formel
beschrieben wird, d. h. die
Doppelbindung befindet sich in der Polymerkette in α-Position. ”Polymer” steht
für den um eine Isobuteneinheit verkürzten Polyisobutenrest.
-
Verfahren
zur Herstellung von hochreaktiven Polyisobutenen sind allgemein
bekannt und im Stand der Technik ausführlichst beschrieben.
Nur als Beispiel sei hier die
EP-A-0628575 herausgegriffen.
-
In
einer alternativ bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
werden in Schritt (i) Polyisobutene, die durch lebende kationische
Polymerisation erhältlich sind, eingesetzt. Als lebende
kationische Polymerisation bezeichnet man allgemein die Polymerisation
von kationisch polymerisierbaren Monomeren und insbesondere von
Iso-Olefinen oder Vinylaromaten in Gegenwart von Metall- oder Halbmetallhalogeniden
als Lewis-Säure-Katalysatoren und tert-Alkylhalogeniden,
Benzyl- oder Allylhalogeniden, -estern oder -ethern als Initiatoren,
welche mit der Lewis-Säure ein Carbokation oder einen kationogenen Komplex
bilden. Eine umfassende Übersicht hierzu findet man in
Kennedy/Ivan, "Carbocationic
Macromolecular Engineering", Hauser Publishers 1992. Außerdem
werden geeignete Initiatoren sowie Verfahren zu ihrer Herstellung
und ihre Verwendung bei der lebenden kationischen Polymerisation
von Isobuten beispielsweise in der
WO
02/48215 ,
WO 03/074577 oder
WO 2006/077117 beschrieben.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
werden in Schritt (i) polyfunktionale und insbesondere sogenannte
telechele Isobutenpolymere eingesetzt. Telechele Isobutenpolymere
weisen zwei oder mehr reaktive Endgruppen auf. In das erfindungsgemäße
Verfahren werden selbstverständlich solche telechelen Isobutenpolymere
eingesetzt, bei denen die reaktiven Endgruppen Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen
sind. Telechele Polyisobutene werden in der Regel durch lebende
kationische Polymerisation von Isobuten in Gegenwart eines wenigstens
difunktionellen Initiators (Inifer), wie Di- oder Tricumylchlorid,
hergestellt. Verfahren zur Herstellung von telechelen Polyisobutenen
sind allgemein bekannt und im Stand der Technik ausführlicht
beschrieben. Nur als Beispiel seien hier die
WO 2004/113402 und die
WO 2006/077116 sowie
die darin zitierte Literatur genannt. Alternativ lassen sich telechele
Polyisobutene durch lebende kationische Polymerisation unter Verwendung
eines Inifer-Moleküls herstellen, das selbst über
eine reaktive Doppelbindung verfügt, wie beispielsweise
Allylverbindungen, z. B. Allylchlorid, Methallylchlorid, 2-Chlor-2-methylbut-2-en
oder 2,5-Dichlor-2,5-dimethylhex-3-en, oder Cycloalkenylverbindungen,
z. B. 3-Chlorcyclohexen oder 3-Chlorcyclopenten. Die terminalen
reaktiven Doppelbindungen in den telechelen Isobutenpolymeren können
folglich sowohl aus dem Inifer-Molekül stammen, beispielsweise
wenn eine ethylenisch ungesättigte Verbindung, z. B. eine der
oben genannten Allyl- oder Cycloalkenylverbindungen, als Inifer
eingesetzt wird, als auch aus der Polymerkette selbst, beispielsweise
wenn die lebende Polymerkette durch Hydrolyse und anschließende basische
oder thermische Aufarbeitung oder durch Umsetzung mit einem ungesättigten
Abbruchreagens (z. B. ein Allylsilan oder Butadien) terminiert wird.
-
Die
in Schritt (i) eingesetzten Polyisobutene weisen ein zahlenmittleres
Molekulargewicht (Mn) von vorzugsweise 500
bis 50.000, besonders bevorzugt von 750 bis 20.000 und insbesondere
von 1000 bis 10.000 auf.
-
Der
Boran-Dimethylsulfidkomplex wird in Schritt (i) in einer wenigstens äquimolaren
Menge, bezogen auf ein Mol der im Polyisobutenmolekül enthaltenen
Doppelbindungen, eingesetzt. Der Boran-Dimethylsulfidkomplex kann
in großem Überschuss eingesetzt werden; einer
der Vorteile der erfindungsgemäßen Verwendung
des Boran-Dimethylsulfidkomplexes besteht jedoch gerade darin, dass es
im Unterschied zu den meisten Hydroborierungsreagenzien des Standes
der Technik nicht zwingend erforderlich ist, einen großen Überschuss
zu verwenden. Vorzugsweise werden daher der Boran-Dimethylsulfidkomplex
und das Isobutenpolymer in Schritt (i) in einer solchen Menge eingesetzt,
dass das Molverhältnis von Boran-Dimethylsulfidkomplex
zu einer Doppelbindung im Isobutenpolymer 2:1 bis 1:1, z. B. 2:1
bis 1,1:1, besonders bevorzugt 1,5:1 bis 1:1, z. B. 1,5:1 bis 1,1:1,
und insbesondere 1,2:1 bis 1:1, z. B. 1,2:1 bis 1,1:1, beträgt.
Ist das Isobutenpolymer nicht telechel und enthält somit
nur eine Doppelbindung pro Polymerkette, so werden Boran-Dimethylsulfidkomplex
und Isobutenpolymer in einem Molverhältnis von vorzugsweise
2:1 bis 1:1, z. B. 2:1 bis 1,05:1 oder vorzugsweise 2:1 bis 1,1:1,
besonders bevorzugt 1,5:1 bis 1:1, z. B. 1,5:1 bis 1,05:1 oder vorzugsweise
1,5:1 bis 1,1:1, und insbesondere 1,2:1 bis 1:1, z. B. 1,2:1 bis
1,05:1 oder vorzugsweise 1,2:1 bis 1,1:1, eingesetzt. Ist das Isobutenpolymer
difunktionell telechel, so werden Boran-Dimethylsulfidkomplex und
Isobutenpolymer in einem Molverhältnis von vorzugsweise
4:1 bis 1:1, z. B. 4:1 bis 1,05:1 oder vorzugsweise 4:1 bis 1,1:1,
besonders bevorzugt 3:1 bis 1:1, z. B. 3:1 bis 1,05:1 oder vorzugsweise
3:1 bis 1,1:1, und insbesondere 2,4:1 bis 1:1, z. B. 2,4:1 bis 1,05:1
oder vorzugsweise 2,4:1 bis 1,1:1, eingesetzt. Ist das Isobutenpolymer
trifunktionell telechel, so werden Boran-Dimethylsulfidkomplex und
Isobutenpolymer in einem Molverhältnis von vorzugsweise 6:1
bis 1:1, z. B. 6:1 bis 1,05:1 oder vorzugsweise 6:1 bis 1,1:1, besonders
bevorzugt 4,5:1 bis 1:1, z. B. 4,5:1 bis 1,05:1 oder vorzugsweise
4,5:1 bis 1,1:1, und insbesondere 3,6:1 bis 1:1, z. B. 3,6:1 bis
1,05:1 oder vorzugsweise 3,6:1 bis 1,1:1, eingesetzt, etc.
-
Die
Hydroborierung (i) wird üblicherweise in einem Lösungsmittel
durchgeführt. Geeignete Lösungsmittel sind die üblichen,
in den Polyisobutenhydroborierungsreaktionen des Standes der Technik eingesetzten
acyclischen Ether, wie Diethylether, Methyl-tert-butylether, Dimethoxyethan,
Diethylenglykoldimethylether oder Triethylenglykoldimethylether,
oder cyclischen Ether, wie Tetrahydrofuran oder Dioxan.
-
Einer
der Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht jedoch gerade darin, dass die Hydroborierung nicht in einem
Lösungsmittel mit Donoreigenschaften, wie die o. g. Ether,
die die Aufarbeitung des Reaktionsgemischs problematisch gestalten,
durchgeführt werden muss. Vorzugsweise wird die Hydroborierung
in Schritt (i) daher in wenigstens einem Lösungsmittel
durchgeführt, das ausgewählt ist unter aliphatischen
C5-C10-Kohlenwasserstoffen, wie
C5-C10-Alkane, z.
B. Pentan, Hexan, Heptan, Octan, Nonan oder Decan oder deren Stellungsisomere,
cycloaliphatischen C5-C10-Kohlenwasserstoffen, wie
C5-C10-Cycloalkane,
z. B. Cyclopentan, Cyclohexan oder Cyclooctan, aromatischen Kohlenwasserstoffen,
wie Benzol, Toluol, die Xylole, Nitrobenzol oder Chlorbenzol, und
Gemischen davon. Bevorzugt sind hierunter C5-C10-Alkane, z. B. Pentan, Hexan, Heptan, Octan,
Nonan oder Decan oder deren Stellungsisomere, und insbesondere C5-C7-Alkane, wie Pentan,
Hexan oder Heptan. Geeignet sind auch Gemische der vorgenannten
Lösungsmittel.
-
Die
Reaktionstemperatur der Hydroborierung wird u. a. von der Reaktivität
des Polyisobutens bestimmt und liegt normalerweise zwischen dem Schmelz-
und Siedepunkt des Reaktionsgemisches. Vorzugsweise wird die Hydroborierung
vorzugsweise bei einer Temperatur von 0 bis 60°C, besonders
bevorzugt von 0 bis 40°C, stärker bevorzugt von
0 bis 30°C und insbesondere von 0 bis 25°C durchgeführt.
-
Die
Durchführung des Hydroborierungsschrittes (i) kann gemäß gängigen
Hydroborierungsverfahren, wie sie beispielsweise in J. March,
Advanced Organic Chemistry, 4. Auflage, John Wiley & Sons, S. 783–789 oder
in Organikum, 22 Auflage, Wiley-VCH, S. 308–310 sowie
in der darin zitierten Literatur beschrieben sind, erfolgen.
-
Geeigneterweise
erfolgt die Hydroborierung unter im Wesentlichen wasserfreien Bedingungen,
d. h. Reaktanden und Lösungsmittel müssen im Wesentlichen
wasserfrei eingesetzt werden. ”Im Wesentlichen wasserfrei” bedeutet,
dass die Edukte bzw. das Lösungsmittel höchsten
2 Gew.-%, bevorzugt höchstens 1 Gew.-%, besonders bevorzugt höchstens
0,5 Gew.-% und insbesondere höchstens 0,3 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht des jeweiligen Edukts bzw. des Lösungsmittels,
enthält.
-
Außerdem
erfolgt die Hydroborierung vorzugsweise unter Inertgas, beispielsweise
in einer Stickstoff- oder Argonatmosphäre.
-
Die
Umsetzung kann absatzweise (batch), in semikontinuierlicher oder
in kontinuierlicher Fahrweise erfolgen.
-
Bei
der absatzweisen Umsetzung ist die Reihenfolge der Zugabe der Reaktanden
nicht kritisch. So kann das Polyisobuten, vorzugsweise in wenigstens
einem Lösungsmittel gelöst/dispergiert, vorgelegt
und mit dem Boran-Dimethylsulfidkomplex auf ein Mal oder bevorzugt
sukzessive versetzt werden. Umgekehrt kann der Boran-Dimethylsulfidkomplex, vorzugsweise
in wenigstens einem Lösungsmittel gelöst/dispergiert,
vorgelegt und mit dem Polyisobuten auf ein Mal oder bevorzugt sukzessive
versetzt werden. Letztere Vorgehensweise ist etwas stärker
bevorzugt. Alternativ können aber auch beide Reaktanden,
vorzugsweise in einem Lösungsmittel gelöst/dispergiert,
gleichzeitig in das Reaktionsgefäß gegeben werden.
-
Die
Reaktionsdauer hängt von diversen Faktoren, wie Ansatzgröße,
Reaktionstemperatur, Geschwindigkeit der Zugabe der Reaktanden etc.,
ab und kann vom Fachmann im Einzelfall bestimmt werden, beispielsweise
durch einfache Vorversuche.
-
Nach
beendeter Hydroborierung wird das Reaktionsprodukt (hydroboriertes
Polyisobuten) vorzugsweise nicht isoliert, sondern direkt in das
gewünschte Produkt überführt.
-
Übliche
Folgereaktionen sind
- – die Umsetzung
mit alkalischem Wasserstoffperoxid zu Alkoholen,
- – die Umsetzung mit Hydroxylamin-O-sulfonsäure (NH2OSO3H) zu Aminen,
- – die Umsetzung mit wässrigem Ammoniak/Natriumhypochlorit
zu Aminen,
- – die Umsetzung mit Brom in alkalischer Lösung zu
Bromiden,
- – die Umsetzung mit CO zu Alkoholen und Ketonen,
- – die Oxidation mit Chromsäure oder Pyridiniumchlorochromat
zu Ketonen, etc.
-
Diese
Folgeumsetzungen sind allgemein bekannt und beispielsweise in J.
March, Advanced Organic Chemistry, 4. Auflage, John Wiley & Sons, S. 783–789 oder
in Organikum, 22 Auflage, Wiley-VCH, S. 308–310 sowie
in der darin zitierten Literatur beschrieben.
-
Vorzugsweise
wird das in Schritt (i) erhaltene Hydroborierungsprodukt jedoch
einer Oxidation, vorzugsweise mit alkalischem Wasserstoffperoxid,
unterworfen. Dabei erhält man einen Alkohol, der vorzugsweise
formal dem anti-Markovnikov-Additionsprodukt von Wasser an das ungesättigte
Isobutenpolymer entspricht.
-
Dementsprechend
umfasst das erfindungsgemäße Funktionalisierungsverfahren
in einer bevorzugten Ausführungsform weiterhin den folgenden Schritt:
- (ii) Umsetzung des in Schritt (i) erhaltenen
Hydroborierungsprodukts mit wenigstens einem Oxidationsmittel.
-
Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von mit Hydroxygruppen terminierten Isobutenpolymeren, umfassend folgende
Schritte:
- (i) Hydroborierung eines Isobutenpolymers
mit einem Boran-Dimethylsulfidkomplex; und
- (ii) Umsetzung des in Schritt (i) erhaltenen Hydroborierungsprodukts
mit wenigstens einem Oxidationsmittel.
-
Bezüglich
des Schritts (i) wird auf die vorhergehenden Ausführungen
Bezug genommen.
-
Die
nachfolgenden Ausführungen betreffen Schritt (ii) in beiden
erfindungsgemäßen Verfahren.
-
Als
Oxidationsmittel setzt man in Schritt (ii) vorzugsweise alkalisches
Wasserstoffperoxid ein.
-
Vor
dem eigentlichen Oxidationsschritt kann das in Schritt (i) erhaltene
Reaktionsgemisch mit einer protischen Verbindung, wie Wasser, einem C1-C4-Alkanol, wie
Methanol, Ethanol, Propanol, Isopropanol, Butanol, sec-Butanol,
Isobutanol oder tert-Butanol, einem Gemisch wenigstens zwei dieser Alkanole
oder einem Gemisch eines oder mehrerer dieser Alkanole mit Wasser,
versetzt werden, um überschüssiges Hydroborierungsreagens
zu hydrolysieren.
-
Der
Oxidationsschritt (ii) kann gemäß bekannter Verfahren,
wie sie beispielsweise in Organikum, 22 Auflage, Wiley-VCH,
S. 308–310 sowie in der darin zitierten Literatur
beschrieben sind, durchgeführt werden.
-
Hierzu
wird beispielsweise das gegebenenfalls zuvor mit einer protischen
Verbindung versetzte Reaktionsgemisch zuerst mit einer alkalischen
Lösung, beispielsweise mit wässrigem Natrium-
oder Kaliumhydroxid, und anschließend mit wässrigem Wasserstoffperoxid
versetzt.
-
Nach üblicher
Aufarbeitung – beispielsweise Zugabe einer Säure,
vorzugsweise einer Mineralsäure wie HCl, und Extraktion
mit einem mit Wasser nicht oder nicht gut mischbaren organischen
Lösungsmittel, z. B. einem offenkettigen Ether, wie Diethylether oder
Methyl-tert-butylether, oder direkt extraktive Aufarbeitung ohne
vorhergehendes Neutralisieren oder Ansäuern, Trocknen der
organischen Phase und Entfernen des Lösungsmittels – erhält
man das Hydroxyl-terminierte Isobutenpolymer.
-
Die
mit den erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen
Produkte besitzen vergleichbare Eigenschaften wie die Produkte,
die mit den Hydroborierungsverfahren des Standes der Technik erhalten werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren vermeidet aber
die Verwendung von giftigem Boran und von Lösungsmitteln
mit Donoreigenschaften, die die Aufarbeitung des Reaktionsgemischs
problematisch gestalten. Gleichzeitig kann ein deutlich geringerer Überschuss
an Hydroborierungsreagens pro Doppelbindung im Polyisobutenmolekül
eingesetzt werden. Außerdem ist der erfindungsgemäß eingesetzt BH3-DMS-Komplex bei Raumtemperatur flüssig
und daher gut handhabbar und dosierbar.
-
Die
Erfindung wird nun durch die nachfolgenden, nichtlimitierenden Beispiele
veranschaulicht.
-
Beispiele
-
Die
im Rahmen der vorliegenden Erfindung gemachten Angaben zu zahlen-
und gewichtsmittleren Molekulargewichten (Mn,
Mw) beziehen sich auf Werte wie sie mittels
Gelpermeationschromatographie (GPC) ermittelt werden (Polyisobuten-Standards).
-
Die
OH-Zahl wurde gemäß DIN 53176 bestimmt.
-
1. Hydroborierung von Polyisobuten mit
BH3-DMS
-
In
einem 3 l Kolben mit Rührer, Stickstoffzufuhr, Tropftrichter
und Kältebad wurden 19,9 g (0,262 Mol) BH3-DMS-Komplex
in 500 ml n-Heptan (über Molsieb 4A getrocknet) vorgelegt
und unter Stickstoff und Rühren auf 8°C gekühlt.
Unter Rühren wurde dann eine Lösung von 502,43
g Polyisobuten mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht von 2300 g/mol
(0,218 Mol) in 500 ml n-Heptan (über Molsieb 4A getrocknet)
innerhalb von 35 Minuten zugegeben. Nach dem Erwärmen auf
23°C wurde das Reaktionsgemisch noch weitere zwei Stunden
gerührt. Anschließend wurde das Gemisch innerhalb
von 15 Minuten zuerst mit 105 ml Wasser, dann innerhalb von 5 Minuten
mit wässriger Natronlauge (36 g (0,9 Mol) NaOH in 240 ml
Wasser) und schließlich innerhalb von 20 Minuten mit 124
g (1,09 Mol) 30%igem wässrigen Wasserstoffperoxid versetzt
und anschließend zwei Stunden gerührt. Das Gemisch
wurde dreimal mit je 600 ml Wasser gewaschen, und die organische Phase
wurde über Natriumsulfat getrocknet und unter verringertem
Druck vom Lösungsmittel befreit. Man erhielt 442,5 g eines
farblosen, klaren Produkts mit folgenden Eigenschaften:
Zahlenmittleres
Molekulargewicht (Mn): 2297
Gewichtsmittleres
Molekulargewicht (Mw): 4986
Dispersität
(Mw/Mn): 2,17
OH-Zahl:
20 mg KOH/g
-
2. Hydroborierung von Polyisobuten mit
BH3-DMS
-
In
einem 3 l Kolben mit Rührer, Stickstoffzufuhr, Tropftrichter
und Kältebad wurden 24 g (0,316 Mol) BH3-DMS-Komplex
in 500 ml n-Heptan (über Molsieb 4A getrocknet) vorgelegt
und unter Stickstoff und Rühren auf 3°C gekühlt.
Unter Rühren wurde dann eine Lösung von 450 g
Polyisobuten mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht von 2300
g/mol (0,196 Mol) in 500 ml n-Heptan (über Molsieb 4A getrocknet)
innerhalb von 15 Minuten zugegeben. Nach dem Erwärmen auf
23°C wurde das Reaktionsgemisch noch weitere vier Stunden
gerührt. Anschließend wurde das Gemisch innerhalb
von 7 Minuten zuerst mit 95 ml Wasser, dann innerhalb von 5 Minuten
mit wässriger Natronlauge (32 g (0,8 Mol) NaOH in 215 ml
Wasser) und schließlich nach dem Erwärmen auf
49°C innerhalb von 10 Minuten mit 111 g (0,98 Mol) 30%igem
wässrigen Wasserstoffperoxid versetzt und anschließend
zwei Stunden gerührt. Das Gemisch wurde mit Salzsäure
(76,8 g HCl konz. in 200 ml Wasser) versetzt und 30 Minuten gerührt, dann
mit 500 ml tert-Butanol und anschließend nochmals mit Salzsäure
versetzt und dreimal mit je 700 ml Wasser gewaschen. Die organische
Phase wurde über Natriumsulfat getrocknet und unter verringertem Druck
vom Lösungsmittel befreit. Man erhielt 409 g eines farblosen,
leicht trüben Produkts mit folgenden Eigenschaften:
Zahlenmittleres
Molekulargewicht (Mn): 2339
Gewichtsmittleres
Molekulargewicht (Mw): 4878
Dispersität
(Mw/Mn): 2,09
OH-Zahl:
19 mg KOH/g
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- - EP 0628575
A [0026]
- - WO 02/48215 [0027]
- - WO 03/074577 [0027]
- - WO 2006/077117 [0027]
- - WO 2004/113402 [0028]
- - WO 2006/077116 [0028]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - H. Le Deit
et al. in Tetrahedron Lett. 32, 24, 1991, 2759–2762 [0023]
- - Kennedy/Ivan, ”Carbocationic Macromolecular Engineering”,
Hauser Publishers 1992 [0027]
- - J. March, Advanced Organic Chemistry, 4. Auflage, John Wiley & Sons, S. 783–789 [0034]
- - Organikum, 22 Auflage, Wiley-VCH, S. 308–310 [0034]
- - J. March, Advanced Organic Chemistry, 4. Auflage, John Wiley & Sons, S. 783–789 [0042]
- - Organikum, 22 Auflage, Wiley-VCH, S. 308–310 [0042]
- - Organikum, 22 Auflage, Wiley-VCH, S. 308–310 [0050]
- - DIN 53176 [0056]